Der Wecker klingelt um 3.45 Uhr. Moin! Entgegen unserer Erwartungen gibt es trotzdem schon Kaffee und Frühstück im Hostel, das ist echt der Wahnsinn. Hätten wir das mal gewusst. Schnell kippen wir uns einen Kaffee runter und essen in höchster Geschwindigkeit eine Schüssel Müsli. Neben uns hat noch eine französische Familie mit zwei Kindern und ein italienisches Paar die heutige Tour gebucht. Es gibt nämlich zwei Optionen für uns, um nach Palenque zu kommen. Mit dem (Nacht-)Bus oder mit einer Ausflugstour, die drei Ausflugsziele ansteuert (Agua Azul, einen Wasserfall und die Maya Stätte in Palenque). Wir entscheiden uns für die Tour, wobei wir statt wieder zurück zu fahren einfach in Palenque aussteigen und von dort aus weiterfahren.
Risiko Route 199
Um von San Cristóbal nach Palenque zu kommen, gibt es zwei Hauptverkehrsstraßen, eine direkte und eine andere, längere Strecke. Nun ja, dass die Reisebusunternehmen ausschließlich die weitere Strecke anbieten, hat seine Gründe. Es kommt wohl auf der Strecke regelmäßig zu Überfällen auf Passierende. Dabei werden die Straßen komplett gesperrt und alle Fahrzeuge ausgeraubt. Natürlich passiert das nicht immer und jeden Tag, aber es ist dennoch nicht die sicherste Straße. Wie es dann in Hostels Gang und Gebe ist, werden sich natürlich die wildesten Geschichten erzählt. Diebstahl im Nachtbus (was natürlich nichts mit dem Überfall auf der Straße zu tun hat), mit Macheten bewaffnete Räuber, Absprachen zwischen den Kriminellen und den Fahrern der Busse usw. Aber auch bei der standardisierten Googlesuche finden wir ein paar Warnungen. Achja und dann wäre da noch die Geschichte mit den beiden Fahrradfahrern. Wer zur aufmerksamen Zuhörerschaft des Podcast „Verbrechen“ der Zeit mit der allerechten Sabine Rrrrrückert zählt, dem könnte jetzt ein Licht aufgehen. Zwei Radreisende, ein Deutscher und ein Pole, sind genau auf dieser Strecke verschwunden und wurden später wahrscheinlich ermordet aufgefunden. Die Episode haben wir vor längerer Zeit gehört, vielleicht hören wir sie uns irgendwann nochmal an. Aber vielleicht nicht jetzt. Als wir die Tour buchen, spricht auf jeden Fall niemand von irgendwelchen Gefahren. Unsere „Vorbereitungen“ beschränken sich darauf, nur wenig Bargeld dabeizuhaben, wirklich Gedanken machen wir uns eigentlich nicht. Außer dass wir einen laaangen Tag vor uns haben. Unser Plan ist nämlich der folgende: Nach der offiziellen Tour wollen wir in Palenque aussteigen und noch am selben Abend mit dem Nachtbus weiterfahren. Erst nach Merida und dann weiter nach Valladolid, wo wir dann wahrscheinlich gegen 10 Uhr am nächsten Tag ankommen. Die Stadt Palenque soll nicht sonderlich sehenswert sein, daher entscheiden wir uns für einen „längeren“ Aufenthalt in Valladolid.
Kurvenreiche Route 199
Wir nehmen tatsächlich die Route 199 und die Strecke ist vor allen Dingen von zwei Dingen geprägt: Kurven und Speed Bumper. Erst hoffen wir noch, dass die Speed Bumper nur in der Stadt sind, aber sie werden uns den ganzen Tag begleiten. Kurz nach dem Punkt, wo die beiden Radfahrer von der Bildfläche verschwunden sind, machen wir eine Frühstückspause. So wie übrigens auch alle anderen Touribusse. Statt uns am Frühstücksbuffet zu bedienen, holen wir uns einen Kaffee und können dadurch die Toilette umsonst aufsuchen. Wir kommen ins Gespräch mit Luisa und Ricardo, den beiden Italienern. Danach geht die wilde Fahrt auch schon weiter und je kurvenreicher die Strecke wird, umso flauer werden unsere Mägen. Dabei könnte man ja eigentlich meinen, dass wir mittlerweile an solche Fahrten gewöhnt sein müssten. Gegen 10 Uhr kommen wir an unserem ersten Stopp an.
Agua azul – der Name ist Programm
Das Wasser und die großen Kaskaden sind tatsächlich blau. Blau-türkis leuchtet das Wasser. Wir laufen entlang der Kaskaden und es kommen immer wieder Wasserfälle und Stellen zum Baden. Entlang des Weges tummeln sich zahlreiche Verkäufer. Junge Mädchen verkaufen Bananenchips und Bananen. Der anfängliche Preis von 40 Pesos sinkt schnell auf 10 Pesos, ohne dass wir überhaupt Interesse zeigen oder versuchen, zu handeln. Die Kaskaden sind wirklich schön.




Konsti lässt es sich natürlich nicht zwei Mal sagen und hüpft kurzerhand ins erfrischende Nass. Bei dem wahnsinnig heißen Temperaturen und der schwülen Luft ist das eine gute Maßnahme. Wir legen eine kleine Frühstückspause ein und essen etwas Obst und Brot, welches wir gestern noch gekauft haben.


