Taxifahrt mit Zwischenstopps
Am Fähranleger in Ampana angekommen erleben wir wieder das typische Touri-Programm: Eine Vielzahl an Taxifahrern kommt auf uns zu und möchte uns eine Fahrt anbieten. Wir überlassen hingegen heute Konrad das Steuer. Wir folgen dem (wie wir später erfahren) höchst erfahrenen Reisenden wie Kinder. Übrigens wird Caro keine fünf Minuten später gefragt, ob Konrad ihr Vater sei. Nicht ganz. Konrad wirkt hingegen etwas gestresst, er konnte über einen Kontakt eine Weiterfahrt organisieren und nun sind wir auf der Suche nach dem richtigen Auto. Er nimmt seine leitende Funktion sehr ernst und übernimmt auch die Aufgabenverteilung. Konsti soll ein Stück zurücklaufen und auf dem Parkplatz nach dem Auto schauen, Caro ist mit der Bewachung des Gepäcks beauftragt: Jawohl! Kurze Zeit später werden wir von zwei Männern eingesammelt, die uns zu einer Autovermietung fahren. Dort zahlen wir den vereinbarten (und sehr guten) Preis und können glücklicherweise im Hinterhof nochmal die Toilette aufsuchen. Angeblich brauchen wir ca. fünf Stunden bis Luwuk und kurze Zeit später geht die wilde Fahrt auch schon los. Papa Konrad nimmt auf dem Beifahrersitz Platz, Klein-Konsti und Klein-Caro dürfen es sich auf den Rücksitzen bequem machen. Wir sind mit der Bewachung des Gepäcks auf Rückbank und im Kofferraum beauftragt: Jawohl!
Zwischenstopp Numero 1
Bis zum ersten Halt dauert es nur ca. 10 Minuten. Es fängt langsam an, zu regnen. Daher beeilt unser Fahrer sich, ein paar Kisten und Gefäße in den Kofferraum zu schmeißen. Wir fahren ein paar hundert Meter weiter und halten wieder. Dieses Mal halten wir aber so, dass das Heck des Autos unter einem Vordach platziert ist. Jetzt beginnt erstmal eine 15-minütige Umpack-Aktion und dies wird nicht die letzte sein. Wir haben keinen blassen Schimmer, was hier passiert, unser Fahrer kann kein Wort Englisch. Die anderen Menschen, die ihn währenddessen beobachten und uns herumstehen offensichtlich auch nicht. Obwohl „Selfie“ kennen sie, da Caro zum Umpacken aussteigen muss, fragen sie nach dem ein oder anderen Selfie und mal wieder bekommt Caro ein kleines Kind in die Hände gedrückt. Mittlerweile regnet es in Strömen und selbst die Hühner stellen sich unter. Trotzdem opfert Konsti sich, zum nächsten kleinen Laden zu rennen. Er besorgt uns mehr Wasser für die Fahrt und ein paar Kekse. Schließlich müssen wir bis zum Abendessen noch etwas Zeit überbrücken. Zum ersten Mal ergattern wir die köstlichen Roma Kokosnuss-Kekse, die wir von Taco und Tim probieren durften: Definitiv die besten Kekse in Indonesien. An dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank für diese Empfehlung 😉 Caro hat währenddessen natürlich immer ein Auge auf das Gepäck. Konrad hakt zur Sicherheit noch einmal nach. Was wir erst ganz am Ende verstehen. Neben unserem Gepäck, diversen Kartons und Gefäßen, fahren noch zwei weitere Personen hinter uns auf der weiteren Rückbank mit. Der Kofferraum geht natürlich nicht mehr zu, wird aber fachmännisch mit einer Schnur befestigt. Gegen den Regen wird das Gepäck mit einer Plane abgedeckt. Dann geht es endlich weiter. Wir hören etwas Podcast und sind froh, dass wir bei dem Regenwetter im Auto sitzen.



