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Usbekistan  /  29. August 2023

Über Samarkand nach Taschkent

Zugfahren all day long

Da wir bei unserem ersten Besuch etwas eingeschränkt waren und wir noch etwas Zeit haben, geht es für uns ein zweites Mal nach Samarkand. Von Xiva reisen wir mit dem Zug in 11 Stunden nach Samarkand. 

– 11 Stunden Reisezeit
– 1x Umsteigen im gleichen Zug
– 2x keine Klima

Das Frühstück vorher im Hotel lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Erst danach fahren wir zum Bahnhof. Heute geht es von Xiva nach Buchara. Dann steht ein Platzwechsel an, im gleichen Zug fahren, aber auf anderen Plätzen, Richtung Samarkand. Obwohl wir tagsüber fahren, haben wir Plätze mit Liegen, sogar die Plätze unten mit einem kleinen Tisch. Das einzige, das fehlt, ist eine Klimaanlage. Am Morgen geht es noch, aber im Laufe des Tages wird es immer heißer. Seitlich neben uns nimmt eine Familie Platz. Neidisch blicken wir auf den kleinen rosafarbenen Ventilator, den sie dabei haben. Weniger neidisch schweift der Blick zum weinenden Kind herüber. Dieses wird auf der anstehenden 7 Stunden Fahrt noch das ein oder andere Mal trotzig weinen, weil es nicht seinen Willen bekommt. Der Umgang zwischen Eltern und ihren Kindern ist hier nicht immer vorbildlich. So zumindest unser Gefühl. Wir sind jedenfalls froh, als die Familie schläft.

Beim Zwischenhalt in Buchara decken wir uns mit Wasser ein und finden uns dann in einem geschlossenen Abteil wieder. Ein bisschen kommen bei uns Hogwarts Express Feelings auf. Als dann aber noch zwei ältere Damen hinzukommen und wir auf die oberen Betten ausweichen müssen, wird es kuscheliger und wir teilen uns die Liegen mit unseren Rücksäcken. Die beiden Damen telefonieren, trinken munter Fanta, schlafen und beten. Was man eben so macht in einem Zug. Gegen 20 Uhr kommen wir dann in Samarkand an.

Die 11 Stunden ohne Klimaanlage gehen schneller und besser rum, als wir gedacht hätten. Als wir gegen 20 Uhr in Samarkand ankommen, machen wir noch einen Abstecher in einen Supermarkt, fahren in die Stadt in „unser“ Heartland-Hostel, beziehen das gleiche Zimmer und machen uns noch schnell Nudeln. Da wir dieses Mal Parmesan gefunden haben, sind wir in 7. Himmel und genießen die Nudeln mit Tomatensoße sehr. So sehr, dass wir fast den ganzen Parmesan essen.

Bochka Bier Besuch 

Wir starten organisatorisch in den Tag und planen unsere Weiterreise, schreiben Postkarten und widmen uns dem Weiterschreiben des Blogs. Danach wollen wir gegen Nachmittag nochmal die Stadt erkunden. Da landen wir bei Bochka. Das ist nicht wie zu erwarten eine Moschee, oder ein spannendes Bauwerk, sondern eine Sehenswürdigkeit der anderen Art. Direkt neben der Pulsar Brauerei gibt es ein paar Lokalitäten für den Genuss des alkoholhaltigen Durstlöschers. Wir sind etwas früh und daher wahrscheinlich die ersten Gäste im Biergarten. Während wir das Bier genießen, beschäftigen wir uns mit den Eigenheiten der Deutschen Kultur, sozusagen dem Deutschen Knigge für Reisende. Dazu gibt es durchaus lustige Punkte, die durchaus zutreffend sind.

Nach der Bezahlung ist der nächste Stopp nicht weit. Auf der Straße sind mehrere Stände mit Bierzapfhähnen. In Deutschland nichts ungewöhnliches, aber hier trinkt man nicht in der Öffentlichkeit bzw. auf der Straße. Das nehmen wir genauer unter die Lupe. Hier wird nicht etwa frisch gezapftes Bier zum direkten Konsum ausgeschenkt, sondern Plastikflaschen für den Konsum in den eigenen vier Wänden gezapft und ausgehändigt. Das muss getestet werden. Wir lassen uns eine Flache gekühlte Bier für den Abend abfüllen. Um die Ecke im Supermarkt gehen wir überteuert einkaufen, immerhin bekommen wir fast alles. Da auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Baklava Laden niedergelassen ist, machen wir hier auch noch einen Abstecher. Zurück im Hostel kochen wir ein Chili sin Carne mit jeder Menge frischem Koriander. Dazu gibt es das Bier. Bon Appetit!

