Cluburlauber

Just another Reiseblog

  • Startseite
  • Reiseberichte
    • Nepal
    • Indien
    • Pakistan
    • Kasachstan
    • Kirgisistan
    • Usbekistan
    • Tadschikistan
    • Malaysia
    • Singapur
    • Indonesien
    • Laos
    • Vietnam
    • Thailand
    • Taiwan
    • Südkorea
    • Japan
    • USA
    • Mexiko
    • Belize
    • Guatemala
    • El Salvador
    • Honduras
Indien  /  22. Mai 2023

Delhi (diesmal ohne Belly)

Welcome to Delhi

Wir erreichen Delhi am späten Abend. Da wir aber die gleiche Unterkunft wie bei unserem ersten Aufenthalt gebucht haben, ist es fast ein bisschen Gewohnheit. Dieses Mal haben sie beim Interieur des Zimmers allerdings noch eine Schippe drauf gelegt. In den kommenden Tagen schlafen wir im rosa-pinken Traum – herrlich.

Auch abends ist noch ordentlich etwas auf den Straßen los. Kein Wunder: Delhi hat über 16 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, in der gesamten Agglomeration sogar über 31 Millionen und ist damit (Stand 2021) die drittgrößte Metropolregion der Welt.

Mahatma Gandhi

Am nächsten Morgen starten wir den Tag mit einem der bedeutendsten Menschen der indischen Geschichte (guess who we are talking about..), der trotz der aktuellen Politik, als Bapu (Vater der Nation) gilt.

Wir laufen zu einem der drei Gandhi Museen. Der Eintritt ist frei und das Museum ist sogar klimatisiert. Ein Traum bei knapp über 40 Grad Außentemperatur. In einer Fotoausstellung ist das Leben von Ghandis Kindheit bis zu seinem Tod dargestellt. Etwas bizarr erscheint es uns, dass auch blutgetränkte Kleidung seines Todestages sowie eine animierte Darstellung seiner Herzfrequenz gezeigt wird (die so aussieht wie die Herzfrequenz eines Menschen eben so aussieht) und dass es vor allem diese beiden Dinge sind, die die besondere Aufmerksamkeit der indischen Besucherinnen und Besucher auf sich ziehen. In solchen Museen stellen wir auch immer wieder fest, dass Random-Gegenstände ausgestellt werden. Dass Gandhi sich beispielsweise nicht mit einem Philipps One Blade, sondern mit einem normalen Rasierhobel rasiert hat, ist zwar interessant, aber verglichen mit dem sonstigen Wirken vielleicht auch gar nicht sooo relevant.

Trotzdem lernen wir sehr viel über Gandhi, sein Leben und Wirken. Ein paar kleine Facts, die uns überrascht haben oder die uns besonders im Gedächtnis geblieben sind:

  • Mahatma bedeutet „Große Seele“ und ist ein Spitzname, der Gandhi verliehen wurde. Eigentlich heißt Gandhi mit Vornamen Mohandas Karamchand. Den Spitznamen hat er übrigens selbst nur widerwillig irgendwann angenommen und wollte diesem gerecht werden
  • Gandhi studierte in London, wo er viel über Demokratie, Sozialismus und weitere politische Theorien lernte, die ihn sehr in seinen eigenen Ideen beeinflussten
  • In der ersten Zeit als Anwalt in Indien war Gandhi einigermaßen unerfolgreich, da er sehr unter seiner großen Schüchternheit litt
  • Gandhis Idee von einem demokratischen Indien war eine Dezentralisierung mit kommunaler Selbstversorgung und -verwaltung. Der Staat wäre dann eine Gemeinschaft aus Gemeinschaften
  • Für Gandhi war die Wahrheit das höchste Gut (Satyagraha)
  • Das Spinnen eigener Stoffe und Kleidung mit einem Spinnrad wurde zum Symbol der Loslösung und der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien. Das Spinnrad ist auch heute noch Teil der indischen Flagge
  • Berühmt ist Gandhi vor allem für den Salzmarsch als Protest gegen die britischen Steuern auf des in Indien erbeuteten Salzes, das eigentlich den Inderinnen und Indern gehörte
  • Gandhi saß für seine Bestrebungen, seinen Freiheitskampf und seinen Einsatz für Menschenrechte in etwa 8 Jahre seines Lebens im Gefängnis
  • Seine Art des passiven Widerstands wurden später auch zunächst ein explizites Vorbild für Nelson Mandela
  • Gandhi wird heute von manchen Seiten mitverantwortlich für die tiefe Spaltung von Indien und Pakistan gemacht
  • Trotz seines großen Engagements für Kastenlose, das unbedingt gewertschätzt werden muss, lehnte Gandhi grundsätzlich ein Kastensystem nicht ab. Er entwarf ein eigenes Modell, das die Kasten zwar gleichstellen sollte, mit unserer Vorstellung von individueller Selbstverwirklichung allerdings nicht viel zu tun hat
  • Auch wenn Gandhi sich in seiner Zeit in Südafrika extrem für die indische Minderheit einsetzte und Rechte für sie erkämpfte, nicht zuletzt weil er selbst persönlich Opfer von Anfeindungen geworden ist, war er selbst ein Rassist gegenüber der schwarzen Bevölkerung Südafrikas und lehnte eine „Vermischung“ der indischen Bevölkerung mit „Kaffirs“ ab
  • Nachdem Gandhi mit seinem passiven Widerstand sehr erfolgreich in Südafrika und Indien gewesen ist, empfahl er auch den Jüdinnen und Juden in Deutschland den passiven Widerstand gegenüber den Nazis. Dabei schien er die Dimensionen des Hasses nicht verstanden zu haben und erntete insbesondere aus Europa und von Jüdinnen und Juden viel Kritik für diese Position
  • Unter der aktuellen hindu-nationalistischen Regierung Indiens wird Gandhis Bild leider immer mehr verzerrt und seine Haltung schlecht gemacht. Auch wird ihm vorgeworfen, mit seinen Ideen eher rückwärtsgerichtet gewesen zu sein und damit eine schnellere Entwicklung Indiens blockiert zu haben

Es folgt ein kleiner Spaziergang in der Hitze zur Verbrennungsstätte von Gandhi, dem Raj Ghat. Vor dem Eingang gönnen wir uns unserer erstes Eis in Indien und die kleine, schnell schmilzende Abkühlung genießen wir sehr.

Drinnen angekommen sehen wir einen großzügig angelegten Garten mit gepflegtem, strahlend grünen Rasen. Im Zentrum befindet sich die Verbrennungsstätte in Form eines großen Flächen Steins.

Hier ziehen wir unsere Schuhe aus und werden natürlich direkt nach dem ersten Selfie des Tages gefragt. Wir spazieren noch etwas durch den Park und machen uns im Anschluss mit der Bahn auf den Weg Richtung Zentrum.

Metro-Premiere

Richtig gehört bzw. gelesen. Es gibt in Delhi ein Bahnnetz, welches sowohl über- als auch unterirdisch fährt. Die Linien sind mit Farben gekennzeichnet und Konsti findet sich schnell mit den Buchungsprozessen am Schalter zurecht. Der Bereich ist klimatisiert und alles ist sehr modern. Zumindest die Hinweisschildern, dass man hier weder auf den Boden spucken, noch sich in der Bahn auf den Boden setzen darf (und an der Tatsache, dass man sich an Regeln hier nicht so wirklich hält), erinnern uns daran, dass wir noch in Indien sind.

Das Gepäck wird wie am Flughafen gescannt und jede Person muss einmal durch den Scanner gehen. Selbstverständlich gibt es eine Frauen- und eine Männerschlange, wobei Schlange in der Regel nicht bedeutet, dass man sich einreiht, sondern so weit wie möglich an allen anderen vorbeiläuft, um dann kurz vor dem Ziel einzuscheren. So ist es hier üblich.

Jetzt aber: Go Capitals!!

