Problemlos können wir von der Bushaltestelle (oder sagen wir besser dem Punkt, wo der Bus mitten auf der Hauptstraße hält) zu Fuß in unser Hostel laufen. Für die kommenden beiden Nächste haben wir uns in ein Doppelbett-Dorm in der Altstadt eingebucht. Dann wechseln wir in ein Airbnb, weil unser heiß ersehnter Besuch kommt. Während wir durch die trubelige Altstadt laufen, fallen uns direkt zwei Sachen auf:
- Der Verkehr ist trubelig wie erwartet, Roller, Rikschas, Autos und Fußgänger:innen – dem größten gehört die Straße.
- Touris so weit das Auge reicht, die Frage ist: Mehr Touris oder mehr Einheimische?
Wir beziehen unser Zimmer und eins ist schnell klar. Wir haben Hunger. Auf Pizza und Pasta. Bevor die anderen kommen, müssen wir auf jeden Fall noch einmal westlich essen. Natürlich fällt die Wahl auf die italienische Küche und ein Restaurant ist schnell gefunden. Unsere Geduld bzw. unser Hunger wird etwas auf die Probe gestellt, denn obwohl das Restaurant riesig ist und die Plätze über mehrere Etagen reichen, ist der Ansturm groß und wir müssen uns digital für eine Warteschlange anmelden. Als wir dann einen Platz ergattern und das Labyrinth des Restaurants durchquert haben, warten wir eine Stunde auf die Pizza. Aber das Warten lohnt sich und wir genießen unsere Pizza und das Pilz-Pasta-Gericht sehr. Köstlich. Zufrieden fallen wir in unser Bettchen und schauen noch eine Serie, bevor uns irgendwann die Augen zufallen.


Free Walking Tour auf vietnamesisch
Zu oft haben wir in den Städten, die wir besucht haben, nach Free Walking Touren gegoogelt. Eigentlich immer erfolglos. Während unserer vorangegangenen Urlaube in Europa waren wir große Fans dieses Angebots und haben schon die ein oder andere Tour mitgemacht. Umso mehr freuen wir uns, als wir das Schild für die Free Walking Tour im Hostel hängen sehen. Wir haben für heute keinerlei Pläne, warum dann nicht eine kleine Tour machen, um sich einen ersten Eindruck der vietnamesischen Hauptstadt zu machen. Die „Regeln“ für die Tour sind etwas anders als wir es kennen:
- Eintritte während der Tour müssen wir für uns selbst und den Guide zahlen. Normalerweise kennen Touren ohne speziellen Besuch von Museen etc.
- Kosten für Essen und Getränke (auch für den Guide) werden ebenfalls selbst getragen.
- Die Guides sind meist Studierende oder Personen, die ihr Englisch verbessern möchten. Das kennen wir zwar auch, aber meist wollen die Guides mit dem „Trinkgeld“ ihr Einkommen aufstocken.
- Die Tour wird ca. 2-3 Stunden dauern.
Gegen 9:30 Uhr werden wir von Rose (das scheint ein beliebter „vietnamesischer“ Name zu sein) abgeholt. Wir sind die einzigen Teilnehmenden und bekommen so eine exklusive Tour mit Rose. Sie zeigt uns die Stationen, die auf dem Plan stehen und ehe wir uns versehen, geht es auch schon los. Wir halten zuerst an einem Tempel bei dem uns Rose von den Ritualen und dem Glauben erzählt.



Im Anschluss besuchen wir ein Heritage House, das uns einen Einblick in den Alltag und die Einrichtung einer, sagen wir „etwas reicheren“, Familie gibt. Das zweistöckige Holzhaus hat einen traditionellen Eingangsbereich in dem Gäste begrüßt und zum Tee eingeladen werden. Der Raum ist meist am „üppigsten“ eingerichtet. Dahinter gibt es einen kleinen Innenhof, darauf folgt die Küche und ganz hinten durch gibt es eine Art Badezimmer. In einem großen Auffangbecken wurde das Regenwasser gesammelt und genutzt. Im oberen Bereich befinden sich die einfachen Schlafzimmer sowie ein Altar. Den haben, wie wir ja bereits schon öfter gesehen haben, viele Familien direkt Zuhause. Je nachdem, wie viel Platz die Familie hat (und wie groß der Wohlstand ist) ist der Altar größer oder kleiner. Was wir aber bisher nicht wussten: Viele Familien haben auch einen kleinen Ofen, in dem zumindest früher oft Geld verbrannt wurde. Durch das Verbrennen wird das Geld sozusagen an die Verstorbenen „gesendet“ und somit ein Opfer gebracht. Heute wird in der Regel kein Geld sondern manchmal noch Papier verbrannt. Falls die Familie Zugang zu Bildung hatte, gab es manchmal auch ein kleines, transportables Holzschränkchen, in dem die Bücher aufbewahrt und transportiert werden konnten.





