Mit dem Bus kommen wir am späten Nachmittag an. Praktischerweise können wir ausnahmsweise mit der Metro ins Zentrum fahren. Von der Haltestelle laufen wir noch 20 Minuten mit dem Gepäck bis zum Hostel. Dort angekommen beschließen wir, im Aufenthaltsraum bzw. der Küche noch unsere Reste vom Lunchpaket zu futtern. Schnell kommen wir ins Gespräch mit einem Kanadier. Er reist gerade mit seiner Frau und seinen zwei Kindern durch Mexiko. Er und seine Frau haben schon sehr viel die Welt bereist, eine Zeit lang in China gelebt (die beiden haben dort ihre Wurzeln) und leben jetzt wieder in Kanada. Jetzt, wo die Kinder in einem gut reisefähigen Alter (5 und 7) sind, wollen sie wieder mit dem Backpacken anfangen. Respekt, wirklich großen Respekt. Sie sind viel mit Bussen (auch Nachtbussen) und in Hostels unterwegs. Die beiden sind wahnsinnig entspannt und super nett.
Erster Kriminalfall in Mexiko
Die kanadische Familie hat die letzten Tage im Hostel viel Zeit mit einem französischen Pärchen verbracht. Kurz nachdem der Kanadier uns erzählt hat, dass sie sich in Guadalara sehr sicher und wohl gefühlt haben (Guadalara soll etwas unsicherer sein), kommt das französische Pärchen (Catalin et Clement) nach Hause und danach wieder aufgeregt aus ihrem Zimmer. Ihnen wurden aus dem Zimmer Bargeld und Bluetooth-Kopfhörer geklaut. Sie übernachten, wie wir auch, in einem abschließbaren Doppelzimmer. Oh Mist. Zum einen tut es uns für die beiden sehr Leid, zum anderen müssen wir zugeben, dass es auch für uns direkt kein gutes Gefühl ist. Zumal wir dies schon in einigen Rezensionen gelesen hatten bei diesem insgesamt doch noch sehr gut bewerteten Hostel. Schließlich soll man auch nicht mit viel Bargeld und Wertsachen auf der Straße unterwegs sein. Daher lassen wir auch in der Regel unsere Wertsachen, Pässe sowie Bargeld im Hostel. Catalin spricht sehr gutes Spanisch und kann so direkt gut mit dem Personal und auch mit dem Manager des Hostels in Kontakt treten. Später wird sich herausstellen, dass der „Täter“ wohl ein Volunteer ist, der nicht mehr im Hostel arbeitet. Aber so richtig zufriedenstellend ist dies natürlich auch nicht, besonders für Catalin und Clement.
Wir gehen an diesem Abend noch eine Runde spazieren und müssen unweigerlich auch Geld abheben. Caro kommt sich zwar vor wie der ultimative deutsche Touri, aber nun kommt tatsächlich auch unsere Bauchtasche zum Einsatz. Ja, wir haben eine Bauchtasche dabei, die man sich ganz eng um den Bauch unter dem T-Shirt binden kann und die wir bisher wirklich einfach gar nicht genutzt haben und uns schon gefragt haben, warum wir die überhaupt eingepackt haben. Nennt uns paranoid, aber wir teilen das abgehobene Geld unter uns auf, Caro steckt einen Teil in ihren BH (zu Konstis Belustigung) und auf dem Heimweg sind wir vielleicht auch noch etwas aufmerksamer als sonst. Übrigens haben wir uns daneben noch ein Fake-Portmonee gebastelt: Da Konsti meistens unser Geld sowieso entweder direkt in seinem Hip-Bag oder einfach in der Hosentasche transportiert, nutzt er sein eigentliches Portmonee gar nicht mehr. Kurzerhand wird das also umfunktioniert. Alles Wichtige raus, ein paar unwichtige, aber offiziell aussehende Dokumente bleiben drin, dazu noch eine kleine Menge Bargeld, sodass man dieses Portmonee im Falle eines Überfalls guten Gewissens abgeben kann. Irgendwie ärgern wir uns selbst über diese Angespanntheit und dass wir dieses Thema überhaupt auf dem Schirm haben müssen. Das war in Asien nämlich tatsächlich so gut wie nie der Fall. Auf der anderen Seite haben wir auch wirklich keine Lust ausgeraubt zu werden. Die ersten Eindrücke von Guadalajara gefallen uns trotzdem.