Zwischenstopp 2
Wir halten kurz am Straßenrand und der Fahrer macht eine kurze Toilettenpause. Was uns hier schon auffällt. Einer der Männer bei der Autovermietung hält mit einem Roller ebenfalls neben uns. Ist er die ganze Zeit hinter uns her gefahren? Der Halt ist nur kurz und wir fahren schnell weiter.
Zwischenstopp 3
Mittlerweile ist es draußen dunkel, wir haben fast die ganze Packung Kekse gegessen und diverse True Crime Podcasts und den neuen „Lederhosen Kartell“ Podcast über das Oktoberfest gehört. Dann halten wir mitten in einem kleinen Dorf. Unsere Mitfahrer:innen sind nun anscheinend am Ziel angekommen. Sie und diverse Pakete verlassen das Fahrzeug. Der Rollerfahrer ist auch wieder mit von der Partie. Wenn ihr jetzt dachtet, weiter geht die Fahrt, liegt ihr falsch. Der gewonnene Platz im Kofferraum wird natürlich nicht leer gelassen. Aber was beladen die Männer jetzt? Wir staunen nicht schlecht, aber der Roller soll nun in den Kofferraum. „Das passt doch niemals.“ sagt Caro entgeistert. Nicht nur, dass der Kofferraum nicht zugeht, der ganze vordere Teil des Rollers schaut noch aus dem Kofferraum. Aber unser Fahrer hat ja noch sein „Geheim-Equipment“. Wieder wird die Kordel ausgepackt und nun begibt er sich an die Arbeit. Mit der Kordel befestigt er „fachmännisch“ den Roller am Auto. Weitere 15 Minuten später sind wir bereit für die Weiterfahrt. Der Mann, der den Roller gefahren ist, nimmt jetzt neben uns auf der Rückbank Platz und weiter geht die Fahrt. Schon jetzt ist klar, dass wir um einiges später ankommen als eigentlich geplant.


