Unser kleines Standort-Rätsel auf Instagram hat so einige von euch irritiert. Ein paar sind auf das richtige Ergebnis gekommen: Für zwei Nächte geht es für uns in die Cameron Highlands ins Landesinnere von Malaysia.
Benannt ist dieses Gebiet nicht etwa nach Cameron Diaz, sondern nach William Cameron, einem Landvermesser der britischen Kolonialregierung, der dieses Gebiet 1885 bei einer Kartografierungsexpedition entdeckte. Die Cameron Highlands sind Teil der Bergkette, die die malaysische Halbinsel in Nord-Süd-Richtung durchzieht. Sie sind ca. 200 km von Kuala Lumpur entfernt. Aufgrund der Höhenlage bieten sie ein verhältnismäßig angenehm kühles Klima, was für Tourist:innen und Einheimische sehr verlockend erscheint. Das dachten sich übrigens auch schon einige Briten während der Kolonialzeit. Daher gibt es hier mehrere traditionelle Gästehäuser im Tudor-Stil und einen Golfplatz. Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft eine wichtige Einnahmequelle der Region. Neben Erdbeeren, (grünem) Spargel, Blattgemüsen und Rosen wird vor allen Dingen Tee angebaut.
Willkommen in Tourist-City
Heute sind wir besonders froh, dass wir uns eigentlich immer Reiseblogs durchlesen. Sie sind in der Regel sehr informativ und geben einen netten Überblick über die Highlights einer Region. Heute haben sie uns etwas vorgewarnt. Die Cameron Highlands sind eine absolute Touri-Attraktion in Malaysia und dementsprechend bekommen die Dörfer im den Bergen Besuch von in- und ausländischen Besucher:innen. Und wie geht Malaysia damit um? Die bauen große Hotels, viele große Hotels. Und dazu auch noch sehr hässliche. Wir fahren durch die Berge, einen grünen Dschungel, es regnet und die Aussicht aus dem Bus ist traumhaft schön. Dann kommen wir an. In unserem Albtraum von einem Urlaubsort. Hochhäuser, Touri-Shops und natürlich zahlreiche Anbieter von Jeep-Touren in die Teeplantagen. Von der Busstation nehmen wir nochmal ein Taxi und fahren durch ein zweites Dorf weiter außerhalb in einen kleineren Ort. Auch hier sind wir nicht in einem kleinen idyllischen Dorf, auch hier sieht es sehr touristisch aus, nur in kleiner. Unser Hostel ist einfach, aber sauber und relativ neu. Mal wieder ein Capsule-Hostel.

Wir haben schon Hunger und nach dem Checkin gehen wir direkt etwas essen. Kurz den Berg runter zur nächsten Garküche. Diese liegt quasi in einer Art Freizeitpark-Halle. Um uns rum sind kleine und laute Fahrgeschäfte, Plüschtierstände und weitere Garküchen. Alle Gerichte sind mit Fleisch, aber auf Nachfrage bekommen wir ein Nudel- und ein Reisgericht.


Es schmeckt sehr gut und wir zahlen umgerechnet 4 Euro für alles zusammen. Nach einem Abstecher zu 7-Eleven für einen Frühstückseinkauf geht’s für uns auch schon in unsere Schlafkapseln.
Der frühe Vogel hört den Dschungel
Heute geht es früh los, wirklich früh. Der Wecker klingelt um 5 Uhr und um viertel vor 6 treten wir nach dem ersten Kaffee den Weg an. Der Vorteil unserer Unterkunft: Wir können direkt zu Fuß losgehen. Es ist draußen noch stockdunkel. Mal wieder zahlt sich unsere Stirnlampe aus, denn die Straße ist zwar geteert, aber es gibt einige Schlaglöcher und auch Autos können uns so natürlich besser sehen. Unser erstes Ziel: Sonnenaufgang zwischen den Teefeldern an einem der markierten Aussichtspunkt. Und: Gegen den Touri-Strom. Wir erhoffen uns durch das frühe Aufstehen, dass wir den Touris aus dem Weg gehen können. Sagen wir mal so, es ist auf jeden Fall kein anderer Fußgänger unterwegs. Irgendwann werden wir von ein paar vollbesetzten Jeeps überholt, die wir aber wieder einholen. Sie stoppen, wir gehen weiter und sind so ca. 15 Minuten später ganz alleine bei unserem Aussichtspunkt. Passend zum Sonnenaufgang sind auch die erhofften Teeplantagen um uns rum. Wir erfreuen uns sehr an diesem schönen Ort und dass wir ganz alleine sind.