Wie im letzten Artikel geschrieben, waren wir bei unserem ersten Stop in Delhi nicht ganz so erfolgreich beim Kauf der Cricket-Tickets. Da wir 🦊 die Tickets dann aber direkt im Anschluss an unseren ersten Anlauf online gebucht haben, können wir diese direkt am Samstagmorgen am Ticket Office abholen. Wenn man erstmal weiß wie es geht, ist es gar nicht kompliziert: QR-Code scannen lassen, Pass vorzeigen, Ticket entgegennehmen.

Unsere Vorfreude steigt und nach langer (für unsere Verhältnisse 😉) Abstinenz wollen wir uns heute zur Feier des Tages ein erfrischendes Bier (oder vielleicht auch zwei) gönnen. Der Ausschank von Alkohol ist hier nur in Bars erlaubt und der Erwerb lediglich in speziellen Alkohol-Shops. Auch im Stadion wird es heute Abend kein Bier geben.

Warm-Up

Daher suchen wir uns Im Stadtzentrum die ein oder andere Lokalität raus. Die Türen des vielversprechend klingenden „The Beer Cafés“ sind mit Ketten verriegelt und wir landen schließlich im „My Bar Headquarters“ im zweiten Obergeschoss eines großen Gebäudes am belebten Connaught Place mitten in Delhi. Es ist ca. 15:30 Uhr und beim Hochgehen der Treppen spaßen wir noch, dass wir bestimmt die einzigen Gäste sind und ob wir überhaupt schon ein Bier bekommen. Falsch gedacht, als wir oben angekommen um die Ecke biegen, werden wir überrascht. Und wie. Der Raum ist riesig. Es gibt eine große Bar in der Mitte. Große Schilder mit Leuchtschrift. Auf zahlreichen Bildschirmen läuft Cricket. Fast jeder Tisch ist besetzt. Auf den Tischen stehen viele „Biertower“, die uns eher an kleine Kaugummi-Automaten erinnern, Shishas und Essen. Wahnsinnig laute Musik schallt uns entgegen und wir verstehen fast kein Wort. Eine Kellnerin fragt Konsti, ob wir einen ruhigen Platz bevorzugen – aber gerne. Wir laufen (staunend und perplex) einmal durch den großen Raum und landen etwas weiter hinten. Selbst hier ist es noch wahnsinnig laut, aber immerhin haben wir einen guten Blick auf das Geschehen im Zentrum. Wir bestellen uns einen Snack und das erste Bier. Es schmeckt vorzüglich und während wir die Abkühlung genießen, beobachten wir das Treiben.

Es werden die größten Hits von Las Ketchup, Panjabi MC und Ed Sheeran gespielt. Das sorgt unweigerlich dafür, dass eine Tanzfläche eröffnet wird und die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht. An den Hinweisschildern „Dance floor only for couples“ scheint sich niemand zu stören. Hier und da laufen auch mal ein paar Kinder von links nach rechts, klar. Wahnsinn, was sich hier an einem Samstagnachmittag in dem doch etwas konservativen Indien hinter den Mauern eines unscheinbaren Gebäudes abspielt. Uns gefällts und wir trinken noch ein Bier. Danach machen wir uns langsam auf den Weg Richtung Stadion.

Arun Jaitley Stadium

Wir gönnen uns noch ein köstliches Papdi Chat und ein Paneer Chilla am Straßenrand.

Es ist wahnsinnig viel los und überall am Straßenrand werden Flaggen, T-Shirts und weitere Accessoires verkauft. Heute spielen die Delhi Capitals gegen die Punjab Kings. Wir erstehen für 50 Cent eine Flagge der Capitals. Keine 5 Minuten später sind wir im Stadion und ratet mal, was dort umsonst in großen Mengen verteilt wird. Richtig: Flaggen, T-Shirts, Schilder und aufblasbare Stangen. Wir hatten zwar im Vorfeld gelesen, dass hier umsonst Merch verteilt wird, konnten das aber nicht so ganz über unsere bisherigen Eindrücke von Indien legen. Ein gutes Geschäftsmodell dennoch, die höchstwahrscheinlich beim letzten Spiel weggeworfenen Flaggen am Eingang wieder zu verkaufen. Eine optimistische Dame hat uns die erste Flagge übrigens für 500 Rupien, umgerechnet 5,55 € angeboten 😅. Wir lehnen normalerweise den Partnerlook strikt ab, lassen uns aber passend ausstatten.

