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Vietnam  /  28. Dezember 2023

Saigon oder Ho Chi Minh Stadt?!

Wir fangen direkt mit der Frage der Fragen an. Wie heißt die Stadt, in der wir die knapp nächsten 2 Wochen bis kurz vor Weihnachten verbringen werden? Wir wissen natürlich, dass die Stadt früher Saigon hieß und nach dem Sieg von Nord- über Südvietnam im Jahr 1976 nach Ho Chi Minh benannt wurde (die Gründe haben wir ja bereits benannt). Aber welchen Namen gebrauchen die Einheimischen und können wir hier in ein Fettnäpfchen treten? Die Antwort bekommen wir gleich am ersten Tag: Es geht beides. Laut unserem ersten Local Guide sagen die meisten Menschen, die hier leben immer noch Saigon, er schätzt die Zahl auf ca. 60 %. Ungefähr 30 % sprechen von Ho Chi Minh City und 10 % nutzen beide Namen. Direkt hinterher schiebt er noch eine weitere „Studie“: 95 % der Einheimischen hassen Amerika, aber 97 % lieben KFC – cool.

Liebe auf den ersten Blick?

Naja, es geht so. Wir kommen nach ungefähr 7 Stunden Busfahrt in Saigon an, erst an einer Busstation am Stadtrand. Das wundert uns etwas und wir fragen nach, warum wir nicht bis in die Stadt gefahren werden. Doch dann wird uns erklärt, dass wir von hier mit einem kleinen Shuttlebus kostenlos bis zum Hotel gefahren werden. Es ist viel Verkehr, sehr viel Verkehr, für ein paar Kilometer benötigen wir am Nachmittag fast eine Stunde. Die letzten Tage hatten wir angenehme 20-25 Grad, hier ganz im Süden ist es wieder stickig und heiß. Puh, ob wir hier in weihnachtliche Stimmung kommen, während wir die Bilder mit Schnee und Minusgraden aus Deutschland sehen? Schwierig. Wir checken in unsere fensterlose Höhle ein und drehen noch eine Runde draußen. Heute ist die Stimmung etwas gedämmt, warum? Wir wissen es nicht. Viel Verkehr, stickige Hitze, lautes Gehupe und Massen an Rollern (es sind sooo viele) tragen nicht zum Runterkommen bei. Dafür schmeckt das Abendessen her“pho“rragend. Es gibt mal wieder ein Süppchen an einem kleinen Straßenstand. Der Besitzer ist total niedlich und kann kaum Englisch, das hebt doch direkt unsere Stimmung. Danach verziehen wir uns wieder ins Zimmerchen. Wir freuen uns jetzt schon einfach wahnsinnig auf unseren Housesit, der übermorgen beginnt. Erstmal steht aber morgen ein Ausflug an. Den wollten wir unbedingt vor unserem Housesit machen, unser „Pflege-Kater“ ist nämlich nicht gerne lange alleine und die Tour dauert ein paar Stunden.

Tunnel-Tour von Củ Chi

Dieses Mal haben wir uns dazu durchgerungen, eine Tour zu buchen. Mit einer Gruppe von ca. 25 Leuten geht es heute zu den Tunneln von Củ Chi, in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten. Aber halt, nachdem wir uns im Bus eingefunden haben, steuern wir erstmal eine andere Haltestelle an. Hierbei handelt es sich um einen Kaffeefahrt-Stopp bei einer „Werkstatt“ für Menschen mit Behinderung. Es werden Bilder mit Muschelschalen hergestellt, die man in einer großen Souvenirverkaufshalle kaufen kann. Ein kleines Geschmäckle, denn wir haben nicht das Gefühl, dass es hier tatsächlich um Aufklärung geht. Vielmehr liegt hier darauf, möglichst viel zu verkaufen.

Nach ungefähr 1,5 Stunden Fahrt kommen wir dann auf einem riesigen Parkplatz an. Er ist voll mit Touri-Bussen und Vans. Wow, das sind so viele. Als erstes dürfen wir einen kleinen Abstecher zum Mekong machen, der sich direkt neben dem Parkplatz befindet.

Dann geht die Tour mit unserem Guide endlich los. An einer Landkarte sammelt sich die Gruppe und die Einleitung aus dem Bus wird hier fortgesetzt: Die ersten Tunnel von Củ Chi entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreichs um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. Während die Franzosen vertrieben wurden, entsandten die USA Truppen nach Vietnam, die nach der Unabhängigkeit und Teilung des Landes in Südvietnam blieben. Als die entsandten US-Streitkräfte unweit von Củ Chi ein Hauptquartier errichteten, ahnten sie noch nicht, dass die Überfallenen dort unter der Erde agierten. In den 1960er-Jahren erweiterten vietnamesische Partisanen, die Vietcong, das Tunnelsystem massiv, bis es schließlich auf eine Gesamtlänge von 200 Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war. Unter der Erde bauten sie sich alles, was sie brauchten: Schlafplätze, Küchen, Lazarette und Büros. Über kleine, sehr gut getarnte Klappen gelang man in das ausgeklügelte Tunnelsystem. Die Eingänge waren nicht nur gut getarnt, sondern mit gefährlichen Bambusfallen zusätzlich gut geschützt.

