Am Flughafen angekommen kramen wir als Erstes hektisch den Apfel heraus, den wir noch in der Tasche haben. Die Einfuhr von Obst ist nämlich strengstens verboten und in diesem Zustand wollen wir es uns ungern direkt mit Taiwan verscherzen.
Nachdem wir easy durch die Immigration sind, am Ausgang des Flughafens eine handvoll Coronatests und etwas Tee geschenkt bekommen haben und wir uns eine Sim-Karte besorgt haben, ist der erste Stopp eine Pommes bei Burger King. Danach geht es mit der Bahn in die Stadt. Alles ist supereinfach zu organisieren und funktioniert reibungslos.




An der Main Station in Taipei angekommen, sind wir überrascht wie sauber und gut organisiert alles ist. Überall sind saubere Toiletten, vor den Rolltreppen bilden sich geordnete Schlangen und auf der Rolltreppe wird „Rechts stehen, links gehen“ sehr ernst genommen. Der Bahnhof ist komplett gut ausgeschildert, sodass wir uns gar nicht verlaufen können und die Bahn zu unserem Hostel im beliebten Viertel 101 schnell finden.
Wir kommen gegen Nachmittag an unserem Hostel an. Puh sind wir müde und fertig, ehrlich gesagt hilft da nur noch eines: ein Nickerchen. Wir machen es uns in unserer Doppel-Kapsel gemütlich und ehe wir uns versehen, sind wir beide eingeschlafen.
Erste Eindrücke
Um noch ein bisschen was vom neuen Land zu erleben, beschließen wir am Abend einen Abstecher zum Nachtmarkt um die Ecke zu machen. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg und ziemlich schnell wird uns eines bewusst: Hier hält man sich an Regeln – und wie! Beim Zebrastreifen halten wir als Fußgänger „wie gewohnt“ an, plötzlich bremst ein sich näherndes Auto 10 Meter vor dem Zebrastreifen und lässt uns passieren. Alle Menschen an den Ampeln halten sich an ihre Bereiche, gehen nicht über rot und Fahrräder bleiben auf den ausgezeichneten Wegen. Da geht unser Alman-Herz direkt ein bisschen auf. Es ist überall unfassbar sauber, selbst die Bahnhöfe und Bahnstationen gleichen eher modernen Flughäfen (es gibt ausgezeichnete Stillräumlichkeiten), nirgends liegt Müll. Das liegt aber nicht an den vielen öffentlichen Mülleimern. Davon gibt’s hier nämlich so gut wie gar keine. Warum? Weil die Regierung möchte, dass die Leute ihren Müll Zuhause entsorgen. Das scheint tatsächlich gut zu klappen, ist aber für uns durchaus ungewohnt.
Daneben sind alle Menschen, denen wir begegnen super freundlich. Irgendwie etwas zurückhaltender und höflicher, aber immer mit einem sehr netten und freundlichen Lächeln auf den Lippen. Wir fühlen uns auf jeden Fall direkt wohl.
Nachtmarkt auf taiwanisch
Nachtmärkte kennen und lieben wir. Hier gibt es allerdings nochmal ganz neue Speisen und Dinge zu entdecken. Allen voran den Stinky Tofu, der hier an jeder Ecke gegessen wird. Und ja, der Name kommt nicht von ungefähr. Wir müssen auf dem Markt also nur der Nase nach und landen bei einem Stand, bei dem wir sogar direkt die Zubereitung beobachten können. Der Tofu ist fermentiert und wird anschließend frittiert. Die Tofu-Würfel sind so außen knusprig und innen noch weich. Oben drüber kommt eine geschmackvolle Soße. Der Geruch ist.. naja.. wirklich gewöhnungsbedürftig, aber der Geschmack ist tatsächlich gar nicht so schlecht. Es wird definitiv keine Leibspeise, aber es wird auch sicher nicht das letzte Mal, dass wir hier Stinky Tofu essen.



