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Südkorea  /  30. März 2024

Großes Seoul

Wir stehen zeitig auf und bekommen am Busbahnhof sogar noch einen früheren Bus in die Hauptstadt. Die Fahrt dauert wieder 1,5 Stunden. Vom Busbahnhof nehmen wir einen weiteren Bus und fahren zu unserer ganz besonderen Unterkunft: Es geht zu Lucy, die wir in Kirgistan „kennengelernt“ haben. Kennengelernt ist fast ein bisschen viel gesagt. Als es auf einer Wanderung beim Pass etwas tricky mit den schneebedeckten Flächen wurde, haben wir beschlossen, dass wir ein Stück zusammen gehen. Lucy war mit 20 kg Gepäck (inkl. Zelt) nämlich alleine ein paar Tage wandern. Total crazy. Danach sind wir etwas über Instagram in Kontakt geblieben und als wir erzählt haben, dass wir bald nach Seoul kommen, hat sie uns angeboten, bei ihr zu übernachten. Richtig toll, wir freuen uns sehr. Sie ist heute den ganzen Tag selbst unterwegs, hat uns aber den Code für ihre Wohnung genannt. Neben einem Boxspringbett und einem Zimmer mit eigenem Bad erwarten uns auch noch Snacks zur Begrüßung in der super gemütlichen Wohnung. Wie nett! Wir laden kurz unser Gepäck ab, trinken einen Kaffee und begeben uns dann direkt auf unsere erste Erkundungstour.

Seoul ist riesig, hier leben knapp 9,8 Millionen Einwohner:innen (Stand 2019). Die Stadt ist das Zentrum der Metropolregion Sudogwon mit 25,4 Millionen (Stand 2015) Menschen. Summa Summarium macht das etwa ein Drittel der gesamten Koreanischen Halbinsel aus und Sudogwon gilt als einer der sechs größten Ballungsräume der Welt. Wofür Seoul sonst noch bekannt ist?

  • 15 der Fortune-Global-500-Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Seoul, darunter Samsung, LG und Hyundai.
  • 1988 richtete die Stadt die Olympischen Spiele aus und war einer der Austragungsorte der Fußball WM 2002.
  • Seoul ist Ursprungsort der Koreanischen Welle (welche die weltweit ansteigende Popularität der zeitgenössischen südkoreanischen Pop-Kultur im 21. Jahrhundert beschreibt) sowie des K-Pops.

Da es noch viel mehr zu entdecken gibt, legen wir am besten direkt los. Eine kleine ungewohnte Herausforderung für uns: Falls ihr euch erinnert, unser mobiles Internet hatten wir zu Beginn nur für 10 Tage gekauft. Das Internet ist hier zwar schnell, allerdings auch kein günstiger Schnapper. Daher sind wir die letzten Tage hier ohne mobile Daten unterwegs.

Gangnam (Style)

Woran denkt ihr als erstes beim Begriff „Gangnam“? Bei uns war es definitiv das bekannte Lied von Psy „Gangnam Style“ aus dem 2012. Wer hat nicht den lustigen, tanzenden Mann im Anzug und mit Sonnenbrille vor Augen? Als das beliebteste Video (mit den meisten „Like“-Klicks) in der bisherigen Geschichte Youtubes ist das Musikvideo ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen worden. Das wurde mittlerweile natürlich mehrfach getoppt. Jetzt folgt die Überleitung: Der Song ist als Parodie konzipiert. Der „Gangnam Style“ beschreibt den verschwenderischen und luxuriösen Lebensstil, den man mit dem Bezirk Gangnam verbindet. Daher überrascht es nicht, dass der Bezirk bis heute das Zuhause zahlreicher Luxusmarken ist. Hier reiht sich ein fancy aussehendes Gebäude an das nächste. Jede der Luxusmarken hat selbstverständlich ein eigenes riesiges Haus, viele Mitarbeitende und wenig tatsächliche Kundschaft. Zumindest als wir dort vorbeilaufen. Auch Lucy erzählt uns später, dass dort selbst die Bars und Restaurants besonders teuer sind. Kein Wunder.

In besagter Straße befindet sich noch ein kleines Sightseeing-Highlight. Der Walk of Fame des K-Pops. Statt Handabdrücken sind entlang der K-Star Road individuell gestaltete Bärenfiguren mit den jeweiligen K-Pop-Gruppen aufgestellt. Wir sind keine Expert:innen auf dem Gebiet, aber besonders bekannt ist BTS, selbstverständlich machen wir dort ein Erinnerungsfoto.

Für Psy gibt es eine ganz eigene Statue. Zwei goldene, überdimensionale Hände sind vor einer riesigen Mall aufgestellt. Hier kann man aber nicht nur ein Foto der Hände machen, sondern sich den Song und das Video direkt nochmal laut und in Farbe anschauen. Irgendwie ganz cool finden wir.

Direkt hinter den Händen von Psy liegt eine riesige Mall. Darin befindet sich die Starfield Library. Wir können uns nicht ganz entscheiden, ob diese schöne Bücherei mehr Foto-Hotspot oder eine coole, stylische Bücherei ist, die auch als diese genutzt wird. Beschrieben wird es als futuristische Bibliothek mit Kultur-Eventbereich auf zwei Etagen und mit bis zur Decke reichenden Bücherregalen. Neben ein paar hotten Insta-Girlies, die viel Zeit und Kreativität in ihre Videos und Fotos stecken, sehen wir aber auch Mütter, die ihren Kindern aus Büchern vorlesen und Besucher:innen, die es sich in Sitzecken zwischen hohen Bücherregalen ohne Schuhe bequem gemacht haben. Nur eines ist eher untypisch: Der Geräuschpegel ist mit all den Besucher:innen für eine Bibliothek dann doch sehr hoch. Irgendwie ist es dann doch ganz cool hier. Wir gehen weiter und merken schnell, dass es eine ganze Weile dauert, um zu Fuß oder mit den Öffis von A nach B zu kommen. Mittlerweile entleert sich auch die große, graue Wolkendecke über uns. Dieser Regen wird uns noch länger begleiten.

