Einreise
Etwas aufgeregt starten wir heute in den Tag. Wir sind sehr gespannt, ob alles klappt und ob wir ein Visum für Pakistan bekommen. Bisher haben wir sozusagen nur die Erlaubnis, vor Ort an der Grenze ein Visum zu beantragen. Heißt hier nicht Visa on arrival, ist aber dasselbe Prinzip, nur dass man vorher beantragen muss, ein Visa on arrival stellen zu dürfen. Wie Peter Lustig sagen würde: „Das klingt komisch, ist aber so.“
Wir teilen uns ein Tuktuk bis zum Busbahnhof, von wo aus wir mit dem Public Bus zur Grenze fahren. Durch den Ausflug zur Grenzzeremonie kennen wir uns schon aus und sitzen wenig später im sich füllenden Bus zur Grenze. Vor Ort haben wir Glück. Um kurz vor 10 erreichen wir den ersten Grenzposten, welcher um 10 Uhr die Grenze zur Ausreise aus Indien öffnet und wir werden durch zahlreiche Stationen gelotst. Immer wieder müssen wir unsere Pässe vorzeigen, unser Gepäck wird gescannt, wir müssen durch einen Personenscanner und unsere Impfpässe vorzeigen. Warum die Kontrollen zur Ausreise so genau sind, ist uns ein Rätsel. Schließlich bekommen wir aber unseren Ausreisestempel aus Indien und werden mit dem Bus zum Grenzübergang gefahren. Vor zwei Tagen saßen wir noch in den Zuschauerreihen und jetzt überqueren wir selbst die Grenze.

Jetzt kommt es ja erst zum spannenden Part. Wir werden zur Immigration geleitet. Es ist fast nichts los und die Schalter sind noch nicht besetzt. Wir nehmen erstmal im Wartebereich Platz. Bis eine pakistanische Familie kommt und das Personal anscheinend aus seinen Löchern lockt. Zumindest ein junger Mann kümmert sich um die Formalitäten der Familie. Wir sitzen weiter schwitzend im Wartebereich und versuchen, die Freundlichkeit des Grenzbeamten einzuschätzen. Als wir dran sind, erfragt er die üblichen Details und kommt dann zur Frage nach dem Visum. Wir drücken ihm den Ausdruck unseres „Visa in your inbox“ in die Hand. Er verschwindet damit im Hinterzimmer. Zumindest scheint er das Dokument zu kennen und hat uns nicht direkt zurück geschickt. Es dauert eine ganze Weile bis er sich wieder blicken lässt. Wir warten geduldig, tauschen in der Zeit unsere letzten indischen Rupien gegen pakistanische Rupien (wie erwartet einem sehr schlechten Kurs..) und versuchen, direkt unter dem Ventilator etwas zu trocknen. Wir beobachten die Gepäckabfertigung für die Gegenrichtung und dass hier die Kontrolle nicht ganz so genau genommen wird. Dann kommt der Grenzbeamte zurück und was hält er da in seinen Händen? Unsere Visa für Pakistan – schlecht ausgedruckt aber mit Stempel! Mega, wir freuen uns. Das ging erstaunlich leicht und auch unser Gepäck wird nicht genauer unter die Lupe genommen. Kurze Zeit später sitzen wir im Auto Richtung Lahore. Erst sind wir recht schnell unterwegs, aber dann verdichtet sich der Verkehr. Der Fahrer erklärt uns, dass dies an den Straßensperrungen liegt, da wir uns in der Nähe des Wohnsitzes von Imran Khan befinden. Außer viel Verkehr und Verkehrspolizisten bekommen wir nichts weiter mit. Für Caro wird es Zeit, das Tuch herauszuholen. Der islamische Einfluss ist direkt spürbar und aus dem Auto heraus sehen wir, dass fast alle Frauen langärmlige Kleidung und ein Kopftuch tragen. Das respektieren wir natürlich, schließlich wollen wir keine zusätzliche Aufmerksamkeit erwecken. Neues Land, neue Simkarte.
Neues Land, neue Simkarte
Wir beziehen das Zimmer unserer Unterkunft. Die beiden Angestellten können zwar kein Englisch, sind aber super freundlich und wir fühlen uns direkt willkommen. Konsti verständigt sich trotzdem souverän und hat ein kurzes Telefonat mit dem „Boss“. Das Zimmer hat seinen eigenen Charme, die Motivtapete harmoniert mit dem großen und imposanten Bett. An der Wand steht ein riesiges, dunkles Holzregal, davor eine Couch. Wir ruhen uns kurz aus, bevor wir uns auf die erste Mission begeben: den Simkartenkauf.


