Und nach so vielen Flügen heißt es nun endlich: Bienvenidos a Querétaro!

Naja, zunächst müssen wir noch durch die Immigration. Und das gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht. Der Grenzbeamte, der die Foreigner-Schlange abfertigt, spricht nämlich leider nur spanisch und Konsti, der den Anfang macht, spricht nicht so gut spanisch. Das Problem: Eigentlich dürfen wir als Deutsche ohne Visum für 180 Tage in Mexiko bleiben, entscheiden tut das aber natürlich immer der Grenzbeamte, da er den Stempel setzt und es im System entsprechend hinterlegt. Und der möchte uns zunächst nur 14 Tage Aufenthalt zugestehen. Das würde nicht einmal für den anstehenden Housesit reichen. Also muss Konsti etwas mit dem Grenzbeamten diskutieren, bis er uns irgendwann immerhin 90 Tage Aufenthalt in den Pass stempelt. Das ist zwar immer noch nicht das, was wir eigentlich bekommen müssten, reicht uns aber locker aus, sodass wir uns damit zufrieden geben. Und immerhin versteht er, dass wir zusammengehören, sodass Caro ohne die gleiche Diskussion aber sehr wohl mit dem gleichen gewährten Aufenthaltszeitraum durch die Immigration kommt.
Nach der Einreise ist vor der Gepäckkontrolle. Wir werden mit unseren Rucksäcken tatsächlich herausgezogen und rudimentär kontrolliert. Kleiner Fun Fact: Später finden wir in unseren Sachen noch ein auffälliges, kleines transparentes Tütchen mit weißem Pulver darin. Zum Glück haben die Grenzbeamten das nicht entdeckt. Es handelt sich dabei zwar nur um Salz, das wir für gekochte Eier auf der Wanderung in Kofu dabei hatten, aber weiße Pulver in kleinen Tütchen könnten in Mexiko ja schon etwas verdächtig sein. Wir haben jede Menge Zeit, der öffentliche Bus in die Stadt bzw. bis zum Busbahnhof kommt erst in zwei Stunden. Am Schalter sitzt niemand, aber über das WLAN können wir auch problemlos Tickets kaufen. Jetzt bleibt noch genug Zeit einen ganz furchtbaren „Kaffee“ (wenn nicht den furchtbarsten bisher überhaupt) zu trinken. Die dickflüssige und zuckersüße Masse versetzt unsere Körper zwar kurzzeitig in einen absoluten Zuckerüberschuss, aber macht uns kein bisschen wacher. Dafür kommt irgendwann unser Bus und wir steigen ein.
Mit dem Bus fahren wir ca. eine halbe Stunde zum Bus Terminal von Querétaro etwas außerhalb der Innenstadt. Unser Plan von dort – einfach mit dem nächsten Bus in die Stadt. Aber ganz so einfach ist es dann nicht. Die Damen am Schalter für die Fernbusse können natürlich kein Englisch. Es wird aber auch langsam Zeit, mal die ersten Spanischskills auszupacken! Wir fragen höchst professionell nach den öffentlichen Bussen. Sie versteht uns sofort. Soweit so gut. Nur wir leider die Antwort nicht. Zumindest nicht im Detail, aber zumindest ungefähr die Richtung. Genau diese steuern wir also an. Wir verlassen das Fernbus-Terminal und laufen entlang kleiner Geschäfte. Mitten zwischen den Locals, ein Touri ist hier weit und breit nicht zu sehen. Puh, es ist ganz schön heiß. Glücklicherweise haben wir uns am Flughafen direkt kurze Hosen angezogen, aber eingecremt haben wir uns natürlich nicht. Wir laufen und laufen und je weiter wir kommen, desto unsicherer sind wir uns, dass wir richtig sind. Aber irgendwann sehen wir doch Busse. Auf einem großen Parkplatz stehen ein paar Busse. Eine Linie Richtung Zentrum ist nicht ausgeschildert. Wir gehen zum erstbesten Busfahrer und packen ein zweites Mal unsere „Skills“ aus. Er versteht uns und erklärt, dass wir mit dem rot-weißen Bus fahren müssen. Ganz oben entdecken wir dann auch einen Ticketschalter und eine Frau, die hier zu arbeiten scheint. Sie erklärt uns, dass wir im Bus direkt zahlen können. 11 Pesos pro Person. Ok, das klingt doch gut. Also nichts wie rein in den Bus und dann beginnt auch schon die wilde Fahrt. Jetzt sind wir definitiv in Mexiko angekommen. Der Bus fährt mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen und in die Kurven, die Musik wird laut aufgedreht und die warme Luft von draußen wird durch die offenen Fenster etwas durch den Bus gepustet. Passend dazu schwitzen wir. Konsti verfolgt auf Google Maps unseren Standort und nach ungefähr einer halben Stunde hüpfen wir an der Haltestelle schnell aus dem Bus. Eine erste sehr positive Erfahrung mit dem Bus. Ein kleines bisschen stolz sind wir. Noch, denn unsere weiteren Versuche mit dem Bus von A nach B zu kommen, gestalten sich weitaus schwieriger. Ohne zu viel verraten zu wollen, aber vielleicht kosten sie uns auch einige Nerven und ganz vielleicht verstehen wir selbst am Ende unseres Aufenthalts immer noch nicht, wie das gesamte System funktioniert. Aber nun erstmal zurück zu den schönen Dingen:
Altstadt von Querétaro
Wir sind direkt verliebt. Wie wunderschön ist bitte diese Altstadt? Bunte mit künstlerisch bemalten Schriftzügen verzierte Häuser, Kirchen, Brunnen und Innenhöfe wie aus dem Bilderbuch. Schon der Weg bis zur Unterkunft reicht aus, um uns in den Bann zu ziehen. Wir sind Feuer und Flamme, uns die Stadt anzuschauen, das erste mexikanische Essen zu verkosten und auf Erkundungstour zu gehen.






Als wir nach dem Checkin in unser Hotel jedoch das Bett sehen, ist auch dieses furchtbar verlockend und zieht uns ebenfalls in den Bann. Nicht etwa, weil es besonders groß, bequem und luxuriös wäre. Ganz im Gegenteil. Aber das spielt keine Rolle und kurzerhand beschließen wir, eine gaaanz kurze Siesta einzulegen.


