Nachdem Felix und Caitlin schon morgens früh losmüssen, um ihren Rückflug anzutreten, haben wir noch etwas Zeit bis zum Checkout aus unserem schönen Airbnb. Da die Strecke nach Puebla, unserem heutigen Ziel auch nicht so weit ist, lassen wir uns etwas Zeit und alles entspannter angehen. Wir fahren nach dem Checkout ganz easy mit der U-Bahn mit nur einmal umsteigen zum Busbahnhof, zum Glück zu einem anderen als dem, an dem wir angekommen sind und müssen uns dort erst einmal etwas zurechtfinden. Nach etwas laufen schaffen wir es aber, das richtige Gate zu finden. Um noch schnell etwas frühstücken zu können, holt Konsti uns noch jeweils zwei Tortas, die typischen mexikanischen Sandwiches. Nicht gerade die fettreduzierteste Variante zum Frühstück, aber lecker. Nachdem wir uns die erste bzw. in Caros Fall die erste halbe Torta einverleibt haben, wird es aber auch schon etwas hektisch und wir müssen zum Bus.
Welcome to German….äääh…Puebla
Was für eine Begrüßung. Wir steigen aus dem Bus aus. Auf dem Weg zum Ausgang des Busbahnhof müssen wir uns einmal die Augen reiben. Sämtliche, zugegebenermaßen ältere, Schilder sind neben Spanisch auch auf Deutsch ausgeschrieben.

Aber klar, Puebla ist bekannt für seine damals sehr große VW Käfer Produktionsstätte, die damals viele Arbeitsplätze in der Region anbot. Und auch heute ist Puebla noch der Mexiko-Sitz von VW. Es soll in Puebla noch Spuren der Deutschen geben, die genau aus diesem Grund hier wohnten. Konsti erhofft sich eine köstliche Laugenbrezel, da uns dies irgendwann bei Insta über den Weg gelaufen ist und es die hier wohl noch irgendwo geben soll, zumindest laut Google.

Jetzt müssen wir aber erstmal zum Hostel. Nachdem wir zwei Mal den Busbahnhof abgelaufen sind, finden wir auch irgendwann die richtige Haltestelle. Wir checken in unser Zimmer im Hostel ein und beschließen noch eine kleine Runde durch die Stadt zu spazieren.


Hola Puebla
Das Hostel liegt am Rand der Altstadt. Praktisch, da wir direkt zu Fuß alles erkunden können. Der Haken: Eine große und unfassbar laute Hauptstraße, die direkt vor unserem Fenster entlang läuft und uns in den kommenden Nächten etwas um den Schlaf bringen wird. Wir laufen etwas planlos drauf los und entdecken direkt richtig schöne Ecken.








Puebla ist bekannt für seine Keramik, die es an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Natürlich gibt es überall Kirchen in allen Formen und Farben. Passend dazu gibt es eine große Auswahl an Läden, die christliche Artikel verkaufen. Neben Rosenkränzen, Kerzen und Bibeln, gibt es vor allem Statuen in allen möglichen Größen und Jesus-Darstellungen. Die kleinen Figuren können wir uns bildlich noch sehr gut in der Wohnung einer älteren Dame vorstellen. Präsent positioniert auf einer alten, dunkelbraun lackierten Kommode im Wohnbereich. Platziert auf einer bunt bestickten Tischdecke, neben einer Kerze und einer Blumenvase, die stehts mit frischen Blümchen bestückt ist. Aber eine fast lebensgroße Figur von Jesus? Wo findet sowas seinen Platz? Am Küchenfenster mit Blick nach draußen? Hoffentlich nicht in der Ecke des Schlafzimmers mit Blicks auf Bett? Oder im Garten als überdimensionale, mexikanische Version eines Gartenzwergs? Seht uns dieses Kopfkino nach, es ist natürlich nicht despektierlich gemeint.
Wobei uns die Idee, so eine große Catrina-Figur mitzunehmen immer besser gefällt. Am liebsten hätten wir eine lebensgroße, die ein Tablett in den Händen hält, sodass wir sie als Aperitif-Anreiche nutzen könnten. Ist nur leider etwas sperrig im Gepäck.