Im Internet haben wir uns schon erkundigt, welches der beste Netzanbieter sein soll und wie hier der Simkartenkauf abläuft. Leider finden wir in den Rezensionen der Shops bei Google Maps keine Hinweise, wo ein Kauf von einer Simkarte problemlos möglich ist. Eins steht fest – die Bewertungen von Telekommunikationsanbietern sind quasi identisch zu den deutschen. Da unsere Unterkunft etwas außerhalb des Zentrums liegt, steuern wir den nächstgelegenen Laden an, der ca. 15 Minuten Fußweg entfernt ist. Konsti muss die üblichen Unterlagen vorlegen und kurze Zeit später sind wir wieder stolze Besitzer einer pakistanischen Simkarte. Neben Uber wird hier Careem genutzt. Wir finalisieren die Anmeldung und rufen uns einen Careem-Captain (wie es hier so schön heißt) zu uns.
Lahore
Wir sind in der riesigen Stadt fast eine halbe Stunde mit dem Tuktuk unterwegs. Mit knapp 13 Millionen Einwohner:innen ist Lahore nach Karatschi die zweitgrößte Stadt Pakistans. Sie ist eines der wichtigsten Industrie- und Wirtschaftszentren Pakistans und darüber hinaus das kulturelle Zentrum der weiteren Punjab-Region. Lahore war von zentraler Bedeutung für die Unabhängigkeitsbewegungen Indiens und Pakistans, da die Stadt sowohl Schauplatz der Unabhängigkeitserklärung Indiens als auch der Resolution zur Gründung Pakistans war.
Aus gegebenem Anlass ist noch erzählenswert, dass der ehemalige Ministerpräsident und Oppositionsführer Imran Khan seinen Wohnsitz in Lahore hat und es vor knapp 20 Tagen nach seiner Verhaftung aufgrund von Korruptionsvorwürfen zu Protesten und Aufständen in der Stadt kam. Kurz darauf wurde er allerdings vorübergehend wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Pakistanische Demokratische Bewegung, ein Bündnis von 13 politischen Parteien, die mit der regierenden Pakistanischen Muslimliga verbunden sind, hatten hingegen zu einem Sitzstreik vor dem Gerichtsgebäude aufgerufen, da sie nicht mit der Freilassung von Khan einverstanden sind. Man geht darüber hinaus davon aus, dass diese Vorkommnisse mit den anstehenden Wahlen im Herbst zu tun haben. Khan äußert, dass die Korruptionsvorwürfe und Verfahren gegen ihn ausschließlich dazu dienen sollen, ihn an der Wahl teilnehmen zu lassen.
Während wir so durch die Stadt fahren, erscheint uns Lahore erstaunlich grün (sowohl was Parks als auch die Bepflanzung des Mittelstreifens angeht) und vergleichsweise sauber. Das wird wahrscheinlich nicht für ganz Lahore und erst recht nicht für ganz Pakistan gelten, aber auf der Straße liegt wirklich wenig Müll.
Wazir Khan Moschee
Wir steigen unweit der Wazir Khan Moschee am Delhi Gate aus und laufen das letzte Stück durch das Gate in die Walled City, dem historischen Kern von Lahore.

Die Moschee gilt als die am kunstvollsten dekorierte Moschee aus der Mogulzeit. Sie ist bekannt für ihre aufwendigen Fliesenarbeiten und Fresken aus der Mogulzeit. Leider wird die Moschee seit 2009 restauriert, wodurch viele Gerüste das Gesamtbild etwas einschränken.