Dschungelvibes
Wir laufen weiter bergauf und sichten immer mehr riesige Gewächshäuser und Felder, auf denen Gemüse angebaut wird. Denn auch dafür ist diese Region hier bekannt. Insbesondere für den Anbau von Erdbeeren, Gemüse und Wohnzimmerpflanzen. Hier wird in der Frühe auch schon gearbeitet und geerntet. Je höher wir gehen, desto weniger Anbau und umso mehr Wildnis ist um uns herum. Palmen, Bananenpflanzen und große Bäume, so langsam geht es in den Dschungel und passend dazu hören wir auch immer mehr Tiere, insbesondere laute Grillen um uns herum. Rechts und links gibt es viel zu entdecken und wir erkennen die ein oder andere „Wohnzimmerpflanze“ wieder, die sich hier in freier Wildbahn ausbreitet. Wir werden von einem Auto überholt, ansonsten begegnen wir niemandem. Dann kommen wir oben auf einem Berg mit Aussichtspunkt an.




Mossy Forest
Von hier gehen zwei Wege weiter, beide sind aktuell gesperrt. Für den einen müssen wir ein Ticket kaufen, das Büro ist allerdings noch geschlossen, Öffnungszeiten sind nicht angeschrieben. Wir genießen erstmal die wunderschöne Aussicht auf den Dschungel zu unseren Füßen. Wie wunderschön die Berge im Morgenlicht aussehen. Wir nutzen den netten Ort für unser nahrhaftes Frühstück. Es gibt Toastreste (ungetoastet) mit Butterresten und etwas Bananenbrot. Bei der Aussicht schmeckt es besser als es sich anhört. Dann kommt ein weiteres Auto und parkt hinter uns. Ob der Ticketshop wohl um 9 Uhr öffnet und deshalb noch keiner hier ist? Die Frage klärt sich recht schnell, denn unser ruhiger Frühstücksspot verwandelt sich in den nächsten Minuten zum Tourist:innen-Hotspot und es kommt ein lauter Jeep nach dem nächsten den Berg hochgefahren. Deutsch wie wir sind, nehmen wir vorsorglich mal die Poleposition am Kassenhäuschen ein. Der Gedanke daran, uns gleich mit den ganzen anderen Menschen auf den Holzstegen quetschen zu müssen, gefällt uns so gar nicht. In den Rezensionen haben wir bereits gelesen, dass aktuell nicht der gesamte Weg begehbar ist und ein paar Besucher:innen enttäuscht von der Kürze und den vielen Menschen waren. Aber jetzt sind wir hier und wollen uns den Weg nicht entgehen lassen. Und wir wären ja keine Almans, wenn wir es nicht schaffen würden, als erste durch das heilige Tor zu schreiten. Wir geben Gas. Zack, die ersten auf dem Aussichtsturm und zack, auch die ersten am Ende des Stegweges. Das war wirklich wesentlich kürzer als gedacht. Von hier kann man nur mit einer speziellen Erlaubnis weiterwandern. Diese hätten wir aber vorab besorgen und extra zahlen müssen. Naja, für den Rückweg nehmen wir uns etwas mehr Zeit.








Es ist wirklich schön hier, wir sehen noch mehr „Wohnzimmerpflanzen“ und genießen die Aussicht über die Natur. Auf dem letzten Teil der Strecke fühlen wir uns im Almans-Verhalten bestätigt. Es kommt uns eine endlos lange Schlange an Menschen entgegen, die an jeder Ecke posen, Fotos machen und sich aneinander vorbei quetschen. Gut, dass wir uns schnell wieder auf den Rückweg machen können. Auf dem Rückweg (wir sind übrigens die einzigen, die zu Fuß unterwegs sind), begegnen wir noch ein paar Jeeps, das frühe Aufstehen hat sich also doppelt gelohnt. Nächster Stopp: Teeplantage.




Erdbeer-Romantik
Auf dem Weg zur Teeplantage kommen wir wieder an ein paar Gemüseplantagen vorbei, bleiben bei ein paar Ziegen stehen und sichten dann eine Erdbeerplantage mit einem Schild, dass man hier selbst Erdbeeren pflücken kann. Ansonsten ist niemand weit und breit zu sehen, also beschließen wir kurzerhand die Erdbeerjagd in Angriff zu nehmen.




