Kein Karakol ohne Duet
Der erste Gang bei unserer Ankunft in Karakol geht in die Apotheke. Glücklicherweise (wie sich später noch herausstellen wird) finden wir schnell das, was wir suchen: Blasenpflaster. Diese sind zwar sehr klein, aber im Doppelpack können wir sogar die große Blase an Konstis Fuß abdecken. Im Anschluss laufen wir zu unserem Hostel. Wir wissen es zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das Duet Hostel wird für die kommenden 1,5 Wochen unsere Wohlfühlbase in Karakol.



Zunächst haben wir nur eine Nacht hier gebucht, da wir noch keine konkreten Pläne haben, aber eines steht sehr schnell fest: Hier fühlen wir uns direkt wohl. Neben einem Dorm mit anliegender Küche und Zweibettzimmern, gehört auch ein Café mit Hinterhofgarten zum Hostel. Wir besiedeln unsere Doppelstockbetten und wollen bei einem Kaffee im Garten weitere Pläne schmieden.
Hart im Nehmen?
Gerade als wir uns aufgrund von Konstis Blasen (gehen geht so) und Caros Schulter-Sonnenbrand dazu entscheiden, die beliebte Alakul-Wanderung um mindestens zwei Tage nach hinten zu schieben, sichten wir zwei offensichtliche Rückkehrer von einer Wanderung, die neben uns Platz nehmen. Sie sind deutlich geschafft und wir quatschen die beiden an, ob sie gerade von der Alakul-Wanderung kommen. Die Burger und das Bier gönnen sie sich um die Mittagszeit nicht ohne Grund. Die beiden sind gerade zurück und berichten uns von ihren Erfahrungen. Zwei junge Engländerinnen kommen hinzu und wir kommen ins Gespräch. Folgende Infos können wir ihnen entlocken:
- Oben gibt es wohl hinter dem Gipfel noch ein bisschen Schnee und es geht auf dieser Seite sehr steil bergab.
- Im ersten Camp war die Übernachtung inkl. Abendessen recht teuer, sie raten uns, selbst Proviant mitzunehmen.
- Besonders der zweite Tag hat es in sich, die beiden haben 10 Stunden gebraucht und es war sehr anstrengend.
- Die beiden Engländerinnen wollen die eigentlich Drei-Tages-Wanderung an einem Tag abreißen („We’ll bash it out!“).
- Eine besonders wichtige Info: Das Wetter soll die nächsten beiden Tage super werden und es ist kein Regen vorhergesagt. Das perfekte Zeitfenster für die Wanderung. Darauffolgend sieht es wesentlich schlechter aus. Der Juli ist natürlich der wärmste Monat. Die viele Sonne führt allerdings zum Schmelzen der Gletscher und zu viel Kondensation, die insbesondere nachmittags auch oft zu Regen in den Bergen führt.
Und wozu führen diese Informationen? In erster Linie zu noch etwas mehr Panik bei Caro. Nicht nur, dass der See sowieso auf 3.500 m liegt und man einen 3.900 m Pass überwinden muss, es liegt noch Schnee und der Abstieg vom Pass soll sehr steil sein. Ob das eine gute Idee für jemanden mit Höhenangst und einer Neigung zur Höhenkrankheit ist? Eines steht jedoch fest, wenn wir die Tour machen wollen, dann bitte bei gutem Wetter und ohne Gewitter. Da es ja mittlerweile fast zum Alltag gehört, entscheiden wir uns, mal wieder unsere Pläne zu ändern.
Karakol City
Karakol ist nicht besonders groß (mit etwa 80.000 Einwohner:innen tatsächlich dennoch die viertgrößte Stadt im Land), man hat allerdings das Gefühl, dass wir uns dadurch einen Eindruck von einer typischen kirgisischen Kleinstadt machen können. Es gibt noch viele einfache Häuser mit Holzverkleidung und verschnörkelten Fensterläden. Die meisten sehen in die Jahre gekommen aus, die Vorgärten sind allerdings im besten Zustand und mit bunten Blümchen bepflanzt. Oft in Kombination mit einem Kirsch- oder Aprikosenbaum.


Was uns hier zum ersten Mal so wirklich bewusst auffällt und wofür wir noch keine echte Erklärung gefunden haben: Überall in Kirgisistan stehen Boxautomaten wie bei uns manchmal auf dem Jahrmarkt/Rummel/Kirmes (sucht euch euren Dialekt aus) herum. Und diese werden tatsächlich auch genutzt.


Dungan Moschee und die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit
Eine der Hauptsehenswürdigkeiten ist die dunganische Moschee, deren Gebetshaus in der Form einer buddhistischen Pagode gebaut wurde. Das farbenfrohe Gebäude ist ausschließlich aus Holz der Tien-Shan-Fichten und angeblich ohne einen einzigen Nagel erbaut worden. Dies stimmt heute nicht mehr ganz, da über die Jahre auch mit Nägeln renoviert wurde. Wir besichtigen sie nur von außen. Zum einen, weil wir nicht angemessen gekleidet sind. Zum anderen aber auch, weil wir eine kleine Gebühr zahlen müssten, was wir in Glaubenshäusern nicht einsehen.
Die russischorthodoxe Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit ist ebenfalls aus Holz und von außen sehr schön anzusehen.

