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Indien  /  4. Mai 2023

Agra

Eine Zugfahrt, die ist lustig

Für die Fahrt nach Agra erwartet uns unser erster Nachtzug. Wir treffen schon am Bahnsteig eine nette Italienerin, die tatsächlich sogar mit uns im Abteil sitzt. Hier in der dritten Klasse sitzt und schläft man zu 6 Personen (auf jeder Seite des Abteils 3 Betten übereinander), im Gang direkt davor ist sozusagen nochmal ein Doppelstockbett. Richtige Jugendherberge-Atmosphäre.

Der Vibe verstärkt sich, als bei einem späteren Halt mehrere junge Inder hinzusteigen und bei uns mit Platz nehmen. Sie sind auch noch zu späterer Stunde putzmunter und scheinen es zu lieben, Youtube-Videos zu schauen. Natürlich laut und ohne Kopfhörer. Trotzdem bauen wir irgendwann die Sitzbank zum Bett um und versuchen, zu schlafen. Erst ist es sehr warm, dann irgendwann kälter, aber entgegen unserer Erwartungen, finden wir etwas Schlaf.

Um 6 Uhr ist der Trubel allerdings schon wieder groß. Eigentlich sollten wir schon um kurz vor 7 Uhr in Agra ankommen, aber der Zug hat mittlerweile eine ordentliche Verspätung von mehr als 4 Stunden. Immer wieder laufen verschiedene Verkäufer über die Gänge. Mal gibt es Frühstück, mal Lose und Kaffee. Zu letzterem werden wir von einem der jungen Inder eingeladen. Wir freuen uns sehr über die Einladung, allerdings weniger über den „Kaffee“ selbst. Der besteht nämlich aus drei Kaffeekrümeln und heißem Wasser mit Milch. Das kleine Tütchen mit Instant Kaffeepulver (wir würden eine Tüte pro Tasse nutzen) wird auf 20 Tassen verteilt. Daher werden wir auch nicht so richtig wach und dösen noch ein bisschen. Fast etwas zu lang, denn Caro bemerkt die plötzliche Begeisterung der Mitfahrer:innen für etwas, an dem wir vorbei fahren. Das Taj Mahal. Und damit sind wir quasi schon bei der Einfahrt im Bahnhof. Schnell Konsti wecken, den Podcast ausmachen, Schuhe anziehen, Rucksäcke aufsetzen und nichts wie raus aus dem Zug.

Home Sweet Home

Angekommen in unseren Homestay werden wir überaus freundlich begrüßt.

Shiron erklärt uns nicht nur alles zur Unterkunft, sondern schreibt uns direkt eine lange To-Do-Liste mit allem, was wir uns anschauen und vor allem probieren sollten. So machen wir uns am späten Nachmittag nach einem kleinen Mittagsschlaf auf den Weg zum Sadar Bazaar. Was ihr über unserem Bett seht, ist nicht etwa ein überdimensionaler Kuchenschutz gegen Wespen, sondern eine höchst komfortable und vor allem effiziente Haube gegen Mücken. Caro ist mehr als begeistert, die Haube kommt definitiv auf die nächste Geburtstagswunschliste.

Sadar Bazaar

Leider hat der Markt dienstags geschlossen, wie uns Shirons Mama über Shiron ausrichten lässt, aber die Streetfood-Stände haben dennoch geöffnet. Wir entscheiden uns für drei der von Shiron angepriesenen Snacks (Chaat – und jetzt wissen wir endlich auch, was wir in Varanasi gegessen haben). Das sind schlichtweg auch die einzigen, die wir auf der Karte wiedererkennen.

Besonders hervorzuheben ist das Dessert, welches Shiron beworben hat: Nudeln mit Eis. Dabei handelt es sich um Glasnudeln, die mit zweierlei Eiscreme und Rosensirup erweitert werden. Sehr interessant, aber wahrscheinlich wird es bei diesem Test bleiben.

Caro wird ganz nebenbei noch kurz vom einer Kuh verfolgt, nachdem sie bereits unsanft eine andere Dame mit den Hörner zur Seite gestoßen hat. Zu unserem Glück ändert sie aber noch einmal ihre Laufrichtung. Das kann schon gefährlich werden, denn ein paar der Tiere haben amtliche Hörner und Leichtgewichte sind es ja auch nicht gerade.