Die Tunnelanlage erstreckt sich über drei Ebenen. Die oberste lag drei bis vier Meter unter der Oberfläche. Die zweite Etage lag sechs Meter unter der Erde. Ganz unten, 8–10 Meter unter der Erde, wurden Verletzte behandelt. Trotz mehrmaliger Versuche der amerikanischen Streitkräfte gelang es ihnen nicht, die Tunnel zu zerstören – weder durch Fluten, noch durch starkes Bombardement mit B-52-Bombern, noch durch Einführen von Giftgas in die Anlage. Die Zerstörung des gesamten Tunnelsystems war nach Aussagen eines amerikanischen Kommandeurs wegen seiner Tiefe und Ausdehnung nicht möglich. Von den geschätzt 18.000 Widerstandskämpfern kamen ein Drittel bei Kampfhandlungen um. Die Tunnelbewohner:innen hatten ständige Attacken von Giftschlangen, Ratten und anderem Ungeziefer zu ertragen. Auch die enorme Hitze im gesamten Tunnel stellte ein großes Problem dar. „Wie verrichteten die Menschen ihr Geschäft?“ – immer wieder stellt unser Guide diese Frage und lockt uns mit dem Gewinn eines Bieres. Wir liegen mit unserem Tipp tatsächlich am nächsten dran. Wir tippen auf die Nutzung von Eimern als Toilette und dem anschließenden Entleeren des Inhalts bei Nacht. Die korrekte Antwort: Die Bewohner:innen schafften leere Munitionskisten unter die Erde und nutzen diese als verschließbare Kacka-Boxen. Durch das Wiederverschließen konnte verhindert werden, dass Geruch nach oben austritt. Das versprochene Bier bekommen wir natürlich nicht.

Nachdem wir uns auf dem Gelände verschiedene Stationen (Eingänge, Luftlöcher, verschiedene Fallen und deren Produktion) angeschaut haben, kommen wir zum für uns absurdesten Part der Tour: dem Schießen. Es gibt eine „Shooting Ranch“ an der man gegen einen horrenden Aufpreis mit einer AK47 oder einer M60 schießen. Ob das hier ein geeigneter Ort dafür ist? An diesem Ort, der über die Schrecken des Krieges, das Leid der Zivilbevölkerung und das Sterben von vielen Menschen aufklärt. Und hier kann jeder x-beliebige Touri eine Kriegswaffe in die Hand nehmen und rumballern? Es könnte in unseren Augen nicht absurder sein. Offensichtlich gibt es aber Menschen, die sich an diesem Angebot erfreuen. Wir legen hier eine 15-minütige Pause ein. Die Schießgeräusche sind super laut und unangenehm, wir sitzen auch direkt neben der Shooting Ranch und sind mehr als froh, als es weitergeht.

Als nächstes steht nun der tatsächliche Tunnel an. Auf einer Länge von bis zu 120 Metern, kann man durch das Tunnelsystem laufen. Alle 20 Meter gibt es einen Aufgang, den man nehmen kann. Es geht herunter, wir sind aber nur ein paar Meter unter der Erde und im gebückten Zustand kann man durch das Tunnelsystem „laufen“. Das schlimmste daran? Es sind super viele Menschen hier. Nach unserer Gruppe folgt direkt die nächste und in engem Abstand geht es in den sehr dunklen Tunnel. Schnell staut es sich. Wir würden uns beide nicht als klaustrophobisch bezeichnen, aber Caro findet es alles andere als geil. Die Luft ist zwischendurch nicht die beste, manchmal wird es enger und zudem ist man eingekesselt von Menschen, da wird schnell das Gedankenkarussell in Gang gesetzt. Wir sind ganz hinten in der Gruppe, alle laufen immer weiter, aber Caro will nach 80 Metern lieber raus. Frische Luft und Tageslicht können ein richtiger Segen sein. Es war auf jeden Fall interessant, sich das System einmal anzuschauen und zumindest ein kleines bisschen nachempfinden zu können, wie die Menschen hier ausgeharrt haben. Es hat dann aber auch gereicht.

Zum Schluss schauen wir uns noch den Raum für die Küche an. Hier wurde nachts gekocht. Meist gab es Kartoffeln oder Maniok-ähnliches Gemüse, dass gedämpft wurde. Der Rauch wurde dann über einen kleinen Abzug ein paar Meter weiter nach draußen geleitet. Tagsüber war dies natürlich nicht möglich, sonst wären die Amerikaner auf das Tunnelsystem aufmerksam geworden. In der Nacht sind die Menschen aus den Tunneln gekommen und zum Teil ins nahegelegene Dorf gelaufen, wo oft die Frauen und Kinder untergebracht waren. Kommuniziert wurde im Tunnel tagsüber ausschließlich über Körpersprache.

Damit sind wir auch schon am Ende unserer Tour angekommen. Mit etwas gemischten Gefühlen. Generell sind wir aber sehr froh, die Tour gemacht zu haben. Wir haben viele Infos erhalten und der Guide hat viele Details und Hintergrundinfos mit uns geteilt, die wir sonst wahrscheinlich nicht erfahren hätten. Das Tunnelsystem ist wirklich sehr beeindruckend und wir sind erstaunt, wie die Menschen tatsächlich richtig drin gelebt haben.

Menschen.