Ngoc Son Tempel
Am grünen See gelegen, erreichen wir über eine rote Brücke den Ngoc Son Tempel, einen konfuzianistischen Tempel aus dem 19 Jahrhundert. Am Eingang müssen wir zunächst durch ein Tor und lernen von Rose, dass die beiden Hunde auf den Säulen darüber wachen, ob der Mensch, der den Tempel betritt ein guter oder ein schlechter Mensch ist. Logischerweise werden dann auch nur die Gebete und Wünsche der guten Menschen erhört.





Der Legende nach soll hier Le Lok, ein vietnamesischer Volksheld, vor einigen hundert Jahren gegen die Chinesen gekämpft haben. Sein Schwert, das er in den Schlachten verwendete, soll ihm beim Fischen im See ins Netz geraten sein. Als er Jahre später mit diesem Schwert an den See zurückkehrte, sei eine riesige Schildkröte dem Wasser entstiegen, die es an sich nahm. Es wird erzählt, eine solch große Schildkröte würde immer noch in diesem See schwimmen. Tatsächlich waren hier bis vor ein paar Jahren riesige und sehr alte Schildkröten beheimatet. Leider weilen diese nur noch im präparierten Zustand im Inneren des Tempels unter uns. Sie sind tatsächlich riesig.



Die Pagode wurde als Gedenkstätte für den Militärführer Tran Hung Dao im 18. Jahrhundert erbaut, der im 13. Jahrhundert heldenhaft gegen die Yuan Dynastie kämpfte. Einheimische bringen Opfergaben in den Tempel und lassen sich anschließend vor dem Heiligtum zum Gebet nieder. Für spontane Besuche gibt es direkt beim Tempel einen kleinen Opfergaben-Shop, in dem man direkt fertige Opfer-Körbchen erstehen kann. Lustigerweise u.a. mit Zigaretten oder auch Softgetränken.
Der Dom von Hanoi
„Home is where the Dom is“ – das dachten sich selbst die Franzosen, siedelten zahlreiche Pagoden um oder aus und setzten eine katholische Kirche ins Zentrum von Hanoi. Die neogotische St. Josephs Kirche ist nach dem Schutzpatron Vietnams benannt. Sie wurde 1886 eröffnet und ist die älteste Kirche in Hanoi. Rein optisch passt sie absolut gar nicht in das sonstige Stadtbild, ist aber definitiv ein beliebtes Fotomotiv, insbesondere für die chinesische Touristenfraktion. Wir zeigen uns, wie ihr euch vorstellen könnt, weniger beeindruckt.


Hỏa-Lò-Gefängnis
Das große Gefängnis wurde 1904 von den Franzosen gebaut, um vietnamesische Widerstandkämpfer:innen zu inhaftieren und zu foltern. Während des Zweiten Indochina Krieges wurde das Gefängnis für amerikanische Kriegsgefangene genutzt. Ironischerweise tauften diese das Gefängnis Hanoi Hilton. Der gesamte Komplex (mittlerweile etwas verkleinert) ist heute ein Museum und soll die Geschichte des Gefängnisses widerspiegeln und Einblicke in die jeweiligen Jahre geben. Auch hier merken wir schnell, dass die Darstellung etwas „einseitig“ und zum Teil beschönigt ist. Es steht außer Frage, dass die Widerstandskämpfer:innen unter den Franzosen hier nicht gut behandelt, sogar gefoltert und getötet wurden. Dennoch betonen die Texttafeln immer wieder den heroischen Willen und schon hier taucht der Name Ho Chi Minh immer wieder und teilweise in abstrusen Zusammenhängen auf. Die damaligen Zellen sind mit Figuren versehen, es gibt Fotos, niedergeschriebene Geschichten und auch Überbleibsel wie Geschirr und Foltergeräte aus der damaligen Zeit. Es gibt einen Männer- und einen Frauen-Trakt. In letzterem waren die Frauen zum Teil sogar mit Kindern untergebracht. Darüber hinaus gab es zwei Gefängnisausbrüche, beide „Fluchtwege“ sind ausgestellt. Dabei handelt es sich um sehr schmale Tunnelabschnitte bei denen (natürlich, wie auch sonst) die Gitter durchtrennt wurden. Bei uns hätte maximal ein Oberschenkel durch diese Mini-Öffnung gepasst. Das liegt natürlich nicht an unserer derzeitigen Anzeige auf der Waage, sondern viel mehr am generell schon kleineren Körperbau der Vietnames:innen in Kombination mit starker Mangel-Ernährung und Untergewicht in der Gefangenschaft.



