Auf Instagram musstet ihr schon das ein oder andere Foto vom Mount Fuji ertragen, ein letztes Mal müsst ihr noch da durch. Dieser Artikel wird, wie auch unsere Zeit in Kōfu, kurz und knackig. Und voller Fotos vom Mount Fuji. Denn schließlich haben wir uns genau aus diesem Grund für einen Zwischenstopp in Kōfu entschieden.
Nach dem Abschied von unseren geliebten Kuschelhunden machen wir uns auf den Weg nach Shinjuku. Wir werden die beiden wirklich sehr vermissen, insbesondere unsere Kuschel-Rituale am Abend und ganz besonders am Morgen. Nach dem letzten Aufräum-Stress am Morgen, der Übergabe mit Jenny und dem Abschied brauchen wir eine kleine Aufmunterung. Was würde besser helfen als eine wärmende Ramen? Uns fällt nichts ein, außer vielleicht eine Ramen mit Chrissi und Christina, das wäre natürlich noch ein Upgrade. Danach haben wir noch etwas Zeit, die wir am Busbahnhof totschlagen. Mit einem Podcast auf den Ohren geht es dann für 1,5 Stunden in den Bus, ab nach Kōfu.
Haltestelle: Schnellstraße im Nirgendwo
Da Kōfu nicht die Endstation unseres Buses ist, steigen wir unterwegs aus. Entgegen unserer eigentlichen Vorstellung allerdings nicht an einem normalen Busbahnhof, sondern schlichtweg am Seitenstreifen der Autobahn/Schnellstraße.

Wir schnallen uns die Rucksäcke auf und begeben uns von der Schnellstraße weg, hier wird sicher kein Bus ins Stadtzentrum kommen. Gelandet sind wir mitten im Nirgendwo, einer kleinen und beschaulichen Vorstadt von Kōfu. Dabei hat selbst Kōfu nur 200.000 Einwohner:innen. In ca. 10 Minuten sollen wir eine Bushaltestelle erreichen, aber dann erregt etwas anderes unsere Aufmerksamkeit: Der kleine weiße Zuckerhut, der plötzlich hinter der nächsten Ecke auftaucht. So nah waren wir ihm noch nie. Heute scheint die Sonne und um den Fuji ist weit uns breit keine Wolke zu sehen. Ein eher selteneres Schauspiel, zumindest ist uns das so zu Ohren gekommen. Wir sind ganz verliebt in diesen Berg, der ja eigentlich ein Vulkan ist. Er wird bei Reisenden aus Social Media gefeiert, es gibt zahlreiche typische Fotomotive und wer kennt diese Fotos nicht? Der Fuji gehört mindestens so sehr zu Japan wie Nintendo, Sushi und der Bullettrain. Trotz des Hypes sind wir tatsächlich auch ein kleines bisschen verliebt, der Fuji ist einfach schön und hat für das Land und seine Menschen eine ganz besondere Bedeutung.





Nachdem wir das ein oder andere Foto gemacht haben, beschließen wir, doch weiter zu gehen. Natürlich haben wir nicht geschaut, wann der nächste Bus kommt und natürlich war es augenscheinlich klar, dass HIER die Busse nicht wie in Tokio alle drei Minuten kommen. Es kommt wie es kommen muss: Unser Bus fährt an uns vorbei und wir verpassen ihn um eine Minute. Auf den nächsten müssen wir eine halbe Stunde warten. Tatsächlich Glück im Unglück, denn der darauffolgende Bus wäre erst 90 Minuten später gekommen. Mit dem Blick auf den Fuji, im Vordergrund die Convenience-Kette Lawson, lässt sich die Wartezeit aber gut rumbringen.


