Cluburlauber

Just another Reiseblog

  • Startseite
  • Reiseberichte
    • Nepal
    • Indien
    • Pakistan
    • Kasachstan
    • Kirgisistan
    • Usbekistan
    • Tadschikistan
    • Malaysia
    • Singapur
    • Indonesien
    • Laos
    • Vietnam
    • Thailand
    • Taiwan
    • Südkorea
    • Japan
    • USA
    • Mexiko
    • Belize
    • Guatemala
    • El Salvador
    • Honduras
Kirgisistan  /  23. Juli 2023

Begegnungen im Pamir

Shared Taxi statt Marschrutka

Von Bischkek nach Osch fahren leider keine Marschrutkas, also öffentliche Verkehrsmittel der Regierung. Warum? Die einen sagen aufgrund eines Tunnels, der eher nicht vom TÜV abgenommen werden würde, die anderen, weil der Weg zu lang und gefährlich sei. Letztendlich wissen wir es nicht. Was wir aber wissen, ist, das die Fahrt 12-14 Stunden dauern soll und das man sich ein Shared Taxi suchen muss. Das sind private Fahrer, die mit PKWs oder Transportern die Strecke bewältigen. Sie fahren los, wenn das Fahrzeug voll ist, der Preis ist verhandelbar. Yeah, sowas lieben wir ja. Angekommen am Osch Bazar, sind wir allerdings erstaunt, wie groß das Angebot ist. Wir werden direkt angesprochen, gehen aber erstmal weiter. Wir wollen möglichst zeitnah starten und sind daher auf der Suche nach einem fast vollen Transporter. Kurz vor Abschluss der Verhandlungen mit einem Fahrer, den wir schon gut heruntergehandelt haben, kommt ein neuer Typ hinzu. Er bietet uns eine sofortige Abfahrt für 5 Euro pro Person mehr im PKW. Hm, verlockend. Das sind uns die 5 Euro tatsächlich wert. Da wissen wir noch nicht, dass auch wir erst fahren, wenn das Auto voll ist. „10 Minuten“ verspricht der Hauptverantwortliche uns. Na gut, dann nutzen wir die Zeit zum Frühstücken. Aus 10 Minuten werden 20, dann 30. Aber dann haben sich ein weiterer Mann und ein junges Mädchen gefunden, die uns begleiten. Dann geht sie auch schon los die wilde Fahrt. Immerhin hat das Auto eine Klimaanlage.

Fenster und Türen bitte geschlossen halten

Unser Fahrer gibt aus jeden Fall Gas. Es geht relativ schnell in die Berge und dann kommen wir auch schon beim Tunnel an, vor dem uns Moritz schon gewarnt hatte. Angeblich ist dieser nur einspurig befahrbar (was oft zu Rückstau führt), ist komplett dunkel und vor allem eins: total verqualmt mit einer Mischung aus Abgasen und Staub. Die Fenster werden natürlich geschlossen, trotzdem haben wir am „Tor zur Hölle“ das Gefühl, dass die stickige Luft ihren Weg ins Auto findet.

Wir haben zwar keinen Stau, aber im Inneren des Tunnels kommen uns LKW entgegen und es ist tatsächlich sehr dunkel, eng und auch die „Straße“ ist in einem sehr schlechten Zustand. Naja, auch das geht vorbei, war aber ein kleines Erlebnis.

