Leo’s Hotel
Hier treffen wir nicht etwa Leo, dafür aber aber Andi und Anja. Die beiden haben wir im Nationalpark kennengelernt und dort festgestellt, dass wir die gleiche Fähre auf die Togians nehmen wollen. Wir wussten auch, dass die beiden einen Zwischenstopp in Tomohon einlegen, aber zufälligerweise haben wir uns im gleichen Hotel eingemietet. Gut, wir sind wahrscheinlich nicht die einzigen, die Reiseblogs lesen 😅 Wir freuen uns, die beiden zu sehen und holen uns für unseren kurzen Aufenthalt noch ein paar Tipps ab. Die beiden fahren schon heute Abend über Nacht Richtung Gorontalo. Diesen Weg treten wir morgen tagsüber an. Wir checken schnell ein, besorgen uns einen höchst ungesunden Snack (Cornflakes und kalten, gesüßten Kaffee) im Supermarkt nebenan und planen die Weiterreise. Angeblich gibt es keine Öffis, die von hier direkt nach Gorontalo fahren. Dann müssten wir erst einen Fahrer zurück nach Manado nehmen (da kommen wir ja gerade erst her) und dann noch zwei Mal umsteigen. Das erscheint uns sehr mühsam und zeitintensiv. Es ist aber auch schwierig, an diese Infos zu kommen und die Angestellten des Hotels sind erfahrungsgemäß keine große Hilfe. Sie wollen eben auch nur ihren Teil vom Transfer-Kuchen abbekommen. Da wir nicht über Nacht fahren wollen, wenn wir am gleichen Tag die Fähre nach Gorontalo nehmen, müssen wir wohl oder übel tagsüber fahren. Wir vereinbaren eine Abholung für 8 Uhr mit einem Fahrer.
Viva Vulcano
Weshalb wir eigentlich hier sind: Der Lokon. Ein aktiver Vulkan. Das haben wir beide noch nie gesehen und wollen es uns nicht entgehen lassen. Eigentlich ist der Vulkan aufgrund der Aktivität aktuell nicht für Besucher:innen geöffnet. Michael, unser Sulawesi-Experte von den Bunaken, hat uns aber versichert, dass der Weg ganz unkompliziert ist und man einfach nur drauf achten muss, dass der Vulkan nicht zu stark raucht. Am besten man besucht den Krater gegen Mittag. Am Vor- und Nachmittag soll der Lokon aktiver sein (eine Info, die Konsti übrigens genau andersherum verstanden hat 😁). Na gut. Wir sind wegen des langen Wartens auf das Indrive in Manado später dran als geplant und haben keinen blassen Schimmer, was viel oder wenig Rauch bedeutet. Wir rufen uns ein Indrive und lassen uns zum Ausstieg bringen. Von hier sind es nur etwa 45 Minuten zu Fuß. Der Himmel ist ziemlich bewölkt (oder verraucht? 😁). Außer uns ist niemand weit und breit zu sehen. Wir sind schon relativ hoch, weshalb der Weg zum Krater schnell bewältigt ist.




Loco Lokon
Und Zack, wir sind am Krater. Tatsächlich, hier raucht es ganz schön. Echt cool und im ersten Moment auch etwas ungewohnt. Ist das jetzt viel Rauch und wird es mehr? Wir sind auf jeden Fall alleine und schauen uns alles ganz in Ruhe an. Der Wind dreht etwas und wir können noch ein bisschen besser reinschauen. Den Geruch nach Schwefel haben wir uns stärker vorgestellt, aber ein bisschen riechen wir es in der Luft. Wenn wir schon Mal alleine hier sind, machen wir doch direkt mal ein paar Fotos. Dann erfolgt noch der Dirki-Geburtstags-Anruf vom Vulkan. Mann, wir vermissen euch schon alle sehr! Allerdings ist die Verbindung nicht so gut – im Siegerland versteht sich, bei uns auf dem Vulkan mitten im Nirgendwo ist das Netz bestens.







Danach machen wir uns langsam wieder auf den Rückweg. Fast, aber auch nur fast, unten angekommen, werden wir noch einmal richtig nass. Ein kurzer aber kräftiger Schauer erwischt uns. Gut, dass wir doch sicherheitshalber die Regenjacken eingepackt haben.