Common Ground

Wir suchen uns ein möglichst „nahegelegenes“ nächstes Ziel und landen beim Common Ground. Laut Beschreibung handelt es sich um die größte Containershoppingmall der Welt. Ob das noch stimmt, können wir nicht sagen. Die Idee ist ganz cool, aber so riesig ist es dann auch wieder nicht. Die ehemaligen Seecontainer sind neben- und übereinander gebaut. Zum Teil sind sie über kleine Brücken miteinander verbunden und es gibt mehrere Etagen.

Zu finden sind dort Geschäfte, Cafés und Restaurants. Alles ist stylisch und neben den Gängen stehen auch ein paar Flipper- und Spielautomaten. Ein bisschen zieht sich der Retro-Style durch den gesamten Gebäudekomplex. Wir bummeln ein bisschen durch die Container und sind froh, dass es hier warm und trocken ist. Weiter geht’s.

DDP oder Ding Dong Pang..

oder wie es tatsächlich heißt: Dongdaemun Design Plazas. Darüber hinaus steht es wohl auch noch für „Dream, Design and Play“. Das futuristische Gebäude beherbergt mehrere Museen, Ausstellungsräume, Restaurants und vieles mehr. Es ist eines der modernsten Bauwerke in Seoul und der Mix aus Formen, Materialien und Licht.

Heute finden hier zahlreiche Ausstellungen, Modenschauen, Konferenzen und weitere nationale und internationale Events statt. So auch heute. Erst sind wir verwundert, warum plötzlich so viel los ist. Dann sehen wir endlos lange Schlangen vor mehreren Eingängen. Beim nächsten WLAN Hotspot können wir Licht ins Dunkle bringen. Heute werden hier noch Music Awards verliehen, ein wirklich großes Event mit sehr vielen Zuschauer:innen.

Wir sind etwas orientierungslos. Erst laufen wir ein bisschen draußen herum und wechseln irgendwann nach innen. Wirklich cool sind die großzügigen Räumlichkeiten und die gestalteten Treppen. Ziellos gehen wir auf mehrere Etagen, landen bei einer Lampenausstellung von Künstlern aus aller Welt, einem Kinder-Spielparadies und irgendwann auch auf dem Dach des Gebäudes. Es ist riesig und das reinste Labyrinth. Ganz unten befindet sich noch eine Disney Ausstellung, wir sind aber ein wenig zu geizig, um dafür die Eintrittsgebühr zu zahlen. Das beste ist auch eigentlich das Gebäude selbst. Langsam macht sich der Hunger breit und ausnahmsweise haben wir sogar schon einen Plan.

Instant-Ramen-Restaurant

Mit Instant-Ramen kennen wir uns ja mittlerweile aus und man möchte eigentlich meinen, dass wir schon die Schnauze voll von den Geschmacksverstärker-Bomben ohne gesunde Nährstoffe haben. Eigentlich ja, aber dieses Highlight möchten wir uns nicht entgehen lassen. In einem 24h geöffnetem Laden, kann man sich die Ramen selbst zubereiten. An den Wänden befinden sich große Regale mit einer bunten Auswahl an verschiedenen Instant-Ramen in Tüten. Das erste Highlight: Es gibt eine vegane Ecke und wir können uns ohne endloses Scannen der Inhaltsstoffe zwei Tütchen aussuchen. Im nächsten Schritt geht man an den Zahlcounter, alles läuft digital und über eine Schaltfläche können wir unsere ausgewählten Ramen anklicken und zahlen. Jetzt gehts ans „Kochen“. Es stehen Papp-Schalen bereit, alle Zutaten werden hinein gegeben, danach folgt das eigentliche Highlight: Es gibt eine Selbstbedienungsstation mit Toppings: Möhren, Sojasprossen, Zwiebeln, Käse und natürlich Kimchi und eingelegter Rettich. Wir geben eine gute Portion Vitamine hinzu und gehen zum letzten Schritt über. An kleinen Kochstationen gibt man heißes Wasser hinzu, wählt die dicke seiner Nudeln aus und ganz automatisch werden die Ramen über eine kleine Herdplatte fertiggekocht. Et voilà: Premium-Ramen.

Da es unten recht gut besucht ist, suchen wir uns oben ein Plätzen. Wir nehmen nebeneinander Platz und während wie essen, nehmen wir die zahlreichen Post-its genau unter die Lupe. Jeder Millimeter ist hier mit Bewertungen, Nachrichten und Bildern auf kleinen bunten Post-it’s beklebt. Wirklich lustig und natürlich müssen wir nicht lange suchen, bis wir deutsche Nachrichten finden. Natürlich ist das ganze nicht nur lustig, sondern auch noch günstig. Gut gesättigt verlassen wir den Laden. Ein Dank für den coolen Tipp geht mal wieder raus an Tim und Taco 🙂

Eigentlich wollen wir noch zu einer „belebten“ Straße spazieren, die nicht weit entfernt liegt, aber es fängt plötzlich wie aus Eimern an, zu regnen. Schnell nach Hause, Regen hatten wir für heute schon genug. Lucy kommt ein kleines bisschen später ebenfalls nach Hause. Wir freuen uns sehr, sie wieder zu sehen. Es ist allerdings schon spät und sie muss morgen früh arbeiten. Deshalb quatschen wir nur kurz und beschließen, morgen Abend gemeinsam etwas essen zu gehen.

