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Japan  /  7. April 2024

Groß, größer, Tokio

Drei Wochen Tokio, das ist eine ganz schöne Hausnummer. Macht euch nach vielen kurzen Blogartikeln gefasst auf etwas mehr Lesestoff. Also stattet euch mit einem Käffchen/Tee/Bier/warmer Korn (Getränk eurer Wahl) aus und macht es euch bequem.

KAPITEL 1 – Der Start

Bevor unser Housesit startet, haben wir noch zwei Nächte in Tokio. Da gönnen wir uns doch mal richtig was Schönes: Ein 8er Dorm im Jugendherbergs-Stil mitten im Nirgendwo und außerhalb von allem, was zu den Highlights von Tokio gehört. Die Betten haben keine Vorhänge, im Zimmer ist quasi kein Platz für Gepäck und der Aufenthaltsraum ist für die Anzahl an Leuten auch recht.. sagen wir.. beschränkt. Am ersten Abend kochen wir eine Kleinigkeit und gehen früh schlafen. Den morgigen Tag werden wir viel unterwegs sein und das beste am morgigen Tag: Chrissi und Christina werden landen, nach 12 Stunden Flug werden die beiden aber sicher erstmal platt sein.

Asakusa

Während wir in der Küche unser Frühstück machen, liegt auf dem Sofa neben uns noch jemand der schläft und der hat anscheinend einen gesunden Schlaf. Warum er hier unten nächtigt? Wir haben keinen blassen Schimmer. Wir sind zwar nicht ganz so früh dran, aber trotzdem ist noch nicht zu viel los. Asakusa ist eines der beliebtesten Touriziele in Tokio und ist bekannt für seinen riesigen Sensoji Tempel, der Einkaufsstraße Nakamise und den Asakusa Schrein. Früher war es DAS Unterhaltungsviertel in Tokio, verlor aber nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung und Einfluss unter den Einheimischen. Während der Edo Zeit war die Gegend vor allem von Händlern und Handwerkern bevölkert, die sich entlang des Flusses niedergelassen haben.

Wir steuern als erstes den Sensoji Tempel an. Er ist der älteste und vermutlich bekannteste Tempel in ganz Tokio und wurde vermutlich im Jahre 645 erbaut. Zwischenzeitlich wurde er insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neu aufgebaut und restauriert. Das Wahrzeichen kommt direkt zu Beginn: Kaminari-mon, der Eingang oder auch das Donnertor genannt. In der Mitte des Eingangstores hängt eine riesige Laterne, rechts uns links davon bewachen vier riesige Figuren/Statuen das Tor.

Direkt dahinter schlendern wir entlang der Einkaufsstraße Nakamise an. Hier reiht sich ein Verkaufsstand an den nächsten, noch sind die meisten Tore aber geschlossen oder die Verkäufer:innen beginnen gerade erst mit dem Aufbau des Standes. Weiter geht’s entlang der zum Schrein. Auf dem Weg folgt noch ein weiteres Highlight: Wie auch an anderen Tempeln kann man sich hier sein Glück voraussagen lassen und eine „Prophezeiung“ ziehen. Hierzu setzt man sich nicht etwa in ein kleines Kämmerchen, sondern muss selbst aktiv werden. Und das geht so:

  1. In einem Hexagon-förmigen Behältnis befinden sich viele Stäbchen, bis auf eine kleine Öffnung ist das Behältnis verschlossen und nicht transparent. Man nimmt nun das Behältnis, schüttelt es und wünscht sich dabei etwas in Gedanken. Als nächstes dreht man das Behältnis bis ein Holzstäbchen durch die kleine Öffnung kommt.
  2. Auf dem Holzstäbchen ist eine Art Nummer mit japanischen Schriftzeichen gemalt. Es beginnt ein kleines Suchspiel. Vor uns ist ein kleiner Schubladenschrank mit lauter Schubladen, auf jeder einzelnen Schublade stehen die entsprechenden japanischen Schriftzeichen.
  3. Man öffnet die Schublade und zieht einen darin liegenden Zettel mit der Wahrsagung heraus. Es gibt schlechte, neutrale und gute Vorhersagen. Das Holzstäbchen stecken wir zurück und widmen uns dann den Vorhersagen.

Caro beginnt und ist mehr als glücklich, sie sieht „The best fortune“, sie kann den Zettel also behalten und mit nach Hause nehmen, trotz der Freude, sollte man dennoch nicht mit dem Ergebnis prahlen. Konsti hingegen hat heute etwas weniger Glück, seine Aussichten sind erstmal nicht so gut. Aber nicht verzagen. Bei einer schlechten Aussicht kann das Unglück noch abgewendet werden. Dafür hängt man den Zettel an eine Leine, die sich neben dem kleinen Schränkchen befindet.

Das Ganze ist übrigens alles andere als eine Touri-Attraktion und wir sehen tatsächlich immer wieder viele Einheimische, die dieses Ritual vollziehen und zum Beten in den Schrein kommen. An einem großen Behältnis mit lauter rauchenden Räucherstäbchen wedeln die Menschen sich den Rauch mit den Händen zu. So sollen böse Geister vertrieben werden. Konsti gibt direkt alles, schließlich ist er nun umso bemühter, das Unglück noch von sich abzuwenden.

Östlich vom Sensoji Tempel befindet sich der Shintō-Schrein Asakusa-jinja, an Wochenenden finden hier häufig Hochzeiten statt. Apropos Shintō. Wisst ihr, was es damit auf sich hat? Wir tatsächlich nicht so wirklich, daher gibt es eine kleine Wikipedia-Vorlese-Stunden von Konsti während wir über das Tempelgelände spazieren (wir halten uns kurz, versprochen): Shintō besteht aus einer Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen, die sich an die einheimischen japanischen Gottheiten (genannt Kami) richten. Kami sind zahlenmäßig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen, abstrakten Wesen oder Natur haben. Daher sieht man die Schreine auch oft an besonderen Bergen, Seen usw.

Shintō besitzt weder eine Gründerfigur noch ein konkretes Dogma, dadurch unterscheidet es sich auch wesentlich vom Buddhismus. Im modernen Alltagsleben der Japaner spielen sowohl Shintō als auch Buddhismus eine gewisse Rolle, wobei die Mehrzahl keinen Widerspruch darin sieht, sich zu beiden Religionen zu bekennen. Allgemein tendiert man dazu, shintōistische Riten für freudige Anlässe (Neujahr, Hochzeit, Gebet um Alltagsdinge), buddhistische dagegen für traurige und ernste Anlässe (Todesfall, Gebet um Wohlergehen im Jenseits) heranzuziehen. (Quelle: Wikipedia)

Vom Schrein machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Sumida Park, einem kleinen Grünstreifen entlang des Flusses Sumida. Von hier haben wir einen schönen Blick auf den Tokyo Skytree. Das Wetter ist traumhaft schön und wir spazieren immer weiter. Ab zum Ueno Park.

Ueno Park

Der Ueno Park hat so einiges zu bieten. Hier befindet sich nicht nur das Nationalmuseum, sondern auch direkt ein Zoo, zahlreiche Schreine, die Figur des „echten“ letzten Samurai Saigō Takamori und heute tatsächlich auch noch dem Samurai Festival. Besonders schön soll es hier während der Kirschblüte sein. Das können wir uns beim Betrachten der kahlen Kirschbaumäste dann mit etwas Fantasie vorstellen. Mittlerweile ist es später Vormittag und hier ist ganz schön was los, Spaziergänger:innen, Hunde, Touris, Familien auf dem Weg in den Zoo. Wir statten dem letzten Samurai einen kurzen Besuch: Die Statue, die Saigō Takamori zeigt, wie er seinen Hund spazieren führt, erinnert an einen der einflussreichsten Samurai und Anführer der Satsuma-Rebellion von 1877, der posthum begnadigt wurde. Wir statten einer Pagode inkl. Teich noch einen kurzen Besuch ab, schauen auf dem Samurai Festival noch kurz ein paar Samurai beim Schaukampf zu und machen uns dann auf schnellstem Weg Richtung Akihabara. Christina und Chrissi sind bereits gelandet und auf dem Weg, kaum vorstellbar, dass wir die beiden in weniger als einer Stunde in den Armen halten können 🙂

Wiedersehensfreude

Sooo schön die beiden wiederzusehen! Wir freuen uns riesig. Wie kleine Kinder stehen wir aufgeregt am Bahnhof und schauen gebannt auf den Eingang. Dann ist es endlich soweit und wir können uns euphorisch in die Arme nehmen. Die beiden sind allerdings noch mit ihrem Gepäck unterwegs, da bisher alle Schließfächer belegt waren und sie auch noch nicht einchecken konnten. Wir stellen das Gepäck in der Nähe des Bahnhofs unter und widmen uns den wichtigen Dingen: Quatschen und Ramen essen. Typischerweise müssen wir erstmal locker 20 Minuten in der Schlange stehen, um einen Platz in dem mini-kleinen Ramenladen Kyushu Jangara zu ergattern. Zu viert vergeht die Wartezeit aber wie im Flug und das Anstehen hat sich mehr als gelohnt. Die vegane Ramen war vorzüglich und der Charme des winzigen Ladens spricht für sich. Wie in typischen Ramen-Läden üblich, gibt es nur sehr wenig Sitzplätze und alles ist sehr eng. Direkt vor der offenen Küche gibt es meist eine Theke mit Sitzplätzen und manchmal noch 2-3 einzelne Tische. Besteck in Form von Stäbchen und Löffeln sind direkt am Tisch, Wasser gibt es kostenfrei dazu und wer möchte, kann sich seine Ramen mit gemahlenem Sesam, Chili-Flocken, eingelegtem Ingwer oder Gemüse-Pickles verfeinern. Wir sind Fan und schon jetzt ist klar – das werden nicht unsere letzten Ramen sein.