Bekanntschaft im Shared Taxi

Die Natur wird immer schöner und wir haben eine tolle Aussicht auf türkise Seen zwischen hohen Bergen. Das bisher sehr stille Mädchen neben Caro fragt plötzlich, ob sie ein Foto aus dem Fenster für uns machen soll. Und das in einem perfekten Englisch. Damit ist das Eis gebrochen und die nächsten zwei Stunden quatschen wir durchgehend mit Ainura. Sie ist total interessiert, wo wir herkommen, was wir machen, wie uns bisher Kirgisistan gefällt und und und. Wir sind perplex über ihr bemerkenswert gutes Englisch und löchern sie natürlich ebenfalls mit Fragen. Osch ist ihre Heimat und sie würde gerne in Bischkek Grafikdesign studieren. Sie ist wahnsinnig interessiert an anderen Kulturen, am Reisen und möchte auch unbedingt mal nach Europa, u.a. um Pizza und Pasta zu testen – fair enough! Sie beantwortet uns offen alle unsere Fragen zu Kirgistan und da haben wir so einige. Dadurch, dass wir bisher kaum Kontakt mit Locals hatten oder die Sprachbarriere uns irgendwann an die Grenzen der Kommunikation gebracht hat, hat sich so einiges angestaut. Während wir quatschen, geht die Fahrt schneller um als gedacht. Durch ihre Hilfe beim Übersetzen, bringt uns der Fahrer direkt zu unserem Hostel und wir brauchen in Summe sogar nur 10 Stunden.

ABS*

Dann sind wir da. Nach zahlreichen Nächten (mal mehr und mal weniger guten) in Hostels, gönnen wir uns für die kommenden zwei Nächte ein Doppelzimmer. Wir sind überrascht, dass wir sogar ein eigenes Bad haben und das Zimmer über eine Klimaanlage verfügt – mega! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr wir diesen Luxus gerade feiern. Zudem ist das Zimmer noch sehr sauber, wir haben ZWEI Tageslichtfenster und eine Küche, die wir mit benutzen können.

Wir breiten uns schnell aus und kümmern uns dann ums Abendessen. Wir haben ja glücklicherweise vorgekocht und erweitern die Pasta nur noch um einen Gurkensalat. Danach fallen wir geschafft ins Bett. Oh wie gut wir diese Nacht schlafen werden!

Salam Osh!

Nach einer erholsamen und ruhigen Nacht starten wir entspannt in den Tag. Wir frühstücken, planen weiter und begeben uns erst gegen frühen Nachmittag aus unserem geliebten Zimmerchen. Wir statten dem CBT Osch einen Besuch ab, um an weitere Infos zu möglichen Wanderrouten im Alay und im Pamir zu kommen. Glücklicherweise ist Lucy, mit der wir am Alaköl das Schicksal des Abstiegs geteilt haben, gerade mit ihrer Tour dort durch und hat uns bereits super Infos zukommen lassen. Insbesondere auch den Tipp, nichts über das CBT zu buchen, da es wesentlich teurer ist. Aber Fragen kostet ja bekanntlicherweise nichts. Die Frau ist sehr nett und zeigt uns verschiedene Wanderrouten. Da wir aber etwas wandermüde sind, wollen wir keine anstrengende 5-Tagestour machen. Außerdem ist das Pamir Gebirge sehr hoch gelegen und bei Passüberquerungen, die über 4.000 m liegen, gehen bei Caro schon wieder die Alarmglocken an. Wir bedanken uns und beschließen, das weitere Vorgehen bei einem Kaffee zu vertiefen. Das Brio Café ist uns mehrfach empfohlen worden und es hält, was es verspricht.

Schon bei unsere Ankunft ist uns übrigens aufgefallen, dass es hier wieder wesentlich muslimischer zugeht. Mehr Frauen mit Kopftüchern, mehr Moscheen. Wir sind gespannt, wie sich unsere Eindrücke entwickeln, noch haben wir ja noch nicht so viel gesehen. Jetzt, wo die Mittagshitze vorüber ist und wir einen Iced Coffee geschlüpft haben, wollen wir das ändern.

3- in Sachen Sightseeing

Auf dem nahegelegenen Hügel gibt es ein kleines Museum, welches im Felsen verbaut ist, dahinter gibt es eine kleine Aussichtsplattform. Weder der erste noch der zweite Spot hauen uns ehrlicherweise vom Hocker. Das „Museum“ ist sehr überschaubar, etwas gruselig und wenig informativ. Aber cool, dass es in den Berg gebaut wurde, immerhin 😅 Die Aussichtsplattform ist ganz nett.