Wir sehen viele Stände, an denen kleine Bällchen frittiert werden. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Süßkartoffel-Bällchen, einen richtigen Kassenschlager. Sehr köstlich! Wir fahren mit einer Art Kartoffelpfannkuchen mit Käse fort. Wieder recht fettig, aber geschmacklich auch dementsprechend lecker. Zum Abschluss nehmen wir uns dann noch etwas mit, dass ein kleines bisschen gesünder ist: ein Paket Edamame. Diese sind komischerweise zum Teil noch halb gefroren. Ob wir die grünen Schoten nochmal hätten erwärmen müssen? Keine Ahnung. Im der würzigen Marinade schmecken sie auf jeden Fall auch kalt sehr gut. Danach geht es für uns ins Bett.


Planungen in Taipeh
Den nächsten Tag nutzen wir für unsere weiteren Planungen und das ist auch tatsächlich notwendig. Es ist gar nicht so leicht, kostengünstige Unterkünfte zu finden. Die eine bietet einen guten Preis, allerdings ist der Aufenthalt auf 3 Stunden beschränkt… hä? Wir sind auch nicht sonderlich zimperlich, aber für 45 Euro möchten wir ungern, wie in den Rezensionen beschrieben, unser Zimmer mit Kakerlakenbeinen auf dem Bett, Schimmel im Bad, Rauchgeruch und kaltem Wasser im Gemeinschaftsbad teilen. Im Rahmen dieser doch etwas hoffnungslosen Suche lesen wir, dass die Preise an den Wochenenden hier immens steigen, zudem sind wohl gerade Ferien und wir sind mal wieder spät dran. Irgendwann werden wir aber doch fündig. Um nicht den ganzen Tag nur mit Planungen am Handy und Laptop zu verbringen, gehen wir am Nachmittag eine Runde spazieren.
Wusstet ihr, dass Bubbletee aus Taiwan stammt? Da kommen wir nicht drumherum, dieses Getränk auch mal zu testen. Wir stranden bei einer Kette, bei der man sowas den Zucker- als auch den Eisgehalt individuell bestimmen kann. Vor lauter Sorten, können wir uns kaum entscheiden. Im Endeffekt sind beide Sorten, wahrscheinlich insgesamt das Bubbletee-Konzept nicht so ganz unser Fall. Die Bubbles haben eine sehr weiche Konsistenz und schmecken leicht nach der jeweiligen Geschmacksrichtung. Sagen wir mal „oookay“.




Da wir direkt beim World Trade Center wohnen, machen wir einen Abstecher dorthin und lassen uns ein bisschen durch die Straßen treiben. Noch zwei Dinge, die uns hierbei auffallen:
- Zahlreiche U-Bike Stationen, an denen man sich Räder für die Erkundung ausleihen kann. Außerdem gibt es viele breite Fahrradwege, viele Menschen sind auf zwei Räder unterwegs.
- Hunde in „Kinderwagen“. Natürlich nicht wirklich im Kinderwagen, sondern eher in „Hundewagen“. Neben einem erhöhten Angebot an „Hunde-Kleidung“ scheint es hier ein Ding zu sein, seinen Hund spazieren zu fahren.


Zufälligerweise landen wir passend zur Wachablösung bei der Sun Yat-sen Gedächtnishalle. Den Namen hat das Gebäude vom ersten, provisorischen Präsidenten der Republik China. Wir sehen ein paar Hunde, Hundewagen und ein paar Menschen, die der Wachablösung beiwohnen. Danach steuern wir ein vegetarisches Restaurant an. Es gibt hier immer in Folie laminierte Speisekarten, auf denen man mit einem Stift die gewünschten Gerichte ankreuzt. Die Menükarte gibt es nur seltenst auf Englisch. Mithilfe des Google Übersetzers können wir aber die grobe Richtung eingrenzen und da wir in einem vegetarischen Restaurant sind, kann sowieso nicht viel schief gehen. Und so landet direkt wieder eine Portion Stinky Tofu vor uns. Nach der guten Stärkung gehen wir zurück ins Hostel, gehen duschen und packen unsere Sachen um.