Es hat Gründe, warum wir solchen Gruppen-Touren oft aus dem Weg gehen. Oft sind sie teuer und man ist mit Menschen für einen geraumen Zeitraum auf einem Haufen, mit denen man normalerweise keinen halben Tag verbringen möchte. Klar, auch wir sind Touris, aber wir würden uns als durchaus kompatibel und eher zurückhaltend bezeichnen. Ausgerechnet heute sitzen wir mit erstaunlich vielen Deutschen im Bus, lieben wir ja. Natürlich ist es das deutsche Paar, dass sich für den heutigen Tag ins Outdoor-Outfit geschmissen hat, von Hut, übers atmungsaktive Kunstfaser-Shirt bis hin zu den Sportsocken, die in Wanderschuhen stecken. Selbstverständlichen haben sie auch noch haargenau das gleiche Schuh- und Hosenmodell an, wenn sich da nicht mal zwei süße Mäuschen für den Urlaub gemeinsam ausgestattet haben. Apropos Mäuschen: Das spanische Pärchen, das sich aktuell offensichtlich auf Wolke 7 und mitten in ihrem zweiten Frühling befindet, sitzt im Bus direkt vor uns. Sie ist knapp bekleidet und trägt Schuhe mit Absatz, was ihn dazu verleitet, den ständigen Körperkontakt zu halten und sie mit lautstark schmatzenden Knutschern zu überschütten. Egal ob im Bus vor uns, wenn der Guide vom Leben in den Tunneln berichtet oder neben den Bambusfallen. Die beiden können die Finger nicht voneinander lassen. Und dann wären da noch die beiden Jungs, schätzungsweise Anfang 20, mit denen wir uns die Rückbank im Bus teilen. Offensichtlich haben die „Bros“ sich den Platz in der letzten Reihe verdient. Sie sind an „Coolness“ nicht zu übertreffen. Ihre Unterhaltungen sind eine Mischung aus purem Entertainment à la GZSZ in Kombination mit Fremdscham. Die Französin, die auf den ausgestellten Panzer klettert, ob sich dort fotografieren zu lassen, nimmt Konsti in Schutz: Die kommen ja auch als Frankreich, da hat man eben ein etwas anderes Verhältnis zum Krieg. So damit ist die Ironie für heute aufgebraucht. Lustigerweise haben wir uns in Zentralasien immer gefreut, wenn wir andere Reisende oder gar Deutsche getroffen haben. Hier wechseln wir (wenn überhaupt) nur ein paar Sätze miteinander. Aber wer weiß schon, was die anderen über uns gedacht haben. Schließlich erfüllen wir mit unseren Adiletten ja auch das ein oder andere Klischee. Die Socken haben wir heute aber ausnahmsweise mal zuhause gelassen.

Hallo Yumi

Am nächsten Morgen ist es endlich soweit. Unser Housesit startet und wir machen uns auf den Weg zu Yumi, unserem Pflege-Kater für die kommenden 12 Tage. Elodie, seine Besitzerin ist heute morgen abgereist, wir können also „einchecken“. Wir sind mal wieder aufgeregt, wie unser erstes Kennenlernen verläuft. Wir wünschen uns so sehr einen Kater, der bereitwillig unsere Liebe erträgt. Empfangen werden wir allerdings nicht mit einem freudigen Maunzen beim Eintreten an der Tür. Naja, was haben wir erwartet, es ist ja auch ein Kater und kein Hund. Seit wann kommt der Berg schließlich zum Propheten? Yumi liegt in der Höhle seines Katzenbaums und starrt uns mit großen Augen an.

Wow, er ist ein riesiger Kater! Auf den Fotos sah er irgendwie viel kleiner aus, aber er ist nicht nur wahnsinnig flauschig, sondern hat wirklich eine amtliche Katergröße. Er beschnuppert uns neugierig und lässt sich dann auch bereitwillig kraulen. Das ist doch mal ein netter Empfang! Er ist wunderhübsch, aber gut, das seht ihr ja selbst. In der Wohnung von Elodie und ihrem Freund fühlen wir uns direkt wohl. Sie ist sehr liebevoll eingerichtet und alles ist super sauber. Es gibt sogar ein klitzekleines bisschen Weihnachtsdekoration.

Die Wohnung liegt in einer kleinen Seitenstraße, die gleichzeitig eine Sackgasse ist. Es ist also schön ruhig und entspannt hier.

Unsere wichtigsten Dinge, die wir an der Wohnung feiern: die Küche mit Herd, leider ohne Backofen, Waschmaschine und Trockner und das Wohnzimmer. Auch wenn die Couch nicht wahnsinnig bequem ist, wir haben einen richtigen Aufenthaltsraum und einen Esstisch. Achja und dann wäre da noch der Staubsauger – der erste Staubsauger, den wir seit Beginn unserer Reise sehen, da juckt es uns ja direkt in den Fingern. Lustig, dass man sich aufs Staubsaugen freuen kann. Die Klimaanlage ist bei der Hitze ebenfalls Gold wert. Direkt kommt das Gefühl auf, dass wir es uns hier nett machen können. Ach Yumi, wir freuen uns auf die Zeit mit dir. Den Rest des Tages verbringen wir erstmal damit, Yumi kennenzulernen, die erste Wäsche anzuschmeißen und einkaufen zu gehen. Wie immer ein kleines und nervenaufreibendes Abenteuer. Das eigentliche nervenaufreibende Abenteuer wartet aber erst morgen auf uns..

Souvenir der anderen Art

Für das heutige Tagesprogramm hat Konsti den Termin schon vor ein paar Wochen vereinbart. Heute gibt es eine Erinnerung, die wir wohl auf ewig bei uns, bzw. unter unserer Haut tragen werden. Wir lassen uns tätowieren.