Man blickt allerdings auf eine wenig spektakuläre Stadt mit vielen Wellblechdächern. Lediglich die Berge im Hintergrund gefallen uns dann doch. Schnell ab zum nächsten Programmpunkt.

Globus steht für global

Den Globus Supermarkt haben wir bereits in Karakol lieben gelernt. Er ist etwas größer und damit hat man auch bei der Auswahl eine größere Chance das Passende zu finden. Das ist nämlich immer so eine Sache, meistens gibt’s immer irgendwas auf unserer Einkaufsliste, das unauffindbar oder nicht identifizierbar ist. Heute sind wir auf der Suche nach Zutaten für einen Caesar Salad und Kartoffeln mit Dip. Nicht weiter spektakulär, aber nennenswert ist dann doch der Salat. Den einzigen, den wir finden können, besteht aus literally drei grünen, einzelnen Blättern, die mit einer Schnur zusammengebunden sind. Interessant, wir gönnen uns direkt fünf Bündel. Enttäuscht war hingegen der Kauf des „Fetas“, der sich als ungenießbare Schmelzkäse-Variante entpuppte, die mit dem in Europa geschützten Produkt so gar nichts am Hut hat. Tja, kann passieren.

Weiter geht die Erkundungstour

Auf dem Heimweg wollen wir noch Lenin einen Besuch abstatten. Die fast 30 Meter hohe Statue ist die höchste Lenin-Statue Zentralasiens. Auf dem Weg dorthin laufen wir an typischen Sowjet-Bauten vorbei…

… und dann wird es aber noch einmal sehr romantisch. Im Love Garden springt der Funke direkt über. Wir schlendern durch romantische Herz-Tunnel, lassen uns auf einer Bank zwischen Amor und einem Herz-Mülleimer nieder und genießen die romantische Stimmung. Der Springbrunnen und die roten Rosen runden das Bild ab, wer da nicht in Stimmung kommt..

Zum Abschluss kommen wir dann doch noch bei Lenin an. Gut, eine Statue. Leider ist es auch aufgrund der Sprachbarriere schwierig, herauszufinden, wie so das Verhältnis zu Lenin heutzutage ist.

Wir machen ein paar Erinnerungsfotos mit ihm und widmen uns dann wieder den wichtigen Dingen: dem Essen.

The Real Osch Bazar

Nachdem wir noch bis 1 Uhr an unseren Blog geschrieben haben, fällt uns das Aufstehen heute schwerer. Wir wollen aber zum Osch Bazar und der soll besonders am Sonntagmorgen interessant sein. Wir machen uns also vor dem Frühstück auf den Weg dorthin. Heute lassen es die Verkäufer:innen wohl auch etwas langsamer angehen. Viele Container (die meisten Bazare und auch viele Gebäude bestehen in Kirgisistan aus alten Schiffscontainern) sind noch zu oder es wird gerade aufgebaut. Hauptsächlich ist ramschige Kleidung zu finden, aber auch allerlei anderer Kram: Töpfe mit Erdbeeren (wie im unserem Hostel), Pflanzen, Trockenfrüchte und auch frisches Obst und Gemüse.

Wir stellen die Theorie auf, dass sich bestimmt viele Einheimische aus den kleineren Dörfern für längere Zeit eindecken. Auch Friseure, Stoffhändler:innen und Schneider:innen sind hier angesiedelt. Wir schlendern über den Markt und treten dann wieder den Heimweg an, so langsam bekommen wir Hunger.