Mit den anderen steigern wir uns in die Vorstellungen von neapolitanischer Pizza, wunderschönem Meer im Süden von Italien und Aperol Spritz. Wir genießen entspannt die Atmosphäre, sitzen am Wasser und quatschen etwas. Dann geht es wieder zurück in den Bus und weiter geht die Fahrt, das aber gar nicht mal so lange..
Zwischenstopp im Nirgendwo
Wir halten mitten im Nirgendwo am Straßenrand an. Wir haben eine Panne. Nach einer Minute ausharren im Auto steigen wir alle neugierig aus. Vor dem Auto liegt ein verschlissenes Gummiband, das sind wohl die Überreste des Keilriemens. Zuversichtlich beobachten wir, wie der Fahrer einen neuen Keilriemen aus einer Kiste zaubert. Okay, das scheint also nicht wirklich ein größeres Problem darzustellen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Wir schauen nicht auf die Uhr, aber wir verharren hier, bei bestimmt guten 38 Grad, über eine Stunde in der Sonne. Der anfängliche Optimismus unsererseits, verfliegt etwas, als wir sehen, wie der Fahrer sich YouTube Videos für die Reparatur anschaut. Außerdem will er erst abwarten, bis das Fahrzeug etwas abgekühlt ist. Das dürfte dann wie lange dauern? Immer wieder halten Autos an und bieten ihre Hilfe an. Irgendwann ist ein Mann dabei, der zwar nur auf der Stoßstange stehend ins Auto schauen kann, aber zum einen einen Werkzeugkoffer dabei hat und auch etwas besser im Bilde ist.


Alle sind recht entspannt, selbst die beiden Kinder beschäftigen sich mit ihrem Nintendo. Glücklicherweise sind wir in einem mini kleinen Dorf gestrandet. So können wir uns zumindest am Dorfladen ein kaltes Wasser holen und uns in den Schatten der Palmen setzen. Der Fahrer freut sich, dass wir ihm auch ein Wasser mitbringen. Caro fühlt vielleicht ein bisschen zu sehr die Situation des Fahrers und möchte ihm das Gefühl geben, dass er ja nichts dafür kann und wir die Lage entspannt sehen. Wahrscheinlich macht er sich darüber aber ohne keinerlei Gedanken und will einfach nur selbst endlich wieder in das Auto mit der Klimaanlage einsteigen. Nach einer guten Stunde scheint es dann weiter zu gehen. Ab jetzt aber leider ohne Klimaanlage. Kein Problem, es ist ja nur minimal heiß. Auf der anderen Seite sind wir sowieso schon nass geschwitzt und im erster Linie froh, dass es überhaupt weitergeht.
Speed-Wasserfall-Besuch
Wir sind im Zeitverzug, daher fällt der Abstecher zum Wasserfall kurz aus. 20 Minuten haben wir hier. Schnellen Schrittes laufen wir zum Wasserfall, sichten einen Affen und laufen schnellen Schrittes den Weg hinter dem Wasserfall entlang. Schön, wirklich schön ist es hier, aber so richtig Zeit zum Genießen haben wir nicht. Für Fotos hingegen reicht die Zeit. Deutsch wie wir sind, kommen wir pünktlich zum Bus zurück. Andere nehmen es nicht ganz so genau, auf das letzte Pärchen müssen wir noch über 10 Minuten warten. Naja, Reisen in Gruppen halt.. 🤷🏼♀️🤷🏻♂️




Ab nach Palenque
Die Mittagspause fällt offensichtlich aus, nicht schlimm, wir haben noch ausreichend Snacks und Wasser dabei. Gegen 15 Uhr kommen wir in Palenque, direkt am Nationalpark der Maya Stätte an. Im Eiltempo bekommen wir zwei Tourenoptionen angeboten. Wir lehnen dankend ab und wollen das Gelände auf eigene Faust erkunden. Geld sparen. Unsere Rolle des Guides übernimmt Konsti, der uns ein paar Fakten aus dem Internet vorliest.
Die Maya-Stadt im Dschungel von Chiapas
Auf einem Hochplateau, am Fuße einer Hügelkette, umgeben von tropischem, immergrünem Regenwald, liegt Palenque, die erhabene Ruinenstadt der Maya-Kultur. Dutzende Gebäude, Pyramiden und Tempel verteilen sich auf der Lichtung und tief im Dschungel von Chiapas verborgen. Das bekannteste Bauwerk von Palenque ist der „Templo de las Inscripciones“ (Tempel der Inschriften). Der Name kommt, wenig überraschend, von eingeritzten Hieroglyphen. Erst 1952 fanden Archäolog:innen im Inneren des Tempels eine etwa 20 m lange Treppe, welche Zugang zu einer Krypta verschaffte. Unter einer Kalksteinplatte, die mehrere Tonnen schwer war, fanden sie einen Sarkophag. Hier lag wahrscheinlich König Pakal, ein wichtiges Oberhaupt der Geschichte von Palenque. Beim ihm wurden viele wertvolle Gegenstände und jede Menge Jadeschmuck gefunden. Das Wahrzeichen der Maya-Stadt ist wohl das größte Gebäude, der sogenannte Palast. Hier gab es richtige Wohnungen für die Adligen und Priester, die über verschiedene Räume miteinander verbunden waren. Durch Innenhöfe schafften die Erbauer eine natürliche Lichtquelle. Noch heute erkennt man künstlerisch ausgearbeitete Dekorationsmotive auf den Pfeilern. Irgendwie finden wir diese Vorstellung schon ein bisschen verrückt. Auf den Templo de la Cruz kann man auch heute noch steigen und hat von dort eine wunderschöne Aussicht auf das restliche Gelände, den Dschungel und die weiteren Tempel.