Palast der strahlenden Glückseligkeit

Tag 2 startet nach Frühstück, Kaffee und einer Dusche mit dem Gyeongbokgung Palast, er ist nicht nur der erste sondern gleichzeitig auch der größte von fünf Palästen der Jeseon-Dynastie, die zwischen 1392 bis 1398 errichtet wurden. Seitdem wurde er mehrfach zerstört und in unterschiedlichen Stilen wieder aufgebaut, bevor er ab 1990 zu seiner ursprünglichen Form erneut restauriert wurde. Der Palast gilt übrigens als die Sehenswürdigkeit schlechthin. Dennoch überlegen wir am Eingang, ob wir tatsächlich hineingehen sollen, da wir zu geizig für den Eintrittspreis sind.

Wir entscheiden uns letztendlich doch dafür, gehen an den Automaten, wählen die Tickets aus und statt zur Zahlung überzugehen, spuckt der Automat einfach zwei Tickets aus, ohne dass wir dafür zahlen. Ob das an einem bestimmten Tag heute liegt oder Zufall ist, keine Ahnung. Um uns herum sind überall Menschen mit Hanboks, hier ist wohl einer der beliebtesten Plätze für ein Fotoshooting in traditioneller Kleidung.

Nur das Wetter spielt heute mal wieder nicht richtig mit. Immer wieder nieselt es zwischendurch. Das stört uns nicht weiter und wir erkunden das weitläufige Gelände. Wenn man erstmal den vordersten Hof hinter sich gelassen hat, wird es deutlich leerer. Das Gelände ist weitläufig und es gibt viele Tempel, Innenhöfe, Gebäude, Teiche und Hinterhöfe zu erkunden.

Das Museum am Ende sparen wir uns. Stattdessen geht es weiter zum nächsten Highlight:

Bukchon Hanok Village

Im Distrikt Jongno gibt es eine Wohngegend namens Bukchon mit vielen restaurierten, traditionellen koreanischen Häusern, die Hanok genannt werden. Die Gegend ist wahrscheinlich das Standard-Touri-Programm nach dem Palast. Von dort läuft man in nur ca. 20 Minuten zu der Wohngegend. Die über 900 Häuser bestehen aus Stein, Erde, Holz und Reispapier. Die kleinen Straßen sind sehr verwinkelt, aber ideal, um ein bisschen durch das Viertel zu laufen. Was uns am meisten verwundert: Jedes Haus ist bewohnt, es wird zwar darum gebeten, „möglichst leise“ zu sein und das Dorf nur zwischen 10 und 17 Uhr zu besuchen (es gibt sogar einige Menschen, die mit Leibchen bekleidet für Ruhe sorgen), dennoch stellen wir es uns komisch vor, wie es für die Bewohner:innen sein muss, dass ihre Häuser und Vorgärten tagtäglich von hunderten Touris als Fotohotspot genutzt werden. Besonders schön ist die Sicht von etwas weiter oben, sodass man zum einen die traditionellen Häuser sieht und im Hintergrund die Hochhäuser und das moderne Großstadtleben.

Entspannte Erkundungstour

Wir laufen etwas weiter durch die Stadt. Es gibt ein paar belebte Straßen und ein Viertel, in dem viele Künstler:innen ihre Kunstwerke oder auch Kunsthandwerk verkaufen. In einem kleinen Hinterhof-Gebäudekomplex schlendern wir vorbei an kleinen süßen Geschäften. Immer wieder sehen wir Männer und Frauen, die Portraitzeichnungen innerhalb kurzer Zeit anbieten und das in verschiedensten Zeichenstilen. Immer wieder entdecken wir lauter Produkte mit Katzen und manchmal mit Hunden. Taschen, Bilder, Zeichnungen, die Tiere sind überall präsent. Erwähnungswert ist dann natürlich noch das Kacka-Café. Ein besserer Name fällt uns dazu nicht ein, denn im Grunde genommen dreht sich alles darum: Um das große Geschäft. Nicht nur die Deko zeigt Häufchen in allen Größen, auch das Angebot nimmt das Motto auf „kreative“ Art und Weise auf. Es gibt Pfannkuchen und Kekse in Häufchen-Form und serviert werden Kaffee und Co. in kleinen Toiletten-Tassen.

Ganz lustig, aber so richtig verstehen wir das Konzept nicht. Aber immer noch besser als Tier-Cafés unter schlechten Tierhaltungs-Bedingungen. Mittlerweile hat es wieder stärker angefangen zu regnen und wir beschließen eine Kaffeepause im Trockenen einzulegen. Wir nutzen die Zeit, um ein bisschen was zu erledigen und legen danach noch einen letzten Stopp ein:

Gwangjang Market

Natürlich müssen wir noch einen Abstecher zu einem der vielen Märkte machen. Dieses Mal sind wir wieder auf einer Food-Mission. Wir möchten unbedingt einen Mungobohnen-Pfannkuchen probieren und sind uns sicher, dass wir hier fündig werden. Am Anfang gibt es noch ein paar Stände mit Kleidung und Krimskrams, dann wird es interessanter.