Zwischenstopp 4
„Dinner?“ kommt als Frage von unserem Fahrer. „No, thanks.“ ist unsere Antwort. Eigentlich möchten wir nur Ankommen. Aber egal, was wir möchten, unserer Fahrer scheint Hunger zu haben. Wir halten am Straßenrand an einem Warung. Na gut, wenn wir sowieso anhalten, dann können wir auch direkt etwas essen. Dann müssen wir uns darum wenigstens nachher nicht auch noch kümmern. Glücklicherweise sehen wir hinter einer Glasscheibe die Auswahl an verschiedenen Komponenten. Wir entscheiden uns für Reis, Gemüse und Tempeh. Das können wir mittlerweile sehr gut als vegetarische Komponente identifizieren. Es schmeckt köstlich und wir sind froh, dass wir uns für das Essen entschieden haben. Wir sitzen mit Konrad am Tisch, der uns auf Nachfrage ein bisschen was von sich erzählt. Er ist pensionierter Informatik-Professor aus der Schweiz. Durch seinen Job hatte er in seinem Berufsleben immer wieder die Möglichkeit für längere Zeit zu Reisen. Unter anderem berichtet er von abenteuerlichen Reisen in Mauretanien, der Westsahara und Mali. Das ist tatsächlich schon etwas länger her, mittlerweile ist die politische Situation etwas zu angespannt, um sich dort als Alleinreisender frei zu bewegen. Als wir fertig sind, nehmen wir wieder im Auto Platz. Endspurt!
Zwischenstopp 5
Konrad hat ein anderes Hotel als wir gebucht. Er lotst den Fahrer zum Standpunkt bei Google Maps. Was sich hier allerdings nicht befindet, ist sein Hotel. Wir fahren die Straße genau ein Mal rauf und runter, es ist nicht zu sehen. Lautstark regt sich Konrad auf und wirkt nervös. Er und der Fahrer steigen aus, um sich bei einer Frau an der Straße nach der Unterkunft zu erkundigen. Konsti ist sichtlich amüsiert darüber, wie nervös und unentspannt Konrad mit der Situation umgeht: „Dafür, dass er schon so viel unterwegs war, ist der Gute etwas unentspannt.“. Es stellt sich heraus, dass bei Google Maps wohl die falsche Adresse hinterlegt ist, die angegebene Postleitzahl ist ein Stück entfernt. Konrad hat aber keine Lust mehr weiter zu suchen und beschließt kurzerhand sich im gleichen Hotel wie wir einzubuchen. Nach diesem kurzen Zwischenstopp geht es also nun endlich wieder zu unserem Hotel, wo wir gegen 21:30 Uhr ankommen und nur noch ins Bett fallen.
Begrenzte Zeit, unbegrenzte Erlebnisse
Wir haben uns (mal wieder) nicht weiter um unsere Pläne gekümmert. Übermorgen geht schon unser Weiterflug, wir haben also noch zwei Tage hier in Luwuk. Zwei Highlights sind hier wohl zu entdecken:
Dies ist zum einen ein Wasserfall, der etwas außerhalb der Stadt liegt und sehr klare und beeindruckende Seen, die auf einer vorgelagerten Insel liegen. Insbesondere die Paisu Pok Seen sollen wunderschön sein und Michael hat uns unbedingt empfohlen, uns diese anzuschauen. Soweit so gut. Der Haken an der Sache ist folgender: Ein Tagesausflug zu den Seen ist sehr kostspielig, da man mit einem eigenen Boot auf die Insel fährt und einen Tag das touristische Komplettprogramm inkl. Mittagessen bucht. Die Alternative ist, mit dem Public Boat auf die Insel zu fahren und die Seen auf eigene Faust zu erkunden. Wie man das genau bewerkstelligen kann, müssen wir aber erstmal in Erfahrung bringen und das ist, wie immer nicht so einfach. Wir schreiben zwei Unterkünften (die einzigen beiden auf der Insel, die wir überhaupt finden können) und stellen ein paar Fragen. Nach ein paar Nachrichten und mehrmaligem Nachhaken, bekommen wir die Infos, die wir brauchen. Das Public Boat fährt einmal am Tag um 14 Uhr und braucht ca. drei Stunden bis zum Dorf. Dort gibt es direkt eine Unterkunft, bei der wir auch einen Roller mieten können. Mit diesem können wir dann laut Maps in ca. 30-45 Minuten zu den Seen fahren. Wenn wir allerdings erst am Nachmittag ankommen, ist es dunkel, bevor wir an den Seen ankommen. Die Herausforderung ist: Das Public Boat mit dem wir zurückfahren müssen (aufgrund unseres Fluges am Folgetag) geht schon um 9:30 Uhr morgens zurück. Ob es möglich ist, den Ausflug früh morgens zu machen? Laut der Unterkunft gar kein Problem. Okay, soweit so gut, wollen wir uns den Stress antun und klappt das dann auch alles, wie wir es uns vorstellen? Wir besorgen uns im Supermarkt erstmal Frühstück und zu unserer großen Freude gibt es bereits geschnittenes frisches Obst. Ja, im Normalfall eine unnötige Plastiksünde, aber nach unser Wassermelonen-Erfahrung in Usbekistan, freuen wir uns sehr, dass es portioniertes Obst gibt. Kleiner Tipp: Es ist nicht ratsam, eine pinke Drachenfrucht auf einem weißen Bettlaken zu verspeisen.
So, jetzt können wir uns nicht weiter von der Entscheidung drücken. Kurzerhand beschließen wir, unsere großen Rucksäcke im Hotel zu lassen und mit kleinen Rucksäcken den Ausflug zu starten. Bis 14 Uhr haben wir ja noch etwas Zeit, wir checken aus, deponieren unsere Rücksäcke beim Hotel in der Hoffnung, dass sie uns verstanden haben (auch hier kann keiner so richtig Englisch) und erkundigen uns nochmal nach dem Punkt, wo das Boot ablegt. Dann gehen wir um die Ecke einen Kaffee in einem süßen Café trinken.