Wir sind offensichtlich spät dran als wir losziehen, denn im Park ist fast nichts mehr los und selbst die Verkäufer:innen packen schon ihre Sachen zusammen. Das ist unser größtes Glück am heutigen Tag. Die Sonne macht sich langsam auf den Weg Richtung Sonnenuntergang und die Ruinen werden in orangefarbenes, warmes Licht getaucht. Wir sind fast alleine auf dem Gelände und von den Touri-Gruppen am Tag ist nicht mehr viel zu sehen. Die Mayastätte liegt mitten im Dschungel, um uns herum sind große Bäume, dichte Wälder und eine entsprechende Geräuschkulisse. Richtig schön. Wir laufen ein bisschen über das Gelände und schauen uns die verschiedenen Tempel und Grabstätten an. Auf einen großen Tempel darf man sogar hinaufklettern. Selbst jetzt, wo die Sonne nicht mehr von oben knallt, ist es wahnsinnig anstrengend die hohen Stufen zu erklimmen. Wir treffen Luisa und Ricardo wieder, sie haben sich für die Tour mit Guide entschieden, sind aber bisher nicht sonderlich begeistert. Die Tour ist auf Spanisch und obwohl Luisa etwas Spanisch kann, verstehen die beiden leider nicht so viel. Wir ziehen alleine weiter und entdecken auf einer weiten Wiese einen riiiesigen Mangobaum.





Weiterreise
Als wir zurück kommen, geht die Fahrt direkt weiter. Nach 5 Minuten Fahrt werden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir müssen uns von Luisa und Ricardo verabschieden und werden dann mit der französischen Familie zum Busbahnhof gebracht. Entgegen unserer Hoffnung gibt es hier keine Klimaanlage. Erstmal kümmern wir uns um unsere Tickets. Glücklicherweise gibt es noch genau zwei Plätze nebeneinander im einzigen Bus, der heute Abend noch fährt. Aktuell ist es 17.30 Uhr, der Bus geht um 21.15 Uhr. Nachdem wir die Tickets erstanden haben, suchen wir uns ein günstiges Lokal, in dem wir günstig und in Ruhe zu Abend essen können. Die vegetarische Bestellung gestaltet sich als etwas schwierig und das Personal ist mehr mit Quatschen beschäftigt, aber dafür können wir endlich unsere Hände waschen und es gibt eine Toilette. Es gibt mal wieder Quesadillas und umsonst gibt’s noch ein paar Tacos dazu – hervorragend.
Als wir den Laden verlassen, kommt sofort ein Typ auf uns zu und spricht uns an. Er ist offensichtlich zu weiß für einen Mexikaner und spricht sehr gutes Englisch. Da Konsti ihn schon aus dem Laden hat vorbeilaufen sehen und ihn für etwas weird gehalten hat, reagiert er gar nicht erst auf die Fragen des Dudes, der wissen möchte, wo wir herkommen. Caro, die ihn vorher noch nicht sehen konnte, fängt an, sich mit ihm zu unterhalten, während wir in Richtung Busbahnhof laufen. Naja, nachdem wir ihm erzählt haben, wer wir so sind und was wir so machen und dann mal fragen, was er so macht, wird es sehr absurd. Sein Vater, der eigentlich gar nicht sein Vater ist, lebt hier und hat ihm einen Job besorgt, aber aus dem Job ist er dann sofort rausgeflogen. Das war aber auch alles schon vor 5-6 Jahren und naja…eigentlich will er einfach nur Kohle von uns. So ganz geheuer ist er uns irgendwie nicht, daher schütteln wir ihn ab, indem wir vorgeben, noch einmal einkaufen gehen zu müssen.
Gut gestärkt kommen wir wieder am Busbahnhof an und bringen noch etwas die Zeit bis zur Abfahrt des Busses rum. Der Weirdo von vorhin sitzt leider auch hier herum, verlässt aber irgendwann den Bahnhof.
Nach einer Weile steigen wir dann in den Bus. Schlagartig sinken die Temperaturen vom fast 40 Grad auf eisige 19 Grad. Wir ziehen uns schnell um und machen es uns auf unseren Plätzen direkt neben der Toilette bequem. Kurz nach der Abfahrt halten wir und ein Polizist geht durch den Bus. Er möchte unsere Pässe sehen. Okay, kein Problem, aber etwas verwundert sind wir schon. Ansonsten passiert aber nichts und die Fahrt wird normal fortgesetzt. Es läuft besser als die letzte Nachtfahrt, aber wahrscheinlich sind wir einfach nur müde und kaputt. Morgens um halb 6 kommen wir in Merida an, nach einer kurzen Pause geht die Fahrt nach Valladolid weiter. Wir machen erneut ein Nickerchen.
Moin Valladolid
Wir kommen an und werden mit morgendlicher Hitze in Empfang genommen. Zu Fuß können wir zu unserer Unterkunft laufen und werden nett von einer Volunteer begrüßt. Wir können zwar noch nicht einchecken, machen es uns aber im Hostel bequem. Soweit man es sich eben bei 38 Grad auf einem Sofa bequem machen kann. Ein kleiner Ventilator gibt sein bestes, aber irgendwie ist es doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir sind echt kaputt und wollen den Tag heute ganz entspannt angehen lassen. Wir müssen die nächsten Tage planen und entscheiden, ob wir hier noch eine Nacht länger bleiben wollen. Was uns hier im Hostel sofort auffällt, es sind ziemliche viele Volunteers hier, eigentlich mehr als Gäste. Es gibt eine Küche, das Frühstück ist inklusive und nach hinten gibt es sogar einen Innenhof. Das einzige, was uns wundert, ist, dass wir noch bis zum Checkin warten, obwohl unsere Betten eigentlich schon frei sind. Egal, die Dusche kann noch ein kleines bisschen warten. Der Hunger treibt uns irgendwann in den Supermarkt. Auf dem Weg laufen wir noch an einem Fahrrad Verleih vorbei und checken schonmal die Preise aus. In und um Valladolid gibt es nämlich zahlreiche Cenoten. Cenoten sind mit Süßwasser gefüllte Karsthöhlen, deren Decke oftmals eingestürzt ist und man dadurch eine oben offene Höhle hat – ein Naturfreibad der Premium-Kategorie. Die Maya nutzten die Cenoten auch schon für allerlei Rituale, heute sind sie meistens Touristenattraktionen. Viele von ihnen kann man mit dem Fahrrad erreichen. Das ist wohl der kostengünstigste Weg, vielleicht aber nicht der cleverste. Zumindest nicht bei fast 40 Grad und Sonnenschein. Wir kaufen ein, essen, bringen unsere Wäsche weg, duschen und können uns dann nochmal aufraffen einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu starten.