Drinnen gibt es viele Essensstände und statt Bier, gibt’s Wasser, Limo und Cola. Letztere schmeckt übrigens schlimmer als jede Freeway Cola von Aldi. Es ist immer noch sehr heiß und der Schweiß läuft uns den Rücken runter, während wir die Stufen zu unseren Plätzen erklimmen. Die Aussicht ist besser als erwartet und man erkennt (entgegen Caros Vermutung) sogar den Ball.

Diiiillii!

Kurzer Einschub, falls ihr euch über unsere Lautschrift wundert. Delhi wird auf Hindi eigentlich Dilli ausgesprochen. Woher das Wort etymologisch stammt, dazu gibt es verschiedene Thesen. Aber ein kleiner Funfact: Ursprünglich wurde Delhi noch „Dehli“ geschrieben. Die für uns etwas ungewöhnliche, heutige Schreibweise mit dem h hinter dem l beruht wahrscheinlich auf einem einfachen Schreibfehler von Beamten der Britischen Ostindien Company. Daher gibt es inzwischen auch Bestrebungen, es anderen Städten in Indien nachzumachen und die Schreibweise in „Dilli“ zu ändern. Auch schreiben wir hier bewusst nie Neu-Delhi, da man vermutlich einen eigenen Artikel nur zu diesem Thema schreiben könnte. Neu-Delhi hat nämlich verschiedene Definitionen: Mal ist es ein geografischer Begriff für das ursprünglich planmäßig angelegte Regierungsviertel der Briten, mal ein eigener Verwaltungsbezirk und mal nennt man einfach alles, was nicht Old Delhi ist, Neu-Delhi.

Das Spiel geht pünktlich mit dem Runterzählen eines Countdowns los und wir sind sehr gespannt. Da unsere Kenntnisse über Cricket sich auf die Basics beschränken, haben wir uns vorab natürlich ins Regelwerk eingelesen, ein Erklär-Video bei Youtube und ein Spiel im Stream angeschaut 🤓 Caro hat dabei noch ein paar Fragezeichen im Kopf, aber tatsächlich löst sich das ein oder andere im Laufe des Spiels in Luft auf. Die Heimmannschaft beginnt mit dem Werfen und Punjab hat etwas Schwierigkeiten ins Spiel zu kommen. Unser Sitznachbar quatscht Konsti an und stellt sicher, dass wir auch die Regeln kennen. Als kurze Zeit später die ersten „Punjab-Rufe“ aus dem Publikum hinter uns kommen, ist er der erste lautstark „Diiiiiillii“ entgegensetzt.

Der Ohrwurm begleitet uns noch über das Spiel hinaus. Ab und zu bekommen wir einen tollen Schlag zu sehen, aber zugegebenermaßen ist es zwischendurch etwas langwierig. Das erste Inning dauert mehr als 90 Minuten, da sind wir einfach anderes gewöhnt. In der Pause werden die Zuschauer:innen mit einer Glühwürmchen- und Lasershow wachgerüttelt. In der zweiten Hälfte stellt sich schnell heraus, dass sich die Anzahl der Schläger der Delhi Capitals schnell minimiert. Schlecht für die Heimmannschaft und der Sieg rückt in weite Ferne. Zusammenfassend können wir auch sagen, dass Cricket im Grunde genommen nur eine Mischung aus Baseball, Brennball und Flunkyball ist. Für weitere erklärende Worte und Fragen, könnt ihr euch aber natürlich jederzeit an die neuen Cricket-Expert:innen wenden. Es war auf jeden Fall eine stimmungsvolle und coole Erfahrung, unsere favorisierten Sportarten werden wir wahrscheinlich trotzdem nicht wechseln. Zurück in der Unterkunft gönnen wir uns noch eine notwendige Dusche und fallen dann müde ins Bett.