To Do’s op jück

Wer mitgezählt hat, dem ist es wahrscheinlich aufgefallen. Wir haben noch eine Nacht verlängert. Auch wenn man es sich wahrscheinlich schwer vorstellen kann, aber unsere To Do Liste ist auch heute lang. Wir kümmern uns um die Registrierung bei „Trusted Housesitters“ und haken noch das ein oder andere Thema ab. Am Nachmittag gönnen wir uns wieder einen Ausflug ins Café und am Abend wird gekocht.

Für unseren Ausflug in die Berge haben wir uns mit Wanderproviant eingedeckt und einen Teil des Chili sin Carne wollen wir ebenfalls mitnehmen. Vom anderen Teil landet etwas in der Küche (Gasherd: 1 Caro und Konsti: 0) und den Rest essen wir zu Abend. Wir freuen uns über einen WhatsApp-Call mit Jenny und einem verknautschten Lenny und danach geht’s auch schon ins Bett.

Mit der Marschrutka nach Sary Mogul

Der Ausflug ins Pamir Gebirge wird das letzte Mal Wandern in Kirgistan sein. Um 14 Uhr soll die Marschrutka von Osch nach Sary Mogul fahren. Wir sind früh dran und das ist dieses Mal seeeehr gut. Als wir ankommen, ergattern wir zwei Plätze vorne, kurz nach uns kommen noch weitere Tourist:innen. Eigentlich scheint der Kleinbus schon voll, aber der Fahrer hat noch etwas in petto. Und zwar vier kleine Mini-Klapp-Hocker, die einfach im Gang aufgestellt werden. Okay, so kommen alle mit, Anschnaller gibt’s hier ja sowieso nicht und nach Sicherheit fragt auch keiner. Man sollte vielleicht noch dazu sagen, dass die Fahrt 4,5 Stunden dauern wird. Uns tun die anderen wirklich Leid, aber sie scheinen es mit Humor zu nehmen.

Direkt nach der Abfahrt kommt dann die Frage mit einem breiten Grinsen von rechts: „Seids ihr zum Trekken hier?“ Robin und seine Freundin Katja kommen aus der Schweiz und sind bereits seit ein paar Wochen unterwegs. Sie waren u.a. schon in Japan, Südkorea, Vietnam und müssen bald wieder die Heimreise antreten. Beide haben Sport studiert, Robin ist gerade fertig, Katja noch nicht ganz. Die beiden sind super nett und die Unterhaltung ist sehr interessant. Die beiden werden allerdings in den nächsten Tagen in entgegengesetzter Richtung das Alay Gebirge mit dem Zelt erkunden.

Schnäppchenjagd

Als wir Ankommen finden wir uns nochmal mit den anderen Tourist:innen zusammen. Von Sary Moghul müssen wir am folgenden Tag eine nicht ganz kostengünstige Fahrt mit einem 4×4 Wagen zum Tulpar See nehmen. Von dort aus beginnen die Wanderungen. Je mehr Leute wir zum Teilen des Taxis finden, desto besser. Wir tauschen Nummern aus und Konsti wird mit der Eröffnung einer WhatsApp Gruppe beauftragt, schließlich sind wir ja die Deutschen und die Deutschen lieben Organisation. Damit liegen die anderen nicht ganz falsch. Nach ein bisschen hin und her am Abend, kümmern wir uns um die Buchung von zwei Autos über unser Hostel. Um 7.30 Uhr sammeln diese uns ein, ob die achtköpfige Reisegruppe Chaos das schafft? Wir sind nämlich in unterschiedlichen Hostels und Frühstück gibt’s überall erst ab 7 Uhr. Aber was macht man nicht alles für ein Schnäppchen.

Nura’s Hostel

Bereits an der Marschrutka, die aus Gründen, die wir uns bis dahin noch nicht ganz erklären konnten, direkt vor unserem Guesthouse gehalten hat, werden wir von ein paar Kindern empfangen. Eines der Kinder, ein Mädchen hat hier wohl das Sagen und führt uns zum Guesthouse.

