Aufbruchstimmung am Morgen und die Sache mit den Bus Terminals
Morgens früh klingelt unser Wecker und nachdem wir uns schnell fertiggemacht und unsere letzten Sachen zusammengepackt haben, schleichen wir uns leise aus dem Guesthouse. Hinter der Rezeption und halb unter einer Schräge schläft noch Harry Pott…. ääh… einer von den Guesthouse-Jungs. Als er merkt, dass wir gehen, versichert er sich noch kurz, dass alles gezahlt ist und verabschiedet sich. Das parallel gerufene Tuktuk steht schon bereit und nachdem unsere Rucksäcke verstaut sind, fahren wir zur Bus Station – zumindest zu der von der wir glauben, dass es die Bus Station ist. Das ist hier meistens nicht so ganz eindeutig und selten findet man genaue Informationen auf Webseiten oder bei Google. Nachdem wir also angekommen sind, kommen sofort mehrere Männer auf uns zu, die uns und unserem Tuktuk-Fahrer deuten, dass wir falsch sind und (zum Glück nur) einen Kilometer weiter die Straße runterfahren müssen. Also klettern wir wieder mit Sack und Pack ins Tuktuk und der freundliche Fahrer Abid fährt uns, ohne uns die Fahrt zu berechnen, zur richtigen Bus Station.
Faisal Movers
Da es unzählig viele Busunternehmen gibt, die täglich zwischen Lahore und Islamabad pendeln, haben wir uns etwas informiert und beschlossen, mit Faisal Movers zu fahren, da es dort laut Recherche die besten Busse zu einem guten Preis gibt. Da gefühlt fast alle halbe Stunde ein Bus die fast 400 km lange Strecke fährt, haben wir vorher kein Ticket gekauft (was online für uns auch gar nicht ging), sondern wollen unsere Tickets direkt am Ticketschalter kaufen. Als wir um 20 nach 7 am Schalter ankommen, sind wir etwas überrascht, dass wir in allerbestem Englisch mit der Dame hinter dem Schalter sprechen können und sie uns sofort zwei Tickets für umgerechnet jeweils 6,20 € ausstellt – für den Bus um 20 nach 7, also sofort. Wir machen uns also direkt auf den Weg zum Busterminal, schmeißen unser Gepäck in den Bus und fragen, ob wir uns noch kurz etwas zu essen holen können. Können wir, solang es unter 6 Minuten dauert. Da es einen Kiosk auf dem Busterminal gibt, sollte das machbar sein und so laufen wir sofort dorthin und kaufen zwei Sandwiches und ein paar Kekse und Wasser für die Fahrt.
Als wir den Bus betreten, sind wir tatsächlich etwas überrascht. Wir haben zwar gelesen, dass die Busse gut und modern sein sollen, aber damit haben wir nicht gerechnet. Der Bus sieht nagelneu aus, der Boden in Holzoptik, die Sitze groß und bequem, es gibt wie im Flugzeug ein kleines Tablet vor jedem Sitz, auf dem man Filme schauen oder Musik hören kann und es wird Wasser verteilt. Wir sind begeistert!
Die Fahrt soll in etwa 4 1/2 Stunden gehen, wobei wir etwas unsere Zweifel haben, dass das stimmt. Fast pünktlich fährt der Bus los in Richtung Islamabad und wir hauen uns Podcasts auf die Ohren und schauen aus dem Fenster. Wir sind überrascht, wie grün das Land hier ist (und ehrlicherweise auch, wie gut die Straßenverhältnisse sind). In unserer Vorstellung war ganz Pakistan ein karges Land voller Steppen und Wüsten. Irgendwann wird die Landschaft tatsächlich etwas felsiger und hügeliger, bleibt aber immer noch grün.
Als wir nach 4 1/2 Stunden über den Highway nach Islamabad einfahren, merken wir, als wir die Route auf dem Handy verfolgen, dass wir fast an unserem Guesthouse vorbeifahren werden und machen uns noch darüber lustig, dass wir hier rausspringen könnten. Tatsächlich biegt der Bus auch genau an der Ausfahrt in den Sektor G9 ab und wir fahren direkt an unserer Unterkunft vorbei. Wir ärgern uns etwas und befürchten, dass wir jetzt noch ewig weiter in die Stadt reinfahren. Aber falsch gedacht, nur ein paar Minuten später hält der Bus und wir steigen aus. Von hier aus können wir sehr entspannt in unser Guesthouse laufen. Unterwegs kaufen wir noch etwas Obst ein, damit wir später auch etwas für ein spätes Frühstück haben.