Discounter Feelings

Nach Konstis Google Recherche steht auf unserem heutigen Tagesprogramm der Ausflug zu einem Supermarkt. Wir haben ein paar Dinge auf der Liste, die hier in keinem der Kioske zu finden sind. Der sogenannte Supermarkt liegt etwas außerhalb. Eintreten dürfen wir erst, als die Reißverschlüsse unseres Rucksacks mit einem kleinen Kabelbinder zugebunden worden sind. Das Wasser in der Außentasche bekommt einen Aufkleber. Dann haben wir es geschafft, wir sind drin. In einem dreistöckigen Supermarkt, den man mit einem deutschen Real vergleichen kann. Unten sind Lebensmittel zu finden, darüber auch Drogerieartikel und ganz oben Kleidung. Die Etagen erreicht man über Gänge, die sich hervorragend eignen, um mit dem Einkaufswagen runter zu düsen. Den Spaß lassen wir uns nicht nehmen. Wir sind ein bisschen im siebten Himmel und erkunden erstmal die Umgebung. Wir finden Deo, eine Tupperdose und sogar eine Bambuszahnbürste. Obwohl wir Nähzeug auf unserer Packliste hatten, hat es nicht seinen Weg in unsere Rucksäcke nicht gefunden. Es war klar, dass uns dieses Thema früher oder später einholt. Spätestens jetzt, als Caros Hose auf dem Weg nach Delhi gerissen ist, sollten wir uns diesem Problem widmen. Und ja, wir werden fündig. Eigentlich bräuchten wir nur eine Nadel und ein bisschen Garn. Jetzt sind wir stolze Besitzer:innen eines kleinen Näh-Kits mit diversem Nähgarn-Farben. Wir haben nun also jedes Mal die Qual der Wahl, ob wir die Löcher in unseren Klamotten mit lilafarbenen, orangen oder gelben Garn retten möchten. Sollte mal ein Knopf von zu vielen Samosas abplatzen, sind wir auch hier bestens aufgestellt. Haben ist schließlich besser als brauchen.

Beim Durchqueren der Gänge fällt uns Nutella und Milch-Mädchen ins Auge. Klar, das gibts natürlich überall auf der Welt. Wir zügeln unsere weiteren Gelüste und machen uns auf den Weg zur Kasse.

Akshardham Tempel

Im Anschluss machen wir uns mit der Metro auf den Weg zum Akshardham Tempel. Dieser ist erst 2006 eröffnet worden und zeigt Jahrtausende traditioneller und moderner hinduistischer Kultur, Spiritualität und Architektur.

Hier herrscht strenges Handyverbot. Richtig gehört, wir müssen unseren Rucksack inkl. Handy am Eingang abgeben. Danach müssen wir durch einen Personenscanner. Schade um die Fotos, die wir nicht machen können, aber gut: Wenn wir keine Fotos machen können, können das auch die anderen nicht und wir freuen uns auf einen Selfie-freien Aufenthalt. Wir merken, dass wir und viele andere sich dadurch mehr auf den Tempel selbst konzentrieren können. Im Mittelpunkt der gesamten Anlage steht das großartige Akshardham Tempelmonument, errichtet aus roten Sandstein und weißem Marmor. Zu den Besonderheiten dieses 43 m hohen, 96 m breiten und 109 m langen Gebäudes zählen seine 234 kunstvollen Säulen, 9 großartige Kuppeln, 20 Fialen (Spitztürmchen) und die über 20.000 kunstvoll gearbeiteten Skulpturen. Man sagt: Dieses ohne die Verwendung von Eisen errichtete Monument belebt alte indische Architektur und Baukunst wieder.

Copyright: Marginal Revolution
Copyright: Marginal Revolution

Es sind viele Einheimische hier, zwischendrin sieht man auch vereinzelt Tourist:innen. Alles ist sehr modern, sauber und beeindruckend. Die Außenfassade ist sehr detailreich. Besonders die Elefanten-Figuren gefallen uns besonders gut. Wir sind uns bewusst darüber, dass ihr unsere professionellen, individuell zusammengestellten und perfekt belichteten Fotodokumentationen gewöhnt seid. Leider müssen wir in diesem Fall auf Stockfotos aus dem Internet zurückgreifen. Entschuldigt bitte diesen Umstand und die Zumutung dieses Bildmaterials. Dennoch möchten wir euch dieses doch sehr ansprechende Gebäude zeigen. Jeden Abend findet hier eine kleine Wasser- und Lichtshow statt. Heute ohne uns, wir machen uns wieder auf den Weg in die Stadt. Wir wollen uns ein Café suchen und Pläne für die Weiterreise schmieden.