Langsam taucht die Stadt in ein sonniges Abendlicht. Richtig schön! Uns überkommt langsam der Appetit. Heute haben wir keine Lust zu kochen und bisher haben wir auch noch keinen richtigen Supermarkt gesehen. Erstmal testen wir noch etwas typisch Mexikanisches, woran wir schon so oft vorbeigelaufen sind. Mais. Das heilige Gemüse der Mayas ist hier überall super präsent. Oft sehen wir Leute mit einem gekochten Maiskolben mit roter Panade herumlaufen. Wir testen eine andere Variante. Von einem älteren süßen Mann kaufen wir einen Becher, der mit einzelnen, gekochten, hellen Maiskörnern gefüllt wird. Er schöpft sie mit einer großen Kelle und etwas Flüssigkeit aus einem Topf in den Becher. Mayonesa? Claro. Er steigt etwas Mayonnaise an den Rand. Picante? Si. Er streut ein rotes Pulver über den Mais. Dann zeigt er auf die Limette und schaut uns fragend an. Na klar, wenn man das so macht, wir nicken lachend.


Zuletzt gibt er noch etwas Flüssigkeit aus dem Topf hinzu et voila – Maiskörner mit Chili, Limette und Mayo. So einfach und so gut. Wir mögen es beide sehr. Aber satt sind wir nicht. Zum Mitnehmen besorgen wir uns noch zwei Quesadillas und machen es uns dann mit diesen im Bett bequem.
Sightseeing in Puebla
Die Nacht war semi gut. Es ist wirklich sehr laut und eine Mücke hat uns ebenfalls Gesellschaft geleistet. Eigentlich sind wir nicht so empfindlich, was die Lautstärke betrifft, aber die aufdröhnenden Motoren der Fahrzeuge und Motorräder gleichen einem Freitagabend auf den Kölner Ringen. Also erstmal einen Kaffee trinken. Auf der Dachterrasse vom Hostel frühstücken wir und ziehen dann los. Wir starten mit dem Stadtberg, auf dem einst die Schlacht vom Cinco de Mayo stattfand.
Genau aus diesem Grund hat die Stadt an geschichtlicher Bedeutung gewonnen, die bis heute anhält. Am 5. Mai 1862 besiegten hier die mexikanischen Streitkräfte unter der Führung des Generals Ignacio Zaragoza das französische Heer. Anders als im Rest von Mexiko wird hier der 5. Mai als Nationalfeiertag bis heute gefeiert. Warum es überhaupt zur Schlacht kam? Im Jahre 1861 sandte Napeléon seine Truppen nach Mexiko um die Schulden der mexikanischen Regierung einzutreiben. Außerdem beabsichtigte er die mexikanische konstitutionelle Regierung durch die Monarchie zu ersetzen und somit die Einflusssphäre Frankreichs in Zentral- und Südamerika zu erweitern. Obwohl die mexikanischen Truppen größentechnisch mit 4.000 gegen eine 6.000 Mann starke französische Truppe unterlegen waren, gelang ihnen der Sieg. Gefeiert wird dieser Tag heute wie gesagt eigentlich in Mexiko hauptsächlich hier in Puebla. Dennoch ist vor allem in den USA dieser Tag auch bekannt und wird gerne gefeiert. Warum gerade der Tag und nicht der eigentliche Unabhängigkeitstag?! Weiß keiner so genau.

Wir schauen uns die Stadt von oben an und wollen als nächstes die Tunnel des Cinco de Mayo ansteuern. Leider kommen wir aber von der falschen Seite. Das bedeutet, dass wir einmal ganz nach unten müssen und dann durch die Tunnel noch einmal nach oben laufen. Macht nichts. Dafür machen wir einen Abstecher in ein Viertel, dass wir eigentlich auslassen wollten. Direkt gegenüber von unserem Hostel gibt es ein Viertel, in dem früher die arme Bevölkerung gelebt hat. Durch verschiedene Wandmalereien/Streetart sollte das Viertel an Popularität gewinnen und wieder mehr Besucher:innen anziehen. Das hat auch erstmal ganz gut funktioniert. Bis die Besucher:innen vermehrt überfallen und ausgeraubt wurden. Wir lesen mehrere Rezensionen, dass es dort nicht mehr ganz so sicher sein soll. Nun gut, jetzt sind wir sowieso hier. Es macht auch keinen so gefährlichen Eindruck, zudem befinden wir uns relativ am Rand. Uuund die Streetart ist wirklich schön, das können wir uns also nicht entgehen lassen.