Selbstverständlich ziehen wir unsere Schuhe vorab aus, sind jedoch stark verwundert, dass der etwas grimmige Mann für das 10-minütige „Bewachen“ unserer ranzigen Sneaker 100 Rupien (umgerechnet 33 Cent) haben möchte. Als Konsti später die Google Bewertungen liest, stellen wir fest, dass diese Preise wohl stetig steigen und viele (vor allem Locals) dieses Vorhaben für den Besuch einer gläubigen Stätte für unangemessen halten. Es geht uns selbstverständlich nicht um die 33 Cent, eher um das Gefühl, dass wir die einzigen sind, die dafür zahlen müssen. Naja, so ist das hier halt manchmal. Wir laufen durch eine kleine, belebte Einkaufsstraße. Alles hängt voller Kleidung, Stoffe und es gibt jede Menge Schuhe.
Die Händler sehen in uns ambitionierte und interessierte Käufer:innen und sprechen uns von allen Seiten an, wobei sie dabei insgesamt zurückhaltender sind als es noch die Verkäufer in Indien waren. Wir müssen sie leider enttäuschen. Zumindest bis wir auf einen Verkäufer stoßen, der mit der zum Wetter passenden Leckerei aufwartet. Aus einer großen Schale befüllt er uns einen Teller mit frisch geschnittenem Obst in einer Fruchtsoße mit Rosinen. Es schmeckt köstlich und ist genau die passende Erfrischung bei den heißen Temperaturen.



Coke with a view
Wir gelangen zum Fort von Lahore und beschließen ein Café/Restaurant anzusteuern. Auf Google sieht es nach einer teuren Touristenabsteige aus, aber ansonsten ist die Auswahl beschränkt und die Aussicht soll ganz nett sein. Und tatsächlich können wir alle Punkte recht schnell bestätigen. Es gibt mehrere Dachterrassen und wir scheinen aktuell die einzigen Gäste zu sein. Wir nehmen ganz oben Platz. Von hier haben wir eine wunderschöne Aussicht auf die Badshahi-Moschee und das Fort. Das Abendlicht taucht alles in eine schöne Stimmung und wir beobachten zahlreiche (vermutlich Shaheen) Falken, die ihre großen Kreise ziehen und direkt an uns vorbeifliegen.




Wir bestellen uns zwei Cola und somit ziemlich das günstigste der Karte. Hier gibt es übrigens überwiegend Pepsi Cola und selbstverständlich auch keine alkoholischen Getränke. Wir genießen das schöne Ambiente und schmieden Pläne für das Abendessen. Zur „günstigen“ Cola kam dann natürlich noch die Steuer und eine Service Charge, was hier nicht ganz unüblich ist. Gut, dass wir hier nicht ausgiebig gespeist haben.
Streetfood – is it vegetarian?
Wir lassen uns vom nächsten Captain zum etwas südlich liegendem Mochi Gate bringen. Direkt zu Beginn stoßen wir auf einen Stand mit Gebäck. Wir bleiben nur kurz stehen und werden direkt angesprochen. Nicht um uns zum Kauf zu motivieren, sondern um zu probieren. Was auch immer es ist, es schmeckt gut und die Leute sind sehr nett. Wir beschließen zwei weitere Kleinigkeiten mitzunehmen und uns für die Probierstücke auf diesem Weg zu bedanken. Aber diese Rechnung haben wir ohne die netten Pakistanis gemacht, die uns auch die beiden weiteren Stücke schenken. Wir bedanken uns mehrfach und ziehen weiter.