Ein Bett!
Wir haben für unsere Nacht ein kostengünstiges Hotelzimmer gebucht und freuen uns wahnsinnig auf ein richtiges Bett. Das Hotel sieht erstmal wenig einladend aus, lustig finden wir allerdings die Lobby. Neben einer Kaffeemaschine sowie einem Wasserspender gibt es eine Selbstbedienungsbar mit Handtüchern, Duschzeug, Zahnbürsten und lauter Kleinkram wie Kutips, Zahnpasta etc. Hier kann man sich sogar einen Wasserkocher mit aufs Zimmer nehmen. Die Dame an der Rezeption kann kaum Englisch, mal wieder ist die Online-Übersetzung unsere Rettung. Es gibt Frühstück von 3am – 10am. Wir sollen eine Uhrzeit angeben und bekommen dann das Frühstück aufs Zimmer. Das klingt erstmal etwas wild. Aber es ist im Preis inbegriffen also starten wir den Versuch das Frühstück für 7 Uhr in vegetarischer Variante mit Kaffee zu bestellen. Lassen wir uns überraschen. Vom Frühstück und natürlich vom Zimmer.
Das Zimmer ist kleiner als gedacht, aber irgendwie ganz süß. Vor allem die Badewanne/Dusche, in der man wahrscheinlich ausschließlich mit komplett angezogenen Beinen sitzend Platz finden würde, belustigt uns. Ebenso wie das Konzept des Erker-Fensters, vor dem, mit einem Abstand von ca. 10 cm, direkt die nächste Hauswand steht. Dafür gibt’s sogar einen Mini-Kühlschrank. Das Bett ist ca. 1,20 m breit. Damit ist es zwar nicht sonderlich groß, aber trotzdem schlafen wir auf einer richtigen Matratze und haben definitiv mehr Platz als die letzten 2,5 Wochen. Da wir aber sowieso morgen früh auschecken, wollen wir uns gar nicht zu sehr ausbreiten. Wir machen noch einen kleinen Abstecher in die nähere Umgebung. In der eigentlich relativ kleinen Stadt gibt es sogar einen veganen Burger Laden und eine stylische Craftbeer Brauerei. Wir widerstehen der Versuchung und statten uns nur mit einem Baguette und ein bisschen Proviant für morgen aus. Danach geht’s zurück in unser „heimeliges“ Zimmerchen. Wir haben noch Salatreste, mit denen sowie unserem Baguette und einem Rest Butter veranstalten wir ein kleines Picknick auf dem Bett. Dazu gibt es etwas japanischen Whiskey.


Das Internet ist leider so schlecht, oder sagen wir besser, nicht vorhanden, sodass unsere geplante TV Session leider flach fällt. Unser mobiles Internet ist in Japan ja ebenfalls begrenzt, wir müssen uns also zurückhalten. Wir sind sowieso müde und gehen früh schlafen.
So müde, dass wir am nächsten Morgen den Wecker erstmal ausschalten und Konsti erst dann aus dem Bett springen muss, als unser Frühstück pünktlich um 7 Uhr an der Tür überreicht wird. Unsere, zugegebenermaßen nicht sonderlich hohen Erwartungen, werden übertroffen. Es gibt für jeden von uns ein vegetarisches Käse Sandwich, dazu eine kleine Salatbeilage und ein kleines Schälchen mit Joghurt und einem Klecks Marmelade. Und natürlich Kaffee. Was ein Service! Nach dem Frühstück sind wir noch etwas mit Packen beschäftigt, wir müssen gleich schon auschecken, ziehen mit Wandersachen los, wollen aber schon Wechselklamotten für den Nachtbus herauslegen. Unser Gepäck dürfen wir netterweise im Hotel lassen. Am Ende sind wir (mal wieder) etwas spät dran und in Eile. In 25 Minuten kommt der Bus, zu dem wir 20 Minuten laufen. Wir müssen die richtige Haltestelle finden und unsere Suica Karten laden – typisch. Wir legen einen Zahn zu und bekommen den Bus.