Sie spricht sehr gutes Englisch und hilft uns bei allen Fragen weiter. Ein Erwachsener ist nicht in Sicht. Auch nicht, als wir zum Essen gerufen werden.

Wir kommen ins Gespräch, sie ist 16 Jahre alt, hat auch das Essen zubereitet und schnell wird auch klar, dass sie sich hier nicht nur um die Organisation sondern auch um den Instagram Kanal kümmert. Chapeau! Wir sind beeindruckt. Sie empfiehlt uns sogar noch ein neues Jurtencamp direkt am See. Wir genießen das umfangreiche Essen und sind begeistert, was wir alles aufgetischt bekommen. Eine Suppe, Salat in Form von Gurken und Tomaten und als Hauptgericht einen Gemüseeintopf mit Kartoffeln. Ganz typisch hier: Brot, Aprikosen-Marmelade oder eingelegte Aprikosen sowie ein Teller mit Keksen und Süßigkeiten sind auch immer eingedeckt. Gut gesättigt begeben wir uns ins Zimmer und telefonieren noch mit Konstis Mama, die heute Geburtstag hat!

Wie die Maurer

Pünktlich um 7 Uhr (ja, wir sind immer noch sehr Deutsch und das wird sich wohl auch nicht ändern) stehen wir parat fürs Frühstück. Im Esszimmer schläft Nura allerdings noch tief und fest. Mist, wir ziehen schnell die Türe zu. Ihre Mutter weckt sie kurz danach und schnell bekommen wir Frühstück serviert. Wir beeilen uns, damit wir pünktlich um kurz vor halb 8 Uhr mit angezogenen Schuhen und gepacktem Rucksack vor der Türe stehen. Auch die beiden Fahrer sind pünktlich. Von den anderen ist allerdings weit und breit nichts zu sehen. Da das Hostel von Marta und Victor 20 Minuten Fußweg entfernt liegt, klären wir mit dem einen Fahrer, dass dieser die beiden schonmal einsammelt. Das ist kein Problem und funktioniert problemlos. Die anderen sind laut WhatsApp-Nachricht quasi schon auf dem Weg. 10 Minuten später: Nuras Mama und der andere Fahrer werden langsam nervös und rufen im anderen Hostel an. Dann sprechen wir mit Hallel, es gab wohl Probleme mit dem Gepäck. Na gut, dann fahren wir die anderen jetzt auch dort einsammeln. Als wir endlich alle beisammen haben, findet noch eine kurze Diskussion statt, ob wir nicht alle in den Kleinbus passen, der by the way natürlich kein 4×4 Geländewagen ist. Aber nein, das ist des Gewichts wegen nicht möglich. Mit eeeetwas Verspätung starten wir dann Richtung See.

Man merkt, wir üben uns in Gelassenheit und Geduld. Wie Konsti immer so schön sagt: Wir sind ja nicht auf der Flucht.

Traveller’s Pass

Am See angekommen bricht wieder etwas Unruhe aus. Schlafen wir alle zusammen in einem Jurtcamp (Schnäppchenjagd 2.0), wer macht welche Wanderung und die Zahlung der Fahrer steht noch aus 😅 Die beiden Mädels aus Israel sind mit dem Zelt unterwegs, dürfen aber direkt beim Jurtcamp kostenfrei ihr Lager aufschlagen. Lisa, die sympathische und lustige Französin mit bestem Englisch (ohja, das gibt es!) verhandelt für uns einen Euro Rabatt pro Nacht. Während der Inder namens Vic, der bestes Spanisch spricht, sich mit seinem Zelt direkt auf den Weg macht, nachdem er sich nett von uns verabschiedet hat. Bleiben noch Marta und Victor, die beiden Spanier, die in der Nähe von Barcelone wohnen, Lisa und wir. Wir beziehen unsere Jurte, entledigen uns von etwas Gepäck und starten dann gemeinsam zu unserem heutigen Ziel: dem Traveller’s Pass. Von hier aus soll man einen tollen Ausblick auf den Lenin Peak haben.