Pünktlich um 12 Uhr stehen wir parat und sind beide ein bisschen (Caro vielleicht etwas mehr) aufgeregt. Vor zwei Tagen waren wir schon kurz hier, um die Entwürfe zu besprechen. Jetzt wird es ernst. Nach dem Papierkram und natürlich der Zahlung geht es los. Wir sind zusammen in einem Raum und werden parallel gestochen. Wie der Rest abläuft, könnt ihr euch denken. Die Vorlage wird aufgeklebt, die Position erneut abgesegnet und dann wird die Maschine angeschmissen. Konsti ist etwas schneller fertig und wartet dann noch auf Caro. Die ist zu Beginn wesentlich entspannter, was den Schmerz betrifft, aber zum Ende wird es dann doch nochmal schmerzhafter. Besonders die Schattierungen ziehen sich dann doch in die Länge. Nach ca. 4 Stunden haben wir es dann beide geschafft. Nach dem Fotoshooting fürs Studio kommt eine Folie drüber und wir sind entlassen. Wir sind sooo zufrieden und ganz aufgeregt, wem wir wohl als erstes davon erzählen. Auf diese Aufregung erstmal ne Pommes von McDonalds. Dann geht’s ab zu Yumi – ab jetzt ist erstmal Schonung und Entspannung angesagt.

Ach Yumi

Kein Housesit ohne ein paar Worte zu unseren felligen Freunden. Und wenn Yumi eins hat, dann ist es definitiv Fell. Es ist so wahnsinnig flauschig, sogar die Pfoten fühlen sich an wie kleine weiße, flauschige Wölkchen. Er ist wahrscheinlich der hübscheste Kater der ganzen Welt. Ob wir uns verliebt haben? Ein kleines bisschen vielleicht. Bereitwillig lässt er sich von uns sein Köpfchen oder den Rücken streicheln, aber er ist eben immer noch eine Katze. Also verwundert es nicht, dass er sich das mit dem Streicheln (besonders in der Gefahrenzone Bauch) manchmal dann auch schon schnell anders überlegt. Da erwischt uns auch schonmal eine Pfote, gepaart mit einem bösen Blick aus seinen großen Augen. Aber fast nie fährt er dabei seine Krallen aus.

Zu unserem Bedauern sucht er statt unseren Körperkontakt meist eher unsere Gesellschaft. Dann liegt er neben uns auf dem Stuhl, auf seinem Plätzchen neben dem Sofa oder seinem absoluten Lieblingsplatz: Der Hängematte am Fenster. Von hier hat er sowohl uns als auch das Leben in der weiten Welt da draußen im Blick: Die Tauben am gegenüberliegenden Haus, die Rollerfahrer:innen mit ihren Lautsprechern und andere Katzen und Hunde, die durch die Straßen streunen. Am liebsten aber liegt er auf dem Rücken, streckt alle Pfötchen in die Luft und entspannt in seiner Hängematte – was ein Leben.

Yumi hat es wirklich gut hier. Er bekommt Premium-Futter, hat überall seine exklusiven Plätzchen mit Hängematten, einem riesen Katzenbaum, einen weiteren Kratzbaum und diverse Spielzeuge inkl. Tunnelsystem (Tunnel scheinen hier ein Ding zu sein). Aus einem Fenster der Wohnung kann er sogar hinaus und hat dort einen kleinen eingezäunten Balkon. Elodie ist viel Zuhause, sodass er auch viel Gesellschaft gewöhnt ist. Wir sind uns sicher, dass sie alles tut, damit Yumi hier ein schönes Leben hat. Dennoch ist es für uns beide etwas Neues, auf eine Wohnungskatze aufzupassen. Immer wieder fragen wir uns, ob Yumi etwas „vermisst“ oder ihm etwas „fehlt“. Er kennt wahrscheinlich nur das Leben in der Wohnung, aber trotzdem haben die Tiere ja Instinkte. Das Thema lässt uns tatsächlich nicht so ganz los und für uns steht definitiv fest: Wenn wir irgendwann man eine, zwei oder zwölf Katzen haben, dann werden dies auf jeden Fall Freigänger.

Wenn Yumi Hunger hat, kurz bevor er das Katzenklo aufsucht oder zwischendurch beim Vögel beobachten, maunzt er immer. Entgegen seiner Körpergröße, ist dieses Maunzen wie das einer kleinen süßen Babykatze. Ganz sanft und niedlich. Zum Dahinschmelzen könnte man fast sagen. Da fällt es uns gar nicht so einfach, nach dem Aufstehen mit dem Nassfutter zu warten. Das soll er nämlich nicht direkt bekommen, damit er morgens seine Besitzer:innen nicht in aller Frühe weckt. Yumi zum Spielen zu animieren ist auch etwas.. sagen wir.. anders. Das Spielzeug wird eigentlich erst dann interessant, wenn es unter dem Teppich liegt und sich bewegt. Dann rastet er ein bisschen aus und jagt das „etwas“ unter dem Teppich um dann wie wild in den Teppich zu beißen. Manchmal versteckt er sich auch komplett selbst unter dem Teppich.

