Einen Monat Japan. Hätte uns das jemand zu Beginn der Reise gesagt, hätten wir lachend mit dem Kopf geschüttelt. Zum Einen stand das Land jetzt nicht auf unserer priorisierten Länder-Liste und zum anderen weiß ja jeder: Japan ist teuer. Irgendwie kam eins zum anderen. Seitdem wir unterwegs sind, ist Japan für uns immer reizvoller und interessanter geworden. Wir haben andere Reisen dorthin auf Social Media verfolgt und uns etwas mehr mit dem Land auseinander gesetzt. Dann stand schnell fest – da müssen wir hin! Als kleiner Zwischenstopp, vielleicht für 10-14 Tage, das dürfte budgetär drin sein. Unser eigentliches Ziel: Ein kurzer Housesit, um die Kosten für Unterkünfte etwas zu minimieren. Was daraus wurde wisst ihr ja – 2,5 Wochen mit Leeroy und Roscoe. Natürlich möchten wir keinen Tag davon missen. Ach Japan, du hast uns wirklich überrascht:
Häufigstes Tier: Winkekatze
Häufigstes Bier: Statt Bier müssen wir hier wohl den Grapefruit-Alkopop aufführen
Meistgenutztes Verkehrsmittel: Straßen- und U-Bahn
Verletzungen/Einschränkungen: //
Verlorene Gegenstände: //
Highlights: Selbstverständlich der Besuch von Christina und Chrissi, unsere Zeit mit Roscoe und Leeroy sowie viele köstliche Ramen
+ eine neue Kategorie:
Das Souvenir, das wir nicht gekauft haben: Japanische Kochmesser
Land und Leute
Da müssen wir niemandem etwas vormachen. Die Japaner:innen ticken einfach ein kleines bisschen anders. Und wir wollen ehrlich sein: Es ist ziemlich cool. Zugegebenermaßen sind wir ja manchmal schon kleine Almans, die gewisse Regeln, Pünktlichkeit, Verbindlichkeit und etwas soziale Zurückhaltung/Distanz lieben. Und all dies findet man in Japan. Manchmal etwas strenger, manchmal etwas anders und vielleicht ein bisschen extremer, als wir es kennen, aber gewisse Parallelen zu Deutschland lassen sich nicht abstreiten. Wir könnten wahrscheinlich tausende Beispiele nennen und haben ja bereits auch in den vergangenen Artikeln oder auf Instagram immer wieder Beispiele gezeigt, welche Regeln man zu beachten hat. Letztendlich haben wir uns diese ganzen Regeln und den Knigge wahnsinnig streng vorgestellt und zu Beginn selbst fast kein Wort in der Bahn gesprochen und drei Mal überlegt, bei wem wir uns wie tief verbeugen müssen. Schließlich möchte man sich ja benehmen und nicht negativ auffallen. Im Endeffekt haben wir allerdings die Erfahrung gemacht, dass all dies als relativ zu betrachten ist. In der Bahn kann man leise miteinander sprechen, genauso machen es die Japaner:innen auch selbst. Handyklingeln, laut reden und lachen würde aber in jedem Fall auffallen und dann kann man auch schonmal schräg angeschaut werden. Bei so vielen Menschen ist es auch klar, dass es in der Stadt voll werden kann, besonders zur Rushhour in der Bahn. Tatsächlich verteilt es sich aber ganz gut und dadurch dass sich alle recht rücksichtsvoll bewegen, wird auch nicht gedrängelt. Also vollkommen okay.
Daher ersparen wir euch diese Wiederholung. In Japan sind die Menschen sehr strebsam und arbeiten sehr viel im Alltag. Wir hatten das Gefühl, dass sie sehr diszipliniert sind. Dennoch möchten wir nochmal betonen, dass wir die Japaner:innen als sehr freundliche und zuvorkommende Menschen kennengelernt haben. Im Gegensatz zu manchen anderen Erlebnissen war unser Gefühl, dass diese Freundlichkeit offenherzig und echt ist. Alle Menschen, die wir um Hilfe baten, nach dem Weg fragen und auch wenn wir mal nicht weiter wussten, haben uns hilfsbereit geholfen und ihr bestes gegeben. Also ein großes Danke an alle Japaner:innen – wir haben uns pudelwohl bei euch gefühlt.