Lenin oder doch lieber Manas?

Der Lenin Gipfel befindet sich 7.134 m Höhe und direkt an der Grenze zu Tadschikistan. Die Erstbesteigung fand 1928 statt. Heute gilt er als einer der weniger technisch anspruchsvollen 7.000er. 2017 versuchte der amtierende Präsident den Gipfel in „Manas Peak“ umzubenennen. Der Name war allerdings schon vergeben 🙈

Begegnungen

Wir laufen durch das Tal und kommen nach ca. einer Stunde bereits am Basecamp des Lenin Peaks an. Das Lager sieht relativ unspektakulär aus, liegt aber bereits auf 3.700 m. Am Ende des Tals geht es bergauf. Wir merken schnell, dass die Luft hier etwas dünner und die Anstrengung größer ist als normalerweise.

Schon auf dem Weg zum See haben wir aus dem Auto ein paar gesehen, aber jetzt scheinen sich überall aus ihren Löchern zu kommen: die flauschigen, dicken, rothaarigen Murmeltiere. Zum Teil sind sie so nah, dass wir sie richtig gut beobachten können. Im nächsten Moment tauchen sie in ihre Löcher ab oder (was noch viel niedlicher ist) sie setzen zum Sprint an. Das sieht mit ihren kugeligen Körpern sehr unkontrolliert und wenig athletisch aus. Wir sind alle ganz aus dem Häuschen und freuen uns sehr über die süßen Wegbegleiter.

Dann folgt eine lustige Begegnung. Wir überholen eine Frau, die in vielerlei Hinsicht etwas außergewöhnlich ist:

  1. Sie hat ein Snowboard auf dem Rücken. Damit möchte sie vom Gipfel des Lenin Peak den Rückweg bewältigen und sie macht es nicht zum ersten Mal.
  2. Sie wandert in Krocks.
  3. Sie ist aus Transnistrien. Keiner/keinem von uns ist überhaupt schon mal jemanden aus diesem Land begegnet.
  4. Dazu wirkt sie auch noch ein bisschen crazy, auch äußerlich mit ihren rosa-pinken Dreadlocks. Ziemlich cool, wie wir finden.

Traveller’s Pass – checked

Wir laufen vorbei an einem kleinen Wasserfall und hinter der nächsten Kurve wird das Gestein plötzlich sehr rötlich und wir sehen unser Ziel für heute. Noch einmal bergauf und dann haben wir es geschafft. Oben angekommen sind wir außer Puste, kommen aber direkt wieder ins Gespräch. Es sind ein paar Wander:innen unterwegs. Viele sind ausgesprochen gut ausgestattet und wir gehen davon aus, dass ihr Weg sie noch weiter in die höher gelegenen Camps führt.

Ganz entspannt machen wir oben angekommen erstmal Pause. Wir sind auf jeden Fall mit dem meisten Proviant ausgestattet, essen ein Stück Brot, einen Apfel und unsere restlichen Nüsse.

Und wer taucht dann plötzlich aus? Vic, der Inder, kommt nach uns an. Er erzählt uns, dass er Guide ist und aktuell die zukünftige Route checkt, die er kommendes Jahr mit einer Gruppe wandern möchte. Daher war sein Zwischenstopp im Basecamp etwas länger. Gemeinsam gehen wir noch ein Stückchen weiter Richtung Gipfel des kleinen Hügels neben dem Traveller’s Pass. Die Aussicht wird immer besser, aber es wird auch steiler. Marta und Caro beschließen hier zu bleiben und auf die Jungs zu warten, die weiter hoch gehen. Von oben ist die Aussicht nochmal spektakulärer und man sieht den gesamten Gletscher.

Es lässt sich wieder nur erahnen, wie sehr das Eis in den letzten Jahrzehnten wohl zurück gegangen ist.