Anime, Manga und Merchandise in Akihabara

Gemeinsam schlendern wir durch das Viertel Akihabara. Es ist das Herz des japanischen Elektrohandels, es bietet aber nach einer Bandbreite an elektronischen Produkten noch zahlreiche Artikel aus dem Bereich Anime, Manga und Merchandise. In den Hochhäusern sind über viele, nicht selten 10 Etagen riesige Kaufhäuser. Es wird so ziemlich alles verkauft und so ziemlich alles gibt es auch gebrandet mit zahlreichen Anime-Charakteren: Pikachu-Mützen, Sailormoon-Zahnbürsten, Hello-Kitty-Handyhüllen oder DAS Original (!!!) Dragonball-Kampf-Shirt (bei letzterem war Konsti kurz davor, sich eins zuzulegen). Auf einer Etage sind lauter Kostüme. Fast wie Karneval nur etwas.. sagen wir.. spezieller und mit einem Fokus auf Dienstmädchen und Katzenkostümen. Außerdem gibt es Cosplay- und Tier-Cafés, Sextoy-Shops und jede Menge Spielautomaten-Geschäfte. Auf der Straße stehen immer wieder als Dienstmädchen verkleidete junge Frauen, die mit Flyern Werbung für Cafés in den höheren Stockwerken der Hochhäuser machen.

Dann wären da noch die Figuren. Verurteilt uns nicht, aber davon haben wir so gar keine Ahnung. In den Schaufenstern stehen tausende von Anime-Figuren, welche die Käufer:innen anscheinend sammeln. Wir kennen die wenigsten Charaktere. Nicht selten laufen übrigens die Besucher:innen von Akihabara selbst kostümiert durch das Viertel. Dabei sind nicht nur die Kostüme aufwendig und bis in die letzte Haarspange durchgestylt, sondern auch das Make-up sowie weitere Accessoires. Echt verrückt, dass man hier quasi durch eine kleine Anime-Welt läuft (vielleicht hat jemand, der schon einmal zum Japan-Tag durch Düsseldorf gelaufen ist, eine ungefähre Vorstellung).

Nach einem gemeinsamen Kaffee verabschieden wir uns für heute erstmal von den beiden. Dass sie sich nach einer Dusche und dem Bett sehnen, können wir ihnen nach der Reise und kaum Schlaf nicht verübeln. Wir freuen uns trotzdem schon jetzt, dass wir sie morgen wiedersehen.

Sightseeing all day long

Uns hingegen treibt es noch nicht wirklich nach „Hause“. Die Aussicht auf die Jugendherberge ist wenig verlockend. Wir wollen noch etwas weiter spazieren und den Tag voll ausnutzen, allerdings kürzen wir an dieser Stelle diese kurzen Zwischenstopps etwas ab:

  • Wir statten dem Pokémon Center einen Besuch am und kuscheln eine Runde mit Pikachu. Ehrlicher Weise sind wir etwas enttäuscht, hauptsächlich ist das Center nur ein großer Merchandise-Shop. Da hätten wir uns etwas mehr Entertainment gewünscht.
  • Einen zufälligen Gaumenschmaus lassen wir uns nicht entgehen. Das Baumstriezel-ähnliche Gebäck mit einer Vanille-Creme-Füllung schmeckt ein bisschen wir eine gefüllte Blätterteig-Käsestange. Einstimmig geben wir dem Gebäck eine 9/10.
  • Statt beim richtigen Godzilla-Kopf anzukommen, landen wir bei einer kleinen, mickrigen Version, naja, ein bisschen Zeit haben wir ja noch in Tokio.
  • Besuch des Headquarters von Fujitsu in Shiodome: Wunderschönes und wahnsinnig imposantes Gebäude. Was sich allerdings mehr als schwierig gestaltet, ein passendes Logo für ein Erinnerungsfoto zu finden. In Sachen Branding ist hier wohl noch Luft nach oben.

Danach machen wir uns auf den längeren Weg nach Hause, wir sind trotz direkter Bahnlinienverbindung fast eine Stunde unterwegs. Daran müssen wir uns wohl auch etwas gewöhnen hier in Tokio. Wir essen noch eine vegane Insta-Ramen zum Abendessen, die wir uns aus dem Ramen-Laden mitgenommen haben und verziehen uns dann wieder in unsere Bettchen. Morgen steht der nächste Housesit an und wir sind ganz aufgeregt, wie das erste Kennenlernen vonstatten geht. Am nächsten Morgen liegen übrigens direkt drei Männer im „Aufenthaltsbereich“ des Hostels und schlafen auf improvisierten Futonbetten. Die Besitzerin erklärt uns wenig später, dass die Jungs sich aus Versehen ins Mädels-Dorm eingebucht haben „… und das geht ja so nicht. Schon gar nicht in Japan.“ 😉

KAPITEL 2 – Housesit Nummer 5

Überpunktlich kommen wir bei unserem Zuhause für die kommenden 2,5 Wochen an. Groß haben wir in zahlreichen WhatsApp-Nachrichten angekündigt, dass wir uns wieder auf eine Basis, ein gemütliches Bett, Wohlfühlatmosphäre und Platz um uns auszubreiten und endlich mal wieder unsere Rucksäcke auszupacken, freuen. Wie immer sind wir ein bisschen aufgeregt, die Hunde kennenzulernen. Schon von draußen hören wir lautes Gebell. Alexej öffnet uns und bittet uns in Haus herein. Ein riesengroßer grauer Doodle nimmt uns bellend, schwanzwedelnd und augenscheinlich sehr aufgeregt und freudig in Empfang. Roscoe springt wie eine aufgedrehte Ziege durch die Räume und zeigt uns ab der ersten Sekunde: Geil, dass ihr da seid. Ich liebe euch schon jetzt. Ganz anders sieht es bei Leeroy aus. Der mittelgroße blonde BC-Mischling mit ganz flauschigen spitzen Öhrchen schaut verängstigt und alles andere als begeistert um die Ecke. Er verzieht sich in die hinterste Ecke des Zimmers unter den Tisch zurück, der Schwanz ist eingezogen und sein Blick wandert zwischen uns und Alexej hin und her als wollte er sagen: Was zur Hölle machen diese Fremden hier und wann hauen sie endlich wieder ab? – Das wird noch dauern.. Alexej zeigt uns das Nötigste im Haus. Leicht vernebelt sind die Erinnerungen an das, was er nach der Luftmatratze gesagt hat. Luftmatratze? Kein Bett? Oh no. Caro sieht zahlreiche Wunschvorstellungen von einem großen bequemen Bett, entspannten Morgen und traumhaften Nächte wie kleine Seifenblasen zerplatzen. Schade Marmelade. Wir sind wirklich nicht pingelig, aber der Gedanke 2,5 Wochen auf einer Luftmatratze zu schlafen klingt jetzt erstmal nicht so verlockend. Die Matratze ist zwar groß und pustet sich von alleine auf, aber wir kennen es doch alle, wenn der eine sich dreht, wird die andere Person einmal durchgeschüttelt, am nächsten Morgen ist die Luft im wahrsten Sinne des Wortes raus und naja, es ist einfach kein Bett. Ansonsten ist das Haus, wie beschrieben – einfach und japanisch.