Danach geht es dann aber doch auf die erste Erkundungstour. Wir besorgen uns eine Simkarte und spazieren einfach drauf los. Wir sehen zwar eine Hand voll Touris (die zumindest für uns identifizierbar sind), befinden uns aber ansonsten in einer Wolke aus gut gelaunten, spanisch sprechenden Familien, gut aussehenden Frauen, älteren Damen und Herren und natürlich ein paar vierbeinigen Begleitern der Menschen (immerhin nicht mehr in Kinderwagen oder mit Windeln). Mittlerweile steht die Sonne tief, kurz vor Sonnenuntergang, und das goldene Licht taucht die Stadt in ein noch schöneres Licht. Wie wunderschön es hier ist. Es gibt mehrere Plätze, mal sind sie voll vom Verkäufer:innen, Clowns (darauf scheinen die Menschen hier total abzufahren) und kleinen Essens- und Getränkeständen. Mal sind sie aber auch fast leer und einzig und alleine auf den am Rand stehenden Banken nehmen Menschen Platz, die sich unterhalten oder einfach den Moment zu genießen scheinen. Auch wir nehmen auf einer der Bänke Platz und werden prompt vom zwei Männer angesprochen. Ja, offensichtlich sieht man uns an, dass wir keine gebürtigen Mexikaner:innen sind. Trotz Konstis extra für Mexiko herangezüchteten Schnörres. Vielleicht liegt es aber auch einfach an Caro, deren Haut- und Haarfarbe sich wahrscheinlich nicht einmal mit einer Färbung oder intensivsten und langwierigen Sonnenbädern anpassen ließe. Jedenfalls erzählen die beiden uns, dass Querétaro eine sehr gute Destination in Mexiko ist. Hier gibt es angeblich wesentlich weniger Tourist:innen, eine wunderschöne Altstadt (dem können wir schonmal kopfnickend zustimmen) und nette Menschen. Einer der Männer kommt aus Neuseeland und der andere aus Mexiko selbst, in Querétaro sind sie aktuell zum Arbeiten, wir können sie also als recht stabile Quelle für diese Infos einstufen. Ach cool, das freut uns. Das klingt nach genau dem richtigen Start für uns.


Jetzt wird es Zeit für ein Abendessen. Da wir es ja aus Japan gewohnt sind, stellen wir uns in einer kleinen Schlange vor einem offensichtlich gut besuchten Restaurant an. Es dauert zwar ein bisschen, aber dann bekommen wir ein Plätzchen zugewiesen. Es gibt zwar kein mexikanisches Bier zum Anstoßen, dafür aber köstliches Essen. Wir haben keine Ahnung, was wir genau essen, aber es ist köstlich. Beide Gerichte sind mit Mais-Tortillas, einmal kleine runde belegte Tortillas mit einer Bohnenmasse und verschiedenen Toppings und einmal ein großer, Pizza-ähnlicher Fladen, der mit Bohnen, Käse und einer Crema überbacken zu sein scheint. Dazu stehen natürlich Salsas auf dem Tisch. Obacht: scharf. Daran können wir uns schonmal gewöhnen. Aber die Kombi aus Schärfe, Säure von der Limette und für Caro auch noch Avocado gefällt uns sehr. Das könnte jetzt jeden Tag so gegessen werden.


Nach dem Essen schlendern wir langsam zurück ins Hotel. Wir sind beide ganz schön müde und wollen lieber morgen früh nochmal los, bevor wir gegen Nachmittag den Housesit starten. Außerdem geben wir uns beste Mühe, dem Jetlag damit keine Chance zu geben. Gar nicht so einfach und auch nicht so ganz erfolgreich. Ein paar Mal werden wir in der Nacht wach, aber 3 Uhr morgens kommt zum Aufstehen natürlich nicht in Frage.
Chilaquiles Premiere
Nach einer erfrischenden Dusche beschließen wir, direkt gegenüber zu frühstücken. In einem kleinen Innenhof nehmen wir Platz und sind erneut gezwungen unsere Spanischskills auszupacken. Beim Angebot haben wir die Wahl zwischen Kaffee und Tee, Saft oder Früchten und einer „Hauptspeise“, von der wir mal wieder die Hälfte nicht verstehen. Die nette Dame möchte uns zwar ausreden, dass wir Früchte statt dem Saft nehmen, da die Papaya zu dieser Jahreszeit „muy feo“ schmeckt, aber wir antworten nur „no pasa nada“. „Feo“? War das nicht hässlich? Naja, dann gibt’s wohl hässliche Papaya zum Frühstück, kein Problem 😉 Vegetarisch ist hier übrigens kein Problem, sprachlich, aber auch weil das Konzept „Vegetarismus“ ein Begriff ist. Da wir noch keine Übersicht über die normalen Zutaten der traditionellen Speisen haben, sagen wir sicherheitshalber immer dazu, dass wir kein Fleisch essen. Heute ist Chilaquiles-Premiere. Das typisch mexikanische Frühstück besteht auch Reste-Tortillas von vorherigen Tagen, die erst zerrissen, frittiert und dann mit Salsa Verde oder Roja serviert werden. Getoppt werden die nun etwas härteren Tortilla-Stücke mit etwas Crema und Käse. Klingt ungesund? Ist es irgendwie auch, aber ehrlich gesagt schmeckt man das Fett nicht allzu sehr. Außerdem gibt’s mit Käse gefüllte Enchiladas, ebenfalls mit Salsa Rojo oder Verde. Wir trinken noch gemütlich einen weiteren Kaffee und dann geht die Erkundungstour der Altstadt in die zweite Runde.


Wir lassen uns einfach durch die Straßen treiben, sind begeistert von den schönen Häusern, dem ein oder anderen Hinterhof und den schönen Kirchen. Schon jetzt fallen uns immer wieder weiß-lila geschmückte Häuser auf. Kleine Stoffbänder und kleine Papier-Pompoms sind an den Eingängen und Fenstergittern befestigt. Was es damit auf sich hat, werden wir aber erst später verstehen.








Ein paar weitere Kleinigkeiten fallen uns dann auch noch ins Auge:
- Überall werden kleine Puppen, sogenannte „Lele’s“ verkauft. Lele stammt ursprünglich aus dem Bundesstaat Querétaro, speziell der Stadt Amealco, und repräsentiert die Traditionen, die Kultur und die Wurzeln der mexikanischen Indianer. Seit 2018 ist die Puppe sogar als kulturelles Erbe anerkannt.
- Lele-Ampeln: Sogar die Ampeln zeigen das kleine Figürchen statt einem Ampelmännchen, zu niedlich.
- Es gibt noch richtige Schuhputzer-Stände. Wie wir es vielleicht nur aus Filmen kennen, gibt es hier noch zahlreiche Schuhputzer, die ihre Dienste auf einem kleinen mobilen Stuhl anbieten, auf dem die Kund:innen Platz nehmen können.
- Tortillerias überall: Die beliebten Teigfladen gibt es so ziemlich an jeder Ecke kleine Tortilla-Fabriken, die ein kleinen Laufbändern einen Tortilla-Fladen nach dem nächsten produzieren. Am besten immer den Ohren nach, denn alle Läden haben eins gemeinsam: Ein regelmäßiges Quietschen des Laufbandes.