Gumba Synagoge

Nachdem wir heute wieder mit ein paar to do’s in den Tag starten und ein paar Dinge erledigen, machen wir uns heute gegen Nachmittag auf den Weg in die Stadt. Erstmal suchen wir erneut das Art Café auf für einen Kaffee und einen kleinen Snack. Unterwegs kommen wir noch an einem etwas untypischen Souvenirladen vorbei, bei dem man sich nicht sicher sein kann, dass man nicht nach zwei Minuten irgendwelche Devotionalien in den Händen hält.

Danach spazieren wir durch das jüdische Viertel. An einer Synagoge angekommen, machen wir von außen ein Foto. Die Türen sind, wie auch in Buchara, geschlossen. Dann kommt ein Mann heraus. Als er sieht, dass wir ein Foto machen, lädt er uns ein, mit in die Synagoge zu kommen. Er spricht ein kleines bisschen Englisch und zeigt uns im Innenhof ein großes Bild des Gründers der Synagoge sowie eine kleine Fotogalerie von mehreren Rabbis. Die Gumba Synagoge, die 1981 gebaut wurde, verfügt über eine blaue Kuppel. Die Kanzel ist in der Mitte und wurde aus Holz geschnitzt. Rundherum stehen Tische mit gepolsterten Stühle, die an eine Kinobestuhlung erinnern. Dann bekommen wir von dem Mann noch eine Art in die Wand gebautes Bücherregal mit sehr alt wirkenden Büchern gezeigt. Zu guter Letzt darf natürlich eine Sache nicht fehlen: Die Spendenbox. Na klar, umsonst hat er uns das alles natürlich nicht gezeigt. Wir spenden einen kleinen Betrag, es war dennoch schön einen Blick hinter die Mauern zu werfen. Die Anzahl der Jüdinnen und Juden in Samarkand geht übrigens immer weiter zurück. Wenn wir den Herrn richtig verstanden haben (alle Angaben ohne Gewähr), kommen aktuell ca. 20 Gläubige in die Synagoge. 

Ab zur nächsten Attraktion – Shohi Zinda

Das Shohi Zinda Ensemble ist eine der bekanntesten Nekropolen in Zentralasien, deren Mausoleen zwischen dem 9. und 19. Jahrhundert errichtet wurden. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Adligen der Timuriden hier bestattet. Das gesamte Ensemble wird in drei Baugruppen eingeteilt. Die unteren, mittleren und oberen Gebäude sind miteinander durch vier Bogengänge verbunden. Besonders das Gesamtzusammenspiel der Gebäude und die wahnsinnig schönen Blautöne gefallen uns wahnsinnig gut. Da es langsam dämmert, wird das Licht immer schöner und stimmungsvoller. 

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zu einem Moschee-Komplex auf einem Hügel. Wir haben einen schönen Ausblick auf die Stadt und werfen nochmal einen Blick in den Innenhof der Moschee.

Schon geht unser zweiter Stopp in Samarkand rum. Es war schön, noch einmal hier gewesen zu sein. Auch wenn wir viel im Hostel erledigt haben, haben wir uns hier sehr wohl gefühlt. Mit dem Kopf sind wir gefühlt schon im nächsten Land, wir freuen uns nach drei Monaten Zentralasien nun auf Südostasien, neue Kulturen, Eindrücke, anderes Essen und auf ein paar neue kleine Abenteuer. Aber erstmal geht es für uns noch in die Hauptstadt von Usbekistan. Ab nach Taschkent. 

Letzte usbekische Zugfahrt

Nach dem Kaffee geht’s in den Zug. In ca. vier Stunden kommen wir von Samarkand in die Hauptstadt nach Taschkent. Wie wir im Zug Abteil zu hören bekommen, hat man früher mindestens 8 Stunden gebraucht. Da hat der Zug allerdings auch an jedem kleinen Bahnhof gehalten. Diese Info kommt von einem Usbeken, der mittlerweile in Deutschland lebt und nur zu Besuch seiner „Kameradschaft“ hier ist. Weiter erwähnenswert ist er eigentlich nicht, denn während Caro auf Toilette ist, stellt er sich im Gespräch mit Konsti als kleiner Rassist raus. Somit ist dieses Gespräch im Zug schneller vorbei als gedacht und wir sind nicht traurig drum. Das ist übrigens nicht das erste Mal im den letzten Wochen, dass wir auf dieses Thema zu sprechen kommen. Immer wieder werden wir von Einheimischen angequatscht. So richtig verstehen wir natürlich nicht, warum es so ist, aber wahrscheinlich sind dies einfach noch die hängengebliebenen Assoziationen einer älteren Generation zu Deutschland.

