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Kirgisistan  /  16. Juli 2023

Von Bischkek an den Issykkul-See

Hallo Bischkek!

Wie schon geschrieben waren wir ganz aus dem Häuschen, wie einfach wir den passenden Bus nach Bischkek gefunden haben. Und erstaunlicherweise geht es auch unkompliziert weiter. Der Bus schmeißt uns mitsamt Gepäck vor der Grenze raus, wir passieren diese (für 60 Tage benötigen wir in Kirgisistan kein Visum) und steigen auf der anderen Seite wieder ein. Keine Stunde später fahren wir in Bischkek ein. Natürlich liegt der Bushalt außerhalb der Innenstadt und wir haben weder kirgisisches Geld noch eine neue Simkarte, um uns ein Yandex zu rufen (bei dem wir online zahlen könnten). Daher geht’s erstmal zu Fuß los. Nachdem wir Geld ergattern konnten, stärken wir uns im gegenüberliegenden Café und nutzen direkt das WC sowie das WLAN, um uns ein Yandex zum Hostel zu rufen.

Wakeup Hostel

Das Wakeup Hostel war eine Empfehlung von Roman. Es ist modern, sauber, wir werden nett begrüßt, es gibt eine Wohnküche, zwei Duschen und drei Toiletten. Der einzige Haken – das alles für ca. 30 Personen, die alle in einem Dorm schlafen. Unglaublich aber wahr, die kleinen Schlafkabinen gleichen im Grunde genommen den Kühlkammern im Leichenschauhaus der Pathologie (basierend auf Caros Tatort-Erfahrungen und wie wir wissen liegen die ganz nah an der Realität). Leider sind die Betten nicht ausziehbar, aber es gibt kleine Vorhänge und aufgrund der Klimaanlage hält sich der Fuß- und Körpergeruch in Grenzen. Natürlich hört man immer mal wieder jemanden nachts schnarchen (einmal erinnert das Schnarchen an ein grunzendes Schwein).

Graues Bischkek

Es ist bewölkt und die Sonne lässt sich heute nicht blicken. Wir begeben uns mal wieder auf Simkarte-Mission in einer nahegelegenen Mall. Diese ist schnell erfolgreich abgehakt, wobei Konsti beim Preis noch etwas skeptisch ist, ob wir keinen kirgisischen Handyvertrag für 24 Monate abgeschlossen haben. Wir werden sehen.

Zu Fuß laufen wir planlos durch die Straßen. Es wird viel frisches Obst in Eimern verkauft und wer möchte, kann sich für umgerechnet 10 Cent alle 30 Meter auf eine Körperwaage stellen 😅 und da steht nicht etwa eine Körperwaage mit Münzeinwurf, sondern Kirgis:innen sitzen vor einer Haushaltswaage, die mal mehr und mal weniger schön ist und einem handgemaltem Preisschild. Was es ebenfalls an jeder Ecke gibt, sind Kwas-Verkäuferinnen, die unter einem roten Sonnenschirm sitzen und aus großen Fässern gekühlten Kwas in drei Geschmacksrichtungen verkaufen. Das zu einem sehr günstigen Preis, entweder im Becher oder direkt in Literflaschen.

Trotz des Angebots an jeder Straßenecke scheint sich das Geschäft zu lohnen, es ist immer viel los und die Stände werden gut besucht.

Sowjet-Feelings

Der Innenstadtkern erinnert sehr an die Sowjetzeit von Kirgistan, große graue Bauten, viel Beton und zahlreiche Statuen laufen uns über den Weg. Und wenn zwischen den Bauten mal etwas Freifläche ist, befinden sich meistens großzügig angelegte Brunnen und farbenfrohe und sehr akkurat angelegte Blumenbeete dazwischen. Das Wetter passt heute ganz hervorragend zu diesem Gesamtbild. Entlang der „Hauptstraße“ namens Tschui Prospekt (oder Chuy Avenue) befinden sich viele der städtischen Highlights.

Da unsere Müdigkeit sich bemerkbar macht, geht’s für einen kleinen Espresso-Abstecher in ein kleines, etwas alternatives Café. Sehr cool, modern und vor allem mit sehr gutem Espresso.

