Pokhara, schön wars!
Aber nun ist es Zeit, weiterzufahren. Und so stehen wir pünktlich um 7 Uhr am Busbahnhof in Pokhara und steigen nach einem schnellen Kaffee in den Mountain Overland Bus in Richtung Süden.
Unser nächstes (und wahrscheinlich letztes) Ziel in Nepal ist der Chitwan Nationalpark. Dieser liegt im Terai, der südlichsten von 3 Regionen in Nepal (die anderen beiden sind das Hochgebirge und das Mittelland ). Im Terai leben 47 % der Nepali, obwohl es nur einen kleinen Teil der Landesfläche ausmacht. Das macht es zu einem wichtigen Wirtschaftsraum.
Der Bus holpert zunächst wie auch schon auf der Fahrt über unzählige Baustellenpisten, auf denen gerade schmucke neue Straßen entstehen. Wir fragen uns, ob die Finanzierung dafür nur aus Nepal kommt oder ob da ggf. noch der ein oder andere Nachbar seine Finger mit im Spiel hat.
Nachdem wir an einer kleinen Demo vorbeifahren, die wir leider nicht ganz einordnen können, bei der es aber ganz gut zur Sache ging, machen wir Pause und sehen ein paar Hühner mit kleinen Küken umherstolzieren. Gutes Pausenentertainment. Die Temperatur steigt immer weiter, die Warnschilder vor Tigern und Nashörnern mehren sich, wir kommen dem Nationalpark wohl immer näher.


Der Chitwan-Nationalpark ist der erste Nationalpark Nepals und ist, was seine Bewohner angeht, vor allem bekannt für die stetig wachsende Tiger- und Nashornpopulation. Aber auch alle anderen Tiere und Pflanzen, die sich im Dschungel wohlfühlen, findet man hier.

Als hätte Rudi Cerne es geahnt, endet direkt bei Ankunft auch unser Podcast (bitte googlet den Namen Fridolin Pfanner) und wir erreichen die Bus Station in Sauraha. Zu unserer Freude stehen bereits Tuk Tuks bereit. Ein Verkehrsmittel, das wir beide lieben und das wir bisher in Nepal vermisst haben. Damit geht aber auch einher, dass wir nach Verlassen des Busses belagert werden von Fahrern, die uns alle gerne zu unserer Unterkunft bringen möchten. Nach 7 Stunden Busfahrt ist uns allerdings trotz der drückenden Hitze eher danach, die Beine etwas zu bewegen. Wir laufen also die halbe Stunde zum Guesthouse und werden dort sehr freundlich mit einem Glas Zitronenwasser begrüßt. Nachdem wir unser Gepäck im Zimmer abgelegt haben, laufen wir noch etwas durch die Stadt und schauen uns Sauraha an, das im Wesentlichen auf Safari gepolt ist. Über das Guesthouse buchen wir gemeinsam mit einem anderen deutschen Pärchen eine Safari für den kommenden Tag.




Safari
Ausgestattet mit Lunch Paket vom Guesthouse werden wir am kommenden Morgen früh von einem Tuk Tuk abgeholt. Wir treffen unseren Guide und setzen per Boot über den kleinen Fluss, um in den Nationalpark zu kommen. Dort warten bereits viele Jeeps, um die Touristen zu fahren. Selbst unser Guide wird von einem Fahrer angesprochen, ob wir nicht mit ihm fahren wollen. Schön, dass es nicht nur den Touris so geht. 🙂


Wir starten unsere Tour und sehen schnell die ersten Vögel, Pflanzen, Termitenhügel, Pfauen und Affen. Wir treffen eine Gruppe, die kurz vorher einen Bären gesehen hat und Fotos davon zeigt. Als wir an der Stelle vorbeifahren, ist der Bär aber wohl schon wieder im Unterholz am Steine umdrehen und Ameisen naschen. Kurz darauf sehen wir aus der Ferne auch schon die ersten Nashörner…