Ansonsten sprechen die Fotos auch ihre eigene Sprache, es ist wirklich schön hier und wir sind gespannt, wie oft wir tatsächlich noch hierher kommen, denn unser Housesit ist doch etwas weiter außerhalb der Stadt als wir dachten. Apropos Housesit.
Housesit Numero 6
Aber zu allererst müssen wir zum Housesit kommen. Wir haben uns eine Busverbindung herausgesucht, die uns auf direktem Weg bis zu einer Haltestelle in der Nähe unseres Housesits bringen soll. Das ganze soll allerdings auch über eine Stunde dauern. Naja, wer hätte es gedacht, aber ganz so einfach ist es leider nicht. Wir machen uns mit den Rucksäcken auf den Weg zur Bushaltestelle, soweit so gut, denn dann geht der Spaß los. Es kommen jede Menge Busse. Oft auch drei oder vier auf einmal, sie kommen den Berg herunter geschossen und bremsen blitzschnell, wenn einer der wartenden Menschen seinen Arm hochreißt und winkt. Der Haken an der Sache: Unsere Busnummer ist weit und breit nicht zu sehen. Irgendwann fangen wir an, die Busfahrer zu fragen, aber bei dem Aufkommen an Bussen ist es unmöglich, alle abzufangen und zu fragen. Ganz davon abgesehen, dass die meisten anscheinend gar nicht verstehen, wo wir genau hin wollen. Irgendwann kommt ein älterer Herr und versucht, uns zu helfen. Die Kommunikation auf Spanisch läuft holprig, aber wir geben unser bestes. Die Busse in der Stadt haben wohl vor Kurzem erst alle ihre Nummern gewechselt. Etwas weiter die Straße runter soll wohl ein Bus kommen, der uns zumindest in die richtige Richtung bringt. Denn da wäre noch eine weitere Sache. Wir können nicht mit jedem Bus fahren. Für die neueren Busse, wie unserer einer wäre, braucht man eine spezielle Guthaben-Karte, die wir natürlich nicht haben und Cash bezahlen geht in diesen Bussen nicht. Er ist so nett, dass er sogar mit uns zur nächsten Bushaltestelle geht und als der Bus kommt noch mit dem Busfahrer abklärt, dass es der richtige Bus ist. Wir bedanken uns mehrmals und springen dann in den Bus, hier können wir auf jeden Fall bar zahlen. Wir kommen zwar in die richtige Richtung, allerdings müssen wir früher aus dem Bus springen. Jetzt geben wir uns etwas geschlagen, da wir von hier noch über eine halbe Stunde mit dem Gepäck durch die Sonne laufen müssten. Wir rufen uns also ein Uber. Zumindest ist es von hier nicht mehr ganz so teuer. Aber im Nachhinein wissen wir auch: Mit dem Bus und ohne die Karte wären wir hier nicht weiter gekommen. Nach gut zwei Stunden, kommen wir aber zumindest an. Deutsch wie wir sind, hatten wir aber natürlich genug Puffer eingeplant.
Liebe auf den ersten Hundeblick?
Nun sind wir etwas zu früh und wollen noch ein paar Minuten warten. Wir befinden uns anscheinend in einer sehr guten Wohngegend. In der kompletten Straße sind alle Häuser von hohen Mauern und Zäunen umgeben. Nicht ganz eine Gated Communtiy, aber in die Richtung scheint es zu gehen. Bis ins nächste kleine Dorf dürfen es ca. 15 Minuten Fußweg sein.




Dann klingeln wir und direkt ist lautstarkes Gebell zu hören. Jamey öffnet uns die Tür. Dann wird es plötzlich etwas wuselig. Eine große Schäferhund-Mischlings-Hündin ist über unseren Besuch ganz außer sich. Sie bellt, läuft herum, schnüffelt kurz an unser Hand, um dann aufgeregt weiter zu bellen. Ein kleiner Terrier-Mix, unseres Erachtens könnte auch gut ein Schnuff Dackel mit in der Mischung sein, ist ebenfalls empört über unser Eintreffen, bellt laut, hat aber auch gleichzeitig so viel Angst, dass er einen großen Bogen um uns macht und sich lieber hinter seinen Herrchen versteckt. Typisch kleine Hunde eben.. Weniger lautstark werden wir von Jameys Frau Ashley und den beiden Kindern begrüßt. Ein richtiges Empfangskomitee. Zu guter Letzt wird dann noch Moxxie ins Haus gelassen. Die strubbelige große Mischlingshündin hat im Gegensatz zu ihren anderen Genossen keinerlei Scheu und freut sich überschwinglich. Wir werden angesprungen, abgeschleckt und wie auf Wolke 7 rennt sie nun von einer zu nächsten Person, Hauptsache sie bekommt ganz viel Liebe und Streicheleinheiten. Wir sind noch etwas überrumpelt von allem, da bekommen wir auch schon das Haus gezeigt. Eins sei gesagt: Unser Staunen hört nicht auf. Schon der Eingangsbereich des Hauses ist riesig, es gibt zwei Wohnzimmer, zwei Essbereiche, eine große Küche und wir haben ein riesiges Schlafzimmer mit eigenem Bad. Aber natürlich befinden sich im Haus auch noch diverse weitere Badezimmer, wie wir später herausfinden. Im offenen Wohnbereich steht einfach ein Airhockeytisch, ein Blitzen in Konstis Augen strahlt pure Begeisterung aus. Nach hinten raus gibt es einen Garten, in dem die Hunde sich hauptsächlich aufhalten.






Hier befindet sich auch das Eigenheim von Chuck, dem Frettchen. Das bekommen wir kurzerhand einmal auf den Arm gesetzt: Hallo Chucky!
Außerdem gibt es eine Terrasse mit einer Art Außenküche, die aber etwas „eingestaubt“ wirkt.



Im Schnelldurchlauf bekommen wir alles gezeigt, stellen kurz drei Fragen und keine 10 Minuten später, verabschiedet die Familie sich und steigt in ein Uber zum Flughafen. Das ging wirklich schnell. Den Guide für den Housesit haben wir quasi parallel geschickt bekommen und schauen uns diesen jetzt erstmal in Ruhe an. Sowohl wir als auch die Hunde sind gerade noch etwas überfordert. Widmen wir uns erstmal den wichtigen Dingen: den Tieren. Frida und Moxxie verstehen schnell, dass wir nun ihre Aufpasser:innen mit durchaus passablen Streichel- und Spiel-Skills sind. Franky hingegen ist etwas skeptisch und hegt noch insgeheim die Hoffnung, dass seine tatsächliche Familie gleich wieder zur Tür herein kommt. Er platziert sich erstmal auf der Sofalehne mit Blick in die Einfahrt des Hauses. Für Franky ist es das erste Mal, dass die Familie verreist, er wohnt erst seit ein paar Monaten hier. Wir sind sehr gespannt, wie wir uns hier mit den Tieren und in diesem großen Haus einleben.
Familienalltag
Die Müdigkeit macht sich breit, ob das vom Jetlag kommt? Wir beschließen statt einem mühsamen Einkauf in einem neuen Supermarkt mit neuen Produkten (ihr kennt diese Hass-Liebe ja bereits), einfach online die nötigsten Dinge zu bestellen und liefern zu lassen. Ashley meinte, dass dies nur 2 Dollar mehr kosten würde. Ganz so günstig ist es nicht, aber für uns heute definitiv die beste Entscheidung. Da Caro schon vor einiger Zeit den Wunsch geäußert hat, gerne mal wieder unseren Sommerdrink Vermouth/Tonic trinken zu wollen, hat Konsti bei der Bestellung heimlich noch eine Flasche Vermouth und ein bisschen Tonic Water hinzugefügt. Das lassen wir uns auf jeden Fall schmecken!