Tour de Taiwan
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Wir machen uns nach dem Frühstück mit der Metro auf den Weg zu Matthew. Da er heute erst um 10 Uhr die Rolladen seines Bike-Shops öffnet, ist unser Morgen recht entspannt. Also relativ, denn wir haben ganz schön Hummeln im Hintern. Schließlich wären wir am liebsten heute morgen um 7 Uhr losgefahren.
Auf unserer ersten Etappe liegen heute 80 km vor uns. Caro ist in ihrem ganzen Leben noch keine 80 km an einem Tag auf einem Fahrrad gefahren. Ob das überhaupt klappt? Kein Wunder also, dass wir gerne mit etwas Puffer losgefahren wären. Daher sind wir Alman-typisch sehr früh dran. Kurz nach uns trifft auch schon eine kleine Reisegruppe aus Hongkong ein. Auch sie wollen heute Räder ausleihen. Obwohl sie nur einen Tag unterwegs sind, ist ihre Ausstattung um Längen besser als unsere. Es wird immer voller und irgendwann geht auch das Rolltor hoch. Zwischen dem Gewusel bekommen wir unsere Wegbegleiter für die kommenden 15 Tage vorgestellt und dürfen einmal Probe fahren.
An Caros Seite: Gisela, kurz Gigi. Es ist Liebe auf den ersten Blick, man könnte auch sagen: It’s a match. Die türkise Rahmenfarbe, leichte Gebrauchsspuren, ein paar coole Aufkleber – alles passt hervorragend und auch die erste Probefahrt läuft super.
Konstis treuer Begleiter: Helge, für Freunde und treue Fahrer auch Helgi. Mit einer stolzen Rahmenhöhe von 55 cm und schickem roten Lenkerband sind auch Konsti und Helgi ein absolutes Dreamteam.
Ausgestattet werden unsere neuen Freunde noch mit zwei Packtaschen, Lichtern, einem Tacho, jeweils einem Schloss sowie einer Handyhalterung. Wir verstauen unser abgespecktes Gepäck in die Packtaschen, suchen uns noch zwei Helme aus und dann sehen wir zu, dass wir endlich loskommen.



Etappe 1 „Haken hinter“
Erstmal müssen wir uns ein bisschen durch den Stadtverkehr schlagen, um überhaupt auf die Route zu kommen. Ein erstes intensives Kennenlernen mit Gigi und Helgi, wir testen die Schaltung, vertrauen uns mit den Bremsen an und finden ein angenehmes Tempo. Vorausgesetzt es kommt nicht eine Ampel nach der nächsten. Richtig weit fahren wir allerdings nicht, da bekommen wir etwas Hunger. Schließlich ist das Frühstück heute morgen schon einige Stunden her.


Kein Tag ohne 7eleven?
Also ab zum nächsten 7eleven. Das wird für unsere Zeit hier in Taiwan die Pausen-Destination unseres Vertrauens. Hier gibt es so ziemlich alles, was man braucht für einen schmalen Taler. Mal abgesehen, dass das Sortiment, bis auf wenige Ausnahmen, leider wenig gesund und lang vorhaltend ist. Naja, irgendeinen Tod muss man sterben.
Wir stärken uns mit einer vegetarischen Instant-Nudelsuppe und verfeinern diese mit einem hier typischen, gekochtem Ei. Diese könnte man auch als „Stinky Egg“ bezeichnen. Die Eier werden hier nämlich in Wasser mit Sojasoße und Tee gekocht, was die eher braun marmoriert aussehen und etwas anders schmecken lässt. Aber auch hier: es sieht schlimmer aus als es ist und wertet die Nudelsuppe definitiv auf.



