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Indien  /  3. Mai 2023

Varanasi

Varanasi ist ein bisschen wie Köln an Karneval: laut, jeck und bunt – nur ohne Alkohol. Den gibt es in der Stadt zumindest in der Nähe der wichtigsten Tempel nämlich nicht (hat es in der Zeit der Prohibition ja auch nicht gegeben). Varanasi gilt immerhin als eine der heiligsten Stätten im Hinduismus und als die Stadt des Gottes Shiva.

Die Bedeutung von Varanasi

Wer in Varanasi stirbt, verbrannt wird und die eigene Asche anschließend im Ganges verstreuen lässt, kann sich dem Glauben nach, aus dem ewigen Kreislauf befreien. So lässt es sich in das Moksha eingehen und ewiges Leben wird erreicht. Alleine deshalb pilgern täglich zehntausende Menschen in die von 1,2 Mio. Menschen bewohnte Stadt. Jährlich werden 20.000 – 30.000 Menschen hier verbrannt (Kinder und Priester werden nach ihrem Tod ohne das mit dem Verbrennen in den Fluss geworfen, dafür aber mit Gewichten beschwert). Es bedarf wahrscheinlich keiner Untersuchung im Labor, um zu sagen, dass das Wasser hier im Ganges sämtliche Grenzwerte an gesundheitsschädlichen Bakterien sprengt.

Um nur ein paar Beispiele aus deutschen Tageszeitungen zu nennen:

  • „Leichenteile, Tierkadaver und Fäkalien: Warum es so schwer ist, Indiens heiligsten Fluss zu säubern.“ (Tagesspiegel, 2018)
  • „Hundert Milliliter des Wassers […] enthalten bis zu 100 Millionen coliforme Bakterien, einen Hauptbestandteil menschlicher Exkremente. Zum Vergleich: In der Elbe sind es etwa 3.000 bis maximal 10.000, Trinkwasserqualität ist bei null oder knapp darüber erreicht.“ (Welt der Wunder, 2019)
  • „Fluss gleicht einer Giftmüll-Deponie“ (The Weather Channel, 2017)

Das hält die Menschen aber nicht davon ab, im Ganges zu baden, denn auch das Bad in Mutter Ganges hat etwas Spirituelles: Es reinigt von allen Sünden und setzt das Karmakonto wieder auf 0, sofern man da bisher eher im negativen Bereich unterwegs gewesen ist.
Andere baden im Ganges, um sich einfach nur bei den heißen Temperaturen etwas zu erfrischen oder um die Dusche zu ersetzen – Aber bitte ohne Seife. Nicht, dass das Wasser verunreinigt wird. Wiederum andere waschen ihre Wäsche im Ganges.

Wer sich lieber einen Eindruck in Bewegtbild verschaffen möchte: Im Rahmen der ersten Staffel des „Duell um die Welt“ hat Klaas ebenfalls Varanasi besucht. Zu sehen gibt es das Ganze hier.

Zugfahren in Indien

Wie wir inzwischen wissen, sind die Züge in Indien vergleichsweise früh ausgebucht und oftmals mit langen Wartelisten versehen. Man sollte sich also schon mindestens 15 Tage vorher um seine Weiterfahrt kümmern. Für Leute wie uns, die ihre Unterkunft manchmal erst am selben Tag buchen, ungefähr so praktisch wie Nägel einschlagen ohne einen Hammer zu haben.
Daher hat nach einem Frühstück von Recipe Creator und YouTube-Star Abhishek die höchste Priorität für uns, unsere Weiterfahrt nach Agra schnellstmöglich zu buchen. Und so geht es nach dem Frühstück zum Bahnhof. Zu unserem Glück ist Varanasi eine relativ große Stadt, weshalb es hier ein Tourist Bureau im Bahnhof gibt, in dem man uns hilft, das Formular für die Tourist Quota Tickets auszufüllen. Die indische Bahn hält nämlich immer ein Kontingent an Zugtickets für Touristen frei, etwas teurer natürlich, aber dafür spontan buchbar, unser Joker. Mit dem Formular laufen wir ins Reservation Office und lassen uns unsere Tickets für den Nachtzug von Varanasi nach Agra für den übernächsten Tag buchen.
Priorität 1 erledigt. Doch mittelfristig hilft uns das nicht weiter, weil wir immer wieder vor demselben Problem stehen werden. Daher brauchen wir dringend einen Zugang zum indischen Onlineticket-System, damit wir darüber die heißbegehrten Tickets erstehen können. Leichter gesagt als getan. Wir lesen viel darüber, dass man eine indische Nummer braucht für die Registrierung, dass es alternativ auch mit der Einsendung der Kopie des Passes gehen würde, oder dass es zwar auch mit einer ausländischen Nummer geht, man dann aber 100 Rupien Fee zahlen muss. Wahrscheinlich stimmt das alles irgendwie auf seine Weise. Da wir uns aber ohnehin eine indische Sim-Karte beschaffen möchten, ist Tagesordnungspunkt und Priorität 2: Sim-Karte.