Wir schmeißen direkt eine Waschmaschine an und machen dann nochmal einen erneuten Rundgang im Haus. Hier hat quasi jedes Zimmer ein eigenes Bad mit Dusche und WC. Verrückt. Überall sind riesige Schänke, im Schlafzimmer, im Bad. So viele Dinge kann man ja gar nicht besitzen. Dann steht auch schon die erste Partie Airhockey an, bei der Konsti haushoch gewinnt. Das kann ja noch lustig werden. Zum Abendessen machen wir uns Tacos und sind ganz aus dem Häuschen, wie simpel und köstlich auch unsere Eigenkreation ist. Für die kommenden Tage haben wir uns erstmal vorgenommen ganz in Ruhe anzukommen und ein paar Aufgaben unserer endlos langen Liste anzugehen. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker recht früh. Zwischen halb 8 und 8 soll nämlich die Putzfee kommen, die zwei Mal in der Woche den ganzen Tag ins Haus kommt und alles blitzblank putzt. Ein kleines Träumchen für uns, denn klar, bei drei Hunden, die immer wieder zwischen Garten und Haus ihren bevorzugten Aufenthaltsort ändern und hier und da drei Härchen verlieren, sieht es schnell dreckig aus. Wir fühlen uns jedenfalls ab dem erstem Moment pudelwohl in diesem Haus. Und ehe wir uns versehen, sind uns unsere diesmaligen vierbeinigen Mitbewohner richtig ans Herz gewachsen. Zeit also, sie euch noch einmal richtig vorzustellen.
Frida
- Frida hat ohne Frage die Hosen an. Dafür qualifiziert sie sich nicht nur durch ihren durchtrainierten und imposanten Körperbau, sondern auch durch ihre Cleverness. Sie ist mehr als smart und kann (in unserer Abwesenheit) diverse Schiebetüren im Haus öffnen, über hohe Zäune springen und dem Rest der Bande die Türe öffnen.
- Beim Spazieren gehen muss man sie mit vollem Körpereinsatz zurückhalten. Gerne lässt sie sich von der ein oder anderen (oder sagen wir besser von JEDER) Bellerei der Nachbarshunde provozieren.
- Wenn man Frida bellend auf der Straße begegnet, würde wahrscheinlich jeder erstmal drei Schritte rückwärts machen. Denn das sie eigentlich eine kleine Schmusemaus ist, sieht man ihr in dieser Situation absolut nicht an.
- Denn wenn man erstmal mit ihr warm geworden ist, lässt sie sich begeistert streicheln und schmusen. Während wir abends auf der Couch liegen, rollt sie sich auf dem Boden zu unseren Füßen ein und wartet nur darauf, dass wir später gemeinsam ins Schlafzimmer gehen und sie sich vor Moxxie den bequemen Platz auf dem weichen Hundekissen ergattern kann.
- Ihre sonstiges Hobby: Ball spielen. Da lässt sie weder Franky noch Moxxie mitspielen, denn der Ball ist IHR Ding. Wenn Konsti ihr den Ball wirft, rennt sie begeistert hinterher. Die Dauerschleife des Spielablaufs könnte ihrer Meinung nach immer so weitergehen.
- Ansonsten ist Frida eine recht entspannte Zeitgenossin. Wenn Moxxie mal wieder lautstark den Garten und unsere vier Wände verteidigen möchte, ist sie unterstützend dabei, gibt aber selten den ersten Impuls. Während die anderen beiden Hunde sich gerne mal um unsere Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten reißen, liegt sie entspannt daneben.
- Wenn sie dann an der Reihe ist, dreht sie sich schwanzwedelnd auf den Rücken und freut sich besonders ausgiebig am Bauch gekrault zu werden.
- Spitzname: Fridi








Moxxie
- Moxxie ist entweder extrem schmusig und anhänglich oder sehr auf Krawall mit möglichen Eindringlingen (vermutlich in erster Linie den Vögeln) gebürstet.
- Morgens ist sie die erste, die neben dem Bett steht und gaaaanz viel gestreichelt werden möchte. Manchmal reicht dann auch nicht nur eine Hand und manchmal reicht es auch nicht neben dem Bett zu stehen, dann kommt sie kurzerhand zu uns aufs Bett gehüpft und gibt und mit den Pfoten zu verstehen, dass sie bereit ist noch mehr Liebe und Zuneigung zu bekommen. Diese bekommt sie natürlich auch.
- Insbesondere am Abend (aber auch tagsüber) rennt sie manchmal laut bellend, wie von einer Tarantel gestochen, los und springt an den Mauern des Gartens hoch. Mit ihrem schwarzen, strubbeligen Fell und ihrer doch amtlichen Größe wirkt sie dabei fast schon etwas angsteinflößend.
- Zu ihren etwas absonderlichen aber lustig anzuschauenden Eigenarten gehört, dass sie zum einen sehr gerne auf dem Trampolin verweilt und zum anderen gerne im Liegen isst.
- Wenn wir spazieren gehen, zieht sie zwar etwas an der Leine, lässt sich hier (zu unserer Verwunderung) aber nicht aus der Ruhe bringen.
- Ansonsten könnte man Moxxie als größere Schwester von Franky betrachten. Wenn Franky auf Bett darf (so sind anscheinend die Regeln), dann will sie das auch dürfen und es ist ja klar: Wenn Franky gestreichelt wird, dann will sie auch mindestens genauso viel Streicheleinheiten abbekommen. Beim Spielen zeigt sie dem Kleinen dann auch schnell mal, dass sie hier die Hosen an hat.
- Leichte optische Ähnlichkeiten sehen wir übrigens ganz klar zu „Tatze“ (Grüße gehen raus an alle Harry Potter Ultras)
- Spitzname: Moxxmoxx