Mexikanisch-vegan
Auf dem Heimweg kommen wir noch bei einem veganen Restaurant vorbei, dass direkt bei unserer Unterkunft ist. Auf der Karte sind noch ein paar typisch, mexikanische Gerichte, die wir nicht kennen. Die müssen wir testen! Wir sind allerdings so überfordert mit der Auswahl, dass wir sehr dankbar über die Hilfe der Bedienung sind. Zum einen kennen wir die Vokabeln der Zutaten nicht, zum anderen müssen viele Entscheidungen getroffen werden.


Wir bestellen drei Huaraches, kleine Teig-Schiffchen, die mit unterschiedlichen Füllungen angerichtet werden. Einmal ist es eine Art Soja-Fleischersatz, der würzig angebraten ist. Eine weitere Füllung ist eine Art Quinoa-Salat und der letzte mit einem Gemüse-Kaktus-Salat. Beim anderen Gericht entscheiden wir uns für Flautas. Die frittierten Frühlingsrollen Mexikos. Auch diese haben unterschiedliche Füllungen: Bohnenpüree, Soja-Fleischersatz und Caros absoluter Favorit: eine Art Mole mit Hibiskusblüten. Köstlich! Wir sind ganz aus dem Häuschen. Dazu werden natürlich wieder verschiedenste Salsas gereicht. Vier Stück um genau zu sein. Das alles hört sich nach wahnsinnig viel an. Die Menge an sich war tatsächlich überschaubar, aber umso cooler, dass wir so viele neue Dinge probieren konnten. Wir lieben Orte wie diese: Wir können mexikanische Gerichte probieren, ohne uns Gedanken über Fleisch machen zu müssen. Klar, so ganz authentisch sind manche Dinge dann nicht, aber in diesem Fall war dennoch alles sehr sehr lecker! Nach dem Abendessen gehen wir zurück ins Hostel und gehen früh schlafen.


Eclipse Mazatlan 2024
Wie schon so oft auf dieser Reise kommt es heute mal wieder vor, dass wir über die aktuellen Geschehnisse nicht ganz sooo gut informiert sind. Heute steht nämlich die totale Sonnenfinsternis über Nordamerika an. Davon haben wir bis jetzt so rein gar nichts mitbekommen, aber cool! Das letzte Mal waren wir beide noch kleine i-Dötzchen in der Grundschule. Nachdem wir uns über die damaligen kindlichen Erinnerungen ausgetauscht haben, müssen wir erstmal herausfinden, wann die Sonnenfinsternis hier überhaupt stattfindet. Ja, im Prinzip ist die schon in vollem Gange. Also nichts wie ran an den Brillenkauf. Wir statten uns mit einer Brille aus und wagen den Blick Richtung Sonne. Krass, wir haben ganz vergessen, wie so eine Sonnenfinsternis abläuft und wie das ganze aussieht. Wir spazieren also etwas durch das historische Viertel von Guadalajara und schauen immer wieder in den Himmel. Zum „Höhepunkt“ suchen wir uns ein Plätzchen auf dem Stadtplatz und beobachten das Spektakel.