Unspektakuläre Ankunft

Unser Hostel liegt etwas außerhalb. Beim Reinkommen riecht es nach Zigaretten. Ob wir ins hier die nächsten Tage wohlfühlen? Lustigerweise gibt es ausgeschriebene Raucherbereiche im Innenhof, entfernt vom Haupteingang. Ausgeschrieben wird eine Strafe von 3 US-$ bei Verstoß. Die Asche auf dem Boden und die morgendlichen Kippenreste im Innenhof lassen vermuten, dass es nicht sooo ernst genommen wird 😅 Wir atmen auf, das Zimmer ist sauber und wir haben sogar ein eigenes Bad. Glück gehabt. Nur die Klobrille hat die besten Tage hinter sich. Der Deckel fällt direkt nach dem ersten Öffnen ab und die Brille hängt auch nur noch „am seidenen Faden“. Aber damit kommen wir klar. Die Küche ist leider nicht ganz so einladend, wie wir später feststellen.

But first coffee

Wir spazieren in ein nettes Café, hier gibt es laut Google Übersetzer nämlich „Flaches Weiß“, genau das, was wir brauchen 😁 Es ist kein weiterer Gast da, aber der überdimensionale Flat White und der Humus sind sehr gut. Die Atmosphäre im Café wirkt etwas zu modern für die Einheimischen, aber Caro gefällts. Wir recherchieren, was wir in den kommenden Tagen in Taschi erkunden können und beschließen, dass es heute Kartoffelsalat zum Abendessen geben wird. Auf dem Rückweg erledigen wir direkt unsere Einkäufe. Dabei hier noch einmal „schön“ zu sehen, dass in Usbekistan und generell in Zentralasien alles in Plastik eingepackt wird.

Kochen in der Kellerküche

Wir schon erwähnt, ist die Küche nicht das Herzstück des Hostels. Sie befindet sich quasi im Keller und als wir hochmotiviert mit unseren Einkäufen einmarschieren, wandelt sich die Motivation zu kochen schnell in eine kleine Frustration. Wir sehen eine kleine Ameisenstraße und ein paar Fliegen leisten den Krabbeltieren Gesellschaft. Beim Öffnen der halb auseinander fallenden Schranktüren stellen wir dann noch fest, dass das Equipment auch nicht im besten Zustand ist. Kurz gesagt: alles, was wir benutzen, spülen wir einmal vor und einmal nach dem Gebrauch.

Dann läuft es auch beim Kochen nicht ganz reibungslos. Die Kartoffeln sind zu weich gekocht, die Soße ist zu wenig und irgendwie schmecken sowohl Senf als auch die sauren Gurken hier irgendwie anders. Gut, ganz so tragisch ist es nun auch nicht. Das Essen schmeckt. Nicht der beste Kartoffelsalat, den wir je gezaubert haben, aber wir haben auch schon schlechter gegessen. Dann bekommen wir noch Besuch. Mal wieder eine kleine rote Katze. Schon geht es mit der Laune bergauf und wir sitzen nun doch länger in der Kellerküche. Danach machen wir es uns aber im Zimmer gemütlich. 

Birk vs. Sophia

Das Frühstück ist hier inklusive. Wir sind gespannt, unser Eindruck vom Hostel ist bisher ja etwas zwiegespalten. Von 8.30 – 10 Uhr soll es Frühstück geben. Da um halb 9 weder Frühstück noch jemand vom Hostel in Sichtweite ist, machen wir uns erstmal einen Kaffee und spielen mit den Katzen. Die kleine Katze, die anscheinend ein Kater ist, taufen wir Birk (eigentlich wollten wir sie Ronja nach Ronja Räubertochter, nachdem wir festgestellt haben, dass es ein Kater ist, sind wir eben auf Birk umgeschwenkt). Er hat noch eine „Spielkameradin“. Aufgrund des ründlichen Gesichts ist die ausgewachsene schwarz-weiße Katze nun Sophia (Thiel)*. Birk terrorisiert Sophia und setzt zum Angriff an. Sophia ist dies anscheinend schon gewöhnt. Größtenteils ignoriert sie die Attacken geduldig, aber sie kommt nicht drumherum den kleinen Terrorzwerg ab und zu in die Schranken zu weisen. Schließlich vereint die beiden doch ein Ziel: Futter abzustauben.