Eigentlich wollten wir diesen Abschnitt „Sowjet-Charme“ nennen, haben uns dann aber gefragt, ob man das überhaupt so sagen sollte. Wir sagen ja auch nicht „Nazi-Charme“ zu irgendwelchen größenwahnsinnig riesigen Bauprojekten der Nazis. So eine echte Info haben wir nach einer kurzen Recherche dazu aber leider nicht gefunden.

Ala-Too-Platz

Dies ist der Hauptplatz Bischkeks. Er erstreckt sich zu beiden Seiten der Hauptstraße und es gibt direkt mehrere Sehenswürdigkeiten. Auf einer Seite des Platzes befinden sich das kirgisische Nationalmuseum, eine Statue des kirgisischen Nationalhelden Manas sowie eine riesige Staatsflagge Kirgisistans. Die Flagge auf dem Ala-Too-Platz wird von der Ehrenwache der Nationalgarde bewacht. Jeweils zur vollen Stunde findet der Wachwechsel, selbstverständlich mit einem gebührenden Aufmarsch und in die Höhe gestreckten Beinen statt (die indischen und pakistanischen Grenzsoldat:innen haben ihre Beine allerdings höher in die Luft bekommen).

Auf der anderen Straßenseite befinden sich farbenfrohe Blumenbeete, Springbrunnen und prächtige Gebäude mit goldenen Kuppeln. Hier finden in der Regel auch Zusammenkünfte der Bürger:innen statt. 1984 stand auf diesem Platz noch eine Lenin-Statue, die 2003 einer Freiheitsstatue und 2011 der Manas-Statue weichen musste. Hier fand 2005 nach Unruhen im ganzen Land die Tulpenrevolution gegen die damalige Regierung mit 15.000 Teilnehmenden statt. Darauffolgend fanden hier immer wieder Demonstrationen des Volkes statt, die sich meistens gegen die amtierende Regierung richteten.

Direkt dahinter befindet sich der Eichenpark. Eine schön angelegte Parkanlage, die zum Entspannen und Verweilen einlädt. Diese Einladung nehmen wir an.

Platz des Sieges

Der Platz ist dem Sieg über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg gewidmet und wurde 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes erbaut. Es handelt sich um ein Mahnmal für die im Zweiten Weltkrieg gestorbenen Soldaten. Auf dem Platz befinden sich eine Ewige Flamme, die Statue einer Frau, die auf die Rückkehr ihres Mannes wartet und eine riesige Stahlkonstruktion einer Jurte.

Das weiße Haus

Das Weiße Haus, der eher kleinere Bruder im Vergleich zur amerikanischen Version, ist das Regierungsgebäude und offizieller Sitz des kirgisischen Präsidenten. Das Gebäude wurde 1985 als Parteizentrale der Kommunistischen Partei gebaut. Seit der Unabhängigkeit Kirgisistans 1991 wird es als Regierungsgebäude genutzt.

Imam Sarakhsi Moschee

Die Imam Sarakhsi Moschee wird auch Zentralmoschee genannt und ist die größte Moschee in Zentralasien. Sie wurde 2018 eröffnet. Wir statten dem imposanten Gebäude einen kurzen Besuch ab. Wir sind allerdings in kurzer Hose und ohne Tuch unterwegs, sodass wir sie nur von außen bestaunen.

Im Anschluss geht’s mit dem Yandex zurück ins Hostel, heute kochen wir uns (mal wieder) Kartoffeln mit Schmand-Dip und Gurkensalat. Wir fallen sehr müde in unsere kleinen Schlafkapseln.

Doctor right?

Heute starten wir mit einem erneuten Arztbesuch in den Tag. Mit Caros anhaltenden Magen-Problemen soll nun endlich Schluss sein. Der amerikanische Arzt plaudert über seine baldige Rückkehr in die USA, führt eine schnelle Untersuchung durch und ist sich sicher, wo das Problem liegt. Es werden 4 Tabletten zur sofortigen Einnahme verordnet und damit sollte sich das Problem nun endlich lösen. Behält er recht?

Osh Bazar

Die Tabletten werden schnell mit Kwas vom nächsten Stand heruntergespült (unser Wasser war leider aus) und ab geht’s zum Osh Bazar, der sich fußläufig entfernt befindet. Unterwegs werden wir noch schnell die Postkarten aus Kasachstan los. Wir schlendern über den großen Bazar, sind fasziniert von den Brot-Ständen und erfreuen uns an den vielen Gewürz- und Trockenfruchtständen. Da kommt Appetit auf.