Tunnel mal anders
Beim Namen „Tunel de Cinco de Mayo“ gehen wir irgendwie davon aus, dass es sich bei den Tunneln um taktische Fluchttunnel der lokalen Bevölkerung während der Schlachten handelt. Falsch gedacht, ganz falsch. Das Tunnelsystem ist ein Aquädukt.
Der Tunnel ist rund 777 Meter lang und schätzungsweise dreieinhalb Jahrhunderte alt. Gerne würden wir euch jetzt nochmal mit fundierten Fakten versorgen, aber die Informationslage ist.. naja.. nicht ganz eindeutig. Mal steht etwas der Nutzung des Tunnelsystems während der Schlacht vom Cinco de Mayo in den Artikeln, mal wird beschrieben, dass es noch vollkommen unklar ist, wozu die Tunnel genutzt worden sind. Während wir die Tunnel besucht haben, wurde hauptsächlich die Nutzung als Aquädukt beschrieben, um die Stadt Puebla mit Wasser zu versorgen und dass irgendwann auch mal Räuber ihre Raubgut dort versteckt hatten. Damit müsst ihr euch jetzt leider zufrieden geben. Wir folgen mehreren Tunnelabschnitten, die zum Teil kurvig und leicht hoch und wieder herunter gehen. So sollte die Fließgeschwindigkeit des Wassers reguliert werden.



Wir gehen ein zweites Mal den Berg runter durch das Streetartviertel. Jetzt folgen Erledigungen statt weiteres Sightseeing. Wir kümmern uns um neues Internet, eine neue Sonnenbrille für Konsti und um das Thema Einkaufen. Dafür müssen wir ein ganz schönes Stück raus aus der Stadt laufen.






Dafür gibt es nicht nur einen großen Supermarkt mit allem, was wir brauchen, es wird auch noch Champions League auf einem Fernseher gezeigt. So können wir zumindest noch das Elfmeterschießen zwischen Manchester City und Real Madrid schauen und sogar eine kostenlose Toilette aufsuchen. Das gibt’s hier nämlich nur sehr selten. Für den Heimweg brauchen wir noch ca. 40 Minuten. So kommen wir heute zumindest auf unsere Schrittzahl. Zurück im Hostel erledigen wir noch ein paar Sachen und machen uns zum Abendessen Premium Tacos mit Avocado mit veganer Chorizo – ein Traum! Die gute Grundlage können wir für morgen gut gebrauchen. Zur Abwechslung wollen wir nochmal richtig ins Schwitzen kommen und eine Runde wandern gehen. Wir haben den Tipp bekommen, dass man von Puebla zum Malinche, einem nicht mehr aktiven Vulkan wandern kann. Die Anreise mit den Öffis ist allerdings nicht so einfach. Wir fragen einfach mal beim Hostel nach. Vergeblich, sie können uns so gar nicht weiterhelfen und verstehen wahrscheinlich auch gar nicht so wirklich, was wir von ihnen wollen. Gut, dann müssen wir es wohl einfach probieren.
Malinche, vamos!
Die Anreise verläuft besser als gedacht, ein bisschen Glück ist aber auch dabei. Wir stehen in aller Herrgottsfrühe auf und machen uns um kurz nach 5 Uhr morgens auf den Weg zur ersten Bushaltestelle des Schnellbusses von Puebla.