Islamabad – eine geplante Stadt
Als Pakistan 1947 unabhängig wurde, wurde zunächst Karatschi die Hauptstadt des neuen Staates. Karatschi ist bis heute mit fast 15 Mio. Einwohner:innen die größte Stadt Pakistans. Dennoch entschloss man sich dazu, um zu verhindern, dass sich zu viele Investitionen auf Karatschi konzentrierten, eine neue Hauptstadt auf der grünen Wiese zu bauen. Ab 1958 hatte dies oberste politische Priorität.
Dazu wählte man die klimatisch vorteilhafte Region nördlich von Rawalpindi aus, die im Norden wiederum durch die Margalla Hills begrenzt wurde und legte drei künstliche Seen an. Ein griechischer Stadtplaner plante die Stadt nach Sektoren, die jeweils in vier Sub-Sektoren unterteilt wurden. So ist das Straßennetz von geraden, schachbrettartigen Straßen durchzogen und erinnert etwas an amerikanische Städte.
Der Bau der neuen Stadt ging zwar nur langsam voran, sodass man Islamabad erst Anfang der 1980er Jahre tatsächlich zur Hauptstadt machte, spätestens in den 1990er Jahren wuchs die Stadt aber immer schneller. Heute hat Islamabad etwas mehr als eine Million Einwohner:innen und ist eine relativ moderne und grüne Stadt. Islamabad gilt architektonisch als Mischung aus islamischer Tradition und Moderne. Man findet hier die größte Moschee des Landes (dazu später mehr), viele Regierungsgebäude, den obersten Gerichtshof und viele ausländische Botschaften.
Die Hauptstadt gilt aufgrund vieler Sicherheitsmaßnahmen und Checkpoints, insbesondere im Regierungs- und Botschaftsviertel als relativ sicher. Falls ihr googlet, werdet ihr aber auch hier fündig und schnell auf den Anschlag auf das Marriot-Hotel 2008 stoßen, bei dem mindestens 54 Menschen starben und mindestens 266 weitere Menschen verletzt wurden.
Orion Lodge Guesthouse
Angekommen in unserem Guesthouse werden wir von einigen jungen Dudes in Empfang genommen, die wahrscheinlich um die Anfang 20 sind. Wir vermuten, dass es sich teilweise um die Söhne des Eigentümers handelt.


Alle sind sehr freundlich, Englisch wird „so geht so“ gesprochen, aber wir verstehen uns.
Fast wie zuhause: Im Sektor unterwegs
Nachdem wir uns etwas Joghurt und Haferflocken in einem nahegelegenen Laden geholt und gefrühstückt haben, machen wir uns auf den Weg, ein paar Sachen auszudrucken. Wir haben am kommenden Tag morgens um 9 Uhr unseren Termin beim Visums Center der chinesischen Botschaft und müssen dafür noch unsere Anträge und ein paar weitere Sachen ausdrucken. Wir machen uns mit einem USB-Stick bewaffnet auf den Weg, laufen etwas in das Zentrum unseres Sektors und finden zum Glück auch schnell einen Copyshop. Dort werden wir zwar zunächst nicht beachtet und etwas mürrisch angeschaut, am Ende hilft man uns aber doch schnell und unkompliziert.
Da wir heute sonst bisher nur im Bus gesessen und uns kaum bewegt haben, beschließen wir, noch etwas weiterzulaufen und steuern den Fatimah Jinnah Park an. Der Park ist benannt nach der jüngeren Schwester des Landesvaters Muhammad Ali Jinnah und ist mit einer Fläche von 3 Quadratkilometern etwas kleiner als der New Yorker Central Park.


Wir machen noch kurz einen Zwischenstopp bei McDonald’s, da die Chance, einen anständigen Kaffee zu bekommen, hier am größten ist. Selbst bei McDonald’s wird man übrigens als Autofahrer an einer Schranke gecheckt und muss dann am Eingang noch durch eine weitere (wenn auch nicht ganz strenge) Kontrolle. Bei der Gelegenheit checken wir direkt ab, ob McDonalds’s eine Notfalllösung für ein vegetarisches Abendessen sein könnte (die Frage hatten wir uns in Lahore schon gestellt). Das Sortiment umfasst allerdings nur fleischhaltige Burger und lediglich die Pommes und Eis zählen wir zu den vegetarischen Alternativen. Im Notfall reicht auch das. Im Anschluss laufen wir etwas durch den großen, schönen und sehr sauberen Park und schlendern dann wieder durch weitere Grünanlagen, in denen fleißig Cricket trainiert und Kindern Motorradfahren beigebracht wird, zurück zu unserem Guesthouse.
Foodpanda
Wie wir schon in Lahore festgestellt haben, ist es in Pakistan für uns Veggies eine kleine Herausforderung, Restaurants zu finden, in denen man eine vegetarische Auswahl hat und nicht nur Plain Rice essen kann. Da wir heute etwas zu faul dafür sind, erst lange zu recherchieren, dann irgendwo hinzulaufen und dann am Ende doch etwas enttäuscht zu sein, probieren wir heute gespannt mal das pakistanische Lieferando-Äquivalent Foodpanda aus. Die App ist supereinfach aufgebaut, die Auswahl an Lieferdiensten und Restaurants ganz gut und so werden wir schnell fündig und bestellen.
Selbst der Foodtracker funktioniert hier und so haben wir nach einer halben Stunde unser Essen, welches wir über das ganze Bett verteilen und reinhauen.

