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Usbekistan  /  21. August 2023

Freilichtmuseum Xiva

It’s a match.

„KONSTI“ steht in Großbuchstaben auf einem großen Blatt Papier. Erwartungsvoll hochgehalten von Dilchat. Er steht bereit. Inmitten von lauernden Taxifahrern, die auf übermüdete Tourist:innen warten, um ihnen für eine kurze Taxifahrt in die Stadt das Geld aus den Taschen zu ziehen. Aber nicht Dilchat. Der etwas untersetzte Manager unseres Hotels grinst uns freundlich an, als Konsti ihm schon von weitem zu verstehen gibt, dass er derjenige ist, der zu Dilchats Schild passt. Konstis Traum wird wahr: Endlich mal ein standesgemäßer Empfang und das trotz der frühen Uhrzeit. It’s a match. Denn spätestens als Dilchat im Auto erzählt, dass er schonmal in Deutschland war und das auch noch in Kiel war, strahlt Konsti. Die beiden tauschen sich zu Kiel aus. Dilchat hat im Rahmen eines Austausches für angehenden Hotelmanager in einem Hotel in Kiel gearbeitet. Welches Hotel es war, weiß er nicht mehr. Dafür kann er sich aber noch an die Klosterbrauerei in der Innenstadt erinnern. Na gut, da hat jeder seine Prioritäten. Deutsches Bier mag er natürlich sehr und er steht immer noch im Kontakt mit Leuten von damals. 2010 war er übrigens in Kiel, im Frühjahr. Kein Wunder, dass er das deutsche Wetter in keiner guten Erinnerung hat. Nach einer kurzen Fahrt werden wir im Hotel in der Altstadt ausgelassen.

Wir sind heute alleine im Hotel, weitere Gäste sind nur im außerhalb der Stadt gelegenen zweiten, etwas modernerem Hotel untergebracht. Dilchat verabschiedet sich und wir beziehen das Zimmer. Viel Holz ist hier verbaut und es ist richtig gemütlich. Wir springen schnell unter die Dusche und holen dann etwas Schlaf nach.

Freilichtmuseum XL

Nach ein paar Stündchen Schlaf machen wir uns fertig und gehen auf Erkundungstour. Als erstes möchten wir die Frühstücksmöglichkeiten und den Kaffee in Xiva erkunden. Den haben wir dringend nötig. Ein Café mit Frühstück finden wir zwar nicht, aber dafür ein Restaurant mit gutem Kaffee und Mittagessen. Letzteres passt sowieso viel besser zur Uhrzeit und wir genießen einen gegrillten Gemüsespieß, einen Salat und ein paar Pommes. Die Auswahl an vegetarischen Speisen überrascht uns, hier werden wir ggf. nicht das letzte Mal sein.

Dann geht es aber wirklich los. Hut und Sonnenbrille auf und los geht die Erkundungstour. Wir müssen nicht weit gehen, wir befinden uns inmitten des größten Freilichtmuseums Usbekistans. In der kompletten Altstadt reihen sich mal wieder die 3Ms aneinander: Moscheen, Mausoleen und Medressen soweit das Auge reicht.

Die Altstadt ist von einer Festung mit vier Eingangstoren umgeben. An jedem Tor können sich die vielen Tourist:innen Eintrittstickets kaufen. Mit denen lassen sich die 3Ms erkunden. In diesen befinden sich nämlich in Xiva zahlreiche Ausstellungen. Heute umgehen wir den Kauf des Tickets. In unsere ersten Sights kommen wir nämlich einfach so rein. Wir schlendern durch die Bauten, besichtigen die Stadtmauer und genießen die Aussicht über die Stadt.

Gleichzeitig ist es aber auch richtig heiß und wir kommen ordentlich ins Schwitzen. Heute Abend steht übrigens mal wieder unser beliebter Tupperdosen-Salat auf dem Speiseplan. Der „größte“ Supermarkt hat nämlich schlichtweg wieder eine sehr beschränkte Auswahl. Dafür gibt es aber Baklava, dazu sagen wir natürlich nicht nein! Der restliche Tag wird entspannter und wir beschäftigen uns mit der Planung der kommenden Tage und der restlichen Zeit in Usbekistan.

Ein Ausflug!