Morgendliches Touriprogramm

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 4 Uhr. Was tut man nicht alles, um eines der sieben neuen Weltwunder bei Sonnenaufgang zu sehen. Zeitig und zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Taj Mahal. Morgens sollen die Massen an Touristen noch erträglich sein, aber schon beim Eintreffen sehen wir volle Busse und beim ersten Foto-Hotspot ist auch direkt ein riesiger Andrang. By the way, zum Fotos machen scheinen auch die meisten Menschen hier zu sein. Wir sehen fast mehr engagierte Fotografen, die wilde Pärchenfotos in jeweils zehn verschiedenen Posen an gefühlt 100 Punkten machen. Die anderen Besucher:innen haben sich dafür natürlich ordentlich in Schale geworfen und sind ganz in ihrem Element. Fremdscham-Level 1000 und immer wieder erwischen wir uns beim Beobachten diverser Shootings – man kann einfach nicht wegschauen. Das ein oder andere hochprofessionelle Pic shooten wir natürlich selbst auch:

Naja, und noch ein bisschen was für die Galerie:

Entgegen aller Eindrücke vor Ort, ist das Taj Mahal nicht als Kulisse für Indians Next Topmodel gebaut worden. Das Mausoleum aus elfenbeinweißem Marmor ist 1631 vom Mogulkaiser Shah Jahan im Auftrag gegeben worden, um das Grab seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal zu beherbergen. Sie ist bei der Geburt des 14.! Kindes verstorben. Auch Shah Jahan ist hier nach seinem Tod begraben worden. Das Grab ist das Herzstück eines 17 Hektar großen Komplexes mit Moschee, Gästehaus und einer großen Parkanlagen. Der Bau hat in etwas 20 Jahre gedauert. 

Drei kleine Funfacts zum Taj Mahal:

– Die vier den Taj Mahal umgebenden Minarette sind mit Schieflage gebaut worden. Sie neigen sich ein wenig nach außen, also nicht zum Taj Mahal hin, damit sie im Falle eines Erdbebens nicht auf das Mausoleum stürzen, sondern eher in die andere Richtung.

– Wenn du den Taj Mahal in seiner strahlend weißen Schönheit erleben möchtest, solltest du lieber schnell sein. Denn die weißen Steine vergilben immer mehr. Der Grund ist eine zu hohe Feinstaubbelastung der Luft, die durch die Abgase der Autos in der nahegelegenen Großstadt Agra entstehen und durch die Verbrennung von Müll.

– Auch Donald Trump ließ es sich nicht nehmen, ein „Trump Taj Mahal“ zu errichten. Nicht als Mausoleum, sondern als Kasino in der Glücksspiel-Hochburg an der US-Westküste: Atlantic City. Mittlerweile ist das Casino allerdings bankrott.

Agra Fort

Am Nachmittag machen wir uns auf dem Weg zum Agra Fort, welches man auch das rote Fort nennt. Guess why.. Von außen ist es tatsächlich rot, aber beim Erkunden des Komplexes fällt schnell der Disput vom Mogulkaiser Agbar und seinem Enkel auf. Agbar wollte lediglich roten Sandstein verwenden, während sein Enkel Bauten aus weißen Marmor präferierte. Aus diesem Grund ließ er Teile des Forts abreißen und mit Marmor wieder erneuern. Das Fort diente als Hauptresidenz der Herrscher der Mogul-Dynastie bis 1638, als die Hauptstadt von Agra nach Delhi verlegt wurde.

Der Komplex ist wirklich beeindruckend und schön, einen Haken hatte der Besuch aber. Zusammenfassen kann man dies folgendermaßen:

Anzahl unserer Fotos – 15
Anzahl Fotos von uns – 30

Uns haben alle Nase lang Menschen gefragt, ob sie ein Foto mit uns machen können. Dabei bleibt es allerdings nicht bei einem Foto. Mit jedem Familienmitglied wird ein einzelnes Foto gemacht. Und wenn dies dann wiederum andere Leute mitbekommen, nimmt es kein Ende. Wir sind am Ende gar nicht mehr stehen geblieben, haben niemanden angeschaut und sind möglichst allen aus dem Weg gegangen. Wir möchten in keinster Weise unfreundlich sein und schon gar nicht nein sagen, aber das war wirklich zu krass. Caro wurde auch einfach ein wildfremdes Baby auf den Schoss gesetzt, nur um dann ein Foto zu machen. Dabei sind die Leute weder interessiert an einer Unterhaltung noch an uns. Zum Teil beschränkt sich die Kommunikation auf „Sir! Foto!“ und wildes Fingergezeige, wo wir uns zu positionieren haben. Bei solch freundlichen Aufforderungen haben wir uns inzwischen angewöhnt, abzulehnen. Unser Besuch ist also etwas stressig und im Anschluss suchen wir uns erstmal ein Café zum Entspannen.

Pläne schmieden schwer gemacht

Da Konstis Bemühungen, uns online ein Busticket zu kaufen, bisher gescheitert sind (u.a. Registrierungslink zur Anmeldung kommt nicht an und Zahlung wird nicht akzeptiert), machen wir uns mit dem Tuktuk auf den Weg zur „Busstation“. Natürlich ohne Erfolg. Als wir den Schalter gefunden haben, ist niemand da und keiner kann uns weiterhelfen. Da Inder:innen ungerne zugeben, dass sie keine Ahnung haben, wird stattdessen lieber in irgendeine Richtung gezeigt. Mission Busticket failed. Dann rufen wir uns ein Tuktuk-Uber und 2 Minuten später hält er vor uns: Vicky. Den Mann den wir vor 5 Minuten energisch abgewimmelt haben, weil er uns eine Fahrt nach Fatehpur Sikri andrehen wollte. Er ist dennoch sehr gut drauf und ein kleiner Entertainer. Und wisst ihr, warum er so funny ist? „I am funny because I eat honey“ und noch eine Weisheit teilt er mit uns: man braucht drei Dinge zum Tuktukfahren in Indien.