Wir werden von einem netten Mann aus Bangladesch begrüßt, der uns das Prozedere erklärt. Und nicht nur das, er erzählt uns auch, dass er schon seit über 10 Jahren hier arbeitet und seine Familie von hier finanziell unterstützt. Er fragt uns, ob wir verheiratet sind und ob wir ihm unser Handy geben. Dann wird’s unangenehm. Ihr kennt uns ja, aber das was im folgenden passiert und vor allem das Ergebnis gehört unter Verschluss. Wir bekommen genaue Anweisungen und der nette Mann macht ein „romantisches Erdbeer-Pärchenfoto“ nach dem anderen von uns. Eins schlimmer als das andere. Wir sind aber einfach zu höflich, um ihn in seinem Element zu unterbrechen. Genau das ist wahrscheinlich seine Einnahmequelle für Trinkgeld. Ein paar mehr Skills wären hier aber dringend notwendig. Bei der letzten Fotochallenge wäre so ein Foto vielleicht noch in die Öffentlichkeit gelangt, wobei… wahrscheinlich nicht mal das 🙈 Aus Unterhaltungszwecken und in diesem vertrauten Rahmen, können wir euch diese Fotos natürlich nicht vorenthalten.



Dankt uns später für diesen amüsanten Einschub. Als das Fotoshooting endlich vorbei ist, streifen wir mit Schere und Körbchen ausgestattet durch die Erdbeersträucher und suchen uns die besten und schönsten Erdbeeren aus. Es riecht köstlich und schnell haben wir unser Körbchen gut gefüllt. Mann, was freuen wir uns, wenn wir die Erdbeeren verspeisen.
BOH
Malaysia ist in der weltweiten Teeproduktion eher ein kleiner Player. Vorne liegen China, Indien und Kenia (letzteres hatten wir so gar nicht auf dem Schirm für Tee). Den Besuch einer Teeplantage bzw. einer Fabrik lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Wie auch alle anderen. Es war klar, dass es jetzt touristisch und voll wird.
Glück auf vier Beinen
Aaaaber zuerst legen wir noch einen Zwischenstopp ein. Hier müssen wir wohl eher Fotos als Worte walten lassen. Aus einem süßen, von weitem gesichteten Hund, werden zwei, dann kommt ein Welpe hinter der Hütte des Security Guards hervor. Spätestens jetzt müssen wir natürlich stehen bleiben. Aber nicht genug, der nette Security Guide erzählt uns, dass es noch viel mehr gibt und schneller als wir schauen können, sind um uns herum ganz viele Hundewelpen. Einer ist süßer als der andere. Einer ist ganz klein und etwas wackelig, ein anderer ist eine richtig flauschige Wuchtbrumme. Konsti tauft ihn Rolly (von 101 Dalmatiner). Wir können nicht anders und bleiben erstmal hier. Schließlich muss die Bande mal ausgiebig geschmust werden. Auch wenn die kleinen Rabauken wohl eher der Meinung sind, dass sie unsere Schuhe anknabbern wollen. Wir sind wirklich ganz aus dem Häuschen, oder wie die Fotos vielleicht zeigen: einfach glücklich.




Da sind wir beide uns einig, was kann es schöneres geben als Hunde und Katzenbabys? Der Abschied am Ende fällt uns wahnsinnig schwer, wie gerne würden wir die ganze Bande einfach einpacken und mitnehmen.. Was uns allerdings etwas beruhigt, die Familie hat hier eine kleine Hütte und alle sehen gut genährt aus. Wir sind uns also ziemlich sicher, dass sie hier ein schönes Leben zwischen den Teeplantagen haben werden. Auch der Security Mann war super nett und sehr liebevoll mit den Vierbeinern.
Zurück zum Tee
Während wir zu Fuß zur Teefabrik laufen, fahren zahlreiche Autos an uns vorbei. Es ist wirklich viel los. Aber bevor wir an der Produktionsstätte ankommen, sehen wir, dass eine Sache überall auf der Welt gleich zu seien scheint. Der gute alte Kreisliga-Kick am Sonntagvormittag. Auf einem einfachen Spielfeld kicken hier die Männer gegeneinander und haben sichtlich Spaß. Wir können nicht anders und müssen auch hier einen kleinen Stopp einlegen. Herrlich 😊

Dann erreichen wir endlich die Teefabrik, die eher einem Foto-Hotspot gleicht. Schon auf dem Weg dorthin machen die Gäste rechts und links Fotos in Mini-Teefeldern, die extra dafür angelegt zu sein scheinen. Wir sind danke der Berichte schon darauf eingestimmt und sehen amüsiert bei den Fotoshootings zu. Die BOH Teeplantage, die wir besuchen, ist auf Tourist:innen eingestellt und besteht hauptsächlich aus einer neuen Aussichtsplattform, zwei Cafés/Kantinen und selbstverständlich einem großen Shop in dem man sich mit hübschen Teedosen und überteuertem Tee in allen Geschmacksrichtungen eindecken kann.