Erstaunlicherweise ist es auch schneller vorbei als gedacht und die Sonne wird auch nicht vollständig „verdeckt“. Trotzdem sind wir richtig glücklich, dass wir unerwartet diesen Moment am anderen Ende der Welt erleben durften. Manchmal vergessen wir in solchen Momenten, wo wir gerade sind und was wir alles erleben dürfen. Lustigerweise erhalten wir im Laufe des Tages noch so einige WhatsApp-Nachrichten von Menschen, die uns fragen, ob wir die Sonnenfinsternis miterlebt haben. Ihr seid also besser informiert als wir.
Ei Gude aus Guadalajara
Mit knapp 1,9 Mio. Einwohner:innen (5 Mio. in der Metropolregion) ist Guadalajara die zweitgrößte Stadt Mexikos. Wir haben da mal ein paar kleine Fakten für euch vorbereitet:
- Hier ist die Musik der Mariachi zuhause
- Ab den 1970er Jahren rückte die Stadt aufgrund des aufstrebenden Drogenschmuggels aufgrund des Guadalajara Kartells in die Medien („Narcos Mexico“ auf Netflix lässt grüßen)
- Die Stadt ist bekannt als „Silicon Valley Mexikos“ und beheimatet große Namen wir Intel, IBM und Oracle – Die Frage ist: Wo ist Fuji?
- Der beliebteste mexikanische Fußballverein „Guadalajara Chivas“ kommt aus der Stadt. Durch den Einsatz ausschließlich mexikanischer Spieler gilt der Verein als patriotisch und hat unter anderem Stars wie Javier „Chicharito“ Hernandez und Carlos Vela hervorgebracht
- Tequila! Dazu später mehr
Die Stadt wurde 1531 unter dem Namen Espéritu Santo von den Spaniern gegründet und schachbrettartig angelegt. 1560 wurde Guadalajara Hauptstadt der Provinz Nueva Galicia. Miguel Hidalgo gründete 1810 eine revolutionäre Regierung in der Stadt. Während der mexikanischen Revolution fanden schwere Gefechte in der Stadt statt. In den Jahren 1818 und 1875 zerstörten Erdbeben größte Teile der Stadt, sie wurde aber immer wieder aufgebaut.
Wir beginnen unsere heutige Sightseeing-Tour im Zentrum. Dort, wo wir auch gestern mit der Straßenbahn angekommen sind. Rund um den Plaza de Armas befinden sich viele Sehenswürdigkeiten. Darunter die beeindruckende Kathedrale, der Palacio de Gobierno und der Plaza de la Liberacion, dessen Bau über 30 Jahre andauerte. Die Gebäude sind zwar alle sehr imposant, aber dennoch vermissen wir etwas den bunten, kolonialen Altstadtflair der anderen Städte.





Dieser Flair soll im Stadtteil Tlaquepaque zu finden sein. Das Leben findet hier vor allen Dingen im Jardin Hidalgo und der Calle Independencia ab. Von der Bahnhaltestelle laufen wir ca. 20 Minuten bis in das Viertel. Je näher wir dem kulturellen Zentrum kommen, desto belebter wird die Gegend. Es ist wirklich ganz schön, aber irgendwie auch touristisch. Die Geschäfte wirken etwas teurer und sehr auf Tourist:innen fokussiert.







In einer der Nebenstraßen finden wir einen kleinen Laden, der uns mit seiner bunten Dekoration zu einer kleinen Pause einlädt. Wir bestellen einen Quesadilla und eine Torta de Queso. Dazu werden dieses Mal nicht nur Salsas sondern außerdem noch Salat und eine kleine Zwiebel-Koriander-Mischung. Unser Fazit: Der Laden sieht nicht nur schön aus, die Bedienung sowie die Speisen sind ebenfalls super. Was wir ebenfalls lernen: Ein „Agua fresca“ ist nicht etwas ein gekühltes, frisches Wasser, sondern ein mit Geschmack versetztes Wasser – quasi das Skiwasser von Mexiko. Interessant.