In der Nähe von Xiva gibt es ein paar sehr alte Ruinen, die mit einer Tour besichtigt werden können. Statt mit einer großen Touri-Gruppe, sind wir mit zwei Spaniern und Dilchat unterwegs. Er ist heute unser Fahrer und das spanische Paar hat netterweise zugestimmt, dass wir uns noch mit ins Auto quetschen und dafür die Kosten für die Tour splitten.

Zum Frühstück gehen wir zu Fuß ca. 10 Minuten ins andere Hotel. Hier gibt es ein Frühstücksbuffet. Es gibt noch eine erweiterte Auswahl an hartem Brot und Keksen, aber auch French Toast und Pfannkuchen. Und natürlich Melone en Masse. Danach starten wir gegen halb 9 mit dem Auto zu unserem Ausflug. Dilchat erzählt uns während der Fahrt ein bisschen zu Xiva und zu Usbekistan allgemein. Wir sind überaus glücklich über die Klimaanlage im Auto. Wir fahren ca. 2 Stunden bis wir am ersten Halt stoppen.

Toprak-Kala und co

Wir besichtigen verschiedene archäologische Stätten, die im 2./3. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurden: Ayaz-Kala, die Festung zur Verteidigung Kysyl-Kala und das Fortress Toprak-Kala.

Letzteres war eine Palaststadt und die Hauptstadt von Chorizm, wo Wandmalereien, Münzen und Archive entdeckt wurden. Seine Geschichte umfasst einen Zeitraum vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. Es wird vermutet, dass es sich hier um die ständige Residenz der choresmischen Könige handelte. Der letztere Komplex war ungefähr 350 × 400 Meter groß und bedeckte dabei 14 Hektar.

Wir gehen auf Erkundungstour. Eine sehr windige, heiße und sandige Angelegenheit, was dazu führt, dass wir uns durch das Schwitzen und die anschließenden Sandverwehungen zu kleinen Kroketten panieren. Heute freuen wir uns also ganz besonders auf die Dusche. Wir klettern den Weg zur Burgruine hoch. Von hier aus hat man eine sehr gute Aussicht auf die gesamte Umgebung. Zweckerfüllung: ja. Wir laufen über die Ruinen und stellen uns vor, wie es hier früher ausgesehen haben könnte.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Stopp am Fluss. Unsere spanischen Begleiter:innen wollen sich noch einmal abkühlen. Erst sind wir etwas enttäuscht, dass wir keine Badesachen dabei haben, aber als wir den braunen Fluss und die extreme Strömung sehen, ist es nur noch halb so schlimm. Es hat wahrscheinlich Gründe, warum ein Polizist auf dem Weg zum Fluss mit Dilchat gesprochen hat und es eigentlich verboten ist, hier zu baden. Dem spanischen Paar macht es nichts aus und sie springen kurz in den Fluss, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Was wir heute noch erfahren: Übermorgen findet ein Melonen Festival in Xiva statt, ein richtiges Highlight für die Einheimischen. Eigentlich wollen wir genau an dem Tag Richtung Nukus weiterreisen. Werden wir mal wieder unsere Pläne ändern?

Back in Xiva

Zurück in Xiva machen wir direkt einen Abstecher zum Supermarkt und decken uns mit kaltem Wasser und den Zutaten für das Abendessen ein. Im Vorbereitung auf das Melonenfestival beschließen wir nun endlich auch mal eine Melone zu kaufen. So oft haben wir schon darüber nachgedacht, aber die Lagerung einer Wassermelone und auch das Verspeisen einer ganzen Melone könnte zu einer Herausforderung werden. Wird es auch noch. Wir tragen den 6 kg Melonenfindling zurück ins Hotel. Wir legen im klimatisierten Zimmer eine Pause ein und schneiden unser Melönchen an. Das ganze machen wir übrigens im unserem Badezimmer-Waschbecken, zur Zwischenlagerung dient die Dusche. Nach der Melonenpause fragen wir beim Hotelpersonal, ob sie unsere Melone im Kühlschrank einlagern können. Etwas verdutzt schaut uns der junge Mann an, aber freundlich wie er ist, nimmt er die Melone entgegen und verfrachtet sie in den Kühlschrank. Gegen Abend machen wir einen Spaziergang in die Stadt. Bei schönem Abendlicht gönnen wir uns ein Bier auf der Terrasse des Restaurants. Dann gehen wir zurück ins Hostel und machen uns einen gemütlichen Abend.