Bazare
Auch hier gibt es natürlich mehrere Bazare, die bei einem Aufenthalt in der Stadt nicht fehlen dürfen. Eine köstliche (und vegetarische!) Besonderheit, die hier zu finden ist, ist Ashlan Fuu. Die kalte Nudelsuppe mit zweierlei Nudelarten, Gewürzen und Ei ist ein richtiges Highlight. Für umgerechnet 60 Cent bekommt man eine Schüssel Suppe und dazu ein Stück gefülltes und frittiertes Brot. Ein Ashlan Fuu Laden reiht sich an den nächsten und in manchen Läden herrscht Hochbetrieb und damit Abarbeitung am Fließband.




Ein „Highlight“ in Karakol lassen wir sehr bewusst aus: den Viehmarkt. Wir haben in einem Blog gelesen, dass man einen Besuch auf dem Markt sein Leben lang nicht vergessen wird und ehrlicherweise befürchten wir genau das.
Preppen für Anfänger
Den Rest des Tages konkretisieren wir die Pläne und bereiten uns auf die Wanderung vor. Verpflegung kaufen, vorkochen, umpacken, duschen. Wir sind nicht die einzigen, die morgen starten und jede/r bereitet sich anders vor: Die Reisegruppe Neuseeland/England ist mit Zelt unterwegs und streckt sich ihre Instant-Gerichte mit roten Linsen. Sie lassen es langsam angehen und wollen sich insgesamt 5 Tage Zeit nehmen. Vielleicht gönnen die beiden Mädels sich auch deshalb noch eine Flasche Rotwein, die kleinen Schnapsflaschen sind schließlich für die Wanderung. Die beiden jungen Engländerinnen sind tiefenentspannt, nehmen ein paar Essensreste mit und kochen ein paar Eier, die sie (kleiner Spoiler) am nächsten Morgen erst herunterfallen lassen und dann doch nicht mitnehmen. Und wir? Wir kochen Pasta und füllen damit unsere heilige Tupperdose. Ansonsten haben wir kleinen Almans natürlich noch Brot, Käse und Gurken dabei. Schließlich darf beim Wandern nicht die gute alte Stulle fehlen ☝️
Auch die Füße wollen entsprechend gepreppt werden, damit die Blasen die Wanderung überstehen.

Wir wollen nicht mit der öffentlichen Marschrutka zum Eingang des Nationalparks fahren. Das ist uns zu spät, lieber wollen wir so früh wie möglich starten.
Der frühe Vogel muss erstmal ein Taxi finden
Der Wecker klingelt um 5.30 Uhr, wir packen schnell unser restliches Gepäck, trinken einen Kaffee und wollen dann mit dem Yandex zum Nationalpark fahren. Doch was wenn um diese Uhrzeit gar kein Yandex verfügbar ist? Am gegenüberliegenden Supermarkt halten kurze Zeit später zwei Taxen und zumindest einer der Fahrer versteht, wo wir hinmöchten und erbarmt sich, uns zu fahren. Glück gehabt. Er fährt uns ein Stück in den Nationalpark. Es ist noch nichts los und wir fahren im Morgendunst durch das etwas Nebel verhangene Tal. Der Blick auf die Berge ist jetzt schon wunderschön und beeindruckend. Eigentlich war vereinbart, dass der Fahrer uns bis zur Broken Bridge im Nationalpark fährt, der Weg ist allerdings schon längst keine geteerte Straße mehr und als wir zwei Mal ordentlich aufsetzen, ist die Fahrt schnell beendet. Der Fahrer erklärt uns, dass er schon weiter gefahren wäre, als ursprünglich vereinbart. Dass das nicht stimmt, wissen wir zwar alle drei, aber da es von dort aus nur noch ein kleines Stück bis zur Broken Bridge ist, lassen wir es gut sein.
Camp 2 – Wir kommen!
Die erste Tagesetappe ist ca. 16 km lang und bis zum zweiten Camp gilt es ca. 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Es ist jetzt ca. Viertel vor 7 Uhr und es sind weit und breit keine anderen Wander:innen zu sehen.



Wir laufen einen breiten, ganz leicht ansteigenden Weg durch das Tal. Die Sonne kommt immer weiter ins Tal und wir freuen uns schon auf die ersten wärmenden Strahlen. Wir laufen entlang des Wassers und hinter einer weiteren Kurve kommt ein wunderschönes Tal. Es ist weitläufig, der Blick auf die Berge ist traumhaft und eine Pferdeherde macht das Bild perfekt. Es ist so schön hier. Kleine Bäche kommen aus den Bergen und wir müssen das ein oder andere Mal über die Steine balancieren.