Ab nach Shosenkyo
Mit dem Bus fahren wir eine halbe Stunde etwas außerhalb der Stadt. Wir haben uns eine Wanderung durch die Shosenkyo Schlucht herausgesucht. Zur Halbzeit geht es dann nochmal etwas steiler bergauf und wenn wir Glück haben, sehen wir heute noch einmal den Fuji. Mit uns im Bus sitzen übrigens nur ein paar Japaner:innen, bisher haben wir noch keine anderen Touris hier gesehen. Als wir aussteigen werden die anderen Fahrgäste von 2 Männern in Empfang genommen und ihnen wir auf einer japanischen Karte genau erklärt, wie die Wege verlaufen. Einer der beiden bemüht sich auch kurz, uns etwas zu erklären, versteht aber schnell, dass wir absolut kein Wort verstehen und belässt es dann dabei.
Aber die Route ist ohnehin relativ einfach. Wir laufen entlang des Wassers leicht bergauf. Im Herbst muss es hier definitiv am schönsten sein. Dann sind die unterschiedlichen Laubbäume sicher in allen rot-orange Tönen eingefärbt. Immer wieder kommen verschiedenste lustige Beschilderungen, die den verschieden geformten Felsen Namen geben. Es ist nicht das erste Mal, dass Felsen an Tiere oder sonstige Sachen erinnern sollen. Aber so absurd oder nennen wir es fantasievoll, war es noch nie. Der „tofu shaped rock“ war unser Highlight. Was genau soll dort erkennbar sein? Ein etwas eckiger Fels, der an einen Tofu-Würfel erinnert? Oder befinden wir uns in Sphären verschiedenster Tofu Gerichte, in denen der Tofu auf unterschiedlichste Art und Weise verarbeitet wurde? Diese Frage können wir uns, selbst nach intensiver Betrachtung, einem kurzen Brainstorming mit anschließender offener Diskussion nicht beantworten. Vielleicht sammeln wir noch etwas Kraft und Energie auf dem Weg nach oben, lassen uns inspirieren und kommen beim Rückweg nochmal erneut zu dieser Frage. Erstmal gehen wir den Weg weiter an einigen Schildern vorbei, die vor Bären warnen.



Zwischendurch machen wir einen kleinen Abstecher zu einem Tempel, und landen in einer Sackgasse, da der Weg anscheinend aktuell gesperrt ist. Es kamen zwar schon vor 400 Metern immer wieder irgendwelche Warnschilder, aber diese waren nun mal auf japanisch und weit in der Vergangenheit datiert. Wir wollen es trotzdem versuchen und tja, landen vor einer kompletten Absperrung. Da gibt es wirklich kein Vorbeikommen, also gehen wir zurück und nehmen ein Stück die Straße.



Der nächste Abstecher ist gewollt und führt uns zu einem Wasserfall. Wir wundern wir uns, warum auf dem Boden vor uns lauter 1er Münzen liegen, erst dann fällt uns auf, dass in jeder Felsspalte Münzen stecken. Ein kleiner Schatz beim Wasserfall, zumindest, wenn man alles einsammeln würde.



Wir gehen ein Stück zurück zur Straße. Hier befinden sich wieder mehr Geschäfte. Viele der Läden verkaufen kleine Edelsteine und größere Exemplare sind ausgestellt oder in einem riesigen Brunnen verarbeitet. Von hier startet auch eine Seilbahn auf den Gipfel des Berges. Wir nehmen die MTB Strecke in entgegengesetzter Richtung und laufen einen kleinen, steilen Pfad bergauf.


Fuji again
Oben staunen wir mal wieder: Da ist er wieder. Heute zwar etwas von kleinen Wölkchen umgeben, aber trotzdem ist es wunderschön hier oben. Bevor wir es uns bequem machen und unsere Vesper einnehmen, machen wir noch schnell ein paar Fotos.




Eine gute Entscheidung, denn keine 20 Minuten später sind immer mehr Wolken rund um den kleinen Zuckerhut. Von hier oben haben wir eine coole Aussicht. Zur Belohnung für den Anstieg gibt es Onigiris und den guten Whiskey. Nach der Stärkung gehen wir noch eine Runde hier oben spazieren. Es gibt einen Tempel und einen kleinen Trampelpfad, der uns ein kleines Stück weiter nach oben auf einen Felsen führt.