Die wohl schönste Straße der Stadt stellt sich als voll geparkte Straße mit überteuerten fancy Geschäften heraus. Ein paar Häuser sind ganz nett, aber mehr auch nicht. Das alte Kloster sieht wesentlich schöner aus, wir schauen es uns aber nur von außen an und spazieren weiter. Von Mittwochs bis Sonntags findet hier eine Art Lichtshow statt, wenn wir einen Tag verlängern, könnten wir uns diese noch abends anschauen.






Wir laufen einen großen Schlenker durch kleine Straßen und kommen am Ende am zentralen Marktplatz raus. Wow, das ist um einiges touristischer als vor knapp 5 Minuten. Hier scheinen sich die Besucher:innen der Stadt zu tummeln. Auf dem Platz findet auch gerade eine Art Maya-Show statt, die wir uns eine Weile anschauen. Ansonsten ist es ganz nett, aber auch nicht weiter spektakulär.









Wir schlendern wieder zurück zum Hostel und freuen uns auf Pasta mit Tomatensauce. Mal wieder, aber es ist und bleibt ein Dauerbrenner. Somit verarbeiten wir auch noch die letzten Tomaten aus San Cristóbal, die ihre besten Zeiten schon hier sich haben. Das ist optimistisch ausgedrückt, aber wegschmeißen wollen wir sie natürlich nicht. Das beste an unserem Hostel ist übrigens der junge und deshalb noch recht räubermäßige Wauzi, der uns in Gesellschaft leistet, wenn wir im Hinterhof sitzen, naja, eigentlich beißt er uns abwechselnd in die Beine oder in die Klamotten und will spielen.




Die Nacht im Dorm wird trotz Klimaanlage eine schwitzige Angelegenheit. Man merkt quasi nichts von der gekühlten Luft und somit ist es auch nicht weiter tragisch, dass wir uns für die kommenden Nächte kein Bett teilen. Als Wärmflasche ist Konsti hoch im Kurs, bei Hitze hingegen sind wir froh, wenn sich ein kleiner Abstand zwischen unseren Körpern befinden.
Ek Balam statt Chichen Itza?
Das Weltkulturerbe der Maya Stätte Chichen Itza ist eines DER Highlights in Mexiko. Reisende kommen zum Teil für einen Tagesausflug aus Cancun hierher und setzen Valladolid nur aus diesem Grund auf ihre Stopps. Aber Chichen Itza ist nicht die einzige Maya Stätte hier. Das Wissen befindet sich bis zu unserer Ankunft nicht in unseren Köpfchen, aber Mariam, die nette Volunteer aus Venezuela klärt uns netterweise auf. Schwierige Entscheidung, wir wollen uns nicht beide Stätten anschauen, da auch beide nicht gerade günstig sind und entscheiden und tatsächlich für Ek Balam. Der Eintritt ist minimal günstiger, es soll etwas untouristischer sein und man darf, im Gegensatz zu Chichen Itza auf einige Ruinen heraufgehen und soll von oben eine schöne Aussicht haben. Aufgrund der Hitze wollen wir so früh wie möglich starten. Frühstück soll es ab 7.30 Uhr geben, das nehmen wir dann doch noch mit. Schließlich ist es im Preis mit drin und mit einer Tasse Kaffee lässt es sich dann doch besser in den Tag starten. Danach laufen wir zur Sammelstelle für die Colectivos nach Ek Balam.
Auf halber Strecke kommt ein schwarz weißer Rüde zu uns, der uns nicht mehr von der Seite weicht. Beim Treffpunkt angelangt müssen wir erstmal warten und was macht der Hund? Er wartet mit uns. Mit den Colectivos nach Ek Balam läuft es etwas anders. Es handelt sich um normale PKW. Wenn das Auto voll besetzt ist, zahlt jeder pro Person 70 Pesos, aber man fährt auch eben erst los, wenn das Auto voll besetzt ist. Wir warten ein bisschen und dann kommt eine Frau hinzu, die augenscheinlich von hier kommt. Sie ist allerdings alleine, was für uns zu einem Wartezeit-Problem führt. Denn nach uns kommen zwei Paare, die auf direktem Weg mit einem Taxi losfahren. Warum es nicht nach der Reihenfolge geht, verstehen wir nicht. Schließlich warten wir ja schon wesentlich länger und können auch problemlos mit einem weiteren Paar fahren. Naja, mal wieder lernen wir: Wir nehmen die Dinge wie sie kommen und Geduld will gelernt sein. Aber immerhin ist der süße Hund noch da.