Mitten im Tal machen legen wir eine Frühstückspause auf einem großen Stein ein. Das Käsebrot schmeckt heute besonders gut 😊

Während wir unser Brot mümmeln, kommt ein besonders fixer Wanderer vorbei, der schnell vorbeizieht. Wie sich später herausstellen wird, handelt es sich dabei um denjenigen, der den beiden britischen Mädels den Gedanken eingepflanzt hat, dass man die ganze Strecke an einem Tag zurücklegen kann. Dass dieser Dude allerdings von Beruf Tourguide und damit ja irgendwie auch professioneller Wanderer ist, ist vielleicht der Unterschied zu uns.
Auffi auf den Berg
Am späten Vormittag kommen wir am ersten Camp vorbei, wir begutachten es nur aus der Ferne, queren eine wackelige Brücke und widmen uns dann dem Anstieg für den heutigen Tag.

Von jetzt an geht es steiler bergauf und wir kommen schnell ins Schwitzen. Irgendwann kommen uns die ersten Wander:innen aus der Gegenrichtung entgegen. Sie sind allesamt begeistert von der Wanderung und dem See, berichten uns aber, dass es gestern noch geschneit hat und wir beim Gipfel vorsichtig sein sollen. Gut, dass heute die Sonne scheint, dann hat der Schnee ja noch Zeit zu schmelzen. Wir werden erneut schnell überholt. Dieses Mal ist es ein einheimischer Porter, der für andere Gäste den schweren und großen Rucksack trägt. Und ja – trotzdem zieht er schnell an uns vorbei. Gar nicht mal so unpraktisch, hinter der nächsten Kurve kommt ein Steinfeld, über das wir klettern müssen. Wir folgen ihm und dann kommt er auch noch ein Stück zurück, um Caro für ein paar Meter den Rucksack abzunehmen – so nett! Das Klettern über die Steine ist ohne Rucksack wesentlich leichter. Auch wenn er selbst, wie wir später feststellen, einen großen Umweg genommen hat und den richtigen Weg auch nicht so ganz kannte. Kurze Zeit später, hinter dem nächsten Hügel, kommt es dann schon: Unser Lager für die Nacht.
Camp 2
Kritisch begutachten wir den Ort. Es stehen ein paar Jurten hier, in der Sonne hängen Decken und Schlafsäcke, im Gras liegen ein paar Isomatten. Ist das wirklich das richtige Camp, in dem es heute noch voll wird? Es ist ausschließlich ein Mann hier, der gerade um eine Jurte einen Wasserablaufkanal herum gräbt. Wir setzen uns erstmal hin und beobachten die Szenerie. Das muss es wohl sein, von hier aus geht es steil weiter bergauf. Das steht uns wohl morgen früh bevor. Es ist gerade mal 12 Uhr und wir waren viel schneller, als wir dachten. Außer uns ist keiner da. Wir klären mit dem Mann, dass wir übernachten können und legen uns erstmal in die Sonne. Mit der Zeit kommen immer mehr Menschen vorbei, viele machen nur eine Pause und ziehen dann weiter. Ob sie alle Zelte dabei haben und heute noch zum See gehen? Wir wissen es nicht genau. Zwischendurch kommen 3 Belgier, die wir auch schon im Hostel kennengelernt haben. Einer von Ihnen trägt den gleichen großen Rucksack, den Caro als Reisebackpack nutzt. Er schnauft und erklärt uns, dass der Rucksack 18 Kilogramm wiegt und die drei heute noch bis zum See laufen wollen. Warum das schwere Gepäck? In seinem Rucksack befinden sich eine Flasche Wodka und 2 Flaschen Eistee. Dann kommen uns zwei Gesichter ebenfalls sehr bekannt vor. Die beiden Engländerinnen kommen an. Sie haben schnell gemerkt, dass es heute nichts mehr wird mit dem vorgenommenen Tagesziel, die komplette Tour an einem Tag abzureißen. Sie gesellen sich zu uns. Vielleicht wollen sie morgen die restlichen beiden Etappen in einem Tag ablaufen („We’ll bash it out“). Die Idee gefällt uns ein bisschen. Hoffentlich wird es heute Nacht nicht zu kalt, die beiden haben zwar noch eine lange Hose und Fleecejacken dabei, das war es aber auch schon mit der Wanderausrüstung. Den Rest des Tages entspannen wir uns auf der Wiese und erkunden etwas die Umgebung. Hinter dem Camp liegt ein kleiner See mit einem Zufluss. Hier können wir unser Wasser auffüllen. Was wir auch noch entdecken? Ein paar Meter von den restlichen Zelten entfernt, steht ein mit grüner Plane verkleidetes Gerüst/Zelt. Aus Gründen ist es oben offen. Die Gründe liegen etwas tiefer. Genauer gesagt in einem ca. 1,50 m tiefen Loch im Boden. Die genaue Beschreibung des sichtbaren Inhaltes ersparen wir euch mal. Wie sollte eine „Toilette“ hier oben auch anders aussehen.