Das Visums-Wirr-Warr
Um 9 Uhr morgens haben wir einen Termin beim Visa-Center. Dort müssen wir unsere online ausgefüllten Visumsanträge für das chinesische Visum einreichen, da es ja unser Plan ist, über den Khunjerab-Pass nach China einzureisen, um nach Kirgisistan zu reisen. Da das Visa-Center am anderen Ende der Stadt liegt und wir pünktlich sein wollen, rufen wir uns früh morgens ein Careem. So heißt hier in Islamabad die Uber-Alternative, die wir auch schon in Lahore genutzt haben. Uber hat Careem gekauft, konnte sich dann aber nicht mit der eigenen Marke durchsetzen. Daher hat Uber sich zurückgezogen und funktioniert nur noch in einigen wenigen Städten in Pakistan.
Die Fahrt dauert zwar fast eine halbe Stunde, aber so sehen wir immerhin ein bisschen was von Islamabad. Als wir das Visa Center mit dem schönen Namen „Gerry’s Visa“ (nicht zu verwechseln mit Gary’s Haifischbar) erreichen, sind wir etwas baff. In unserer Vorstellung war das Visa Center ein kleines Büro eines Dienstleisters, der für die chinesische Botschaft die Visumsabwicklung übernimmt. Als wir den Termin gebucht haben, waren auch noch sämtliche stündlichen Termin-Slots frei, sodass wir dachten, wir wären die einzigen, die hier am Mittwochmorgen auftauchen und wir wären nach 20 Minuten schon wieder im Careem auf dem Weg zum Frühstück. Turns out: Das Visa Center übernimmt für sämtliche Botschaften die Abwicklung der Visaanträge und die Terminvergabe hat keine Begrenzung. Jeder und jede kann sich den gleichen Slot buchen, ohne dass dieser vollläuft. Und so sehen wir, als wir aus dem Careem steigen, schon eine lange Schlange, genau genommen zwei Schlangen: eine für Männer und eine für Frauen.
Da es bis 9 Uhr noch etwas Zeit ist und wir das Schlangensystem noch nicht ganz durchblicken (denn wir haben ja einen Termin um 9 Uhr!!!!) beschließen wir, noch einen Chai zu trinken, bevor wir uns in Getümmel begeben. Zu unserem Pech wird die Schlange natürlich in dieser Zeit noch länger und es ist nicht so, dass wir an der Schlange vorbei können, weil wir einen Termin haben, sondern müssen uns brav einreihen. Dazu stellen wir noch fest, dass das überaus wichtige Dokument „Appointment Letter“, auf dem im Prinzip nur steht, dass man einen Termin hat, völlig unleserlich ausgedruckt wurde und dass wir streng genommen beide einen eigenen Termin und einen eigenen Appointment Letter bräuchten und nicht beide zusammen mit einem Appointment Letter durchkommen werden. Wir beschließen auf blöder Touri zu tun und stellen uns brav in der Schlange mit unseren eigenen Unterlagen an.
Als Caro an der Reihe ist (die Frauenschlange ist um einiges kürzer als die Männerschlange), kann sie den ersten Kontrolleur des Appointment-Letters überzeugen, dass ihr Husband unbedingt mitkommen muss. Wir haben Glück und werden reingelassen.
Als nächstes müssen wir unsere Handys abgeben und werden gründlich durchsucht. Für uns so semicool, weil wir natürlich alle Infos, die wir so brauchen könnten, auf den Handys abgelegt haben.