Überall sind Essensstände, die gerade sehr gut besucht sind. An kleinen Theken mit noch kleineren Stühlen sitzen die Leute an den Ständen und verspeisen verschiedenste Köstlichkeiten. Wie natürlich üblich, gibt es jede Menge frischen Fisch. Mit frisch meinen wir riiichtig frisch: In kleinen Aquarien schwimmen die Fischis noch, ohne zu wissen, was als nächstes kommt. Aber wir haben Glück, es gibt ungefähr zehn Stände mit den Mungobohnen-Pfannkuchen, wir müssen uns also nur für einen entscheiden. Der Teig ist bereits in einer großen Schüssel vorbereitet und mit einer Kelle wird ein großer Kleks Teig auf einer gefetteten Bratfläche verteilt und gebraten. Dazu gibt es eine Art süß-saure Sauce mit Zwiebeln, in die wir die kleingeschnittenen Stücke eintauchen können. Rein optisch erinnert der Pfannkuchen an einen Kartoffelpuffer/Reibekuchen/Reiberdatschi…

Es schmeckt sehr lecker, mal wieder haben wir aber keine Ahnung, was genau hier drin ist. Aber wir haben Glück. Das Ehepaar, dass den Stand betreibt, stellt direkt vor unseren Augen Teig-Nachschub her und jetzt sehen wir auch, dass alle Zutaten direkt um uns herum stehen. In einer großen Schüssel scheinen bereits gegarte Mungobohnen ohne die grünliche Außenhülle zu stehen. Mit einer Schöpfquelle werden die Bohnen in die danebenstehende Mühle gegeben, mit der alles klein gemahlen wird. Heraus kommt eine Art Mungobohnen-Brei. Der wird mit mehr Wasser, ganzen Mungobohnen-Sprossen und Gewürzen gemischt – fertig ist der Spaß. Simpel, einfach und lecker. Zum Nachtisch gönnen wir uns wieder die kleinen gefüllten Walnuss-Pfannkuchen. Diese gibt es hier gefüllt mit Custard und Frischkäse – ebenfalls köstlich und definitiv besser als die mit Bohnen gefüllte Variante, aber das ist ja Geschmackssache.

Danach geht es für uns erstmal nach Hause, es regnet immer noch und uns ist nach einer wärmenden Pause in unserem schönen und gemütlichen Zimmerchen. Bis dato haben wir nämlich noch keinen Plan, wie wir unsere ersten Tage in Japan verbringen und wir fliegen ja bereits übermorgen. Also nichts wie ran an die Planung.

Abendessen mit Lucy

Am Abend treffen wir uns mit Lucy in einem veganen Restaurant in dem Viertel, in dem sie wohnt. Das Viertel sagt uns btw sehr zu, es ist belebt, es gibt viele Restaurants und Bars, und obwohl es zwar viele Expats hier gibt, kommt es uns nicht so vor, als würden hier viele Touris herumlaufen.

Das Essen schmeckt hervorragend und wir freuen uns, dass wir Lucy zum Essen einladen können. Wir unterhalten uns viel über das Reisen. Logisch, das Interesse verbindet uns ja irgendwie. Lucy hat zuvor bereits für eine gewisse Zeit in Jordanien gelebt und gearbeitet. Wir sind echt begeistert, wie einfach es für Lehrer:innen eigentlich ist, im Ausland zu arbeiten. Jordanien und Südkorea sind auf jeden Fall eine coole Kombi finden wir. Ein bisschen fragen wir Lucy auch zum Leben hier in Korea aus. In der näheren Umgebung war sie schon ein bisschen unterwegs, aber dort, wo wir wandern waren, war sie beispielsweise noch nie, ebenso wie in der DMZ. Aber sie hat sich fest vorgenommen noch etwas Südkorea zu erkunden, ein bisschen Zeit hat sie ja auch noch. Was uns natürlich noch brennend interessiert, wie ihr Alltag hier so aussieht und ob sie auch Bekanntschaften/Freund:innen aus Südkorea hat. Sie antwortet, dass es gar nicht so leicht ist, neue Freund:innen zu finden. Am meisten haben die Kolleg:innen direkt miteinander zu tun. Ansonsten hat sie ihren Alltag: Arbeiten, zum Sport gehen, Lesen, Reisen. Besonders das Thema Freundschaft und Wurzeln fassen in einem ganz neuen Land stellen wir uns genau so vor. Klar, kann man Glück mit netten Kolleg:innen haben, aber richtige Freundschaften? Das stellen wir uns schwierig vor. Dafür bekommt Lucy die möblierte Wohnung von ihrem Arbeitgeber gezahlt, ebenso wie ein Flugticket jährlich, um zur ihrer Familie zu fliegen. Lucy ist übrigens 30 Jahre alt. Manchmal erwischen wir uns bei solchen Gesprächen oder wenn wir andere Reisende treffen bei dem Gedanken, dass es cool wäre, nochmal ein paar Jahre jünger zu sein. Also keine 19 mehr, aber so 27/28 Jahre. Das wäre cool. Und einen so flexiblen Job zu haben, das ist auch etwas, was uns schon mehrfach durch den Kopf gegangen ist. So oder so finden wir es super interessant, den Abend mit Lucy zu verbringen. Wir gehen gemeinsam nach Hause und dann direkt ins Bett, wir sind alle müde und müssen morgen auch alle früh raus.