Franky
- Vom zu Beginn skeptischsten Teil des Rudels entpuppt sich Franky zum kleinen Prinzen, der mehr als alle anderen unsere Nähe sucht und zum Schatten von Caro wird.
- Eiiiigentlich sind kleine Hunde ja nicht so ganz unser Fall, aber zugebenermaßen ist er wirklich ein süßes Kerlchen und seine Anhänglichkeit verleitet uns (okay, in erster Linie Caro) auch dazu, ihn manchmal wie ein kleines Baby zu behandeln.
- Der Terrier-Dackel-Mix (das ist zumindest unsere Interpretation) entspricht so ziemlich allen Klischees. Er ist frech, buddelt gerne, will immer dabei sein und für ihn gelten einfach andere Regeln. Der kleine Prinz darf nämlich sogar ganz offiziell im Bett schlafen, auf die Couch springen und ist immer der erste, der ganz aufmerksam neben uns sitzt, während wir essen.
- Frankys Haken: Obwohl er eigentlich stubenrein ist und den ganzen Tag im Garten verbringen kann, hinterlässt er uns JEDE Nacht ein kleines, braunes Geschenk auf dem Wohnzimmerteppich. Wir fragen nach Feststellung dieser Regelmäßigkeit bei Jamey nach, ob er das sonst auch macht, da wir dahinter vielleicht die Umstellung und Abwesenheit von seiner Familie vermuten, aber nein: Jamey schreibt, dass er dies leider bei ihnen auch macht und sie ihn aber nie dabei erwischen. Cool. Das wäre vielleicht noch eine gute Info vorab gewesen. Wir bemühen uns extra am Abend nochmal mit den Hunden eine Runde spazieren zu gehen, aber auch das ändert nichts an seiner „Gewohnheit“. Alle weiteren erzieherischen Ansätze sehen wir aber erstmal nicht in unserer Verantwortung.
- Franky ist immer mit von der Partie und kann es nur schwer, oder sagen wir ehrlicher Weise GAR NICHT ertragen, wenn wir ihn und die anderen kurz im Garten aussperren. Dann fiept er und versucht mit seinen kleinen Pfötchen die Fensterscheibe zu durchbuddeln.
- Aus lauter Angst etwas zu verpassen, folgt er Caro sogar bis zur Toilette, wartet dort vor der Tür und begleitet sie anschließend wieder zum nächsten Aufenthaltsort.
- Spitzname: Frank Walter (Namensgeber: K. Fischer)








Chuck(y)
- Unser erstes Frettchen, auf das wir aufpassen und generell das erste Frettchen, auf das wir überhaupt aufpassen (und für Caro überhaupt in den Händen halten). Ganz weich und ganz wabbelig fühlt sich so ein Frettchen an. Wie ein zu lang gezogenes Nagetier ohne jegliche Körperspannung, sodass man aufpassen muss, dass er einem nicht auf den Händen rutscht.
- Chucky ist ein quirliges und aufgewecktes Kerlchen, dessen Highlight es ist, wenn er ein bisschen Auslauf im Haus bekommen kann. Sein Käfig steht draußen im Schatten der Terrasse und irgendwie scheint er dadurch ein kleines bisschen ausgeschlossen. Daher bekommt er jeden Morgen auch einen Besuch abgestattet, schließlich soll er auch einen „Guten Morgen“ gewünscht bekommen. Manchmal schlummert er zu diesem Zeitpunkt aber noch seelenruhig in seiner Hängematte, ein Frühaufsteher ist er nicht.
- Wenn er aber erstmal im Wohnzimmer auf den Boden gesetzt wird, gibt es kein Halten mehr. Er streunert herum, krabbelt unter die Sofas, auf die Sofas und wenn man nicht aufpasst, dann stiftet er Chaos: Blumenkübel ausleeren, Kakerlaken jagen (und ja, davon haben wir leider eine Menge im Haus) oder auch mal ins Sofa beißen.
- Franky und Chucky spielen sogar miteinander. Naja ein bisschen zumindest, denn wenn man nicht aufpasst nimmt Franky den kleinen Chucky ein bisschen zu weit in sein Maul. Chucky lässt sich davon nicht groß beeindrucken und piesackt den kleinen Hund immer wieder.
- Was wir leider viel zu spät erst entdeckt haben: Chucky liebt Fang-Spiele. Wenn man vor ihm wegläuft, rennt er ganz aufgeregt hinter einem her und stellt sich lustig auf die Hinterbeine, läuft dann selbst weg und wartet anscheinend, dass man ihm dann hinterher läuft. Verrücktes kleines Tier.
- Ansonsten chillt Chucky viel in seinem Käfig, futtert sein Katzenfutter und muss von uns nur den Boden des Käfigs saubergemacht bekommen. Am süßesten ist es eigentlich, wenn er ganz schläfrig zusammengerollt in seiner Hängematte liegt und langsam aufwacht.
- Spitzname: Chucky



Herausforderung: Bus
Wir können es nicht lassen. Dieses Thema ist vielleicht das langweiligste überhaupt, hat uns aber während unserer gesamten Zeit einfach nicht losgelassen. Natürlich könnten wir auch einfach mit dem Uber in die Stadt oder zur Mall fahren, aber die Kosten läppern sich schnell und eigentlich mögen wir Busfahren ja auch. Eigentlich. Vielleicht jetzt auch nicht mehr. Nach unseren kleinen Anlaufschwierigkeiten auf der Hinfahrt, geben wir dem Bus selbstverständlich eine zweite Chance. Schließlich sollte es ja wesentlich einfacher sein, von hier mit dem richtigen Bus in die Stadt zu kommen. Denn von der Haltestelle hier, gibt es genau 2 Busse, die laut Google beide in die Stadt fahren. Am vierten Tag unseres Housesits wollen wir es also ein zweites Mal versuchen. Wir verabschieden uns von der Putzfee mit den Worten, dass wir in die Stadt fahren. Optimistisch, wie wir eben zu diesem Zeitpunkt noch sind. Denn an der Bushaltestelle kommt kein Bus, bzw. es hält keiner an. Erst glauben wir, dass es nicht die richtige Linie ist, dann verstehen wir aber doch irgendwann, dass wir einfach an der falschen Stelle stehen. Es gibt zwar ein Haltestellenzeichen, aber das ist wahrscheinlich nicht aktuell. Bis zu dieser Erkenntnis haben wir allerdings schon zwei Fahrzeiten gebraucht. Na gut, wir gehen also zur nächsten Haltestelle und gedulden uns weiter. Caro ist zu diesem Zeitpunkt aber bereits alles andere als geduldig, naja. Dann kommt tatsächlich ein Bus, der auch anhält. Der Bus fährt sogar Richtung Zentrum, allerdings können wir nicht bar zahlen. Die Kommunikation ist schwierig und wir verstehen (mal wieder) nur die Hälfte. Der Mann, der uns beim ersten Mal half, hatte doch gesagt, wir können die Karten im OXXO (kleine Mini-Supermarkt-Kette) kaufen, oder? Wir wollen es versuchen und laufen 15 Minuten zu Fuß ins Dorf. Aufladen können wir die Karten hier schon, aber kaufen leider nicht. Ahhh.
Caro hat schon keine Lust mehr überhaupt in die Stadt zu fahren, Konsti hingegen sieht es gelassen (wie auch immer er das immer macht). All diese Infos wären einfach vorab gut zu wissen gewesen. Dann hätten wir uns in der Stadt um diese Busfahrkarte gekümmert. Naja. Wir vermuten, dass die Familie, amerikanisch durch und durch eben nicht so oft Bus fährt, sondern eines ihrer zwei Autos oder eben Uber nutzt. Wir ziehen zu Fuß weiter Richtung Mall. Diese ist nochmal ca. 20 Minuten Fußweg entfernt. Wir beschließen, uns dort etwas umzuschauen und danach dort im großen Supermarkt einkaufen zu gehen.