Ein paar Straßen weiter unten soll es mehrere Streetfood-Stände geben. Ohja, da gibt’s jede Menge, aber so gut die Sachen auch aussehen, wir merken schnell, dass wir keine Ahnung haben, was hier angeboten wird. Anders als in Indien, wird hier (aus unserer Sicht leider) viel Fleisch gegessen und wir möchten es unbedingt vermeiden, aus Versehen einen der vielen Tierfüße oder -köpfe zu essen, die hier überall so „schön“ präsentiert werden. Natürlich ist nichts, absolut gar nichts auf Englisch geschrieben. Wir laufen also zunächst die Straße runter und schauen uns alles genau an. Caro tippt auf einen Laden, der nach Brot aussieht, vielleicht gibt es hier ja eine Art vegetarischen Eintopf mit Brot? Long story short – wir bekommen hier erneut zwei süße Kekse geschenkt und unterhalten uns mit einem netten Pakistani, der mal in England beim Militär war.
Wir sind sehr unsicher und landen schließlich bei einem Stand, der augenscheinlich Chaat anbietet. Wir werden direkt herein gebeten und sollen uns setzen. Wir bekommen eine Karte auf Urdu vorgelegt. Hmm. Vielleicht hilft ja der Übersetzer von Google Lens? Definitiv nein, aber dafür ist die „Übersetzung“ umso lustiger. Die Jungs, die hier arbeiten und der Herr des Hauses können auch kein Englisch, aber kurze Zeit später haben wir einen Teller vor uns stehen. Es ist wirklich Chaat, etwas anders, aber vegetarisch. Der Besitzer ist sehr freundlich und fragt immer wieder nach, ob alles gut ist. Danach bekommen wir ein Frucht-Chaat. Er ruft jemanden an und drückt uns das Handy ans Ohr. Dieses Mal muss Konsti dran glauben und spricht mehr oder weniger Englisch mit der Person am anderen Ende der Leitung. Wir sollen noch ein Gericht bekommen. Wir fragen wieder, ob es vegetarisch ist. Offensichtlich versteht man nur vegetables. Im Prinzip nicht falsch, aber das schließt natürlich Fleisch nicht aus. Konsti beobachtet, wie jemand eine Art Omelett Sandwich zubereitet und Cola wird uns auch noch gebracht.





Es schmeckt alles sehr gut, aber langsam sind wir satt und fragen nach der Rechnung. Ratet mal, was wir hier zahlen? Richtig, keine einzige Rupie. Der nette Besitzer hat uns komplett eingeladen und wollte uns nicht zahlen lassen. Wir haben davon schon in Reiseblogs gelesen, aber wir hätten nie gedacht, dass wir wirklich eingeladen werden. Wir bedanken uns wieder sehr herzlich bei allen und machen natürlich noch ein Erinnerungsfoto. Wir sind echt beeindruckt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Pakistanis. Zuhause machen wir es uns gemütlich und entspannen den Rest des Abends.
Schuhe aus und rein in die Badshahi Moschee
Am nächsten Morgen starten wir mit dem Besuch der Badshahi Moschee. Zugegebenermaßen etwas zeitverzögert lassen wir uns durch die Stadt fahren. Der erste Eingang ist aus unerklärlichen Gründen geschlossen, aber als wir einmal rundherum laufen, finden wir den richtigen Eingang, der uns erst durch den angeschlossenen Gartenkomplex leitet.
Die Badshahi Moschee, auch „Kaiserliche Moschee“ genannt, liegt nahe der Festung von Lahore und ist eines der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde 1673 fertiggestellt und ist mit dem roten Sandstein sowie weißem Marmor ein typisches Beispiel der Mogularchitektur. Sie ist die drittgrößte Moschee des Landes und bietet Kapazitäten für bis zu 100.000 Personen. Der Innenhof umfasst 25.000 Quadratmeter und ist in der Mittagshitze unfassbar heiß. Nur über die ausgelegten Teppiche kann man den Hof queren. Wenn dieser dann zwischenzeitlich aussetzt, muss man wohl oder übel zum Sprint ansetzen. Besonders beeindruckend sind die großen Kuppeln aus Marmor, die wir schon am Vorabend von der Dachterrasse bestaunt haben. Wir besichtigen den Gebetsraum und gehen durch die überdachten und vor der Hitze geschützten Seitenlänge zurück zum Eingang. Wir werden wieder nach einigen Selfies gefragt. Bis auf ein paar Kinder, sind aber alle sehr freundlich und es sind insgesamt auch weniger Leute als in Indien. Direkt nebenan befindet sich der Eingang zum Fort. Wenn wir schonmal hier sind, haken wir das direkt mit ab.







