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Guatemala  /  29. August 2024

Schulzeit in Antigua

Stellt euch schonmal drauf ein, dieser Artikel wird nach vielen kurzen Zwischenberichten wieder mal etwas ausführlicher. In Antigua haben wir eine ganze Woche verbracht und so einiges erlebt. Wir wollen euch ein bisschen mit durch unseren ersten Spanischkurs nehmen, von unserem sonstigen „Alltagsleben“ und einer kleinen Reise in die Vergangenheit nehmen. Aber zuerst starten wir mit einen kleinen aktiven Abenteuer. Und nein, das hat nichts mit dem gestohlenen Handy zu tun. Das Problem wird erstmal vertagt. Die kommen zwei Tage nutzen wir um den Handyverlust zu verknuspern und uns mit wesentlich schöneren Dingen abzulenken.

Ab zum Acatenango

Statt noch zwei weitere Nächte am Lake Atitlan zu bleiben, haben wir uns dazu entschieden, schon etwas früher nach Antigua zu fahren. Hier angekommen verbringen wir eine Nacht in der Stadt, um am Samstagmorgen einen zweitägigen Ausflug zu machen. Wir haben noch zwei Plätze für eine Tour zum Acatenango ergattert. Da der Tourenanbieter, mit dem wir das Ganze eigentlich machen wollte, schon ausgebucht war, sind wir eben auf einen anderen umgeschwenkt, die Touren sind im Prinzip aber überall sowieso die gleichen.

Der Vulkan in der Nähe von Antigua ist mit einer Höhe von 3.976 m einer der höchsten Schichtvulkane. Schichtvulkane sind aus einzelnen geologischen Schichten von Lava und Lockermassen aufgebaute Vulkane. Man erkennt sie an ihrer relativ steilen, spitzkegeligen Form. Im Gegensatz zu seinem Zwilling, dem Volcán de Fuego ist er nicht mehr aktiv. Der Aufstieg zum Acatenango ist DAS Ausflugsziel, wenn man Antigua besucht. Täglich treten hunderte Besucher:innen diese Tour an, die man sowohl an einem Tag oder aber mit einer zweitätigen Tour inkl. Übernachtung auf dem Vulkan bewältigen kann. Wir entscheiden uns für die Übernachtung auf knapp 3.500 Metern. Endlich mal wieder ein bisschen Höhenkrankheit schnuppern. Spaß beiseite, wir haben einfach von ALLEN Leuten gehört, dass man sich das Spektakel am Abend und in der Nacht nicht entgehen lassen soll. Mit Spektakel sind nicht etwa die Symptome der Höhenkrankheit gemacht, sondern die Eruptionen des benachbarten Fuego-Vulkans. Genau diese ist nämlich das absolute Highlight der Tour. Während das Auswärtige Amt vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen warnt: „Meiden Sie die Gebiete um den Vulkan Fuego.“, lassen sich die Reisenden dieses Spektakel nicht entgehen und versuchen, möglichst nah an den Fuego zu kommen. Da der Fuego, wie schon geschrieben, noch aktiv ist, kommt es ca. alle 20 Minuten zu kleinen Eruptionen in Form von Aschewolken oder kleinen Lava-sprühenden Ausbrüchen. Vom Gipfel des Acatenango hat man einen besonders schönen Blick darauf. Bei Nacht und klarer Sicht (merkt euch den Zusatz „klarer Sicht“) sieht man die glühende Lava besonders gut. Gekrönt wird die Tour dann noch mit einer Sonnenaufgangstour zum Gipfel (ebenfalls bei guter Sicht). Bevor man sich all diese Spektakel anschauen kann, muss man allerdings erstmal nach oben.

Cluburlauber goes Gruppentour

Wir haben die Tour über ein Hostel gebucht. Gut ausgestattet mit unseren umgepackten Rucksäcken inkl. warmer Sachen, Snacks, Wasser und Sonnenschutz machen wir uns auf den Weg zum besagten Hostel. Hier läuft alles komplett durchstrukturiert ab, was uns tatsächlich ein bisschen überrascht. Wir werden begrüßt, eingewiesen und einer Gruppe zugeteilt. Im Hostel werden wir mit Frühstück versorgt, müssen ein Formular mit Notfallkontakt ausfüllen (bei Caro in der Papierform, weil eigentlich läuft hier sonst alles digital mit dem Handy ab), bekommen jeweils zwei Flaschen à 2 Liter Wasser sowie ein Lunchpaket ausgehändigt. Zusätzlich können wir uns noch Kleidung ausleihen. Bis zu drei Teile sind im Preis inbegriffen. Konsti wählt nur ein paar Handschuhe aus, während Caro sich neben den Handschuhen noch für eine weitere Jacke entscheidet: Zwiebellook it is!

Die gute Organisation ist mehr als notwendig, wir sind an die 40 Teilnehmenden. Wir sind etwas skeptisch. Ihr wisst ja, zum einen gehen wir am liebsten alleine im Nirgendwo wandern und zum anderen sind wir noch auf der Suche nach Teilnehmenden, die unsportlicher aussehen als wir. Wir waren uns sicher, dass solche existieren müssen bei den Tourimassen, die täglich auf den Acatenango wollen. Aber Fehlanzeige, die meisten sehen nicht nur jünger, sondern auch wesentlich besser in shape aus. Wir wussten schon, dass es anstrengend wird, haben uns aber immer damit beruhigt, dass wir sicher nicht die Unsportlichsten sind. Hm, jetzt können wir nur hoffen, dass sich hinter den schlanken, in knapper Sportkleidung befinden Körpern, vielleicht doch noch ein Sportmuffel versteckt. Diese Erkenntnis hält uns natürlich nicht davon ab, das gute Frühstück mit Rührei und Pfannkuchen und frischem Obst auszukosten. Wir brauchen ja schließlich eine gute Grundlage. Da wir unter akuter Verdurstungs-Angst leiden, nehmen wir noch jeweils einen zusätzlichen Liter Wasser mit und müssen so alleine schon 5 Kilo Wasser plus sonstiges Equipment tragen. Gar nicht mal so wenig. Dann geht es endlich los, wir werden in verschiedene Kleinbusse verfrachtet und zum Ausgangspunkt gekarrt. Um jeden Höhenmeter, der uns abgenommen wird, sind wir sehr glücklich. Letztendlich landen wir bei knapp 2.700 Metern. Antigua liegt übrigens auf knapp 1.500 Metern.

Ihr wisst ja, besonders Caro hatte bereits ein paar unschöne Erfahrungen ab einer gewissen Höhe. Dieses Mal sind wir vorbereitet. Gestern haben wir uns in der Apotheke Tabletten gegen die Höhenkrankheit besorgt. Eine Tablette hat sie bereits gestern Abend genommen, vier weitere sollen über den Tag heute und morgen früh noch eingenommen werden. Wir sind etwas skeptisch, wollen es aber definitiv probieren. Schon eine kleine Verbesserung wäre ja ein Fortschritt. Die Vorfreude auf Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit und Durchfall hält sich in Grenzen. Zugebenermaßen hielt sich Caros Begeisterung für diese Tour aufgrund der Übernachtung auf knapp 3.500 Metern generell eher in Grenzen. Aber was tut man nicht alles für ein Naturspektakel und einen Freund, der Feuer und Flamme dafür ist, auf einen aktiven Vulkan zu stolpern. In der Basis angekommen, wird noch ein letztes Mal eine schöne Toilette aufgesucht und der unfassbar kuschlige Riesenhund, der sich dort herumtreibt, gestreichelt.

Ein paar Wanderer:innen statten sich hier noch mit Wanderstöcken aus und ein Paar mietet sich einen Porter zum Tragen ihres Rucksacks. Das gehört wohl zu den Dingen, die wir hoffentlich nie machen werden (müssen). Der junge Porter sieht übrigens aus, als wenn er 13 Jahre alt ist.