Immer wieder sehen wir an einigen Stellen verbranntes Gras. Man erklärt uns, dass das Absicht sei und man bewusst immer Teile anzündet, da im Nachgang dann dort schneller frisches Gras nachwächst. Na gut. Bei Feuer und Flamme haben wir was anderes über Waldbrandgefahr gelernt.
Das Nashorn
Ganz gespannt schauen wir immer von links nach rechts und versuchen selbst als erstes ein neues Tier zu erspähen. Das große Nashorn, welches direkt in ca. 10 Meter Entfernung quasi neben uns steht, fällt uns wohl allen gleichzeitig auf. Wir halten den Atem an und sind ganz leise. An dieser Stelle sollte man vielleicht dazu sagen, dass Nashörner weder gut sehen noch hören können. Was bei den süßen und behaarten Ohren kaum vorstellbar ist. Dafür ist der Geruchssinn umso ausgeprägter. Aus diesem Grund folgt nun der ultimative Livehack für eine Nashorn-Gefahren-Situation: Auf der Flucht unbedingt Teile der Kleidung abwerfen und in die andere Richtung rennen, dies führt zur Irritationen beim Nashorn. Wobei man zugeben muss, dass alleine die bildliche Vorstellung dieser Situation schon zu Irritationen führt. Zurück zu unserer Begegnung: Hier hat das Nashorn wohl schnell genug von unseren Ausdünstungen sowie weiteren Gerüchen, da es seine Reise schnell durch das hohe Grad fortsetzt. Wir sind dennoch hellauf begeistert, dieses Tier (und vor allem diese Ohren) aus nächster Nähe gesehen zu haben.
Kurze Zeit später folgt direkt die nächste Bekanntschaft. Dieses Mal ist ein Nashorn Weibchen in Begleitung ihres Kindes unterwegs. Statt „links rechts links“ zu schauen, fokussiert sich die Nashorn-Dame vor der Überquerung der Straße auf uns. Bleibt kurz stehen, schnuppert und setzt dann die Reise mit dem jungen Nashorn fort. Die Kinder bleiben übrigens 3-6 Jahre bei ihren Eltern und eigentlich sind Nashörner eher Einzelgänger:innen. Wobei wir sie durchaus hier und da gemeinsam haben im Wasser planschen sehen. Dort verbringen sie nämlich auch sehr gerne einen Teil ihres Tages zur Abkühlung.
Ein weiteres Nashorn Highlight wollen wir euch nicht vorenthalten: Gegen Mittag machen wir Pause am Fluss, leicht erhöht über einem Feld. Uns während wir so unseren Fried Rice Essen und die weiteren Inhalte des Lunchpakets inspizieren, hören wir aus der „Ferne“ laute Geräusche von einem Nashorn-Gerangel. Wir versuchen einen Blick zu erhaschen und unser Guide sieht zwei Nashörner näher kommen. Und was macht ein guter Guide? Er bleibt entspannt und führt uns näher an die Tiere heran. Konsti wird mit der Kamera vorgeschickt und scheint zumindest auf die 30 Meter keinen unangenehmen Duft zu verströmen. Das Nashorn schaut ganz interessiert in unsere Richtung und scheint dabei sein schönstes Lächeln zu zeigen. Es verweilt einen Moment und setzt dann langsam den Rückwärtsgang ein. Wahnsinn, wir sind ganz aus dem Häuschen, dass wir das erleben konnten.



Kein Tiger weit und breit
Jetzt fehlt nur noch der heiß herbei gesehnte Tiger. Aber obwohl es wahnsinnig heiß ist, möchte heute kein Tiger ein Bad an der beliebten Poolarea am Fluss nehmen. Wir sehen zwar Spuren im Sand, aber sonst lässt sich keine große Miezi blicken. Respekt hatten wir davor natürlich schon. Schließlich ist mit der steigenden Tigerpopulation, die sich in den letzten 10 Jahren in Nepal mehr als verdoppelt hat, auch die Anzahl der menschlichen Todesopfer gestiegen. Mindestens 62 Personen verloren in den letzten drei Jahren ihr Leben durch einen Tigerangriff.


Unser Guide, der übrigens den Spitznamen Harry trägt, erzählt uns darüber hinaus noch folgendes: Wenn ein „maneater“ tiger (wir haben lange gebraucht, um zu verstehen, was er meint und hatten danach alle einen Ohrwurm) einen Menschen tötet und im Anschluss verspeist, wird der Tiger eingefangen, damit er keine weiteren Menschen tötet. Angeblich weil wir für die großen Katzen sehr köstliche, salzige Leckerbissen sind. Die Tiger müssen dann nochmal die Schulbank drücken und kommen ggf. zu einem späteren Zeitpunkt wieder frei. Wie ihr euch denken könnt – wir konnten dazu keine Studien, Erfahrungsberichte oder die Gegendarstellung eines Tigers finden. Deshalb ist diese Geschichte bitte mit Vorsicht zu lesen.
Die Gefahren einer Safari
Natürlich fragten wir Harry interessiert, ob er schonmal in gefährlichen Situation während einer Safari war. „Ja, natürlich.“ antwortet er gelassen. Wir kommen vom Hölzchen auf Stöckchen und dann erzählt er, dass viele Touristen nach Chitwan kommen, Magic Mushrooms konsumieren und sich dann im Anschluss nicht mehr ganz zurechnungsfähig im Nationalpark aufhalten. Was wiederum ein erhöhtes Risiko für einen Tierangriff bedeuten kann. Magic Mushrooms? Hier? Ja, tatsächlich. Das konnten wir im Anschluss googlen. Im Herbst kann man sie wohl am besten finden.
Das Leid der Elefanten
Auch hierzu möchten wir noch ein paar Worte loswerden. Schon bei der Ankunft in Sauhara kamen uns auf der Straße Elefanten entgegen, die von Menschen geritten wurden. Direkt an der Straße gab es Unterstände, in denen Elefanten ohne jeglichen Auslauf festgekettet waren. Besonders im Nationalpark kamen uns mehrfach Einheimische auf Elefanten entgegen. Diese wahnsinnig schönen und imposanten Tiere gehen direkt an uns vorbei und strecken ihren Rüssel kurz zu uns in den Jeep. Als der kleine Babyelefant den Großen kaum durchs hohe Gras folgen kann, ein kleines, raues, ungeübtes Törööö von sich gibt, schlagen unsere Herzen höher. Es macht uns wahnsinnig traurig, dass diese schönen und wunderbaren Tiere auf diese Art gehalten werden. Das möchten wir natürlich nicht unterstützen und schon gar keine Fotos davon machen.
Nach fast 10 Stunden unterwegs kommen wir etwas erschöpft zurück. Mit Judith und Fabian setzen wir uns zum Sonnenuntergang in eine Bar direkt gegenüber des Nationalpark und essen zu Abend. Passend dazu sehen wir noch einen freilaufenden Elefanten und zahlreiche Rehe, die zum Wasser kommen und sich von uns verabschieden.