Wir schlendern noch etwas durch die Straßen und ergattern für Konsti noch ein neues Hemd. Damit steht unserem Programm für morgen ja nichts mehr im Weg.
Wir machen uns wieder auf den Heimweg und kommen dort auch nach ein paar Umwegen an. Zuerst machen wir noch einen Abstecher zum Supermarkt und laufen schnurstracks mit unseren Metrotickets zum Gleis der Bahn in die falsche Richtung. Uns fällt es zwar direkt hinter der Schrank auf, da gibt es allerdings schon kein zurück mehr. Wir fragen noch nett einen Angestellten, der gibt uns aber nur den „Tipp“ bis zur Endhaltestelle der falschen Richtung zu fahren und dort in die richtige Bahn umzusteigen. Dort ist dies wohl problemlos möglich. Da wir sowieso nicht mehr genug Kleingeld für ein neues Ticket hätten (der Automat gibt nämlich kein Wechselgeld), machen wir es genau so. Zum Abendessen gibt heute Kartoffeln mit Dip und Gurkensalat. Generell würden wir uns als relativ versiert in Sachen Gemüse, Kräuter und Gewürzen bezeichnen. Heute beweisen wir uns das Gegenteil. Im Supermarkt haben wir uns noch gefreut, Dill gefunden zu haben. Zugegebenermaßen waren wir schon verwundert, dass es hier Dill gibt, der auch gar nicht mal sooo intensiv nach Dill riecht, aber gut, es sah halt danach aus. Natürlich gibt es hier keinen Dill. Also gibt’s heute bei uns eine deutsch-mexikanische Fusionsküche mit Fenchel-Gurkensalat und Fenchel-Kräuter-Dip. Es schmeckt.. anders. Aber gar nicht schlecht. Außerdem bekommen wir von Catalin, die als Köchin arbeitet, noch ein Lob für unsere Schneidetechniken.
Te..
[ x ] quila
[ ] quiero
Heute steht ein gebuchter Tagesausflug auf dem Programm. Schließlich widmen wir uns ja nur zu gern der lokalen Kultur. Dafür begeben wir uns heute auf gefährliche Pfade. Wer hätte das gedacht, statt der Gefahr hinter der nächsten, dunklen Straßenecke wartet der Konsum von Tequila auf uns. Aber was tut man nicht alles für das vollständige Erleben der Landeskultur Mexikos? Um 11:30 Uhr werden wir mit einem kleinen Bus abgeholt. Im Bus sitzt bereits ein Mexikaner. Hinzu kommen noch ein junger Franzose, ein Israeli und ein Kolumbianer – Was wie der Anfang eines schlechten Witzes klingt, ist unsere heutige Tequila-Reisegruppe.

Nach einer halben Stunde Autofahrt kommt auch schon der erste Halt:
Tequila Don Valente. Die verhältnismäßig kleine Destillerie (die nur 8 Shops auf der ganzen Welt beliefert) bietet kleine Führungen inkl. Verkostung an. Zu Beginn kaufen wir ein gläsernes Schnapsglas, so entsteht nicht zu viel Plastikmüll. Cool, das ist uns schonmal sympathisch.