Davor wollen wir uns allerdings noch einen schnellen Tee gönnen. Auf dem Weg zum kleinen Café im Park folgen uns durchgehend zwei Kinder, die immer wieder auf Konstis Hosentasche mit dem Portmonee zeigen und nach Geld fragen. Zwar hält zwischendurch ein anderer Tourist die Kinder auf, als er sieht, wie sie uns umlagern. Das hindert sie aber nicht daran, uns wieder einzuholen. Am Eingang des Cafés ist dann allerdings Schluss. Die Besitzer des Cafés weisen die beiden Kinder bestimmt und mit einer nicht so leichten Nackenschelle bestimmt vom Gelände. Es macht uns ein wenig nachdenklich, zu wissen, dass wir den Kindern zwar nichts geben sollten, diese dann aber so mies und mit Schlägen zu behandeln, ist natürlich auch absolut falsch.
Lahore Fort
Wir haben zwar in Indien schon zahlreiche Forts gesehen, aber noch keins in Pakistan. Ehrlicherweise ist der Unterschied nicht allzu groß 😅. Im Inneren erwartet uns allerdings ein schön angelegter Garten. Es ist sehr ruhig, aber leider auch sehr heiß. Man spürt die Hitze selbst durch die Sohlen der Sneaker. Wir laufen etwas die Wege entlang und sind etwas schockiert, als wir auf den ersten Schlangenbesitzer treffen. Richtig, die Schlangen werden jetzt nicht mehr mit einer Flöte „beschworen“, das aktuelle Angebot umfasst ein Selfie mit Schlange. So ändern sich die Zeiten – aber nein danke. Was wir hier übrigens auch schon gesehen haben: Kamelreiten, ein Affe an der Leine und kleine Ponys. Alles kleine Attraktionen, die von den Einheimischen leider in Anspruch genommen werden. Ausländische Tourst:innen sehen wir übrigens kaum.





Während wir nach dem Besuch des Forts auf unser Careem zur nächsten Station warten, werden wir mal wieder nach einem weiteren Selfie gefragt.

An der Stelle möchten wir gerne auch einmal sagen, dass sämtliche Polizisten, Soldaten und Sicherheitskräfte (bisher) ausgesprochen nett und freundlich zu uns sind. Immer wieder werden wir gefragt, ob alles gut ist, wir Hilfe brauchen, ob wir uns sicher fühlen usw.
Mission Halwa Puri
Wir stecken, wie man das auf Reisen ja meistens macht, immer viel Zeit in Recherchen. Da darf die Suche nach dem besten Frühstück der Stadt nicht fehlen. Halwa Puri ist nämlich DAS Frühstück in Pakistan und vegetarisch ist es auch. Die würzige Soße aus Kichererbsen (Chana Marsala oder auch Channay) ist ähnlich der Sauce, die es zu Kulcha in Amritsar gab, kein Wunder, beide Gerichte stammen aus der Punjab Region. Dazu wird ein frittierter Teigfladen (Puri) gereicht, weniger fettig wird’s leider nicht mehr. In unserem auserkorenden Restaurant gehen die Menschen quasi nur für dieses Gericht dort essen. Schon unser Careem Captain schmunzelt als er uns zum Capri Restaurant fährt und fragt, ob wir Halwa Puri frühstücken gehen. Das Capri geht über drei Etagen und alle sind sehr gut mit Einheimischen gefüllt. Bei der Bestellung haben wir leichte Verständigungsschwierigkeiten, aber nach ein paar Stromausfällen bekommen wir unser Halwa Puri, inklusive Pickles und Halwa.



Letztes ist eine sehr süße Beilage aus Zucker, Fett, Gewürzen und manchmal auch Rosinen und Mandeln. Es ist angedickt. Die Konsistenz ist eine Mischung aus Porridge und Gelee. Es schmeckt sehr gut und gegen Mittag kann man sich ja schonmal etwas Frittiertes gönnen.
Spazieren bei Hitze? Lieben wir.
Wir nehmen uns vor, einen Verdauungsspaziergang Richtung Unterkunft zu starten. Wir steuern dem Model Town Park an. Nachdem wir einige Zeit an einer großen Straße entlang gegangen sind, merken wir mal wieder, wie heiß und anstrengend ein kleiner Walk hier ist. Zumindest queren wir irgendwann die Straße und laufen von dort eher in eine Wohngegend. Augenscheinlich in einer sehr guten Gegend, hier stehen große Villen mit Vorgärten und an den Außenfassaden hängen Schilder mit Ärzten oder auch mal einer Schönheitsklinik. Das Schild sieht allerdings weniger einladend und vertrauenswürdig aus.