Palast der Wiedervereinigung

Nach zwei ruhigen Tagen, beschließen wir, in die Stadt zu fahren und uns den Wiedervereinigungspalast, eines der Wahrzeichen von Saigon, anzuschauen. Fangen wir aber von vorne an. Nach der Eroberung von Südvietnam durch Frankreich im Jahr 1867 wurde ein Jahr später der Grundstein für den Bau des Palastes gelegt, um so die neue Kolonie zu festigen. Dieser sollte den alten 1863 gebauten Holz-Palast ersetzen. Der Komplex erstreckte sich über eine Fläche von 12 Hektar. Er inkludiert einen Palast mit einer 80 Meter breiten Fassade, einen Gästetrakt für 800 Personen sowie einen weitläufigen Garten, der mit Rasen und grünen Bäumen bedeckt ist. Die meisten Materialien wurden aus Frankreich importiert. Nach der Niederlage von Frankreich im Ersten Indochinakrieg und der Teilung Vietnams, wurde der Süden von den Anti-Kommunisten regiert. So wurde der Palast 1954 an den südvietnamesischen Premierminister Ngô Đình Diệm übergeben. Dieser erklärte sich ein Jahr später selbst zum Präsidenten und ließ das Gebäude in Unabhängigkeitspalast umbenennen.

Nach einem Attentat im Februar 1962 wurde fast der gesamte Teil des linken Flügels zerstört, weshalb Diệm sich dazu entschloss, das Gebäude abzureißen und komplett neu zu bauen. Der damalige Architekt kombinierte dabei die moderne und traditionelle asiatische Architektur. Natürlich wirkt sowohl das Gebäude als auch die Inneneinrichtung alles andere als modern, wobei wir durchaus Parallelen zu großen Hotelketten erkennen. Dunkelroter weicher Teppichboden, gemusterte Sessel und dunkel lackierte, massive Holzmöbel. Beim Gang durch das Gebäude können wir uns durchaus gut einen Eindruck machen, wie die Herrschaften hier zusammen saßen und sich beratschlagt haben. Im Keller des Gebäudes befindet sich ein voll ausgestatteter Bunker, den wir uns ebenfalls anschauen. Hier gibt es nicht nur eine kleine Kommandozentrale, sondern auch eingerichtete Schlafzimmer und zahlreiche Büros. Im November 1975 fand die politische Konsultationskonferenz von Norden und Süden im Unabhängigkeitspalast statt. Nach der Konferenz wurde der Palast zu Vereinigungshalle oder Wiedervereinigungspalast umbenannt. 1976 wurde der Palast vom Staat als besondere kulturelle und historische Gedenkstätte anerkannt und ist ein beliebtes Besuchsziel geworden. 

Im Anschluss an den Besuch des Palastes, machen wir einen Abstecher zum Museum, das sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Dieses beschäftigt sich mit wichtigen Menschen des Landes, insbesondere aber auch mit der „Regierung“ von Diệm. Diese war alles andere als demokratisch, sondern wurde autokratisch geführt und daher mit Protesten aus der Bevölkerung einherging. Wir sind fast etwas erstaunt, dass hier auch die Proteste der Mönche dargestellt sind, die sich aus Protest selbst anzündeten und so zu Tode kamen. Insgesamt ist das Museum aber recht überschaubar, sodass wir hier nicht so lange verweilen.

Im Anschluss an den Besuch des Museums geht es noch am Postamt vorbei zu einem der Annam Gourmet-Märkte. Diesen Laden kennen wir bereits aus Hanoi und ist uns in bester Erinnerung, da es sich um eine Art westliches Feinkostgeschäft handelt, in dem man beispielsweise ein Stück Rustique-Käse für 8 Euro erstehen kann.

Yumi-Anekdoten

Ein bisschen verrückt ist dieser Kater schon.

  1. Caro steht morgens auf und geht zur Toilette (was man morgens eben so als erstes macht). Yumi folgt ihr und lässt sich bereitwillig am Kopf schmusen. Nachdem Caro dann den Platz auf der Keramik angenommen hat, setzt sich Yumi vor sie. Er wird doch nicht? Doch. Kurzerhand setzt er zum Sprung an und hopst auf Caros Schoß. Seitdem wir hier sind, ist er noch nie selbstständig auf unseren Schoß, geschweige denn neben uns auf die Couch gesprungen. Gerade scheint er in Schmuselaune zu sein und macht es sich auf Caros Schoß bequem, steckt seinen Kopf zwischen Arm und Bauch und fängt an zu schnurren. Da bleibt er dann erstmal liegen und der kurze Gang zur Toilette verlängert sich um einige Minuten. Kleiner Spoiler, das bleibt nicht das einzige Mal, dass er das macht.
  2. Erschreckend süß. Manchmal gibt es diese Momente, deren Ursprung undefinierbar ist. Dann erschreckt sich Yumi ganz plötzlich und springt wie eine von der Tarantel gestochene Ziege hoch in die Luft. Kennt ihr diese Videos, bei denen sich Katzen vor Gurken erschrecken? Ziemlich genau so, nur ohne Gurke. Danach schaut er uns dann ganz verständnislos mit seinen großen Augen an und in der nächsten Sekunde stolziert er weg, als wenn nichts gewesen wäre.
  3. Kleines Versteckspiel. Bevor wir unseren Termin beim Tätowierer haben, wollen wir uns noch schnell von Yumi verabschieden. Wir sind sowieso schon sehr spät dran (Caros Zeitmanagement lässt grüßen), wir finden Yumi nicht. Weder im Katzenbaum, noch auf einen der anderen Yumi-Plätze. Nicht im Gästezimmer, nicht im Katzenklo. Weder in der Waschmaschine noch im Trockner. Wir bekommen schon leicht Puls (obwohl es natürlich ausgeschlossen ist, dass er getürmt ist), da finden wir ihn ganz hinten in der Ecke unter dem großen Kleiderschrank im Schlafzimmer. Wir fragen etwas besorgt bei Elodie nach, die versichert uns aber, dass es normal ist, dass er sich versteckt. Keinen halben Tag später hat Yumi Lust auf ein erneutes Versteckspiel. Dieses Mal verkriecht er sich unter dem Teppich, da müssen wir wenigstens nicht lange suchen.