Wir sind überrascht, dass der Bus um diese Uhrzeit schon voll ist. Am Busbahnhof finden wir schnell den richtigen Anbieter und wir haben Glück. Um 6 Uhr kommt der nächste Bus, das ist in 6 Minuten. Cool, der nächste „schnelle“ Bus wäre ansonsten erst in einer Stunde gefahren und wir hätten womöglich den Anschluss verpasst. Wir staunen nicht schlecht, der Bus ist nicht nur bequem, wir werden sogar mit einem Harry Potter Film unterhalten. Trotzdem versuchen wir nochmal die Äuglein zu zu machen. Nach etwas über einer Stunde Fahrt kommen wir in einer kleinen Stadt an. Hier steigen wir aus und versorgen uns auf dem Weg zur nächsten Station mit einem dringend benötigtem Kaffee und ein bisschen Gebäck vom Bäcker. Hier scheint es überall kleine Bäckereien zu geben, die günstige und ausschließlich süße Gebäckstücke anbieten. Der erhoffte Käse stellt sich als Kokosraspel heraus. Es schmeckt alles ein bisschen gleich, aber trotzdem gut. Dann haben wir Zeit. Am Straßenrand warten wir auf unser Colectivo. Colectivos sind kleine Vans, die die Leute auf „kleineren“ Strecken von A nach B bringen. In der Regel fahren sie erst dann los, wenn alle Plätze voll sind. Es gibt sie hier überall und zu unserer Verwunderung sind sie sogar richtig ausgeschildert und fahren pünktlich. Ein netter Mann, der die Colectivos zu koordinieren scheint, ahnt schon, wo wir hin wollen. Er sagt, dass das Fahrzeug noch nicht da ist, wir aber richtig stehen. Cool, dann können wir noch in Ruhe in der morgendlichen Sonne frühstücken. Mit ein paar weiteren Leuten steigen wir in das richtige Colectivo und pünktlich fahren wir los. Die Leute scheinen sich schon zu kennen und halten einen morgendlichen Plausch. Auch wir werden nett und von einem Mann sogar per Handschlag (wie auch die anderen Mitfahrenden) begrüßt.


Wir fahren ca. 40 Minuten. Gegen Ende fragt Caro den Herrn, der neben ihr sitzt noch nach dem Preis. Wir wollen schließlich keinen Touri-Bonus zahlen. 40 Pesos kostet die Fahrt. Daraufhin erklärt uns ein anderer Mitfahrer, dass der letzte Bus zurück um 17 Uhr kommt und wo die Wanderung startet – so nett! Nicht, dass wir etwas anderes erwartet hätten, aber die Mexikaner:innen sind bisher so freundlich!
Wir steigen aus und laufen in die beschriebene Richtung los. Na dann wollen wir mal. Start auf 3.100 m. Zum Vergleich: Puebla liegt auf 2.100 m. Um uns herum ist übrigens eine Art Wald. Es ist zwar alles sehr trocken und der Boden ist staubig, aber die Bäume spenden uns Schatten und die Umgebung ist echt schön. Wir glauben unter den Sträuchern sogar Stachelbeeren zu erkennen. Es geht bergauf und immer weiter bergauf. Statt der Serpentinen-Straße gehen wir einen kleinen Wanderweg. Irgendwann überholen wir die ersten anderen Wanderer, kurz darauf noch eine größere Gruppe, der wir heute noch öfter begegnen werden. Mit von der Partie sind nun auch jede Menge Hunde, die hier irgendwie dazu gehören. Einer ist süßer als der andere und eins ist klar: Sie begleiten die Menschen hier bestimmt nicht nur aus reiner Lust auf Gesellschaft und Unterhaltung. Bei unserer ersten richtigen Pause an der letzten Baumgrenze dauert es daher nicht lange, bis uns einer der Hunde aufmerksam Gesellschaft leistet. Banane scheint nicht sein Fall zu sein, aber ein Stück vom Käsebrot, da sagt er nicht nein. Klar.