Und dann geht’s auch schon los. Einer der Besitzer des Familienbetriebs und Enkel des Gründers gibt uns eine kleine Führung. Er gibt uns einen Einblick in die Herstellung dieses speziellen Destillats. An der intensiven Verköstigung können wir euch zwar nicht teilhaben lassen, aber dafür an dem Wissen, was wir zu diesem Zeitpunkt noch interessiert aufsaugen. Wir haben nämlich Glück, denn der nette Herr spricht gutes Englisch. Macht es euch bequem und stellt euch auf ein bisschen Tequila-Wissen jenseits vom billigen Sierra-Fusel ein.
- Kapitel – Die blaue Agave
Am Anfang steht die Agave. Genau genommen nur die blaue Weber-Agave. Denn ausschließlich aus dieser Sorte der Agavenpflanze wird Tequila hergestellt (aus allen anderen Agavenarten macht man dann übrigens Mezcal). Darüber hinaus darf echter Tequila nur aus dem Bundesstaat Jalisco sowie vier weiteren Staaten kommen, ähnlich wie der Champagner aus der Champagne. Von der Agavenpflanze gibt es weibliche und männliche Exemplare. Durchschnittlich dauert es acht bis neun Jahre, bis eine Agave groß genug ist und geerntet werden kann. Für die Herstellung benötigt man von der mittlerweile sehr großen Pflanze allerdings nur das Innere, auch Herz oder Piña (Ananas) genannt. - Kapitel – Herstellung
Das Herz wird in Öfen für 24 bis 36 Stunden zwischen 60° und 85° Grad unter Dampf gegart. Während unser Besichtigung laufen wir selbst durch einen „alten“ Ofen, der früher genutzt wurde. Es ist wie eine kleine Lehmkammer, in der wir mit unserer Gruppe stehen können (RIP Konstis Sonnenbrille, der sich beim Hineingehen in den Ofen den Kopf an der niedrigen Tür stößt und dabei seine Sonnenbrille zerstört). Heutzutage ist der Prozess weitaus optimierter. In Autoklaven werden die Agavenherzen unter Druck und mit heißem Dampf innerhalb von 8-14 Stunden gegart. Durch diesen Prozess wird der Zucker in Einfachzucker umgewandelt. Im Anschluss werden Saft und Zucker ausgepresst und dann weiter verarbeitet. Schnellerer Saft, geringere Qualität.
Zu diesem Zeitpunkt stellt unsere Produktion auch weitere nicht alkoholische Produkte her. Agavendicksaft (Da hatten wir beide einen kleinen erhellenden Moment in unseren Köpfen: Ahhh Agavendicksaft wird aus Agaven gemacht, wer hätte das gedacht..) und Marmelade.
Für den Prozess des Tequilas wird dem Sirup oder Most in großen Tanks Hefe zur Fermentierung beigefügt. Abhängig von der Jahreszeit und Temperatur dauert der Prozess mit Hefe bis zu 12 Tagen. Mithilfe von Chemie wird der Prozess mittlerweile auf 24 Stunden reduziert (auch hier: geht zwar schneller, darunter leidet aber natürlich die Qualität). Dabei wird der Zucker in Alkohol umgewandelt (ca. 5-7 %) und die Hefe stirbt ab. Im Anschluss fehlt dann noch der letzte Schritt, klar, die Destillation. In unserem Fall eine zweifache Destillation, das dauert zwischen vier und acht Stunden. Das Endergebnis: Ein völlig klarer Tequila. - Kapitel – Sorten, Variationen und wilde Mischungen
Die Regulierungsbehörde Consejo Regulador del Tequila A.C. unterscheidet zwei Qualitäten:
Mixto: Mindestens 51 Prozent des Zuckers zur Alkoholproduktion stammen von der Agave azul (blaue Agave), der restliche Zucker kann anderen Ursprungs sein. Beispielsweise Rohrzucker. Mixto Tequila darf in Flaschen und Tanks abgefüllt und versendet werden.
100 % Agave azul: Dieser Tequila darf nur in Flaschen abgefüllt und versendet werden. Insbesondere bei den gereiften Tequilas, reposado und añejo, dürfen die Fässer nur unter Aufsicht der Regulierungsbehörde geöffnet und der Tequila in Flaschen abgefüllt werden.
Darüber hinaus gibt es fünf Reife-Gruppierungen:- silver, blanco, plata: klarer, transparenter Tequila. Nach der Destillation unmittelbar in Flaschen abgefüllt.
- gold, joven, oro: Ein Blend aus weißem Tequila (silver/blanco) mit gealterten Tequilas (aged/reposado; extra-aged/añejo; ultra-aged/extra-añejo). Dieser Tequila kann zusätzlich mit bis zu 1 % seines Gewichtes durch Zuckercouleur, natürliche Eichenholzextrakte, Glycerin und Zuckersirup angereichert werden, um ihn gereifter und weicher schmecken zu lassen.
- aged, reposado: Tequila, der mindestens zwei Monate in Eichenholz-Behältern geruht hat.
- extra-aged, añejo: Tequila, der mindestens ein Jahr, aber weniger als drei Jahre, in Eichenholz-Behältern lagert. Die Behälter dürfen eine Größe von 600 Litern nicht übersteigen. Der Alkoholgehalt muss mit Wasser reguliert werden.
- ultra-aged, extra-añejo: Tequila, der mindestens drei Jahre in Eichenholz-Behältern lagert. Diese Kategorie wurde im März 2006 eingeführt.