Was es ansonsten noch im 7eleven gibt? Neben einer breiten Auswahl an Speisen und Getränke (Sandwiches, Obst, Kaffee, Nudelsuppen, Fertiggerichten, Snacks etc.) gibt es fast immer Toiletten, heißes Wasser, eine Mikrowelle und ein paar Tische zum Verweilen. Für uns nicht super relevant, aber so ziemlich überall gibt’s einen ATM zum Geld abheben, manchmal einen Drucker/Kopierer und auch Kram wie Ladekabel und Wifi. Ein tolles Konzept. Und wenn man dann doch mal Abwechslung braucht, kann man noch einen Abstecher zu Family Mart machen. Die haben quasi dasselbe Sortiment, nur ist der Besuch untermalt mit einem absolut nervigen Jingle, der in Dauerschleife läuft und garantiert für den Rest des Tages einen Ohrwurm hinterlässt (ehrlicherweise haben wir Angst, dass wir wie ein Vietnamkriegsveteran Flashbacks bekommen, sobald wir den Jingle irgendwann noch einmal nach unserer Zeit in Taiwan bekommen). Ein kleiner „Insider-Tipp“: Am besten alles im Doppelpack kaufen. Es gibt für ziemlich alle Produkte ein 2für1 Angebot. Nicht immer blicken wir durch, aber meistens kommen wir so deutlich günstiger weg. Alleine für das Toilettenangebot feiern wir 7eleven sehr. Einziges Manko, es könnte noch mehr Auswahl für vegetarische Produkte geben. Ein Beispiel: Von ca. 10 Fertig-Nudelgerichten, ist genau ein einziges vegetarisch. Die köstlichen Onigiri (Reis-Dreiecke) sind leider ALLE mit Fleisch oder Fisch gefüllt.
Weiter geht die wilde Fahrt
Nach der Stärkung fahren wir entlang des Flusses auf einem breiten Fahrradweg. Hier sind so viele Menschen mit Rennrädern unterwegs. Die kleine Radfahrstraße führt durch einen großen Grünstreifen immer entlang des Flusses, immer wieder sehen wir Sportanlagen für Basketball, Baseball oder Tennis. Immer wieder kommen am Rand auch WC Anlagen (erfreulicherweise sind diese sehr sauber und verfügen sogar über Toilettenpapier) und kleine Getränkeautomaten. Wir sind zwar immer noch in der Stadt, aber freuen uns über den coolen Weg und die abwechslungsreiche Umgebung. Nur eines schwirrt uns permanent im Kopf herum: Wir müssen immer noch über 60 km zurücklegen, die Strecke scheint im Gegensatz zur Uhrzeit nicht wirklich voran zu schreiten. Eines steht fest, morgen müssen wir unbedingt früher los. Wir machen kaum Fotos, geschweige denn Videoaufnahmen, heute ist da irgendwie keine Zeit für. Wir fahren, fahren und fahren. Irgendwann wird es grüner um uns herum. Damit beginnt aber auch die erste Steigung. Puh, mit Gepäck ist es ganz schön anstrengend. Dabei müssen wir gar nicht so viele Höhenmeter zurücklegen.
Bisher war es leicht bewölkt, warm und trocken. Ideale Bedingungen. Jetzt zieht es langsam etwas zu und wird frischer. Ob es jetzt noch anfängt zu regnen? Die Antwort lautet ja. Erst ist es leichter Nieselregen, dann wird es etwas mehr. Und dann geht es weiter bergauf. Caro beschleichen die ersten Zweifel, ob wir uns da nicht etwas viel vorgenommen haben. Dass unsere Hintern und Muskeln schon jetzt weh tun, müssen wir wohl kaum thematisieren, oder? Der Berg scheint nicht enden zu wollen, ebenso wie der Regen und die damit einhergehende Kälte. Hoffentlich bleiben die Sachen trocken. Das Licht am Ende des Tunnels ist im jedem Fall eine heiße Dusche und etwas leckeres zu Essen UND selbstverständlich ein Bett. Wir machen uns irgendwann einen Podcast an, so geht die Zeit etwas besser rum und Konsti merkt an „Alles was wir bergauf fahren, geht auch irgendwann wieder runter.“ Recht hat er, denn irgendwann folgt tatsächlich eine längere Abfahrt. Oh, das tut so gut und ist fast schon erholsam. Besonders weil die Kilometer auf dem Tacho auch fast wie von alleine purzeln. Das letzte Stück zieht sich dennoch wie ein zäher Kaugummi. Mittlerweile ist es schon dunkel und wir fahren mit Licht irgendwelche kleinen Straßen und über Brücken durch die Stadt. Es ist wirklich ein bisschen Quälerei und das an Tag 1.
Wie glücklich wir sind, als wir im Hotel ankommen? Sehr! Wirklich sehr! Die Räder können wir direkt im Foyer parken. Eine schnelle sehr heiße Dusche und dann noch ein paar letzte Schritte raus zum Abendessen. Unsere Beine fühlen sich an wie Blei. Caro struggelt mehr, vor allem die Knie sind ziemlich mitgenommen. Konsti ist auch gut kaputt, ihn plagen aber weniger Leiden. Tja, das wars auch schon mit der ersten Etappe, hier noch die Tachodaten, es waren dann doch etwas mehr als die 80 km. Ab ins Bett!
Tag 1
Tag 1: Strecke 92,96 km
Fahrzeit 5:40:10
Avg 16,4 km/h
Vmax 42,7 km/h
Etappe 2
Wir sehen zu, dass wir mit gepackten Sachen um 7 Uhr unten beim Frühstück sind. Kaffee, Reis mit Tofu und Gemüse. Wenn das mal keine gute Grundlage für den Start in den Tag ist. Dann schauen wir zum ersten Mal richtig raus. Es regnet – yeah! Aber wir sind ja nicht aus Zucker, oder wie sagt man so schön. Mit dem Podcast auf den Ohren starten wir unsere heutige Etappe gegen 7:30 Uhr. Zu Beginn müssen wir einmal aus der Stadt heraus, kommen aber relativ schnell auf einen Radweg, der uns auf direktem Weg ans Meer bringt. So schön! Auch wenn es immer noch regnet, wir schon komplett durchnässt sind und unsere Füße total kalt sind, es ist total schön das Meer und die am Strand ankommenden Wellen zu sehen. Fast ein bisschen norddeutscher Sommer an der Ostsee: nass, windig und kalt.