Pakistan – wir kommen! Oder doch nicht?

Als nächstes steht auf unserer Reise Pakistan auf der Liste. Eigentlich haben wir schon in Rishikesh unser Visum online beantragt und bezahlt. Dann erreichen uns die aktuellen Nachrichten, dass es nach der Verhaftung von Imran Khan zu Aufständen und Unruhen im Land kommt. Aktuell fehlen sowieso noch Unterlagen für die Genehmigung des Visums, also haben wir die Entscheidung erst einmal vertagt. Angekommen im italienischen Café vertiefen wir bei einem Flatwhite unsere Gedanken. Geben wir weitere 150 Euro für den fehlenden Letter of Invitation aus und wie ist die aktuelle Lage in Pakistan? Wir schreiben unsere bereits gebuchten Unterkünfte an, suchen Backpacker auf Instagram und schreiben auch diese an. Die Einheimischen scheinen die Lage etwas entspannter einzuschätzen. Auf die Frage, ob wir aktuell nach Pakistan reisen können, bekommen wir von unserem Host in Islamabad die Rückmeldung „Not right now Sir.“, nur um eine Minute später nachzuschieben „But in one week everything will be fine“. Und wir? Wir wissen immer noch nicht, wie wir uns entscheiden sollen. Wir schreiben ebenfalls nochmal dem zuständigen Mitarbeiter, der sich um die Bearbeitung unsers Visum kümmert und schreiben auch die deutsche Botschaft in Islamabad an.

Chilling in Delhi

Wir spazieren in Richtung India Gate und suchen uns im angrenzenden Park einen Platz auf der Wiese. Um uns herum picknicken Familien und genießen die schöne Stimmung am Abend. Mitten in der Stadt ist dies eine kleine Ruheoase. Dennoch hat man hier einiges zu sehen. Ab und zu bekommen wir Besuch von Verkäufern, hier gibt es mal wieder alles, was das Herz begehrt – Zuckerwatte, Wasser, Brot und sonstige Naschereien. Wir gönnen uns ein Eis und beobachten die vorbeilaufenden Menschen und Verkäufer, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Dort angekommen essen wir zu Abend und arbeiten noch den Rest des Abends an unserem Rishikesh-Artikel. Der bisher umfangreichste Artikel nimmt Zeit in Anspruch, aber wir freuen uns, als wir gegen 1 Uhr nachts online gehen können, um euch den Start in die Woche zu versüßen.