Nach so viel Theorie geht es jetzt an die Verköstigung. Und obwohl wir direkt zu Beginn lernen, dass wir den Tequila in kleinen Schlücken genießen und langsam trinken sollen, geht es ganz schön schnell. Wir testen erst Tequila blanco, dann eine spezielle Mischung der Familie mit etwas Tomatensaft und weiteren Geheimzutaten der Abuela. Das ist jedenfalls leichter zu trinken und schmeckt gar nicht schlecht. Es folgen resposado und añejo. Hier schmeckt man deutlich die Lagerung im Eichenfass. Insgesamt sind alle Sorten wesentlich sanfter und wenig brennend im Abgang. Ganz anders, als wir es kennen.



Nach Tequila schmeckts natürlich trotzdem, logisch, aber eher so in der Kategorie von einem richtig guten Whiskey oder Rum. Wir wechseln nochmal die Location und bekommen einen kleinen Nachtisch: Tequila mit Sahne, als Kaffeelikör, mit Mandeln und noch eine Sorte, an die wir uns zumindest gerade nicht mehr erinnern können. Es bleibt fraglich, ob diese Gedächtnislücken an unserem steigenden Alter und der momentanen Reizüberflutung an verschiedenen Eindrücken liegt oder schlichtweg an den Tequila-Shots, die wir zuvor konsumiert haben. Insgesamt sind wir aber sehr positiv vom Geschmack und der Qualität überrascht. Es schmeckt wirklich gar nicht so schlecht und wir haben in der kurzen Zeit wirklich viel über Tequila gelernt. Wir bedanken und verabschieden uns. Die wilde Fahrt geht weiter, ab zur nächsten Brennerei.
Tres Mujeres
Bei den Tres Mujeres, bei denen es sich genau genommen um die drei Töchter des Gründers der Brennerei handelt, geht es etwas „größer“ oder schlicht industrieller zu. Gemeinsam mit einer anderen Gruppe an Amerikaner:innen und Mexikaner:innern bekommen wir erneut eine Führung. Dieses Mal auf Spanisch, umso besser also, dass wir die Grundlagen schon nüchtern auf Englisch gelernt haben. Die Brennerei hier ist wesentlich größer und sieht dementsprechend auch etwas professioneller aus.


Wir dürfen hier ein Stück der gegarten Agave testen. Sie schmeckt tatsächlich süß und leicht nach Karamell. Allerdings isst man das Stück nicht, sondern kaut nur etwas auf den Fasern herum, sodass der Saft austritt. Bei dieser Führung erhaschen wir einen Blick in die großen Fermentierungstanks. Appetitlich sieht jedenfalls anders aus, aber gut, das ganze wird ja noch weiter verarbeitet.






Nach der Produktionsstätte geht es ab in den Keller. Wir es sich für einen vorzeigbaren Touri-Hotspot gehört, werden hier nicht nur die Holzfässer gelagert, sondern es gibt auch einen Lichterketten-Tunnel für ganz romantische Fotos sowie zwei Verkostungsräume. Dann wäre da noch der sehr sehr hochwertige High-End-Tequila, der sich hinter gut verschlossenen Stahlstreben befindet. Dieser wird 24/7 mit klassischer Musik beschallt, was ihm angeblich einen ganz besonderen Touch gibt. Zumindest wird uns das hier vorgegaukelt. Naja, es soll wohl auch Abnehmer:innen geben und wenn dann die Geschichte mit der Musik zieht, warum auch nicht? Auch hier kommen wir nun zur Verkostung und dieses Mal lässt es sich unser Guide nicht nehmen, auch mit uns anzustoßen. Die Stimmung ist gut, der Tequila weniger. Uns hat die erste Verkostung deutlich mehr zugesagt, aber gut, nein sagen wir natürlich auch nicht. Mittlerweile kommen wir immer mehr mit den anderen Jungs unserer Tour ins Gespräch (wen wunderts).