Im oberen Stockwerk liegen fortan eigentlich nur unsere Rucksäcke, Platz zum Ausräumen – Fehlanzeige. Egal, damit können wir gut leben. Im unteren Bereich gibt es eine Küche mit Tisch, eine kleine Toilette, eine Dusche und einen Wohnraum. Ebenfalls mit Tisch, zwei Stühle und ja, Platz für die Luftmatratze. Von dem Gedanken eines gemütlichen Fernsehabends auf der Couch verabschieden wir uns hiermit ebenso. Versteht uns nicht falsch, ansonsten ist das Haus cool. Wirklich traditionell und Charme hat es auch. Verliebt sind wir auf Anhieb in den Gasherd und später, beim ersten Kochen auch in die scharfen Messer. Ein Traum. Und auch die Küche, die sich zu unserem Hauptaufenthaltsraum herauskristallisiert, ist gemütlich. Aber an dem ersten kleinen „Schock“ und am schmerzhaften Abschied der nicht vorhandenen Dinge, mussten wir auch natürlich emotional teilhaben lassen. Kommen wir zu den wichtigen Dingen: unseren Wauzis. 

Armer Leeroy

Leeroy tut uns wahnsinnig Leid und nicht ganz zu unrecht stellt Caro sich die Frage, ob das mit dem Spazieren gehen und vor allem dem Anleinen klappen soll. Spätestens dann lässt sich der minimale Sicherheitsabstand von 4 Metern inkl. Fluchtwegen nicht mehr aufrecht erhalten. Aber es wird noch trauriger. Alexej erzählt uns, dass Leeroy aus dem Tierschutz kommt und das Jenny, seine Freundin, Leeroys letzte Chance war. Also wirklich seine allerletzte Chance. Hier ist es wohl so, dass Hunde, die viermal nicht erfolgreich vermittelt und zurück gebracht werden, getötet werden, da sie dann als unvermittelbar gelten. Gut, dass Caro die Geschichte erst einen Tag später von Konsti erzählt bekommt, sie hat direkt Tränen in den Augen. Es war wohl so, dass Leeroy so viel Angst hatte, dass er überall hin gekotet hat und früher sogar gebissen hat. Armer Leeroy, wir wollen gar nicht wissen, was er in seinem kurzen Leben wohl schon alles erleben musste. Umso glücklicher macht es uns, dass er nun so ein schönes, sicheres Zuhause hat und über alles geliebt wird.

Unser erster Spaziergang gestaltet sich sowohl für Leeroy als auch für uns als etwas unentspannt. Das Anleinen klappt nur durch größte Überredungskunst und mit viel Geduld. Er hat noch Angst vor uns, möchte aber natürlich mitkommen, wenn wir mit Roscoe rausgehen. Caro schafft es schließlich, ihm das Hundegeschirr anzulegen.

Nächster Schritt: Spazieren gehen. Jetzt ist der Arme nicht nur gestresst von seinen neuen Übergangs-Sittern, sondern auch von jeglichen (und damit meinen wir jeglichen) Umwelteinflüssen. Leeroy hat Angst vor so ziemlich allem: Menschen, Fahrrädern, Kindern (die könnte man theoretisch zu Menschen zählen, allerdings sind sie bei Leeroy in einer noch höheren Angstkategorie), Autos, Rollern, anderen Hunden, lauten Geräuschen, Bewegungen (Planen, Baustellenzäune,…). Dann zerrt er unvermittelt in alle Richtungen, springt umher und wir müssen besonders aufpassen, dass er nicht auf die Straße hüpft. Er läuft dann mit geducktem Kopf, eingezogenem Schwanz und eingeklappten Ohren neben uns her. Beim Pipi machen hebt er sehr selten sein Bein, sondern hockt sich eher wie eine Hündin. Er markiert fast gar nicht, sondern entleert seine Blase meist direkt am Anfang im vollen Umfang. Das führt wiederum dazu, dass er dadurch oft in seiner eigenen Pfütze steht, oder sich aus Versehen selbst erwischt, armer Leeroy 🙈 Es dauert aber tatsächlich gar nicht so lange, da taut Leeroy uns gegenüber total auf. Er wird richtig schmusig und sein morgendliches Ritual wird es, uns mit seiner Nase anzustupsen und zu uns ins Bett kuscheln zu kommen. Zärtlich und vorsichtig versteht sich, aber dafür mit Schwanzwedeln. So wird er zu unserer kleinen Kuschel-Zimtschnecke, die sich immer mehr annähert und unsere Nähe sucht. Mit der Zeit stellt sich auch heraus, dass er ab und zu seine 5 Minuten hat, in denen er dann bevorzugt Roscoe ärgert und ihn damit zum Spielen animiert. Zu niedlich. Die Bilder dazu findet ihr weiter unten in einem kleine Extrateil zu unserem Morgenritual.

Königlicher Kuschelbär

Dann wäre da noch unser hochmotiviertes Begrüßungskomitee in Form von Señore Roscoe. Der Doodle hat wirklich eine amtliche Größe. Nur scheint er davon nichts zu wissen, denn 80 % der Zeit verhält er sich etwas wie der Elefant im Porzellanladen. Vorgestellt wurde uns Roscoe von Alex mit den Worten „He is really a happy dog“ und wir können dazu eigentlich nur eines sagen: Ja!

Er lässt sich nicht zwei Mal zum Spazieren gehen auffordern und macht an der frischen Luft erstmal ein paar große und kräftige Sätze nach vorne. Er scheint vor nichts Angst zu haben, erzogen ist er an der Leine trotzdem nicht. Zumindest nicht bei uns. Draußen ist er die meiste Zeit vollkommen unbeeindruckt von uns und Leeroy, er zieht eher „sein Ding“ durch. Mit seinen riesen Pfoten und den Stelzenbeinen stolziert er durch die kleinen Gassen, stets mit offenen Augen und Ohren für entgegenkommende Menschen oder andere Tiere. Vielleicht ist ja etwas oder jemand dabei, der ihm Aufmerksamkeit schenken möchte. Davon kann er nämlich nie genug bekommen und wehe man streichelt Leeroy und lässt ihn für einen Moment aus den Augen. Das mag er absolut gar nicht. Das bringt er lautstark zum Ausdruck? Mit Bellen? Manchmal, aber in erster Linie fängt er einfach tief an zu knurren. Wir brauchen ein paar „Knurrer“ um zu verstehen, was er uns damit sagen möchte. Am Anfang erschrecken wir uns noch etwas, denn klein ist der Gute ja wirklich nicht und aus Eifersucht und Empörung haben wir auch noch keinen Hund knurren hören. Schnell ist noch eine zweite Sache klar: Roscoe ist ziemlich dappig. Das haben uns Jenny und Alexej zwar schon erzählt, aber das wäre nicht notwendig gewesen. Er stößt sich permanent den Kopf, manchmal erschrickt er sich im Anschluss, er trampelt mit seinen XL Pfoten ohne Rücksicht auf Verluste auf alles und jeden, der ihm im Weg steht und verhält/bewegt sich auch im Allgemeinen sehr weit entfernt von „grazil“. Beim Spaziergang kam es einmal vor, dass er eine kleine Hunde-Porzellan-Figur am Eingang eines Hauses mit einem echten Hund verwechselte: Freudig zog er mit aller Kraft an der Leine, merkte aber dann beim Schnüffeln, dass dies wohl eine Verwechslung war, sorry Roscoe.

In der Liste seiner Hobbies steht eine Sache sehr weit oben, danach folgt erstmal lange nichts: Gestreichelt und gekuschelt werden. Ungelogen, wir haben noch nie so einen kuschelbedürftigen und entspannten Hund gesehen. Und wie ihr wisst, haben wir schon viele Hunde gesehen. Egal wo wir uns im Haus befinden, Roscoe ist bei uns und möchte ununterbrochen gestreichelt werden. Es gibt auch seit Tag 1 nur „unsere Luftmatratze“, seine Platz- und Besitzansprüche macht er dabei mehr als deutlich. Während Leeroy immer mehr Vertrauen zu uns aufbaut und wir uns freuen, wenn er sich vorsichtig nähert und sich wie eine kleine Zimtschnecke zu uns gesellt, breitet sich Roscoe in voller Länge und Breite quer über die Luftmatratze aus. Ein richtig „kleiner“ König. So müssen wir fortan jeden Abend zusehen, dass wir noch rechtzeitig eine ausreichend große Fläche für uns einnehmen können, bevor Roscoe über uns stapft und sich seinen Bereich sucht. Wir können ihn dabei hin- und herschieben, -rollen und -umwerfen wie wir wollen, das ist ihm alles vollkommen egal, solange er gestreichelt wird.

Reisegruppe goes teamLab Tokio

Die Reisegruppe „scharf aber geil“ nimmt euch heute mit ins Teamlab Tokio. Um diesen Artikel nicht noch weiter zu verlängern, lassen wir hier mal mehr die Bilder für sich sprechen.