Kantine 2.0

Auch hier sind Kantinen die kostengünstige Restaurant-Alternative. In Kasachstan waren wir semierfolgreich, fleischlose Gerichte zu finden, aber neues Land – neues Glück. Es ist viel los und wir stehen (etwas aufgeregt, zumindest eine von uns) in der Reihe. Die Online-Übersetzung des Menüs klingt wenig vielversprechend – unter den Hauptspeisen taucht kein Gericht ohne Fleisch auf. Daher greifen wir direkt zu Beginn bei Wassermelone und Salat zu. Danach gibt Konsti sein bestes, um Mithilfe der Handy-Übersetzung weitere vegetarische Speisen zu identifizieren. Leider wenig erfolgreich. Wir landen wieder bei Nudeln, Kartoffelpüree und frittiertem Blumenkohl. Glücklicherweise finden wir noch Pfannkuchen mit Hüttenkäse. Die haben wir in Polen lieben gelernt. Na immerhin. Es schmeckt alles gut und für weniger als 5 Euro inkl. Getränke haben wir gut und einigermaßen authentisch gegessen.

City Center und Barber-Besuch

Schon gestern ist uns ein Barbershop ins Auge gefallen. Konsti hat einen Haarschnitt nötig und wir machen kurzerhand einen Termin. Bis dorthin vertreiben wir uns die Zeit mit einem Spaziergang. Konsti bekommt die Haare seeeehr kurz rasiert und muss jetzt wohl erstmal nicht mehr zum Friseur. Das Feedback unserer Insta-Community war eindeutig auf Konsti Seite. Naja, die weiße, jetzt gut sichtbare Kopfhaut wird sich wohl mit der Zeit an den braun gebräunten Nacken anpassen.

Zumindest ist das Caros Hoffnung. Auf den Schock machen wir uns erstmal auf in die nächste Lokalität.

Save the Ales

Da wir beim Pub in der Innenstadt kein lokales Bier bekommen (genau genommen bekommen wir im Irish Pub weder lokales Bier noch Guiness, sondern ausschließlich Hacker-Pschorr), sehen wir zu, dass wir schnell die Lokalität verlassen. Hacker Pschorr können wir ja schließlich auch in Deutschland an jeder Ecke trinken. Ab zu Save the Ales. Auf dem Weg dorthin werfen wir noch einen kurzen Blick auf die zweite große Moschee. Danach laufen wir weiter die Straßen hinunter, vorbei an einem kleinen Pfannkuchen-Laden, oder wir man hier sagt „Blini“. Den behalten wir mal im Hinterkopf. Beim Save the Ales angekommen, finden wir bei Sonnenschein ein gemütliches Plätzchen im Innenhof. Wir starten mit einem kleinen Testbier. Eigentlich ist Craftbeer nicht unser Liebling, aber es ist lokal gebraut und schmeckt tatsächlich sehr gut.

Beim Blick in die Karte finden wir eine gute und interessante Auswahl an vegetarischen Gerichten und entschließen uns kurzerhand, hier noch länger zu bleiben. Wir bestellen einen Veggie Bean Quesadilla und einen Veggie Burger im Ciabatta-Bun. Das Essen sieht hervorragend aus und wie gewohnt, teilen wir beide Speisen. Als Caro die zweite Hälfte der Quesadillas vor sich hat, fällt ihr prüfender Blick direkt auf ein braunes Krümelchen, was schnell als Beef anstelle von Beans enttarnt wird 🧐 Oh no, nicht schon wieder.. Deutsch wie wir sind, reklamieren wir die Quesadillas und sind etwas enttäuscht, eigentlich war es hier so cool. Aufgrund unserer Erfahrungen gehen wir davon aus, dass die Quesadillas trotzdem auf der Rechnung auftauchen und wir dann erstmal diskutieren müssen, zudem hat Caro natürlich noch Hunger. Daher ist die Überraschung groß, als wir eine neue Portion der richtigen Quesadillas bekommen und sich die Bedienung sogar nochmal entschuldigt. Na dann ist ja alles wieder supi und die Veggie Bean Quesadillas schmecken ebenfalls ganz hervorragend. Bleibt noch eine Frage offen – Konsti, welche haben besser geschmeckt?

Kurzer Einschub von Konsti: Kurz zu meiner Verteidigung. Nachdem wir schon wirklich leckeres Craft-Beer getrunken haben, bin ich davon ausgegangen, dass das „Hack“ irgendein Veggie Hack ist und das ganze einfach gut gewürzt wurde.