DMZ

Der Wecker klingelt früh. Um in die demilitarisierte Zone zu gelangen, muss man eine Tagestour über einen der vielen Touranbieter buchen. Das ist natürlich teuer, aber gut, wir wollen es trotzdem unbedingt machen. Wir machen uns früh aus den Weg und statten uns noch mit einem Kaffee vom 7eleven aus. Mal wieder sind wir ganz gespannt, wer heute noch so auf der Tour sein wird. Wir stehen keine 3 Minuten am Treffpunkt, da werden wir von zwei Frauen angequatscht „Auch Deutsche, oder??“ – Natürlich zwei Deutsche. Sie würden gerne wissen woher wir unseren Kaffee haben, werfen einen Blick in unsere Becher und entscheiden sich dann doch gegen unsere Kaufentscheidung. Unser Kaffee sieht ihnen zu „komisch“ aus, übersetzt „ein schwarzer Billo-Kaffee“ ist halt kein Latte Macchiato aus dem Siebträger und kommt daher für die beiden nicht in Frage. Gut. Wir freuen uns trotzdem über einen heißen Kaffee am Morgen und warten dann „mit etwas Abstand“ weiter auf den Bus.

Zur Einstimmung erstmal ein bisschen Basiswissen: Bei der Demilitarisierten Zone handelt es um eine entmilitarisierte Zone, die Nord- und Südkorea teilt. Sie wurde nach dem drei Jahre dauernden Koreakrieg im Jahr 1953 eingerichtet. Die Grenze ist 248 km lang und vier Kilometer breit (je 2 km von der Grenze weg). Die DMZ wird durch das am 27. Juli 1953 zwischen der UNO und Nordkorea abgeschlossene Waffenstillstandsabkommen begründet. Die Waffenstillstandskommission MAC (Military Armistice Commission) verwaltet die DMZ und besteht aus Vertretern beider Seiten.

Wir fahren ca. eine Stunde bis wir kurz vor der Zone ankommen. Dieser Bereich ist noch für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Wir sehen unser anderem eine alte Eisenbahnbrücke, die früher bis in den Norden ging. Hier gibt es auch eine Vielzahl an Denkmälern. Viele Menschen und auch Geflüchtete kommen immer wieder hierher. Sie gedenken der früheren Zeit der Opfer des Krieges und oft sind sie auch noch in Gedanken bei Familie, Freund:innen und Angehörigen, die im Norden geblieben sind. Die Menschen, die hierhin kommen, stützen sich oft gegenseitig und finden Verständnis und Mitgefühl bei den anderen Anwesenden.

Daneben gibt es skurrilerweise einen kleinen Freizeitpark und eine kleine Eisenbahn, wie man sie aus Freizeitparks kennt. Der Grund? Sollte es zu einer Wiedervereinigung mit dem Norden kommen, möchte man die Kinder des Nordens sofort damit begeistern und zeigen, dass der Süden gar nicht so schlimm ist, wie behauptet.

Die Mädchen Statue

Zum ersten Mal (später werden wir auch in Seoul noch eine weitere Statue entdecken) sehen wir hier die Statuen zweier junger Mädchen, die auf einem Stuhl sitzen. Neben ihnen ist jeweils an freier Stuhl. Sie erinnern an schätzungsweise 200.000 Mädchen und Frauen, die im Zweiten Weltkrieg von Japans systematischen Entführungen und Zwang zur sexuellen Sklaverei betroffen waren. Seit der Errichtung der ersten Friedensstaue in Seoul wurden weitere Friedensstatuen nicht nur in Südkorea, sondern auch in Australien, Nordamerika und Kanada errichtet. Die Friedensstatue gedenkt den ehemaligen „Trostfrauen” und stellt sich entschieden gegen die Ausübung sexueller Gewalt in Kriegszeiten.

Die Statue verkörpert das Bild einer jungen Frau in traditionellen Gewändern. Der leere Stuhl neben ihr steht für die Einsamkeit, die Leere und die Verlassenheit des jungen Mädchens. Darüber hinaus soll den Besucher:innen heute die Möglichkeit geben dort Platz zu nehmen, die Gefühle des Mädchens nachzuempfinden und das Versprechen ablegen, sich für eine friedliche Welt ohne Krieg einzusetzen. Auf dem Boden hinter dem Mädchen ist der Schatten einer alten Frau abgebildet. Dieser steht für die Zeit, die seit dem Zweiten Weltkrieg verging. Der ebenfalls dort abgebildete Schmetterling steht für Hoffnung und Wiedergeburt. Viele Details wie das zerzauste Haar haben ebenfalls eine Bedeutung. Es steht für die Verletzung der körperlichen Selbstbestimmung. Ein kleiner Vogel auf ihrer Schulter für die Verbindung zwischen Leben und Tod. Die geballten Fäuste auf ihrem Schoß für den Entschluss die Wahrheit zu erzählen. Die Friedensstatue wurde erstmals 2011 als Geschichtsbewältigung vor der japanischen Botschaft errichtet.

Bevor es weitergeht, besteht die Möglichkeit Geld zu kaufen. Geld zu kaufen? Ja genau, nordkoreanisches Geld. Zu vollkommen überteuerten Preisen. Ein etwas komisch Andenken. Wir werfen einen schnellen Blick auf das Aussehen der Scheine und gehen dann wieder. Fotografieren ist natürlich nicht erlaubt.

Aussicht

Jetzt wird es ernst. Für uns geht es mit dem Bus in die DMZ. Natürlich gibt es strenge Kontrolle. Ein junger Mann der Militärpolizei kommt in unseren Bus und prüft die Reisepässe aller Anwesenden. Später erzählt uns unser Guide, dass es hier in Südkorea eine 18-monatige Wehrpflicht für Männer bis zu ihrem 30. Lebensjahr gibt. Nicht weiter ungewöhnlich, aber dann erzählt sie uns, dass in die Dauer der Wehrpflicht in Nordkorea bei 10 Jahren liegt. 10 Jahre? Richtig und hier (bzw. dort drüben) müssen sowohl Frauen als auch Männer den Pflichtdienst absolvieren. Grund für den extrem langen Wehrdienst in Nordkorea ist übrigens, eine zahlenmäßig sehr große Armee erzeugen zu können.