Wir schauen den beiden sehr amüsiert zu, das beste Entertainment beim morgendlichen Kaffee im Innenhof. Irgendwann ist es dann soweit, es gibt Frühstück: total süßen Grießbrei, jede Menge Kekse, Melone, ein bisschen Brot und zwei Euromünzen-große Stücke Käse.

*Wir müssen später feststellen, dass es sich bei Sophia um einen Kater handelt. Aber wer weiß, vielleicht auch nur gefangen im falschen Körper. Wir bleiben jedenfalls bei Sophia, der Kater scheint auf Nachfrage keine Einwände zu haben. 

Termine!

Deutsche lieben Termine. Wir lieben Termine. Und to do Listen. Das hört selbst auf Reisen nicht auf. Genau aus diesem Grund haben wir uns für dieses außergewöhnlich lästige to do einen Termin für heute eingestellt. Er heißt: Steuererklärung. Genau, richtig gelesen, das steht heute auf dem Programm. Wir ziehen uns ins klimatisierte Zimmer zurück und beschäftigen uns genau damit. Konsti behält den Überblick und hilft Caro. Das ist sogar relativ schnell abgehakt. Bei Konsti ist es komplizierter und aufwendiger. Hier fehlen ein paar Infos, sodass wir zumindest heute noch keinen finalen Haken dahinter setzen können. Dann gehen wir zum nächsten Punkt auf der Liste über: Einkaufen. 

Und täglich grüßt das Einkaufs-Murmeltier

Heute gibt es Pasta! (Überraschung!!!) Denn wir haben schon beim ersten Supermarkt Spotting (wie wir es mittlerweile nennen, wenn wir die wichtigsten Zutaten für unsere geplanten Speisen direkt zu Beginn prüfen) den Parmesan entdeckt. Damit ist klar, es wird hier auf jeden Fall einmal Pasta geben. Auch wenn wir mehr Lust auf Pesto haben, entscheiden wir uns dagegen. Das Pesto könnte hier halt leider auch sch**** schmecken. No Barilla spotted. Dann gibt’s Pilzsoße. Wenn ihr jetzt denkt, dass wir alle Zutaten im großen Supermarkt mit einem Einkauf abhaken konnten, leider nein. Es gibt keine Sahne. Diese finden wir aber im dritten Laden. Als wir den (natürlich in erster Linie für das Abendessen benötigen Weißwein 😁) im vierten Laden bekommen, können wir danach einen Haken hinter dieses to do setzen. Was ebenfalls ganz oben auf unserer Liste stand? Wir geben euch einen Tipp: 🐱🍽️ schließlich wollen wir Birk und Sophia keine übersalzenen Nudeln (kleiner Spoiler: Konsti ist anscheinend heute besonders verliebt in Caro) in Sahnesoße kredenzen. Die beiden sollen natürlich trotzdem nicht zu kurz kommen, denn offen gestanden können wir beide nicht standhalten, wenn der kleine Birk mit seinem krächzenden und hungrigen Maunzen vor uns steht. Wenn wir dann noch sehen, dass er seine in der Küche gejagten Fliegen (an dieser Stelle: Danke für deinen Einsatz Birk) nicht nur jagt, sondern auch noch verspeist, greifen wir im Supermarkt zum guten Felix-Katzenfutter. Keine Werbung aufgrund von Markennennung, weil keine Influencer 😁

Wie auch immer, die beiden sind vollkommen aus dem Häuschen, als wir das Katzenfutter kredenzen. Wir müssen dabei stets darauf achten, dass auch Sophia ihren bzw. seinen Anteil bekommt. Birk ist ein kleiner und schneller Jäger, der alles nimmt, was er kriegen kann. Als wir irgendwann mit der Raubtier-Fütterung durch sind und die beiden einigermaßen zufrieden scheinen, begeben wir uns selbst an den Herd.