Nach der Sicherheitsschleuse werden wir weiter zur Anmeldung durchgewunken. Dort werden unsere Anträge sowie der Appointment-Letter gecheckt. Pech, dass wir nur einen Appointment-Letter haben und dieser dann auch nicht zu lesen ist. Auf dem Handy können wir natürlich das Original auch nicht zeigen und so werden wir nach draußen geschickt, um in einem der vielen Copyshops vor der Tür (komisch, warum es gerade hier so viele davon gibt) den Appointment Letter neu auszudrucken. Warum wir denn den einen Appointment-Letter zwei Mal ausdrucken wollen, werden wir gefragt. Man bräuchte ja schließlich jeweils einen eigenen. Jaja, für die eigenen Unterlagen ein Exemplar, danke bitte, ciao!
Mit dem frisch gedruckten Appointment-Letter laufen wir wieder zum Visa Center und werden zum Glück recht schnell durchgewunken und können nun direkt in den zweiten Stock laufen, wo die Anträge für das chinesische Visum bearbeitet werden. Auch hier gibt es wieder eine eigene Anmeldung. Nachdem Konstis Antrag ungefähr zur Hälfte gecheckt wurde, werden wir freundlich gebeten, doch kurz Platz zu nehmen, da gleich jemand von der chinesischen Botschaft mit uns sprechen möchte. Wir haben schon gelesen, dass es zu Interviews kommen kann und sind daher nicht ganz überrascht, auch wenn unsere Anträge noch gar nicht richtig kontrolliert worden sind.
10 Minuten später werden wir von einem freundlichen Chinesen an den Schalter der Anmeldung und nicht in einen der Interviewräume gerufen. In wenigen Sätzen erklärt er uns, dass er unsere Visumsanträge für ein Touristenvisum gar nicht erst annehmen kann. Das Problem ist: Wir haben als Deutsche in Pakistan keinen langfristigen Aufenthaltstitel, sondern hier auch nur ein Touristenvisum und dazu auch nur eines für 30 Tage. Wenn wir ein Touristenvisum für China haben wollten, müssten wir kurz nach Deutschland zurückfliegen und dieses dort beantragen. Wir fragen, ob wir denn ein Transitvisum G beantragen könnten: Ja, das ginge vielleicht, man bräuchte dann allerdings ein Flug- oder Zugticket (einer chinesischen Airline) für die Ausreise aus China und ob dies dann trotz unseres nur 30 Tage gültigen pakistanischen Visums ginge, bleibt auch etwas offen. Schade.
Frustfrühstück im Loafology
Etwas frustriert verlassen wir das Visa Center. Wir beschließen, bei einem Frühstück unsere Optionen zu besprechen und rufen uns ein Careem zum „Loafology“, einem Café im Botschaftsviertel, das für besonders gutes Brot bekannt ist und wenn wir uns auf eines nach den bisher 7 Wochen reisen freuen, dann ist es gutes Sauerteigbrot. Wir wissen nicht, ob es an der allgemeinen Sicherheitslage oder an den Unruhen der letzten Wochen liegt, aber auf dem Weg ins Botschaftsviertel, passieren wir zwei Checkpoints. Am ersten wird unser Careem-Fahrer gefragt, wo er denn mit uns hinmöchte: „Embassy“ lügt er und lächelt uns verschwörerisch zu. Das scheint ein valider Grund zu sein und wir werden durchgelassen. Das Botschaftsviertel, die Diplomatic Enclave, ist noch einmal separat gesichert und hier ist für das Careem endgültig Schluss. Wir laufen also die restlichen paar Meter und erreichen das Café, in dem wir im siebten Himmel sind. Wir sitzen draußen in aller Ruhe zwischen Grünpflanzen. Es gibt richtig ein leckeres Sandwich mit echtem Emmentaler Käse auf Sauerteigbrot, Bagel mit Frischkäse, Croissants und unser Hipster-Guilty-Pleasure Flat White.