Los geht’s, oder doch nicht?

Wir werden von unseren Guides begrüßt und bekommen erklärt, wie der heutige Tag verlaufen wird. Wir werden gemeinsam als Gruppe laufen und immer wieder Pausen machen, damit der Rest der Gruppe aufschließen und wir verschnaufen können. Gegen Nachmittag kommen wir dann im Lager an. Dort müssen wir einen Liter Wasser an die Guides abdrücken. Mit diesem werden dann Speisen und weitere Getränke zubereitet. Oben angekommen gibt es dann das Angebot, noch einen „Ausflug“ zum Fuego Vulkan zu machen. Dieser Abstecher, der knapp drei weitere Stunden dauert, ist nicht in der Tour inkludiert und freiwillig. Er kostet extra und man kommt der Lava des Fuego ein ganzes Stück näher. Wir haben bereits davon gehört und auch wenn es sich cool anhört, haben wir schon beschlossen, dass wir den Teil der Tour auslassen. Nach der Einführung kann es losgehen. Wie eine kleine Entenfamilie, ok, sagen wir wie eine sehr große Entenfamilie, stiefeln wir hintereinander aufgereiht los. Ganze 10 Minuten geht es durch einen kleinen Wald und wir halten zum ersten Mal an einer Art Restaurant. Wir schauen uns alle etwas verdutzt an, jetzt schon eine Pause? Man kann Säfte, Frühstück, Kaffee und Snacks kaufen.

Außer den Guides nimmt dies aber keiner in Anspruch, wir haben das Gefühl, dass alle eher weiter ziehen wollen. Nach 15 Minuten geht es dann endlich richtig los. Richtig im wahrsten Sinne des Wortes. Die kommenden Stunden bis zur Mittagspause sind unfassbar anstrengend. Zuerst müssen wir hohe und steile Stufen hinter uns bringen. Es geht einfach nur stumpf bergauf, und zwar sehr sehr steil. Obwohl die Temperaturen im Gegensatz zu Antigua deutlich abgekühlt sind, es gerade neblig und bewölkt ist und wir außerdem noch im Schatten der Bäume gehen, schwitzen wir alle wahnsinnig. Alle sind ordentlich aus der Puste als wir wieder nur 15 Minuten später das nächste Mal kurz anhalten. Wir haben uns im guten Mittelfeld angesiedelt, aber wir merken schnell, dass die Gruppe sich wie Kaugummi zieht und es dauert, bis alle wieder beisammen sind. Ein Typ ist schon jetzt fix und fertig, es kommt mit viel Abstand als letzter an, seine Freunde erkundigen sich, ob alles okay ist. „I’m gonna die, bro.“ ist seine Antwort. Sagen wir mal so, schon vor dem Mittagessen ward er nicht mehr gesehen. Er hat sich wohl dazu entschieden umzudrehen. Wir haben allerdings auch mitbekommen, dass seine Freunde ihn erst tags zuvor eingeweiht haben, dass er sie auf diese Tour begleiten darf und er nicht den Eindruck macht, als hätte er sich lang darauf vorbereiten können, sowohl physisch, als auch psychisch.

Die vielen Pausen tun gut, allerdings wird uns auch schnell kalt, wenn wir so nass geschwitzt im Wind stehen. Stück für Stück kämpfen wir uns alle weiter den Berg hoch. Es scheint endlos zu sein und hinter jeder Kurve folgt eine weitere steile Kurve mit einem Aufstieg.

Jausenzeit

Erleichtert lassen wir uns zu Boden sinken, als die Guides uns zu verstehen geben, dass wir Mittagspause machen. Zufrieden packt jeder sein Mittagessen aus. Richtig lecker, es war kein Problem vegetarisches Essen zu bestellen und wir sind überrascht. Es gibt einen kleinen gefüllten Burrito mit separater Knoblauch-Soße, einen Apfel und einen köstlichen Schokomuffin. Wir kommen hier und da mal ins Gespräch mit ein paar anderen Reisenden. Die meisten sind englischsprachig, aber größtenteils ist die Gruppe sehr divers: Viele kommen aus UK, den USA und den Niederlanden. Ein paar Franzosen und zwei deutsche Mädels sind auch dabei. Spanisch sprechen nur wenige. Nach unserer gruseligen Begegnung am Lake Atitlan haben wir aber den Eindruck, dass alle ganz nett sind. Nach der Pause geht es weiter.

Natürlich bergauf. Die Höhe ist nun wirklich gut zu spüren und wir haben das Gefühl, dass wir langsamer voran kommen. Konsti schaut immer wieder auf den Höhenmesser sowie auf die Route auf seinem Handy. Caro nicht, natürlich nicht, wie auch ohne Handy. Grrr. Sie bemerkt schnell, wie oft sie eigentlich immer ihr Handy zu Hand hat. Zum Fotos machen, um die Uhrzeit zu checken, naja für all das irgendwie. Die Wut und Emotionen können nun gut in die Anstrengung fließen. Irgendwann erreichen wir die Baumgrenze. Von nun an laufen wir eher auf schwarzer Vulkanasche, schön staubig, aber dafür auch nicht mehr ganz so steil. Es folgen noch ein paar kurze Kletterpartien und eine immer schönere Aussicht. Vorausgesetzt man sieht etwas, denn der Nebel zieht immer wieder zu. Wir wollen nicht pessimistisch sein, aber so langsam überlegen wir, was wir überhaupt zu sehen bekommen. Immer wenn es aufklart und die Wolken mit dem starken Wind schwinden, spürt man die Erleichterung in der Gruppe.

Camp!

Wir haben es geschafft. Das war ein kleiner Kampf und tatsächlich sehr sehr anstrengend. Aufgrund der Gruppe hat sich eine etwas andere Dynamik ergeben. Wären wir alleine gewandert, wären wir wahrscheinlich deutlich langsamer gelaufen, hätten aber auch weniger Pausen eingelegt. Hauptsache wir sind angekommen. Das Camp besteht aus ein paar Hütten, einem Toilettenhäuschen, einer Lagerfeuerstelle und einem kleinen Häuschen für die Guides. Wir versammeln und erstmal alle um die Feuerstelle. Glück für uns, dass wir nicht die letzten sind, es gibt nämlich nicht genug Sitzplätze. Und diese sind heiß begehrt, die Anstrengung steht einigen ins Gesicht geschrieben. Das Camp liegt (wie viele andere um uns herum auch) am Berg und wir haben einen super Ausblick auf den Fuego. Wir sitzen keine 5 Minuten am Camp, als es eine erste Eruption gibt. Wir hören ein lautes Grummeln, darauf folgt eine große Aschewolke, die in den Himmel gepustet wird. Wow, das ist so cool. Die Begeisterung bei allen ist sehr groß und alle schauen gespannt zum Fuego, natürlich hat so ziemlich jeder sein Handy gezückt. Wer weiß, wie lange die Sicht auf den Fuego noch gegeben ist. Das Wetter ist heute tatsächlich sehr wechselhaft und immer wieder zieht es zu.