Live-Konzert und Abendschmaus
Nach einer Dusche im Hotel, machen wir uns auf die Suche nach Abendessen. Die Straßen sind fast leergefegt, wir laufen an einem Haus vorbei, als wir unsere Öhrchen spitzen. Woher kommt die Musik? Ist das Karaoke? Ähm ja. Da sitzt tatsächlich ein leicht untersetzter Mann (mit vermutlich seiner Ehefrau) auf der Terrasse seines Hauses und singt inbrünstig in das Mikrofon einer Karaoke-Anlage. Auf dem Fernseher gegenüber läuft der Text mit. Für mehr als ein publikumsloses Konzert im Vorgarten hat es bei der Sänger-Karriere nicht gereicht. Nicht ganz zu unrecht wie wir finden. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Aber wie gut ist bitte dieses Bild, zählt das jetzt auch als Datenight? Die Nachbar:innen halten auf jeden Fall Fenster und Türen geschlossen. Leider haben wir uns nicht getraut, ein Foto dieser Situation zu machen. Nicht jeder Sänger möchte schließlich ungefragt abgelichtet werden.
Gut, dass zumindest das herausgesuchte Restaurant geöffnet hat und immerhin gibt es zwei weitere Gäste. Wir entscheiden uns für traditionell indonesisches Essen: Nasi Bakar. Gebratener Reis, der mit Gemüse und in unserem Fall Tempeh und Tofu in einem Bananenblatt gegrillt wird. Dazu gibt’s noch ein scharfes Sößchen. Es schmeckt ganz hervorragend und wir sind mal wieder sehr froh, dass es hier so viel Tempeh und Tofu gibt. Auch rein optisch ist das Gericht im Bananenblatt irgendwie ganz cool.


T wie Tempeh
Für diejenigen, die noch nicht in den Genuss von Tempeh gekommen sind oder für diejenigen, die es schon gegessen haben, aber das Background-Wissen so wie bei uns noch ausbaufähig ist, ein paar Fakten: Denn Tempeh ist ein traditionelles Fermentationsprodukt aus Indonesien. Wie passend! Jetzt wird es etwas gewöhnungsbedürftig. Für die Herstellung von Tempeh werden Sojabohnen mit verschiedenen Rhizopus-Arten (vereinfacht Schimmelpilzen) „beimpft“. Üblicherweise wird es in würziger Soße oder Salzwasser mariniert und in heißem Öl gebacken oder frittiert. Tempeh hat einen angenehm milden, nussigen und pilzartigen Geschmack, der mit praktisch jeder Würze harmoniert; die Struktur sorgt für einen festen, aber zarten Biss und ermöglicht dem zubereiteten Produkt, Gewürze gut aufzunehmen. In den ländlichen Gebieten Indonesiens steht der Bevölkerung mit Tempeh eine wertvolle und preiswerte Eiweißquelle zur Verfügung. Besonders als frittierte Variante schmeckt uns Tempeh besonders gut, quasi Fett- und Eiweißquelle in einem. Konsti sagt die Konsistenz allerdings weniger zu. Er ist da eher Team Tofu, während Caro Geschmack- und Konsistenz von Tempeh favorisiert. Was Wikipedia noch sagt: Rhizopus oligosporus produziert ein natürliches Antibiotikum, das grampositive Bakterien an ihrer Ausbreitung hindert. Weitere positive Effekte sind die Reduzierung der Lipidoxidation und die Senkung von Bluthochdruck. Tempeh enthält Ergosterin (Provitamin D2). Das fanden wir ebenfalls eine interessante Info, was auch immer das jetzt bedeuten mag. Danach geht es für uns wieder zurück zum Leo’s Hotel, wo wir noch eine Serie schauen und uns früh die Augen zufallen.
Heutiges Tagesprogramm: Auto fahren
Morgens machen wir noch einen Abstecher in den Supermarkt und decken uns mit Frühstück und etwas Fahrtproviant ein. Gegen 8 Uhr werden wir etwas verspätet von unserem Fahrer abgeholt. Dann geht es Richtung Gorontalo. Naja fast, erst fahren wir noch einmal Richtung Manado. Wer aufgepasst hat, weiß, das wollten wir vermeiden. Von hier hätten wir ja einen Bus nehmen können. Tja, jetzt sitzen wir in unserem Auto und sehen am Busbahnhof die Busse, die wahrscheinlich wesentlich kostengünstiger nach Gorontalo fahren. Wir laden noch eine ältere Lady ein, der Fahrer wird ausgewechselt und dann geht die Fahrt weiter. Immerhin fahren wir jetzt Richtung Gorontalo. Und das dauert lange. Sehr lange. Entlang der Küstenstraße fahren wir 6 Stunden, bis wir eine Mittagspause machen. Unser Fahrer hat Hunger.