Außerdem gibt es hier noch einen kleinen Hundewelpen, der abwechselnd mit unserem Rucksack oder mit Caros Schnürsenkel spielt/kämpft und eine kleine Katze. Die ursprünglich für den Wauzi bereit gestellte Milch, bei der wir das Personal überreden konnten, diese direkt unter unseren Tisch zu stellen, trinkt die Katze fast komplett leer, als der Hund etwas abgelenkt wird. Dieser möchte auch gerne mit der Katze spielen, was natürlich von der Katze nicht so erwidert wird, was dazu führt, das wir immer wieder abwechselnd Besuch von einem der beiden haben. Das erfreut uns natürlich sehr.



Die blaue oder die rote Pille?
Ja und jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen.
Option 1:
Die erste Option wäre, wir bleiben bei unserem Plan. Das würde bedeuten, wir müssten einen neuen Visumsantrag für ein Transitvisum durch China ausfüllen, einen neuen Termin beantragen und uns ein Fake-Onward-Ticket für einen Flug aus China heraus buchen. Das Problem ist nämlich: Wir hatten vor, mit einem Public Bus aus China auszureisen. Dafür kann man natürlich aber vorab kein Ticket buchen. Daher könnten wir auf die Option eines Onward-Tickets zurückgreifen. Für 15-20 € bucht eine darauf spezialisierte Agentur ein kostenlos stornierbares Flugticket, das, nachdem man es brav vorgezeigt hat, wieder storniert wird. Das sind alles keine großen Aufwände und wäre schnell erledigt.
Allerdings wissen wir dann immer noch nicht, ob wir mit unserem aktuellen pakistanischen Visum durchkommen und wir hätten das Problem, dass wir wegen der Bearbeitungszeit noch mindestens 4-5 weitere Tage in Islamabad bleiben müssten. Das ginge auf unsere Zeit, die wir für die Berge im Norden eingeplant haben.
Option 2:
Wir lassen es mit dem Transit durch China, der sich, wenn man sich durch die Reiseblogs wühlt, auch etwas nach Krampf mit einigen wenigen Highlights anhört. Unser Weg würde uns nämlich durch die Region Xinjiang führen, die hauptsächlich von Uiguren bewohnt wird. Was das bedeutet und auch auf welche Weise der chinesische Staat hier präsent ist, könnt ihr googlen. Statt also über China nach Kirgisistan zu reisen, könnten wir nach unserem Aufenthalt in den Bergen zurück nach Islamabad fahren und von dort aus weiterfliegen.
Das ginge natürlich etwas auf unser grünes Gewissen (wobei Luise Neubauers Keynote auf dem OMR uns da etwas beruhigt) und es fühlt sich für uns ein bisschen nach aufgeben an, nicht den harten Weg zu gehen und alles für diesen, unseren ursprünglichen Plan getan zu haben.
Was also tun?
Auch wenn wir noch keine finale Entscheidung treffen, haben wir beide ein Gefühl: Warum sollten wir es unbedingt darauf anlegen und die Zeit in den Bergen vielleicht aufs Spiel setzen, nur um uns selbst zu beweisen, dass wir das durchboxen könnten, von dem andere sagen, dass sie es so gemacht haben? Sollten wir nicht einfach das machen, worauf wir Lust haben?
Unsere Tendenz lest ihr vielleicht schon heraus. Wir neigen beide zu Option 2, auch wenn es sich dabei wahrscheinlich um eine Entscheidung handelt, die nicht 100 zu 0 sondern vielleicht nur 60 zu 40 getroffen wird, um Mutti Merkel zu paraphrasieren.
Islamabad Belly
Schon kurz nach dem Frühstück zeigt sich, dass die Bauchschmerzen, die Caro schon seit ein paar Tagen hat, leider nicht nur Bauchschmerzen sind, sondern der Belly jetzt auch bei ihr zuschlägt. Nach dem Frühstück fühlt sie sich ziemlich schlapp und so fahren wir direkt mit dem Careem in die Unterkunft. Mit Gliederschmerzen und zeitweise 39,6 Grad Fieber schläft Caro den ganzen Tag über, während Konsti Fotos sortiert, ein bisschen Orgakram erledigt und wir gemeinsam Dokus schauen (Sehr zu empfehlen: „Geständnisse eines Neonazis“ in der ZDF Mediathek und das Interview von Giovanni di Lorenzo mit Angela Merkel).

So vergeht dann auch der Rest des Tages in der Hoffnung, dass es Caro am nächsten Tag wieder besser geht.
The Centaurus Mall
Wie alle anständigen Cluburlauber lieben wir natürlich auch große Malls! #ironieoff
Da Caro sich nach einem Slow Morning und ausgesprochen viel Schlaf etwas besser fühlt, basteln wir uns ein kleines Sightseeing-Programm für den heutigen Tag. Und das startet in der Centaurus Mall, einem beeindruckenden Gebäude, dessen drei große Tower man aus fast ganz Islamabad sehen kann. Natürlich müssen wir auch hier durch die obgliatorischen Sicherheitskontrollen ähnlich derer am Flughafen.
Kleiner Google-Rezensionen-Einschub. Gerne verlieren wir uns in den Google Rezensionen, um uns vorab einen Eindruck von Restaurants/Museen/Sehenswürdigkeiten zu verschaffen. Der Unterhaltungswert einiger Rezensionen spielt dabei hin und wieder auch eine Rolle. Bei der Mall stoßen wir auf viele Rezensionen von Männern, die sich empört über Diskriminierung von Männern äußern. Diese müssen (zumindest laut einiger Rezensionen) nämlich Eintritt in die Mall zahlen, sofern sie sich nicht Begleitung einer Frau sind. Komisch denken wir uns, in vielerlei Hinsicht…
Übrigens stehen hier vor fast jedem Gebäude, das von Menschen frequentiert wird, Männer mit AK 47- oder anderen mal größeren, mal kleineren Sturm- oder Maschinengewehren. Auch auf den Straßen fahren Pickups herum, auf deren Ladefläche Männer mit Sturmgewehren sitzen.
Wenn Islamabad nicht repräsentativ für ganz Pakistan ist (wovon wir sehr schwer ausgehen), ist es die Mall erst recht nicht. Genauso gut könnte man mitten in einer europäischen Großstadt in einer Mall sein und wir sehen auch Stores von Ralph Lauren, Levis, Adidas, Nike usw. In den Foodcourts tummeln sich viele Menschen, die Männer teilweise in kurzen Hosen und viele Frauen ohne Kopftuch (was wir in Islamabad schon generell häufiger gesehen haben).




