Wir sehen zu, dass wir unser Gepäck schnell auf den Minibus bugsiert bekommen. Während Konsti die schweren Rucksäcke nach oben anreicht, sichert Caro drinnen Plätze. Keine schlechte Idee, denn der Bus wird proppevoll. Zwischen Zweiersitzen auf der linken Seite und der Einzelreihe rechts, werden noch wackelige Zwischensitze aufgebaut. Die sind nicht nur wacklig, sondern machen alles super eng. Wer hinten sitzt, wird definitiv die letzte Person bei der Pipipause sein – düdüm. Wir sitzen ganz gut und sind froh, dass wir keinen Mittelplatz erwischt haben. Dann geht die wilde Fahrt los. Zu unserer großen Freude wird die Klimaanlage angeschaltet. Und die Fahrt dauert, sehr sehr lange.
Bei der ersten Pause freuen wir uns, dass wir uns endlich etwas die Beine vertreten können. Es kommt sogar ein zweites Fahrzeug, in das einige umsteigen können, sodass alle Mitfahrenden für den Rest der Zeit mehr Platz und Komfort haben. Trotzdem zieht sich die Fahrt wie Kaugummi.
Ehrlicherweise verstehen wir unsere Route auch nicht so ganz. Denn an einer Stelle, an der unsere größere Straße eine kleine T-Kreuzung macht und wir einfach nur links abbiegen müssten und in schätzungsweise 1-2 Stunden an unserem Ziel wären, biegen wir rechts ab. Zunächst denken wir, wir machen vielleicht noch einen kleinen Stop im nächsten Ort und fahren dann wieder in die andere Richtung. Aber nichts dergleichen. Wir fahren eine Mini-Straße, die einen rieeesigen Umweg von einigen Stunden mit sich bringt. Warum und ob das aus Sicherheitsgründen passiert, wissen wir nicht. Aber da wir vor dem ein oder anderen Geschäft oder Tankstelle inzwischen auch mit Shotguns bewaffnete Sicherheitsleute sehen, wird uns schnell klar, dass Guatemala ein etwas anderes Pflaster ist.
Ein weiteres kleines Highlight ist eine Flussüberquerung, für die es kleine Fähren gibt, die so unseriös aussehen, dass sie in Deutschland wahrscheinlich nicht einmal verschrottet werden dürften.

Irgendwann kommen wir in eine etwas größere Stadt, Caro tippt Konsti an: „Schau mal, da ist ein McDonalds. Was würde ich jetzt für ne Pommes geben..“. Er nickt zustimmend. Dann wird der Blinker gesetzt und als hätte uns Ronald McDonald persönlich von oben zugehört, legen wir tatsächlich einen Stopp bei McDonalds ein. Das freut so ziemlich jeden im Bus und ruckizucki sind wir alle im Restaurant zur goldenen Möwe. Das Highlight des Tages.
Danach zieht sich die restliche Strecke noch ewig durch kurvige Bergstraßen. Zwischendurch muss der Fahrer sogar die Klimaanlage ausstellen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Lanquin an. Wir haben uns allerdings für eine Unterkunft direkt am Nationalpark entschieden, das bedeutet im Umkehrschluss: Wir sind noch nicht da. Die verschiedenen Unterkünfte holen ihre Gäste ab. Unser Fahrer erklärt uns allerdings, dass wir noch auf eine weitere Person warten müssen. Wir werden in ein nahegelegenes Hostel, das zu unserem dazugehört, gefahren, wo wir auf die Weiterfahrt warten sollen. Hier gibt es WLAN, Toiletten und ein paar gemütliche Plätze zum Warten, direkt oberhalb des Flusses. Eigentlich wollen wir aber nur ankommen. Wir warten, warten und warten.

Quer vor uns sitzt ein Mann, der ebenfalls zu warten scheint. Nur dass er sich dabei ein Bier nach dem nächsten gönnt. Wir sind etwas neidisch, wollen uns das Geld aber sparen. Irgendwann werden wir dann doch abgeholt. Allerdings sind die einzigen Passagiere der bierkonsumierende Herr neben uns und wir. Da ist wahrscheinlich etwas schief gelaufen. Naja, Hauptsache es geht weiter. Wir werden samt Gepäck auf die Ladefläche eines Jeeps verfrachtet: Gut festhalten. Unser Mitfahrer stellt sich als Gerald vor, ein Alleinreisender aus Bayern. Klar, wer sonst hätte sich in der Wartezeit 5 Bier reingeschraubt, wenn nicht ein Bayer. Während wir noch ca. 45 Minuten im Dunkeln über eine ruckelige Schotterpiste fahren, unterhalten wir uns sehr nett. Gerald hat schon einiges von Südamerika gesehen und genießt gerade die letzten Tage in Guatemala, bevor es dann nach Mexiko und wieder in die Heimat geht. Im Gegensatz zu uns macht er allerdings ein Sabbatical und bekommt dabei von seinem Arbeitgeber, einem deutschen magentafarbenen Konzern, weiterhin ein ziemlich gutes Gehalt und schaut nicht so sehr auf den Cent „wie die Studenten“, naja oder halt wie wir.