Kriegsreste-Museum

Heute geht es mal wieder Richtung Innenstadt, wir schauen uns heute das Kriegsreste-Museum an, ein weiterer Schauplatz, der die Indochina-Kriege thematisiert. Um es vorweg zu nehmen, richtig vom Hocker haut uns das Museum nicht. Hier tummeln sich viele Menschen bei über 30 Grad ohne Klimaanlage. Viele Informationstafeln erscheinen endlos lang und enthalten dabei, für uns, nicht viele neue Informationen, es ist etwas mühsam. Der größte Minuspunkt ist (mal wieder) die einseitige Darstellung der Informationen und die Opferrolle im Krieg – schwierig.

Aber wir sehen natürlich nicht nur schwarz: Im Obergeschoss gibt es eine Fotoausstellung von verschiedenen Kriegsfotografen und Journalisten im Zweiten Indochinakrieg. Einige von ihnen sind im Krieg umgekommen oder bis heute verschwunden. Die Sammlung der Fotos ist wirklich beeindruckend, wenngleich die Aufnahmen ein unverschleiertes Bild des brutalen Krieges zeigen. Viele tote Menschen, Schmerz, Hoffnungslosigkeit in den Gesichtern der Soldaten beider Seiten. Unter den Fotografien sind natürlich auch zwei besonders bekannte Bilder. Das Foto des „Napalm-Mädchens“ ging um die Welt und machte Kim Phúc berühmt. Das Foto, aufgenommen am 8. Juni 1972, gehört zu den symbolkräftigsten Aufnahmen aus dem Krieg. Schon am folgenden Tag druckten Zeitungen in den USA, aber auch in Deutschland das beschnittene und leicht retuschierte Bild auf den Titelseiten ab. Flüssiger Brennstoff aus Napalm-Kanistern hatte ihre Kleider entzündet, die Kim sich deshalb vom Leib riss – dennoch waren große Teile ihres Rückens und ihrer Arme verbrannt. Nach 17 Operationen konnte ihr Leben gerettet werden, heute lebt Kim in Kanada und setzt sich für Kinder ein, die in Kriegen verwundet wurden.

Das zweite, ebenso weltweit bekannte, Foto schoss US-Fotograf Eddie Adams am 1. Februar 1968. Es zeigt wie der damalige Polizeichef von Saigon den 30-jährigen Nguyen Van Lem, einen Guerilla der Vietcong nach seiner Festnahme mit einem Kopfschuss auf offener Straße hinrichtet. Nguyen Van Lem soll einer Todesschwadron angehört haben, die es auf südvietnamesische Polizisten und ihre Familien abgesehen hatte. Genau belegt werden konnte dies zwar nicht, aber das Foto zeigt eine schreckliche Momentaufnahme. Während wir uns all diese Fotos heute mit Tourist:innen aus der ganzen Welt anschauen und uns über das heiße Wetter beschweren, ist es kaum vorstellbar, dass diese Fotografen diese Aufnahmen inmitten des Krieges gemacht und dies manchmal mit dem Leben bezahlt haben.

Eine Etage weiter unten gibt es einen separaten Ausstellungsraum über Agent Orange. Agent Orange ist die militärische Bezeichnung eines chemischen Entlaubungsmittels, das die USA im Zweiten Indochinakrieg und im Laotischen Bürgerkrieg großflächig zur Entlaubung von Wäldern und zur Zerstörung von Nutzpflanzen einsetzten, vor allem um den Ho Chi Minh Trail offenzulegen. Es wurde von Flugzeugen oder Hubschraubern großflächig versprüht. Da das Herbizid herstellungsbedingt mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt war, erkrankten viele hunderttausend Bewohner:innen der betroffenen Gebiete und bis zu zweihunderttausend US-Soldaten. Das Gift schädigt das ungeborene Kind im Mutterleib und ist sehr persistent, was bedeutet, dass es lange Zeit in der Umwelt bleibt. Die andauernde Belastung der vietnamesischen Bevölkerung mit Dioxin wird in Zusammenhang mit dem – bis in die Gegenwart – drastisch erhöhten Auftreten schwerer Fehlbildungen bei Kindern, Krebserkrankungen, Immunschwächen und einer größeren Zahl weiterer Erkrankungen gebracht. Auch hier ist das Ausmaß fotografisch dokumentiert und führt uns nochmal vor Augen, dass die Menschen hier noch heute massiv und vor allem gesundheitlich unter den Folgen des Krieges leiden.

Auf der untersten Etage gibt es Darstellungen der Proteste gegen den Krieg, die es überall auf der Welt, insbesondere in Studierendenbewegungen gab. Weniger interessiert sind wir hingegen an ausgestellten Panzern, Düsenjets und weiterem Kriegsgerät. Ganz im Gegensatz zu anderen MENSCHEN, aber das Thema hatten wir ja bereits weiter oben. Nach unserem Besuch im Museum, spazieren wir noch etwas durch die Stadt, trinken einen Kaffee und machen noch ein paar Erledigungen. Heute Abend wird schließlich wieder gekocht.