W wie Warung
Noch ein kleiner Fakten-Einschub im kulinarischen Bereich Indonesiens. Warung ist ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens in Indonesien. Im Laufe der Zeit hat sich der Begriff Warung leicht verändert – vor allem bei Tourist:innen bezieht sich der Begriff auf ein bescheidenes indonesisches Restaurant oder einen Ort, der indonesische Einzelhandelsartikel (hauptsächlich Lebensmittel) verkauft werden. Aber für die Mehrheit der Indonesier:innen ist die Bedeutung immer noch ein kleiner Supermarkt in der Nachbarschaft, oft ein Wohnzimmer im Haus einer Familie, praktisch der indonesische Tante-Emma-Laden. Wir halten an der Straße in einem kleinen Warung-Restaurant, bei dem man sich wie an einem Buffet seinen Teller selbst mit verschiedenen Speisen zusammenstellen kann. Wir teilen uns einen Teller mit Reis und verschiedenen Gemüsegerichten. Zur Verwunderung unseres Fahrers, der uns von seinem Teller noch Hühnchen anbietet. Bei einem kurzen Toilettenabstecher sehen wir noch ein paar Ratten ums Haus herumtollen, feini! Danach geht die wilde Fahrt weiter.
Guten Abend Gorontalo
Gegen 21 Uhr erreichen wir Gorontalo. Kurz vor dem Ende der Fahrt, findet noch einmal ein Fahrerwechsel statt. Dann biegen wir von der größeren Straße ab und befahren ungeteerte Straßen. Wir sind sehr verwundert. Zur eigentlichen Unterkunft sind es laut Google Maps noch ca. 30 Minuten und wir hätten eigentlich auf der Hauptstraße bleiben müssen. Die ältere Lady haben wir vorab schon rausgelassen. Draußen ist es sehr dunkel, irgendwann halten wir in einem Hinterhof. Was machen wir denn jetzt noch hier? Laden wir jetzt noch irgendwen oder irgendetwas ein oder aus? Oder werden wir jetzt hier ausgeraubt? Wir sind ehrlich gesagt schon etwas genervt. So langsam wollen wir nach fast 13 Stunden Fahrt endlich ankommen. Der Fahrer steigt aus und unterhält sich mit Einheimischen. Wir bleiben sitzen. Konsti schaut bei Maps, wo wir sind. Sunset Cottages. Unsere Unterkunft heißt doch Harry and Mimins Homestay. Nach gefühlten 5 Minuten öffnet eine Frau die Türe und heißt uns willkommen. Aber wir sind doch nicht richtig, oder? Doch. Und da fällt dann auch der Groschen. Die Frau stellt sich als Mimin vor. Über Whatsapp haben wir die Unterkunft gebucht. Harry hatte uns ein Zimmer im Sunset Cottages angeboten. Wir dachten, dass es sich dabei um den Namen eines Zimmers handelt, nicht um den einer ganz anderen Unterkunft. Das Homestay war ausgebucht, sodass wir im Sunset Cottages untergebracht wurden. Dann ist es wohl jetzt mal Zeit auszusteigen.
Im Nirgendwo
Wir sind ein bisschen überfordert. Wo zur Hölle sind wir hier? Für morgen Vormittag vor der Fährfahrt hatten wir eigentlich eine kleine To Do-Liste mit Besorgungen erstellt, die sich in der Stadt problemlos hätte umsetzen lassen. Gibt’s hier überhaupt ATMs, Supermärkte und bekommen wir hier Alkohol? Als nächste Frage schwirrt uns hier allerdings im Kopf herum, wie wir hier jetzt noch an Abendessen kommen sollen. Erst einmal bekommen wir aber unser Zimmer gezeigt und Mimin will sich um Essen kümmern. In einer Art Häuschen auf großen Stelzen haben wir ein ganz nettes Zimmer, sogar mit Klimaanlage. Im Garten gibt es eine Art Unterstand, und geteilte Duschen und WCs. Wir setzen uns und checken erstmal, wo wir sind. Dann kommt unser Essen.