Spätestens als wir zum Teil des Zweiten Indochina Krieges und den inhaftierten Amerikanern kommen, steht uns die Skepsis ins Gesicht geschrieben. In zwei Räumen sind zahlreiche Fotos ausgestellt. Sie zeigen: Die Gefangenen bei ärztlichen Untersuchungen, beim Essen, gemeinschaftlichen Sport treiben und beim Weihnachtsessen. Die Amerikaner scheinen laut dieser Darstellung quasi Urlaub im Hilton Hanoi gemacht zu haben, All-Inclusive versteht sich. Eine kurze Recherche bei Google und wir wissen, was wir vermutet haben. Ganz so schön hatten es die Gefangenen hier dann doch nicht. Insgesamt ist es dennoch interessant, sich das Gefängnis anzuschauen.

Wer viel lernt, braucht auch eine Pause
Langsam knurrt unser Magen. Rose ist zwar etwas aus dem Konzept gebracht als wir offenbaren, dass wir kein Fleisch essen. Wir finden eine sehr gute Alternative, die wir ebenfalls bei Google abgespeichert hatten. Überall an der Straße stehen zahlreiche kleine Plastik-(Kinder-)Stühle. Der Eingang sieht aus wie der Weg in einen Hinterhof, nur ein kleines Schild lässt vermuten, dass wir hier richtig sind. Im Prinzip geht es auch einfach nur in einen kleinen Hinterhof. Dort wird in einem kleinen Raum gekocht. Grundsätzlich stellen wir hier natürlich nicht die Frage nach Hygienevorschriften. Die Lokalität ist vegan und wir bestellen eine Pho sowie ein Banh Mi. Uns schmeckt es her“pho“ragend, an Rose Gesicht sehen wir aber, dass sie wahrscheinlich das Original mit Fleisch vorzieht. Zugegebenermaßen können wir uns gut vorstellen, dass die Brühe mit Fleisch etwas aromatischer und aufgrund des Fetts auch etwas geschmackvoller ist. Dazu gibt es einen Eistee, den die Vietnames:innen zu gerne tagsüber an der Straße genießen.

Wir quatschen immer wieder mit Rose über ganz alltägliche Dinge und können ihr wirklich alle Fragen stellen. Sie erzählt uns auch viel Persönliches und wir lauschen gespannt. Insgesamt haben wir das Gefühl, dass die Menschen hier im Vergleich zu bspw. Laos sehr modern sind. Geheiratet wird zwischen 25 und 30 Jahren und es scheint alles nicht so wahnsinnig streng zu sein. Auf die Frage, in welcher Art der Zweite Indochina Krieg für die Menschen heute noch eine Rolle spielt, antwortet Rose allerdings nicht sehr ausschweifend: Die Bevölkerung hat damit abgeschlossen und sie hegen keinen „Groll“ mehr auf die USA. Nur zu gern hätten wir hier mehr Antworten bekommen, schließlich ist der Krieg noch gar nicht so lange her und hat mit Sicherheit auch noch heute seinen Spuren im Alltag vieler Menschen. Wir sind schon ein paar Stunden unterwegs und langsam macht sich die Müdigkeit breit, aber Rose hat noch einen letzten Stopp mit uns geplant.
Der Literaturtempel
Der Literaturtempel ist ein konfuzianischer, als Nationalakademie erbauter Anlagenkomplex. Er ist der bedeutendste der Literaturtempel in Vietnam und die erste Akademie des Landes, in der zwischen 1076 und 1915 die Söhne der Mandarine und verschiedene Hochbegabte der bürgerlichen Aristokratie unterrichtet wurden. 1076 wurde im Gedenken an den weisen Konfuzius, die Nationale Universität, auf dem Gelände des Literaturtempels gegründet. Der weitläufige Komplex ist in fünf Innenhöfe aufgeteilt. Vom zweiten in den dritten Innenhof trifft man auf das Wahrzeichen von Vietnam, den Khue Van Cac Mon, den zweistöckigen Pavillon des Sternbilds der Literatur. Dieser Pavillon diente den Gelehrten als Versammlungsstätte für Debatten, Ansprachen und Lesungen. Das Symbol ist in Hanoi nahezu überall zu finden, auf Straßenschildern, auf einem Geldschein und in Restaurants sowie weiteren Lokalitäten.