Kosten in Japan
Das große Thema in Japan und der vorauseilende Ruf für alle Reisenden: Japan ist fucking teuer! Und ja, auch wir haben uns wirklich Gedanken gemacht, wie wir möglichst viel einsparen können und was wir uns tatsächlich anschauen möchten. Am Ende unserer Zeit sind wir etwas geteilter Meinung.
Auf der einen Seite finden wir, dass Transporte (sowohl Busse als auch Züge) recht teuer sind, insbesondere die Langstrecken. Auch bei den Übernachtungskosten ist es schwierig, Geld einzusparen. Es gibt aber auch kostengünstige Angebote in Hostels. Vor allem die Eintrittspreise finden wir verhältnismäßig hoch. Das betrifft in erster Linie die Eintrittspreise für Museen und Tempel. In Summe läppern sich diese kleinen Beträge recht schnell, obwohl man meistens innerhalb von 15 Minuten einmal durch den Tempel gegangen ist und diese sich (sorry) auch häufig stark ähneln. Überrascht haben uns aber die Kosten für Lebensmittel. Wahrscheinlich haben wir nach unseren Erlebnissen in Südkorea mit Schlimmeren gerechnet, aber während des Housesits konnten wir kostensparend einkaufen gehen und auch in den Convenience Stores kann man sich gut mit günstigen Snacks eindecken. Insbesondere Obst und Gemüse war günstiger als in Südkorea.
Letztendlich konnten wir aber, mit ein bisschen Verzicht, durchaus gut über die Runden kommen und lagen am Ende sehr knapp unter unserem Tagesbudget gelandet. Das liegt natürlich auch mitunter an unserer Zeit im Housesit, währenddessen wir auch Tage hatten, wo wir nicht viel unternommen haben. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass Japan sich aktuell in einer Rezession befindet und dadurch alles etwas günstiger für uns ist. Böse gesagt: Schlecht für die Wirtschaft, gut für uns.
Kulinarik
We love Ramen. Das dürftet ihr ja mittlerweile mitbekommen haben. Für uns das japanische Gericht Nummer 1, wahrscheinlich auch, weil es so einfach war, immer eine vegane Option zu finden. Wir hätten niemals genug davon haben können. Sushi hingegen ist ein anderes Thema. Wir haben Sushi geliebt, über alles, vor allem mit frischem Lachs. Wir sind hin und hergerissen, beschließen dann aber doch, keinen Fisch zu essen. Sushi in Form von Gurken-Makis holen wir uns zwar öfter im Supermarkt, aber (shame on us) nicht frisch gemacht im Restaurant. Klar, vegetarisches Sushi ist auch lecker, aber irgendwie hat es nicht sein sollen. Wir können aber durchaus festhalten, dass es sowohl für Fisch- als Fleischliebhaber ein Paradies sein muss. Der frische Fisch, den es hier auf den Märkten zu kaufen gibt, sieht wirklich gut und vielseitig auf. Okonomiyakis haben wir ebenfalls für sehr gut befunden, eine absolute Empfehlung, wenn man in Osaka ist.
Sämtliche Süßspeisen (Motchis, gefüllte Teig-Röllchen oder Riesen-Windbeutel) waren allesamt köstlich. Die Auswahl ist riesig und süße Snacks sind durchaus beliebt. Der gehypte Käsekuchen war ohne Frage lecker, aber für uns definitiv zu übertrieben gefeiert. Zu viel Ei und zu viel Fluff für unseren Geschmack. Da nehmen wir lieber einen selbstgemachten Käsekuchen von den Susanne-Mamas oder einen Kaiserschmarrn auf der Skihütte. Der enthält wahrscheinlich die gleiche Menge an Eiern, ist aber angebraten und beinhaltet mehr Rosinen. Auf ein Matcha-Eis und Matcha Schokolade verzichteten wir, aber einen Matcha-Latte haben wir uns natürlich auch gegönnt. Der hat hier tatsächlich sehr gut geschmeckt. Das am häufigsten konsumierte Produkt ist und bleibt (wahrscheinlich für alle Zeiten) die Onigiris (hauptsächlich mit Algen) aus den Supermärkten und Convenience Stores. Konsti verspeiste diese bevorzugt mit einer extra großen Ladung Wasabi, aber auch pur waren sie ein treuer und kostengünstiger Begleiter im Alltag. Daumen hoch von den Cluburlaubern. Halten wir zum Schluss fest: Das Angebot an Speisen ist riesig, nahezu grenzenlos. Man bekommt sowohl im Restaurant als auch im Supermarkt so ziemlich alles. Das meiste schmeckt ganz köstlich und zugebenermaßen haben wir wahrscheinlich nur einen klitzekleinen Anteil von der breit gefächerten japanischen Küche getestet.