Schließlich waren wir noch gar nicht selbst in einem großen Supermarkt. Erst glauben wir, dass sie Mall aufgrund der Ostertage vielleicht heute geschlossen hat, bis Konsti feststellt, dass die Geschäfte erst um 11 Uhr öffnen und wir einfach noch ein bisschen früh dran sind. Wir schlendern trotzdem etwas herum und gehen danach lange und ausgiebig den Supermarkt erkunden. Unser Fazit zum Supermarkt: Es gibt so ziemlich alles, wir kaufen sogar vegane Chorizo, aber warum ist der Wein hier so teuer? Zurück geht’s natürlich zu Fuß. Obst und Gemüse sowie Tortillas kaufen wir auf dem Rückweg im Dorf bei uns. Das ist günstiger und außerdem – support your local dealer 😉 Das Busfahrthema vertragen wir auf einen anderen Tag.
Ausflug zur Semana Santa
Wir wundern uns noch, warum Jamey uns bei der Übergabe erzählt, dass es sein kann, dass Feuerwerk gezündet wird. Und zwar in einer Lautstärke, dass wir denken könnten, es wären Bomben.
Warum? Ist irgendein Feiertag? Tatsächlich ist nicht nur irgendein Feiertag, sondern die wichtigsten Feiertage für die gläubigen Menschen hier: Ostern oder auch die Semana Santa genannt. Darauf hätten wir tatsächlich auch etwas schneller kommen können. Die Semana Santa, also die gesamte Osterwoche ist hier ebenfalls Ferienzeit. Während der Woche, die an Palmsonntag beginnt, gibt es mehrere Traditionen und Feierlichkeiten. Jetzt macht natürlich auch die weiß-lila-farbende Dekoration in der Stadt Sinn. Langsam schließt sich so der Kreis. Wir machen uns etwas schlau und beschließen an Karfreitag in die Stadt zu fahren, um vielleicht etwas von den Feierlichkeiten mit zu bekommen. Dieses Mal versuchen wir am frühen Nachmittag den Bus zu nehmen. Dazu laufen wir erstmal den ganzen 30-minütigen Weg Richtung Mall. Denn von der dahinter liegenden Hauptstraße müssten auch Busse fahren, bei denen man bar zahlen kann und mit denen wir bis in die Stadt kommen. Es klappt. Zumindest bis der Bus irgendwo abbiegt und wir am Zentrum vorbei fahren. Schnell steigen wir an der nächsten Haltestelle aus. Von hier laufen wir nochmal knapp 25 Minuten bis zu unserem ersten Halt.
Beim Centro Cultural Gómez Morín gibt es wechselnde Ausstellungen verschiedener Künstler:innen. Wir besuchen zwar keine Ausstellungen, wollen uns aber die vielen Kunstwerke auf der Fassade des Gebäudes ansehen.



Auf dem Weg zu einem nahegelegenen Park kommen wir an einer etwas größeren Busstation vorbei. Caro hatte vorab im Internet gelesen, dass man hier vielleicht die Qrobus-Karte (Busfahrkarte zum Aufladen) bekommen kann. Wir versuchen unser Glück und mithilfe eines netten spanischsprachigen Mitarbeiters, erstehen wir tatsächlich zwei Karten und laden direkt das Guthaben aus. Jackpot – haben wir es nun endlich geschafft und können von nun an einfach in die Stadt und zurück fahren? Wir werden sehen..
Wir laufen Richtung Altstadt, holen uns ein kleines Eis, das wir uns nach der Anreise unseres Erachtens durchaus verdient haben. Übrigens gibt es hier in den Kiosken/Convenience Stores etwas Suuuuperverrücktes: Käsesaucenmaschinen! Damit kann man sich die Käsesauce für seine Chips direkt abfüllen und mitnehmen.


In der Stadt ist viel los, auf ein paar Plätzen sind Verkaufsstände aufgebaut und wir bemerken, dass es hier und da ein paar Sperrungen gibt. Heute Abend soll nämlich eine Art Prozession stattfinden. Viele Infos haben wir nicht gefunden, aber wir wollen versuchen, sie uns anzuschauen. Jetzt geht es aber erstmal ins Kunstmuseum. Ihr wisst ja, wir geben unser bestes auch ein bisschen was für unser Kunstverständnis zu tun. Vielleicht soll aber auch einfach alleine das Gebäude, in dem das Museum ist, wunderschön sein. Ihr könnt euch ja ein eigenes Bild machen, was ihr schöner findet – die Kunst oder das Gebäude. Eintritt hat es übrigens nicht gekostet.







Danach setzen wir unseren Spaziergang durch die Stadt fort und was sollen wir sagen? Die Altstadt ist noch genauso schön, wie bei unserer Ankunft. Heute ist aufgrund der Prozession allerdings etwas mehr los. Die stille Prozession soll um 18 Uhr losgehen, irgendwann entdecken wir nämlich ein kleines Banner.



Wir laufen entlang der Straße und suchen uns ein Plätzchen zwischen den anderen Besucher:innen. Die Menschen jeden Alters stehen am Straßenrand und gemeinsam warten wir, dass es losgeht. Mit etwas Verspätung ist es dann soweit und die Prozession beginnt. Sie ist tatsächlich schweigend und für uns in jedem Fall mal eine ganz andere Erfahrung. Zunächst kommen ein paar gleichgekleidete Gruppen mit Kindern, jungen Frauen und älteren Damen. Die älteren Damen haben Kerzen (LED-Version) in der Hand und die jungen Frauen tragen unterschiedliche Gegenstände, Jesusbilder, Krüge, Blumen,… Immer wieder zwischendurch gibt es Männer, die kurz auf einer Trompete spielen. Danach folgen viele, sehr sehr viele Gruppen von Männern. Wir tippen auf unterschiedliche Altersklassen, ihre Gesichter können wir unter ihren Kostümen nicht sehen. Sie tragen Roben und spitze Hüte und ähneln dem Outfit des Ku Klux Klans.


Und nicht nur das. In erster Linie tragen sie Kreuze aus Baumästen, manche sogar richtige Baumstämme. Wir können wirklich nur erahnen, wie schwer die Last, vor allem für die gesamte Prozession sein muss. Hinzu kommen bei den meisten noch Ketten, die sie um ihre Füße gebunden haben. Und sie laufen zudem auch noch barfuß. Wir sind offen gestanden nicht ganz so gut in dieser Materie, aber das diese Leute den Leidensweg Jesu gedenken und diesen selbst nachempfinden, ist deutlich zu erkennen. Mit der „Via Crucis“ soll der Moment nach der Verurteilung von Jesus nachgestellt werden, bei der er das Kreuz selbst auf einen Hügel schleppen musste, bevor er dort von den Soldaten gekreuzigt wurde. Die zusammengehenden Gruppen haben meist unterschiedliche Roben-Farben, lila, schwarz, dunkelgrün, grau, weiß und auch rot.

Am Ende jeder Gruppe wird eine Art Holzkonstrukt mit einer Jesus-Darstellung getragen. Auch diese sehen wahnsinnig schwer aus und müssen zwischendurch immer wieder auf Holzfählen abgestellt werden. Dargestellt werden verschiedene Phasen des Leidenswegs Jesu, seine Kreuzigung und auch eine trauernde Maria ist zu sehen. Die Zuschauer:innen sehen alle interessiert und stillschweigend zu, ab und an sind ein paar Kinderstimmen zu hören, die begeistert auf die großen Holzkonstrukte zeigen.