Im dritten Innenhof gibt es einen quadratisch angelegten Teich sowie 82 verbliebene Stein-Stelen. Name, Geburtsort und Ergebnis der Doktorprüfung der insgesamt 1307 Absolventen der kaiserlichen Prüfungen während der Lê- und der Mạc-Dynastien 1442 bis 1779 sind hier eingemeißelt. Alle Kandidaten tragen den höchsten zu vergebenden Titel, tien si. Jede Stele steht auf dem Rücken einer Schildkröte, welche Kraft und ein langes Leben verkörpert. Der Titel hat für die Bevölkerung einen sehr hohen Stellenwert erklärt uns Rose und es ist sehr harte Arbeit, diesen Doktortitel zu erhalten.

Im vierten Innenhof befindet sich der eigentliche Tempelbereich. Die Pavillons zu beiden Seiten bargen einst Statuen und Altäre, die ursprünglich dem Andenken an die 72 bekanntesten Schüler des Konfuzius dienten. Eine Konfuzius-Statue beherrscht die Mitte des abgedunkelten Raumes. Umrahmt ist Konfuzius von seinen vier wichtigsten Schülern. Der Zugang zum sogenannten „Allerheiligste“ war früher sogar dem König untersagt. Im fünften Innenhof befand sich die Nationale Universität. In diesem Bereich befanden sich am 1076 die Lehrräume der Akademie.




Puh, das waren viele Infos, für euch und auch für uns. Wir verabschieden uns draußen von Rose und bedanken uns von Herzen für die wahnsinnig lange Tour und die vielen Dinge, die sie uns gezeigt hat.
Auf den Straßen von Hanoi
Wir beschließen, ein ruhiges Café anzusteuern und einen Kaffee zu trinken. Wir müssen das ganze erstmal sacken lassen. Danach lassen wir uns einfach etwas durch die Straßen treiben und beobachten das wilde Treiben. Es wird viel gehupt, verkauft, überall sind Roller und die Leute sitzen auf ihren kleinen Stühlchen und trinken seelenruhig ihren Tee.








Wir testen uns ein bisschen durch das Streetfood und landen irgendwann in der Beer Street. Sie ist berühmt und berüchtigt. Hier tummeln sich Touris und Einheimische an zahlreichen Plastikstühlen. Wahrscheinlich ist es die einzige Straße in Hanoi, in der weder ein Roller noch ein Auto unterwegs ist. Es ist kaum ein Durchkommen als Fußgänger:in, so eng ist die Straße bestuhlt. Überall stehen Angestellte, die uns ihr „special“ Angebot andrehen möchten. Ganz am Ende ist es etwas ruhiger und wir beschließen zumindest auf ein Bier hier zu bleiben. Nirgendwo können wir besser die vorbeilaufenden Menschen beobachten.



Einen kleinen Abstecher machen wir noch zu einem Supermarkt. Wir wollen einmal schauen, was es hier für Produkte gibt und was uns ggf. in Ho Chi Minh Stadt erwartet, schließlich wollen wir uns dort ein bisschen in Weihnachtsstimmung bringen. Dazu gehört natürlich auch die entsprechende Kulinarik. Der kleine Laden sieht von außen sehr unscheinbar aus. Ob sich die 20 Minuten Fußweg hierhin gelohnt haben?
Ohja. Der Laden hat nämlich nicht nur eine Verkaufsfläche im EG sondern noch drei weitere Stockwerke. Mit jedem Stockwerk wird es besser. Hier gibt es alles, was das deutsche Supermarkt-Herz begeht. Inkl. sämtlicher deutscher Produkte. Käse, Cornflakes, Veggie-Produkte, Weihnachtsartikel, Spirituosen. Lauter deutsche Marken und sogar noch deutsche Etiketten auf den Produkten. Passenderweise werden wir auch noch mit lauter Weihnachtsmusik beschallt. Ein kleines Paradies, aber wir zügeln unser Kaufverlangen. Um nicht ganz „erfolglos“ den Laden zu verlassen, kaufen wir uns eine 80 Gramm Packung Haribo.