Das Camp wird immer voller und es kommt eine bunte Mischung an Menschen zusammen. Eine Familie aus der Schweiz, die mit ihren Kindern reisen, Australier, eine lustige Alleinreisende aus New York und noch weitere. Wir sitzen alle zusammen im Kreis, lauschen den Reisegeschichten und holen uns Tipps für unsere Weiterreise ab. Als der Host das Essen serviert, bleiben wir zu fünft draußen sitzen. Die Engländerinnen, eine Schweizerin, die aktuell in Kirgistan arbeitet und den Tourismus mit weiterentwickelt und wir. Jetzt dürft ihr raten, was wir alle gemeinsam hatten? Richtig, alles Vegetarier:innen. Es gibt tatsächlich gar kein vegetarisches Essen hier oben. Gut, dass wir unsere Pasta dabei hatten. Als die Sonne verschwindet, wird es schnell kalt. Erst wirken die Engländerinnen diesem Umstand mit dem Konsum von Bier aus einer Liter PET Flasche entgegen. Das gibt’s hier oben lustiger Weise zu kaufen. Das nennen wir mal Prioritäten. Als es dann noch kälter wird, bitten sie den Host ihnen etwas heißes Wasser für eine Instant-Nudeln zu kochen. Sie bekommen Chai mit Milch, so bekommen die Nudeln heute mal eine besondere Geschmacksnote. Sie nehmen es mit Humor und sind dankbar für den warmen Snack. Danach geht es für uns schon in unsere kleine Jurte, es ist noch sehr früh, aber auch schon sehr kalt. Lieber schnell schlafen.
Der See ist das Ziel
Es ist kalt. Sehr kalt. Da wir sowieso die Wandersachen, Pullover, Mütze und Daunenjacke anhatten, sind wir schnell abmarschbereit, putzen die Zähne und verrichten noch schnell die Morgen-Toilette. Dann geht es um 5:45 Uhr los.

Wir kommen an einem Zeltcamp vorbei, dass ein paar Meter hinter unserem Jurtencamp liegt. Auch hier stehen viele Zelte. Ein dickes Eichhörnchen sagt uns kurz „Hallo“, ansonsten schlafen noch alle. Nach dem Camp geht es schnell bergauf und es wird immer steiler. Es ist anstrengend auf dem gerölligen Weg voran zu kommen. Trotzdem wird es nicht wirklich warm, noch hat sich die Sonne hinter dem Berg versteckt. Beim Blick über die Schulter sehen wir unser Camp noch im Schatten und Morgendunst liegen. Unterwegs füllen wir nochmal das Wasser auf, wir sind uns unsicher, wann die nächste Wasserquelle kommt. Nach ca. zwei Stunden Aufstieg und 600 Höhenmetern ist es dann soweit: Wir schaffen es über den ersten Pass auf 3.500 m und blicken auf den Alakul See. Die Aussicht ist sensationell. Die Berge spiegeln sich im See und wir sichten ein Zelt und Wander:innen, die sogar nur im Schlafsack unter freiem Himmel schlafen. Wahnsinn, das muss so kalt gewesen sein. Allerdings auch sehr schön, da es hier oben absolut gar keine Lichtverschmutzung gibt.


Der Hunger ist bei uns mittlerweile groß, wir wollen aber unbedingt ein Plätzchen in der Sonne finden. Daher gibt es eine schnelle Snack-Banane. Besonders die Finger und die Nase sind richtig kalt und eingefroren. Wir gehen auf mittlerer Höhe auf dem Weg weiter und suchen uns einem sonnigen Frühstücksspot. Andere bauen Stein-Türme, wir stapeln Gurken- und Käse-Scheiben. Das Frühstück ist köstlich und wir wissen es heute besonders zu schätzen.


Nach 1 kommt 2
Wir laufen auf mittlerer Höhe entlang des Sees. Als nächstes steht der zweite Pass, der uns auf 3.900 Meter führt, an. Der Weg ist in der Ferne beim Geröll kaum zu erkennen. Jetzt wird es warm und geht wieder steil bergauf. Weitere 2,5 km, 400 Höhenmeter, zahlreichen Verschnaufpausen (insbesondere für Caro) später kommen wir oben an. Die Aussicht auf den linken Teil des Sees ist noch schöner. Auf dem türkis blauen Wasser schwimmen noch Eisreste, hohe Berge mit Puderzucker bestäubt, runden dieses schöne Bild ab. Aber seht selbst 😉.