Lost children of Delhi – Stadtführung mal anders

Ausgerechnet heute klingelt unser Wecker recht früh. Um 10 Uhr haben wir eine Stadtführung gebucht, auf die wir uns schon sehr freuen. Uns erwartet heute eine Führung der etwas anderen Art. Die Non-Profit-Organisation Salaam Baalak Trust führt die Teilnehmenden durch die Straßen, die man (insbesondere am Abend) besser nicht alleine besuchen sollte. Im Fokus stehen die verlorenen Kinder von Delhi, vor allem im Bereich um den Bahnhof von Neu-Delhi und im Stadtteil Paharganj. Laut unserem Guide Junaid, der selbst 4 Jahre auf der Straße überlebt hat, leben über 20.000 Kinder auf den Straßen von Delhi. Warum sie hier leben, dafür gibt es viele Gründe: Viele sind auf der Suche nach Geld, auf der Flucht und manche sind einfach „verloren“ gegangen. Nachts schlafen sie auf den Dächern des Bahnhofs und bemühen sich darum, möglichst unauffällig zu sein. Sie sind hier vielen Gefahren ausgesetzt, es gibt Mafia-Strukturen und viele Banden. Wir werden schon zu Beginn darauf hingewiesen, dass wir den bettelden Kindern bitte kein Geld und auch nur offenes Essen geben sollen. Wir sind verwundert, dass sich die Kinder mit erbetteltem Geld nicht etwas zu essen kaufen, sondern das Geld primär für Drogen und für Entertainment ausgeben. Essen scheint aber kein echtes Thema zu sein, da es beispielsweise in den Gurdwaras der Sikh, aber auch in den Moscheen kostenfreies Essen für alle gibt. Die Kinder träumen im echten Leben von dem Happy End der Bollywood-Filme. Salaam Baalak versucht die Kinder von der Straße zu holen, zurück in die Familien zu bringen und ihnen den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Junaid zeigt uns Orte, an denen die Kinder übernachten, wo sie nachts gesammelte Flaschen verkaufen und auch wo die erste Anlaufstelle für Kinder beim Bahnhof ist. Hier bekommen die Kinder Unterricht und am Freitag werden den ganzen Tag Filme gezeigt. Wir stellen wahnsinnig viele Fragen und bekommen viele Antworten. Seltsamerweise werden wir als Deutsche vor allem auf ein Thema angesprochen, an das wohl die meisten als erstes bei Deutschland denken: Naja, ihr könnt es euch vielleicht denken. Auch Junaid erzählt uns seine persönliche Geschichte und wir sind sehr berührt. Gleichermaßen haben wir den größten Respekt, wie er gleichzeitig mit einem breiten Lachen vor uns sitzt, ein sehr gutes Englisch spricht und von seinem Traum ein richtiger Tourguide zu werden spricht. Auch er hat heute wieder einen guten Kontakt zu seiner Familie. In dem Gebäude der Organisation, wo wir nun sind, zeigt er uns auch die kleinen Erfolgsgeschichten von ehemaligen Kindern, die jetzt auf der ganzen Welt verstreut leben, studieren und geheiratet haben. Sogar Prince William und Kate haben der Organisation schon einen Besuch abgestattet und Salaam Baalak wurde als erste indische NGO im weißen Haus von Michelle Obama persönlich ausgezeichnet. Zum Ende der Tour lernen wir ein paar Kinder der Unterkunft kennen, sprechen und spielen mit ihnen Daumen-Catchen. Wirklich toll, was Salaam Baalak leistet – danke für diese tolle Führung.

Lodi Gärten

Gegen Nachmittag machen wir uns auf den Weg in den Lodi Garten. Naomi, die Italienerin, die wir auf unserer Zugfahrt kennengelernt haben, hat uns diesen empfohlen. Etwas außerhalb der Stadt liegt der Park in einem besseren Wohnviertel. Hier sind große Häuser von hohen Mauern umgeben. Es sieht so aus, als wenn hier vor allem Politiker:innen oder Mitglieder der Botschaft wohnen. Angekommen im Park wissen wir sofort was Naomi meinte. Hier ist es wunderschön ruhig, der Garten ist weitläufig und kleine Wege führen hindurch. Von einer Bank beobachten wir viele tobende Streifenhörnchen, grüne Wellensittiche (wie diese, die die Innenstadt von Köln unsicher machen), bekommen Besuch von einer liebesbedürftigen Hündin und beobachten angehende Yogis. Wir spazieren in aller Ruhe durch den Park und genießen das Kontrastprogramm zum trubeligen Delhi.

Dann bekommen wir einen Anruf. Die für das pakistanische Visum zuständige Agentur in Frankfurt ruft uns an. Sie können uns (verständlicher Weise) keine Empfehlung für die Einreise geben. Allerdings sagen sie uns, dass wir ein anderes Visum beantragen sollen. Dafür müssen wir allerdings das alte Visum stornieren. Wir machen uns auf den Heimweg und kümmern uns direkt darum. Wir sind sehr gespannt, ob es mit dem Visum klappt und wie es weitergeht.

Am nächsten Morgen starten wir entspannt in den Tag, bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen.

Tschüss Delhi und auf nach Amritsar.

Beitrags-Navigation

Auf den Spuren der Beatles in der Yoga-Hauptstadt Rishikesh
Amritsar – Stadt der Sikh und einer weirden Grenzzeremonie

Share your thoughts Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt

Impressum

Datenschutzerklärung

  • Elara by LyraThemes