1. „Good Horn“
2. „Good Brake“
3. „Good Luck“

Das untermalt Vicky indem er singt, wild nach links und rechts lenkt, viel lacht und und uns erzählt, dass er zwar Vicky heißt, aber eigentlich aussieht wie Supermario. Damit hat er gar nicht mal so Unrecht. Ein lustiger Zeitgenosse, der sogar immer eine Visitenkarte dabei hat und bei Google sogar mit 4.9 Sternen bewertet ist.

Restaurantbesuch – All eyes on us

Zum Abschluss des Tages gehen wir in ein Restaurant bei uns um die Ecke, eine Empfehlung von Shiron. Das Restaurant ist bei unserer Ankunft leer, dennoch bestellen wir uns zwei Sachen, die wir nicht kennen, die uns aber empfohlen werden. Eine südindische Platte und eine Dosa. Als das Essen ankommt, bekommen wir alles erklärt, verstehen aber nur die Hälfte. Und ehrlich gesagt haben wir keinen Schimmer, wie wir die zum Teil sehr flüssigen Soßen/Chutneys mit den Händen und Teigfladen essen sollen.

In jedem Fall werden wir dabei genaustens unter die Lupe genommen. Die vielen anwesenden Kellner haben nichts besseres zu tun, als uns aus weiter und naher Entfernung beim Essen zuzuschauen. Das scheint sogar interessanter zu sein als das Cricket-Spiel im Fernsehen. Die Rechnung bekommen wir direkt nach dem Essen und am liebsten hätte der Manager, wenn wir sofort eine tolle Bewertung bei Google schreiben, die er uns auch gerne vortippen kann, was wir sehr gerne in unserer tatsächlichen Rezension aufgegriffen haben. Mittlerweile sind auch weitere Gäste (eine riesige Gruppe Franzosen) im Restaurant, aber dennoch ist die Atmosphäre etwas komisch. Das Essen war aber super. 

YES zu Bilal

Am folgenden Tag frühstücken wir ins unserem Homestay und verbringen den Tag mit der weiteren Reiseplanung. Es ist gar nicht so einfach zu entscheiden, wohin wir als nächstes möchten, welche Städte wir uns noch anschauen und wie viel Zeit wir insgesamt dafür einplanen müssen. Auch die Buchung von Bahn- und Bustickets nimmt jedes Mal viel Zeit in Anspruch – Konsti benötigt diverse Anläufe, um alle Daten einzugeben, da die Seite immer wieder abstürzt, dann wird das ausgewählte Zahlungsmittel abgelehnt und manchmal gibt es auch einfach keine Tickets mehr. Am Abend machen wir uns auf den Weg in die Stadt, um dort zu Abend zu essen. Im Yes Restaurant (nahe dem Taj Mahal) ist nur eine weitere Familie, es ist klein, heiß und äußerlich das komplette Gegenteil zu unserem gestrigen Restaurantbesuch. Trotzdem fühlen wir uns direkt wohl und lassen uns vom Restaurantbesitzer die Gerichte erklären. Wir kommen mit Bilal ins Gespräch. Er hatte mal eine polnische Freundin und deshalb auch für einige Jahre in Polen gelebt, spricht sehr gutes Englisch und hat viel zu erzählen. Er zeigt uns das Instagram-Video seiner Hochzeit und berichtet von seinen Flitterwochen in Dubai. Wahnsinn, wie groß hier bei einer Hochzeit aufgefahren wird. Er und seine Familie haben drei Tage gefeiert berichtet er stolz und das Video kann sich natürlich sehen lassen. Wir kommen aber auch auf unsere Reisepläne zu sprechen und auf unser nächstes Ziel: Pakistan. Wir zögern immer etwas, wenn wir in Indien gefragt werden, in welches Land wir als nächstes reisen wollen. Erst gestern haben wir eine Dokumentation über Indien gesehen, in der deutlich geworden ist, das auch heute die Regierungspartei BJP rechtskonservativ (auch rechtsextrem), hindu-nationalistisch regiert und die Gesellschaft, insbesondere religiös, spaltet. Bilal hingegen hat andere Ansichten. Er berichtet von einer Situation, dass Gäste sich vor dem Betreten des Restaurants erkundigt hätten, ob dieses muslimisch oder hinduistisch ist. Worauf er mit Nachdruck antwortet: „No, its a human being restaurant“. Das bringt es auf den Punkt und bleibt in unseren Köpfen hängen. Selbstverständlich machen wir bei der Verabschiedung ein Erinnerungsfoto und vernetzen uns auf Instagram. Das Essen war (by the way) auch sehr köstlich 🙂

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Varanasi
In Jaipur gibt es Chai nur

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