Wir sehen auch eine ältere Frau im Rollstuhl am Straßenrand, die sichtlich gerührt weint. Es macht den Anschein, als wenn der Ursprung der Trauer mit der Prozession zusammenhängt, aber das wissen wir natürlich nicht sicher. Wir sind erstaunt darüber, wie viele Menschen an der Prozession teilnehmen, wie viele zuschauen und ganz im allgemeinen gesprochen, wie wichtig die Religion für die Menschen hier ist. 95,7 % der Bevölkerung (dies entspricht 123.370.100 Menschen, Stand 2020, Quelle: Wikipedia) sind christlichen Glaubens. Davon sind 85 % Katholiken. Zum Vergleich, in Deutschland sind 54 % christlichen Glaubens und davon 26,7 % Katholiken. Hinzu stellen wir noch die These auf, dass unter diesen Gläubigen wahrscheinlich der Großteil nicht so aktiv in die Kirche geht, wie in anderen Ländern. Es ist sehr interessant und wir freuen uns, dass wir die Prozession miterleben dürfen, trotzdem halten wir nicht bis zum Ende durch. Schließlich ist es mittlerweile dunkel, wir haben noch nicht gegessen und wollen auch wegen der Hunde nicht zu spät nach Hause kommen.
Ein kleines bisschen möchten wir euch noch zur Semana Santa erzählen, schließlich hat die Osterwoche für die Mexikaner:innen eine wichtige Bedeutung und wir hier tatsächlich etwas anders gefeiert, als wir es kennen. Aber keine Sorge, wir langweilen euch nicht mit Beschreibungen zu jedem der einzelnen Tage und Rituale, wir haben uns zwei Punkte herausgepickt.
- Karsamstag gilt in Europa als Tag des Grabesruhe, ein schwermütiger Trauertag. In Mexiko ist dies etwas anders. Nicht so in Mexiko. Am Karsamstag veranstalten die Mexikaner eine ganz spezielle Tradition. Judas hatte damals Jesus verraten. Um diesem feigen Akt zu gedenken und verurteilen, ist der Osterbrauch der rituellen Verbrennung von Judas-Figuren entstanden. Neben der Darstellung des Verräters, werden in jüngeren Jahren auch Fantasiefiguren und unbeliebte politische Persönlichkeiten hergezogen. Die Kreationen werden aus Pappmaché hergestellt, bemalt und mit Feuerwerk und Knallkörper ausgestattet. Auf öffentlichen Plätzen und Straßen werden sie vor zahlreichem Publikum entzündet und verbrannt.
- Passionsspiele gibt es in Europa natürlich auch (Grüße an Jimi Blue und Alex K. Superstar). Hier haben diese eine besondere Bedeutung und finden unter anderem in San Miguel de Allende, Guanajuato und Taxco statt. Die Dimension scheint nur eine andere zu sein, denn es nehmen Hunderte von Schauspieler:innen teil, hinzu kommen Tausende von Männern, die Kreuze tragen. Die Aufführungen sind spektakulär inszeniert und ziehen in der Osterzeit bis zu 2 Millionen Menschen an. Weitere schalten ein, um die Prozession im Fernsehen zu verfolgen.
Auf dem Weg zum Bus machen wir noch einen kleinen Halt auf einem der Plätze. Immer wieder haben wir gefülltes Gebäck gesehen, was typisch für die Semana Santa sein soll. Wir fragen nach, ob es vegetarisch ist, die ältere Dame lächelt nur und sagt „dulce“ (süß). Dann lässt sie uns ein bisschen von der puren Füllung probieren. Es schmeckt nach süßer Trockenfrucht. Wir nehmen eine Teigtasche mit und snacken sie auf dem Weg zum Bus.