Endlich angekommen im Park, legt sich Caro auf das erste Stück Wiese im Schatten, es ist einfach zu heiß. Nach einer kleinen Pause laufen wir durch den etwas kuriosen Park. Es gibt einen Tretbootverleih und kleine Kinder baden in einem kleinen Wasserkanal. Ansonsten ist nicht viel los und die „Kioske“ sehen auch eher ausgestorben aus. Am Ausgang rufen wir uns ein Careem für den Rest des Weges und schauen während der Wartezeit einer Familie beim Aufsitzen auf dem Motorrad zu. Kaum zu glauben, aber nach ein bisschen Tetris spielen, finden Mama, Papa, Baby und weitere drei Kinder auf EINEM Motorrad Platz. Unser Foto dazu ist leider zweigeteilt, lässt aber erahnen, dass dies vielleicht nicht die sicherste Fortbewegungsform für die Familie ist.


Veggie in Pakistan
Am Nachmittag entspannen wir etwas und befassen uns dann mit der Suche nach einem passenden Restaurant für den Abend. Dass dies eine lang andauernder Zeitvertreib für fast eine Stunde wird, hätten wir nicht gedacht. Wir schauen uns gefühlt alle Restaurants und Lokalitäten bei Google im fußläufigen Umkreis an, wobei fußläufig immer großzügiger definiert wird. Es gibt eine große Auswahl, allerdings scheint es überall nur Fleischgerichte zu geben. Unglaublich aber wahr, selbst jede Pizza und jede Pasta ist mit Fleisch. Jedes Sandwich, einfach alles. Wir entscheiden uns irgendwann für einen Chinesen, der zumindest Chowmein Nudeln und Fried Rice hat. Dort angekommen fragt Konsti, ob in den Chop Suey Fleisch ist. Wir fragen drei Mal nach und der Kellner bestätigt, dass beide Gerichte kein Fleisch („Meat“) beinhalten. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wissen – Chicken ist für den jungen Mann kein „Meat“ und kurze Zeit später haben wir Fried Rice (ohne Fleisch und auch ohne viel sonstiges) und Chop Suey mit jeder Menge Hühnchen vor uns. Das bekommen wir leider nicht runter, keine Chance. Wir sagen dem Kellner, dass wir das nicht essen können. Er versteht es nicht, nimmt aber trotzdem unsere Chowmein Bestellung entgegen. Das andere Gericht stellt er uns als Takeaway bereit. Wir zahlen alle Gerichte und gehen etwas enttäuscht nach Hause. Es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass wir vor dieser Herausforderung stehen.
Doku-Abend
TV Spielfilm verrät: Heute stehen Pakistan-Dokus auf der Watchlist. Als Abwechslung zu diversen Wikipedia-Einträgen und Reiseblog-Recherchen, schauen wir uns gerne Dokumentationen zu dem Land an, in dem wir uns befinden. So können wir gewisse Dinge einfach besser verstehen und einordnen. Sei es zur Geschichte des Landes, Informationen zur politischen Situation oder zu Kultur und den Menschen.
Bei Pakistan sind wir besonders gespannt, schon vor dem Beginn der Reise haben wir uns die ein oder andere Doku reingezogen und so starten wir direkt mit einer Wiederholung. Detaillierte Beschreibungen und Einordnungen würden hier den Rahmen sprengen, daher möchten wir nur ein paar Worte und Gedanken niedertippen.
Unter anderem werden Themen wie die Unterdrückung der Christen im Land, Armut einiger Bevölkerungsschichten inkl. Kinderarbeit und fehlenden Möglichkeiten zur Bildung, sowie Korruption thematisiert. Dem gegenüber stehen viele Initiativen, die sich für die Bildung einsetzen und angesehene Universitäten, die gut besucht werden. Ebenso hat sich das Land hohe Ziele für Umweltschutz und Klima gestellt. Eine separate Dokumentation befasst sich mit dem Thema Blasphemie und der damit in Pakistan einhergehenden Todesstrafe.
Puh, viele Themen, die in den Dokumentationen zum Teil ein sehr negatives Licht auf das Land werfen und uns mit einem schweren Gefühl im Bauch zurücklassen. Die Dokumentation sind nicht alt, zum Teil aus 2019, gewisse Themen sind also nicht aus der früheren Vergangenheit, sondern scheinen auch heute noch aktuell zu sein. Dazu müssen wir sagen, dass wir davon im Alltag nichts mitbekommen. Natürlich sieht man zum Teil die Armut einiger Menschen, aber in erster Linie spüren wir die wahnsinnige Gastfreundschaft, die Offenheit der Menschen und das Lachen, mit dem wir herzlich empfangen und begrüßt werden. Im Gegensatz zu Indien, einer mehr oder weniger funktionierenden Demokratie, haben wir hier das Gefühl, dass alles etwas geregelter zugeht. Vom Verkehr, dem Müll und sonstigen Strukturen, bis hin zum öffentlichen Transport. Es ist im unseren Augen wichtig, sich auf der einen Seite zu informieren und auf der anderen Seite ein eigenes (möglichst unvoreingenommes) Bild zu machen. Genau deshalb sind wir hier und wir sind gespannt, was uns in den kommenden Wochen noch erwartet. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir uns dessen nicht bewusst sind oder die Probleme ignorieren. Uns ist es nur wichtig, ein differenzierteres Bild zu zeichnen.
Work Work Work
Den nächsten Tag starten wir am Laptop. Konsti kümmert sich um das chinesische Visum, während Caro weiter am Blog schreibt. Wir sind immer wieder überrascht, wie viel Zeit wir mit der Planung der Weiterreise und mit dem Blog beschäftigt sind. Insbesondere bei den Visa-Anträgen muss man eine Menge Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. Immer wieder stürzt die Seite ab und beim Hochladen von beispielsweise den Fotos bekommen wir immer wieder Fehlermeldungen. Diese sind dann zum Teil nur auf Mandarin, cool. Daher könnt ihr euch sicher denken, warum Konsti diesen Part übernimmt und warum Caro sehr dankbar dafür ist 😁.
Zwischendurch spazieren wir zum nächsten Einkaufsladen und besorgen uns Joghurt und Müsli. Caro schnibbelt dazu noch etwas Obst und von der Unterkunft bekommen wir einen Tee.