G wie Gado Gado
Statt im Bananenblatt wird heute Gado Gado in Papier serviert. Gado Gado ist eine Art Gemüsesalat mit einer scharfen Erdnusssauce aus der indonesischen Küche. Der Begriff bedeutet Mischung. Neben rohem Gemüse gibt es meistens Kartoffeln, Krabbenchips, gekochte Eier oder auch manchmal Tofu oder Tempeh dazu. Irgendwie schmeckt es überall anders, nur die Soße ist meist ähnlich. In unser heutigen Variante können wir nicht alles genau identifizieren, aber dann merken wir, dass in unserer vegetarischen Variante doch zwei Fleischbällchen sind. Naja, überall anders und so.. Wir sortieren die Bällchen aus, ansonsten schmeckt es sehr gut.

Während wir gerade essen, glaubt Konsti auf einmal, dass ihm etwas schwummrig wird. Es fühlt sich so an, als würde sich alles etwas drehen. Als er es ausspricht, sagt Caro, dass es ihr genauso geht. Seltsam. Wir konzentrieren uns beide ein bisschen auf die Umgebung und merken: Es sind nicht unsere Körper, die etwas wackeln, es ist die Erde. Wir haben gerade beide hautnah unser erstes kleines Erdbeben miterlebt. Ein bisschen gruselig, aber auch ein bisschen witzig. Erdbeben sind, wie schon im „Hallo Indonesien“ beschrieben, hier absolut keine Seltenheit und es gibt mehrere kleinere Erdbeben pro Tag.
Dann treffen wir noch auf ein deutsches Paar, das ebenfalls gerade angekommen ist: Tim und Taco. Wir quatschen kurz, sind aber alle ganz schön müde und gehen zeitig ins Bett. Gute Nacht sagt uns dann noch eine dicke Ratte, die unseren Weg kreuzt. Sie scheint noch nicht müde zu sein.
GuMo Gorontalo
Wir sind früh auf den Beinen und treffen schon vor dem Frühstück auf die anderen Gäste der Unterkunft. Wir verquatschen uns beim Kaffee mit Taco und Tim. Die beiden leben in Hamburg und sind seit 1,5 Jahren auf Reisen. Sie sind in Süd und Mittelamerika gestartet, waren schon in Japan, Südkorea und haben schon Großteile von Südostasien gesehen. Wahnsinn, genau das, was wir noch alles auf unserer Liste haben. Was die beiden alles zu erzählen haben, ist super interessant und beide sind mega nett! Das uns die Gesprächsthemen nicht ausgehen, wird sich im Laufe des Tages noch des Öfteren bestätigen.
Jetzt wollen wir aber noch ein paar Dinge erledigen. Insta und Blog stehen mal wieder hinten an. Wir brauchen erstmal Bargeld und Proviant für die Fährfahrt. ATMs gibt es nämlich auf den Togians nicht, von Kartenzahlung mal ganz abgesehen. Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass wir uns auch Proviant für die Fähre mitnehmen sollen. Auf dieser gibt es wohl nur einen kleinen Kiosk. Zuletzt würden wir dann noch gerne eine Flasche Schnaps in Form von Rum oder ähnlichem für Konstis Geburtstag besorgen. Im Dorf, wo auch unsere Unterkunft ist, gibt es zwei kleine Supermärkte und mehrere ATMs. Zumindest laut Google Maps. Snacks bekommen wir problemlos, Geld ist schon eher ein Problem. Schwitzend laufen wir einen ATM nach dem anderen ab. Der eine wird gerade gewartet, die anderen funktionieren nicht (bei BRI haben wir irgendwie kein Glück mit unseren Karten). Na prima. Wir schreiben Harry eine WhatsApp und er beruhigt uns. Wir können auf dem Weg zur Fähre noch halten und Geld abheben. Zurück bei der Unterkunft treffen wir auf Mimin und Harry. Alkohol zu kaufen ist schwierig, aber Geld und Mittagessen erledigen wir auf dem Weg zur Fähre. Abfahrt ist um 13 Uhr. Na gut, das entspannt uns etwas. Wir duschen, packen und warten dann auf die Abfahrt. Während der Wartezeit quatschen wir mal wieder mit den anderen.