Von hier aus wird der Weg beschwerlicher. Tatsächlich merken wir die Höhe, die Schritte werden anstrengender und der Weg ist wesentlich steiniger. Es gibt zwei Optionen, eine Geröllpiste mit viel Staub oder der felsigere Abschnitt, bei dem wir mehr klettern müssen. Beides ist anstrengend, ohne Frage. Wir laufen einfach der Gruppe vor uns hinterher und nehmen den felsigeren Weg. Irgendwann kommt ein richtig felsiger Abschnitt, hier kommen wir dann noch langsamer voran. Als zeitliches Limit haben wir uns übrigens vorgenommen, dass wir um spätestens 14 Uhr von oben wieder losgehen müssen, um pünktlich unten anzukommen. Und die Zeit schreitet voran, schneller als wir bergauf gehen können, es ist jetzt kurz vor 13 Uhr. Eigentlich ist das Ziel schon in Sichtweite, aber es scheint endlos weit entfernt zu sein. Mittlerweile merken wir auch die Kopfschmerzen und leichten Schwindel. Also machen wir noch mehr kleine Pausen und trinken noch ein paar Schlücke Wasser.






Das letzte Stück gehen wir etwas auf dem Grat. Von hier ist die Aussicht einfach traumhaft schön. Es ist nicht mehr ganz so steil und wir schöpfen Motivation für die letzten Meter. Die müssen wir doch noch etwas klettern und dann sind wir um 13:30 Uhr tatsächlich oben. Wahnsinn, wir haben es wirklich geschafft. Auch wenn es etwas bewölkt ist, die Aussicht ist traumhaft und wir sind auch ein kleines bisschen stolz, dass wir unser Ziel auf 4.461 m erreicht haben. Die Hunde sind bereits oben und liegen alle schlafend zwischen den Felsen. Wir legen unsere zweite Vesper-Pause mit Käsebroten ein, genießen die Aussicht und dann müssen wir uns auch schon wieder auf den Heimweg machen.








Der erste Abschnitt dauert wie erwartet länger. Danach entscheiden wir uns für den steinig-staubigen Weg bergab, das geht bestimmt schneller denken wir uns. Damit haben wir gar nicht so unrecht. Ohne jegliche Kontrolle rutschen wir Stück für Stück den Berg runter. Konsti landet dabei des Öfteren auf seinem Po, wir haben die Schuhe voller Steine und Dreck, die Hautfarbe unserer Beine ist gar nicht mehr zu erkennen. Trotzdem ist es irgendwie lustig, aber wir merken schnell, dass wir mittlerweile schon sehr müde und kaputt ist.



Dabei haben wir den größten Teil des Weges noch vor uns. Das steile Bergabgehen ist sehr anstrengend und alles nimmt mehr Zeit in Anspruch als wir denken. Unser Wasser ist auch fast leer und besonders das letzte Stück zieht sich wie Kaugummi. Die Gruppe vor uns haben wir schon überholt, wir gehen aber davon aus, dass wir sowieso die einzigen sind, die mit dem Colectivo zurück müssen. Unterwegs, noch relativ weit oben treffen wir ein deutsches Pärchen, welches mit dem Taxi hierhin gekommen ist. Sie sind vom Taxifahrer etwas über den Tisch gezogen worden und zahlen insgesamt fast 100 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Wir kommen zwar günstiger weg, haben aber dafür noch eine ganz schön anstrengende Rückfahrt vor uns.
Unten angekommen kaufen wir uns etwas zu trinken und haben noch eine halbe Stunde, bis das Colectivo kommen soll. Gut, dass wir auf dem Rückweg keine größere Pause eingelegt haben. Caro ist mehr als kaputt, Kopfschmerzen und leichte Anzeichen von Übelkeit machen sich breit. Nicht die beste Ausgangslage für die lange Rückfahrt. Das Colectivo ist pünktlich und ein paar Leute von heute morgen sind ebenfalls wieder mit an Bord. Während Caro sich hinsetzt und direkt die Augen zumacht, beobachtet Konsti auf dem Rückweg noch einen Wirbelsturm auf einem der bepflanzten Felder. Caro schaut kurz hoch und widmet sich danach wieder der Konzentration gegen die Übelkeit und die Kopfschmerzen. Besonders die kurvigen und ruckeligen ersten 40 Minuten Fahrt sind kein Freudenfest. Als wir aussteigen setzt Caro sich erstmal auf den Bordstein, direkt kommt eine mexikanische Frau und fragt, ob alles in Ordnung sei. So nett! Kurz danach erklärt uns der Mann aus dem Colectivo ohne dass wir ihn danach gefragt hätten den Weg zur nächsten Busstation. So so nett! Wir spazieren also weiter, ein Taxi von hier zu nehmen, wäre einfach zu teuer. Beim Busbahnhof angekommen, müssen wir uns in eine lange Schlange stellen und auf den nächsten Bus warten. Wir haben richtig Glück, dass wir noch die letzten beiden Plätze nebeneinander ergattern. Die Fahrt dauert etwas länger, aber gegen 19 Uhr sind wir zurück am Busbahnhof in Puebla. Wir sind übrigens maximal dreckig, staubig und auch geruchstechnisch ist feststellbar, dass wir dringend eine Dusche benötigen. Wir steigen in den letzten, leider vollen Bus, und fahren zum Hostel. Während Caro unter die Dusche springt, besorgt Konsti bei McDonalds noch zwei Pommes. Heute hat keiner von uns mehr Muße zu kochen, wir wollen einfach nur ins Bett. Wir sind richtig müde und kaputt, aber trotzdem sehr glücklich über den tollen Ausflug!
Puebla mit Muskelkater
Wir lassen den Tag sehr entspannt angehen. Konsti sichtet erstmal ein bisschen das Bild- und Videomaterial von gestern.