Wir schauen uns einen kleinen Film über die Teeproduktion an und lassen uns die gratis Probierstation nicht entgehen. Bis zur nächsten kostenlosen Führung durch die Produktionsstätte haben wir noch etwas Zeit. Passend dazu kommt eine neue Housesitting Anzeige online. Wir bewerben uns und gönnen uns danach ein köstliches Eis. Dann geht es auch schon los. In der Halle dürfen keine Fotos gemacht werden, aber wir bekommen zu Beginn den Unterschied zwischen schwarzen, grünen sowie unterschiedlichen Teesorten erklärt. Für die Nicht-Tee-Expert:innen unter euch (Caros Papa als täglichen Tee-Konsumenten schließen wir hier direkt mal aus):
- Bei der Teeernte werden ausschließlich die jungen Blätter und Triebe der Teepflanze geerntet.
- Bei schwarzem Tee werden die Blätter fermentiert, bei grünem ausschließlich die grünen Blätter getrocknet und verarbeitet.
Wir besichtigen die sehr alten Maschinen und auch die Mitarbeitenden bei der Arbeit. Hier ist nämlich noch verhältnismäßig viel Unterstützung durch den Menschen notwendig. Der Tee von BOH wird hier zwar produziert, das Packaging in die hübschen Dosen wird allerdings in Kuala Lumpur umgesetzt. Schon beim Betreten der Halle umgibt uns ein wahnsinniger Teegeruch. Der grüne Tee (die Blätter für den schwarzen Tee werden vorab noch fermentiert) wird erst klein gehäckselt, dann getrocknet und anschließend werden noch Ästchen aussortiert. Fertig ist der Bums. Wir sind beeindruckt, wie einfach eigentlich die Produktion von Tee ist. Wobei man nicht vergessen darf, dass vor der Fertigstellung viele Qualitätstests durchgeführt werden. Dementsprechend kurz ist die Führung auch. Anschließend machen wir uns wieder auf den Heimweg, als erstes geht es aber selbstverständlich nochmal zur Rasselbande, die sich über unseren Besuch und die erneuten Streicheleinheiten (oder das Knabbern an den Schuhen) sehr freuen.
Müdigkeit lässt grüßen
Nach unserem Ausflug ist es zwar erst früher Nachmittag, aber wir sind sehr müde. Nach einer Dusche machen wir es uns in der Kaffeeküche im Hostel bequem. Zum Kaffee gibt es die frischen Erdbeeren mit Joghurt. Einfach köstlich, es schmeckt einfach zu gut.

Es sind übrigens die ersten und wahrscheinlich letzten Erdbeeren für uns in diesem Jahr. Die Pause tut gut und danach fühlen wir uns etwas frischer. Wir entscheiden uns noch für einen Ausflug nach Tourist-City und spazieren zu Fuß die Straße runter. Wir kommen zu einem kleinen Markt. Überall werden Produkte angeboten, die hier angepflanzt werden. Erdbeeren über Erdbeeren, Gemüse und kleine Zimmerpflanzen. Außerdem scheinen kleine Erdbeer-Accessoires ein Verkaufsschlager zu sein. Und Eis am Stiel. Wir schlendern umher und sehen einen kleinen Snackstand, der Maiskörner mit Käse anbietet. Das klingt so interessant, dass wir es testen müssen. Gar nicht schlecht, die Maiskörner sind vorgekocht, aber noch schön knackig. Dazu ein bisschen Käse und der vegetarische Snack kann sich sehen lassen.







Danach schlendern wir langsam zurück ins Hostel. Der weitere Verlauf des Abends ist sehr unspektakulär. Wir essen nochmal beim gleichen Stand wie gestern zu Abend (diesmal zur Belustigung des Personals allerdings jeder zwei Teller hintereinander), machen es uns in einer Hostel-Kapsel gemütlich und gehen früh schlafen. Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und nehmen den Bus zurück nach Kuala Lumpur. Heute haben wir noch ein Date. Ab morgen steht nämlich eine Premiere für uns an, auf die wir uns wirklich sehr freuen!