Im Anschluss essen wir noch eine Kleinigkeit in einem kleinen Restaurant. Auf dem Weg zur Toilette landen wir im Hinterhof. Oder sollten wir besser sagen in der Küche? Unter freiem Himmel wird hier auf kleinen Elektroplatten gekocht, hier ist ganz schön was los. Auf dem Weg zur Toilette geht’s dann einmal durch den Hausflur, eine ältere Dame sitzt auf dem Boden und wäscht Pak Choi. Auf den Treppenstufen werden gerade Frühlingsrollen frittiert, das Bild ist zu lustig. Das Essen schmeckt sehr gut. Nachdem wir nun den ganzen Tag unterwegs waren, gut gespeist und ein Bierchen getrunken haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Hostel. Wir wollen eigentlich direkt ins Bett.


Noch einmal 21 sein
Eigentlich. Denn heute gibt es Freibier im Hostel. Das kann doch nicht schmecken. Mit 20 hat man sich noch über das budgetfreundliche Angebot von Bier in Plastik-Messbechern gefreut, aber jetzt? Kohlensäurearmes, lauwarmes Bier im Hostel, in dem wir deutlich über dem Altersschnitt liegen?

Wir machen es. Ein Becher zum Abschluss und dann gehen wir ins Bett. Fast. Denn heute Abend lernen wir noch Daniel und Tatjana kennen, das deutsch-schweizerische Pärchen ist seit kurzem auch auf Weltreise und wir kommen gut ins Quatschen. Daniel weiß, wie man nachschenkt und schwuppdiwupp nehmen wir das Freibier mit, bis die Bierquelle versiegt. Naja und dann, ihr könnt es euch denken, suchen wir uns eine neue Quelle. Um die Ecke gibt es einen XXS Laden, der keine 10 qm groß ist. Es gibt eine Theke, eine Mini-Toilette in die man rückwärts „einparken“ kann und natürlich das passende Plastikmobiliar an der Straße. Aus „einem letzten Bier“ werden noch zwei weitere und irgendwann fallen wir hundemüde und gut angeheitert in unsere Betten. Gut, dass wir am nächsten Morgen keine Pläne haben. Wir schlafen aus und stellen dann (Überraschung!) fest, dass uns spätestens jetzt unsere letzten „jugendlichen Skills“ fehlen. Vom ersten Kaffee im Hostel steuern wir direkt das nächste Kaffee um die Ecke an und gönnen uns einen zweiten Kaffee und Wasser. Beides ist bitter nötig. Dabei beobachten wir etwas das Leben auf der Straße.




Heute beziehen wir unser Airbnb, wollen die Waschmaschine nutzen und der neue Plan: uns auskurieren.
Mit dem Grab fahren wir etwas stadtauswärts. Die Gegend hier sieht irgendwie fancy aus. Es gibt jede Menge Bars und Restaurants, aber anscheinend auch viele Wohnungen. Noch können wir nicht einchecken, wir machen noch einen Abstecher zum Kiez. Das Kiez hatten wir bereits abgespeichert und einen Besuch fest eingeplant. Hier gibt es nämlich veganen Döner und Falafel. Denn wie früher mit 21 gönnen wir uns mittags einen Dönerteller und eine Cola, was könnte es besseres geben? Oh man, es ist so gut. Der Laden ist echt cool und der Fake-Döner und die Falafel schmecken heute besonders gut.