Caro überlegt kurz, ob wir mit ihm den letzten Platz im Taxi voll machen und er ab jetzt zu uns gehört. Dann, irgendwann, nachdem das andere Touri-Taxi schon gefahren ist, kommt eine weitere Frau hinzu. Wir können endlich losfahren. Nach einem kurzen und nicht ganz schmerzlosen Abschied steigen wir ins Taxi. Vielleicht ist der Hund ja noch da, wenn wir zurück kommen? Die Fahrt dauert ca. eine halbe Stunde und um 9.30 Uhr kommen wir dann auch endlich an. Wie es beim Reisen halt so ist, dauert manchmal alles etwas länger.

Kurzer Faktencheck: Ek Balam
Der Name Ek Balam ist Mayathan (yukatekisches Maya) und bedeutet übersetzt „Schwarzer Jaguar“. Wobei je nach Aussprache „Ek“ auch „Stern“ bedeuten kann. Nach den jüngsten Ausgrabungen wurden in einem der Gebäude sternenartige Malereien entdeckt. „Stern Jaguar“ wäre ja auch ein ganz netter Name, oder? Die frühesten Spuren reichen zwischen etwas 100 und 300 Jahre n.Chr. zurück und ihre Blütezeit hatte die Siedlung in den Jahren 700 bis 1.000. Das von einer großen Mauer umgebene Zentrum ist ungefähr 1,25 km² groß. Außerhalb der Mauer erstreckt sich die Siedlung auf knapp 12 km². Einen der Durchgänge durch die Mauer können wir uns direkt zu Beginn anschauen. Wir wollen euch natürlich nicht mit jeden einzelnen Ruinen langweilen, aber das wichtigste stellen wir euch kurz vor:
Die Akropolis (laut den Inschriften auch „Weißes Haus des Lernens“ genannt), ist das größte erhaltene Maya-Gebäude im Norden der Halbinsel Yucatan. Der höchste Punkt ist heute 31 m hoch und war ursprünglich sogar nochmal weitere 6 m höher. Es gibt 6 Stockwerke mit 72 Räumen. Das dürfte damit tatsächlich größer sein, als das Haus unserer letzten Wohnung in Köln. Dementsprechend ist der Aufstieg auch etwas anstrengender, aber vielleicht sind wir auch nicht mehr im Dachgeschoss-Treppenlaufen-Training. Auf ungefähr mittlerer Höhe lassen sich heute noch Stuckrelief-Eingänge betrachten, die einst eindrucksvoll gestaltet wurden. Es soll einen Schlangenmauleingang darstellen oder viel mehr Sinn würde hier doch der Jaguar machen, oder? Das schauen wir uns später mal genauer an.





Und auch in Ek Balam gibt es wieder einen Ballspielplatz. Insgesamt fanden Archäolog:innen auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan über 500 dieser Ballspielplätze. Es handelt sich dabei aber weder um eine sportliche Aktivität noch um Freizeitvergnügen. Es war eine religiöse Handlung zu Ehren der zahlreichen Götter der Maya und endete fast immer mit einem blutigen Menschenopfer – ebenfalls zu Ehren der Götter. Der Spielball aus Kautschuk wog so viel wie heute ein Medizinball. Trotzdem durfte er nie den Boden berühren. Die Spieler mussten den Ball immer in der Luft halten, mit Schultern, Hüfte oder Ellenbogen. Der Einsatz von Händen und Füßen war verboten. Am Rand des Spielfelds waren in sechs Meter Höhe steinerne Ringe angebracht. Durch diese Ringe musste der kiloschwere Ball geschlagen werden. Die Mannschaft, die das am häufigsten schaffte, gewann das Spiel. Die Verlierer eines Spiels erwartete der Tod. Entweder die gesamte Verlierermannschaft, oder zumindest ihr Kapitän, wurden den Göttern geopfert. Mit festen Seilen zusammengeschnürt, wurden sie, wie ein Ball, die unzähligen Stufen der Tempelpyramiden hinuntergestoßen. Einige Archäolog:innen glauben auch, dass nicht die Verlierer, sondern die Sieger eines Ballspiels geopfert wurden. Denn die Maya sahen den Tod nicht als Ende an. Er war für sie nur ein Übergang in eine andere Welt. Den Göttern geopfert zu werden war eher eine Ehre als eine Strafe. Wilde Sache. Da ist einem fast der Abstieg des FCs lieber. Aber jetzt nochmal zurück zum Anfang.
Kurzer Kassenschocker
An der Kasse sind wir kurz geschockt, nur Barzahlung? Wir haben knapp kalkuliert, sehr knapp. Wir sind im Grunde davon ausgegangen, dass wir hier einfach mit Karte zahlen können. Hinzu kommt, dass die Preise im Internet nicht ganz aktuell waren. Wir zählen alles nochmal durch. Bis auf den letzten Peso sollte alles klappen, vorausgesetzt wir zahlen für die Rückfahrt auch max. 70 Pesos und finden genug Mitfahrende. Dann hätten wir übrigens nicht mal Geld für noch eine Flasche Wasser. Typisch. Wie oft ist uns das jetzt schon passiert? Aber dann folgt eine erleichternde Meldung. An der anderen Kasse können wir doch mit Karte zahlen. Zumindest den größten Teil. Den Rest müssen wir bar zahlen. Glück gehabt. Wir erstehen die Tickets und machen uns dann ohne Guide auf den Weg in den Park. Konsti liest uns wieder aus einem Online-Guide ein paar Fakten zu den einzelnen Ruinen durch. Viele Infos gibt es allerdings nicht. Trotzdem ist es ganz cool hier. Wir entdecken richtig viele Echsen und Konsti zückt begeistert die Kamera.



Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es hier so ziemlich überall tausende Echsen gibt. Das erklärt, warum sich sonst niemand so begeistert zeigt. Das Highlight ist gleichzeitig eine schweißtreibende Angelegenheit. Natürlich ist es cool, dass man auf die Akropolis hinauf gehen kann, aber die Stufen sind wirklich hoch und sehr steil. Gut, dass wir mal wieder unsere Adiletten anhaben. Stufe für Stufe und Schritt für Schritt erklimmen wir bei strahlendem Sonnenschein die oberste Plattform. Holla! Dafür haben wir wirklich eine schöne Aussicht von hier oben. Wir atmen erstmal durch, machen ein paar Fotos und genießen das leichte Lüftchen, was uns um die Nase weht. Caro macht noch ein paar Fotos von zwei netten Holländern und dann begeben wir uns wieder auf den Abstieg. Wir schlendern etwas um die Ruinen, kommen mal wieder an einem Ballspiel-Feld vorbei und laufen dann langsam wieder zum Eingang. Unser Fazit: Nett und ne coole Aussicht, aber nach knapp 1,5 h sind wir durch. Wir sehen zu Beginn aber auch geführte Touren, die nicht länger gedauert haben können.



Rückreise
Uns graut etwas vor dem Warten auf das nächste Colectivo. Entgegen unserer Wunschvorstellung wartet dort nämlich noch niemand. Die meisten Leute, die wir sehen, kommen mit Touren an. Dann sichten wir die beiden Holländer, die gerade ihren Mietwagen öffnen. Kurzerhand fragt Konsti, ob sie uns mitnehmen können. Sie wollen allerdings eigentlich nicht zurück nach Valladolid, sondern zu einer Cenote auf der anderen Seite von Valladolid, um das eigentlich eine Autobahn herumführt, sodass man nicht quer durch die Stadt fahren muss. Egal, wir beschließen trotzdem mitzufahren. Lieber an einer Cenote warten als hier am Parkplatz. Die beiden sind auf Urlaubsreise und dafür mit einem Mietwagen unterwegs. Wir unterhalten uns sehr nett und obwohl die beiden noch nicht lange hier sind, können sie schon vom ersten Scamversuch erzählen. Klar, Mietwagen haben einen extra Aufkleber im der Windschutzscheibe. Ein gefundenes Fressen für ausgeklügelte Scamversuche an den Hauptattraktionen. Sie sind nochmal davon gekommen.
Netterweise fahren die beiden Jungs dann doch für uns durch Valladolid und schmeißen uns im Zentraum raus. Dafür wollen sie natürlich kein Geld haben, so nett! Wir bedanken uns ganz ausgiebig und wünschen ihnen noch eine sichere und gute Weiterreise. Der einzige Haken – hier in der Stadt wartet unser Hundefreund natürlich nicht auf uns.. Wir widmen uns zu allererst dem Geld abheben, damit wir nicht nochmal in die Bredouille kommen. Danach spazieren wir erstmal zurück zum Hostel, verspeisen die Reste unserer Nudeln und trinken einen dringend benötigen Kaffee.
Cenoten Premiere
Mitten in Valladolid gibt es ebenfalls eine Cenote. Man kann super einfach zu Fuß dorthin spazieren. Wir haben die Hoffnung, dass es zur Mittagszeit vielleicht nicht ganz so voll ist uns machen uns auf den Weg. Wir können schonmal problemlos Tickets kaufen, manchmal ist es so voll, dass man bis zur nächsten Session warten muss. Darüber hinaus ist die Zeit auf eine Stunde begrenzt. Dafür bekommen wir ein entsprechendes Armband. Jetzt noch die obligatorische Schwimmweste und es kann losgehen. Wir haben nicht allzu hohe Erwartungen, sind dafür aber umso überraschter. Es fällt viel Licht in die Cenote und es ist auch nicht allzu viel los.