Transport
Absolut verrückt ist in jedem Fall das Straßen- und U-Bahnnetz von Tokio. Logisch, in einer großen Stadt ist das Netz sehr gut ausgebaut, es fahren viele Bahnen und es braucht auch seine Zeit um von A nach B zu kommen. Berlin hoch drei. Der Endgegner dabei sind definitiv die Bahnstationen, insbesondere Gabelstationen, an denen mehrere Linien aufeinander treffen. Von der einen zur anderen Linie läuft man zum Teil über 15 Minuten. Es gibt manchmal Ausgänge, die nicht nur mit Zahlen sondern aus einer Buchstaben-Zahlen-Kombi bestehen, da es so viele gibt. Zum Teil spaziert unterirdisch einen Kilometer und kommt gefühlt in einer anderen Welt wieder ans Tageslicht. Alles ist aber super ausgeschildert und auch Google Maps beschreibt genau, welchen Aus- oder Eingang man nehmen muss, um sein Ziel zu erreichen. Aber Obacht, dennoch fahren die Bahnen nicht durchgehend, wie wir blöderweise nachts feststellen mussten.
Die Züge sind sehr komfortabel, selbstverständlich ist alles super sauber und natürlich auch überpünktlich. So pünktlich in so riesigen Städten, da könnte man sich die Frage stellen, warum dies anderswo unmöglich zu sein scheint. Mit dem berühmten Bullettrain sind wir nicht gefahren, aber für uns hat sich der Zug nach Nagano schon fast wie fliegen angefühlt. Eine gute Alternative sind übrigens auch die Nachtbusse. Man sitzt zwar in der Waagerechten, aber sie sind recht komfortabel und schlichtweg günstiger als die Schnellzüge.
Einzigartige Kultur
Japan hat seine ganz eigene Kultur, wie so manch andere Ländern eigentlich auch. Dennoch hat uns die Kombination aus Tradition und Moderne mit einer großen Portion Extravaganz und einer Art Extreme absolut vom Hocker gerissen. Alles kommt uns etwas extremer hier vor, die Menschen, ihre Interessen, die Modernität der Stadt, aber ebenso der Stellenwert der Tradition und dem Respekt vor dem Alter. Die Menschen arbeiten viel, wissen aber auch, wie man den Feierabend mit Sake und Bier einleitet. Sie sind sportlich, verbringen Zeit in Spielhöllen. Hier gibt es einfach so viele Dinge, die es wahrscheinlich sonst nirgendwo auf der Welt gibt: Seien es Capybara-, Maid- oder Eulen-Cafés, Toiletten mit gewärmten Klobrillen und Sound, Schneeaffen oder nicht schmelzendes Eis. Wir lassen mal dahingestellt, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Auf jeden Fall ist Japan ein bisschen crazy. Daher ist der Erlebnisfaktor wahnsinnig hoch und hat uns total abgeholt.
Fazit
Japan schafft es definitiv unter die 10 besten Destinationen (Stand März 2024). Das Land und die Menschen haben uns begeistert. Die Kultur, die doch so anders sein sollte, ist gar nicht so weit weg von vielen Dingen, die wir auch in Deutschland finden. Wobei wir fast sagen würden, dass die Menschen hier netter und offener sind. Es war super interessant, in die Kultur zu schnuppern, sich eine Vielzahl an Tempeln anzuschauen und etwas über die Shinto-Religion zu lernen und durch den Housesit auch ein bisschen Alltag in Tokio mitzubekommen. Als Metropole waren wir zu Beginn sehr skeptisch gegenüber Tokio, waren aber im Endeffekt total positiv überrascht von dieser Stadt, ihren Trends und der Fortschrittlichkeit. Es gab wahnsinnig viele Kleinigkeiten, die uns begeistert und überrascht haben. Kurzum könnte man sagen: Japan ist einer der Gründe, warum wir das Reisen so lieben.