Auf nach Pulau Peleng
Als wir zahlen, fragen wir zur Sicherheit nochmal hier nach, von wo unsere Fähre startet. Als hätten wir es gerochen: Die nette junge Dame kann nicht so gut Englisch, zeigt uns aber eine andere Stelle, genau auf der anderen Seite der Bucht. Mist, was ist denn jetzt richtig? Zum ursprünglich angedachten Ort laufen wir 15 Minuten, zur Alternative 30 Minuten. Weder ein Taxi noch ein Grab/Indrive sind weit und breit zu sehen. Wir laufen los und schreiben der Unterkunft. Die bestätigt, dass wir zu dem weiter entfernten Hafen müssen. War ja klar.
Also nichts wie los, schnellen Schrittes machen wir uns auf den Weg. In 45 Minuten legt das Schiff schon ab. Wir laufen einmal durch ganz Luwuk und kommen noch rechtzeitig am Hafen an. Der ist tatsächlich korrekt. Wir kaufen die Tickets, erstehen noch ein Netz Schlangenfrüchte und eine Packung Kokos-Kekse. Ein bisschen Wegproviant kann ja nicht schaden. Danach gehen wir auf die Fähre und suchen unsere Plätze. Wir sind auf dem oberen Deck und auch hier gibt es, wie auf der Fährfahrt auf die Togians, Liegebetten auf zwei Etagen. Wir nehmen davor auf einer Bank Platz und machen es uns gemütlich. Außer uns sind noch drei weitere Touris mit an Bord. Sie sitzen allerdings etwas entfernt von uns. Wir werden wieder von unseren Mitfahrenden in Augenschein genommen und natürlich auch in das ein oder andere kurze Gespräch verwickelt. Im Hafen fällt uns übrigens noch auf, dass jede Menge Müll im Wasser liegt und das nicht aus Versehen. Als wir in den Hafen von Leme-Leme, dem kleinen Dorf in dem wir auch übernachten, ankommen, sehen wir, wie Passagier:innen einfach ihren Müll vom Boot werfen. Dazu gehören Kinder und auch Erwachsene. Dabei gibt es hier sogar Mülleimer. Das macht uns wirklich traurig, aber wir behalten natürlich auch im Hinterkopf, dass die Aufklärung und das Bewusstsein wahrscheinlich einfach noch nicht vorhanden ist.





Begrüßungskomitee mit Volleyball-Match
Keine halbe Stunde nach unserer Ankunft auf der Insel stehen wir auf einem Volleyballfeld und spielen gemeinsam mit der Damenmannschaft einen Satz, angefeuert von ein paar Dutzend Kindern. Wie zur Hölle sind wir hier gelandet?

Unsere Unterkunft ist nur ein paar Schritte vom Hafen entfernt. Wir werden von Mama Fitri begrüßt. Sie zeigt uns im Hinterhof unser Zimmer. Kurz nachdem wir die Rucksäcke losgeworden sind, wird es laut. Um die Ecke kommen die drei anderen Tourist:innen vom Boot. Im Schlepptau haben sie Kinder. Gefühlt alle Kinder aus dem Dorf. Nun toben sie um uns alle herum und möchten lauter Fotos machen. Sie fragen nach unseren Namen, verraten uns ihre und nehmen uns ohne jegliche Scheu komplett in Beschlag. Wir gehen jetzt Fußball spielen oder Volleyball. Ohne dass wir uns versehen, hat jeder von uns vier Kinder an der Hand und wir werden durch das Dorf geführt. Die drei anderem kommen übrigens aus Schweden und sind super nett. Alle sich draußen befindenden Bewohner:innen des Dorfes grüßen uns und immer wieder müssen wir anhalten um mehr Fotos zu machen. Dann kommen wir an ein Volleyballfeld, auf dem gerade die Damen des Dorfes trainieren. Wir sollen mitspielen. Puh, das letzte Mal Volleyball liegt gefühlt eine Ewigkeit zurück und die Skills haben sich seit der Schulzeit definitiv nicht von alleine verbessert. Aber nein sagen können wir natürlich nicht und kurzerhand sind wir schon mittendrin. Wir geben unser bestes, aber die Annahmen und Angriffe halten sich qualitativ sehr in Grenzen. Ganz im Gegensatz zu den anderen Frauen des Dorfes. Sie sind bestens in Form und spielen problemlos ihre Züge durch (wenn wir nicht gerade dazwischen funken). Das Spiel dauert nicht allzu lange. Langsam wird es dunkel. Wir werden also wieder von den Kindern bei der Hand genommen und wieder zurück zur Unterkunft geführt. Jonathan, dem Schweden ist heiß. Zugegebenermaßen gibt er im Bereich Kinder-Entertainment auch alles, kein Wunder, dass er dabei ins Schwitzen kommt. Er kommt auf die Idee, baden zu gehen.