Cluburlauber Jones und die Jagd nach der indischen Simkarte

Sich eine indische Sim-Karte zu besorgen, ist den ersten Internet-Recherchen nach ungefähr so einfach, wie die Registrierung bei der indischen Bahn. Wir lesen, dass Vodafone zwar die beste Netzabdeckung hat, Touristen in den zahlreichen Mini-Shops jedoch nur selten geholfen werden kann. Und falls doch, es lange dauern kann, bis die Sim-Karte freigeschaltet ist. Zum Glück liest Caro in den Rezensionen eines Airtel-Shops, einer Alternative zu Vodafone, von Touristen, die dort relativ einfach und schnell eine Sim-Karte erhalten haben. Also nichts wie los zu diesem Shop!
Wir setzen uns also, nachdem wir unsere Bahntickets erstanden haben, in Bewegung und erreichen die Innenstadt von Varanasi. Über eine größere Straße, die sich so anfühlt wie die Kieler Woche am Samstagabend an der Hörn oder die Kloschlange an Karneval am Heumarkt kommen wir in die vielen kleinen Gassen rund um den Kashi-Vishwanath-Tempel. Der Tempel ist einer der bekanntesten Shiva geweihten Tempel Indiens und darf ausschließlich von Hindus betreten werden. Von denen stehen in jeder der engen Gasse viele in einer Schlange, um den Tempel aus allen Himmelsrichtungen betreten zu können. Für Menschen mit Platzangst ist das Durchkommen hier nichts. Über 1,5 Stunden irren wir um den Tempel herum (Google Maps hat in diesem Gassengewirr keine Chance), doch immer wieder stoßen wir auf die Zäune des Tempels. Der Shop scheint auf dem Gelände zu stehen. Als wir schon langsam verzweifeln, lesen wir noch einmal die Rezensionen und stellen fest, dass jemand den Hinweis gegeben hat, dass der Shop gar nicht dort zu finden sei, wo Maps es anzeigt, sondern an der großen Hauptstraße. Nach einer weiteren Stunde vergeblichen Suchens finden wir ihn endlich und sind heilfroh, dass der sehr freundliche und hilfsbereite Dude uns innerhalb einer halben Stunde eine Sim-Karte aushändigt, freischaltet und diese dann auch funktioniert. Die Netzabdeckung von Airtel mag nicht die beste sein, aber der Prozess ist relativ unkompliziert, zumindest wenn man den Shop findet. Es ist nun bereits 17 Uhr.

Als Tourist in Varanasi

Man fällt in Varanasi relativ schnell auf und dementsprechend ist auch das Interesse an einem groß. Seien es die vielen Fotos, die wir mit Menschen machen sollen/müssen/können/wollen, die Tuktuk- und Rikscha-Fahrer, die ständig halten und einen ermutigen wollen, statt zu Fuß zu gehen, doch lieber kurz aufzuspringen oder die unzähligen Händler, die uns ansprechen und eine Weile begleiten, um ihren Shop anzupreisen. Oder natürlich die, bei denen man zunächst nicht genau weiß, was sie eigentlich von einem wollen, die aber mit Sicherheit nicht im Sinn haben, einem ohne eine Gegenleistung weiterhelfen zu wollen. Ja, das kann in all dem Trubel irgendwann anstrengend sein.

Aber auf der anderen Seite haben wir hier sehr sehr viele extrem hilfsbereite Menschen kennengelernt. Von Mahesh habt ihr bereits gelesen.
Abends am ersten Tag warten wir gerade auf einer der belebten Straßen auf unser Uber – kurzer Einschub: Uber oder auch die App Ola sind hier sehr praktisch für uns. Die Fahrer wissen ohne lange Erklärungen, die aufgrund der Sprachbarriere kompliziert sein können, wo wir hinwollen. Wir sparen uns das vorher oder nachher verhandeln und haben von Anfang an einen transparenten Preis, theoretisch. Praktisch werden aber viele unserer Uber-Anfragen erst angenommen und dann entweder wieder sofort abgebrochen oder die Fahrer verhandeln über Uber nachträglich noch über den Preis und verlangen das Dreifache, von dem, was die App sagt. Früher oder später klappt es aber immer irgendwie und wir landen entweder in einem Auto oder in einem Tuktuk. Einschub Ende –
Wir warten also gerade auf unser Uber, als uns ein junges Mädchen in sehr gutem Englisch anspricht (, was entgegen vorheriger Recherchen hier nicht selbstverständlich ist), ob wir ein Problem hätten und ob sie uns irgendwie helfen kann. Auch ein Polizist, der uns auf unserer Sim-Karten-Suche helfen möchte, richtet uns netterweise kurz einen Hotspot ein, damit wir im Internet weitersuchen können. Solche Begegnungen haben wir immer wieder.