N wie Nervosität
Wir teilen uns mit den anderen Gästen, die auch zur Fähre wollen, auf zwei Autos auf, Mimin fährt im anderen Auto mit. Wir fahren und fahren, erst Richtung Gorontalo City und dann irgendwie Richtung Fähranleger. Komisch, da wird bei Maps gar kein ATM mehr angezeigt und außerdem liegt der Anleger wieder recht weit stadtauswärts. Wir kommen direkt bei der Fähre an, auch nach Mittagessen sieht es hier nicht wirklich aus. Mimin und das andere Auto sind noch nicht da. Unser Fahrer kann leider kein Englisch und will sich nach dem Ausladen schon wieder aus dem Staub machen. Wir haben leider nur Harrys und nicht Mimins Telefonnummer. Harry erreichen wir nicht. Wir bitten den Fahrer, Mimin anzurufen, was er dann auch macht. Sie sagt, dass sie gleich da ist. Als sie endlich ankommt, hat sie anscheinend vergessen, dass wir noch zum ATM müssen. Und das müssen wir unbedingt, wir haben ansonsten keine Möglichkeit auf den Togians die Unterkunft und das Transferboot zu zahlen. Wann fährt nochmal die Fähre? Genau, eigentlich um 17 Uhr, aber Mimin sagt, dass es nun früher, schon um 15 Uhr losgeht. What? Das darf doch echt nicht wahr sein. Das heißt, wir haben jetzt nur noch weniger als eine Stunde Zeit, um wieder in die Stadt zu fahren und Geld abzuheben. Konsti springt mit beiden Kreditkarten ins Auto unseres Fahrers, während Caro auf das Gepäck aufpasst. Ohja, wir sind tatsächlich beide nervös. Die Gründe sind als folgende zu definieren:
- Fähre verpassen und einfach die nächste nehmen, ist keine Option. Die nächste Fähre geht erst am Freitag. Das würde sich kaum noch lohnen und wir würden Konstis Geburtstag mit einem Reisetag verbringen.
- Auf dem Weg zur Fähre war eben schon viel Verkehr und der nächste ATM ist ein ganz schönes Stück entfernt.
- Der nächste ATM ist übrigens ein BRI. Wer oben gut aufgepasst hat, wird sich erinnern, dass wir bei dieser Bank gar kein Geld abheben können. Wird Konsti das dem Fahrer, der kein Englisch spricht, verständlich machen können?
- In Gorontalo möchten wir auch nicht mehr Zeit als unbedingt notwendig verbringen.
- Die Kreditkarten haben ein Tageslimit eingerichtet. Wir brauchen aber relativ viel Bargeld für die nächsten Tage, da alles nur mit Bargeld und ohne weitere ATMs funktioniert. Caro drückt Konsti schnell ihre Kreditkarte in die Hand und sagt ihm den Pin. Kann er sich das in der Eile merken?
- Wir haben keine Zeit mehr zum Mittagessen und Proviant einkaufen.
- Weit und breit gibt es natürlich kein Laden für Schnaps oder sonstige Geburtstags-Alkoholika.
Die letzten beiden Punkte sind natürlich die wahrhaftig schwerwiegenden Probleme… Daher sind Taco und Tim auch unsere Helden. Sie machen sich auf den Weg, etwas zu Essen zu besorgen und bringen uns sowohl Mittag- als auch Abendessen mit. Da die beiden selbst vegan leben, müssen wir uns auch keine Sorgen machen, dass unser Essen etwas enthält, das wir nicht essen könnten. Hoffentlich können wir das gleich gemeinsam auf der Fähre verspeisen. Noch ist Konsti nämlich nicht wieder da. Caro hat kein Internet und kann ihm so auch nicht schreiben. Sie unterhält sich zur Ablenkung mit der Französin, die erzählt, dass Mimin ihr und ihrem Freund extra aufgetragen hat, vor der Fahrt etwas zu essen. Mal wieder diese Kommunikation. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir einfach früher mit Taco und Tim in die Stadt und dann zur Fähre gefahren. Mittlerweile ist es übrigens kurz nach 14.30 Uhr. Caro wird nervöser und schmiedet schon alternative Pläne. Sie kommt irgendwann auf die Idee Mimin nach einem Hotspot zu fragen. Kein Problem, obwohl sie erst sehr entspannt war und meinte, dass das zeitlich alles kein Problem sei, wirkt sie jetzt etwas angespannter. Auch sie ruft den Fahrer an und fragt, wie der aktuelle Stand der Dinge ist. Konsti antwortet parallel bei WhatsApp. Sie sind auf dem Rückweg und er hat Geld. Der Fahrer hat sogar gefragt, zu welcher Bank wir müssen und hat „AUF GAR KEINEN FALL ZUR BRI“ gut verstanden. Puh, das sollte hinhauen. Um 14:45 Uhr kommt Konsti endlich zurück, wir starten direkt durch auf die Fähre. Die legt nämlich erstaunlich pünktlich um 15 Uhr ab. Was ein kleines Drama. Manchmal ist es doch besser, sich früher und vor allem unabhängig von anderen um solche Dinge zu kümmern. Ein kleiner Drahtseilakt zwischen „cool und relaxed“ bleiben und vorausschauender Planung. Hauptsache: Ende gut, alles gut.*
*Bis auf den Schnaps, den gibt’s jetzt wohl nicht an Konstis Geburtstag.