Ticket für das Freilichtmuseum

Am nächsten Morgen starten wir nach dem Frühstück die Erkundung der Stadt mit einem Ticket für das „Freilichtmuseum“. Damit können wir in so ziemlich alle Moscheen, Medressen, Mausoleen und Paläste. Besonders die Ausstellungen sind mit ihren gruselig ausgestopften Tieren, Plastik-Obst und -Gemüse und Gesteinen zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig und alles andere als modern. Besonders ist allerdings die Juma Moschee und das Wahrzeichen der Stadt – das Kalta Minor.

Juma Moschee

Sie ist nach einer völlig anderen Art erbaut als die meisten usbekischen Moscheen. Die Bauweise der Juma Moschee ist älter und bietet keinen offenen Innenhof, der über die großen Portale erreicht werden kann. Vielmehr ist ihre Grundfläche beinahe in Gänze von einer Decke überspannt, die von 212 mit Schnitzereien verzierten Holzsäulen getragen wird.

Die Holzpfeiler stammen alle aus verschiedenen Epochen. Sie wurden von zerstörten Bauwerken vergangener Siedlungen wiederverwendet oder während Eroberungen nach Xiva gebracht. Nur ein Teil ist für den Zweck des Erbaus dieser Moschee gefällt und bearbeitet worden. Das lässt sich insbesondere an den vielen Mustern und Inschriften erkennen. Anders als in anderen Moscheen sind die Vorgaben für die Besichtigung nicht ganz so streng. Caro muss kein Kopftuch tragen und auch die Schuhe dürfen wir anlassen. Der Bereich zum Beten ist etwas abgeschirmt.

Kalta Minor

Das Kalta Minor ist ein unvollendetes Minarett. Es sollte einst das größte Minarett der islamischen Welt mit geplanten 80m werden – hat es aber aufgrund finanzieller Bredouillen nur auf 26m gebracht. Dennoch gilt es heute als Wahrzeichen der Stadt und ist mit den verschiedenen Blautönen eins der schönsten Bauwerke.

Fleißige Siesta

Wir legen wieder eine Mittagspause ein und planen unsere Weiterreise. Da ein Ausflug zum Aralsee (mal wieder) mit sehr kostspieligen Transportkosten verbunden ist und auch ein Ausflug zu den Schiffwracks schwer zu planen ist, beschließen wir Nukus auszulassen. Stattdessen wollen wir uns den ersten Tag des Melonenfestivals anschauen und noch einen erneuten Zwischenstopp in Samarkand einplanen. Da wir hier beim letzten Mal gesundheitlich etwas eingeschränkt waren, haben wir noch ein paar Sights offen. Von dort aus wird auch die Weiterfahrt nach Taschkent kein Problem sein. Daher besteht unsere Siesta Pause aus Recherche, Bahnticket-Stornierung, neuen Bahnticket-Buchungen, Hostel-Konversationen und dem Waschen unserer Dreckwäsche. Nicht zu vergessen: Wir widmen uns natürlich auch noch unserer riesigen Melone. Wir veranstalten wieder eine kleine Melonen-Metzelei im Waschbecken und freuen uns über die gekühlte Erfrischung.

Datenight

Für heute Abend verzichten wir schweren Herzens auf unseren Tupperdosen-Salat und haben uns einen Tisch auf der Dachterrasse „unseres“ Restaurants reserviert. Davor spazieren wir noch etwas durch die Stadt, das Licht ist abends einfach besonders schön. Wir gönnen uns schonmal ein erstes Bier, die Kaffeezeit haben wir leider verpasst. Vom Straßencafé beobachten wir die Menschen – lieben wir! Es gibt nämlich tatsächlich Tourist:innen, die sich an den Straßenständen mit Souvenirs eindecken. Faszinierend verfolgen wir, wie die Menschen sich bei über 30 Grad Fellmützen, Magneten und Plastik-Kinderspielzeug eindecken. Aber auch andere Cafébesucher:innen/Tourist:innen sind durchaus interessant zu beobachten.