Wir zahlen (auch nur eine Quesadilla) und machen einen gemütlichen Spaziergang zurück zum Hostel. So sehen wir noch ein paar neue Straßen und merken schnell, dass wir uns hier sehr wohl fühlen. Bischkek, eine Nacht mehr geht noch!

Shopping Day

Am nächsten Tag starten wir mit produktiven Vorsätzen. Wir wollen etwas Insta und Blog aufarbeiten. Konsti würde sich zudem gerne eine kurze Wanderhose zulegen, das schwirrt schon seit Nepal in seinem Kopf. Also nichts wie los zum Outdoor Laden. Er wird schnell fündig, was uns sonst noch auffällt? Hier gibt’s ebenfalls jede Menge Ski- und Snowboard-Equipment. Später bekommen wir noch vorgeschwärmt, wie cool man hier in den Bergen Wintersport betreiben kann. Was wir ebenfalls noch am heutigen Tag abhaken, ist der Kauf von einer neuen Sonnenbrille für Caro. Ein harter Kampf, denn die Trauer und der Verlust der geliebten Sonnenbrille ist noch nicht gänzlich überwunden und verarbeitet. Einen „Ersatz“ kann es nicht geben und so sind wir auf der Suche nach einem günstigen Platzhalter. Spätestens für die Berge ist eine Sonnenbrille wohl notwendig. In einer ganz ganz furchtbaren Mall mit lauter Ramsch-Läden werden wir fündig. Das Modell ist für Caro annehmbar und so ist die Kaufentscheidung für 4 Euro schnell getroffen. Immerhin können wir ein Haken dahinter setzen. Die Freude darüber hält ca. 30 Minuten an. Nach der Einweihung der Brille stellt Konsti fest, dass Caros Nase bei den Auflagepunkten der Brille lustig braun-orange eingefärbt ist. Cool, da merkt man mal wieder, dass 4 Euro auch einen Haken haben können. Ein kurzer Blick in die Zukunft: Jedes Mal wird die Nase nun diese Färbung annehmen und mit jedem Mal sinkt etwas die Hoffnung, dass es irgendwann aufhört.

Nach dem Shopping ist vor der Bildung

Im der Mittagshitze flüchten wir ins Museum der Geschichte. Das moderne Gebäude ist relativ frisch renoviert worden. Dennoch ist die Ausstellung zur Geschichte nicht wahnsinnig umfangreich. Ein kurzer Abriss für die „geschichtlich Interessierten“ unter euch (alle weiteren können die Stichpunkte unauffällig überspringen und alle sehr Interessierten können sich an Konsti wenden):

  • Das heutige kirgisische Gebiet wurde seit dem 8. Jahrhundert von verschiedenen Turk-Völkern bewohnt. Von 1219 gehörte es zum mongolischen Reich Dschingis Khans. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eroberte das russische Kaiserreich Stück für Stück das Land. Das dauerte bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 an.
  • Fortan wurde Kirgistan eigentlich demokratisch regiert, wobei der Führungsstil vom Präsidenten Akskar Akajew zusehends autoritärer wurde. 2005 kam es durch das Volk zur Tulpenrevolutuon und die Regierung wurde gestürzt.
  • Den zweiten Weltkrieg nennt man hier „The Great Patriotic War“, was uns angesichts der vielen Gräueltaten des Krieges irgendwie seltsam vorkommt. Wobei uns zum ersten Mal wirklich bewusst wird, dass die sogenannte rote Armee natürlich nicht nur aus Russen bestanden hat, sondern auch Kirgisen, Kasachen und alle möglichen anderen Völker der USSR Opfer dieses Krieges gewesen sind.
  • Auch 2010 kam es erneut zu Unruhen und Aufständen gegen die Regierung. Durch eine Reform der Verfassung im Jahr 2010 wandelte sich das System hin zu einem parlamentarischen System, durch erneute Verfassungsänderungen (zuletzt 2021) wurde die Macht der Exekutive und des Präsidenten erneut zuungunsten des Parlamentes verschoben.
  • Die Kultur von Kirgisistan ist geprägt von Jurten und der Pferdezucht. Die Jurte findet sich ja, wie schon geschrieben, auch in der Flagge des Landes wieder. Filz- und Lederbearbeitung haben ebenfalls eine lange Tradition. Die Jagd mit Falken haben wir zwar nicht gesehen, aber auch sie hat eine langanhaltende Tradition. Im Museum befinden sich beispielhafte Jurten, die mit Filzteppichen ausgelegt sind sowie auch Ausstellungsstücke der traditionellen Kleidung.
  • Das zentrale Werk der kirgisischen Literatur ist das große Manas-Epos, erheblich länger als die Odyssee und seit etwa 1000 Jahren durch mündliche Überlieferung bewahrt und weitergeformt. Es besingt die Taten des mythologischen Helden Manas und seiner Gefährten, die im 10. Jahrhundert im Kampf gegen die benachbarten Uiguren die kirgisische Freiheit bewahrten. Die Kopfhörer im Museum waren allerdings leider nicht mehr vorhanden.