Für diejenigen, die kein Instagram haben, können sich auch gerne HIER einen kleinen Videoschnitt anschauen. Zur kurzen Erklärung, beim teamLab handelt es sich um ein interaktives Kunstmuseum, welches sich auf die Ausstellung von digitaler Kunst und Technologie fokussiert. Das Erlebnis ist in verschiedene Räume aufgeteilt und wir sind barfuß mit hochgekrempelten Hosenbeinen unterwegs.

  1. Meer aus Lichtern mit Interstellar Vibes
  2. Eintunken im Teich und wie aus Koi’s plötzlich Seerosen werden
  3. Interaktion mit Licht- und Soundbällen
  4. 3D Blumenprojektion – bewegt sich die Decke?
  5. Eiergarten
  6. Beweglicher Orchideen-Himmel

Wir fanden es richtig cool, auch wenn wir wahrscheinlich weit weniger Zeit in der Ausstellung verbracht haben, als die meisten anderen Besucher:innen (wobei es sich bei vielen derer um Influencer und solche, die es werden wollen, handelt, die per se hier schon etwas mehr Zeit benötigen). Die multisensuale Ansprache hat uns kleine Kunstbanausen total abgeholt. Hören, sehen, fühlen, tasten und sogar riechen. Hier war alles dabei. Natürlich ist hier immer viel los, es werden viele Fotos gemacht und neben der Kunst kann man hier fast genauso gut Zeit damit verbringen, die Menschen in seiner Umgebung zu beobachten. Definitiv ein cooles Erlebnis für uns vier.

Reisegruppen-Liebe

Auch wenn wir dieses Mal nicht 24/7 gemeinsam verbringen, ist es trotzdem so cool, dass wir Christina und Chrissi in Tokio ein zweites Mal während unserer Reise treffen. Leider können die beiden während ihrer Zeit in Tokio nicht mit bei uns im Haus wohnen, da dies für Leeroy zu viel wäre. So versuchen wir uns trotzdem jeden Tag irgendwie zu treffen, mal gegen Mittag, mal gegen Nachmittag oder einfach am Abend. Wir gehen spazieren, quatschen, essen jede Menge Ramen oder süßes Gebäck, trinken Kaffee, besuchen den Kaiserpalast (zumindest von außen) und laufen durch die Straßen und Bahnstationen Tokios.

Nach den ersten drei Tagen müssen wir uns erstmal voneinander verabschieden. Aber dieses Mal nur kurz. Die beiden machen einen Ausflug nach Osaka und Kyoto, quasi als Vorabreise für uns und um die besten Spots und Ramen-Restaurants auszuchecken. Nett, oder? 🙂

Aber es gibt ein Wiedersehen, nach drei Nächten ohneeinander beschließen wir, dass dies ein Grund zum Feiern ist. Heute Abend wollen wir das Gai Viertel besichtigen, dass als sogenanntes Barviertel, besonders bei den Touris beliebt ist.

Gesagt getan. Aber erst brauchen wir eine gute Grundlage. Wie praktisch, dass das Bier im Curryladen unseres Vertrauens günstig ist. Obwohl man in Japan eigentlich nicht lange im Restaurant sitzen bleibt, wagen wir es, noch eine Runde Bier zu bestellen. Im Anschluss machen wir noch einen Abstecher zum Family Mart. Wir müssen Chrissi unbedingt noch in den Genuss unseres favorisierten Alkopops bringen. Alkopops? Ja, richtig gelesen. Erinnert ihr euch noch an das „erfrischend“ anmutende Getränk, dass wir bei unserer Ankunft fälschlicherweise als Zitronenlimo identifiziert haben? Genau genommen handelt es sich dabei um Wodka mit Zitronen- oder Grapefruitlimo. Der Spaß hat einen Alkoholgehalt von 5-9 Prozent und ist mit knapp 1 € ein richtiger Schnapper. Unser Favorit ist der Geschmack „Grapefruit“. Es schmeckt kaum nach Alkohol und ist tatsächlich etwas erfrischend. Kein Wunder, dass man Alkopops in Deutschland verboten hat. Aber jetzt sind wir ja alt genug und kennen unsere Grenzen. Oder? Nachdem wir auch Chrissi vom vorzüglichen Geschmack überzeugt haben, schwenken wir wieder auf Bier um und steuern nun endlich das Barviertel an. Die kleinen Straßen sind voll von kleinen Bars. Mit klein meinen wir WIRKLICH klein. Mini. Die meisten Bars sind vielleicht für 6-9 Gäste ausgelegt, die meist direkt an der Bar Platz nehmen. Vor den meisten Bars steht allerdings ein Schild mit einer „Cover Charge“. Diesen Betrag, meistens irgendetwas um die 1.000 Yen muss man als Gast sozusagen als Eintritt zahlen. Puh und das obwohl das Bier in einer Bar sowieso schon einen stolzen Preis hat.

Wir sind etwas zu geizig für das Zahlen einer Cover Charge. Aber ebenso wie es Schilder mit einer Charge gibt, finden wir ebenso einen Laden, der mit „Free of cover charge“ wirbt. Nichts wie rein da! Wir ergattern noch einen Mini-Tisch mit vier Hockern. Hinter uns sitzen ebenfalls noch eine Hand voll Touris. Das ältere Ehepaar, das den Laden betreibt, ist gut gelaunt. Auf einem Fernseher läuft MTV. Anscheinend von einer aufgenommenen VHS Kassette, die Songs sind mehr als retro, aber irgendwie passt es hierhin. Ein kleiner Aufsteller verrät uns die Auswahl der Getränke: Bier, Wein, Sake. Alles zum gleichen Preis. Nachdem wir die Getränke geordert haben, wird der Aufsteller direkt herum gedreht. Die Zeit läuft. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf der Rückseite steht, dass man genau 30 Minuten Zeit hat, die Getränke zu leeren. Und wir sind hier immernoch in Japan. Daher nimmt der Herr wirklich genau. Da bleibt uns nach 28 Minuten nichts weiter übrig, als noch eine Runde zu bestellen, da es sonst tatsächlich sehr lustig und nett hier ist. Hinter uns hat sich ein Pärchen aus Bayern niedergelassen. Nach weiteren 28 Minuten wird es dann doch Zeit, aufzubrechen.

Unsere nächste Destination wird eine Rock-Kneipe im ersten OG der kleinen Häuser. Wir quetschen uns direkt an die Bar. Die ganzen Wände hängen voll mit Zettelchen, Geldscheinen, Fotos, Visitenkarten und sogar einem Ausweis. Die Musik hier ist definitiv eine 10/10 und auch das Bier schmeckt. Wir bleiben noch ein bisschen. Dann wäre wahrscheinlich spätestens der beste Moment, um nach Hause zu gehen. Aber „Eiiiiner geht ja noch. Ein kleiner. Und schneller“. Zack, landen wir in der letzten Kneipe, in der das Bier noch etwas teurer ist und vor allen Dingen der gleiche Preis für ein Wasser genommen wird – Wucher!

Es wird nun wirklich Zeit nach Hause zu gehen, es ist kurz vor 1 Uhr. Da wir mit verschiedenen Bahnen fahren müssen, trennt sich unser Weg von dem der anderen. Aber nur kurz, denn nachdem wir vor ein paar verschlossenen U-Bahn Zugängen stehen, dämmert uns etwas zeitverzögert, dass wir heute wohl nicht mehr mit der Bahn nach Hause fahren werden. Selbst in einer der größten Städte der Welt fahren die Bahnen nicht die ganze Zeit. Schade Marmelade. Am Taxistand ist die Reisegruppe nun wieder kurz vereint. Es macht leider keinen Sinn, gemeinsam zu fahren. Knapp 45 Minuten später sind wir dann auch endlich daheim. Zwei Süßis freuen sich sehr über unsere Ankunft. Wir drehen noch schnell eine Runde mit den Hunden um den Block und fallen dann hundemüde auf unsere Luftmatratze.

Über den nächsten Tag wollen wir nicht weiter sprechen, vor allen Dingen Caro nicht. Sie verbringt die meiste Zeit des Tages im Bett und wenn es nicht der letzte gemeinsame Abend mit Chrissi und Christina wäre, hätte sie die Luftmatratze auch nicht mehr verlassen. Anscheinend haben die anderen den gestrigen Abend etwas besser verkraftet. Aber mit ein paar kleinen Schlücken Cola und einer guten Ramen bessert sich die Allgemeinverfassung langsam. Wir essen gemeinsam mit den anderen zu Abend und spazieren danach noch etwas durch das Viertel.