Alltag in Saigon

Wir fühlen uns in der Wohnung mit Yumi richtig wohl und verbringen wir tatsächlich sehr viel Zeit. Draußen ist es sehr heiß und wir haben uns nach dem schnellen Reisen der letzten Wochen vorgenommen, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Außerdem tut so viel Sonne einem frisch gestochenen Tattoo nicht so gut. Neben dem Schreiben von Blog, dem Aufholen von Insta-Content und diversen Planungen für die kommende Zeit, widmen wir uns ein bisschen dem Alltag:

  • Hausarbeit at it’s best: Wäsche waschen (dieses Mal sind auch die Schweine mal wieder dran) und Schuhe putzen, Löcher in T-Shirts nähen (inkl. philosophischen Fragen wie „Ab wie vielen Löchern trennt man sich von einem T-Shirt?“)
  • Selber kochen und Frühstück machen – Lieben wir!!
  • Mission Weihnachtsstimmung: Weihnachtsfilme schauen, Weihnachtsmusik hören und den ersten Rotkohl des Jahres aufsetzen
  • Café-Test in der Hood: Wo gibt’s den besten Kaffee im netten Café in der direkten Umgebung?
  • Videotelefonie mit den Liebsten
  • Spieleabende (Elodie hat nämlich ein paar Gesellschaftsspiele)

Kunst gehört eben auch zur Kultur

Wir begeben uns heute ins Fine Art Museum von Saigon. Unser Verständnis und damit einhergehend auch unsere Interesse für Kunst ist eher.. begrenzt. Dennoch wollen wir dem Museum einen Besuch abstatten.

Auf dem Weg zum Museum laufen wir noch kurz über den bekannten Ben-Thanh-Markt. Auf dem Markt gibt es alles mögliche zu kaufen, was Locals aber vor allem auch Touris als Souvenirs benötigen könnten. Dementsprechend kurz laufen wir aber auch nur kurz über den Markt, da wir uns an solchen Märkten inzwischen tatsächlich etwas satt gesehen haben.

Den Eintrittspreis etwas über einen Euro verschmerzen wir Kunstbanausen. Wir merken schnell, dass vor allem das Gebäude aus der Kolonialzeit das Interesse der Besucher:innen auf sich zu ziehen scheint. Ein paar gut gestylte Menschen sind anscheinend nur hier, um ein Fotoshooting zu machen. Immer wieder laufen wir mehr oder weniger versehen durch die Aufnahmen. Kommen wir aber nun zum wichtigen Teil und dem eigentlichen Grund, warum WIR eigentlich hier sind: die Kunst. Hier ist alles bunt gemixt (und das sagen nicht nur wir, sondern auch die Rezensionen bei Google) – Gemälde mit Öl, Lack, Bleistift oder auf Seide, verschiedenste Epochen, Statuen, vietnamesische Künstler:innen aber auch Kunst aus aller Welt ist hier zu finden.

Was tatsächlich ganz interessant ist, sind die Bilder aus der Zeit des Krieges. Sie zeigen noch einmal ein ganz anderes Bild des Krieges. Vor allem in den Gesichtern der Menschen bzw. der Darstellung spiegelt sich die Zeit wider. Zudem wurden in dieser Zeit viele Skizzen und Zeichnungen angefertigt, da ansonsten schlichtweg kein anderes Material zur Verfügung stand und keine Zeit für etwas anderes blieb. Wir schlendern über alle Etagen und sind am Ende froh, dass wir hier waren. Mal eine nette Abwechslung zu den sonstigen eher geschichtsträchtigen Museen.

Weiter geht’s mit der Kaffeekultur, Elodie hat uns eine kleine Kaffeemanufaktur um die Ecke empfohlen. Hier kann man auch Kaffeekurse buchen, wir begnügen uns aber mit zwei Getränken. Heute sind wir ganz verrückt, es gibt mal keinen Flat White. Der wäre sogar teurer gewesen als unsere fancy Auswahl: Konsti bestellt sich eine Coffee Lemonade und Caro bestellt sich einen Cascara Mojito. Beides grenzt mehr an einen unalkoholischen Kaffee-Cocktail, schmeckt aber ganz hervorragend und vor allen Dingen erfrischend.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher in einen grünen Park in der Innenstadt. Entgegen unserer Erwartungen ist das kleine grüne Fleckchen tatsächlich recht entspannt und wir können uns gut vorstellen, dass die Menschen hierhin kommen um ein bisschen dem Verkehrschaos und dem Stress der Stadt zu entkommen.

Mission Weihnachtsstimmung

Wie schon geschrieben, geben wir hier alles, um uns ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu bringen. Ein paar Weihnachtsfilme haben wir schon hinter uns, eine favorisierte Playlist mit rockigen Weihnachtsliedern auf Spotify haben wir ebenfalls schon eruiert und heute kommt dann noch DAS dazu, was in unseren Augen eigentlich nicht fehlen darf: der Genuss von vollkommen überzuckertem und Kopfschmerzen-bereitendem Glühwein. Was könnte es bei dem heißen Wetter schöneres geben? Da wir nun endlich im Supermarkt Nummer 55 Nelken und einigermaßen bezahlbaren Rotwein gefunden haben, machen wir uns zuhause an die Arbeit. Klimaanlage an (was sein muss, muss sein), Rotwein in den Topf, Gewürze und frische Orangen rein und einmal gut durchziehen lassen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was alleine der Geruch bei uns auslöst: Wahnsinn, das riecht einfach viel zu gut nach Weihnachten. Gut, dass wir jetzt ein ganzes Paket Nelken haben, das müssen wir unbedingt wiederholen.