Abfahrt!
Nachdem uns auf dem letzten Stück einer der Belgier entgegengekommen ist, der aufgrund des Weges wieder umgedreht und den gleichen Weg zurückgeht, beschäftigen wir uns jetzt ebenfalls mit dieser Entscheidung. Beim Blick über die Kuppe sehen wir zwei Wege/Möglichkeiten:
- Ein Wanderer krachselt inmitten eines steilen Geröllfeldes. Viele kleine Steinchen rollen den Berg herunter, das sieht wirklich uncool aus.
- Ein Zickzack Weg über 2-3 kleine Schneefelder und dann Berg runter.
Nicht nur wir stehen vor dieser Entscheidung. Wir lernen Lucy kennen, eine alleinreisende Lehrerin aus England, die derzeit in Seoul lebt und dort arbeitet. Ein Paar, vermutlich Locals, ist ebenfalls noch oben. Die beiden sprechen kein Englisch und haben offensichtlich auch keinerlei Bedenken Weg 2 zu beschreiten (auf dem Foto unten könnt ihr den Weg einigermaßen erahnen – man sieht immer ein paar Fußstapfen im Schnee, wenn man ranzoomt). Wir schließen uns mit Lucy zusammen und wollen es versuchen. Es sieht gar nicht so schlimm aus und es stellt sich auch schnell heraus, dass der Weg gut machbar ist. Es ist zwar rutschig und an besonders steilen Stellen, setzen wir uns alle mal kurz auf den Po, kommen aber kurze Zeit später wieder zum Stehen.


Darauf folgt ein sehr gerölliger Weg, den wir halb rutschend schnell zurücklegen. Dann haben wir es geschafft und verabschieden uns wieder von Lucy. Wir werden sie später aber noch öfter wieder treffen.
Es geht bergab!
Für heute haben wir alle Höhenmeter (bergauf) hinter uns gelassen. Es ist jetzt 11 Uhr, wir gönnen uns einen Nussriegel und überlegen, wie schnell wir wohl die anstehenden 10 km bis zum nächsten Camp in Altyn-Arashan zurücklegen. Seit gestern haben wir so einen Gedanken. Können wir es schaffen, heute auch die Etappe von morgen dranzuhängen und uns eine Übernachtung zu sparen? Können wir es outbashen? Laut der Jungs im Hostel soll die Strecke aus dem letzten Dorf ca. 3 Stunden dauern und eine Schotterpiste entlangführen, auf der Autos unterwegs sind, also auch technisch nicht besonders anspruchsvoll sein. Das wäre ja irgendwie noch machbar, oder? Konstis Blasen haben sich mittlerweile vermehrt, die Füße sind auf und die Aussichten auf eine heutige Zielerreichung, ein Bier und etwas Leckeres zu essen sind sehr verlockend. Mal sehen, wir wollen schauen, wie lange wir brauchen und dann spontan entscheiden.
… auf Umwegen!
Jetzt geht es erstmal bergab. Über kleine Wege über Wiesen zwischen den Bergen geht es Richtung Tal. Im der Mitte fließt ein kleiner Fluss. Überall sind Kühe und Pferde. Ab und zu kommen uns Reiter entgegnen (na klar!).


Von dieser Seite lässt sich der Berg mit dem Pferd bestreiten, nur das letzte Stück muss dann noch zu Fuß zurückgelegt werden. Dann geht’s den gleichen Weg zurück. Wir genießen die Sonne und den wesentlich entspannteren Weg. Apropos Weg: Da passiert uns irgendwann ein Missgeschick, wir nehmen eine falsche Abbiegung, als wir es merken, wollen wir trotzdem versuchen weiter bergab zu gehen und dann wieder auf den richtigen Weg zu finden. Leider nein. Wir müssen nämlich feststellen, dass wir auf die andere Seite des Flusses müssen (wer hätte auch ahnen können, dass die handgemalte Karte an der Wand im Hostel nicht ganz exakt ist).

Das geht weiter unten nicht mehr so einfach. Es führt also kein Weg dran vorbei. Wir müssen wieder hoch zur Abzweigung. Als wir dann am Fluss ankommen, müssen wir feststellen, dass es gar keine Brücke gibt.
Wasserdurchquerung
Auf der anderen Seite ist eine Wandergruppe. Dieser müssen wir wohl oder übel ein paar Sätze widmen. Es gibt ja verschiedene Typen von Wander:innen, diese Gruppe gehört zu der, die ALLES an hochwertigem Equipment an sich tragen, was es auf dem Markt für Outdoor-Freaks zu erstehen gibt: Wanderhosen, atmungsaktive, möglichst strahlend leuchtende Oberteile, Wanderschuhe, Stöcke und nicht zu vergessen ein möglichst großer und uncooler Hut oder teilweise auch Helme (wofür auch immer diese hier benötigt werden). Sonnenbrille, Rucksack, weiße Sonnencreme im Gesicht. Die Sitzmatte für das Päuschen klemmt direkt am Hintern. Natürlich hat die Gruppe Krocks dabei, die kurzerhand gegen die Wanderschuhe getauscht werden. Dazu die Stöcke und schwuppdiwupp hat die Gruppe den Fluss durchquert. Zugegebenermaßen sah das bei uns etwas aus. Wir haben keine Lust auf nasse Schuhe, darum entscheiden wir uns für die Barfuß-Durchquerung. Gar nicht mal so einfach das Gleichgewicht zu halten, das Wasser ist natürlich eiskalt. Drüben angekommen muss Konsti erstmal seine Blasen versorgen.