Rückweg

Als wir wieder alle beisammen sind, verabschiedet sich Vic ein zweites Mal und wir treten den Heimweg an. Nach dem ersten steilen Stück bergab kommen wir ein zweites Mal an der Bergwand vorbei, wo den verunglückten Bergsteiger:innen gedacht wird. Dieses Mal bleiben wir etwas länger stehen und schauen uns die Gedenktafeln an. Als wir weitergehen kommen wir an einer Wasserstelle vorbei, an der wir unsere Vorräte auffüllen und uns natürlich zu unserem Wasserkonsum auf Reisen austauschen. Wir merken schnell, dass wir zur Kategorie „vorsichtig“ gehören. Das ist wahrscheinlich aber auch unseren Reiseländern Indien und Pakistan geschuldet, bzw. den damit verbundenen Bakterien, die wir uns dort eingefangen haben.

Der weitere Weg zieht sich mal wieder in die Länge. Wir sehen noch einen kleinen Murmeltier-Nahkampf und ein paar Jäger, die anscheinend Murmeltiere wegen des Fells schießen. Glücklicherweise sehen wir keine erschossenen Tiere und hoffen, dass das auch so bleibt. Wir unterhalten uns sehr nett mit Marta, Victor und Lisa. Es macht Spaß die Geschichten der anderen zu hören und eins ist sicher: Gesprächsthemen gehen definitiv nicht aus! Wir freuen uns umso mehr über die neuen Bekanntschaften und dass wir heute diese Wanderung gemeinsam machen.

Gegen Ende müssen wir ein zweites Mal am heutigen Tag eine Brücke über einen Fluss überqueren. Im Gegensatz zu heute Morgen ist der Fluss allerdings mittlerweile deutlich stärker und ist aus dem Flussbett ausgebrochen. Auch hinter der Brücke fließt nun Wasser, sodass man unmöglich trockenen Fußes auf die andere Seite kommen kann. Konsti macht kurzen Prozess, lässt einfach Schuhe und Socken und und stiefelt schnurstracks und schnell durch den Fluss (barfuß über spitze Steine in trübem Wasser zu laufen ist sein Kryptonit). Die anderen ziehen alle die Schuhe aus und begeben sich barfuß durch das kalte Wasser.

Zumindest noch ein bisschen Abenteuer am Ende. Fast zurück am Camp fängt es dann noch an zu regnen. Trotz der schweren Beine legen wir noch einen Zahn zu und werden nur etwas nass. Kaum in der Jurte angekommen und die Klamotten gewechselt, fallen Caro direkt die Augen zu.

Dinner

Nach einer kurzen Siesta gehen wir in die Gemeinschaftsjurte. Auch hier wird uns nochmal deutlich, dass das Camp sehr neu ist. Alles ist in einem sehr guten Zustand und die Jurte wirkt fast etwas geschmückt. In der Mitte ist wieder ein Ofen, am Rand nehmen wir am niedrigen Tisch auf dem Teppich Platz. Es gibt schonmal Tee, Marta und Victor sind schon da und auch Lisa kommt kurze Zeit später hinzu. Die beiden Mädels aus Israel haben für das Zelten eine defekte Gasflasche gekauft, es ist aber kein Problem, dass die beiden auf dem Ofen kochen. So sitzen wir alle wieder zusammen und quatschen ausgiebig. Wir lachen viel und der Abend ist richtig nett.

Auch unser Gastgeber, der sich extra zum Servieren des Abendessens eine Kochschürze anzieht, die er im Anschluss wieder sorgfältig in einen Plastiksack verhüllt und aufhängt, ist super und lacht viel. Wieder mal ist es so interessant, auf was für Menschen wir treffen und was für Geschichten wir hören. Heute ist es eine besonders nette Menschen 🙂 Allerdings sind wir alle müde und machen uns irgendwann alle auf den Weg in unsere Jurten.