Danach treten wir mit Podcast auf den Ohren wieder den Rückweg an. Einmal die gleiche Strecke (ohne Sperrung versteht sich). Langsam macht sich die Müdigkeit breit. Gegen Ende kommen wir an einem Getränkeautomaten vorbei, Caro entscheidet sich für eine Kaffee-Variation aus der Dose, Konsti für eine Limo. Warum wir euch das jetzt erzählen? Da wir uns natürlich nur an den Bildchen orientieren, verstehen wir die japanischen Infos nicht und machen uns auch nicht die Mühe sie zu übersetzen. Einen Kaffee können wir ja noch identifizieren. Allerding nicht die entsprechende Temperatur, denn tatsächlich stellen wir beim Herausnehmen fest, dass der Kaffee in der Dose heiß ist. Man kann also nicht nur Kalt- sondern auch Heißgetränke ziehen, die einen sind blau, die anderen rot markiert und wir dachten, es handelt sich dabei um die Vorrätigkeit. Unser Glück, dass es trotz der Sonne frisch ist und Caros Hände sich über die Wärmequelle freuen. Im Sommer bei 30 Grad wäre unsere Begeisterung sicher weniger enthusiastisch ausgefallen 😅 Wir fahren mit dem Bus zurück in die Stadt und steuern direkt unseren nächsten Stopp an.