Dann steht der Abschied bevor. Wir möchten es gar nicht weiter ausschmücken, aber wir sind wirklich sehr sehr traurig, dass die beiden schon wieder abreisen. In solchen Momenten merken wir einfach, wie sehr wir unsere Freunde und natürlich die Familie schmerzlich vermissen. Das Gefühl von Heimweh macht sich dann langsam breit und hält noch ein paar Tage an. Gut, dass wir zumindest zwei kuschelbedürftige Hunde zuhause haben, die sich über viel Zuneigung freuen.

KAPITEL 3 – Zwischen Hunde-Sitting und Sightseeing

Schnell kommen wir in unserem neuen Alltag an. Wir lieben diese alltägliche Routine, die sich langsam einschleicht und mit der man sich manchmal fühlt wie ein 70-jähriges Ehepaar. Leeroy ist immer der erste, der den Tag einläutet. Freudig und schwanzwedelnd kommt er dann zu Roscoe und uns ins Bett. Er rollt sich dann wie eine kleine Zimtschnecke zusammen, genießt ein paar Streicheleinheiten und macht nochmal die Äuglein zu. Genau wie wir. Irgendwann wird es dann Zeit zum Aufstehen. Als erstes steht meistens Konsti auf und kommt mit einem Kaffee zurück ins Bett. Währenddessen hat dann meistens Roscoe Leeroy von seiner Pole Position verdrängt und die beiden haben Plätze getauscht.

Erstmal gibt es dann Kaffee und ausgiebige Schmuseeinheiten. Ansonsten macht hier nämlich keiner den Eindruck, als wenn er raus möchte oder müsste. Dann drehen wir eine kleine Runde mit den Hunden, im Anschluss bekommen die Hunde etwas zu essen. Dann starten wir (je nach Tagesplanung) mit unserem Frühstück oder mit einer Spanisch Session. Correcto gehört! So langsam steht unser Kontinent-Wechsel an und darauf wollen wir uns ausnahmsweise auf sprachlicher Ebene vorbereiten. Duolingo ist nun unser neuer Freund und wir verbringen jeden Tag ein bisschen gemeinsame Zeit. Wir werden sehen, was daraus wird, vale?

Trotzdem wollen wir zwischen unseren Hundespaziergängen, Kuscheleinheiten und Spanisch-Sessions auch ein bisschen was von Tokio sehen und machen so ab und zu ein paar kleine Halbtagesausflüge:

Tokyo Marathon

Wenn man selbst nicht mehr so sportlich aktiv ist, dann kann man ja wenigstens den anderen dabei zusehen. Zufälligerweise findet während unseres Aufenthalts der Tokio Marathon statt. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nach dem Frühstück machen wir uns mit diversen Kameras auf den Weg zu einer Teilstrecke relativ am Ende, an der die Läufer:innen direkt zweimal vorbeikommen. Entgegen unserer Erwartungen ist hier nicht viel los, wir finden direkt einen Platz in der ersten Reihe an der Straße mit Blick auf den Tokio Tower. Damit haben wir ja schonmal keinen schlechten Hintergrund für unsere Fotos. Jetzt fehlen nur noch die Läufer:innen. Allen voran kommen die Rollstuhlfahrer:innen, die auf ihren speziellen Rädern an uns vorbei rauschen. Trotz der relativ wenigen Zuschauer:innen, werden alle angefeuert. Auf der gegenüber liegenden Seite ist eine Gruppe kleiner Cheerleaderinnen, die hochmotiviert alle Fahrer:innen anfeuern und mit ihren Pompoms winken. Weitere 15 Minuten später ist es dann soweit. Erst kommt ein fetter Tesla vorausgefahren, dann die Polizei. Es folgen im geringen Abstand die ersten Läufer. Wahnsinn, wir sind ganz aufgeregt und fast ein bisschen überfordert damit Video- und Fotoaufnahmen zu machen und die Läufer anzufeuern. So schnell wie sie gekommen sind, sind sie auch schon wieder vorbei gelaufen. Was uns aber kurz danach wundert, der eigentliche Favorit des Marathons Eliud Kipchoge war nicht vorne mit dabei, oder haben wir ihn in der Aufregung gerade einfach nur nicht erkannt?

Nein, er kommt erst etwas später. Die Stimmung unter den Zuschauer:innen wird immer besser. Etwas weiter vorne an der Straße ist eine offizielle Foto-Station platziert, so kommt es des Öfteren vor, dass die Läufer kurz posieren oder in die Kamera jubeln, was für eine zusätzlich gute Stimmung sorgt. Unser erster Marathon, den wir live verfolgen, richtig krass was die Sportler:innen hier leisten und wie schnell sie laufen. Und Japan wäre ja nicht Japan, wenn wir nicht auch noch ein paar anime-kostümierte Läufer:innen sehen würden. Die Bier-Kostüme sind aber auf jeden Fall auch unter unseren Highlights.

Obwohl die Sonne scheint, wird es irgendwann frisch und wir wollen uns heute noch einen Tempel anschauen. Wir feuern noch ein letztes Mal die Läufer:innen an und ziehen dann weiter.

Der Meiji-Schrein wurde dem Kaiser Meiji und seiner Frau Shoken gewidmet. Kaiser Meiji war der 1. Kaiser des modernen Japans und öffnete Japan der Welt. Auf dem Gelände sollen bis zu 100.000 Bäume gepflanzt worden sein, die aus ganz Japan gespendet wurden. Das macht den Schrein zu einer der grünsten Oasen der Stadt. Auf dem Gelände sind entdecken wir noch hohe Fässer, die sich als Sake-Fässer von lokalen Brauereien herausstellen. Auch der angegliederte Yoyogi-Park ist wunderschön und etwas weniger touristisch als das Gelände um den Schrein.

Winke Winke Katzen

In einer Doku haben wir vom Winkekatzen-Tempel Gotokuji gehört. Da er etwas außerhalb der Innenstadt, eher im Westen liegt, sind hier deutlich weniger Touris unterwegs. Winkekatzen kommen aus Japan und natürlich gibt es auch eine kleine Geschichte zu diesem süßen Tempel:

Legenden besagen, dass die Winkekatze Maneki Neko ihren Ursprung in der Edo-Zeit hatte. Zu dieser Zeit besuchte Fürst Naotaka Ii aus Hikone den heruntergekommenen Tempel und rastete in der Nähe unter einem Baum. Plötzlich entdeckt er am Eingang des Tempels eine Katze, die ihn mit einer Winkbewegung zu sich lockt. Neugierig folgte der Fürst der Einladung der Katze. Kurz darauf wurde der Baum von einem Blitz getroffen und ging in Flammen auf. Der Fürst zeigte seine Dankbarkeit, indem er den Tempel renovieren ließ und ihn in seinen Familientempel verwandelte. Nach einigen Jahren fing die Bevölkerung an, dem Tempel Winkekatzen-Figuren aus Ton zu schenken, sobald sich ein Wunsch von ihnen erfüllte.

Jetzt stehen diese kleinen Winkekatzen überall rund um den Tempel in Regalen und winken den Besucher:innen zu. Aber auch die dreistufige Pagode und der Zen-Tempel sind sehr schön anzusehen. Aber gut, wir sind eigentlich nur wegen der Katzen hier. Die Anhäufung in allen möglichen Größen sieht wirklich richtig cool aus. Wusstet ihr, warum die Menschen sich heutzutage eine Winkekatze aufstellen und warum die Kätzchen häufig in Restaurants zu finden ist? Und vor allem, ob es wichtig ist, mit welcher Pfote sie winkt?

Sie zählt zu den wichtigsten Glücksbringern der japanischen Kultur und kommt in vielen Lebensbereichen zum Einsatz, wo sie dem jeweiligen Besitzer ein positives Schicksal, Erfolg im Beruf oder einen Geldsegen bescheren soll. Eine Maneki Neko, die mit links winkt, gehört in jedes Schaufenster und soll Kunden und Besucher anlocken. Sollte die Katze ihre rechte Pfote bewegen, steht dies als klassischer Glücksbringer, der Freunden in jedem Lebensbereich als kleine Aufmerksamkeit überreicht werden kann. 

Was uns ebenfalls zusagt: Natürlich sehen wir auch eine echte Katze. Und so ziemlich alles ist gebrandet mit Winkekatzen-Motiven. Die Getränkeautomaten und auch die Bahn, mit der wir hierher gekommen sind. Auf dem Boden der Bahn gibt es kleine Pfötchen-Aufkleber und die Griffe zum Festhalten gleichen ebenfalls rosafarbenen Katzenpfötchen.