Mit der neuen Folge TKKG auf den Ohren („Die Tesla-Verschwörung“!!!!!!) radeln wir entlang der Küste, mal direkt mit Blick aufs Meer, mal durch kleine Wäldchen oder entlang einer Straße. Bei einer Trinkpause entdecken wir dann eine sehr große Gruppe an Surfer:innen im Wasser. Na die sind ja auch hart im Nehmen. Irgendwann hört der Regen etwas auf und unsere Klamotten können im Fahrtwind etwas trocknen. Heute haben wir uns vorgenommen ein paar der vorgeschlagenen Stopps mitzunehmen, erster Halt:
Salt Factory
Schon im Vorbeifahren sehen wir einen großen weißen Berg über die Mauern der Fabrik. Wir sind ziemlich durchgefroren, vor allem die Füße sind nasse Eisklötze. Daher steuern wir erst das Bistro an und wärmen uns mit einem heißen Kaffee auf. Da wir selbstverständlich auch das Salz testen müssen, bestellt Konsti noch zwei kleine Pommes. Heimlich verfolgt Konsti als passionierter Salz-Konsument auch den innigen Herzenswunsch, irgendwann mal als Salz-Influencer sein Geld zu verdienen. Dafür muss man sich natürlich ein gewisses Level an Verköstigungsskills und fundiertes, theoretisches Wissen aneignen. Wo also, wenn nicht in einer Salzfabrik mitten in Taiwan? So richtig warm ist uns nach der Pommes und dem Kaffee noch nicht, aber hatte Konsti nicht etwas von einem heißen Fußbad erzählt? Tatsächlich gibt es einen kleinen Bachlauf, an dem schon ein paar Menschen freudig ihre Füßchen reinhalten. An diese Stelle müssen wir die Schicksalsfrage stellen: Wie perfekt kann dieses heiße Fußbad bitte genau hier gelegen sein? Caro ist auf Wolke 7. Raus aus den nassen Schuhen und Socken und rein ins heiße Wasser. Göttlich! Traumhaft! TAIWAHNSINNIG GUT. Das beste Fußbad, das wir jemals hatten. Das Highlight des heutigen Tages.