Natürlich haben wir Muskelkater. Außerdem wollen wir noch ein paar Dinge erledigen. Dafür gehen wir heute Nachmittag noch eine Runde draußen spazieren. Man könnte sagen, der heutige Tag steht ganz unter dem Motto „Snacks aus Puebla“. Wir testen die mexikanischen Chips, die es hier an jeder Straßenecke gibt. Die selbst frittierten Kartoffelchips werden uns von einer älteren Dame mit dreierlei Salsas serviert. Darüber wird noch eine Limetten ausgepresst. Gar nicht schlecht.



Danach steuern wir die Rosenkranz-Kirche an. Diese haben wir zwar schon von außen gesehen, heute wollen wir aber auch einen Blick hinein werfen. Selten haben wir eine so vergoldete Kirche gesehen. Es ist wirklich imposant. Aber das Gedankenkarussell, was man mit all dem Gold bzw. Geld in einem Land wie Mexiko hätte anfangen können, dreht sich auch ordentlich mit.



Wir spazieren weiter entlang den Straßen und landen bei einem kleinen Laden der Molotes anbietet. Es handelt sich um eine gefüllte frittierte Teigtasche, die typisch für Puebla ist. Wir testen die Variante mit Pilzen und Käse. Sehr heiß, aber auch sehr lecker. Mit unserem Snack spazieren wir weiter durch die Straßen.


Vorbei an der Bibliothek, an schönen Innenhöfen und einer kleinen Ausstellung zum Thema „China Poblana“. Was wir als erstes mit dem Wort „China“ verbinden, bezeichnet heute eigentlich die Tracht der mexikanischen Frauen. Streng genommen ist China Poblana aber eigentlich nur der Spitzname der mexikanischen Nonne Catarina de San Juan. Als china bezeichnet man in Mexiko Frauen in der traditionellen Kleidung, poblana bezeichnet die Herkunft aus Puebla. Es folgt:
Die Legende der China Poblana
Mirra, eine junge Frau aus Indien, wurde bei einer Seereise nach Neuspanien von Piraten entführt. Sie konnte jedoch fliehen und fand Schutz in einem Jesuitenkloster, wo sie auf den Namen Catarina de San Juan getauft wurde. Sie wurde allerdings erneut entführt und nach Acapulco gebracht. Dort wurde sie als Sklavin an den Poblano Miguel de Sosa verkauft. In dieser Zeit kleidete sich die junge Frau aus Asien mit dem für sie traditionellen Sari und hatte damit vermutlich Einfluss auf den Stil der China Poblana. Heute gibt es zwar regionale Unterschiede, dennoch gibt es ein paar Hauptbestandteile:
- Eine weiße Bluse mit floralen, sehr farbenfrohen Stickereien
- Der Überrock, der sogenannte Castor
- Ein weißer Unterrock, meist mit einem gemusterten Saum
- Ein Band, das den Rock um die Hüfte befestigt
- Das Schultertuch, das oft aus einem feinen Stoff gegen die Kälte war, aber auch oft aus einem festeren Stoff, um Lasten auf dem Rücken zu transportieren