Start your day right

Wir entscheiden uns noch am Abend für einen kurzen Spaziergang am Morgen vor dem Frühstück. Es gibt einen kleinen Aussichtspunkt über die vielen kleinen Seen hier. Wir stehen um 6 Uhr auf und freuen uns über die morgendliche Stimmung. Wir sind noch im Halbschlaf als wir uns plötzlich wahnsinnig erschrecken. Ein super lautes Pfeifen aus unmittelbarer Nähe lässt uns vollends wach werden. Das kommt, nicht etwas von einem übermotivierten Schiedsrichter, sondern von (wem auch sonst?) einem wachsamen Murmel. Alles ist in Nebel gehüllt, außer uns und später ein paar Kühen und den Murmeltieren ist niemand unterwegs.

Wir sind um kurz vor 8 Uhr zurück, packen unsere Sachen und machen uns bereit für den Tag. Eigentlich wollen wir direkt nach dem Frühstück den Heimweg nach Sary Mogul antreten. Pünktlich wie wir sind, nehmen wir um 8 Uhr in der Gemeinschaftsjurte Platz. Außer uns hat es allerdings noch niemand aus dem Bett geschafft. Uns werden Spiegeleier, Gurke, Tomate, Brot und eine Art Grießbrei serviert. Als wir fertig sind, tauchen zuerst Marta und Victor und dann auch irgendwann Lisa auf. Wir verquatschen uns wieder und verabschieden uns dann (schweren Herzens) um 10.30 Uhr und machen uns auf den Weg. Nach unseren Gesprächen mit den anderen nehmen wir auf jeden Fall ein paar gute Vorsätze mit:

  • Weniger Gepäck: Früher oder später wird eine Ladung mit überschüssigen Klamotten und Sachen nach Hause geschickt. Konsti redet schon seit Wochen davon, aber es ist trotzdem interessant zu hören, wie wenig die anderen an Gepäck dabei haben.
  • Der Weg ins Fitnessstudio: Marta und Victor gehen während ihrer Reise immer wieder ins Fitnessstudio. Daran wollen wir uns ein Beispiel nehmen. Ob wir das schaffen? Ihr werdet es erfahren.
  • Dinge entspannter sehen: Insbesondere Caro will sich noch etwas mehr in Gelassenheit üben. Den Tag einfach mal entspannter angehen lassen und nicht jeden Tag ein volles Programm umsetzen.

Spar-🦊🦊

Da wir uns die Kosten für die Fahrt ins Dorf sparen wollen, gehen wir heute die 20 km zu Fuß zurück. Wir wissen schon, dass der Weg durch das Tal nicht sonderlich spektakulär wird und dass uns heute die Sonne auf den Kopf brutzeln wird.

Wir treffen dennoch ein paar Kinder, sehen viele Blumenwiesen und hören nebenbei einen Podcast. Nach ca. 4 Stunden kommen wir endlich in Sary Moghul an. Wir steuern unser Guesthouse an, gönnen uns eine Dusche und ruhen uns aus.

Am nächsten Morgen nehmen wir die Marschrutka um 7 Uhr zurück nach Osch. Übrigens haben wir inzwischen auch verstanden, dass unsere Gastgeberin im Guesthouse dafür verantwortlich ist, dass die Marschrutka bei unserer Ankunft direkt am Guesthouse gehalten hat, dass Konsti von einer unbekannten Nummer (dem Fahrer der Marschrutka) ein Foto von der Marschrutka erhalten hat und dass wir an diesem Morgen auch direkt an unserem Guesthouse eingesammelt werden. Hier sind eben alle bestens vernetzt.

Beitrags-Navigation

Authentischstes Kirgisistan am Songköl
Tschüß Kirgisistan!

Share your thoughts Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt

Impressum

Datenschutzerklärung

  • Elara by LyraThemes