Nachdem wir erfolgreich Caros heißgeliebtes Dove-Deo in einem Supermarkt aber leider keine Wäscheleine ergattert haben, frühstücken wir noch etwas auf der Terrasse im 4. Stock mit Blick über Islamabad und machen uns dann zu Fuß auf den Weg durch Islamabad.
Blue Area Islamabad
Wir laufen zu Fuß durch die Blue Area von Islamabad, das Wirtschafts- und Businessviertel von Islamabad. Ehrlicherweise gibt es hier nicht sonderlich viel zu sehen und man merkt Islamabad an, das es keine besonders historische Stadt ist. Alles sieht einigermaßen gleich aus und auch wenn es da keinen Zusammenhang gibt, fühlt es sich fast ein bisschen nach Ostblockromantik an. Besonders sehenswerte Gebäude sind hier der Saudi-Pak Tower, der Telecom Tower und die Börse, naja merkt ihr wahrscheinlich auch.
Dennoch müssen wir sagen, dass Islamabad eine entspannte Stadt ist. Dafür sorgen die völlige Abstinenz von den uns heiß geliebten, aber sehr wuseligen Tuktuks und die im Vergleich zu Indien viel viel geringere Huperei. Warum es hier keine Tuktuks gibt, konnten wir noch nicht herausfinden. Wir vermuten, dass sie schlicht und einfach genau deshalb nicht erlaubt sind. Außerdem ist Islamabad sehr sauber und voller Grünflächen und Parks. Ein gut ausgebautes Metrobus-System sorgt dafür, dass man sich hier auch gut mit den Öffis fortbewegen kann.



Nachdem wir eine Weile gelaufen sind, erreichen wir ein Café, in dem wir eine kurze Pause einlegen. Auch hier fällt uns wieder auf, dass viele jüngere Leute in sehr westlichem Style und viele Frauen ohne Kopftuch unterwegs sind.
Was uns außerdem immer wieder auffällt, ist die Werbung für das Marriage Centre von Mrs. Khan. Als wir der Sache auf den Grund gehen wollen und Mrs. Khan googlen, stellen wir fest, dass die gute Dame ziemlich bekannt in ganz Pakistan ist und sich um das Arrangieren von Hochzeiten kümmert. Ob wir Diwakar, der uns in Indien nach einer heiratswilligen Frau gefragt hat, von dieser Möglichkeit erzählen sollten?

Im Anschluss holen wir uns auf der Straße noch einen kleinen Snack: Maiskörner und Kichererbsen, die in einem großen wokartigen Gefäß in heißem Salz (das haben wir nur gelesen, ganz sicher ob es nur Salz war, sind wir uns nicht) über offenem Feuer geröstet werden.


Das ganze wird dann, sehr nachhaltig, in Tüten serviert, die aus altem Zeitungspapier, Anzeigen, Schmierzetteln oder vielleicht auch den Hausaufgaben der Kinder gefaltet wurden (Ob „Mein Papa hat meine Hausaufgaben als Tüte gefaltet“ hier das Äquivalent zu „Mein Hund hat meine Hausaufgaben gefressen“ ist?)
Faisal-Moschee
Nach 10 Minuten Fußweg erreichen wir das Highlight unseres heutigen Ausflugs: die Schah-Faisal-Moschee. Die Moschee liegt etwas oberhalb der Stadt auf einem schönen Platz direkt vor den saftig grünen Margalla Hills, ist das Wahrzeichen der Stadt und die Nationalmoschee Pakistans. Die 90 Meter hohen Minarette sind die höchsten Minarette Südasiens und die Moschee ist mit Platz (Gebäude + Hof) für bis zu 74.000 Betende eine der größten Moscheen der Welt. Auch die Architektur mit dem quadratischen Gebetshalle, die einem Beduinenzelt nachempfunden ist, beeindruckt sehr. Da der Bau der Moschee von Saudi-Arabien finanziert wurde, wurde sie auch nach dem saudischen König Faisal benannt. Zu der Moschee gehören außerdem noch ein Forschungszentrum, eine Bibliothek, ein Museum und ein Auditorium.