Nach dem Ausflug in den Keller, können wir uns nun noch die Agave-Felder direkt neben der Produktion anschauen. Dass die Besucher:innen natürlich total auf diese Fotokulisse abfahren (wir natürlich auch), hat sich Tres Mujeres natürlich zu eigen gemacht. Man kann sich professionell auf einer Schaukel oder vor einem Herz fotografieren lassen, oder sich in den Sattel eines stattlichen Friesen begeben, der frisch gestriegelt bereit steht. Wie immer denken wir uns? Wer macht das und wer gibt das Geld dafür aus? Viele Menschen ist die Antwort. Wir beobachten, wie der Mexikaner aus unserer Gruppe sich gekonnt auf das Pferd schwingt und direkt eine Runde durch das Agavenfeld reitet. Das ist sicher so nicht gedacht, aber scheint die Leute nicht allzu sehr zu stören. Er scheint zu wissen, was er tut. Ein paar Fotos machen wir natürlich auch noch in den Agavenfeldern, bevor es dann für uns weitergeht.




Cantariiiitos
Anders als bei der Tour, von denen uns die Franzosen und Kanadier erzählt haben, ist bei uns nicht mehr viel los. Glück im Unglück? Wir sind uns nicht sicher. Da während unserer Tour keine Ferienzeit und kein Wochenende mehr ist, sind heute deutlich weniger Menschen auf Tequila-Tour. Der nächste Halt wäre sonst sicher wild geworden. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Art Open Air Bar mit zahlreichen Tischen und jeder Menge Cantaritos. Bevor wir aber unsere Cantaritos bestellen können, werden wir von einem jungen Mann mit einer Tequila-Flasche begrüßt. Unsere Gläser werden nicht benötigt, der Tequila wird direkt in den Mund gekippt. Ein kleines Aufnahme- und Willkommensritual. Okayyyy. Mit unserem Alter Anfang 30 befinden wir uns gefühlt in einer Zwischenwelt. Wir sind keine 19 mehr, in dieser Zeit hätten wir es wohl lustig gefeiert umsonst Fusel in den Mund gekippt zu bekommen und Ende 40 sind wir auch noch nicht. Die Gruppe nach uns, deren Alter wir ungefähr so einschätzen, scheint nämlich auch hellauf begeistert zu sein. Aber gut, natürlich machen wir mit. Daniel, der Kolumbianer aus unserer Gruppe erklärt uns das Cantarito-Getränk folgendermaßen: Es macht dich schön. Das wars dann auch schon mit der Erklärung, aber weiteres ist auch nicht notwendig, denn die Cantaritos werden direkt vor unserer Nase zubereitet:
In einem großen Tongefäß werden Tequila, frischer Zitronen-, Orangen- und Grapefruitsaft gemischt, es folgt noch Salz und Eis und fertig ist der Cantarito. Es schmeckt wirklich gut, vor allem die frischen Fruchtsäfte sorgen für einen süßen Frischekick und den Tequila schmeckt man damit fast gar nicht mehr. Gefährlich. Aber alle nehmen es recht entspannt, wir können uns gut vorstellen, dass es bei der Tour der anderen heißer herging. Eine Mariachi-Band ist übrigens ebenfalls hier. Sie spielen gegen einen Obulus am Tisch. Glücklicherweise sind unsere Tischnachbarn bereit, zu investieren und wir kommen auch in den Genuss von ein bisschen Livemusik.