Nach dem Wandern ist vor dem Onsen
Da wir nicht in den verschwitzten Klamotten in den Nachtbus steigen wollen und wir in Osaka auch erst am Nachmittag einchecken können, sehnen wir uns nach einer Dusche. Also ab ins Onsen, das wollten wir sowieso nochmal wiederholen. Wir entscheiden uns für ein einfaches Onsen, das in der Nähe unseres Hotels ist. Hier haben wir zumindest in den Bewertungen nichts von einem Tattoo Verbot gelesen, allerdings auch nicht davon, dass es gestattet ist. Das Gebäude ist mitten im der Stadt und vom Eingang trennt uns ein Parkplatz, der mit Ketten umschlossen ist. Ein Mann tigert über das Gelände und wir sprechen ihn an oder machen eher auf uns aufmerksam, da er nur japanisch spricht und wir kein Wort verstehen. Die folgenden 5 Minuten lachen wir alle abwechselnd unsicher und verständigen uns mit einer Mischung aus Japanisch, Englisch, Online-Übersetzer sowie Händen und Füßen. Er zeigt uns den Weg nach drinnen und stattet und mit kleinen weißen Handtüchern und Shampoo aus. Caro versteht im übrigen erst nach dem Besuch wozu das kleine weiße Handtuch gedacht ist. Jetzt trennen sich unsere Wege und damit auch unsere Onsen-Erfahrung:
Caro alleine im Onsen
Während ich quasi schon dabei bin, mich auszuziehen, kommt der Besitzer vom Onsen noch einmal in die Umkleide spaziert. Zusätzlich zum Duschzeug reicht er mir erst noch Shampoo und dann ganz aufmerksam eine Spülung. Mit Händen erklärt er, wofür die einzelnen Flaschen gedacht sind, bei der Spülung muss er selbst lachen, wahrscheinlich ist sein persönlicher Erfahrungsschatz mit Spülungen begrenzt. Danach bin ich alleine und dennoch etwas unentspannt. Wer weiß ob er mir noch ein Peeling oder sonstiges anbieten möchte und gleich wieder hereinspaziert kommt. Also ziehe ich mich schnell aus und hüpfe hinter die Schiebetür in das tatsächliche Onsen. Im vorderen Bereich gibt es „Duschen“, im hinteren Bereich gibt es zwei Becken mit sehr heißem Wasser. Wie auch beim ersten Onsenbesuch sind die Duschköpfe auf Hüfthöhe angebracht, man muss sich also einen Hocker nehmen, um sich hier abzuduschen. Ich bin glücklicherweise komplett alleine und kann es mir im heißen Becken bequem machen. Die Becken haben übrigens auch nur eine ungefähre Tiefe von 60-70 cm. Das Wasser ist unfassbar heiß und mir wird schnell klar, dass ich es wahrscheinlich keine 15 Minuten hier drin aushalte. Dann lieber ausgiebig duschen. Als ich merke, dass mir fast schon schwindelig wird, verlasse ich das Becken, schnappe mir einen Hocker und dusche zum ersten Mal in meinem Leben im Sitzen. Warum zur Hölle macht man das hier so? Ich erkenne wirklich keinen Vorteil darin, mein nacktes Gesäß auf einem Plastikhocker zu platzieren, auf dem zuvor schon 2.000 andere nackte Pos hin und her gerutscht sind. Das lässt mein Kopfkino auf Hochtouren laufen. Oder ich hab das Prinzip des Hockers einfach nicht durchblickt. In der Umkleide lasse ich mir Zeit beim Anziehen, Konsti und ich sind für 17:45 Uhr vor der Tür verabredet.
Konsti nicht alleine im Onsen
Ich betrete den Umkleideraum, stelle allerdings sofort fest, dass ich im Gegensatz zu Caro nicht alleine bin. Ein älterer (alter?!) Herr sitzt bereits in einem der beiden Becken. Nett nickt er mir durch die Scheibe, die die Umkleiden vom Dusch- und Badebereich trennt, zu.
Ich stecke in einem kleinen Dilemma. Wir haben bei unserer Onsen-Recherche Onsens gefunden, in denen Tattoos explizit erlaubt sind, aber genau so welche, in denen Tattoos sehr explizit verboten sind. Dieses Onsen hier gehört leider in keine der beiden Kategorien, wir wissen nicht, ob Tattoos hier gestattet sind, oder nicht. Dass jetzt hier schon ein recht alter Herr sitzt, verkompliziert die Situation da ein bisschen. Generell ist der Respekt vor dem Alter sehr groß in Japan und ich habe keine Ahnung, wie respektlos es dann wäre, mich mit meinen kleinen Tattoos neben den Herren zu setzen. Aber wat schallst moken?
Ich ziehe mich langsam, seeehr langsam um, in der Hoffnung, dass der Herr einfach schon bald durch ist mit seinem Spa-Erlebnis. Dem ist leider nicht so. Es hilft wohl nichts. Ich binde mir das Handtuch auf dem Weg in den Duschraum so tief es geht um die Beine, um irgendeine Form von „Ja, ich habe ein großes Tattoo am Bein, aber ich verdecke es aus Respekt vor dir“ zu kommunizieren. Nach einer schnellen Duscheinheit (wtf ist das mit diesen Wasserhähnen auf Kniehöhe) klettere ich in das zweite Bad. So sitzen wir jetzt schweigend ein paar Minuten nebeneinander.