Kleiner Funfact: Eine kleine Schlagzeile, die es sogar bei uns in die Nachrichten geschafft hat und in Südkorea für einen Riesenaufschrei gesorgt hat: Alle Mitglieder der K-Pop-Band BTS müssen jetzt in Südkorea Wehrdienst leisten. Ausnahmen gibt es nur sehr selten, für BTS tritt jedenfalls keine in Kraft.

Nach der Kontrolle sind wir dann innerhalb der Zone. Der Tag heute ist grau und bewölkt. Viel gibt es auf den ersten Blick nicht zu sehen. Felder, ein paar Bäume. Erstmal nichts besonderes. Aufpassen sollte man hier trotzdem. Natürlich dürfen wir nicht einfach aus dem Bus herausspazieren, trotzdem sagt man uns, dass das Land voller Landminen ist. Daher dürfen wir auch beim Aussteigen nicht die Straße verlassen.

Für uns geht es vom Busparkplatz, vorbei an der ersten Aussichtsplattform zur neuen, etwas höher gelegenen modernen, dreistöckigen Aussichtsplattform. Zunächst bekommen wir auf einer Miniaturansicht die wichtigsten Punkte erklärt, bevor es dann nach oben zu den Ferngläsern geht. Von hier können wir tatsächlich bis auf die andere Seite schauen. Und was sehen wir dort??

Wiesen, Felder, Berge, einen ganz normalen Strich Landschaft. Das spannendste am heutigen Tag sind eher die Flaggen der beiden Länder. In der Vergangenheit gab es einen kleinen Wettstreit darüber, wer die höhere Flagge hat. Am Ende macht die nordkoreanische Flagge mit 160 Metern Höhe das Rennen. Die südkoreanische Flagge schafft es hingegen nur auf 98 Meter. Aber gut, man könnte auch sagen „der Klügere gibt nach“. Gespannt schauen alle Besucher:innen Richtung Nordkorea durch die Ferngläser. Sehen wir vielleicht doch ein paar Nordkoreaner:innen? Gibt es sonst etwas zu erkennen? Sieht etwas anders aus als im südkoreanischen Bereich? Ehrlich gesagt: nein.

Außer vielleicht noch die Produktionsanlage Kaesong Industrial Region, in der bis 2016 als gemeinsames Joint Venture von Norden und Süden Kekse produziert die Länder wieder einander etwas näherbringen sollte.

Wirklich viel gibt es sonst nicht zu sehen. Trotzdem finden wir es interessant und ein bisschen verrückt, Nordkorea so nah gekommen zu sein. Man geht übrigens davon aus, dass Nordkorea circa 60 % seiner gesamten Artillerie in der Nähe der Grenze stehen hat und im Stande wäre, Seoul mit 10.000 Geschossen pro Minute von hier aus zu treffen…beruhigend.

Die Sache mit den Tunneln

Auf dem Programm steht noch die Besichtigung des zweiten Tunnels an. Ehrlicher Weise wissen wir bis zur Ankunft beim Tunnel überhaupt gar nicht, was hinter diesen Tunneln steckt, lernen jetzt aber etwas ebenfalls maximal Beruhigendes:

Im Zeitraum von 1974 bis 1990 wurden insgesamt vier Tunnel gefunden, die vom Norden aus unter der DMZ in den Süden gegraben wurden; möglicherweise, um im Kriegsfall sehr schnell eine sehr große Anzahl an Soldaten unbehelligt durch die DMZ und hinter die Grenzposten zu transportieren. Es wird vermutet, dass es weitere, noch nicht entdeckte Tunnel gibt. Heute können einzelne Tunneleingänge besichtigt werden. Okay, krass. Das finden wir tatsächlich sehr verrückt und irgendwie auch ein bisschen gruselig, insbesondere die Annahme, dass es vielleicht noch weitere, unentdeckte Tunnel gibt. Wir werden nach einem kurzen Intro-Film mit Helmen ausgestattet und dürfen loslaufen. Es geht erstmal in einem breiten Tunnel bergab bis zum tatsächlichen Tunnel. Dort ist dann Kopf einziehen angesagt. Der Tunnel ist aber so breit, dass locker zwei Personen aneinander vorbeikommen und die Höhe schätzen wir auf ca. 1,50 m. Nicht zu vergleichen mit dem klaustrophobischen Vietnam-Tunnel aus dem Caro ganz schnell raus musste. An den Wänden sind mit verschiedenen Farben unterschiedliche „Entdeckungen“ markiert. Gelb umrandet sind die Stellen, an denen das Dynamit in den Fels gesteckt und dort gesprengt wurde. Schwarz markiert sind mit Kohle bemalte Wände. Angeblich wollten die Nordkoreaner so den Eindruck erwecken, dass in den Tunneln Kohle abgebaut wurde. Kleiner Funfact: Hier gibt es keinerlei Kohlevorkommen. Zuletzt sind noch rote Stellen als Luftzufuhr nach oben markiert. Am Ende des zu erkundenden Bereichs sehen wir eine dicke Betonwand. Dahinter befinden sich wohl noch weitere Betonblockaden, welche die Nutzung des Tunnels unmöglich machen sollen. Zumindest von diesem Tunnel.. Fotos sind hier strengstens verboten, daher unten noch zwei Fotos von vor den Tunneleingängen. Danach geht’s wieder an die Oberfläche zu unserem letzten kleinen Stopp.