Waschen, desinfizieren, neue Pflaster, alles wieder anziehen.. Gut, dass wir das Prozedere erst vor einer Stunde hatten. Wenn wir das gewusst hätten 🙈 Lucy ist da fixer und holt uns wieder ein, zumindest kurz. Denn etwas weiter unten, holen wir sie ein.
Ab nach Altyn-Arashan
Es geht weiter und immer weiter runter. Uns ist nicht immer ganz klar, wie der Weg verläuft. Wir erfragen den Weg und laufen manchmal auch einfach zwei Reitern hinterher. Der Weg zieht sich und gegen 15 Uhr erreichen wir das eigentliche Etappenziel, Altyn-Arashan. Hier befinden sich Hot Springs, die von Besucher:innen gerne nach der Wanderung genutzt werden. Hier sieht es ganz anders aus als oben im Camp. Es sieht eher aus wie ein kleines Dorf mit richtiger Infrastruktur.



Auch mit einem Jeep kann man hier problemlos hinkommen. Das bedeutet aber auch wesentlich mehr Tourismus. Wir werden direkt angesprochen, ob wir hier Übernachten, Mittagessen oder die Hot Springs nutzen möchten. Nein danke, völlig verschwitzt und bei mindestens 25 Grad brauchen wir keine Hot Springs, aber die Coca Cola, die nehmen wir! Sie ist warm, aber das macht uns gar nichts, sie schmeckt trotzdem hervorragend. Die Dame, die uns die Cola verkauft, bietet uns ebenfalls ein Taxi nach unten an. Erst für umgerechnet 40 Euro, dann für 35 Euro. Wir machen erst einmal Pause und verzehren unsere letzten Vorräte. Wenn wir wirklich nur drei Stunden für die restlichen 19 km brauchen, dann wäre es machbar. Unsere Beine sind jetzt schon schwer und müde sind wir auch. Aber die Aussichten auf eine Nacht im Hostelbett, eine Dusche und ein Bier treiben uns an. Wir gehen es an. Wenn dann noch jemand mit dem Auto an uns vorbeifährt, können wir immer noch den Daumen raushalten.
Können wir das schaffen?
Nach dem Mittagessen fühlen wir uns gestärkt und legen in gutem Tempo los. Es geht weiterhin bergab. Leider nicht ganz so gut ausgebaut, wie erhofft, aber die Umgebung bleibt wunderschön. Der Wald wird grün und dicht, in der Ferne hören wir das Rauschen des Flusses im Tal.

Wir laufen, laufen und laufen. Es zieht sich. Wir begegnen ein paar Wander:innen und ein paar Autos. Allerdings gehen bzw. fahren alle bergauf und keiner bergab. Wir haben weder Empfang noch Internet. Langsam merken wir unsere Knie. Naja eigentlich merken wir alles, auch die Waden, Oberschenkel, den Rücken.. Wir machen uns einen Podcast an, um uns abzulenken. Irgendwann laufen wir aus dem Nationalpark heraus und mit den ersten Häusern kommt auch der Empfang. Wir sehen, dass der Weg bis ins eigentliche Dorf, von dem aus Marschrutkas fahren würden, noch länger ist, als gedacht. Wir versuchen ein Yandex zu rufen, aber keine Chance. Hier gibt es keine Verfügbarkeiten. Wir sind bereit jedes Auto anzuhalten, um einen noch so kleinen Weg damit zurück zu legen. Die Autos bzw. die Fahrer sehen das wohl anders. Es hält kein Auto an, aber dann die Rettung. Ein Taxi fährt in die entgegengesetzte Richtung. Es hält an und der Fahrer verspricht in 10 Minuten zurück zu kommen, wenn er seine aktuelle Fahrt beendet hat. Ein Traum! Dieses Angebot nehmen wir an, koste es, was es wolle. Die Wartezeit verbringen wir mit einer kurzen Stärkung. Es ist jetzt 19 Uhr, wir sind seit 13 Stunden unterwegs, haben nur heute über 56.000 Schritte, fast 40 km Strecke und 1.000 Höhenmeter zurückgelegt. Wir sind stolz wie Bolle, durchgeschwitzt und völlig fertig.

Gönnung und Erholung
Im Hostel angekommen, springen wir unter die Dusche, lassen ansonsten alles stehen und liegen und begeben uns in den Garten des Cafés. Heute Abend gibt es Livemusik und traditionelles Entertainment mit einem Manas-Sänger.

Wir bestellen uns Bier, Pizza und Nudeln. Wir genießen alles sehr und haben noch einen entspannten Abend. Die Nacht im Hostelbett gleicht heute einer Nacht im Boxspringbett eines 5-Sterne Hotels. Die beiden Engländerinnen kommen heute übrigens nicht mehr. Wir sind uns sicher, dass sie morgen die dritte Etappe outbashen.
Die kommenden Tage lassen wir entspannter angehen. Wir schlafen aus, legen die Füße hoch, sortieren die Fotos und holen ein paar Blogartikel nach. Im Hostel kommen wir mit vielen netten Menschen in Kontakt und trinken abends zusammen ein Bierchen.