Küchenschlacht vs. Big Brother

Konsti kämpft mit dem höchst komplizierten Gasherd, sodass irgendwann jemand vom Personal kommt und uns hilft. Woher sie wissen, dass wir mit dem Herd überfordert waren? Höchstwahrscheinlich haben sie über die Überwachungskamera unsere Notlage seit einigen Minuten verfolgt und sich irgendwann erbarmt, uns zu helfen. Wir dachten bis zu diesem Zeitpunkt übrigens, dass diese Kameras mehr als Attrappe gedacht sind, die kleine Kühlschrank-Diebe von kleinen Naschereien abhalten sollen. Wir schauen uns (natürlich im Schatten der Kamera) in die Augen und fühlen uns ab diesem Zeitpunkt etwas wie bei Big Brother. Wer weiß schon, wie weit und attraktiv das usbekische TV Programm heutzutage ist. Ein bisschen Reality-TV aus dem Hostel nebenan könnte im Überwachungsstaat Usbekistan ein gutes und günstiges Vorabendprogramm sein 👀. Wohlwissend, dass wir diesen Blogartikel erst außerhalb von Usbekistan veröffentlichen, können wir das mal so stehen lassen. Im Übrigen könnte unsere Umsetzung von Farfalle al Funghi ein durchaus nachahmenswertes und abwechslungsreiches Gericht für den ein oder anderen usbekischen Haushalt darstellen. Schön mit frischer Petersilie und viel Parmesan – köstlich!

Ob hier wohl Kochsendungen auch im Trend liegen? Das Kopfkino läuft bei dieser Vorstellung auf amüsanten Hochtouren. Im Innenhof genießen wir die Pasta mit Weißwein aus den traditionellen Tee-Schälchen und in netter Gesellschaft von Birk und Sophia. Wie Bolle freuen wir uns auf das heutige Abendprogramm: Wir können tatsächlich ohne VPN die gestrige Folge Aktenzeichen XY nachholen. Komisch aber wahr, die Termine zur Ausstrahlung notieren wir uns mittlerweile schon im Kalender. Vielleicht konsumieren wir etwas zu viel True Crime, aber Rudi Cerne und Aktenzeichen möchten wir definitiv nicht verpassen ☝️ 

Kein früher Vogel, kein Wurm

Eigentlich wollen wir heute früh in den Tag starten, aber die Snooze Funktion des Handyweckers gewinnt diesen erbitterten Kampf am Morgen. Trotz vieler Stunden Schlaf, kommen wir schwer aus dem Bett. Und wie ihr ja wisst, gibt es auch erst gegen 9 Frühstück. Danach steht natürlich noch das Pflichtprogramm Katzen kuscheln oder eher füttern auf dem Programm. Gegen 10 Uhr machen wir uns dann auf den Weg in die Stadt. Da wir etwas außerhalb wohnen, gehen wir ca. 45 Minuten in die Innenstadt. Viel zu sehen gibt es nicht. Restaurants, die Pizza und Sushi gleichzeitig anbieten, viele kleine Supermärkte und ein paar Baustellen. Viel spektakulärer wirds heute aber auch nicht mehr.

Beim „Wahrzeichen“, dem Uzbekistan Hotel angekommen, müssen wir aber zugeben, dass es ziemlich gut ins Stadtbild passt. Der riesige Betonbunker strahlt förmlich „Sowjetunion“ aus. Neugierig, wie wir sind, schauen wir uns die Google Rezensionen an. Hinter dem Betonbunker steckt nämlich angeblich ein 4-Sterne-Hotel. Erstaunlicherweise hören sich die Namen vieler Autor:innen deutsch an und auch die Schreibart der Rezension lässt diese Vermutung erhärten. Angelika, Richard, Jürgen und Dieter sind zufrieden. Die Aussicht scheint zu begeistern (wer von drinnen rausschaut, muss das Gebäude ja auch nicht sehen), Modernisierungsbedarf besteht (natürlich). Das sind längst nicht alle Rezensionen, aber zusammengefasst finden wir Deutschen es: ok.

Direkt nebenan befindet sich der Timur-Platz, selbstverständlich mit entsprechender Statue. 

