Und mit „Tschüss Usbekistan“ heißt es übrigens auch gleichzeitig auch „Tschüss Zentralasien“. Aber hier soll es ja um Usbekistan gehen:
Häufigstes Tier: Miezis! Birk, Sophia und alle anderen! Wir werden euch nie vergessen! 🙂
Häufigste Automarke: Chevrolet (klingt seltsam, es gibt allerdings ein Chevrolet-Werk in Usbekistan, daher Marktanteil > 90 % wie die NZZ berichtet)
Verletzungen/Beeinträchtigungen: Leider schon ein Klassiker an dieser Stelle: Caros Bauchbeschwerden, die nun aber hoffentlich ein für alle mal vorbei sind! 🙂
Highlights: Die bunten und schönen Städte der alten Seidenstraße
Land und Leute
Usbekistan war das erste der zentralasiatischen Länder, das sich dem Tourismus mehr und mehr geöffnet hat. Zwar etwas erschwert durch die autokratischen Strukturen (dazu unten mehr), aber dennoch gibt es heute einen vergleichsweise großen Tourismus und viele Angebote. Wir haben in den alten Städten der Seidenstraße wirklich sehr viele Touris gesehen. Das macht das Reisen im Land manchmal etwas einfacher, weil viele Informationen verfügbar sind, sorgt natürlich auf der anderen Seite auch dafür, dass man sich vor Souvenirshops nicht mehr retten kann.
Dafür haben uns die schönen alten Städte der Seidenstraße mit ihrer bunten Architektur sehr fasziniert und uns wie in 1001 Nacht fühlen lassen.
Bis zu seinem Tod 2016 war Islom Karimov Präsident von Usbekistan und führte ein straffes autokratisches Regime. Er bemühte sich nicht einmal, die Verfassung zu seinen Gunsten zu verändern wie es der ein oder andere Staatslenker gerne macht. Karimov hat die eigene Verfassung schlichtweg ignoriert, Menschenrechte und die Pressefreiheit stark eingeschränkt, ein sehr repressives System etabliert und Gegner oder gar Unruhe gewaltsam zum Schweigen bringen lassen. Und trotzdem wird er heute paradoxerweise noch in Usbekistan verehrt. Seit seinem Tod ist nun Shavkat Mirziyoyev Präsident und Usbekistan öffnet sich mehr und mehr und ist immerhin schon auf Platz 149 von 167 im Demokratieindex des Economist. Und obwohl Usbekistan sich gerne freundlich und offen zeigt und für Touristinnen und Touristen sogar eine eigene Tourist Police aufgestellt hat, die bei Problemen von (oder auch mit) Tourist:innen unterstützen sollen, merken wir einige Einschränkungen: Unser VPN funktioniert nicht in Usbekistan, einige soziale Medien können eingeschränkt werden, eine SIM-Karte muss bei einem Aufenthalt von über 30 Tagen noch einmal separat registriert werden (ansonsten wird einfach das Handy komplett gesperrt oder wie die Dame im Laden gesagt hat: „Es ist Usbekistan, sie wissen sowieso, wo ihr seid“) und man muss sich für jeden Aufenthalt in einem Hotel registrieren. Das übernehmen zwar die Hotels und man muss im Prinzip nur die Zettelchen sammeln, damit man diese bei einer möglichen Kontrolle bei der Ausreise vorzeigen kann, fühlt sich aber trotzdem etwas nach Überwachung an.
Mit Usbekinnen und Usbeken sind wir vergleichsweise wenig in Berührung gekommen. Das ist natürlich etwas schade, ist aber wahrscheinlich auch dadurch erklärbar, dass wir hauptsächlich in Städten unterwegs gewesen sind.
Was wir nicht so vermissen werden (das gilt für das gesamte Zentralasien), sind die Kommentare, die wir gelegentlich gehört haben, wenn Leute gemerkt haben, dass wir Deutsche sind. Von einer Begrüßung, die zu Zeiten der Nazis gängig war oder einer Aufzählung von Namen von Altnazis, haben wir einiges gehört. Und nein, nicht in einem Ton, der auch nur ansatzweise negativ konnotiert wäre, sondern meistens mit Daumen hoch und einem freudigen Lächeln, dass das doch super Typen gewesen sind, oder??
Transport
Transport in Usbekistan war wieder wirklich einfach zu organisieren. Es gibt ein super ausgebautes Zugnetz, das die größten Städte miteinander verbindet. Die Tickets lassen sich super einfach und bequem über die App buchen, für die es keine spezielle und komplizierte Registrierung bedarf (nimm das, Indien!!). Davon abgesehen, dass die Züge immer recht schnell ausgebucht sind und man deshalb mit etwas Vorlaufzeit buchen sollte, waren wir begeistert von der Pünktlichkeit und dem Zustand der Züge.
In den größeren Städten konnten wir uns problemlos wieder mit Yandex fortbewegen. Und apropos Autofahren in Usbekistan: Bitte bitte bitte Bauer, wenn du das liest: Komm her und verkauf dem usbekischen Volk neue Reifen oder schenk sie ihnen am besten. Wo wir in Indien irgendwann vom ständigen Gehupe gereizt gewesen sind, sind es vor allem in Usbekistan das Anfahren mit quietschenden Reifen. Warum man das hier so macht? Keine Ahnung, wir vermuten eine Mischung aus viel zu abgefahrenen Reifen und Bock.
Wenn man Touren zu Highlights buchen möchte, die etwas abseits liegen, kann das sehr schnell ins Geld gehen, weshalb wir auch weitgehend davon abgesehen haben. Nur einmal als Beispiel: Ein Anbieter wollte für eine Zweitagestour zum Aralsee (all incl.) schlappe 526 $ von uns.
Kulinarik
Puh, es ist nicht so, als hätten wir immer schlecht gegessen, aber so langsam freuen wir uns sehr, zumindest aus der kulinarischen Perspektive, Zentralasien hinter uns zu lassen. Im Samarkand, Khiva oder in Tashkent haben wir durchaus leckere Sachen gegessen. Allerdings ist das Essen sonst nicht so nach unserem Geschmack. Es wird generell viel Fleisch gegessen und an jeder dritten Hausecke gibt es einen Schaschlikstand. Es riecht zwar immer lecker nach Grill, ist aber nichts für uns. Ansonsten ist das Essen meistens einigermaßen fad und nicht so gut gewürzt wie man es vielleicht von einer Region erwarten würde, in der jahrhundertelang sämtliche Gewürze aus Indien und Ostasien umgeschlagen wurde.
Unser Fazit
Auch wenn wir uns wiederholen: Die Städte an der alten Seidenstraße sind wirklich sehenswert. Und auch die Überreste des Aralsees sollen beeindruckend sein. Insofern sind wir sehr froh, uns Usbekistan angesehen zu haben.
Insgesamt merken wir aber in uns die Vorfreude auf Südostasien. Da kann Usbekistan nicht so viel für, aber wir merken einfach, dass wir mal ein bisschen Sand unter den Füßen (und zwar keinen Wüstensand), etwas Wasser zum Planschen und Seeluft um die Nase brauchen.
Zumindest was das höhere Tourist:innen-Aufkommen angeht, hat Usbekistan uns mit Sicherheit schon einen kleinen Vorgeschmack auf Südostasien gegeben.