Tuna Tomini
Die nächsten 14 Stunden verbringen wir auf der Tuna Tomini, um die viel Seemannsgarn gesponnen wird. Ehrlich: In sämtlichen Blogartikeln und Reiseberichten werden viele Geschichten erzählt. Auch von Reisenden, die in die andere Richtung unterwegs waren, haben wir so einiges gehört. DIE große Frage dabei dreht sich in erster Linie um die Tickets. Es gibt drei Hauptkategorien. Die günstigen Plätze, sind Sitzplätze – Economy Class (85.000). Darüber werden Liegeplätze/Betten angeboten. Diese teilen sich in Tatami Tickets (92.000) und Business VIP inkl. Klima (109.000). Für die Cluburlauber und gut betuchten Passagier:innen gibt es noch das Premium-Paket in Form von Kabinen (600.000). Hier nächtigt man in 2-4 Personenkabinen, hat Privatsphäre und eine eigene Toilette sowie eine Klimaanlage. Es kursieren Geschichten von verrauchten Bettenlagern, irrer Hitze, Lautstärke und eigentlich nur einer ertragbaren Lösung: den Kabinen. Wir haben die Business VIP Tickets ausgewählt, da diese mit etwas weniger als 7 Euro pro Person unwesentlich teurer als die günstigeren Klassen sind. Es ist tatsächlich ein bisschen wir ein Bettenlager, allerdings war alles sehr sauber, die Matratzen sind etwas voneinander getrennt, es gibt Stromanschlüsse (gut, bei uns haben sie nicht funktioniert 🤷🏻♂️🤷🏼♀️) und die Klima hat ebenfalls funktioniert. Ein bisschen zu gut, denn nachts wurde es richtig kalt. Besonders für Taco und Tim, die beiden hatten leider die Plätze genau unter der Klimaanlage.
Manch andere Geschichten drehen sich um Stürme, ohrenbetäubenden Wellengang und fast herabstürzenden LKWs. Wir hatten zwar durchgehend Regen und zwischendurch wurde es mal etwas ruckeliger, aber ansonsten hatten wir hier wohl Glück mit dem Wetter. Nur den versprochenen Sonnenunter- und -aufgang konnten wir uns abschminken. Aaaaber alles in allem war die Fahrt gar kein Problem. Wir haben tatsächlich gut geschlafen, die WCs waren zwar eine etwas wackelige und spritzige Angelegenheit (weitere Details ersparen wir euch), aber sonst sauber.




Beste Gesellschaft
Wie schon beschrieben, haben wir uns mit Taco und Tim sofort verstanden. Kaum sind wir auf der Fähre, quatschen wir durchgehend. Wie im Ferienlager sitzen wir auf den Matratzen im Kreis und erzählen uns Geschichten. Dazu gibt’s Chips, Nüsse und Kekse. Bis das Personal um 20 Uhr einfach das Licht ausmacht und beschließt, dass Schlafenszeit ist. Wahrscheinlich zur großen Erleichterung aller anderen im Schlafsaal. Die beiden haben wirklich viel erlebt und einige sehr unterhaltsame Geschichten auf Lager. Wir freuen uns sehr, die beiden kennengelernt zu haben und wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja nochmal irgendwo auf der Welt. Oder halt in Hamburg 😅 Da kommen wir ja schließlich auch ab und zu mal vorbei.
Morgens gegen 5 Uhr kommen wir in Wakai auf den Togian Islands an. Noch sind wir nicht am Ziel, aber freut euch schonmal auf die Weiterreise und eine unerwartete tierische Begegnung. Gottseidank auf Distanz.