„Ich komme vom Dorf.“

Da unsere Reisegruppe, wie immer, nicht ganz in der vereinbarten Zeit liegt, haben wir ganze 10 Minuten am letzten Halt. Das ist allerdings wenig schlimm, da es sich um ein kleines Dorf, bzw. einen kleinen Touri-Halt handelt. Wir haben Zeit für ein Speed-Shopping, einen letzten Toiletten-Besuch und wer möchte, kann sich noch ein paar Snacks reinstopfen. Wir schauen uns kurz um und gehen dann wieder in den Bus. In der Zone gibt es nämlich tatsächlich zwei kleine Dörfer, eins auf südkoreanischer Seite und eins in Nordkorea. Das traditionelle Dorf Daeseong-dong befindet sich auf der Südseite und ist ein traditionelles Dorf. Wohnen darf dort nur, wer schon beim Abschluss des Waffenstillstands dort gewohnt hat oder von einem dieser Einwohner:innen abstammt. Die Menschen dürfen bei Einbruch der Dunkelheit ihre Häuser nicht mehr verlassen, erhalten aber im Gegenzug eine Reihe von Vergünstigungen (Befreiung vom Militärdienst, keine Steuerzahlungen, …). Es gibt sogar eine Grundschule. Das war es allerdings auch.

Auf der nordkoreanischen Seite befindet sich Kijong-dong. Es gilt als „Propagandadorf“, in dem sich hauptsächlich nordkoreanische Soldaten aufhalten sollen. Früher wurde von dort aus nordkoreanische Propaganda über Lautsprecher in den Süden verbreitet. Für uns erscheint dieser Ort wenig attraktiv zum Leben. Stellt euch das mal vor, hier ist nichts mit Lieferando, abends mal ein Bierchen vom Kiosk oder einem Abend im Kino. Mal ganz abgesehen davon, dass es hier auch kein Krankenhaus gibt.

Dafür konnte sich in der Umgebung, wie zu Beginn im „Hallo Südkorea“-Artikel beschrieben, eine naturbelassene Tier- und Pflanzenwelt hervorragend entwickeln. Seltene und geschützte Tiere haben das Gebiet für sich entdeckt: Mandschurenkranich, Weißnackenkranich, Mönchsgeier, Schwarzstirnlöffler, Kragenbär und möglicherweise sogar der Sibirische Tiger auf. Beim Tiger sind wir etwas skeptisch, aber wie dem auch sei, die Tier- und Pflanzenwelt ist definitiv ein positiver Effekt dieser Zone, der vielleicht sogar irgendwann als Peace Park in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wird.

Unser Tour Fazit

Was euch sicher brennend interessiert: unser Fazit zur gebuchten Tour. Wir als kritische Teilnehmende geben der gesamten Tour eine 2-. Schlichtweg kommt man nur mit einer gebuchten Tour in diese Zone, das ist wohl der größte Pluspunkt. Unser Tourguide hat die Gruppe mit etwas Basiswissen auf die Tour vorbereitet und ist hier und da auch etwas tiefer eingestiegen. Für uns (speziell Konsti) hätte es natürlich noch ein bisschen tiefer gehen können. Ansonsten war es etwas weird, auf einen Aussichtspunkt zu gehen und in den Norden zu schauen. Im Grunde sieht man dabei ja auch nur ein Stück Land und zwei Flaggen. Bei besonders guter Sicht hat man vielleicht noch die Chance eine/n Nordkoreaner:in zu sehen. Überraschend war aber die Tunnelbesichtigung. Am meisten berührt hat uns definitiv die Stelle vor der DMZ, zu der heute noch Menschen aus Südkorea kommen und dem Krieg sowie den Angehörigen gedenken. Es ist schwer vorstellbar, dass Geflüchtete ihre ganze Familie und Freund:innen zurücklassen und haben seit diesem Moment keinen Kontakt mehr hatten.

Ein weiterer spannender Moment auf der Tour war eine kleine Abfrage, für welches Land unser Guide bei potentiellen Fußballspielen wäre: Zuerst zeigt sie uns eine Flagge von Südkorea sowie eine brasilianische Flagge. Für wen wäre sie? Natürlich wäre sie für Südkorea. Dann zeigt sie uns eine Flagge von Nordkorea und den USA. Für wen wäre sie wohl? Die Antwort erstaunt uns: Nordkorea. Und wenn Süd- gegen Nordkorea spielen würde? Sie wäre unparteiisch. Ihre Botschaft ist klar: Koreaner und Koreanerinnen sind ein Volk, egal ob Süd oder Nord. Mehrmals während der Tour macht sie deutlich, dass sie sich, so wie wohl auch sehr viele andere Menschen im Süden, eine Wiedervereinigung wünscht. Eine Perspektive, die wir vor der Tour ehrlicherweise gar nicht so auf dem Schirm hatten. Alles in allem sind wir froh, diese Tour gemacht zu haben.

Mission: Green Secret

Nach der Tour geht es für uns kurz zurück in die Wohnung. Wir machen eine kurze Snack- und Kaffeepause, bevor wir uns auf die nächste Mission begeben. Als Dankeschön wollen wir ein kleines Präsent für Lucy besorgen. Wir haben hin und her überlegt, sind aber immer wieder bei einer Zimmerpflanze gelandet, da einige davon bei Lucy herumstehen und sie die Pflanzen auch mehrmals thematisiert hat.