Kunst, Frösche und Rosinenschnaps
Weiter geht der Spaziergang durch die Straße der Frösche. Hier gibt’s nicht nur einen Froschbrunnen, sondern auch noch diverse weitere Abbildungen und Wandmalereien. Die Straße gehört zu einer der schönsten Fotomotive und am Wochenende soll hier ein cooler Markt stattfinden. Direkt daneben ist das Künstlerviertel. Unverkennbar, da die Straßen von verrückten, künstlerischen Läden gesäumt ist. Überall gibt es etwas zu entdecken.
















Was wir uns auf keinem Fall entgehen lassen wollen, ist ein Abstecher in die Bar Pasita. Eines der Wahrzeichen und die älteste Bar der Stadt. Sie hat lustigerweise nur bis 18 Uhr geöffnet und besteht zum größten Teil eigentlich nur aus einem Thekenbereich. Getrunken wird hier Schnaps, bevorzugt die Spezialität des Hauses: La Pasita. Der süße Rosinenlikör wird mit einem Ziegenkäse-Rosinen-Pieker serviert und schmeckt erstaunlich gut. Dazu probieren wir noch einen Zitruslikör, der uns in erster Linie an einen Limoncello erinnert. Allein das Innere der Bar ist einen Besuch wert, es ist richtig cool hier.






Nach diesem erneuten kleinen Stadtrundgang machen wir uns langsam auf den Weg nach Hause. Heute wollen wir noch einmal Küche nutzen, um uns selbst wie sollte es anders sein … Tacos zu servieren. Klar, was auch sonst?

Doch als wir ankommen, sind wir ein bisschen irritiert. Die Tür zu unserem Zimmer steht offen und drinnen arbeiten munter ein paar Handwerker, naja 2 arbeiten, einer sitzt in seinen Arbeitsklamotten auf dem Bett. Was ist denn hier los?! Wir fragen nach und erfahren, dass man unbedingt die Fenster hätte austauschen müssen und weil wir ja nicht da waren, hat man dieses Zeitfenster nutzen wollen. Ähm okay?! Aber warum hat man uns darüber nicht vorher mal informiert. Dann hätten wir vielleicht unsere dreckige Wäsche, die überall herumliegt oder auch unsere Wertgegenstände etwas zur Seite geräumt. Alles liegt nämlich weitgehend offen herum. So richtig wohl fühlen wir uns damit irgendwie so gar nicht. Es hilft auch wenig, dass wir uns noch einmal über 1,5 Stunden gedulden müssen, bis wir dann schließlich in unser Zimmer können. Und wir merken immer wieder: Kommunikation ist das A und O. Natürlich wäre es gar kein Ding gewesen, dass wir jemanden zum Arbeiten ins Zimmer lassen, auch wenn wir nicht verstehen, warum das nicht bis zu unserem Checkout warten konnte. Aber dieses vorher gar nicht darüber informieren, als wir gegangen sind, ist uns schon sehr befremdlich. Wir haben die Vermutung, dass einfach gehofft wurde, dass man mit den Arbeiten fertig ist, bevor wir wiederkommen (und wir dann nichts von dem Dreck und Arbeitsstaub, der nun überall herumliegt merken). Naja, groß jammern bringt uns jetzt nicht weiter und wir verspeisen unsere Tacos.
Danach geht es ins Bett, wir müssen relativ früh raus. Morgen fahren wir tagsüber mit dem Bus in eine weitere größere Stadt, auf die wir sehr gespannt sind. Laut Empfehlungen darf sie auf keiner Mexikoreise fehlen. Wisst ihr schon, wo es hingeht?