Vom Nachtbaden, kleinen Notlügen und Karaoke-Entertainment
Mittlerweile ist es dunkel (natürlich noch nicht Nacht), aber die Kinder laufen mit uns ans Wasser, wo auch das Boot angelegt hat. Wir sehen nichts, gehen aber trotzdem ins Wasser. Was hier wohl außer dem Müll von eben um uns herum schwimmt? Da sieht man mal wieder, was Gruppenzwang mit einem macht. Die Kinder bleiben im Trockenen und wir gehen zu fünft ins Wasser. Wir genießen den Moment der Ruhe und erfreuen uns am erfrischenden Nass. Dann geht es wieder zur Unterkunft. Übrigens hat unser Zimmer zwar eine Stehtoilette, allerdings keine Dusche. Umso besser, dass wir uns quasi im Meer „gereinigt“ haben.
Wir inspizieren das Regelwerk der Unterkunft, welches präsent an der Wand unseres Zimmers hängt. Natürlich zeigen wir gerne unseren Ausweis, halten uns an Check-in- und Check-out-Zeiten und selbstverständlich haben wir weder Tiere, nach Alkohol und Drogen im Gepäck. Aaaaber ein kleiner rot markierter Satz verleitet uns heute, mehrfach eine Lüge zu verbreiten: Every guest of the inn is PROHIBITED TO BRING A COUPLE THAT IS NOT HUSBAND AND WIFE. Upsi, verheiratet sind wir ja tatsächlich nicht (auch wenn halb Zentralasien das ebenfalls denkt). Wir wissen es ja alle spätestens seit Professor Umbridge bei Harry Potter „Man darf keine Lügen erzählen.“ (entschuldigt, ohne Harry Potter, ohne uns;)). Hier machen wir dann wohl mal eine Ausnahme. Denn tatsächlich haben wir schon von anderen Reisenden gehört, denen ein gemeinsames Hotelzimmer aufgrund einer nicht abgeschlossenen Ehe verweigert wurde. Willkommen in einem sehr muslimischen Land. Daher ist heute wohl eine kleine Notlüge erlaubt. Nur, dass die Kinder uns gefühlt alle 5 Minuten fragen, ob Konsti mein „husband“ und ich seine „wife“ bin. Na klar, was sonst. Kinder haben wir übrigens auch keine, aber das scheint nicht so tragisch zu sein. Eine der Schwedinnen wurde übrigens immer wieder gefragt, ob sie ein Baby im Bauch hat. Sie antwortet mit einem entspannten Lächeln, dass es sich eher um ein „Food-Baby“ handelt. Hach, Kinder und ihre ehrliche Direktheit.

Vor unseren Zimmern ist jetzt jede Menge los. Manche Kinder verabschieden sich, dann kommen wieder neue dazu. Sie stellen uns Fragen, machen immer wieder Fotos mit uns, bringen uns (etwas erfolglos) Zahlen und Vokabeln auf Indonesisch bei. Wir landen auf jeden Fall auf direktem Weg auf ihren Social Media Kanälen. Sie wollen sich natürlich mit uns vernetzen, mit Snapchat können wir leider nicht dienen. Dann kommt noch ein netter Mann dazu. Er stellt sich vor, unterhält sich kurz und verschwindet wieder. Kurze Zeit später kommt er wieder, ausgestattet mit einer tragbaren Musikbox mit Mikrofon. Eine mobile Karaoke-Anlage, das scheint hier echt ein Ding zu sein. Er macht den Anfang und gibt an Jonathan weiter. Der kennt zwar das Lied nicht, gibt aber alles. Als Konsti an der Reihe ist und geklärt wurde, dass wir aus Deutschland kommen, sucht er einen Klassiker raus: Wind of change. Immerhin nicht Helene Fischer. Konsti gibt alles (zur großen Erleichterung von Caro, die bei Karaoke an ihre persönliche Schamgrenze kommt). Die Begeisterung für den Song bleibt bei den Kindern etwas aus. Ist auch nicht ganz ihre Generation – fair enough. Als der nette Mann hingegen einen indonesischen Klassiker anspielt, sind die Kinder vollkommen aus dem Häuschen. Es wird lautstark mitgesungen und mitgetanzt. Irgendwann macht die Anlage schlapp und der Mann muss telefonieren (wobei wir auch in dem Videocall mit seiner Famiie noch ein kurzes Cameo haben). Bei uns wird es Zeit zum Abendessen.