Blini Liebe

Jetzt widmen wir uns einer unserer Lieblingsbeschäftigungen: dem Essen. Der Mini-Pfannkuchenstand ging uns nicht mehr aus dem Kopf, daher ist das unser nächstes Ziel. Hier werden Pfannkuchen am Fließband hergestellt und to go aus dem Fenster verkauft. Man kann einzelne Pfannkuchen mit Füllung (Hüttenkäse – unser Favorit, gesüßte Kondensmilch auch Milchmädchen genannt, Schokolade, oder Honig) oder einen Stapel normale Pfannkuchen erstehen. Das Ganze kostet pro Stück zwischen 30 und 40 Cent, ein kulinarisches Paradies für uns.

Nach einem ersten Pfannkuchen ziehen wir weiter, an einem Stand wollen wir Manti probieren. Sie werden direkt an der Straße gedämpft. Auf Nachfrage sind allerdings alle mit Fleisch – schade. Dafür testen wir eine Art frittiertes Brot, welches mit Kartoffeln gefüllt ist. Auch nicht schlecht.

Brewster Experimente

Auf dem Weg zurück ins Hostel machen wir noch einen kleinen Abstecher in eine coole Bar. Es gibt mal wieder Craftbeer und nach dem ersten Glücksgriff wird Konsti mutiger. Er bestellt sich eine Art Tomatenbier. Spoiler: Nicht die beste Wahl. Wer hätte das ahnen können? 😅 Es schmeckt wie eine Mischung aus Bier, Mexikaner und BBQ Sauce, als Grillsauce in interessant, als Bier ungenießbar. Trotzdem ist die Bar echt cool und weniger touristisch als die Location vom Vortrag.

Im Anschluss geht es für uns ins Hostel. Auf dem Weg haben wir noch eine erfreuliche Begegnung. Direkt neben einem Straßenloch unter einer Treppe sitzen zwei kleine weiße Babykatzen. Sie sind etwas scheu, aber wir setzen uns zu ihnen und Konsti bekommt sie mit dem guten alten Spiel-Trick. Sie jagen dem Grashalm hinterher und vergessen schnell ihre Scheu.

Wir erfreuen uns über diese schöne Begegnung und hoffen, dass die beiden ein schönes Leben haben werden.. Zurück im Hostel kochen wir und lassen den Abend entspannt ausklingen.

Jurti Kurti

Unser Tag startet früh und wir machen uns auf dem Weg zur Busstation. Heute geht es für uns mit der Marschrutka (dem Kleinbus) an den großen Issykköl See.

Für die kommenden beiden Nächte sind wir erneut der Empfehlung von Roman nachgekommen. Wir übernachten in einer Jurte.

Der Yssykköl See ist der größte See Kirgistans und ganz nebenbei mit 6.236 qm Fläche der zweitgrößte Gebirgssee der Welt (bitte fragt nicht nach einer Definition) und liegt 1.607 m über dem Meeresspiegel. Platz 1 belegt übrigens der Titicacasee (hihihi). Obwohl die Lufttemperatur im Winter auf bis zu minus 20 Grad sinkt, gefriert der See nie. In den See münden 118 Flüsse. Heute ist der See zu Teilen Naturschutzgebiet, während der Zeit der Kirgisischen SSR wurde der See vom sowjetischen Militär zum Testen von Torpedos und Torpedosteuerungssystemen genutzt. Seit 2008 gab die kirgisische Regierung bekannt, dass 866 Hektar der Karabulan-Halbinsel auf unbestimmte Zeit an die russische Marine verpachtet werden, die dort ihre Waffentests wieder aufnehmen will.