Als alle angekommen sind, stehen wieder ein paar organisatorische Dinge an: Wer möchte mit zur Fuego-Wanderung, die Wasserabgabe und natürlich die Schlafplatzverteilung. Ja, die Schlafplatz-Situation. Wir müssen lächeln, besonders beim Betrachten der anderen. In den Schlafhütten gibt es ein Matratzenlager auf zwei Etagen. Kante an Kante liegen 1 m breite, dünne Matratzen aneinander. Freie Platzwahl! Knapp 16 Leute passen in eine Hütte. Aber gut, nachts soll es ja auch kalt werden. Man kann nur hoffen, dass die Sardinen-Wärme das mögliche Schnarch-Konzert überwiegt. Wir schnappen uns zwei Matratzen oben am Rand und tauschen unsere nassgeschwitzten, weniger gut riechenden Sachen gegen ein trockenes Shirt. und einen dicken Pulli. Schon jetzt ist es frisch und wir sind froh, dass wir noch ein paar Klamotten mit hochgeschleppt haben. Die Toilette besteht übrigens aus einer Art Plumpsklo, das in einem Mülleimer mündet. Nachdem wir uns alle eingerichtet haben, bekommen wir eine heiße Instant-Suppe. Genau das richtige und während sich ein paar weniger begeistert zeigen, fühlen wir uns ein bisschen nach Taiwan, Südkorea und Japan zurückversetzt: Ein Herz für Instant-Suppen.

Erstaunlich viele melden sich für die extra Tour zum Fuego an. Respekt an dieser Stelle für diejenigen. Wir haben schwere Beine und sind echt froh, dass wir am Camp sind. Jetzt, gegen späten Nachmittag nochmal weitere 7 km mit einigen Höhenmetern laufen? Puh, das ist krass. Eine größere Gruppe macht sich aber nach der Suppe auf den Weg. Wir bleiben am Camp und machen es uns mit den Plastikstühlen und dem Aufblick auf den Fuego bequem. Es ist wirklich beeindruckend, die Eruptionen zu sehen, aber auch die schnell vorbeiziehenden Wolken sehen cool aus.

Immer wieder fängt es an zu regnen und wir müssen uns unterstellen. Schicht für Schicht ziehen wir uns auch immer mehr an, Caro nimmt Tablette Nummer drei und bekommt etwas Kopfschmerzen. Wir unterhalten uns nett mit einem holländischen Pärchen, die gerade ihre Flitterwochen in Guatemala und Belize verbringen.

Als die Sonne untergeht, ist der Fuego zwar fast vollständig in der Wolkendecke verschwunden, dafür sehen wir aber in die andere Richtung einen richtig schönen Sonnenuntergang. Hoffentlich wird die Nacht und vor allen Dingen der Morgen klarer..

Wir erkennen die Gruppe, oder zumindest irgendeine Gruppe den Fuego hinaufgehen. Genau, als sie am weitesten Punkt angekommen sind, gibt es eine große Eruption. Viel Lava findet ihren Weg an die Erdoberfläche, wird ausgespuckt und läuft dann den Vulkan herunter. Wahnsinn. Dann hat sich der Ausstieg für die anderen mehr als gelohnt.

Lagerfeuerromantik

Es ist mittlerweile richtig kalt und wir sind richtig glücklich, als unsere Guides das Lagerfeuer anmachen. Glücklich sind wir auch, dass wir alle einen guten Platz direkt am Lagerfeuer ergattern. Da die anderen noch unterwegs sind, ist für uns noch genug Platz. Das tut gut. Bevor die anderen zurück sind, bekommen wir das Abendessen serviert. Zuvor läuft einer der Guides aber noch mit einem Tablett herum: Rotwein! Na wenn das mal kein Premium-Camping ist. Wir stoßen gemeinsam an. Zum Abendessen bekommen wir gefüllte Zucchini, Kartoffeln und etwas „al dente(s)“ Gemüse. Wir quatschen ein bisschen mit den beiden deutschen Mädels und kommen uns danach nicht mehr nur unfit sondern auch unfassbar alt vor. Die beiden haben gerade Abi gemacht und beschlossen, für ein paar Monate nach dem Abi nach Guatemala zu gehen. Alleine. Kennengelernt haben die beiden sich erst hier. Beide arbeiten in unterschiedlichen Hostels als Volunteer. Parallel bewerben sie sich gerade langsam auf Studienplätze. Krass und ziemlich cool zugleich. Zum Abschluss des schönen Tages rösten wir noch Marshmallows im Lagerfeuern und bekommen eine wärmende heiße Schokolade. Ein Traum.

Es ist wirklich schön, aber Caro fühlt sich nicht so gut und würde lieber ins Bett. Kopfschmerzen und Bauchgrummeln macht sich immer breiter. Längst nicht so schlimm wie die letzten Male, aber auch nicht besonders angenehm. Wir putzen uns die Zähne und machen es uns im Matratzenlager gemütlich. Gerade als wir uns in die Schlafsäcke einmummeln, kommen die anderen gegen halb 10 zurück ins Camp. Die eine große Eruption war wirklich cool, aber der Weg war wohl super anstrengend und es ist besonders nach Einbruch der Dunkelheit sehr kalt geworden. Alle sind ziemlich im Eimer, wollen noch schnell etwas essen und dann auch ins Bett.

Sonnenaufgang oder kein Sonnenaufgang?!

Um 4 Uhr wollen wir zum Gipfel aufbrechen. Um halb vier steht einer der Guides bei uns im Häuschen. Das Wetter sieht sehr schlecht aus. Wir können gerne auf den Berg gehen, aber wahrscheinlich werden wir rein gar nichts sehen. Eine kleine Enttäuschung am „Morgen“. Nachdem es gestern Abend schon komplett zugezogen hat und wir nichts mehr vom Fuego, geschweige denn den Sternen gesehen haben, hatten wir zumindest Hoffnung, dass es heute Morgen besser wird. Alle überlegen hin und her. Konsti ist der erste, der aufspringt und sagt, dass wir auf jeden Fall hochgehen wollen. Immer mehr gesellen sich dazu. Ein paar bleiben liegen. Es ist super kalt, aber mit knapp 15 Leuten machen wir uns auf den Weg. Es geht direkt wieder steil bergauf und trotz der Kälte wird uns schnell warm und wir kommen ins Schwitzen. Kurz vor dem Gipfel sollen wir alles anziehen, was wir haben. Oben wird es ungemütlich. Wie wahr. Oben ist es super windig und komplett neblig. Wir sehen genau GAR NICHTS. An ein paar größeren Steinen suchen wir Schutz und setzen uns hin. Kaum hat Konsti sich hingesetzt, hüpft einer der Hundis, die uns hoch begleitet haben, auf seinen Schoß. Ihm scheint sehr sehr kalt zu sein. Er kuschelt sich ein und lässt sich von Konsti streicheln und zugleich wärmen. Richtig niedlich.

So verweilen wir einen Moment und warten, bis es etwas heller geworden ist. Klarer wird es allerdings leider nicht mehr und es bleibt bei Sichtweite 5 Meter. Irgendwann treten wir dann alle gemeinsam wieder den Heimweg an.

Zurück am Camp gibt es dann auch schon Frühstück: Ein Stück Bananenbrot und ein bisschen warmen Porridge. Vor allem der Kaffee ist Gold wert. Schlechter Kaffee, schlechte Aussicht, aber trotzdem genießen wir noch die letzten Minuten hier oben im Camp.

Danach treten wir den Rückweg an. Wir sind wirklich überrascht, wie schnell manche Leute diesen Berg heruntereilen bzw. manche laufen tatsächlich einfach. Die armen Knie. Die spüren wir übrigens deutlich. Mannomann, je älter wir werden, desto mehr haben wir mit solchen Abstiegen zu kämpfen.

Natürlich machen wir wieder ein paar Pause und halten auch kurz vor der Ankunft noch in dem Restaurant von gestern. Heute gönnen sich ein paar Leute dann doch noch einen zweiten Kaffee oder einen Saft. Noch ein bisschen Zeit totschlagen und dann geht es mit den Kleinbussen zurück zum Hostel. Wir dürfen die Duschen des Hostels benutzen, können die ausgeliehenen Sachen zurückgeben und unsere Sachen umpacken. Die Dusche nehmen wir mit, für uns geht es nämlich von hier direkt zu unserer Gastfamilie, bei der wir die kommende Woche wohnen werden. Da wollen wir natürlich nicht stinkend aufkreuzen.