Wir essen gemeinsam mit Erika, Jonathan und Alzbeta zu Abend und unterhalten uns sehr nett. Vegetarisches Essen ist übrigens kein Problem und es schmeckt sehr gut. Die sehr dicke und sehr schwangere Katze kommt auch auf ihre Kosten. Die anderen teilen gerne ihren Fisch. Die drei sind im Urlaub und steuern als nächstes die Togian Islands an. Die gelassene und fröhliche Art ist sehr angenehm. Danach sind wir alle müde und froh, dass wir uns Bett kommen. Wir müssen schließlich sehr früh raus. Wir verabreden uns mit Mama Fitri für 5 Uhr morgens. Dann gibt sie uns die Schlüssel für den Roller.
Roller-Premiere
Der Wecker klingt früh, eigentlich zu früh für uns. Wir machen uns schnell fertig und starten um kurz nach 5 Uhr mit dem Roller. Draußen ist es noch dunkel. Und schon geht sie los, unsere erste Fahrt mit dem Roller. Konsti ist schnell drin und hat sichtlich Spaß. Erst ist die Straße noch geteert, zwischenzeitlich gleicht sie eher einem Schotterweg. Wir fahren entlang der Küste und langsam wird es hell. Wie schön, wir sehen den Sonnenaufgang, fahren vorbei an Palmen, Auberginen-Feldern, durch Dörfer und begegnen kaum einer Menschenseele. Ungefähr 45 Minuten später kommen wir an unserem Ziel an.




Paisu Pok
Wir stellen den Roller mitten im Dorf ab. Gut, dass hier ein Schild steht, ansonsten deutet nämlich nicht viel auf das eigentlich touristische Ziel hin. Nachdem wir ein paar hundert Meter landeinwärts dem Weg folgen, kommen wir zum See. Viele Fakten zum See finden wir nicht, aber zwei Dinge müssen wir euch natürlich mit auf den Weg geben: Der See ist ca. 5-10 Meter tief und hat eine Fläche von 12.000 Quadratmeter.
Wahnsinn, er ist wirklich schön und tatsächlich ist das Wasser super klar. Die blauen Farben sind unbeschreiblich schön. Da hat sich die Fahrt doch mehr als gelohnt. Und das beste? Wir sind absolut alleine hier. Wir schauen uns erstmal um, gehen entlang des Stegs und machen jede Menge Fotos. Das gestaltet sich als gar nicht mal so einfach. Die Farben kommen auf den Fotos nur halb so gut rüber wie in Wirklichkeit. Wir lassen uns Zeit und genießen die morgendliche Ruhe. Dann beschließt Konsti, ins Wasser zu springen. Ui, ganz schön kalt oder mit seinen Worten: Frisch. Ganz anders als wir es von unseren Baden-Sessions der letzten Wochen kennen. Caro hingegen hat sich gerade nach der ersten Mückenattacke mit Antibrumm eingesprüht. Die Chemiekeule möchte sie ungern in das tolle Wasser hier spülen. Außerdem muss ja einer Fotos von Konsti beim Baden machen. Die ersten Menschen kommen, sie scheinen hier zu arbeiten, da sie Schwimmwesten ans Wasser tragen. Die Tourist:innen können hier nämlich nicht nur kleine Foto-Shootings abhalten, sondern auch Schnorcheln, Boot oder Kanu fahren. Wir sind nochmal mehr dankbar, dass sich hier gerade an Land und im Wasser keine Menschenmassen tummeln. Wir gönnen uns noch einen kleinen Frühstückssnack in Form von ein paar Keksen und machen uns dann auf den Rückweg.








Fast zurück an der Straße vernehmen wir Wasser-Geräusche. Eine Frau wäscht ihre Wäsche an einer kleinen Wasserstelle. Ob das Waschmittel so gut für den See ist? Aber gut, eine Waschmaschine wird sie wohl kaum besitzen. Am Eingang des Dorfer machen wir nochmal Halt. Hier haben wir noch eine sehr schöne Lagune gesehen. Abgesehen von einer leeren Zahnpasta-Tube im Wasser ist es auch hier total schön. Durch die Bäume fallen die Sonnenstrahlen in die kleine Lagune. Danach machen wir uns mit dem Roller wieder auf den Weg zurück nach Leme-Leme. Wir haben etwas Puffer eingeplant, damit wir nicht in Zeitnot geraten.