Wir verweilen eine Weile um die Moschee herum und nehmen die entspannte, schöne und etwas mystische Atmosphäre der Moschee vor den Bergen während der untergehenden Sonne voll auf.
Nach dem Besuch der Moschee treten wir den Heimweg an und bestellen noch einmal über Foodpanda unser Abendessen.
Trail No. 3
Am nächsten Morgen machen wir uns früh mit einem Careem auf den Weg zum Startpunkt des Trail 3, einem Wanderweg hoch in die Murgalla Hills über Islamabad. Unser Ziel ist ein Restaurant „The Monal“, das man als Islamabad-Touri laut einschlägigen Blogs und Seiten auf jeden Fall besucht haben sollte. Weniger des Essens, sondern mehr der tollen Aussicht über Islamabad wegen.
Wir kommen am Parkplatz an und sind überrascht, dass es hier sowohl ein Schild gibt, das den Eingangspunkt zum Trail anzeigt, als auch beschriftete Mülleimer, aus denen ersichtlich wird, wo welcher Müll hineingehört. Nur um das kurz aufzulösen: Als Deutsche sind wir natürlich schon ganz okay im Mülltrennungsgame. Dagegen haben wir uns in Indien schwergetan, überhaupt Mülleimer zu finden und wenn wir mal Mülleimer gefunden haben, die auch noch zur Mülltrennung dienten, waren diese getrennt nach „Wet“ und „Dry“, was auch immer das bedeuten sollte. Hat in Indien allerdings meistens ohnehin niemanden interessiert.


Wir laufen die ersten Meter bergauf und uns fällt sofort auf, wie sauber der Wanderweg ist und wie schnell es richtig schön grün wird, obwohl wir gerade erst ein paar Meter vom Parkplatz entfernt sind.
Wir kämpfen uns den Berg immer weiter hinauf und treffen vereinzelt immer mal wieder ein paar Leute auf dem Weg, sind aber weitgehend alleine. Wir waren mehr auf einen kleinen 5 km-Spaziergang, als auf eine richtig anstrengende Wanderung eingestellt, aber bei den Temperaturen und den doch einigen Höhenmetern auf das kurze Stück kommen wir ganz gut ins Schnaufen. Das letzte Stück müssen wir noch einmal steil bergauf.






Als wir das jedoch auch erfolgreich hinter uns gebracht haben, laufen wir nur noch einen kleinen Weg vorbei an ein paar Hundewelpen, ein paar Soldaten und einem Typen, der mal wieder gerne Konstis Handynummer hätte, bis zum Restaurant.
The Monal
Dort angekommen sind wir praktisch die einzigen Gäste, die Aussicht ist ganz schön (die Aussicht vorher auf die Berge rund um Islamabad herum war definitiv schöner), aber auch nicht so spektakulär wie erwartet und das Essen ist vergleichsweise teuer, dabei aber nicht unbedingt besser als das Halva Puri, das wir auf der Straße gegessen haben. Wir haben ein bisschen Touri-Trap-Vibes.
Beim genauen Kartenstudium (als ob) haben wir uns vorher überlegt, einen anderen Weg bergab laufen zu wollen, der uns noch an einer weiteren Aussichtsplattform, dem Daman-e-Koh, vorbeiführt. Wir laufen durch ein bisschen grünen Wald bergab, können zwischen den Hügeln auf die Faisal-Moschee schauen und müssen dann noch ein Stück an der Straße entlanglaufen. Hier ist schon deutlich mehr los und uns kommen viele Motorräder und kleine Autos entgegen, die nicht so leistungsstark sind, dass sie die Berge mühelos bezwingen könnten. Ein bisschen stellen wir uns so unsere Elterngeneration vor, die in ihren ersten Käfern über den Brenner nach Italien gefahren ist.
Die „grüne“ Stadt
Von der Aussichtsplattform aus haben wir noch einmal einen Blick über Islamabad, bevor wir uns dann einen ehrlicherweise weniger schönen Pfad in die Stadt herunterschlängeln. Hier liegt nun schon etwas mehr Müll. Da die Wege meistens nicht ausgeschildert sind und wir nur dem folgen, was auf Maps so aussieht, als wäre es ein Weg, verlaufen wir uns kurz und laufen an einigen kleineren und größeren Pflanzen der Gattung Cannabis vorbei. Zwischendurch überlegen wir schon, ob wir aus Versehen in eine kleine Plantage gelaufen sind. Als wir jedoch wieder den richtigen Weg erreichen und fast vor Feldern voller Cannabis-Pflanzen stehen, merken wir, dass das hier wohl ganz normal ist.