Kochkünste, Friseurversuche und die Wäsche

Und sonst so? Mittlerweile haben wir uns richtig gut eingelebt. Neben unseren Spaziergängen und Kuscheleinheiten genießen wir es vor allem, uns in der Küche des Hauses aufzuhalten. Nicht nur zum Essen, sondern auch zum Kaffee und Tee trinken, zum Quatschen und natürlich zum Kochen. Ihr kennt uns, zum Thema kochen müssen wir natürlich auch ein paar Worte verlieren. Wir hatten uns vorgenommen einen großen Sack Reis zu kaufen (weil günstig) und dann unsere Beilagen (je nach Grabbeltisch) zu variieren. Bei unserem ersten Einkauf, der natürlich eine halbe Ewigkeit dauerte, stellte Konsti aber sehr schnell fest, dass die 800 g Packung Spaghetti deutlich günstiger ist als der Reis. Komisch aber wahr und naja, wir lieben Pasta. Wir kredenzten uns also während unserer Zeit hier des Öfteren Pasta, Salat, eine Suppe oder auch mal Bratkartoffeln. Diese konnte Konsti nämlich ganz hervorragend in der gusseisernen Pfanne auf dem Gasherd zubereiten. So fiel nicht nur einmal der Satz, dass er irgendwann unbedingt einen Gasherd haben möchte. Ist notiert.

Wir sind im Übrigen nicht nur zu geizig für überteuerte Lebensmittel (wie euch mittlerweile aufgefallen sein dürfte), sondern auch für überteuerte Friseurbesuche. Ein Herrenschnitt liegt preislich bei ca. 20 Euro. Und da Konsti nicht nur wenig eitel sondern auch offen für neue Experimente ist, wagt er sich in die Hände von Caro. Verantwortungsvoll schaut diese sich zuvor ein Youtube-Video dazu an. Schließlich haben während Corona zahlreiche Frauen ihren Freunden oder Familienmitgliedern die Haare geschnitten und auch wir haben das Ganze während Corona schon einmal gemacht.

Die erste Herausforderung ist tatsächlich das Equipment. Konstis Barttrimmer wird zur Haarschneidemaschine befördert, die Küchenschere muss als Haarschere herhalten und Caros Haarbürste kann zumindest grob die langen Haare nach oben kämmen. Für eine professionelle Friseurinnen-Karriere könnte man also zukünftig ein kleines Upgrade des Equipments in Erwägung ziehen. Was jetzt in euren Köpfen hängen bleiben könnte: Konsti möchte einen Gasherd und Caro eine Haarschneideschere. Bitte nicht. Um in die richtige Stimmung zu kommen, machen wir uns einen Truecrime-Podcast an und dann geht es los. Konsti muss sich in den folgenden 1,5 Stunden vor allem in einem üben: In Geduld. Es ist gar nicht so einfach sich mit dem Mini-Bart-Trimmer durch den Haar-Urwald zu kämpfen und erstmal für eine passable Grundlänge an den Seiten zu sorgen. Von den wild wachsenden Haaren auf dem Kopf mal ganz abgesehen. Ein Schnitt ist hier schon gar nicht zu erkennen. Aber die psychologische Herangehensweise zahlt sich aus. Wahrscheinlich ist es Konsti am Ende einfach egal, wie der Schnitt aussieht, Hauptsache er kann endlich duschen und muss nicht mehr still herumsitzen. Das Endergebnis: Naja ihr seht’s ja selbst. Es ist ausbaufähig, aber wer ist schon mit goldener Haarschneideschere und professioneller Rasiermaschine auf die Welt gekommen?

Durch eine weitere Anekdote müsst ihr ebenfalls durch: Unser Versuch Wäsche zu waschen. Man könnte meinen, dass wir uns mit 32 Jahren mit dem Bedienen einer Waschmaschine sowie Waschmittel auskennen sollten. Achtung Spoiler: Tun wir nicht.

Überall suchen wir vergebens nach Waschmittel. In dem Schrank direkt oberhalb der Waschmaschine finden wir ein sehr großes Behältnis, das wie Flüssigwaschmittel aussieht. Ob es das richtige ist? Bei der Online-Übersetzung steht zwar etwas von Reinigen, aber auch etwas von Bleiche. Diese verrückten Google-Übersetzungen, vielleicht ist es Waschmittel für weiße Wäsche, die gleichzeitig die Kleidung wieder etwas aufhellt? Wir haben die Wäsche bereits im Toploader als Konsti das „Waschmittel“ in das Fach füllt und kritisch bemerkt, dass es etwas flüssig ist und nach Chlor riecht.

Fragen wir doch besser nochmal nach. Wir schreiben Jenny und Alexej eine Whatsapp-Nachricht, aber bei den beiden ist es noch sehr früh am Morgen. Tja und dann passiert, was man sich spätestens beim Geruch hätte denken können. Die Flüssigkeit läuft von alleine in die Trommel. Statt Konstis Pulli und eine Boxershorts zu reinigen, leistet die Bleiche volle Arbeit. Oh nein, als wir es bemerken, ist es schon zu spät. Der rostrote Pulli hat nun weiße Flecken und sieht leicht gebatikt aus. Schnell holen wir alle Sachen aus der Maschine. Glück im Unglück: Nur der dicke Pulli, der sich wie ein Held zwischen die Bleiche und die restlichen Klamotten geworfen hat, sowie eine Boxer-Shorts sind betroffen und Konsti nimmt es gelassen. Jetzt kann man ja nichts mehr daran ändern. Im Prinzip ist das so, aber wir wissen alle, dass die Stimmungslage anders ausgesehen hätte, wenn es Caros Klamotten erwischt hätte. Nach einer Einzelwäsche des Hoodies und ein bisschen Gedenkzeit wird die Lage abgewogen. Eigentlich ist der Pulli funktionstüchtig und im Grunde genommen wäre es Quatsch zum jetzigen Zeitpunkt vor Mittel- und Südamerika einen neuen, warmen Pullover zu kaufen. Es sieht aufgrund der natürlichen Fleckengebung fast schon wie ein Carhatt Exemplar in limitierter Auflage aus. Der Hoodie darf also bleiben und wird nicht verstoßen.

Shibuya und Vogel-Fotografie

Aufnahmen von Shibuyas berühmter Straßenkreuzung Shibuya Scramble Crossing erscheinen weltweit auf Reisemagazinen. Und das nicht ohne Grund, die chaotische und gleichzeitig organisierte Kreuzung ist ein Symbol für die Dynamik Tokios und des Viertels Shibuya. Hier pulsiert das Leben: Unterschiedlichste Einkaufsläden in zig riesigen Malls, angesagte Cafés und Bars und überall überdimensionale und manchmal sogar 3D Werbe-LED-Tafeln. Egal ob auf riesigen Hochhäusern oder auf vorbeifahrenden LKWs, egal wo man hinschaut, es ist überall etwas los. Untermalt werden die Anzeigen nicht selten auch von Musik und Jingles. Kein Wunder, dass so manch ein/e Besucher:in von außerhalb von Reizüberflutung spricht. Denn genau das ist Shibuya ganz gut zusammengefasst. Auch wir möchten uns die berühmte Kreuzung gegen Nachmittag einmal anschauen. Und tatsächlich, insbesondere von oben betrachtet ist es verrückt, wie viele Menschen beim Umschalten der Ampel wie kleine Ameisen die Straße einnehmen. Wenn man selbst ein winziger Teil der Masse ist, fällt es allerdings gar nicht so auf, wie viele Menschen tatsächlich die Straße kreuzen. Aber genau das scheint auch die Kunst in Tokio zu sein. Es sind wahnsinnig viele Menschen, aber irgendwie hat es doch alles seine Ordnung hier.

Und noch kurz zum Thema wahnsinnig viele Menschen und Größe: Allein die Bahnstationen wie Shibuya oder Shinjuku sind ein Erlebnis für sich. Wer denkt, er steigt hier mal ganz schnell von der einen in die andere Linie um, kann sich gewaltig irren. Die Stationen sind teilweise eigene ganze Komplexe, durch die man gut und gerne mal 10-15 laufen kann, bis man beim richtigen Ausgang oder an der nächsten Bahn angekommen ist. Manchmal fühlt es sich wie eine eigene kleine Stadt in der Station an. Nur mal kurz zur Einordnung am Beispiel von Shibuya: Täglich steigen an dieser Metro-Station so viele Leute ein, aus oder um wie am Berliner Hauptbahnhof.