Zwischendurch glotzt der Onsen-Betreiber immer mal wieder durch die Scheibe. Ich interpretiere es so, dass er nur sicherstellen möchte, dass ich auch das maximal beste Onsen-Erlebnis ever habe. Da er ja noch komplett ahnungslos ob meiner Tattoos ist, verstecke ich mich immer ein bisschen im kleinen Wasserstrudel in der Mitte.
Hektisch deutet er dann bei seinem zweiten Besuch auf das kleine Handtuch und zeigt auf seinen Kopf. Schon bei meinem Onsen-Buddy habe ich beobachtet, dass er sich das kleine Handtuch auf den Kopf gelegt hat. Na gut, da es für mich nicht so sinnvoll erscheint, das Handtuch ins heiße Onsen-Wasser einzutauchen und es mir auf den Kopf zu legen, steige ich kurz aus dem Onsen, halte das Tuch unter kaltes Wasser und lege es mir danach auf den Kopf nach dem Motto „Den Kopf halt kühl, die Füße warm“ auf den Kopf, not bad!
Ein paar Minuten später verabschiedet sich der Herr dann auch, in dem er sich in seinem Adamskostüm aus dem Onsen erhebt und mir noch einmal zunickt, und ja, leider in dieser Reihenfolge. Nach einer ausgiebigen Dusche auf einem der Plastiksitze geht er in die Umkleide. Das Verlassen des Bades entgeht auch dem Besitzer nicht und er gesellt sich zu dem Herren in die Umkleide. Die beiden verquatschen sich, zeigen immer mal wieder in meine Richtung (zumindest kommt es mir so vor), mir wird derweil immer heißer und es ergibt sich Dilemma Nummer 2 mit zwei möglichen Optionen:
Option A: Ich bleibe noch etwas im Bad und verhindere so, dass ich die Tattoos vor den beiden noch einmal zur Schau stellen muss. Was dagegen spricht: Mir wir langsam richtig heiß. Um dem Körper kurz etwas Abkühlung zu gönnen, setze ich mich auf den Beckenrand und halte nur die Beine ins Wasser. Dabei merke ich, dass mir schon etwas schwindelig ist.
Also Option B: Ich entkomme dem heißen Onsen, laufe aber Gefahr, dass Tattoos hier doch ein Problem sind.
Während ich noch hin- und herrätsele, welche Option die bessere ist, sind die beiden aber zum Glück schon durch und ich kann mich unter die Dusche begeben. Meine Gedanken dazu sind ähnlich zu Caros: Wie viele Menschen saßen hier schon mit ihren blanken Ärschen vor mir auf dem Sitz? Naja, egal!
Ich befürchte, dass auch mein Verlassen des Onsens nicht unbemerkt bleiben wird und ich ebenfalls Gesellschaft bekomme, sobald ich das Bad verlasse. Daher trockne ich mich noch im Duschbereich ab, laufe in die Umkleide und ziehe zumindest schnell meine Hose und ein Shirt an, damit die größten Flächen abgedeckt sind. Und richtig vermutet: Es dauert genau 30 Sekunden, dann steht der Onsen-Besitzer neben mir und fängt an, zu fragen, woher wir denn kämen. Ich antworte mindestens 8 Mal Germany. Als das nicht hilft, sage ich Alemannia. Das hat manchmal schon geholfen, wenn die Menschen Germany nicht verstanden haben. Ob wir aus Frankreich kämen, fragt der nette Herr und zeigt dabei stolz auf eine kleine Grußbotschaft an der Wand, die offensichtlich ein paar Franzosen, die ebenfalls hier gebadet haben, hinterlassen haben. Ich hole mein Handy und gebe Deutschland in den Übersetzer ein und zeige es ihm:“Ahhhh, Deutschland“ Na gut, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. „Dünkirchen?“, fragt er…mhmm fast. Ich erkläre ihm, das Dünkirchen „mittlerweile“ zu Frankreich gehört. Damit gibt er sich zufrieden und verlässt den Raum wieder. Ich ziehe mich weiter um.
2 Minuten später steht er mit einem Zettel und Stift wieder neben mir und deutet abwechselnd auf mich und auf die Notiz der Franzosen. Ich schreibe also auch eine Grußbotschaft auf den Zettel und übergebe sie feierlich dem stolzen Herren. Anschließend verlassen wir gemeinsam den Herrenbereich und treffen bei der Schuhstation wieder auf Caro.
Zum Abschied bekommt Caro noch ein Getränk spendiert, wir bedanken uns ausgiebig und ziehen von dannen. Das war eine ganz andere Onsen Erfahrung. Wir hoffen, es hat euch ebenso unterhalten wie uns, wir haben auf jeden Fall viel gelacht und gehen jetzt mit hochroten Gesichtern und einer gefühlten Körpertemperatur von 39 Grad zurück zum Hotel.





Zeit totschlagen
Wir lassen uns beim Abholen des Gepäcks im Hotel Zeit, ziehen uns um und packen die Sachen zusammen. In einer Mall essen wir die günstigste und aber nicht die schlechteste Pizza unseres Lebens. Die restliche Wartezeit verbringen wir in der Busstation. Hier gibt’s sogar WLAN und wir können uns nochmal die Zähne putzen. Pünktlich um 21.30 Uhr kommt unser Bus und damit nicht nur unser Transportmittel nach Osaka, sondern auch unsere heutige Unterkunft für die Nacht. Wir machen es uns in den Einzelsitzen bequem und versuchen so viel Schlaf mitzunehmen wie möglich. Gute Nacht und byebye Kōfu.