Wir legen unsere Sachen einfach an den Rand und hüpfen ins erfrischende Nass. Das tut wirklich gut! Um uns herum schwimmen ein paar Fischis, die uns ab und an einen kleinen Besuch abstatten. Konsti hält es nicht lang im Wasser. Er hüpft erst von ein paar Metern ins Wasser und läuft dann zum höchstmöglichen Absprungpunkt. Wir fragen nachher aus Interesse nach, es sind 7 Meter. Caro begutachtet die Sprünge aus sicherer Entfernung im Wasser treibend. Man kann sagen, was man will, aber diese obligatorischen Schwimmwesten lassen einen entspannt wie eine Boje an der Wasseroberfläche treiben. Schön entspannt. Wir dümpeln noch ein bisschen und machen uns gegen Ende unserer Zeit wieder auf den Heimweg.
Eigentlich wollen wir uns noch eine Kugel Eis kaufen, bei einem stolzen Preis von 75 Pesos pro Kugel, verzichten wir doch lieber. Es geht wieder zurück zur Unterkunft. Wir erledigen noch ein paar Dinge und holen gegen späten Nachmittag schon unsere Leihräder für den morgigen Tag ab. Damit einkaufen zu fahren ist super entspannt. Wir machen noch einen Abstecher zu einem Obst- und Gemüsemann. Der liegt etwas abseits und schaut uns erst etwas grummelig an. Wir greifen ordentlich zu und kaufen jede Menge Obst und Gemüse. Nachdem Konsti den Gemüsemann auf sein Chicharito-Leverkusen-Trikot anspricht, ändert sich seine Miene schlagartig. Sofort beginnt ein holpriger Smalltalk und wir werden nach dem Bezahlen mit einem Lächeln verabschiedet. Den Abend verbringen wir in der Küche. Heute haben wir mal wieder für Tacos eingekauft, da wir hier noch etwas Zeit haben, können wir die nächsten Tage die Reste aufbrauchen. Heute machen wir eine köstliche Guacamole dazu. Die Avocados sind einfach ein Traum. Die Volunteers schauen uns interessiert zu und eine Französin ist begeistert, dass wir „richtig mexikanisch“ kochen. Naja, ein bisschen zumindest. Dazu wird endlich der letzte Schluck Tequila geleert, den wir noch von unserer Tequila Tour übrig haben. Zu guter letzt schnibbelt Konsti uns noch eine Tupperdose voller Obst für unseren Ausflug morgen. Papaya, Mango und mega erfrischende Grapefruit stellen ein farbenfrohes und köstliches Ensemble dar. Danach verziehen wir uns wieder in den warmen Dorm und gehen früh schlafen.
Cenoten-Ausflug
Das Frühstück nehmen wir noch mit. Danach schwingen wir uns auf unsere Drahtesel. Wir fragen nochmal die Besitzerin des Hostels nach Tipps, zu welchen Cenoten wir fahren sollen. Wir können uns einfach nicht entscheiden. Es gibt wahnsinnig viele, aber ganz günstig ist der Eintritt nicht. Wir wollen max. zwei Cenoten ansteuern und entscheiden uns für die touristischere Oxman Cenote und die etwas abgelegene Cenote in Tekom. Es ist natürlich schon sehr heiß draußen, an der ersten Station kommen wir aber bereits nach 15 Minuten an. Die Cenote liegt an einer Hacienda. Hier kann man nicht nur die Cenote besuchen, sondern auch am Pool einkehren, in der Hängematte abhängen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Apropos Kulinarik. Vom Fahrradverleih haben wir einen Getränke-Gutschein bekommen. Vielleicht ein kleines Pro-Argument für den Besuch dieser Cenote. Diesen bekommen wir auch tatsächlich am Eingang ausgehängt. Wir wollen aber erstmal direkt zur Cenote. Was hier super ist: Es ist obligatorisch sich vorab abzuduschen. Sonnencreme, Mückenspray und weitere Kosmetika zerstören die Kalkformationen der Cenote und verdrecken darüber hinaus das Wasser. Abgeduscht stiefeln wir die Treppen hinunter zur Cenote. Wow, es ist wunderschön hier!




Außer uns sind nur eine Hand voll Franzosen im Wasser. Das Licht fällt durch die große Öffnung in die Cenote, überall fliegen Vögel herum und die morgendliche Stimmung ist unfassbar schön. Auch die anderen Besucher:innen lassen sich ruhig im Wasser treiben. Das Wasser ist erfrischend, aber nicht zu kalt und dank der Schwimmwesten können wir uns einfach etwas treiben lassen. Das Wasser ist richtig klar und dunkel-türkis. Irgendwann wird dann doch die Trapez-Schaukel ausgetestet. O-Ton von Konsti: Wie Helene Fischer, nur ohne sich zu verletzen. Das lassen wir mal so stehen. Wir genießen es total, hier ganz in Ruhe Zeit zu verbringen und unsere Geduld zahlt sich am Ende aus. Irgendwann sind wir ganz alleine in der Cenote. Das werden wir so schnell auf jeden Fall nicht vergessen. Neben den Schwalben-ähnlichen Vögeln, sehen wir auch ein paar richtig schöne bunte Vögel. Für die Handy Kamera sind sie nur leider etwas zu weit weg. Wir sind auf jeden Fall überrascht, wie unbeeindruckt die Tiere hier von den Menschen sind und wie viele in der Cenote zu wohnen scheinen. Als es langsam etwas voller wird, machen wir uns auf den Weg nach oben. Es ist kurz vor 10 Uhr und es kommen gerade immer mehr Menschen an. Genau die richtige Uhrzeit für zwei Palomas am Pool. Endlich mal ein bisschen Cluburlauber Feeling 😅 Wir genießen das Kaltgetränk, beobachten ein bisschen die Menschen und Angestellten in viel zu engen, hässlich gebrandeten Poloshirts und werfen noch einen Blick von dem Viewpoint von oben in die Cenote. Dann machen wir uns irgendwann auf den Weg.




Eine kleine Fahrradtour haben sie gesagt..
Es ist unfassbar heiß und wir nähern uns der Mittagshitze. Bis zur nächsten Cenote sind ca. 40 Minuten veranschlagt. Eigentlich kein Problem, aber es ist wirklich unerwartet anstrengend. Obwohl wir größtenteils im Halbschatten fahren und selbstverständlich eingecremt sind und Hüte tragen, zieht sich die Strecke.

Kurz bevor wir ankommen, machen wir nochmal Halt und trinken beide eine Flasche Wasser. Wie gut es tut, etwas kaltes zu trinken. Wir fahren noch ein kleines Stück weiter ins Dorf und sind etwas verwirrt. Hier müsste die Cenote eigentlich sein. Wir drehen eine Runde über den Dorfplatz und schließlich entdeckt Konsti das kleine Schild. An einer kleinen mit Stroh bedeckten Hütte ist tatsächlich der Eingang. Okay. Wild. Hier brauchen wir keine Schwimmweste und auch der Eintritt ist wesentlich günstiger. Die Treppe nach unten gleicht einem niedrigen Höhleneingang. Eigentlich ist es auch eine Höhle. Unten im der Cenote ist die Decke zwar recht hoch, aber es kommt nur ein kleiner Tageslichtstrahl in die Höhle hinein. Auch hier ist fast nichts los.