Man könnte meinen, dass es in einer Stadt wie Seoul leicht sein sollte, eine Zimmerpflanze zu kaufen. Spoiler: Ist es nicht. Oder wir sind einfach zu blöd. Schon gestern sind wir auf dem Rückweg an zwei Blumenläden vorbeigelaufen. Der eine hatte (mitten am Tag) geschlossen und beim anderen konnte man sich zwar Pflanzen in fancy Blumentöpfen anschauen, allerdings handelte es sich eher um einen Showroom ohne Personal, das die Sachen verkauft hat. Über eine Nummer kann man wohl jemanden kontaktieren. Irgendwie klingt das alles etwas suspekt und so richtig durchblicken wir das Konzept nicht. Daher geht es heute auf dem Weg direkt noch zu zwei Läden. Der eine hat geschlossen, wobei dieser tatsächlich vielversprechend ausgesehen hätte. Der andere existiert nicht. Yeah. Mal wieder waren wir so schlau, auf Google zu hören.

Also gehen wir erst nach Hause. Gegen frühen Abend machen wir uns auf den Weg in ein Viertel, in dem es ebenfalls drei Blumenläden geben soll. Aber es gibt sie einfach nicht. Beim siebten Versuch und 20 Minuten mehr Fußweg werden wir ENDLICH fündig. Glücklicherweise hat der Laden auf und wir können schnell und problemlos ein schönes Pflänzchen kaufen. Mission erfüllt.

Hongdae Street

Zum Abschluss in Seoul machen wir noch einen letzten Abstecher zur Hongdae Street. Google beschreibt das Viertel folgendermaßen: Coole Ausgeh- und Einkaufsmeile mit neonbeleuchteten Bars und Clubs sowie Wandgemälden, Modeläden und Straßenkünstlern. Es ist tatsächlich viel los, es ist laut und alles blinkt. Man weiß gar nicht so richtig, wo man hinschauen soll. Wir laufen gemütlich die Straße hoch und kehren zum Abendessen ein: Wir schließen Südkorea mit köstlichem Gimbap und Bibimbap ab. Danach geht es wieder nach Hause. Von hier brauchen wir fast eine Stunde und wir wollen uns noch von Lucy verabschieden.

Während wir uns so mit Lucy unterhalten, kommt die Frage auf, wie wir morgen eigentlich zum Flughafen kommen. Unser Flug geht um 7:30 Uhr. Während wir so zurückrechnen, stellen wir fest, dass der Flughafen ca. 1,5 h Fahrzeit entfernt liegt und das so früh tatsächlich noch keine Bahnen fahren. Oh no, das wird ja ein Spaß.

Wir recherchieren zu dritt und Lucys Kollegin ist die Rettung. Sie gibt uns den Tipp, dass wir mit einem Nachtbus vom Hyatt Hotel fahren können. Lucy ruft direkt dort an und erkundigt sich, um 4:28 Uhr soll ein Bus von dort zum Flughafen fahren. Zum Hotel können wir von hier in ca. 15 Minuten laufen. Das wäre ideal. Kurzzeitig haben wir uns heute Nacht schon am Flughafen schlafen sehen, ein Taxi hätte wahrscheinlich ein Vermögen gekostet. So verabschieden wir uns von Lucy, übergeben das Pflänzchen und packen unsere sieben Sachen. Schnell die Äuglein zumachen, der Wecker wird früh klingeln.

Früher Start in den Tag

Der Wecker klingt um 3:30 Uhr, keine 15 Minuten später machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Hyatt. Natürlich regnet es draußen. Seoul meint es, zumindest wettertechnisch, nicht wirklich gut mit uns. Wir gehen 15 Minuten bergauf im Dunklen zum Hyatt. Ein bisschen skeptisch sind wir schon, ob das alles funktioniert und so viel Zeit haben wir dann in Summe auch nicht mehr. Sicherheitshalber wollen wir bei der Rezeption noch einmal nachfragen. Komplett nass vom Regen und voll bepackt mit unseren Backpacks gehen wir ins 5-Sterne Hyatt.

Der Herr hinter der Rezeption kommt uns entgegen gerannt „Do you want to check in?“ – „Nicht ganz.“ Innerlich lachen wir. Die Vorstellung, jetzt in ein 5-Sterne-Doppelzimmer mit Boxspringbett einzuchecken und uns in ein paar Stunden am Frühstücksbuffet satt zu futtern klingt himmlisch. Ob es dort wohl Vollkornbrot und Käse gibt? Ganz sicher. Zurück auf dem Boden der Tatsachen verabschieden wir uns von diesem frühmorgendlichen Tagtraum und fragen den Herrn nach dem Nachtbus. Der soll tatsächlich kommen und zwar direkt vor der Hoteltür. So stehen wir nun um kurz nach vier vor dem luxuriösen, überdachten Eingang des Hotels unter Heizstrahlern und warten auf den Bus.

Der kommt tatsächlich pünktlich und glücklicherweise können wir sogar mit Kreditkarte zahlen. Ansonsten hätten wir nicht mehr genug Bargeld gehabt. Das Glück scheint auf unserer Seite zu sein, da nehmen wir den Regen doch gerne nochmal mit.

Im Bus merken wir, dass bei einer Ankunftszeit um 6 Uhr auch gar nicht mal so viel Zeit am Flughafen haben. Hoffentlich ist nicht viel los. Wir starten direkt zum Counter durch und tatsächlich läuft alles wie geschmiert. Einchecken, Gepäck aufgeben (gut, dass es niemand so genau mit dem Gewicht unseres Gepäck nimmt), Sicherheitscheck, Ausreiseaufkleber abholen und ab zum Gate. Wir haben sogar noch Zeit für einen Kaffee. Mit unserem letzten Geld gönnen wir uns sogar einen Latte Macchiato zur Feier des Tages. Na dann – auf nach Japan (ohne Kimchi im Gepäck)!

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Winter Sokcho Wonderland
Tschüß Südkorea!

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