Um Konstis Wissen im Bereich Salz etwas zu erweitern, machen wir anschließend noch einen Abstecher ins Salzmuseum. Es ist klein und überschaubar, aber dafür kostet es euch keinen Eintritt. Tatsächlich finden wir zwischen großen, chinesischen Schrifttafeln auch ein paar englische Infos. Dann muss Konsti Caro nur noch davon abhalten, Sole-Zahncreme zu kaufen. Weiter geht’s. Mittlerweile kommt sogar fast ein bisschen die Sonne heraus. Der Weg am Nachmittag ist dann nicht mehr ganz so schön und idyllisch. Wir fahren hauptsächlich an einer großen Straße, können aber so immerhin ein paar Kilometer zurücklegen.
Zwischenstopp Tempel
Ein weiteres Routen-Highlight ist ein Tempel, der im Zentrum einer kleinen Stadt liegt. Wir wechseln also in den Stadtverkehr und tummeln uns kurz vor dem Tempel zwischen Autos, jeder Menge Fußgänger:innen und Straßenständen. Der Tempel ist gut besucht. Ob heute ein besonderer Feiertag ist, wissen wir natürlich nicht.




Wir schlendern einmal durch den Tempel, beobachten das wilde Treiben und fahren dann weiter zum nächsten…? Richtig, 7eleven. Die kleine Pommes hat uns nicht gereicht, wir brauchen noch einen kleinen Power-Booster, ein paar Kilometer haben wir nämlich noch vor uns. Bei wärmenden Sonnenstrahlen sitzen wir draußen vor dem 7eleven, stärken uns und nutzen direkt nochmal die Chance, uns einzucremen.



Endspurt an Tag 2
Als wir aus der Stadt rausfahren wird es landschaftlich noch einmal richtig schön. Um uns herum sind lauter Felder und wir fahren erhöht, ein bisschen wie auf einem Deich zwischen den Feldern entlang. Irgendwann kommen wir nicht drumherum doch noch ein paar Höhenmeter hinter uns zu bringen. Es wird aber wesentlich weniger schlimm als gedacht. Der Hügel ist sehr steil, aber der Anstieg nur sehr kurz.


„Oben“ angekommen, fahren wir durch lauter kleine Dörfer, entlang einer kleinen Straße. Hier oben weht ein ganz schönes Lüftchen und wir sind mehr als froh, dass er von der Seite kommt und uns nicht frontal entgegen weht. In einem etwas größeren Ort fahren wir auf einem kleinen, kurvigen Fahrradweg. Hier ist plötzlich richtig Feierabendverkehr. Viele sind auf dem Rad unterwegs oder nutzen die kleine Straße für eine Joggingrunde. Wir merken langsam, dass wir trotz unseres frühen Starts nicht viel früher am Ziel eintreffen werden. Zugegebenermaßen unsere Durchschnittsgeschwindigkeit ist steigerungsfähig, aber eigentlich wollten wir vor 17 Uhr ankommen. Leider nein, das werden wir nicht schaffen. Von der schönen Idylle geht es wieder auf eine größere Straße und zwischendurch müssen wir uns tatsächlich fragen, ob wir hier auf einer Art Autobahn gelandet sind. Die Autos um uns herum sind wirklich schnell unterwegs, es gibt Auf- und Abfahrten, bei denen wir besonders aufpassen müssen. Naja, Google Maps hat uns halt hierher geschickt, das wird schon stimmen. Bisher hat sich jedenfalls noch keiner bei uns beschwert. Dazu wären die Menschen hier wahrscheinlich ohnehin zu höflich und freundlich.
Gegen 17.30 Uhr passend zur Dämmerung rollen wir langsam in die Stadt ein. Der Verkehr wird dichter und es reiht sich wieder ein Laden an den nächsten. Wir sind zwar nicht so im Eimer wie gestern, aber trotzdem schon seeehr kaputt. Umso mehr freuen wir uns wieder auf eine heiße Dusche. Aber Moment, da war ja was. In den Rezensionen der Unterkunft stand etwas von „schwer zu finden“. So kommt es, wie es kommen muss. Wir irren mit unseren Rädern von rechts nach links durch die Fußgängerzone und müssen irgendwann die Unterkunft kontaktieren. Glücklicherweise bekommen wir dann eine Wegbeschreibung mit Fotos und werden endlich fündig. Wie zur Hölle soll man eine normale Eingangstür ohne jegliche Beschriftung in der letzten hinteren Ecke eines Hinterhofs als Unterkunftseingang identifizieren? Das findet doch niemals jemand von alleine.. Naja, Hauptsache endlich warm duschen.
Vorab haben wir allerdings noch eine Vermisstenanzeige mit anschließender, organisierter, weiträumiger Suchaktion zu bearbeiten. Vermisst wird Caros Fahrradschloss. Eigentlich zählt alles, was Schlüssel, wichtige Dokumente etc. betrifft, Konstis Verantwortungsbereich. Ausgerechnet eben hat Caro ihr Schloss aber selbst verpackt und es kommt, wie es kommen musste: Es ist ausgebüxt und hat sich quasi in Luft aufgelöst. Also nicht so ganz. Nachdem Caro jedes Teil ihres Gepäck im Zimmer ausgebreitet hat, jede Socke zweimal umgedreht und in jeder Westentasche nachgeschaut hat, findet Konsti das Schloss in der Seitentasche der Handyhalterung am Fahrrad. Wenn ihr mich (Caro) fragt, ein ausgeklügelter Komplott, der mir und meiner Psyche auf ganz unterschwellige Art verdeutlichen soll, dass diese Verantwortung nicht auf meinen Schultern lasten soll. Damit kann ich leben. Hauptsache endlich heiß duschen.
Danach drehen wir noch eine Runde über den Nachtmarkt vor der Tür, entscheiden uns aber aufgrund der Auswahl und der Preise für ein köstliches Menü aus dem Family Mart um die Ecke. Heute gibt es zur Abwechslung mal eine gegarte Süßkartoffel als Beilage. Gar nicht schlecht! Was es hier übrigens auch an jeeeder Ecke gibt, ganze Geschäfte voll mit lauter Greifarm-Automaten. Zu gewinnen gibt’s allerhand Kruscht. Stofftiere in allen Formen und Farben, Schlüsselanhänger, Plastikspielzeug, Figuren und einmal sehen wir sogar Waschmittel-Packungen – da ist doch für jeden etwas dabei.. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch, dass diese Läden sehr gut besucht sind und das zu ziemlich jeder Tageszeit. Auch als Konsti morgens um 6 Uhr Kaffee holt, gibt’s hier schon frühaufstehende Greifarm-Spieler:innen. Grüße gehen raus an Lea, die wäre hier sicher auch am Start 😁