Mucho gustó!

Nachdem wir fast eine halbe Stunde zu Fuß laufen, kommen wir richtig kaputt bei Claudia und ihrer Familie an. Im Norden der Stadt, am Rand der Altstadt liegt das kleine Häuschen, welches für die kommende Woche unser Zuhause sein wird. Wir werden sehr herzlich von Claudia, ihren beiden Töchter Dulce und Luisa, sowie von der Abuelita Maria begrüßt. Ebenfalls mit von der Partie: Harry. Der einzige Mann im Haus. Allerdings mit vier Beinen, ein richtig süßer und leicht gestörter Hund. Mit seinen zwei Augenfarben merkt man schnell, dass optisch ein bisschen Husky in ihm steckt. Aber auch seine leicht verrückte, manchmal leicht creepy Art, spiegelt den Charakter eines Huskys wider. Von einer auf die andere Sekunde kann es zwischen Schmusehund und einem kurzen Schnapper wechseln. Keinesfalls böse oder gefährlich, aber eben doch ein Schnapper von einem großen Hund. Und manchmal starrt er einen dann doch einen Moment zu lange mit seinen Augen an, dass man sich nicht sicher sein kann, was in seinem Köpfchen so vorgeht. Ein kleiner Psychopath ist an ihm verloren gegangen, aber wer weiß schon, was er in seinem vorherigen Leben war..

Es gibt eine Küche mit Esstisch und angeschlossenem Wohnzimmer, ein geteiltes Badezimmer sowie ein paar Schlafzimmer. Wir haben ein Doppelbett, eine Kommode und einen Schreibtisch. Claudia erklärt uns ein paar Dinge und wir berichten, dass wir gerade von der Acatenango Tour kommen. „Oh, ihr müsst müde sein.“ erwidert sie. Und wie müde wir sind. Türe zu und ab ins Bett. Wir sind so müde und kaputt, dass wir wirklich erstmal ein Nickerchen machen müssen. Wir verfallen in einen kleinen Dornröschenschlaf und als wir aufwachen, müssen wir uns erstmal orientieren, wo wir überhaupt sind – Welches Jahr haben wir nochmal? In welchem Land sind wir eigentlich?

Leicht verknautscht macht sich aber auch Appetit bemerkbar. Heute haben wir noch nicht viel gegessen. Sicherheitshalber fragen wir bei Claudia nochmal nach, ob es heute auch schon Essen gibt, aber unsere Vollpension „Claudia“ beginnt erst ab morgen. Umso besser, dann können wir einfach in die Stadt schlendern und direkt etwas essen. Wir steuern ein kleines Taco Restaurant an und stillen den größten Hunger.

Da wir im Anschluss noch der Meinung sind, uns für die geschaffte Wanderung zu belohnen (wir haben übrigens sehr sehr schwere Beine), steuern wir eine Craft Beer Brauerei an. Erst sind wir etwas verwundert, dass nicht so viel los ist. Das ändert sich aber, als wir auf die Dachterrasse kommen. Von hier haben wir einen super Ausblick über die Stadt. Dazu legt noch ein DJ entspannte Sonntagnachmittags-Beats auf. Hier lässt es sich aushalten. Neben weiteren Touris treffen wir übrigens auf das holländische Flitterwochen-Paar, logisch, auch die beiden haben sich natürlich ein Bier verdient.

Wir genießen die Aussicht und die entspannte Atmosphäre, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Wir müssen noch ein bisschen in Sachen „neues Handy“ recherchieren. Diesem Thema widmen wir uns nämlich morgen, aber selbstverständlich erst nach der Schule.

Einschulung 2.0

Pünktlich um 7 Uhr stehen wir zum Frühstück auf der Matte. Mit uns frühstückt noch ein Paar aus Neuseeland, die reisen allerdings heute ab. Zum Frühstück gibt es Rührei, ein bisschen Obst und Joghurt mit ein paar Haferflocken. Wir nutzen die Chance und stellen den beiden noch ein paar Fragen, danach machen wir uns auf den Weg zur Sprachschule. Auf den letzten Drücker lesen wir, dass wir etwas zu Schreiben mitbringen müssen. Wir kramen aus der hintersten Ecke ein paar lose Blätter hervor und los geht es. Bei der Sprachschule angekommen, gehen wir an ziiiemlich vielen wartenden Lehrer:innen vorbei. Im Büro erledigen wir kurz etwas Bürokratie, bekommen unsere ersten Lernunterlagen und werden dann unserem Lehrer für diese Woche vorgestellt: Carlos.

Carlos begrüßt uns sehr nett und höflich und ehe wir uns versehen, machen wir uns schon auf den Weg in den Garten. In den Garten? Genau. Die Spanischstunden unserer Sprachschule finden alle in einem großen Garten oder vielmehr in einer Eventlocation statt. Während hier am Wochenende oder am Abend Events wie Konzerte, Kulturveranstaltungen und Hochzeiten stattfinden, dürfen tagsüber die Schüler:innen hier pauken. Der Garten liegt am Rand der Innenstadt. Hinter einem großen Tor erstreckt sich ein großes Gelände. Überall verteilt stehen kleine Tische mit zwei bis drei Stühlen. Hier findet der Unterricht, entweder 1:1 oder 2:1 mit den Lehrkräften statt. Es ist wunderschön. Nachdem wir auf dem Weg zum Garten schon ein bisschen auf Spanisch geplaudert haben (wir vermuten, Carlos wollte dadurch unser Niveau testen), führt Carlos uns nach Ankunft im Garten herum.

Es gibt einen überdachten Bereich, viele kleine Wege, eine große Wiese, sogar eine Dachterrasse. Es gibt gratis Kaffee und Wasser, selbstverständlich auch eine Toilette. Der Unterricht beginnt jeden Morgen um 8 Uhr, um 10 Uhr findet eine 30 minütige Pause statt und je nachdem, wie viel Stunden man bucht, endet der Unterricht um 12 oder um 13 Uhr. Wir haben täglich vier Stunden Unterricht, was für uns alleine konzentrationstechnisch eine kleine Herausforderung darstellt. In der Pause gibt es ein kleines Häuschen, von dem aus eine Familie kleine Snacks und Getränke verkauft. Besser als jede Schul-Cafeteria! Es gibt immer etwas anderes. Frisch belegte Tostadas, Nachos mit Guacamole und weiteren Toppings. Belegte Brote, mal frittierte Banane und mal Mole. Ab und zu gibt es auch Schalen mit frischem und geschnittenem Obst. Es ist wirklich alles köstlich, tatsächlich sehr günstig und eine gute Gelegenheit, um ein paar lokale Snacks zu testen.

Dann geht es direkt ans Eingemachte, wir sind ja schließlich nicht zum Snacken hier. Wir nehmen Platz und quatschen weiter. Carlos möchte sich ein Bild über unsere aktuellen Spanisch-Kenntnisse machen. Wobei er glaube ich nicht ganz versteht, dass Konsti nur ein Semester während des Studiums (just for fun) mal ein bisschen absolute Basics Spanisch gelernt hat und ansonsten nur Duolingo Skills besitzt. Er betont immer wieder, dass eine Woche nicht allzu viel Zeit ist und wir daher ein paar Grundlagen überspringen. Okay, wir werden sehen.