Finally
Endlich kommen wir an. Es ist mittlerweile 20 Uhr und wir sind seit 13 Stunden unterwegs. Es ist so unfassbar heiß hier. Während der Fahrt ist uns noch ein angenehmer Luft um die Ohren geweht, aber hier steht die Hitze. Von einer nächtlichen Abkühlung ist nichts zu spüren. Der nette Herr am Anfang begrüßt uns freundlich, seine Kollegin zeigt uns das Zimmer. Auf dem Gelände stehen mehrere einfache Holzhäuschen. Im Erdgeschoss ist bei uns ein kleiner Dorm, unser Zimmer liegt darüber. Über eine schmale, steile Holztreppe geht es außen am Haus nach oben. Die Dame öffnet die Tür und da stehen wir in unserem Zimmerchen. Ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl. Soweit so gut. Was man eben so braucht. Was allerdings fehlt, ist ein Fenster. Die Türseite ist mit Holz verkleidet, gegenüber befindet sich allerdings nur ein Holzgeländer, dass bis zur Hüfte reicht. Wir schlafen also die kommenden beiden Nächte mit offener Front. Das hatten wir in dieser Form auch noch nicht. Aber während wir so drüber nachdenken ist es vielleicht gar nicht schlecht. Da es in der Unterkunft nur mittags eine Stunde und abends drei Stunden Strom gibt. Dementsprechend gibt es also keinen Ventilator, vielleicht tut also etwas Durchzug gut? Wir werden sehen. Gegen Mücken müssen wir uns sowieso gut einsprühen.


Es ist zwar eigentlich streng verboten auf den Zimmer sein eigenes Essen zu konsumieren, aber wir haben schließlich extra eingekauft. Wir schnibbeln uns den dritten Abend hintereinander unser Rohkostsalädchen mit Mais und Bohnenmus. Die Reste vom Schnibbeln verstauen wir gut und zugeknotet. Wir wollen kein Open Buffet für Krabbeltiere zum Tag der offenen Tür anbieten. Wir haben ein etwas schlechtes Gewissen, Gerald hat nun bestimmt alleine gegessen. Da sollten wir ihm ja zumindest danach mit einem Bier Gesellschaft leisten. Selbstlos wie wir sind. Aber immerhin haben wir ja Geld beim Abendessen gespart, da können wir zumindest die Bier Happyhour mitnehmen. Wir setzen uns zu Gerald auf die Terrasse und quatschen noch ein bisschen mit ihm. Für morgen hat er bereits eine Tour gebucht, sonst hätten wir uns natürlich auch gemeinsam auf den Weg machen können.
Pünktlich um 9 Uhr wird der Strom wieder ausgestellt. So kann man auch den Feierabend einläuten. Wir bleiben noch etwas im Dunkeln sitzen, ein paar andere Gäste sind noch im Pool. Bei der Hitze definitiv der beste place to be. Selbst um diese Uhrzeit. Da wir aber morgen früh raus wollen und ziemlich kaputt von der Fahrt sind, gehen wir alle zeitig ins Bett. Und ja, es wird eine verdammt heiße und schwitzige Nacht. Während Caro (wie immer eigentlich) nach 3 Minuten einschläft, braucht Konsti noch einen Moment länger. Obwohl das Gelände recht weitläufig ist, ist es ziemlich hellhörig. Er kann ein Gespräch von Gerald und zwei anderen Jungs mit anhören. Diese wechseln zu später Stunde nämlich noch ihr Zimmer. Ein ungewünschter Mitbewohner in Form eines Skorpions wurde nämlich bei ihnen gesichtet. Cool. Ein Skorpion. Wenn das nicht mal schöne Neuigkeiten als kleine Gute-Nacht-Geschichte sind. Gut, dass zumindest Caro nichts mehr davon mitbekommt. Konsti ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken. Trotz der Hitze verkriecht er sich unter dem Laken und erschreckt sich zu Tode, als er nachts etwas pieksiges an seinem Fuß spürt. Entwarnung: Es handelt sich nicht um einen Skorpion sondern vielmehr um den mit Plastik umschlossenen Draht unserer Toast-Verpackung. Hohe Verwechslungsgefahr. Von diesem kleinen Thriller bekommt Caro absolut gar nichts mit, erfreut sich aber am nächsten Morgen umso mehr über die kleine Anekdote.
Dort, wo das Wasser sich versteckt
Genau das bedeutet nämlich Semuc Champey übersetzt. Dann begeben wir uns mal auf die Suche. Das Naturschutzgebiet öffnet erst um 8 Uhr. Wir wollen so früh wie möglich los, um der Hitze weitestgehend aus dem Weg zu gehen (haha). Jedenfalls stehen wir pünktlich wie die Maurer um kurz vor 8 Uhr am Eingang. Gefrühstückt haben wir (pssst) wieder in unserem Zimmer: Müsli mit Obst und nem kleinen Paket H-Milch. Von der Unterkunft ist es tatsächlich nur einen Katzensprung bis zum Eingang und mit uns startet lediglich eine Familie. Das Wasser ist auch nicht allzu schwer zu finden.