Ganga Aarti – Abendzeremonie am Ganges

In der Abenddämmerung beginnt in den drei heiligen indischen Städten Rishikesh, Haridwar und Varanasi jeden Abend ein faszinierendes Ritual: die Ganga Aarti, bei der ein Feueropfer gebracht wird. Dieses Ritual sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Am Anfang wird auf einer großen Konche (einer Meeresschneckenschale) geblasen. Dann werden Räucherstäbchen in ausgeklügelten Bewegungsmustern und große Feuerlampen, die gegen den dunklen Himmel in hellen Farben leuchten, geschwenkt. Der schwere Duft von Sandelholz liegt in der Luft. Schon lange bevor die Zeremonie beginnt, sind die Straßen überfüllt und ein Strom am Menschen bewegt sich zum Ort der Zeremonie. Als wir ankommen ist der weitläufige Bereich schon sehr gut gefüllt. Die bunten Saris der Frauen und die orangefarbenen Blumenketten bilden ein farbenfrohes Gesamtbild in der Abenddämmerung. Der Funke springt auf jeden Fall über, der Pandit hält seine Ansprache und alle Menschen um uns herum interagieren, siehe Video und reißen die Hände dazu in die Luft. Die Stimmung ist positiv, mitreißend und fröhlich.

Sadhus

Ein Sadhu entsagt seinem weltlichen Leben um asketisch zu leben. Er befindet sich in der vierten und damit letzten Phase des vedischen Ashrama-Systems. Manche widmen sich dem spirituellen Leben, lehren Schriften und studieren. Andere leben in der Nähe von Tempeln ohne jegliches Hab und Gut. Zum Zwecke der Meditation wird angeblich hier und da Haschisch oder Cannabis konsumiert. Nach dem Entschluss zur Entsagung schließt sich der Suchende einem Guru an, der ihn in die spirituelle Lehre sowie in Techniken der Askese und Meditation einführt, und dem er als Schüler dient. Anschließend legt er ein persönliches Gelübde ab, das je nach den Vorschriften des jeweiligen Gurus verschiedene Anforderungen auferlegt. Das kann Heimatlosigkeit sein, Armut, sexuelle Enthaltsamkeit, Fasten sowie völlige Bedürfnislosigkeit. Unser Sadhu (siehe Foto) wollte entgegen völliger Bescheidenheit knappe 100 Rupien für ein Foto haben, aber der Haschisch Konsum will ja auch finanziert werden (Spaß). Neben den Sadhus, die sich der spirituellen Entwicklung widmen, gibt es aber auch einige, die, um ihre völlige Hingabe zu demonstrieren, bizarre Leistungen vollbringen: So haben Einzelne Weltrekorde aufgestellt, z.B. „17 Jahre stehen“ oder „einen Arm seit 25 Jahren in die Luft halten“. Solche Handlungen werden als Opfer für den jeweiligen Gott gesehen. Aber das wisst ihr sicher schon alle von Galileo 😉

Varanaschi oder Streetfood all day long

Wir sind so gespannt auf das indische Essen und kaum haben wir unsere wichtigsten to do’s erledigt, halten wir Ausschau nach einem ersten Leckerbissen. Dabei versteht sich von selbst: Dort wo viel los ist, geht viel über die Theke, das ist ein gutes Zeichen. Wir haben keine Ahnung, was es ist, aber wir bestellen einfach genau das, was der Mann vor uns in einer kleinen Schale serviert bekommt. Kleine in Fett (das wird sich wahrscheinlich noch so durchziehen) gebratene Bällchen, eine Art Kichererbsencurry, geriebenes Gemüse und weitere Toppings. Auf einem Löffel würde das bei The Taste definitiv einen goldenen Stern verdienen – Umami, Crunch, Frische und ein bisschen Schärfe.

Danach finden noch zwei Samosas (frittierte, gefüllte Teigtaschen) ihren Weg in unsere Bäuche. Auf dem Heimweg gönnen wir uns dann noch unseren ersten Lassi, vermutlich mit Mango. Einfach erfrischend und köstlich. Etwas verwundert sind wir allerdings über die kleinen Tontöpfchen, in denen der Joghurt serviert wird. Diese werden im Anschluss einfach weggeworfen. Einweggeschirr auf Indisch.

Adieu Varansi

Varanasi, du hast uns gefallen. Wir haben in Blogs gelesen, wie laut, voll und dreckig du bist. Stinkig und die Straßen voll mit Müll. Das ist keineswegs frei erfunden, aber vollkommen okay. Du hast uns so nett empfangen und am Ende haben wir nach langer Suche doch immer unser Ziel gefunden. Wir sind beeindruckt von der Spiritualität, die du ausstrahlst. Wie du deine Besucher:innen in den Bann ziehst und ja sogar zu glücklichen Menschen machst, wenn sie im Ganges baden. Vom Umgang mit dem Tod können wir uns einiges anschauen. Offenheit und als ein Teil des Lebens gehört er einfach dazu. Du empfängst Sadhus, Menschen, die bereit sind ihren Tod hier zu finden, Pilger und Touristen gleichermaßen. Wir werden dich auf jeden Fall nicht vergessen. Es war schön dich kennenzulernen.

PS: Nimm es uns bitte nicht übel, dass wir einen großen Bogen um ein Bad im heiligen Ganges gemacht haben.

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