Tschüss Leme-Leme
Als wir zurück kommen, werden wir von Mama Fitri begrüßt. Sie kredenzt uns zum Frühstück wahnsinnig süßen, schwarzen Kaffee und ein bisschen Gebäck. Typischerweise gibt es hier übrigens auch wieder kleine, gefüllte Hefe-Buns. Auch süß, aber lecker. Danach verabschieden wir uns von Mama Fitri. Aber nicht ohne ein Abschiedsfoto versteht sich. Sie macht sich extra hübsch, wechselt ihre Schuhe und zieht ihre Jeansjacke an. Zu süß. Sie ist wirklich eine kleine Mama, die immer ein breites und lautes Lachen auf dem Gesicht hat. Wir bedanken uns für ihre herzliche Gastfreundlichkeit und versprechen, eine gute Rezension zu schreiben.



Dann geht es auch schon auf die Fähre. Wir wählen die gleichen Plätze wie gestern und pünktlich um 9:30 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg nach Luwuk. Im Gegensatz zu gestern machen wir es uns auf den Liegeplätzen bequem, wir sind etwas müde und hoffen, dass wir einen kurzen Powernap einlegen können. Während wir dort so liegen, lassen wir unseren Blick aufs Wasser schweifen und plötzlich treffen sich unsere Blicke: Waren das Delfine? Yes. Da ist (leider weit weg) eine Gruppe Delfine vor uns. Wie cool! Wir beobachten, wie die Rückenflossen aus dem Wasser auftauchen und hoffen, dass sie näher kommen. Aber die Delfine haben heute etwas anderes vor. Schade, aber wir freuen uns natürlich trotzdem, dass wir sie überhaupt gesehen haben.

Zurück in Luwuk
Zurück in Luwuk steuern wir unser Hotel an. Auf dem Weg besorgen wir uns noch Kaffee und frisches Obst im Supermarkt. Das verspeisen wir dann wieder auf den weißen Bettlaken im Hotel. Dieses mal geht es aber gut und wir versauen kein zweites Bettlaken mit pinken Flecken. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, noch den Wasserfall zu besuchen. Er ist nicht weit weg, aber irgendwie stellt es sich als schwierig heraus, ein Indrive oder Grab zu bestellen. Die Schwed:innen hatten einen eigenen Fahrer. Unsere Motivation hält sich in Grenzen und wir beschließen, lieber nochmal einen guten Kaffee trinken und spazieren zu gehen. Abends gehen wir nebenan Gado Gado essen. Es schmeckt ganz hervorragend.







Beim Essen spekulieren wir noch, wo wir wohl den morgigen Abend verbringen. Um von Luwuk nach Lombok zu kommen, stehen morgen drei Flüge auf dem Programm (shame on us). Von Luwuk in den Süden von Sulawesi nach Makassar. Von dort nach Surabaya auf Java und dann weiter nach Kuta auf Lombok. Flugzeit jeweils zwischen 1 und 1,5 Stunden, Umstiegszeit jeweils 40 Minuten. Jaja, wir wissen, was ihr jetzt denkt: Das klappt doch niemals. Wir sind zugegebenermaßen auch skeptisch, aber lassen wir uns einfach mal überraschen. Einen kleinen Cliffhänger muss es ja auch geben.
60 Stunden Luwuk
Bevor wir uns von Luwuk verabschieden, lassen nochmal kurz Revue passieren, was in den letzten 60 Stunden passiert ist. Insbesondere unser Ausflug zum Paisu Pok See hat uns ziemlich aus den Socken gehauen. In der kurzen Zeit sind wir auf so viele nette Menschen getroffen, sind zwei Mal mit dem Boot gefahren, haben einen wahnsinnig schönen See besucht, Delfine gesehen und hatten Spaß beim Roller fahren. Und: Wir haben Volleyball gespielt und Karaoke gesungen. Damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet. Wir sind mal wieder sehr dankbar für all diese tollen Momente, die wir hoffentlich nie vergessen werden.