Airbnb Luxus
Dann bekommen wir die Nachricht, dass wir einchecken können. Da wird doch direkt die erste Waschmaschine angestellt. Wir haben nämlich noch Bedenken, dass wir die Wäsche innerhalb von 1,5 Tagen trocken bekommen müssen, bevor wir mit unserem Besuch weiter Richtung Ha Giang fahren.
Konsti spannt die Wäscheleine und wir hängen die erste Wäsche auf. Beim Anstellen des Wassers zum Duschen merken wir, dass das Wasser kalt ist. Da muss es einen Trick geben. Caro schaut nochmal in die Infos bei Airbnb. Yes, es gibt einen Schalter für warmes Wasser. Und was es auch gibt? Die Info zur Nutzung eines Trockners auf der ersten Etage. Yeah!
Wir hängen also direkt unsere fein säuberlich auf gehangene Wäsche wieder ab und befördern alles in den Trockner. Nach einer kleinen Pause im Bett (wir müssen schließlich auf die Wäsche warten), machen wir uns auf den Weg zum Einkaufen. Wir wollen endlich unsere Olivenöl- und Essigreste aus dem Gepäck loswerden und beschließen, heute Abend Pasta zu kochen. Wir steuern ein paar Supermärkte an. Wir sind auf der Suche nach Parmesan, ohne den geht ja bekanntlich nichts. Irgendwann werden wir fündig. In einem riesigen Feinkost-ähnlichen Supermarkt gibt es so ziemlich alles, was unser Produkt-Herz begehrt. Gleichzeitig weint unser Herz oder besser das Portmonee. Alles ist unfassbar teuer und Konsti muss Caro von den Adventskalendern wegzerren: „Das macht nun wirklich keinen Sinn.“ – Auslegungssache, wenn ihr mich (Caro) fragt.. Dafür gibt es eine Probier-Station mit gratis Rotwein und Blätterteigkuchen. Konsti mag zwar keinen Rotwein, aber das lassen wir uns selbstverständlich nicht entgehen. Einmal nett in die Promotion-Kamera gelächelt und schon sind wir mit den Probiererlis ausgestattet und ziehen weiter durch das Paradies. Wir halten uns zurück, besorgen nur das nötigste und geben uns sogar mit dem günstigen Reibe-Parmesan zufrieden. Für Chrissi und Christina packen wir als kleines Begrüßungspaket noch etwas frisches Obst und ein bisschen lokales Bier ein. Der Abend wird entspannt mit Pasta und Salat auf der Couch verbracht. Morgen geht’s früh raus.


Besuch!
Wir können nicht oft genug sagen, wie sehr wir uns auf diesem Moment gefreut haben. Endlich ist es soweit. Ein bisschen haben wir uns darauf gefreut, wie ein kleines Kind auf den Nikolaus-Tag. Wir stellen früh unseren Wecker und machen uns auf den Weg zu Flughafen. Wir wollen Chrissi und Christina überraschen und sie abholen. Dafür haben wir natürlich noch ein passendes Abholschild gemalt.

Als wir ankommen, stellen wir allerdings mit Erschrecken fest, dass der Flug verfrüht bereits vor 20 Minuten gelandet ist. Sie werden doch keinen Einreise-Sprint hingelegt haben und bereits draußen sein? Wir sind wirklich etwas aufgeregt, es gibt auch noch zwei Ausgänge. Hoffentlich verpassen wir uns jetzt nicht, das wäre wirklich unpassend. Wir behalten das Gepäckband im Blick und irgendwann kommen sie dann. Direkt rennen wir hinter die nächste Säule. NATÜRLICH hat Chrissi uns vorher gesehen, egal, die Vorfreude ist einfach riesig. Es ist so schön die beiden in den Arm zu nehmen. Wir realisieren irgendwie beide noch nicht, dass wir jetzt tatsächlich nach über sieben Monaten unsere Freunde für 10 Tage zu Besuch haben. Anders als wir, hatten die beiden aber einen sehr schlaflosen Flug und sind ziemlich im Eimer. Erstmal geht es also zurück ins Airbnb, unter die Dusche und dann beschließen wir um die Ecke etwas Essen zu gehen. Vorher ist noch eine kleine Bescherung angesagt. Wir bekommen unsere Bestellung aus Deutschland übergeben: Duschbrocken, Rei in der Tube, Konstis neue Actioncam und nicht zu vergessen: Schokolade und Haribo. Die ursprüngliche Bestellung wurde von den beiden noch durch mehr Schoki und mehr Haribo erweitert. Caros Mama hat die anderen Sachen netterweise besorgt und noch einen Lindt Schoko-Bären dazu gepackt (An dieser Stelle nochmal gaaaanz lieben Dank!). Dieser hat den Flug leider nicht unbeschadet überstanden. Kein Problem, der wird direkt verspeist. KÖSTLICH!!!