Wie kann man große, altbackene Sowjetgebäude im Stadtbild aufbessern? Taschkents Antwort: Blumenbeete. Akkurat, bunt und gepflegt. An jeder Ecke befinden sich bunte Blumenbeete, die einem sehr akkuratem Musterteppich ähneln. Und, nicht zu vergessen, Springbrunnen: Imposant und symmetrisch, schließlich muss ja alles ein passendes Gesamtbild ergeben. Wir finden diese Stadtbilder, wie sie natürlich auch in anderen großen Städten Zentralasiens zu finden sind, etwas amüsant. Irgendwie hat es auch ein bisschen was und schließlich spiegelt diese Architektur auch die Geschichte des Landes wider. Das sehen übrigens auch die Einheimischen so. Wie beobachten viele Menschen, die (Familien-)Fotos und Selfies vor Brunnen machen. In zahlreichen Variationen. Da freuen sich die Kinder in 15 Jahren ganz bestimmt. Was uns allerdings wie auch schon in Duschanbe auffällt: Es wird gebaut. Viele neue Hochhäuser ergänzen das Stadtbild und als Tourist:in merkt man, hier soll so einiges modernisiert werden. 

Wir schlendern durch eine Fußgängerzone. Am Rand stehen kleine Buden, die Eis, Getränke, Snacks und Souvenirs verkaufen. Dahinter sichten wir Tischtennisplatten. Viele Tischtennisplatten. Bestimmt 20 Tische stehen nebeneinander. Schläger (jeder mit einer langjährigen Karriere/Geschichte) können anscheinend gemietet werden. In der Mittagshitze ist nicht besonders viel los, aber vielleicht wird hier gegen Abend das ein oder andere Match zwischen Jung und Alt ausgetragen. Die Vorstellung gefällt uns ganz gut.

Die meisten Autos (natürlich fast ausschließlich Chevrolets) fahren hier übrigens mit Gas und nicht mit Benzin oder Diesel.

Wir lassen uns etwas treiben, gehen zwischendurch einen Kaffee trinken und begutachten noch das ein oder andere Gebäude inkl. Blumenbeet und Springbrunnen. Ein paar Sights wollen wir uns für Morgen aufheben, daher kommen wir zum nächsten Tagesordnungspunkt. Lokale Kulinarik. Die ist ja etwas eingeschränkt, daher widmen wir uns heute einem lokalen und erfrischenden Getränk, dem Bier. 

Craft Brewing Company

Garreth hat uns von einer lohnenswerten Brauerei erzählt, die im Nirgendwo außerhalb der Stadt liegt. Da man auch mit der Metro schlecht dorthin kommt, nehmen wir ein Yandex. Da ist ja schließlich auch eine Art Stadtrundfahrt inklusive. Tatsächlich befinden wir uns nach knapp einer halben Stunde Fahrt im Nirgendwo. Es ist später Nachmittag und als wir das großzügige Gelände inkl. großem Biergarten betreten, sind wir die einzigen Gäste. Wir werden freundlich begrüßt und gefragt, ob wir eine Reservierung haben. Ähm nein, aber das sollte ja aktuell kein Problem darstellen, oder? 😅 Nein, kein Problem, aber für den Abend ist alles ausgebucht, erzählt uns der Oberkellner und zeigt (etwas stolz) einen handgemalten Reservierungszettel. Wir dürfen uns ein Plätzchen im Biergarten aussuchen. Auf der Karte stehen 15 verschiedene Biersorten, unter anderem mit gewöhnungsbedürftigen Geschmacksrichtungen wie Honig, Granatapfel oder Kirsche. Auf der Karte gibt es ein Probierset, je sechs verschiedene Biere. Wir bestellen zwei Sets und testen uns somit mutig durch 12 der 15 Sorten. Tatsächlich schmecken auch die Exoten unter den Craftbieren ganz gut. Auf jeden Fall ist alles um Längen besser als das Tomatenbier in Bischkek. Das Festivalbier ist der Gewinner unserer kritischen Verkostung. Bevor der große Ansturm beginnt, machen wir uns aber wieder auf den Weg zurück zum Hostel. Für uns gibt’s heute Abend die Reste der letzten Tage und für Sophia und Birk eine Portion Katzenfutter. 

Sightseeing 2.0

Nachdem auch Konsti seine Steuererklärung abgeschickt hat, wir schnell noch etwas Unterwäsche gewaschen und gefrühstückt haben, geht es zum zweiten Sightseeing Part. Wir merken heute wieder, dass die Entfernung hier doch etwas größer sind und man einfach länger braucht, um von A nach B zu kommen. 