Maestro Carlos

Carlos ist schon 67 Jahre alt, was man ihm aber absolut nicht ansieht. Sowohl er als auch seine Frau arbeiten beide in der Sprachschule und leben in Antigua. Er hat bereits zwei erwachsene Söhne. Er selbst hat indigene Wurzeln, seine Frau nicht. Wie das früher nun mal so wahr, haben sie sich früh kennengelernt, geheiratet und Kinder bekommen. Carlos spricht super deutlich und langsam, wir verstehen wirklich viel von dem, was er sagt. Englisch spricht er nicht wirklich, ein paar Wörter kann er allerdings, wahrscheinlich für die Kundschaft, die gar keine Spanischskills mitbringt. Unsere Konversation ist aber eigentlich ausschließlich auf Spanisch. Wir werden in dieser Woche so viel von Carlos lernen und sind wahnsinnig dankbar für einen so tollen Lehrer.

Wir können jederzeit unsere Fragen stellen und er gibt sich wahnsinnig viel Mühe, den Unterricht interessant und gleichzeitig informativ zu gestalten. Ihm ist besonders die Konversation wichtig. Klar, wir sollen viel sprechen üben, hören aber auch oft seinen Erzählungen zu. Und diese sind wirklich interessant. Er erzählt uns von Guatemala, von den Traditionen der Menschen hier, dem Glauben, den sie haben und wie sie heute leben. Er schwärmt von seinem Lieblingsessen, seinem Lieblingsverein Real Madrid mit Lieblingsspieler Toni Kroos und gibt uns aber auch Einblicke in ernste Themen wie der aktuellen Politik, dem Gesundheitssystem und Einwanderung in Guatemala. Wir versuchen alles aufzusaugen: Geschichten aus Guatemala/Antigua, Grammatik, aktuell relevante Themen wie Migration, neue Vokabeln, seine persönlichen Geschichten und die Rolle der Indigenen und natürlich spanische Zeitformen. Unsere Spanisch-Vormittage sind wahnsinnig intensiv und herausfordernd. Manche Dinge haben wir vorher schon gehört (vor allem Caro), andere Dinge sind neu und unser Wortschatz ist natürlich super begrenzt. Aber es macht gleichzeitig auch richtig Spaß. Vor allem das Sprechen hilft uns sehr, auch wenn es etwas Überwindung kostet und wir schnell merken, dass es insbesondere bei komplexen Themen schwierig ist, seine Meinung zu äußern. Es beschäftigt uns sehr, dass die meisten Menschen hier keine richtige Krankenversicherung oder eine Rente haben. Das ganze System ist einfach anders. Es gibt noch viel Korruption, viele sehr traditionelle Ansichten und in ganz Guatemala gibt es nur EINE öffentliche Universität. Carlos kommt aus einem kleinen Dorf vom Land. Und nur dadurch, dass er lesen und schreiben gelernt hat, kann er heute in dem Job als Lehrer arbeiten und so Geld verdienen. Früher habe er an einem kleinen Stand Kleidung verkauft erzählt er uns. Mal wieder merken wir, was für ein privilegiertes Leben wir führen und wie viel Glück wir haben.

An einem Tag in der Schule läuft eine Lehrerin mit einer kleinen Eule in ihren Händen vorbei (woher diese kam, weiß keiner so genau). Total spannend für uns aber war: Für Carlos selbst ist die Eule ein schlechtes Zeichen und bringt Unglück. Für seine Frau hingegen, die ja auch Lehrerin in der Schule ist, sind Eulen ein Zeichen für Glück.

An einem anderen Tag lesen wir auch mal aus einem Spanischbuch. Wie früher in der Schule lesen wir abwechselnd immer eine Geschichte aus dem Buch vor, müssen danach unsere Kurzgeschichte zusammenfassen und ein paar Fragen dazu von Carlos beantworten:

Nach der Schule ist vor dem Mittagessen

Fast wie früher. Zumindest Konsti sieht große Parallelen. Wir kommen nach Hause, werden von Harry und Claudia begrüßt, gefragt, wie die Schule war und kurz danach steht auch schon das Essen auf dem Tisch. Was ein Service. Vegetarisches Essen ist übrigens kein Problem und wir bekommen in dieser Woche so viele leckere Speisen serviert, wirklich der Wahnsinn, was Claudia und manchmal Abuelita Maria zaubern: Reis mit Gemüse, Pasta, Suppe, Gemüse-Taler oder -Frikadellen, Kartoffeln, Quesadillas. Dazu gibt es natürlich immer frische Tortillas, die hier per Tortilla-Liefer-Service eintreffen.

Versorgt werden übrigens nicht nur wir, sondern auch die ältere Nachbarin „Rooosita“, die immer einen Teller vorbeigebracht bekommt. Wie es sich gehört, bedanken wir uns immer für das köstliche Essen, was Claudia immer ganz besonders freut. Danach spülen wir unser Geschirr hinten im Innenhof ab. Das müssen wir zwar nicht, machen wir aber natürlich trotzdem. Konstis Highlight dürfte wohl die scharfe Soße gewesen sein, die zum selbst würzen ab und zu auf dem Tisch landet, die kleinen Chilis haben es aber ganz schön in sich.. Gegessen haben wir aber nie gemeinsam mit der Familie, sondern immer für uns oder gemeinsam mit Gigi, der Berlinerin, die einen Tag nach uns angekommen ist und ebenfalls die Sprachschule besucht. Besuch bekommen wir auch immer mal wieder von einer Katze, die auch irgendwie ein bisschen dazu zu gehören scheint. So wie auch ein Papagei, der hier bei Claudia im Innenhof lebt.

Claudia und Abuelita erzählen uns aber ab und an ein bisschen von sich und wir versuchen ein paar Nachfragen zu stellen. Dafür sind wir schließlich in einer Gastfamilie. Die ältere Tochter, Dulce, ist nun bald mit der Schule fertig und muss sich neben der Prüfungsvorbereitung um einen Studienplatz kümmern. Gar nicht so einfach, denn sie möchte Jura studieren und die einzige öffentliche Uni liegt in Guatemala Stadt. Die Plätze sind begrenzt und neben guten Noten, muss man sogar extra für das Aufnahmeverfahren in die Hauptstadt fahren. Private Universitäten gibt es auch, aber diese sind kaum bezahlbar für normale Familien. Umso stolzer sind Claudia und Abuelita Maria, dass Dulce so gut in der Schule ist und sich erstmal dem Studium widmen möchte. „Heiraten kann sie später auch noch, erstmal muss sie unabhängig werden.“ da hat die Großmutter schon konkrete und durchaus moderne Ansichten für die nächsten Jahre ihrer Enkelin. Ein anderes Mal berichtet uns Claudia, dass ihre Leibspeise Lasagne ist. Schade, dass wir nur so kurz hier sind, eigentlich hätte Konsti hier seine Lasagnen-Kochkünste unter Beweis stellen müssen.

Unsere freie Zeit nutzen wir, so gut es geht, aber die Hausaufgaben stehen natürlich an erster Stelle und sind teilweise gar nicht mal sooo schnell erledigt.

Was wir sonst noch so getrieben haben:

Ein neues Handy muss her!

Dieses lästige to do nehmen wir uns direkt für den ersten Tag vor. Eine Grundlagen-Recherche haben wir ja bereits am Sonntag abgehakt, daher spazieren wir jetzt zum ortsansässigen Elektro-Fachgeschäft, das einem Media Markt ähnelt. Davon gibt es genau zwei seriöse Anbieter und Claudia empfiehlt uns, nur hier ein Handy zu kaufen und nicht an einem der zahlreichen Gebrauchtwaren-Anbieter. Wo die dortige Ware herkommt, lässt sich zwar nur mutmaßen, aber Theorien haben wir ausreichend. Wobei: Vielleicht würden wir dort ja sogar Caros Handy wiederfinden.