Finally Tequila
Zu guter Letzt steht noch ein letzter Stopp auf dem Plan: Das eigentliche Dorf Tequila, das dem Getränk seinen Namen gegeben hat. Erstmal geht es für uns in ein Straßenrestaurant. Wir haben seit unserem Frühstück heute morgen nichts mehr gegessen und sind umso glücklicher über zwei Quesadillas, die wir mit einer unfassbar guten grünen Salsa verspeisen. Die Salsa dürfte eine Mischung aus Guacamole und grüner Salsa sein. Köstlich! Wir unterhalten uns sehr nett mit den anderen. Daniel, der als einziger am Tisch sicher Englisch und Spanisch spricht, übersetzt ein bisschen für alle Parteien und erzählt selbst ganz viel über Kolumbien. Wir sind ganz Ohr und stellen viele Fragen, schließlich steht Kolumbien auch noch fest auf unserer Länderliste. Mal sehen, ob wie Daniel, der selbstständig entweder als Musikproduzent arbeitet oder selbst in Bands spielt, vielleicht nochmal wieder treffen. Nach dem Essen haben wir noch ein bisschen Zeit und gehen gemeinsam auf Erkundungstour in der bunten Stadt. Mittlerweile ist es früher Abend und die Stadt ist in ein wunderschönes Licht getaucht.




Danach geht es wieder zurück nach Guadalajara. Fast alle sind so müde vom Tag, dass sie ein kleines Nickerchen machen. Zurück im Hostel verziehen wir uns direkt aufs Zimmerchen, essen noch zwei Reste-Kartoffeln vom Vortrag, füllen unseren Wasserhaushalt auf und gehen früh schlafen.
Letzter Tag Guadalajara
Kaum zu glauben, dass wir uns morgen schon mit Felix und Caitlin in Mexiko Stadt treffen. Das erscheint uns noch recht unrealistisch. Wir lassen den Tag gemütlich angehen, wie immer, wenn wir am Abend einen Nachtbus auf dem Plan haben. Wir nutzen noch die Zeit im Zimmer bis zum Checkout, frühstücken spät, genießen die Dusche und verstauen dann unser Gepäck in einem separaten Raum. Wir wollen uns noch etwas die Füße vertreten und gehen ein bisschen auf Erkundungstour in der Stadt. Wir machen einen Abstecher zur Siegessäule und schlendern entlang einer Promenade, an der viele Restaurants und Bars sind. Abends soll hier viel los sein, aktuell ist noch alles sehr entspannt. Wir laufen durch ein süßes kleines Viertel mit hippen Cafés und stylischen Klamottenläden. Manchmal sind wir überrascht, wie viele coole und alternative Läden es hier gibt.





Mal wieder bekommen wir Lust, uns tätowieren zu lassen. Aber das muss erstmal warten. Wir halten Ausschau nach einer neuen Sonnenbrille für Konsti, werden aber nicht fündig. Dafür machen wir noch einen Abstecher zu einem Markt in der Nähe unserer Unterkunft. Den hat uns das französische Pärchen empfohlen. Wir kaufen sehr günstig Gemüse und ein Brot ein.


Heute Abend wollen wir nochmal die Küche im Hostel nutzen. Am Abend bereiten wir uns aus den erstandenen Zutaten ein XL Gemüse-Sandwich. Konsti versucht sich an einer Guacamole-Salsa (ähnlich der vom gestrigen Tag) und das Endergebnis kann mindestens mit dem Geschmack von gestern mithalten: Avocado, Limette, Koriander und ein paar Gewürze werden zu einer cremigen Soße für unser Sandwich. Währenddessen braten wir Paprika, Zucchini und Zwiebel in der Pfanne. Am Ende wird alles gut geschichtet und verspeist. Köstlich, danach sollten wir nachher gut schlafen können. Gegen halb 10 machen wir uns auf dem Weg zum Busbahnhof, wo wir um 22:30 Uhr in unseren ersten Nachtbus einsteigen. Auf eine möglichst erholsame Nacht!