Was es hier noch gibt? Zwei coole Kleinigkeiten. Einmal ein Denkmal für Hachiko, den treuen Akita-Hund, der auch noch nach dem Tod seines Herrchens, den er zuvor jeden Tag an der Bahnstation abgeholt hat, weiter jeden Tag an der Bahnstation auf diesen wartete. Und eine riesige LED Animation über mehrere Bildschirme auf der ein Shiba Inu Hund zu sehen ist, der als Maskottchen für die Uhrenwerbung am Shibuya-Crossing zuständig ist. Richtig niedlich 🙂

Für uns geht es heute noch zu einer weiteren Destination. Am Tokyo Metropolitan Government Building kann man von der obersten Etage den Ausblick auf die Stadt und wenn man Glück hat auf den Mount Fuji genießen. Das ganze ist komplett kostenlos und heute ist das Wetter prima. Also nichts wie hin über die Dächer von Tokio. Mit dem Aufzug geht es auf die oberste Etage und der rundum Ausblick auf die Stadt in phänomenal und vor allem mit einem Adjektiv zu beschreiben: grenzenlos. Wir blicken auf die Dächer einer Stadt, hier reiht sich quasi Skyline an Skyline. Zwischendurch erkennt man ein paar außergewöhnliche Gebäude oder einen großen Park, aber ansonsten scheint die Stadt kein Ende zu nehmen. Aber gut, was soll man auch bei dieser Einwohner:innenzahl erwarten?

Wenn man die Größe einer Stadt nach Anzahl der Einwohner:innen berechnet und dabei den gesamten Ballungsraum berücksichtigt, ist Tokio die größte Stadt der Welt mit 37,2 Mio. Menschen. Kleiner Funfact: Der zweite Platz in dieser Statistik geht an Delhi, wo wir auch schon gewesen sind. Irgendwie können wir uns da aber auch nur sehr bedingt vorstellen, wie man an valide Zahlen zur Größe Delhis gekommen ist.

Gaaaanz weit entfernt thront dann doch etwas am Horizont. Der weiß gezuckerte Mount Fuji. Heute bei bestem Abendlicht zu sehen, richtig cool. Der Berg hat wirklich seinen Charme und ist natürlich ein wunderschönes Fotomotiv. Wir bleiben noch etwas hier oben und warten bis die Sonne untergeht. Für den Ausblick teilen wir dem Moment auch gerne mit all den anderen Leuten die hier sind, wobei wir da wirklich mit Schlimmerem gerechnet haben. Sehr sehr schön und beeindruckend.

Und weil es uns so gut gefallen hat, lassen wir den Vogel nochmal ein paar Fotos für uns machen (um es mit Ines Aniolis Worten zu sagen). Vom Mori JP Tower hat man ebenfalls eine super Aussicht, insbesondere auf den Tokio Tower und natürlich wieder auf den Mount Fuji. Da es wieder kostenfrei möglich ist, in der Mall nach oben zu fahren, nehmen wir den Ausflug ein zweites Mal mit.

Kein Lama in Yokohama

Yokohama ist ebenfalls nur einen Katzensprung aus Tokio entfernt, daher können wir guten Gewissens nach unserer Morgenrunde in die Hafenstadt aufbrechen. Yokohama ist die zweitgrößte Stadt Japans (gehört aber ebenso zum Ballungsgebiet von Tokio-Yokohama) und gilt seit 1859 als Japans internationaler Hafen. Infolgedessen wurde hier auch das erste westliche Wohnviertel Yamate und Chinatown gegründet. Und genau dort starten wir auch unseren kleinen Trip. Eigentlich dachten wir, dass wir schon so viele Chinatowns gesehen haben, dass uns hier nicht wirklich etwas vom Hocker reißen kann, aber wir müssen tatsächlich zugeben: Hier ist es richtig schön und vor allen Dingen ist wahnsinnig viel los. Es ist später Vormittag und die Straßen sind voller Menschen, die sich an den vielen Ständen mit Snacks und Bier eindecken. Aber auch rein optisch hat das Viertel einiges zu bieten, zu Beginn schreiten wir durch die großen verzierten Tore. In jedem dieser Tore sind Wächtergottheiten nach dem Feng-Shui-Prinzip verankert. Auch hier sollen die Gottheiten den Handel und Wohlstand von Chinatown sichern. Innerhalb des Viertels befinden sich ein paar große und wirklich schöne Tempel. Hier war zum Neujahrsfest bestimmt richtig etwas los.

Wir schlendern weiter zum Yamashita Park, der entlang der Uferpromenade verläuft. Hier liegt unter anderem auch das massive Kreuzfahrtschiff Hikawa Maru, welches 1930 ihre erste Jungfernfahrt von Kobe nach Seattle hatte. Besondere Berühmtheit erlangte das Schiff wahrscheinlich vor allem durch einen seiner berühmtesten Gäste, Charlie Chaplin. Direkt neben dem Schiff sitzt ein älterer Herr, der die Skyline und den Hafen von Yokohama malt, eine richtig schöne Szene.

Weiter entlang der Promenade spazieren wir zum Osanbashi Pier. Der Hafen für Kreuzfahrtschiffe ist mit viel Holz der Form eines Schiffes nachempfunden. Es sieht richtig stylisch aus, zudem hat man von hier eine super Aussicht auf die Skyline sowie die Yokohama Bay Bridge.

Ebenfalls direkt am Wasser liegt das moderne Viertel Minato Mirai 21. Dieses ist vor allen Dingen bekannt für ein großes, rotes Backsteingebäude. Von außen könnte man glatt denken, dass Konsti in seinem natürlichen Habitat (gemeint ist hier Norddeutschland) angekommen ist. Innen befinden sich viele Geschäfte und Restaurants im Inneren. Wie zu erwarten, ist hier alles eher hochpreisig. Von einer Terrasse im ersten OG hat man aber nochmal einen schönen Ausblick und kann die Backstein-Atmosphäre etwas genießen.

Wir spazieren noch etwas umher und machen einen kurzen Abstecher zum alten Segelschiff Nippon Maru. Das Schiff steht seit den 80ern in Yokohama und ist ebenfalls ein Museum. Da die Zeit nicht ausreicht, müssen wir auf das Instant Cupnoodles Museum verzichten. Das macht Caro ein kleines bisschen traurig. Später lernen wir aber, dass die Cupnoodles eigentlich sowieso aus Osaka kommen und es die Herstellung einer eigenen Kreation sowieso nur mit Fleisch gegeben hätte. Dann ist es auch nur noch halb so schlimm. Der nächste Trost: Zuhause warten unsere beiden Schmuse-Hundis auf uns. Es macht uns immer richtig glücklich, nach Hause zu kommen und so freudig begrüßt zu werden – just Tierbesitzer:innen/-sitter things.

Yokohama hat uns wirklich gut gefallen, mit 2-3 Stunden mehr Zeit hätte man sich sicher noch ein paar schöne Sachen anschauen können. Komischerweise kam es uns dort deutlich ruhiger vor, das könnte aber auch einfach an der Lokalität des Hafens gelegen haben.

Unsere Hood

Die meiste Zeit während des Housesits dürften wir wohl im kleinen japanischen Häuschen und der näheren Nachbarschaft verbracht haben. Jenny, Alexej, Roscoe und Leeroy wohnen im Viertel Nakameguro. Allgemein würden wir das Viertel als sehr gute Wohngegend definieren. Hier stehen meist Einfamilienhäuser, nicht selten mit einem davor parkenden riesigen Porsche, BMW oder Range Rover. Klar, genau das, was man im Stadtverkehr von Tokio halt so braucht. In der direkten Nachbarschaft sind fast ausschließlich Wohnhäuser und ab und zu mal ein 7eleven. Aufgrund von Leeroys Ängsten sind wir meist nur in den kleinen Nebenstraßen unterwegs, je kleiner, desto besser. Einen kleinen Trampelpfad, der sich durch das komplette Viertel zu ziehen scheint, haben wir für unsere täglichen Spaziergänge mit in die Routine aufgenommen. So kommt es, dass wir eigentlich mindestens einmal am Tag hierher laufen. Auch wenn uns die Zeit bei den Spaziergängen ewig lang vorkommt und man gefühlt immer das gleiche siehst, mögen wir auch die typisch japanischen Häuser, die Yuzu-Bäume im Garten, die kleinen älteren Frauen, die uns immer wieder über den Weg laufen und uns jedes mal auf japanisch zutexten. Die Korrektheit mit der hier jedes noch so kleine Geschäft (übrigens auch bei Regen) mit einer Wasserflasche besprüht wird und natürlich Addi. Addi ist unser schwarz-weißer, leicht untersetzter Kater-Freund. Auch wenn wir nicht mal wissen, ob es überhaupt ein Kater ist, geschweige denn, ob er unser Verhältnis auch als Freundschaft wahrnimmt und ob sein Speck nicht vielleicht auch nur ein dickes Winterfell ist. Addi sitzt immer genau an der gleichen Stelle. Hinter einer großen Mauer befindet sich ein kleiner Garten. Ganz hinten vor der Wohnzimmer-Scheibe liegt Addi meistens auf einem kleinen Stein-Sockel und beobachtet uns jedes mal, wenn wir vorbei spazieren. Und tatsächlich, wir freuen uns jeden Tag über diese kleine Begegnung und im Herzen sind wir uns sicher, dass es Addi genauso geht.