Das Wasser ist unerwartet frisch, aber nicht sonderlich tief. An ein paar Stellen können wir sogar stehen. Es ist nochmal ganz anders als unsere erste Cenote, aber trotzdem irgendwie cool. Ganz mithalten kann sie trotzdem nicht. Außerdem gestaltet sich der Ausstieg als gar nicht so einfach. Es führen zwar Stufen ans Wasser, aber sie gehen nicht bis hinein. Besonders bei Caro gleicht das Bild eher einer Robbe, die versucht, mühsam an Land zu robben. Das Video, das Konsti von ihr macht, wurde leider erst zensiert und dann gelöscht. Wir sind immer noch etwas kaputt und freuen uns sehr eine kleine Pause einzulegen. Bei Tageslicht setzen wir uns an den Dorfplatz und genießen unser Obst. Köstlich!



Wir schauen uns die Öffnung der Cenote noch einmal vom oben an. Sie gleicht aber eher einem verschlossenen Brunnen, „The Ring“ lässt grüßen. Dann treten wir die Heimfahrt an. Wir nehmen für die Rückfahrt einen anderen Weg, der allerdings nicht weniger anstrengend ist. Wir hören dabei ein bisschen Podcast, sodass die Zeit etwas schneller rumgeht.

Als wir am Hostel ankommen, sind wir ziemlich im Eimer und müssen erstmal 15 Minuten ausschwitzen. Der Schweiß läuft uns tropfenweise aus sämtlichen Körperöffnungen. Aber jetzt duschen gehen? Das macht wahrscheinlich noch nicht so viel Sinn.
Machs gut Büggel
Wir verbringen den Nachmittag im Garten des Hostels, gehen nochmal einkaufen und bringen die Räder zurück. Ein Ärgernis wartet allerdings noch auf uns. Die Wäsche. Obwohl wir gestern bei der Abholung erst recht zufrieden waren, ist uns heute aufgefallen, dass unser geliebter Jutebeutel fehlt. Die junge Frau von der Wäscherei sieht keinerlei Schuld bei sich und sagt, dass er bei unseren Sachen dabei war. Offensichtlich nicht. Wir diskutieren noch etwas hin und her, müssen aber irgendwann feststellen, dass wir so nicht weiter kommen. RIP geliebter Jutebeutel, du hast uns wirklich treue Dienste geleistet und so einiges einstecken müssen (trauriger Anlass, aber gutes Wortspiel). Zuletzt eine zermatschte Banane, weshalb wir den Beutel überhaupt erst in die Wäsche gegeben haben. Vielleicht war dies aber auch einfach der Tropfen, der das Gedulds-Fass des Jutebeutels zum Überlaufen gebracht hat und er wollte einfach einen alleinigen Neustart in Mexiko wagen. Die Vorstellung, dass der Jutebeutel jetzt sein eigenes Ding in Mexiko durchzieht ist jedenfalls schöner, als die Vorstellung, dass er im Müll gelandet ist. Vielleicht hat er sich also einen neuen Besitzer gesucht, der versprach keine Bananen in ihm zu transportieren.. Wir wünschen ihm beruflich wie auch privat alles Gute für die Zukunft und werden ihn immer in unserem Herzen tragen. Schnell stellen wir übrigens fest, dass wir seine Dienste sehr vermissen. Für Einkäufe, kleine Spaziergänge oder einfach als Aufbewahrungstasche für Kleinigkeiten, der Büggel war einfach gold wert. Wohl oder übel müssen wir uns früher oder später nach der Verarbeitung des Verlustes mit einer Neuanschaffung auseinander setzen. Wir ziehen hierfür eine Stellenausschreibung im Betracht, aber diese Geschichte setzen wir zu einem anderen Zeitpunkt fort.
Byebye Valladolid
Wir kaufen noch ein paar letzte Kleinigkeiten ein. Heute Abend gibt es ein paar Reste. Außerdem bereiten wir uns wieder ein bisschen Wegproviant im Form von Quesdillas und frischem Obst für den morgigen Reisetag vor. Das Hostel muss den Eindruck haben, dass wir 50 % des Tages mit einkaufen, kochen und essen verbringen. Nicht ganz falsch.. Gegen kurz vor 21 Uhr raffen wir uns nochmal auf und gehen zum alten Kloster. Um 21 Uhr beginnt die abendliche Lichtershow. Wir sind überrascht. Auf der gesamten Frontseite des Klosters wird eine Lichtshow produziert, welche die Geschichte von Valladolid erzählt. Begleitet wird die bunte Projektion von einem Sprecher, der die Bilder nochmal begleitend erklärt. Die Show findet erst auf Spanisch und dann auf Englisch statt.

Die Besucher:innen sitzen einfach auf einer Mauer und schauen sich das ganze an. Cool, mal etwas anderes und vor allem kostenlos. Wir spazieren nach Hause und gönnen uns statt einem Bier Wasser mit Kohlensäure und Apfelsaft. Endlich mal wieder ne Apfelschorle, auch wenn diese nicht im Ansatz mit einer richtigen Apfelschorle mithalten kann.
Am nächsten Morgen nehmen wir ein letztes Mal das Frühstück mit, unterhalten uns mit einem anderen deutschen Pärchen und verabschieden und vom netten Personal und dem süßen Hundi. Zu Fuß sind wir wieder recht schnell am Busbahnhof, von wo unser Bus Richtung Bacalar, unserem letzten Stopp in Mexiko.