Wir sind begeistert von den Geschichten, die uns hier begegnen. Moritz und Noah aus der Schweiz sind auf dem Weg nach Seoul zum Weltpfadfinderlager. Weitestgehend ohne Flugzeug, aber ratet mal, wer das Schicksal mit dem chinesischen Visum teilt? Den Blog der beiden findet ihr übrigens hier. Gareth und sein 19-jähriger Sohn Rhys sind gemeinsam unterwegs, nachdem Rhys nach der Schule komplett Südostasien bereist hat und danach im Australien gearbeitet hat. Neben diesen ganzen Erfahrungen, die er in jungem Alter sammeln konnte, läuft er 1.500 m Distanz in unter 4 Minuten und studiert ab dem Wintersemester dann literally Rocket Science, klar. Der Humor der beiden ist unschlagbar und macht die beiden dazu noch supersympathisch. Coline aus Frankreich reist mit dem Fahrrad aus Malaysia, wo sie für eine NGO gearbeitet hat, zurück nach Frankreich. Sie schläft eigentlich nur im Zelt und hat den letzten Monat im Duet Hostel gearbeitet. Wir sind schwer beeindruckt, kommen uns mit unserer profanen Weltreise mal wieder etwas klein vor und genießen den Abend sehr.
Am nächsten Morgen machen wir noch einen recht spontanen Kajak Ausflug zum Issykköl See. Die normalen Preise sind uns zu teuer, wir bekommen aber das Angebot, uns einer kurzen Tour von zwei anderen anzuschließen und dafür zu zahlen, was wir wollen. Da sagen wir natürlich nicht nein. Die Kajak Tour ist recht kurz, hat es aber aufgrund der Wellen auf dem Rückweg tatsächlich in sich und ist eine willkommene Abwechslung zum Wandern. Der davon kommende Muskelkater und die Blasen sind natürlich noch allgegenwärtig.



Abends statten wir der nahegelegenen Bar „The Hut“ noch einen Besuch ab. Schon vor der Wanderung zum Alaköl-See haben wir hier ein schnelles Bier getrunken. Das „The Hut“ überzeugt mit vielem: Gutes lokales Bier, eine sehr gute Musikauswahl, einem Barkeeper, der Deutsch spricht, weil er eine deutsche Freundin in Kassel hat und eine politische Haltung hat, die unserer nicht ganz fern ist, Dartscheibe und Kicker, … Das wichtigste Argument für das „The Hut“ ist allerdings BB, ein kleiner, total verspielter Kater, der dem Hut zugelaufen ist. Wir trinken ein Bier und beginnen ein Dart-Spiel. Doch schon nach kurzer Zeit gesellt sich BB zu uns, der von den fliegenden Pfeilen angelockt wurde. Kurzum: Wir trinken ein paar Bier und spielen gefühlt den ganzen Abend mit BB, der irgendwann völlig erschöpft auf sein Kissen an der Bar gelegt wird, wo er einschläft.





Schon während unser Wanderung kam Konsti die Idee, ob wir nicht noch einen Campingausflug in der Region hier dranhängen sollten. Das Equipment kann man sich in Karakol problemlos ausleihen. Gesagt getan. Wir leihen uns das Equipment aus und die Vorbereitungen beginnen von vorne. Wieder alles umpacken, sich für einen Ort entscheiden und ganz wichtig: Die Planung des Proviants. Projekt Glamping kann starten.
Projekt Glamping
Wir starten morgens mit unseren großen und voll bepackten Backpacks in Richtung Jeti Oguz. Dieses Tal liegt nicht weit von Karakol entfernt. Bewusst haben wir uns keine Route herausgepickt. Wir wollen einfach drauf losgehen und irgendwo bleiben, wo es uns gefällt, uns schön einrichten und die Umgebung genießen. Mit dem Minibus fahren wir in Richtung Jeti Oguz Dorf. Die Verständigung ist mal wieder semi und wir gehen davon aus, dass wir vom Dorf an der Hauptstraße das weitere Stück bis zum Anfang des Wanderwegs zu Fuß zurücklegen müssen. Als wir an der Tankstelle halten, spricht der Fahrer mit jemandem von der Tankstelle und kurzerhand werden wir in ein Auto verfrachtet. Der Busfahrer gibt dem Autofahrer einen Teil der mit uns vereinbarten Summe und schon werden wir weiter kutschiert. Wir werden direkt bei den „7 Bulls“ rausgelassen. Die sieben nebeneinander stehenden Felsen aus rotem Sandstein sehen wirklich schön aus. So schnell haben wir das erste Highlight abgehakt.



Dann stiefeln wir auch schon drauf los. Der Weg führt wieder durch ein Tal, entlang des Flusses, den wir immer wieder über eine Brücke hin und her passieren. Die Umgebung ist sehr schön.