Date-Night mit Kultur

Im Opernhaus von Saigon gibt es regelmäßig kulturelle Theateraufführungen und vor ein paar Tagen haben wir uns dazu entschlossen, uns das A&O Theaterstück anzuschauen und somit auch die Oper von innen zu sehen. Das ist nämlich ansonsten nicht möglich. Das Gebäude ist französische Kolonialarchitektur vom Feinsten. Nach der Fertigstellung 1900 diente es nur für rund 10 Jahre als Unterhaltungsstätte für Kolonialisten, bevor es danach als Nationalversammlungs-Raum genutzt. Ab 1976 wurde es wieder als Theater genutzt. Das Opernhaus liegt mitten im Stadtzentrum von Saigon. Da es rundherum viele gut befahrene Straßen gibt, wurde das Opernhaus leicht erhöht gebaut. Dadurch erhoffte man sich weniger Lärm von draußen. Da wir früh dran sind, können wir noch an einer 15 minütigen Führung teilnehmen, bei der die Geschichte des Opernhauses thematisiert wird. Die Angestellten tragen übrigens alle einen leuchtenden Weihnachts-Bambus-Haarreif, sehr süß. Wir nehmen auf den gepolsterten Sesseln im zweiten OG Platz.

Wir sitzen zwar weit weg von der Bühne, haben aber eine super Sicht. Dann geht es auch schon los. Die Show wurde in den Rezensionen mit dem Cirque du Soleil vergleichen. Ganz so spektakulär geht es hier nicht zu, aber es ist richtig cool gemacht. Mit Bambusbooten, großen Bambusstangen und weiteren Bambus-Hilfsmitteln sehen wir eine Mischung aus Akrobatik, Musik und Geschichten-Erzählungen. Es fängt recht klassisch an, wird aber mit der Zeit immer moderner. Es sind immer wieder lustige Momente dabei, die uns zum Lachen bringen. Nach ca. einer Stunde ist die Show dann vorbei und wir müssen sagen: Das hat sich gelohnt und war eine coole Abwechslung. Danach gehen wir zum ersten Mal seitdem wir beim Housesit sind, auswärts essen. Da gibt’s natürlich eine Pizza. Wir lassen den Abend entspannt ausklingen.

Die Sache mit dem Abschied

Den letzten Tag verbringen wir größtenteils mit Putzen, Aufräumen und Packen. Und natürlich damit Yumi nochmal ausgiebig zu kuscheln. Ein kleines Malheur ist uns übrigens auch noch passiert.. Wir haben keinen blassen Schimmer wie es genau passiert ist, aber nachdem wir unser Crispy Chili Öl hergestellt haben, hatte die Herdplatte einen Sprung. Oh man, war der vielleicht vorher schon da? Nope. Der ist neu. Natürlich schreiben wir Elodie direkt und schicken ihr ein Foto. Eigentlich sparen wir ja immer ein bisschen Geld durch so einen Housesit, das Ersetzen der Herdplatte sorgt allerdings dafür, dass es dieses Mal nicht sonderlich günstig war. Der Preis hält sich mit knapp über 100 Euro zwar in Grenzen, es ärgert uns aber natürlich trotzdem. Vielleicht schaffen wir es ja, das Geld von der Versicherung wieder zu bekommen. Dafür bräuchten wir aber wahrscheinlich einen Kostenvoranschlag oder zumindest eine Rechnung. Das ist hier in Vietnam natürlich so eine Sache, die wir vor allem durch den Housesit nicht selbst in der Hand haben.. Aber wir setzen noch einen drauf. Als Dankeschön für Elodie wollen wir ihr ein paar Blumen holen. Im Laden fragen wir nach dem Preis für eine Tulpe. Wir verstehen 15.000 Dong, was ca. 60 Cent sind. Gut, dann nehmen wir sieben Stück. Der Endpreis lautet dann 350.000 Dong. Wie bitte? Nein nein, sie hat 50.000 Dong pro Tulpe gesagt. Angeblich. Na toll, jetzt zahlen wir 15 Euro für 7 Tulpen. Das hier einfach sehr viel Geld und ärgert uns sehr. Deprimiert gehen wir nach Hause.

Das müssen wir mit Yumi-Kuscheln kompensieren. Der Abschied von unserem großen Flausch fällt uns wahnsinnig schwer. Wir haben Yumi und seine ganz speziellen Eigenarten wirklich ins Herz geschlossen. Die letzten Tage hat er sich besonders an uns gewöhnt und kam immer wieder zum Kuscheln auf unseren Schoß. Dass er dabei manchmal vergisst, wie groß er eigentlich ist und dann fast herunterplumpst, macht es umso süßer. Während er mit seinen flauschigen Pfötchen „bisquits“ in unseren Bauchspeck macht, vergräbt er sein Gesicht tief in unserer Armbeuge oder im Bauch.

Wenn wir nach Hause gekommen liegt Yumi mittlerweile immer auf dem Teppich direkt vor der Tür und wartet auf uns. Zur Begrüßung dürfen wir ihn dann streicheln. Selbstverständlich nur so lange, wie er das möchte und am besten folgt daraufhin die Fütterung. Die Besuche auf Toilette haben sich mittlerweile ebenfalls zu einem täglichen Ritual entwickelt. Bei Elodie macht er das angeblich nicht, verrückter Kater. Wir werden unseren großen Flausch auf jeden Fall sehr vermissen.

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Crazy Đà Lạt
Tschüss Vietnam

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