Um kurz vor 8 Uhr (pünktlich wie wir Deutschen sind) nehmen wir unsere Plätze im Restaurant ein. Vielleicht hat uns auch der Hunger zu dieser Pünktlichkeit getrieben. Das Restaurant zählt definitiv zur Kategorie „Touri-Schuppen“, wir erfreuen uns trotzdem über den schönen Ausblick von der Dachterrasse und auf die Auswahl der Speisen. Es gibt nämlich vegetarische, traditionelle Gerichte, die wir natürlich testen. Es gibt verschieden gefüllte Ravioli – mit Ei und Kürbis, dazu ein bisschen Joghurt. Außerdem testen wir heute die typischen grünen Dill-Nudeln mit einer roten Gemüsesoße. Beides schmeckt sehr gut und ist eine willkommene Abwechslung zu unserem Salat. Salz und Pfeffer fehlt natürlich wie immer, aber damit ist natürlich jedes gute Touri-Restaurant ausgestattet. Etwas ungewohnt ist dabei die begleitende Musik eines Klarinettenspielers, der direkt neben uns ein bisschen Ed Sheeran Lieder in die Abendstimmung hinaustönt. Nicht ganz authentisch usbekisch. Wir haben einen sehr schönen Abend, genießen das Essen, die Stimmung und testen passend zum Essen auch noch einen usbekischen Weißwein. Dieser ist, wie zu erwarten war, nicht das beste Tröpfchen. Etwas sauer, obwohl hier die Trauben eigentlich sehr gut reifen müssten, oder? Auf dem Heimweg treffen wir dann noch eine richtige Schmusekatze, der krönende Abschluss eines schönen Abends.

Melonen Festival

Heute wollen wir uns mal anschauen, was das berühmt berüchtigte Melonenfestival in Xiva so kann. Nach dem Frühstück spazieren wir zum Osttor der Altstadt. Uns klappt schnell die Kinnlade herunter. Unsere Vorstellung sah ungefähr so aus: Eine kleine Bühne mit etwas Programm, ein kleiner Melonenturm (wie wir es schon auf Bildern gesehen haben) und vielleicht ein paar Getränkestände a la Kirmes in Deutschland. Aber nichts da. Eine riesige Bühne und zwei LED Leinwände wurden aufgebaut, daneben stehen mit Schleifen verhangene Autos, zur Verlosung. Überall stehen überdimensionale Pyramiden mit zahlreichen Melonen. In großen Zelten sind geschnitzte Melonen-Kunstwerke ausgestellt. Melonen, Melonen und überall noch mehr Melonen. So viele Melonen haben wir noch nie zu vor an einem Ort gesehen. Caros Highlight sind die als Melonen verkleideten Kinder, die weniger begeistert über die Gesamtsituation in einem Zelt sitzen. Wahnsinn, was hier aufgebaut und aufgefahren wird. Erste Tanzgruppen treten in der Mittagshitze auf, ansonsten ist noch nicht sooo viel los, zum Teil wird noch aufgebaut. Die Zelte erinnern uns ans Oktoberfest (mit Tee statt Bier) und die Dekoration an herbstliche Erntedankfeste in Deutschland. Dies ist übrigens auch die Idee des Melonenfestivals. Die Einheimischen ehren die Melone und feiern den Ernteertrag. Wir beschließen auf jeden Fall am Abend nochmal wieder zu kommen.

Unsere deutsche Herkunft scheint man uns wohl schon auf Entfernung anzusehen. Jedenfalls schreit ein Mann freudestrahlend „Guten Tag“ und kommt auf uns zu. „Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, …“, ruft er mit einem Daumen hoch, als er hört, dass wir tatsächlich Deutsche sind. Wir zeigen ihm auch den Daumen hoch. „Joseph Goebbels, Martin Bormann, …“, freut er sich weiter und erwartet, dass wir auch das super finden. Unsere Begeisterung dafür hält sich allerdings sehr in Grenzen und wir gehen weiter.

Nachdem wir in unserem Zimmerchen zu Abend gegessen haben, machen wir uns erneut auf den Weg zum Festival. Wir kommen kaum raus aus der Stadt. Die Tore sind vollgestopft mit Menschenmassen. Die Luft im Torzugang ist miserabel. Auf dem Festival-Platz ist die Hölle los. Menschen allen Alters strömen über das Gelände, essen Eis und schauen sich eine Hochseil-Balance-Show an. Ein Heißluftballon ist auch da und steigt, festgeschnürt an Seilen, immer wieder mit ein paar „Abenteuerlustigen“ für ein paar Meter in die Höhe. Für uns wenig reizvoll und spannend, aber für die Gäste des Festivals scheint es ein besonderes Highlight zu sein.

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Über Samarkand nach Taschkent

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