Wir steuern zunächst den Aussichtspunkt an, schließlich heißt es ja so schön: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Der Aufstieg dauert nicht allzu lange, aber es ist schon so heiß, dass es wirklich anstrengend ist und wir schweißgebadet oben ankommen. Mit schweißgebadet meinen wir, dass Konsti oben angekommen erst einmal 2 Liter Schweiß aus seinem T-Shirt wringt.
Von einer kleinen Aussichtsplattform haben wir eine wirklich sehr sehr schöne Aussicht. Worauf eigentlich? Auf den Fluss „Cahabón“, der sich im Tal entlang schlängelt und dessen Wasser sich in vielen türkisfarbenen Wasserbecken von einem bis drei Metern Tiefe staut. Die Farbe des Wassers variiert ja nach Jahres- und Tageszeit sowie dem aktuellen Wetter. 1999 wurde Semuc Champey vom damaligen Presidenten Álvaro Arzú Irigoyen zum guatemaltekischen Naturerbe erklärt. Bei uns ist das Wetter semi gut. Es ist etwas diesig und der Himmel ist etwas bewölkt. Aber nicht schlimm, solange wir die Wasserbecken überhaupt von hier oben sehen, sind wir schon mehr als glücklich. Uns erinnert der Ausblick auch ein bisschen an die Plitvicer Seen in Kroatien.



Natürliches Fisch Spa
Der Weg führt von hier auf der anderen Seite des Berges hinunter zum Wasser. Jetzt kommt der spaßige Teil: Baden. Natürlich kann man in diesen wunderschönen Becken planschen und wir sind mehr als überrascht: Das Wasser ist super erfrischend. Die perfekte Abkühlung nach unser Mini-Wanderung.



Unten am Wasser baden schon ein paar Familien, alle scheinen Locals zu sein. Zumindest ist das unser Eindruck. Wir gesellen uns dazu und sind froh, dass noch nicht allzu viel los ist. Wir haben zwar bereits zuvor davon gelesen, sind aber dennoch kurz überrascht. Die kleinen Fischchen, die sich hier überall im Wasser herumtreiben, scheinen einen kleinen Fuß-Fetisch zu haben. Sie knabbern tatsächlich an den Füßen. Wir können uns noch nicht ganz entscheiden, wie wir das finden. Wir bleiben lieber ein bisschen in Bewegung oder sagen wir Konsti bleibt in Bewegung, während Caro sich an ihn klammert und ihr Füße schützend nach oben hält. Wir verweilen eine ganze Weile im Wasser, Konsti klettert noch in die nächste Poolebene und dann wird es langsam voller. Zwar dürfte dies hier der erfrischendste Ort weit und breit sein, aber ewig kann man nun mal auch nicht im Wasser bleiben. Wir spazieren also ganz entspannt zurück in die Unterkunft und hüpfen dort in den Pool.



Cluburlauber-Programm
Es ist noch Vormittag und wir haben noch den ganzen restlichen Tag Zeit. Viel zu erleben gibt es hier ansonsten nicht, also beschließen wir zwischen Pool und Terrasse hin und her zu wechseln. Wir müssen unsere Weiterreise noch planen, zwischendurch hüpfen wir immer wieder in den warmen Pool. Besser als nichts.



Dann entdecken wir noch ein Skyjo Spiel, wie cool. Wir passen das Programm an: Pool – Skyjo – Pool – Skyjo – Pool.




Gerald kommt auch irgendwann von seiner Tour nach Hause. Das Tourprogramm startet etwas später, aber umfasst auch noch den Besuch einer Höhle mit Kerzen und Guide sowie das Treiben mit dem Schwimmreifen auf dem Fluss. Wir sind aber nicht traurig, dass wir die beiden anderen Sachen nicht gemacht haben. Heute Abend essen wir gemeinsam mit Gerald in der Unterkunft. Unsere Gemüse und Dosenvorräte sind aufgebraucht. Das Essen ist tatsächlich ganz okay und wir bleiben alle Durchfall-verschont. Auch dies scheint hier ein bekanntes Problem zu sein. In den Rezensionen ALLER Unterkünfte haben wir min. eine Bewertung mit dem Stichwort „Lebensmittelvergiftung“ gefunden. Das könnte aber genauso gut am Wasser hier liegen. Wir sind auf jeden Fall vorsichtig und bestellen keinen Salat. Wir quatschen noch ein bisschen und machen uns dann auf den Weg ins Bett. Morgen ist wieder großer Reisetag angesagt. Wir machen drei Kreuze, wenn wir für eine Woche in Antigua sind. Vorab geht es aber noch an den tiefsten See Zentralamerikas und dann auf eine „kleine“ Wanderung.