Richtung Bahnstation ist in Meguro mehr los. Auch hier gibt es Restaurants, Cafés und kleine Geschäfte. Hier sehen wir natürlich weit und breit keine Touris. Außer bei unserem Besuch im Omnibus Café. Hier hat sich schon über die Grenzen von Meguro hinaus herumgesprochen, dass es in dem kleinen Café, direkt bei den Bahnschienen nicht nur guten Kaffee sondern auch noch die besten Fotospots gibt. Wir müssen zugeben, es ist wirklich cool und gemütlich hier und auch wie machen ein zwei Fotos. Also selbst wenn man nicht gerade in Meguro wohnt, finden wir, dass das Viertel einen Besuch wert ist.

Ein weiterer Hotspot in Nakameguro ist auf jeden Fall der Fluss, an dem zu Sakura links und rechts vom Fluss die Kirschbäume blühen und ein wunderschönes Bild ergeben. Da wir für die Kirschblüte ja leider etwas zu früh dran sind, bleibt uns leider nur, uns das Bild vorzustellen oder bei Google anzuschauen, während wir auf einer der vielen Brücken über den Fluss stehen.

Kuschel-Hunde

Mittlerweile haben wir uns mit den Hunden super eingespielt. Die beiden haben sich sehr an uns gewöhnt und unser größtes gemeinsames Hobby ist Kuscheln. Besonders morgens fordert auch Leeroy Nähe und Kuscheleinheiten ein, was uns ganz besonders freut. Unsere kleine Zimtschnecke schläft zwar nicht, wie Roscoe, die ganze Nacht mit uns im Bett, leistet uns aber am Abend und morgens Gesellschaft. Die beiden sind immer in unserer Nähe und die obere Etage ist nun kein gewünschter Rückzugsort mehr. Das Rudel muss schließlich zusammen bleiben. Besonders eng wird die Gesellschaft übrigens, wenn es in der Küche raschelt oder wir kochen. Alexej hat uns zwar zu Beginn gesagt, dass die Hunde nichts aus der Küche und ausschließlich ihr eigenes Futter bekommen, aber wir haben da so unsere Zweifel. Die Aussage, dass beide Hunde einmal am Tag, und zwar immer am Abend, ihr großes Geschäft verrichten, können wir ebenfalls widerlegen. Während Leeroy immer mehr auftaut und sich Streicheleinheiten abholt, muss er zusehens aufpassen, nicht von Roscoe verdrängt zu werden. Der wird nämlich rasend schnell eifersüchtig, wenn wir uns mit Leeroy beschäftigen und beschwert sich dann wieder lautstark mit Knurren und dem Ausbreiten seiner überdimensionalen Gliedmaßen. Dieser riesige Teddy ist wirklich das kuscheligste Wesen, das wir je gesehen haben. Dabei kommt es nicht selten vor, dass er sich wie ein Mensch neben uns legt, den Kopf selbstverständlich im Arm. Bei Spaziergängen ist Leeroy ein kleines bisschen entspannter, vor allem am Abend. Aber wir würden lügen, wenn er nicht trotzdem vor allem und jedem Angst hat und dann immer wie verrückt an der Leine zieht. Regen mag er übrigens auch nicht. All das scheint Roscoe so gar nicht zu interessieren. Er ist immer gut drauf und wenn wir vor dem eigentlichen Spaziergang auf der Straße ein bisschen heulen, stimmt Roscoe aufgeregt mit ein.

Tokio Downtown

Zwischendurch fahren wir auch in die Stadt. Zum Schlendern, Hose kaufen für Konsti (die Jeans hat nämlich schon lange ein riesiges Loch im Schritt) im belebten Shinjuku (wobei wir auch dem richtigen Godzilla-Kopf einen Besuch abstatten) und natürlich zum Ramen essen. Die haben es uns nämlich ziemlich angetan. Wir statten einem weiteren Tempel einen Besuch ab oder laufen durch die Omoide Yokocho Straße mit lauter kleinen Bars und Mini-Restaurants.

Wir besuchen auch noch einmal den Tsukiji Outer Market in Ginza. Hier waren wir schon mit Christina und Chrissi, allerdings waren wir am Nachmittag zu spät dran. Dieses Mal wollen wir es besser machen und kommen tatsächlich zur Rush Hour an. Der Markt mit vielen Streetfood-Ständen ist voller Menschen, es scheinen sich Touris mit jeder Menge Einheimischen zu mischen. Endlich testen wir Erdbeer-Motchis. Einen mit Erdbeer- und einen mit Curd-Füllung, getoppt mit einer frischen Erdbeere. Sehr zu empfehlen. Überall gibt es frischen Fisch, Sushi, frischen Wasabi und allerlei typisch japanische Köstlichkeiten. Wir testen noch das japanische Omelett, das ziemlich genauso schmeckt, wie die Ei-Füllung beim Sushi, nach süßem Rührei. Uns fasziniert vor allen Dingen die Fließband-Handarbeit und die Mengen an Eiern, die hier stündlich über die Theke gehen. Auch Akihabara statten wir einen erneuten Besuch ab.

In der Takeshita Street in Shibuya treiben sich hauptsächlich Touris rum. Hier reihen sich coole Klamottenläden aneinander, es gibt viele Snackstände und sehr absurde Tier-Cafés. Zahlreiche Katzen- und Hunde-Cafés haben wir bereits gesehen, aber hier erweitert sich das Angebot auf Frettchen, Igel und auf einem Plakat ist auch ein Affe abgebildet. Richtig schlimm. Man kann wirklich nur hoffen, dass sich dieses Konzept schnellstmöglich an Popularität verliert und die Tiere zukünftig artgerecht gehalten werden. Bzw. noch besser: Dort belassen werden, wo sie hingehören, zumindest die Wildtiere. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir so viel Zeit in Tokio haben und uns alles in Ruhe anschauen können. Unseren Housesit als entspannte Base nach dem Trubel in der Stadt ist genau das richtige.

Auch dem Fushimi Inari-Taisha statten wir noch einen Besuch ab. Typisch für diesen Schrein sind kleine Fuchsfiguren und während unseres Aufenthaltes zig Fotoshootings zu allen möglichen Anlässen, wobei wir vornehmlich Taufen ausgemacht haben.

Die größte Stadt der Welt? Mögen wir.

Tokio gefällt uns so richtig gut. Natürlich ist es immer voll in der Stadt, die Bahnstationen gleichen nicht endenden Labyrinthen und touristisch ist hier auch einiges los. Aber letzteres verteilt sich ganz gut und man ist einfach ein kleiner Teil der großen Masse.

Noch ein kurzer Punkt zum Thema Transport: Überall in Japan kann man mit den Suica oder Pasmo-Karten Bahnfahren oder beispielsweise in den Convenience-Stores (in Japan Combinis) bezahlen. Das ist superpraktsich! Für uns war es ein kleiner Struggle, an eine Karte zu kommen. Denn aktuell gibt es wohl einen Engpass an Karten, sodass Tokio auf dem Trocknen saß. Zum Glück konnten wir in den Tagen während des Housesits die Karten von Jenny und Alex nutzen. Während der Zeit haben wir dann herausgefunden, dass es in Shiodome noch spezielle Touristen-Pasmo-Cards gibt, die nur 30 Tage Gültigkeit haben und dann automatisch ablaufen. Da konnten wir dann ganz besondere Exemplare erwerben.

Apple-User haben diesen Struggle übrigens nicht, da man sich ganz einfach die Karte aufs Handy laden kann. Bei Android schaut es leider schlecht aus, da dies nur mit in Japan gekauften Geräten möglich ist, schlecht für uns. Für Leute, die nur für ein paar Tage in Tokio sind und die ganze Stadt in möglichst kurzer Zeit entdecken wollen und daher auch viel in kurzer Zeit Bahnfahren, lohnen sich die 1-/2- oder 3-Tages-Tickets übrigens finanziell mehr, als ständig mit der Suica-Karte unterwegs zu sein.

Irgendwie hat Tokio einen ganz besonderen Charme, wir mögen die Art der Japaner:innen, wir lieben Ramen, kulturell gibt es wahnsinnig viel zu entdecken und Tokio werden wir auf ewig auch mit Leeroy und Roscoe verbinden. Die beiden Hunde sind uns so ans Herz gewachsen, am liebsten würden wir beide einfach einpacken. Wir sind gleichzeitig gespannt, wie die anderen Orte, die wir besuchen wollen, sich von Tokio unterscheiden und wie gut sie uns gefallen.

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