Gut, dass wir zumindest einen kleinen Snack hatten, denn aus unserer Bus-Euphorie wird (mal wieder) schnell Frustration. Nun haben wir endlich eine Busfahrkarte und wissen auch, welche beiden Linien bei uns vor der Tür gefahren sind. Aber genau diese Linien sind hier weit und breit nicht zu sehen und auch die Linien, die laut Google Maps richtig sein sollen, sind hier weit und breit nicht zu sehen. Wir warten und warten. Laufen von der einen Haltestelle zur nächsten. Es ist generell viel los und die Schilder der zahlreichen Busse sind im Dunklen noch schwieriger zu erkennen. Dann geben wir uns geschlagen. Selbst wenn ein Bus kommt, würden wir noch über eine Stunde bis nach Hause brauchen. Wir haben schon wieder über 30 Minuten gewartet und rufen jetzt ein Uber. Es braucht auch noch einen Moment ist aber am Ende wesentlich schneller und wir werden direkt vor der Haustüre abgesetzt. Jetzt freuen wir uns auf die Hunde, erschrecken uns aber als wir die große Tür zum ersten Innenhof öffnen.
Safety first
Schon von weitem hören wir lautes Hundegebell. Irgendwie klingt es für uns ein bisschen so, als käme es von unseren Hunden. Kann aber nicht sein, die sind ja hinten im Garten und so laut kann das Bellen hier gar nicht sein.
Wir schließen die Tür auf und … … vor uns stehen alle drei Hunde. Sie sind vor lauter Freude ganz außer sich, springen herum, an uns hoch, fiepen und rennen durch den Vorgarten. Aber Moment mal. Wie kommen die Hunde in den Vorgarten? Wir haben sie im Garten hinter dem Haus ausgesperrt, alle Fenster geschlossen und der vordere Garten ist nicht mit dem hinteren verbunden. War etwa jemand hier? Wir sind in der Tat etwas beunruhigt und gehen direkt nach drinnen. Die Hintertür in den Garten ist leicht geöffnet, von unseren Sachen ist ein Beutel nicht mehr an Ort und Stelle. Aber hinter der letzten Spur vermuten wir True-Crime-Fanatiker eher den kleinsten und frechsten Vierbeiner und keinen Einbrecher. Ansonsten ist auch alles normal. Wie wir eben sind, stellen wir erstmal ein paar wilde Theorien auf, wer und warum hier gewesen sein könnte. Es gibt doch sicher eine logische Erklärung, oder? Wirklich sinnvoll sind unsere Ansätze übrigens keineswegs, daher schreiben wir Jamey eine kurze Nachricht. Er antwortet auch direkt und hat eine ganz einfache Erklärung: Frida. Sie springt über hohe Zäune, öffnet Türen und Fenster und bereitet dann ihren Komplizen ebenfalls einen Zugang zu allen Räumlichkeiten. Haben wir es hier noch mit der süßen Kuschelhündin zu tun oder einer weiblichen Reinkarnation von Tom Cruise als Ethan Hunt? Jedenfalls haben wir genau diese Bilder inkl. passender Filmmusik in unseren Köpfen. Dieses schlaue Mäuschen – Respekt! Vor allen Dingen hat sie dies noch nie gemacht oder versucht, während wir Zuhause waren. Na gut, aber zumindest ist hier niemand Unbefugtes eingebrochen und den kleinen Al Capone behalten wir zukünftig auch ganz genau im Auge.
Das wird aber tatsächlich nicht das einzige Mal sein, dass wir kurz den Atem anhalten und kurz darüber nachdenken, ob wir uns nicht in der nächsten Minute mitten in einem schlechten True-Crime-Story sind. Während wir fröhlich und heiter abends am Tisch sitzen und mal wieder köstliche, selbstgemachte Tacos mit veganer Chorizo futtern, erschrecken wir uns zu Tode, als eine Alarmanlage angeht. Da bleibt uns der Taco-Bissen glatt im Hals stecken. Es ist super laut und sehr nah. Haben wir eine Alarmanlage und wenn ja, warum geht sie an? Wir laufen etwas verwirrt herum und Caro geht in den Garten und identifiziert, dass das Geräusch von einer Alarmanlage bei uns kommen muss (Konsti hatte da eher das Nachbargrundstück im Verdacht). Die Hunde sind total außer sich und laufen laut bellend in den Garten. Konsti schreibt direkt Jamey eine Whatsapp-Nachricht und Caro schaut, ob in dem Guide etwas von einer Alarmanlage steht. Dann verstummt das laute Geräusch plötzlich. Ist das jetzt von alleine ausgegangen? Wir schauen etwas vorsichtig aus den Fenstern. Caro blickt vorne aus dem Haus und sieht in etwas weiterer Entfernung etwas aufleuchten. Ist vielleicht etwas in einen der Elektrozäune geflogen? Long story short: Es war einfach nur die Alarmanlage der Nachbarn, die immer kurz aufheult, wenn der Strom nicht mehr da ist. So zumindest Jameys Erklärung. Naja okay, ein bisschen erschrocken haben wir uns trotzdem. Nachdem wir uns im Anschluss noch eine Folge Aktenzeichen XY reinziehen, beschließen wir, heute Abend die Türen und Fenster vielleicht doch alle zu verschließen. Wir sind eigentlich so gar nicht besorgt oder ängstlich hier in Mexiko, aber irgendwie erwischen wir uns beide bei dem Gedanken, dass es ja doch eine bessere Wohngegend hier ist und dass die hohen Mauern, elektrischen Zäune und zahlreichen Wachhunde ja doch aus irgendeinem Grund hier sind. Bei uns gibt’s nicht zu holen, klar, aber die möglichen Einbrecher wissen ja nicht, dass wir armen Würstchen nur auf die Hunde aufpassen und in diesem Leben vermutlich niemals in einem solchen Haus wohnen werden. Geschweige denn, dass wir uns erstmal artikulieren müssten, dass wir zum einen kein Spanisch sprechen, hier nicht wohnen und auch keinen Plan haben, ob es hier irgendwas von Interesse und Wert gibt. Ihr seht – wir konsumieren definitiv zu viel True Crime. Ihr müsst euch trotzdem keine Sorgen machen, wir schlafen dennoch gut und haben uns für den Fall der Fälle schon gedankliche Flucht- und Notfallpläne geschmiedet.
Achso, und auf einem recht hohen Schrank gegenüber des Bettes haben wir auch eine Machete entdeckt. Die liegt hier an diesem Platz recht nah am Bett wahrscheinlich auch nicht ganz ohne Grund.
Und sonst so?
Eigentlich passiert sonst nicht sonderlich viel. Wir genießen jeden Tag mit den Hunden, machen fleißig weiter unsere Spanisch-Lektionen, versuchen uns etwas an dem vorhandenen Sport-Equipment auszupowern, spielen Leitergolf, gehen einkaufen und kochen (gut, zu 85 % gibt es Tacos). Auch wenn wir es nicht müssen, gehen wir eigentlich jeden Tag einmal mit den Hunden eine kleine Runde spazieren. Ihnen ist mehr als deutlich anzusehen, dass sie dies abfeiern. Nebenbei müssen auch die Überreste von Konstis blonden Haaren dran glauben. Denn kurz vor Abfahrt schneidet Caro ihm noch einmal die Haare, da wir für unsere Verhältnisse professionelles Equipment in den Schubladen entdeckt haben.









Einmal fahren wir sogar noch mit dem Bus in die Stadt. Mit einem Mal umsteigen, schaffen wir es schließlich und sogar zurück kommen wir mit dem Bus. Nur in der Stadt sind wir weniger erfolgreich. Wir schauen uns ein Aquädukt an und wollen dann in eine Art coolen Biergarten etwas außerhalb der Stadt. Blöderweise ist Sonntag und da machen sie um 19 Uhr zu. Es ist zwar erst 18 Uhr, aber wir werden nicht mehr rein gelassen. Naja, zumindest hat das mit dem Busfahren geklappt.



Die Zeit hier in Querétaro war wirklich schön. Auch wenn wir zu Beginn das Gefühl hatten, am ADW zu sein und uns kurzzeitig vor Langeweile graute, ging die Zeit am Ende viel zu schnell rum. Wir haben uns im Haus und natürlich mit den Tieren so pudelwohl gefühlt. Auch zur Einstimmung auf Mexiko tat es gut ein paar Tage an einem Ort zu verweilen. Wir hatten tatsächlich den Eindruck, dass die Stadt authentisch und einfach nur schön ist. Ein kleines bisschen freuen uns wir aber natürlich auch, noch ganz viele andere Ecken kennenzulernen.
Trauriger Abschied (wie immer)
Ach, jedes Mal fällt es uns schwer Abschied zu nehmen. Wir haben die Hunde-Bande und Chucky in unserer gemeinsamen Zeit richtig ins Herz geschlossen und sie uns auch. Zumindest bei den Hunden sind wir uns da sehr sicher. Man merkt richtig, wie sehr sie sich an uns gewöhnt haben und nicht mehr von unserer Seite weichen. Auch wenn wir nur knapp 10 Tage hier waren, hatten wir trotzdem unsere Routinen, haben viel gekuschelt, gespielt, waren spazieren oder waren einfach nur zusammen. Wie immer hat jedes Tier seinen ganz eigenen Charakter, eigenes Verhalten und natürlich Eigenarten. Wie wir Menschen ja eigentlich auch.
Naja, für den letztendlichen Abschied benötigen wir auf jeden Fall drei Anläufe, da die Hunde den Braten wahrscheinlich schon riechen. Sie wollen (bis auf Moxxie) gar nicht in den Garten. Irgendwann tricksen wir sie dann doch aus, um dann keine 2 Minuten später zu bemerken, dass sie sich einen Weg nach drinnen gesucht haben. Klar, Frida, wer auch sonst? Jetzt ist es noch schwieriger wieder alle erst nach drinnen ins Haus und dann nach draußen in den Garten zu bekommen. Wir checken eigentlich nochmal alle Fenster aber es braucht noch einen weiteren Versuch, da Frida es doch noch schafft, eine andere Türe wieder auf zu bekommen. Dann beeilen wir uns und verlassen schnell Haus und Grundstück. Ohja, die Bande werden wir sehr vermissen.