Anarkali Bazar
Gegen Nachmittag machen wir uns erneut auf den Weg in die Stadt. Wir schlendern erneut durch die Straßen des Anarkali Bazaars. In einem gut besuchten Stand mit „Außengastronomie“ gönnen wir uns ein erfrischendes Chaat mit kaltem Joghurt.

Weiter die Straße herunter gibt es wieder Halva Puri. In riesigen Töpfen wird der Kichererbsen-Eintopf geköchelt und das Puri wird jedes Mal frisch frittiert. Wir sitzen direkt vor den Töpfen und riesigen Öl-Kanistern, quasi in erster Reihe beim Show Cooking.




Es schmeckt vorzüglich, aber nach dem Genuss müssen wir erst wieder ein paar Schritte gehen. Wir begutachten die zahlreichen Geschäfte, das Treiben der Einheimischen und die wahnsinnig vielen Honda Motorräder, die hier einfach mitten auf der Straße geparkt werden. Langsam wird es dunkel und wir überlegen, ob wir schon ausreichend gesättigt sind.


Da fällt uns ein, dass wir eine weitere lokale Spezialität noch auf unserer Liste haben: Kheer. Kurz gegoogelt und 15 Minuten später stehen wir vor einem Kheer House. Ein kleiner Stand, direkt an einer großen Straßenkreuzung. Etwas skeptisch schauen wir rein und Konsti bestellt zwei Kheer. Er probiert und schlussfolgert schnell in Richtung Caro: „Das wird dir gefallen.“ Der Reispudding ist eine köstliche Süßspeise, die mit Gewürzen wie Kardamom, Pistazien, Mandeln oder Safran verfeinert werden. Die Gewürze sind sehr leicht und wir schmecken nicht heraus, was sich genau im Reispudding befindet. Aber es schmeckt so gut, dass wir direkt eine zweite Portion bestellen. Dann werden wir auch noch eingeladen, so nett!


Mittlerweile ist es sehr dunkel und wir machen uns auf den Weg zurück in die Unterkunft, wo wir wieder unsere sieben Sachen packen. Morgen früh wollen wir uns auf den Weg in die Hauptstadt machen.