Etappe 3
Wenn wir gewusst hätten, dass das vorerst die letzte gemeinsame Etappe auf zwei Rädern gewesen ist, dann hätten wir uns gegebenenfalls für eine Strecke mit dem Zug entschieden. Denn heute ist der Tag vor allen Dingen durch eine Sache geprägt: Ampeln. Rote Ampeln. Der Großteil der Strecke geht durch die Städte. Klar, so sieht man auch etwas von städtischen Leben, viele Geschäfte, viel Alltagsleben. Schon nicht uninteressant, aber vor allen Dingen durch das ständige Anhalten, wenn man eigentlich gerade gut in Fahrt gekommen ist, sind wir irgendwann etwas genervt. So dauert natürlich auch alles länger, aaaber immerhin ist es heute trocken und die Sonne lässt sich ab und zu blicken. Ansonsten sind wir gut in unserem Rad-Alltag angekommen: Früh aufstehen, Kaffee, Müsli frühstücken, Reste packen und um spätestens 7.30 Uhr auf die Räder. Das Packen geht nun immer schneller, wir haben die wichtigen Sachen schnell griffbereit und jeder Griff sitzt. Zwischendurch machen wir immer wieder Trinkpausen, mittags kehren wir im 7eleven ein und dann geht es weiter. Den vorgeschlagenen Tempel lassen wir heute aus, aber eine schöne alte Brücke lassen wir uns nicht entgehen. Die liegt praktischerweise auch genau auf unserem Weg. Davor blüht sogar gerade ein Sonnenblumenfeld, richtig schön.