Caro will auf jeden Fall ein Handy e-Sim-fähiges Handy (das würde es uns deutlich vereinfachen in den einzelnen Ländern, an Sim-Karten zu kommen), eine nicht allzu schlechte Kamera und vor allem: KEIN TEURES GERÄT. Eigentlich möchte sie am liebsten gar kein neues Handy. Jetzt dafür Geld auszugeben, geht ihr gehörig gegen den Strich. Überhaupt ist dies ihr erstes neues Handy, was sie sich selbst zulegt. Eigentlich ist sie große Verfechterin von gebrauchten Handys, am liebsten von vertrauenswürdigen Freund:innen. Naja, das fällt jetzt flach. Da aber die Gefahr nicht zu gering ist, dass dieses heilige Gerät noch einmal entwendet wird, es herunterfällt, im Klo landet oder Caro es einfach irgendwo liegen lässt, muss eine Zwischenlösung her. Wir schauen uns um und bleiben bei Xiaomi hängen. Konsti hat eigentlich gute Erfahrung mit dem chinesischen Produzenten und es bietet schlichtweg günstige Handys an. Bei den Modellen haben wir vorab schonmal geschaut, welche e-Sim-fähig sind. Zur Sicherheit fragen wir nochmal nach. Die allgemeinen Bewertungen haben wir ebenfalls auf einschlägigen Vergleichsseiten in Erfahrung gebracht. Die Entscheidung ist schnell gefallen. Auch die der Farbe. Die ist Caro nämlich generell schon ziemlich egal. Wenn es nach dem Verkäufer ginge, dann hätte sie ein farbiges Modell ausgewählt (typisch Frau natürlich..), aber es soll einfach nur „negro“ sein. Sicherheit geht vor. Zumindest vor ungeschickten Stürzen soll das Handy geschützt sein. Eine Handyhülle gibt’s gratis dazu (Seit wann gibt’s eigentlich sowas?) und für einen Displayschutz investieren wir vorausschauend auch ein paar Mark.

Keine halbe Stunde sind wir wieder aus dem Laden draußen. Die Gefühlslage ist gemischt: Zum einen überwiegt die Freude bald wieder in Kontakt mit der Außenwelt treten zu können, zum anderen ist da immer noch der Unmut, sich überhaupt ein neues Handy zulegen zu müssen. Normalerweise würde Caro so ein Gerät dann nochmal locker eine Woche zur Seite legen, weil die Inbetriebnahme eine Angelegenheit ist, die sie nur allzu gerne vor sich her schiebt. Das wollen wir heute anders machen. Außerdem steht Konsti ihr helfend zur Seite und übernimmt fast alle Einstellungen und vor allem die nervenzehrende Aufgabe des Einwählens auf dem Google Konto. Das haben wir uns alles einfacher vorgestellt. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Zumindest, wenn man all seine Verifizierungsmöglichkeiten auf ein Handy eingestellt hat, dass es nun eben nicht mehr gibt. Eine weitere „Schande“, die Caro jetzt einholt: Passwörter und Anmelde-E-Mail-Adressen. Alles war auf ihrem Handy hinterlegt, alle Zugänge und alle Passwörter, natürlich nicht in einem Passwortmanager gespeichert. Es ist ein wildes Herumprobieren, manche Zugänge haben wir bis jetzt noch nicht herausgefunden. Was ebenfalls zum Problem wird: Whatsapp. Der Zugang ist natürlich nur mit einer Simkarte nutzbar, auf die per SMS ein Code zur Verifizierung geschickt wird und entgegen unserer Recherche ist das Handy leider nicht e-Sim fähig. Na toll, wir haben die „Nicht 5G“ Version erwischt, günstiger, aber eben auch ohne e-Sim. Die neue Simkarte ist bereits bestellt und wird nach Engelskirchen geliefert, aber ein Weiterleiten per Post macht wenig Sinn. Eine kurze Gedenkminute an Konstis neue Kreditkarte, die ihren geplanten Weg bisher ebenfalls NICHT zu uns gefunden hat. Der Alternativplan: Die Aktivierung der Simkarte in Deutschland und das Weiterleiten des Codes für Whatsapp. Das wird aber noch ein paar Tage dauern. Nach viel hin und her haben wir es dann doch geschafft. Props gehen hierbei an Konsti: Für seine Skills und natürlich für seine Engelsgeduld, nicht nur mit Google, sondern auch mit Caro. Muchas Gracias!

Stadterkundung mit Besuch im Stamm-Café

Wir wollen uns natürlich auch ein bisschen was von Antigua anschauen. Obwohl wir schon ein paar Tage hier sind, haben wir uns eher mit Scheuklappen vor den Augen durch die Stadt bewegt. Das möchten wir ändern. Wir starten einen Ausflug zum „Cerro de la Cruz“, einem kleinen Berg in der Nähe des Zentrums. Der Name kommt, wer hätte es ahnen können, von einem Kreuz, das die Stadt bewachen soll. Bei gutem Wetter soll die Aussicht wunderschön sein. Naja, mal wieder ist es bewölkt und diesig. Wir sehen zwar das Kreuz und den Ausblick auf die Stadt, aber die Vulkane, die die Szenerie im Hintergrund abrunden sollen, lassen sich nicht blicken. Obwohl der Weg nicht weit ist, ist es trotzdem sehr warm und anstrengend, der Muskelkater vom Wochenende plagt uns noch immer. Für den Weg nach oben nehmen wir einen kleinen Trampelpfad, der fast direkt an Claudias Haus beginnt, auf dem Rückweg nehmen wir einen alternativen ausgebauten Weg, der uns in einen bisher noch unbekannten Teil der Stadt führt.

Antigua ist wirklich eine schöne Stadt, es gibt viele barocke Kolonialarchitektur, viele restaurierte Kirchen und aufgrund der vielen Besucher:innen auch ein entsprechend breites Angebot an Restaurants, Bars, Kleidungs- und Souvenirgeschäften. Es gibt einiges zu sehen, auch wenn man nur durch die Straßen schlendert. Konsti als kleiner Innenhof-Fanatiker schaut begeistert von einem in den nächsten Innenhof.

Viele der alten Häuser, die früher im Familienbesitz (natürlich der großen und reichen Familien) waren, sind heute Hotels, Restaurants und auch im Besitz von so einigen bekannten Franchise-Ketten. Fast schon gruselig, wie die Starbucks-Filiale sich hier eingenistet hat. Die eigentliche Anpassung des Designs glückt hierbei allerdings nicht immer und erinnert zwischenzeitlich mehr an mediterrane Deko-Elemente.

In einen Innenhof locken uns ein paar coole Schilder. Hier haben sich ein paar Geschäfte angesiedelt und es gibt so ziemlich alles: Coole Klamottenläden, Cafés, eine Schokoladenmanufaktur und eine dänische Bar. Es sieht tatsächlich so ziemlich alles einladend aus. Besonders der Klamottenladen mit dem Namen „Muy Fucking Bueno“ und die dänische Bar mit einer verlockenden Happy Hour reizt uns. Wir nehmen uns vor, noch ein anderes Mal wieder zu kommen.

Kurz zusammengefasst schon einmal und wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt: Antigua ist ein absolutes Touri-Paradies und somit eben genau eines nicht: Eine authentische guatemaltekische Stadt. Um so eine zu sehen, haben wir von Carlos zwar Tipps bekommen, werden diese aufgrund unserer Weiterreise in Richtung Housesit aber leider nicht mehr wahrnehmen können.