Der Konsum von Cannabis ist in Pakistan zwar illegal, wird aber wie überall sonst auf der Welt auch hier praktiziert, meistens in Form von Haschisch und ist insbesondere im Sufismus verbreitet.
Ausflug nach Rawalpindi
Unten in der Stadt angekommen, nehmen wir uns wieder ein Careem mit dem Ziel „NATCO Booking Office Rawalpindi/Islamabad“, damit wir dort ein Ticket für den Bus nach Gilgit erstehen können, den wir am kommenden Tag nehmen wollen. NATCO steht für Northern Areas Transport Corporation. Northern Areas ist der vorherige Name für die Region, die heute Gilgit-Baltistan heißt. NATCO ist ein staatliches Unternehmen, das Fahrten in den Norden anbietet und auf das wir während unserer Recherche am häufigsten gestoßen sind.
Wir werden von unserem Fahrer Daniel eingesammelt, der ursprünglich aus Uganda stammt, aber schon seit über 20 Jahren in Islamabad lebt. Trotz der langen Zeit war er selbst noch nie in den kleinen Gassen, durch die wir gerade irren. Rawalpindi ist wirklich das Gegenteil von Islamabad. Die Stadt ist mit über 2 Mio. Einwohner:innen die viertgrößte Stadt Pakistans und war bis zur Fertigstellung Islamabads vorübergehender Regierungssitz. Für uns superspannend, mit dem Careem hier durchzufahren und alles inkl. einer Hochzeit zu beobachten.
Am Ticket Office angekommen schmeißt uns der fröhliche Daniel raus. Wir laufen kurz über den Platz, werden natürlich von einigen Ticketverkäufern angesprochen, finden dann aber zum Glück recht schnell das offizielle NATCO Ticket Office und erstehen ohne große Komplikationen zwei Bustickets für den nächsten Tag.
Loafology again
Wir freuen uns sehr auf die Fahrt in den Norden, der landschaftlich so schön sein soll. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass wir während unserer Zeit dort kein Sauerteigbrot mit echtem Emmentaler Käse bekommen werden. Daher lassen wir unser Gepäck am nächsten Morgen in der Unterkunft zurück und fahren noch einmal in die Stadt zum zweiten Standort von Loafology.
Dort ist zwar deutlich mehr los als in der ruhigen Embassy Enclave, aber schon nach kurzem Warten bekommen wir einen Tisch und frühstücken noch einmal richtig gut mit unserem jetzt schon geliebten Käse-Sandwich.

Für die Busfahrt nehmen wir uns noch ein Baguette mit, da wir beide magentechnisch noch nicht bei 100 % sind.
Kurzer Besuch am Pakistan Monument
Da wir noch etwas Zeit haben zwischen Frühstück und Abfahrt des Busses, beschließen wir, uns zu Fuß auf den Weg zu einer weiteren wichtigen Sehenswürdigkeit zu machen: dem Pakistan Monument. Das Monument liegt auf einem Hügel und soll die Einheit der verschiedenen pakistanisches Ethnien symbolisieren. Zum eigentlichen Monument gehört auch noch ein Museum, das wir allerdings aufgrund unseres engen Zeitplans nicht besuchen.


Auf nach Gilgit
Nach dem Besuch am Monument fahren wir zurück zu unserer Unterkunft und holen unser Gepäck ab. Von dort geht es dann zügig weiter zur Bus Station. Zum Glück wissen wir durch unseren gestrigen Besuch schon genau, wo wir hinmüssen und kommen zeitig genug an unserem Abfahrtsgate an. Vorab haben wir schon gelesen, dass wir mindestens 10 Kopien unserer Pässe für die Security-Checkpoints auf der Strecke benötigen. Dass wir zusätzlich auch noch 10 Kopien unserer Visa benötigen, hat uns vorher leider niemand erzählt. Vor Ort gibt es aber zum Glück noch einen Copyshop und so sind auch die zusätzlichen Kopien schnell angefertigt und wir sind bereit für die Busfahrt.