Die Sache mit dem Knie
Schon in der Mittagspause äußert Konsti, dass er heute seine Knie auch etwas mehr spürt. Caro denkt sich dabei nur „Aaaach, das hab ich seit zwei Tagen.“ Im Laufe des Nachmittags wird es immer schlimmer. Es kristallisiert sich heraus, dass das linke Knie Probleme bereitet und Konsti es kaum noch richtig belasten kann. Weit ist es eigentlich nicht mehr bis zu unserem heutigen Etappenziel, das bekommen wir schon irgendwie hin, denken wir uns. Als es dann leicht bergauf geht, hängt Caro Konsti komplett ab. Ohje. Das zeigt uns nun deutlich, dass etwas nicht nach Plan läuft. Gegen späten Nachmittag kommen wir am Ziel an.
Erst finden wir mal wieder nicht den Eingang der Unterkunft, aber nachdem wir den Kontakt anrufen, holt uns eine ältere Dame am Eingang ab. Die Dusche müssen wir (mal wieder) nach hinten schieben. Wir müssen erst zum ATM und Geld abheben, wir haben verbaselt, Geld abzuheben und müssen die Unterkunft bezahlen. Danach folgt aber eine heiße Dusche. Im Supermarkt besorgen wir uns Haferflocken, Snacks und etwas Obst. 7eleven serviert uns heute zum Abendessen Pasta mit Tomatensauce und Mozzarella. Das einzige vegetarische Nudelgericht, aber es ist gar nicht so schlecht. Wir haben noch die Hoffnung, dass Konstis Knie heute ein bisschen Ruhe braucht und wir morgen wieder weiterfahren können. Für die kommenden zwei Tage sind kürzere Etappen geplant. Die eigentlich lange Strecke haben wir in zwei Abschnitte geteilt, da wir uns Tainan, das dort gelegene Geschichtsmuseum und ein bisschen die Stadt anschauen wollen. Das Knie bekommt eine ordentliche Portion Tigerbalm und wir gehen früh schlafen.
Ende Gelände
Es regnet und ist furchtbar windig und kalt. Richtig ungemütlich. Wir packen uns warm ein, ziehen die Regenjacken an und schwingen uns auf die Räder. Die Fahrt dauert nur ein paar hundert Meter. Es geht nicht. Konsti kann sein linkes Knie kaum beugen oder strecken, geschweige denn belasten. Da ist auch keine kurze Tagesetappe drin. Wir stellen uns kurz unter und besprechen kurz die Lage. Ganz ehrlich? Die Laune ist im Keller. Geahnt haben wir es beide, aber keiner wollte es wahrhaben und aussprechen. Sooo sehr haben wir uns auf diese Herausforderung gefreut, jeden Tag an der frischen Luft zu sein. Abseits der Städte unterwegs zu sein, sich jeden Tag zu bewegen (ganz egal bei welcher Wetterlage) und mal etwas „anders“ zu reisen. So stolz waren wir bisher auf die letzten drei Tage mit einer Gesamtstrecke von 300 km.


Wir hatten tatsächlich langsam das Gefühl, dass wir es schaffen können, auch wenn noch ein paar schwierigere Etappen bevorgestanden hätten. Es kommt uns ein bisschen vor wie aufgeben, aber insgeheim wissen wir, einen anderen Weg gibt es nicht. Glück im Unglück: Das Zugnetz in Taiwan ist super ausgebaut, man kommt super einfach und relativ kostengünstig von A nach B. Wir suchen uns also den nächsten Zug heraus und rollen langsam Richtung Bahnhof. Da das Museum zur taiwanischen Geschichte etwas außerhalb der Stadt liegt, beschließen wir, dieses als erstes anzusteuern und etwas früher auszusteigen.
🚅 statt 🚲
Natürlich sind wir schon nass, als wir am Bahnhof ankommen. Am Schalter können wir problemlos zwei Tickets für uns sowie Gigi und Helgi besorgen. Wir können mitsamt der Räder nicht mit jedem Zug fahren, aber in der Zugapp sind die jeweiligen Verbindungen schnell gefunden. Kurze Zeit später sitzen wir nun, nass, durchgefroren und niedergeschlagen im Zug Richtung Tainan. Unsere Laune ist wirklich nicht die beste, aber aktuell hoffen wir einfach, dass die Schmerzen von einer Überbelastung kommen und wir nach 2-3 Tagen Pause wieder weiterfahren können.