Nach ca. 4 Stunden Fahrt kommen wir an einem kleinen Ort an, hier steppt auf jeden Fall nicht der Bär. Wir bekommen ein Yandex (gefühlt das einzige im gesamten Umkreis) und fahren zu unserer Unterkunft. Das letzte Stück führt nur noch über eine Schotterpiste aber unser Yandex-Fahrer (der schätzungsweise 15 Jahre alt ist) fährt uns bis vor die Tür.

Auf dem Grundstück stehen ca. 5 Jurten, alle sehen sehr traditionell aus Holz und mit Filz verkleidet aus. Wie wir später erzählt bekommen, wurden die Jurten von der Familie selbst gebaut. Wir werden von Nurai begrüßt und bekommen sogar eine Jurte mit richtigem Doppelbett. Etwas hart, aber ein Doppelbett und eine Jurte ganz für uns allein.

Da es gerade anfängt zu regnen, machen wir es uns in der Jurte gemütlich und schwuppdiwupp wird der Test des Bettes zu einem kleinen Mittagsschläfchen. Im Anschluss erkunden wir etwas die Gegend. Wir sind die letzte Unterkunft, bevor es auf einem kleinen Schotterweg Richtung See geht. Wir spazieren mit Adiletten zum See, kein anderer Mensch ist weit und breit zu sehen (außer natürlich ein Reiter in weiter Ferne, kommt schon Leute, wir sind in Kirgisistan). Es fühlt sich ein kleines bisschen an wie Meer. Und vor allen Dingen fühlt es sich sehr nach Entschleunigung an. Wir genießen die Aussicht, gehen mit den Füßen ins Wasser und spazieren langsam an einer Schafsherde vorbei zurück zur Unterkunft.

Wir werden hier komplett verpflegt und während wir aufs Abendessen warten, spielen wir noch ein paar Runden Qwixx. Vegetarisches Essen ist hier kein Problem und es wird wahnsinnig aufgetischt – es gibt Weißkohl-Möhren-Salat, Kartoffeln mit Gemüse und zum Nachtisch köstliche Datteln. Wir schauen uns nach dem Essen noch den Sonnenuntergang an und machen dann eine höchst erfreuliche Begegnung.

Liebe auf das erste Maunzen

Wir hören ein lautes Maunzen und kurz darauf kommt eine kleine Katze um die Ecke. Das Maunzen interpretieren wir als Aufforderung zum Streicheln, der wir gerne nachkommen. Richtig interpretiert. Sie ist eine richtige Schmusekatze und wir sind ganz aus dem Häuschen, wie vertraut sich die kleine Katze an uns kuschelt. Nach dem Zähne putzen hören wir erneut das Maunzen und sprechen der Katze eine Einladung in unsere Jurti Kurti aus. Sie nimmt an und ehe wir uns versehen, kuschelt sich die kleine Katze zwischen uns unter die Decke. Na gut, dann teilen wir unser Doppelbett wohl heute Nacht mit unserer neuen Freundin. Am Morgen ist die kleine Katze immer noch bei uns, sie hat sich an Konstis Schulter gekuschelt und nimmt dann wieder den Platz in unserer Mitte ein.

Spaziergang mit Folgen

Auch beim Frühstück wird wahnsinnig aufgetischt, Caro ist ganz aus dem Häuschen als es ein kleines Rosinenbrötchen und selbstgemachte Johannisbeer-Marmelade gibt.

Seit dem Morgen gibt es übrigens keinen Strom und kein warmes Wasser, wir sind aber guter Dinge, dass sich das noch ändert. Gut gestärkt wollen wir uns heute auf den Weg ins nächste Dorf machen, um etwas Wasser zu kaufen. Laut Maps dauert das zu Fuß ca. eine Stunde. Die Sonne scheint und auf dem Weg machen wir noch einen kleinen Abstecher an den Strand. Hier gibt es tatsächlich einen Sandstrand und es kommt wieder schnell „Urlaubsfeeling am Meer“ auf. Von dort aus gehen wir weiter entlang der Straße, genießen die Aussicht auf die Berge und die ländliche Umgebung. Ab und zu sagt uns eine Kuh am Straßenrand „Hallo“. Im Dorf gibt es genau einen Mini-Supermarkt, auch hier gibt es keinen Strom und die Auswahl ist begrenzt. Für Wasser und eine Packung Kekse reicht es, das ist die Hauptsache.