An einem Ort landen wir rein zufällig. Von schlimmer Nachmittags-Müdigkeit geplagt, wollen wir einen Kaffee trinken gehen. Denn eines macht in Guatemala rein gar keinen Sinn: Der Kaffeekonsum. Sowohl bei Claudia als auch in der Sprachschule schmeckt der Kaffee grauenvoll: Lasch und wie mit Wasser verdünnt. Carlos erklärt uns, dass die Menschen ihren Kaffee hier so trinken. Das möchte man kaum meinen, denn Guatemala baut schließlich selbst Kaffee an. Immerhin gut 270.000 Hektar Anbaufläche, konzentriert auf die Arabica-Bohnen. Die Qualität der Bohnen soll wirklich gut sein, abwechslungsreich, vielseitig und mit feinen Noten von Schokolade und Karamell. Naja, wohin diese tollen Bohnen ihren Weg finden und warum genau aus dem gleichen Grund die Menschen in Guatemala seltener diesen Kaffee konsumieren, könnt ihr euch ja denken.

Da insbesondere Caro sich schon seit längerem mal wieder nach einem RICHTIGEN Kaffee sehnt, steuern wir nun ein Café an. Ein kurzer Blick auf die Maschine, eine tiefe Nase Kaffeeluft schnuppern und schon ist unsere Entscheidung auf ein unscheinbares Café gefallen. Ein absoluter Glücksgriff. Der Flat White ist nicht überteuert und wir werden in den Hinterhof geleitet. Der ist wunderschön und sehr gemütlich. Es ist ruhig, in der Mitte des Hofes sitzt eine Frau, die traditionelle Stoffe von Hand webt und WLAN gibt es auch. Der perfekte Ort für einen guten Kaffee und das Erledigen unserer Hausaufgaben. Uns gefällt es hier so gut, dass wir direkt noch drei Mal hierher kommen.

Eine Stadtführung muss sein

Ihr kennt uns. Wir lieben Freewalkingtouren und wollen die Zeit hier nutzen, um in Antigua auch eine mitzumachen. Wir finden das Angebot von Claudia Nummer 2. Für einen Nachmittag melden wir uns an und treffen uns direkt bei der zentral gelegenen Kirche Iglesia de la Merced. Claudia 2 ist mittleren Alters, quirlig und direkt begeistert, dass wir hier Spanisch lernen. Zu unserem Glück bleiben wir nicht alleine mit ihr, sonst hätten wir die Tour wahrscheinlich komplett auf Spanisch gemacht und wären auch leicht überfordert von ihrer Art. Wahrscheinlich gut für unser Spanisch, aber weniger gut für alle Infos der Tour.

Mit von der Partie ist heute noch eine amerikanische Familie inkl. zwei kleiner Kinder. In den folgenden 2,5 Stunden sind wir mindestens zehn Mal beeindruckt, wie entspannt das Paar mit den kleinen Kindern reist und dass sie die komplette Tour mit allen durchziehen und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Egal, ob sich ein Kind eine Vogelfeder in den Mund steckt, sich die Kinder in den Dreck setzen oder zwischendurch mal ganz weg sind – die Eltern nehmen es gelassen, lauschen den Erklärungen von Claudia 2 und stellen jede Menge Fragen. Erst kommen sie uns sehr amerikanisch vor (und ja, das meinen wir ein bisschen abwertend), aber als wir ins Quatschen kommen, müssen wir letztendlich doch unsere Vorurteile ablegen und zugeben, dass sie zwar schon sehr amerikanisch, aber durchaus auch sehr nett sind.

Die Tour selbst geht mehrere Stunden und wir frühstücken diverse Orte und interessante Fakten zu Antigua und zu Guatemala allgemein ab. Wir lernen viel über Kultur, Geschichte, Kakao, die Maya, Kirchen und und und.

Um es für euch (und auch ein bisschen für uns) nicht allzu lang werden zu lassen, konzentrieren wir uns auf ein paar Fakten, Stichpunkte sind doch zur Abwechslung auch mal ganz schön, oder?

  • Antigua war einst mal die Hauptstadt von Antigua und das Zentrum des damals noch viel größeren Landes. Darüber hinaus war es ein wichtiger Knotenpunkt und der Verwaltungssitz der zentralamerikanischen Kolonien. Durch Erdbeben und Vulkanausbrüche wurde die Stadt aber mehrmals zerstört. Dies ist unter anderem ein Grund, warum heute diverse Kirchen in einem so guten Zustand sind. Erstaunlicherweise hat es aber ein paar Erdbeben gebraucht, bis man die Gebäude etwas stabiler gebaut hat.
  • Ein großer Anteil der Bevölkerung in ganz Guatemala hat indigene Wurzeln (ca. 42 Prozent), im Vergleich zu ein paar Nachbarländern in dies ein hoher Anteil. Erkennbar sind die Indigenen übrigens heute noch an ihrer traditionellen Kleidung, die sie mit Stolz tragen. Das bezieht sich aber vor allem auf Frauen.
  • Der Bogen von Santa Catalina ist das Wahrzeichen der Stadt und (insbesondere bei gutem Wetter) wohl das beliebteste Fotomotiv. Der Bogen wurde im 17 Jahrhundert erbaut und diente ursprünglich als Verbindung zwischen dem Kloster und der Schule der Karmelitinnen.
  • Der Unterschied zwischen dem Stadtzentrum und den umliegenden Gebieten scheint übrigens sehr groß zu sein. Claudie 2 erklärt, dass es etwas außerhalb der Stadt weder geteerte Straßen noch überall Strom gibt. Wirklich krass, was ein Touristen-Highlight mit sich bringt.

Zum Abschied schenkt uns Claudia 2 allen noch ein Armband – echt nett und cool!

Hochzeit auf guatemaltekisch

Aber wir verbringen natürlich nicht jeden Nachmittag in unserem „Stamm-Café“. Einen Nachmittag in der Woche bietet unsere Sprachschule eine Art Kulturprogramm an. Manchmal werden Ausflüge gemacht und manchmal finden kleine Veranstaltungen in der Schule bzw. dem Garten selbst statt. So auch heute. Das Thema lautet: Hochzeiten. Es geht dabei um die Vermittlung von lokalen Traditionen, insbesondere der indigenen Bevölkerung und natürlich um Spanisch. Die Teilnahme ist freiwillig, aber das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Vor allem weil Carlos uns angepriesen hat, dass es die typische Hochzeitssuppe zum Verköstigen geben wird. Sogar in vegetarischer Variante. Nachdem wir uns um das Abschiedsgeschenk für Carlos gekümmert haben (ein Sherlock Holmes-Roman, da Carlos gerne liest, aber er selten Bücher kaufen kann), finden wir uns heute also auch am Nachmittag in der Schule ein. Es sind ein paar Stuhlreihen aufgebaut und davor ein großer Tisch mit lauter Kleinigkeiten. Eine Lehrerin der Schule führt durch das Programm. Sie erklärt uns in den folgenden 1,5 Stunden viel zu den Traditionen der Hochzeit und vor allem zur Rollenverteilung, die, wie sollen wir sagen, doch noch sehr traditionell ist. Es wird früh geheiratet und selbstverständlich fragt der Mann die Frau. Nach dem Antrag findet ungefähr ein Jahr später die Hochzeit statt. Genau ausreichend Zeit, damit die Frau ihr Outfit selbst weben und schneidern kann. Vorausgesetzt sie verbringt keine Zeit mehr mit Freundinnen oder der Familie. Dafür hat sie aber auch ein tolles und selbstgemachtes Hochzeitsoutfit. Die Farben und Muster der Güipiles unterscheiden sich je nach indigener Gruppe, hier gibt es festgelegte Muster (bspw. spezielle Blumenmuster), die für eine bestimmte Gruppe stehen. Die Lehrerin hat ein paar Kleidungsstücke mitgebracht und sogar zwei Freiwillige gefunden, die sich opfern und kurzerhand vor den Traualtar gebracht werden.