Caro ist auf Wolke 7! Chocolate heaven, besser gehts nicht. Nach dem Schoki-Snack machen wir uns auf den Weg in ein Restaurant an der Straße. Wir steigen direkt mit einem veganen Buffet und natürlich einer Pho ein, ab heute gibt’s nur noch vietnamesisches Essen! Danach wird eine Siesta gemacht. Tapfer wie die beiden sind, stellen sie sich den Wecker auf eine Stunde und kämpfen sich aus dem Bett. Nach einem Früchte-Snack neben wir uns ein Grab Richtung Innenstadt.
Reisegruppen-Start in Hanoi
Wir brauchen alle dringend Koffein. In einem kleinen Café besorgen wir uns die erste Ladung Koffein und Caro testet ihren ersten Coconut-Coffee. Mega. Der Kaffee wird mit einer Art Kokosmilch-Eis getoppt, nicht zu süß und trotzdem sehr erfrischend.


Nach einem Abstecher zu Viettel zum Simkarten-Kauf, steuern wir erneut den Tempel am grünen See an. Wir testen unser erlangtes „Wissen“ von gestern und erzählen ein paar Fakten, danach steuern wir den nahegelegenden Dom und das Gefängnis an.
Als kleinen Streetfood-Snack testen wir noch den etwas grünlich aussehenden Reis, der in eine Art Monstera Blatt gewickelt ist. Der Reis ist etwas zerstoßen und kombiniert mit Kokosnuss. Es schmeckt ganz gut, reicht aber als Snack zu viert nicht ganz aus. Außerdem müssen die beiden ja dringend ein Banh Mi testen. Nach der Stärkung setzen wir unsere Führung ins Gefängnis fort. Danach ist aber auch Schluss mit weiterem Input.




Nach dem Sightseeing ist vor Beer o’Clock. Wir steuern eine überteuerte Brauerei mit Craft Beer an, gönnen uns ein Bier und genießen die entspannte Atmosphäre. Es ist so schön, mit den anderen zu quatschen und zu lachen. Nach dem Bier beschließen wir, uns eine kostengünstigere Lokalität zu suchen. Wir landen auf der Beer Street. Die gehört ja schließlich auch zum Sightseeing-Programm von Hanoi.
Một! Hai! Ba! Dzô!
Konsti erspäht ein gutes Bier-Angebot zur Happy-Hour und wir nehmen an einem langen Platz neben einer vietnamesischen Männer-Gruppe Platz. Die Jungs nicken uns beim Hinsetzen schon nett zu. Es dauert keine 10 Minuten, da bieten sie uns etwas zu Essen von sich an. Es sind kleine gebratene Vögelchen und wir müssen dankend ablehnen und erklären, dass wir Vegetarier:innen sind. Dafür stoßen wir gemeinsam mit unseren Tischnachbarn an und hören zum ersten Mal den vietnamesischen Trinkspruch:
một, hai, ba, /zo/!
hai, ba, /zo/
hai, ba, uống
Was so viel bedeutet wie:
1, 2, 3, cheers!
2, 3, cheers
2, 3, drink!
Kurze Zeit später bekommen wir einen Salat serviert. Die Männer haben uns eingeladen, das können wir natürlich nicht ausschlagen. Darauf folgt ein Teller mit Pommes und ein Teller mit gebratenen Nudeln und Gemüse. Dazu noch eine Runde Bier. Wir unterhalten uns so gut es geht mit den Männern. Ein Teil von ihnen ist aus Ho Chi Minh Stadt zu Besuch und deshalb sind sie heute gemeinsam unterwegs. Wir geben zu verstehen, dass wir erst nach Ha Giang weiterreisen und uns dann von Norden nach Süden herunter hangeln wollen. Immer wieder stoßen wir an. Irgendwann wollen wir den Absprung schaffen und fragen nach der Rechnung. Aber die Bedienung gibt uns zu verstehen, dass wir von den Männern eingeladen sind. Krass, damit haben wir nicht gerechnet. Wir bedanken uns ausgiebig und ziehen dann weiter. Eigentlich wollten wir noch etwas Essen gehen, sind aber jetzt schon so gesättigt, dass wir zurück ins Airbnb fahren und dort noch gemeinsam eine kleine Bierverköstigung machen. Dann wird es aber Zeit fürs Bett.