Metro

Die zweite Attraktion, ihr könnt es euch schon denken, ist das U-Bahn Netz in Taschkent. Es ist nicht nur das erste U-Bahnnetz in Zentralasien (Eröffnung 1977) sondern vermutlich auch das schönste. Kleiner Spoiler: Die Konkurrenz ist nicht groß. Die russische U-Bahn diente als Vorbild. Daher würden für den Bau auch russische Architekt:innen hinzugezogen. Jede Haltestelle ist individuell gestaltet und befasst sich mit einem Thema, wie etwa der Würdigung von Künstlern, Geschichten über historische Figuren oder das Raumfahrtprogramm der Sowjetunion. Der Bau der Bahnhöfe begann nur kurz nach dem verheerenden Erdbeben, welches die Stadt Taschkent beinahe auslöschte. Daher wurden alle auch so konzipiert, einem Beben der Stärke 9 standhalten zu können. Die Bahnhöfe sind also auch als Schutzbunker für die Bevölkerung vorgesehen. Ein Ticket kostet übrigens umgerechnet nur rund 10 Cent. Das Netz umfasst allerdings auch nur vier Linien, weshalb wir zur ersten Station auch erstmal knapp 30 Minuten laufen müssen. Gut, dass zumindest unser Ziel direkt beim nächsten Sight ist – dem Chorsu Bazar. 

Kleiner Geschichtseinschub

Apropos Erdbeben und Sights in Taschkent. Taschkent liegt in einer seismischen Zone. Das letzte verheerende Erdbeben ereignete sich im April 1966. Nach offiziellen Angaben starben 8 Menschen, etwa 150 wurden verletzt und über 300.000 Personen wurden obdachlos. Innerhalb von nur 3,5 Jahren wurde Taschkent komplett rekonstruiert. Insgesamt wurden in dieser Zeit rund 1 Million Quadratmeter Wohnungen, Schulen sowie soziale, kulturelle und administrative Einrichtungen gebaut. Viele Ingenieure und Baumeister kamen aus verschiedenen Teilen der Sowjetunion, um Taschkent wieder aufzubauen. Nach Abschluss der Arbeiten beschlossen viele von ihnen, in Taschkent zu bleiben und wurden zusammen mit ihren Nachkommen zu Einheimischen. Dadurch entwickelte sich Taschkent zu einer multinationalen Stadt mit vielen verschiedenen ethnischen Gruppen.

Chorsu Basar

Mal wieder ein Basar. Jeppa! Aber er ist riesig und die große Kuppel des Basars ist auch von weitem sehr schön und eindrucksvoll. Der Chorsu Basar zählt zu den Ältesten Zentralasien, wurde aber nach dem Erdbeben 1966 neu errichtet. Bereits der Weg von der Bahnstation zur Markthalle ist voll mit Verkaufsständen. Hier gibt es wirklich alles, vom Malheft, Batterien, Handyhüllen, Schlüppern bis hin zu Lebensmitteln. In der Halle angekommen wird uns aber erstmal ordentlich übel. Der Geruch von jeder Menge Fleisch kommt uns entgegen. Bei 35 Grad liegt hier das Fleisch auf den Tischen. Nicht überall gekühlt. Natürlich nicht. Als dann auch noch ein Mann direkt neben ein paar Lebern raucht uns seine Zigarette ca. 5 cm vom Fleisch entfernt hält, biegen wir schnell ab. Milchprodukte wir Quark, Joghurt und Hüttenkase werden aus riesigen Plastikwannen verkauft. Ein bisschen sieht es nach Baby-Badewannen aus. In der Halle mit dem Brot gefällt es uns wesentlich besser. Der Geruch von frisch gebackenem Brot ist wesentlich attraktiver und wir bekommen Appetit. Vorher steht aber noch der Besuch der Moschee an. 

Khast-Imam-Komplex

Die erste Herausforderung ist es, den Weg zum eigentlich sehr großen Komplex zu finden. Wir laufen einen riesigen Umweg. Da sind wir nicht die einzigen. Mehrmals kommt uns eine Gruppe von Spaniern entgegen. Schließlich schaffen wir es aber doch. Der Khast-Imam-Komplex, auch Khazrat Imam genannt, ist das Zentrum des Islam in Usbekistan. Früher war der Ort als «Sebzar», dem persischen Begriff für Apfelgarten bekannt. Der Komplex setzt sich zusammen aus dem Abu Bakr Qaffal al-Shashi-Mausoleum, der Namozgokh-Moschee, der Barakhan-Medrese, der Tillya-Sheikh-Moschee, der Mui-Muborak-Medrese und der Khast-Imam-Moschee. Was es hier sonst noch gibt? Hier ist einer der ältesten Korane der Welt ausgestellt. Fotos sind hier nicht erlaubt, aber der Koran war riesig, ebenso die Inschriften. Das Gelände hier ist weitläufig und sehr schön. Die Moschee können wir uns aber aufgrund des anstehenden Gebetes nicht von innen anschauen. 