Gefeiert wird die Hochzeit mit sehr sehr vielen Gästen. Es gibt weder Brautjungfern noch irgendwelche Hochzeitsspiele. Dafür wird sozusagen das ganze Dorf eingeladen. Selbstverständlich bringt dann jeder Besucher/jede Besucherin noch die gesamte Familie mit. Kein Wunder, dass bei diesen Ausmaßen kein Geld mehr für Schnickschnack bleibt. Nach der Hochzeit zieht die Ehefrau wohl erstmal bei der Familie des Mannes ein. Schnellstmöglich versucht sich das Ehepaar unabhängig zu machen und (wen wundert es?) schnellstmöglich viele Kinder zu bekommen. Passend dazu bekommt unser frisch gebackenes Ehepaar nun eine kleine Babypuppe in die Hand gedrückt. Tja, so schnell kann es gehen. Gegessen wird Pepian. Der Eintopf wird schon ein paar Tage zuvor gekocht, damit er gut durchziehen kann und ist damit ein absolutes Highlight. Während unser Vorführ-Pärchen noch ein paar Fotos in ihrem Hochzeitsoutfit macht, bekommen wir ein kleines Schälchen Suppe serviert. Köstlich, es schmeckt ganz hervorragend. Wenn es das nur öfter in Veggie geben würde. Eine richtig tolle Idee der Sprachschule, wir haben viel gelernt.

Die Güipiles sehen wir einige Tage danach auch noch einmal auf dem lokalen Markt, auf dem diese ebenfalls verkauft werden. Wir lernen allerdings, dass ein Großteil der Güipiles heutzutage gar nicht mehr unbedingt von Hand gewoben hergestellt werden, sondern viele und vor allem die günstigen, in China.

Schwindende Hoffnung

Die Sache mit der Kreditkarte: Schon vor ein paar Wochen hat Caros Mama Konstis Kreditkarte mit der Adresse der Sprachschule in die Post gegeben. Unser Masterplan erschien uns fast idiotensicher. Tja, da haben wir die Rechnung wohl ohne die Post in Zentralamerika gemacht. Die Karte ist weder vorab, noch während noch gegen Ende der Woche in der Sprachschule eingetroffen. Zu Beginn hatten wir noch etwas Hoffnung, aber gegen Ende schwand auch diese. Als wir ein letztes Mal in der Sprachschule nachfragen, ob etwas angekommen ist, gibt uns der Sohn des Inhabers den Tipp, dass wir einfach mal bei der Post direkt nachfragen sollen. Obwohl wir verwundert sind, wie das funktionieren soll, da ja noch nicht einmal Konstis Name auf dem Paket steht, ist uns schleierhaft. Wir probieren es natürlich trotzdem. Gerade noch rechtzeitig, denn 2 Minuten später und „die Post“ hätte geschlossen. Wir erklären unser Anliegen und werden daraufhin nett angelächelt. Das Lächeln könnt ihr euch folgendermaßen vorstellen: Ich lächle nett, obwohl ich mir denke, dass ihr eine vollkommen absurde Vorstellung von der guatemaltekischen Post habt und dass ihr ein bisschen dumm seid. Der nette Herr versucht uns wirklich zu helfen und notiert sich sogar unseren Namen, die Handynummer und die Adresse, an die wir den Brief gesendet haben. Hm, ob wir wohl jemals noch etwas von dieser Kreditkarte hören werden? Nein. Werden wir nicht.

Ein letztes Mal Antigua

Nach unserer erfolgreichen Unterrichtswoche sind wir ein kleines bisschen stolz auf unsere eingeschobene Schulzeit. Wir haben wirklich viel gelernt und sind Carlos sehr sehr dankbar für seine tollen Unterrichtsstunden. Es hat super viel Spaß gemacht und zu gerne hätten wir noch mindestens eine Woche dran gehängt. Unsere Zeit hier möchten wir in Erinnerung behalten und beschließen daher, nicht nur mit einem Bier anzustoßen, sondern auch ein kleines Souvenir in Form eines T-Shirts zu kaufen. Es geht in den „Muy fuckin bueno“ Laden. Da es selbstverständlich nicht in Frage kommt, dass wir uns das gleiche T-Shirt kaufen, probieren wir ein bisschen herum und suchen uns schließlich zwei Varianten aus. Weiß kommt dabei natürlich nicht in Frage, damit haben wir in den letzten Monaten nicht die besten Erfahrungen gemacht. Beim Kauf von zwei T-Shirts bekommt man zwei Bier oder zwei Wein gratis. Ob uns das vielleicht auch ein kleines bisschen zum Kauf motiviert hat? Ein klitzekleines bisschen vielleicht.

Natürlich entscheiden wir uns für den Wein, der tatsächlich wirklich gut schmeckt. Davon noch drei Gläser.. Aber nein, stattdessen geben wir uns mit einem Gläschen zufrieden und kommen mit der Stammkundschaft des Besitzers ins Gespräch. Es macht den Eindruck, dass die Expats sich wahrscheinlich die Hälfte der Woche hier zusammensetzen und bei einem Weinchen über das Leben philosophieren. Eine Australierin (mit süßem Hund) erzählt und erzählt. Sie hat in der Tat lustige Dinge zu erzählen, unter anderem auch von einem Deutschlandbesuch auf dem Oktoberfest, nachdem sie letztendlich morgens in Stuttgart gelandet ist, obwohl sie eigentlich in Ulm hätte landen wollen.

Aber irgendwann müssen wir den Absprung schaffen. Wir eisen uns los, um drei Geschäfte weiter noch die Bier-Happyhour mit zu nehmen. In der dänischen Bar „Skol“, die uns beim ersten Mal schon positiv aufgefallen ist, sieht es ähnlich aus. Es ist nicht viel los, aber ein paar Expats sitzen an der Bar und genehmigen sich einen Drink. In bester Begleitung eines riesigen Schäferhundes, der Konsti schwanzwedelnd begrüßt. Da dies mit Begeisterung und einer Streicheleinheit erwidert wird, beginnt eine kleine Liebesgeschichte. Der Schäferhund sieht zwar etwas gefährlich aus (vielleicht wegen seinem camouflagefarbenen Geschirr, ist aber der größte Schmusehund. Diesem Ankuschelversuch kommt Konsti entgegen und verwöhnt ihn mit einer großen Kuscheleinheit. Das begeistert ihn so sehr, dass er mit den Vorderpfoten auf die Bank kommt und Konsti ein Küsschen geben will. Süß. Wirklich zuckersüß. In so netter Gesellschaft muss man doch ein Bier trinken. Danach geht es für uns aber wirklich nach Hause, denn um 19 Uhr steht das Essen ja schon wieder auf dem Tisch.

Am unserem letzten Tag machen wir tatsächlich nicht mehr viel. Wir spazieren noch einmal durch die Stadt, genießen die kleinen Ecken, süßen Geschäfte und coolen Gebäude. Am Marktplatz vor der Kirche snacken einen Maiskolben bei einer sehr alten Dame. Sie grillt die Kolben über einem kleinen Feuerchen und serviert sie uns in den alten Maisblättern. Dazu gibt es Limette und etwas Salz. So einfach und so köstlich.

Für Claudia und ihre Familie besorgen wir noch einen großen Blumenstrauß. Da wir früh am Sonntag früh aufbrechen, wollen wir uns am Samstagabend noch verabschieden (und ja, shame on us, wir haben völlig vergessen, ein Erinnerungsfoto gemeinsam zu machen). Wir haben uns hier wirklich sehr wohl gefühlt. Claudia und ihre herzliche und gut gelaunte Art sorgen wirklich für ein familiäres Ambiente, was wir sehr genossen haben.

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Die Geschichte von Nouri am Lake Atitlan
Tschüss Guatemala

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