Schon zu Beginn des Rückweges stellt Konsti fest, dass die Wahl seines Schuhwerks (Flipflops, die endlich mal eingelaufen werden sollten) für zwei Stunden Spazieren nicht die beste Wahl war. Auf dem Fuß hat sich die Haut aufgerieben und für den Rückweg versucht er sich dann im barfuß laufen, was seine Füße zugegebenermaßen auch nicht unbedingt gewöhnt sind. Long story short – Als wir zurückkommen, hat Konsti zwei dicke Blasen unterm Fuß und Caro hat sich einen fetten Sonnenbrand auf den Schultern geholt und das trotz eincremen mit 50er Sonnenschutz. Wie passend, wo wir doch in den kommenden Tagen wandern gehen wollen.

Kuscheln am Nachmittag

Gegen Nachmittag wird das Wetter wieder wechselhaft und wir machen es uns erneut in der Jurte gemütlich. Die kleine Katze ist wieder mit von der Partie und entscheidet sich dafür auf Caro’s Bauch tief und fest zu schlafen. Wir sind sehr glücklich über diesen kleinen Besuch und geben mit zahlreichen Streicheleinheiten alles dafür, dass die Kleine sich sehr wohl bei uns fühlt.

Am Abend gibt es wieder ein köstliches Essen. Danach machen wir noch einen Abstecher zum Strand, um dort den Sonnenuntergang zu genießen.

Anbaden

Konsti ist hart im Nehmen und entscheidet sich für das Anbaden im Yssykköl See. Caro opfert sich hingegen, um dieses Happening fotografisch festzuhalten. Klare Aufteilung.

Was wir danach lesen: Wissenschaftler des Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie vermuten auf der Basis von Genom-Analysen, dass um das Jahr 1338 der Erreger der Pest am Yssykköl auf den Menschen übersprang. Am Abend kommt tatsächlich nochmal der Strom zurück und wir können noch eine warme Dusche nehmen, ein Traum.

Verabschiedung

Am kommenden Morgen steht die Verabschiedung an. Am liebsten würden wir die kleine Katze mitnehmen, erst recht als wir ihre traurige Geschichte erfahren. Vor kurzem sind ihre Katzenjungen verstorben, vielleicht war sie auch deshalb so liebesbedürftig und anhänglich. Ganz am Ende erfahren wir noch ihren Namen. Angela. Angie – wir werden dich nicht vergessen und schmerzlich vermissen. Zum Abschied unterhalten wir uns nochmal länger mir Nurai. Ihr kleiner Sohn ist heute besonders gut gelaunt und spielt die ganze Zeit um uns herum.

Sie erzählt von der neuen Unterkunft, die aktuell neben den Jurten gebaut wird. Bis zum Festival am See Ende Juli soll alles fertiggestellt sein. Aktuell sieht alles mehr nach Rohbau aus. Sie selbst ist eigentlich Kinderärztin und war auch schonmal in Deutschland. Wir sind sehr überrascht, dass sie ihren Job gegen den Tourismus hier eingetauscht hat. Die genauen Hintergründe kennen wir natürlich nicht. Sie erzählt uns ein bisschen, dass normalerweise etwas mehr los ist. Wir waren die einzigen Gäste und hatten auch generell das Gefühl, dass sehr wenig hier los ist (was uns natürlich gut gefallen hat). Ihr Bruder holt uns ab, um uns ins Dorf zur nächsten Maschrutka zu bringen. Kurzerhand wird neben unserem Gepäck auch ihr kleiner Sohn ins Auto verfrachtet. Typisch kirgisischer Standard gibt es weder einen Kindersitz noch einen Anschnallgurt. Caro ist also während der Fahrt damit beschäftigt den Kleinen bei Laune zu halten, ihn beim Klettern über die Sitze „abzusichern“ und ihn davon abzuhalten das Fenster ganz zu öffnen. Der kleine Mann ist auf jeden Fall sehr aktiv und scheint an die Klettererei im Auto gewöhnt zu sein.

Im nächsten Ort angekommen, haben wir Glück. Wir ergattern die letzten beiden Sitzplätze in der Marschrutka und es geht direkt los Richtung Karakol.

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Hallo Kirgisistan!
Karakol – Gateway zum Tian Shan

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