Dann geht’s wieder zu Fuß zur nächsten Metro Station. Die ist mal wieder knapp 20 Minuten entfernt. Aber für unser nächstes Ziel, einen guten Kaffee, nehmen wir das natürlich in Kauf. Danach spazieren wir wieder Richtung Hostel, wo wir schon sehnsüchtig erwartet werden. Wir schreiben ein bisschen Artikel, spielen Kniffel und füttern die Katzen. Heute Abend steht nämlich wieder eine kleine Datenight an. 

Datenight in Taschi

Wir spazieren zum libanesischen Restaurant in der Innenstadt. Das Essen ist zwar nicht ganz so gut wie in Duschanbe, aber trotzdem sehr lecker. Besonders die Falafel und die gefüllten Weinbergblätter sind ein Hochgenuss. Danach erkunden wir noch zwei Pubs und testen das „Bamberg“ Bier, was hier angepriesen serviert wird. Im Irish Pub läuft Premier League, aaaaber hier wird fast pünktlich um 23 Uhr geschlossen. 

Bye bye Taschi

Etwas gebeutelt vom gestrigen Bier starten wir entspannt in den Tag. Unser Flug geht erst heute Abend spät, wir haben also noch jede Menge Zeit. Die Zeit im Zimmer nutzen wir also bis zum Checkout um 12 Uhr aus. Danach bleiben wir noch etwas im Innenhof des Hostels sitzen. Als die Sonne immer mehr in den Hof reinscheint, beschließen wir, uns noch einmal ins Fartuki Café zu begeben. Das bietet folgende Vorteile:

  • Gutes Internet (das mobile Internet wollen wir aus Angst, dass das Handy heute gesperrt wird, da morgen die Frist zur Registierung abläuft, lieber im Laufe des Tages abschalten)
  • Klimatisierter Raum
  • Guter Kaffee und gute Snacks
  • Kleiner Tapetenwechsel und wir bewegen uns noch ein bisschen vor dem am Flughafen herumsitzen
  • Wir benötigen keine Sonnencreme mehr. Unsere furchtbare Sonnencreme aus Tadschikistan ist nämlich seit gestern leer und da wir entweder nur sehr überteuerte Sonnencreme für Kinder (für umgerechnet 25 €) gesehen haben und Angst haben, dass die restlichen Cremes auch wieder so schlimm sind, haben wir lieber keine mehr gekauft und hoffen auf die gute alte Nivea-Sonnencreme in Kuala Lumpur

Als wir zahlen wollen, funktioniert die Kartenzahlung leider nicht. Und genug Bargeld haben wir auch nicht mehr, da wir kein Geld mehr abgehoben haben, um nicht zu viel übrig zu haben. Konsti läuft also schnell los, um zu schauen, ob er mit seiner Karte an Bargeld kommt – das hat in Usbekistan bisher leider so gar nicht funktioniert, aber da Caro ihre Karte nicht dabei hat, wollen wir es versuchen. In den 10 Minuten, die Konsti unterwegs ist, fragt der junge Herr aus dem Café Caro über Hitler aus – classic.

Da das mit dem Bargeld wie erwartet leider keinen gibt, dürfen wir wenigstens unsere Rechnung offen stehen lassen und laufen zurück zum Hostel, um unsere Sachen zu holen und mit Caros Karte dann noch einmal Geld abheben zu können. Zum Glück haben wir noch keinen echten Zeitstress, sodass wir unterwegs auch noch kurz ein bisschen Proviant holen können. Birki und Sophia sind nicht da, als wir unsere Sachen abholen und so fällt der Abschied immerhin nicht so schwer. Mit einem Yandex fahren wir anschließend zum nächstgelegenen ATM, heben Geld ab, setzen uns in einen Italiener um die Ecke vom Café, liefern kurz das Geld ab, essen Pizza und lassen uns dann zum Flughafen fahren.

Am Flughafen erstehen wir noch einen Malfy Gin, denn in Kuala Lumpur erwartet uns für die kommenden 5 Tage ein Airbnb.

Adieu Taschkent, Adieu Usbekistan, Adieu Zentralasien!

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