Das einzige, was uns wundert, ist, dass immer wieder mal ein Auto vorbei fährt. Es sieht so aus, als wenn hier öfter Tourist:innen eskortiert werden. Das erklärt auch die vielen Jurten, die sich hinter dem nächsten Hügel erheben. Was sich aber als noch ein viel schöneres Erlebnis einbrennen wird, steht keine 20 Meter weit weg von uns auf der Wiese.
Eselliebe auf den ersten Blick
Caro nähert sich den beiden Eseln auf der Wiese vorsichtig an. Natürlich, wir lieben alles, was flauschig ist und würden am liebsten jedes Tier mit Streicheleinheiten überschütten. Normalerweise nehmen die größeren Tiere frühzeitig reißaus und Caro bleibt oft enttäuscht zurück. Aber diiiieses Mal ist es anders. Der kleine Esel bleibt stehen und scheint neugierig zu sein. Und als der erste Krauler taktisch gut angesetzt und durchgeführt würde, ist es um beide Parteien geschehen. Der Esel erkennt sofort den Benefit und Caro ist total aus dem Häuschen, dass die Liebe erwidert wird. So lässt sich der kleine Esel sichtlich erfreut ein paar Minuten kuscheln und kraulen, kommt immer näher und ist auch nicht abgeneigt, sich für ein Erinnerungsbild in die beste Position (mit Körperkontakt) zu begeben.


Der Abschied fällt insbesondere einer Partei besonders schwer, aber Caro verspricht in zwei Tagen wieder zu kommen. Ob diese Liebe bestand hat, wird sich noch herausstellen.
„Du musst hart sein, wenn der Dschungel weint“
Es soll wohl einen Wasserfall in der Nähe geben. Laut Beschreibung des Weges sollen wir nach der 5ten Brücke einfach die Einheimischen fragen. Gesagt getan, sie leiten uns nach rechts und wir folgen dem Weg. Irgendwann stellen wir aber fest, dass wir uns immer weiter von unserem eigentlichen Tal und Fluss entfernen und das wir eigentlich einen anderen Wasserfall ansteuern wollten. Naja, dann gehen wir lieber wieder zurück. Langsam ziehen die Wolken zu (Wie war das mit dem Regen am Nachmittag?). Kurz darauf bekommen wir die ersten Tropfen ab, während Konsti noch überlegt, ob er nur das Regencape für den Rucksack nutzt oder auch eine Regenjacke drüber zieht, erübrigt sich die Frage schnell. Es fängt wie aus Eimern an, zu schütten. Dazu kommt ein lautes Gewitter, das sich direkt über uns befindet.


Wir stellen uns unter die Bäume (jaja doof bei Gewitter und so) und wollen den Moment nutzen, um ein schnelles Käsebrot zu essen. Das müssen wir schneller essen als gedacht, da auch die Bäume nicht genug Schutz bieten und wir doch nass werden. Aber wir sind ja nicht aus Zucker (zumindest noch nicht) und setzen nachdem das Schlimmste vorüber ist, den Weg fort.
Influencer in der Wildnis
Auch wenn es bei uns nicht für eine Instagram-Karriere reicht, gönnen wir natürlich anderen Menschen diesen Ruhm. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. So verfolgen wir (vielleicht auch nicht ganz uneigennützig) einige Profile, die sich zur Zeit ebenfalls in der gleichen Region aufhalten. Besonders angetan hat es uns ein deutsches Pärchen, die mit dem Camper unterwegs sind. Konsti hatte ihnen bereits mal eine Nachricht geschrieben, ob wir ggf. für ein Bier-Date zusammenkommen wollen. Leider hat es zeitlich nicht gepasst (oder unser nicht vorhandener Fame war zu abschreckend 🤷🏼♀️🤷🏻♂️), dafür entdecken wir jetzt den Camper von Busleven, einem Instagram Account von einem niederländischem Pärchen, die sich zuvor mit dem deutschen Pärchen getroffen haben. Wir gehen etwas näher an den Camper ran, es ist aber niemand zu sehen und keinesfalls wollen wir aufdringlich (oder creepy 😅) wirken. Ein Foto machen wir dennoch und setzen unseren Weg fort.

Kurz darauf kommt uns ein Pärchen mit Hund entgegen. Könnten sie das sein und weißt du, wie die aussehen? Caro hat keine Ahnung und Konsti spricht sie einfach an. Yes, right. Die beiden waren gerade mit dem Hund spazieren und wir quatschen kurz. Cool, dass man sich mitten im Nirgendwo trifft.
Spot(ting)
Wir halten unsere Augen immer wieder nach einem guten Spot für die Nacht offen. Es gab schon schöne Stellen, aber immer etwas in der Nähe des Weges, wo anscheinend immer mal wieder ein Auto vorbei kommt.


Wir hätten aber gerne etwas Abgeschiedenheit für das Abenteuerfeeling. Irgendwann hört der Weg auf und wir steuern auf ein Tal zu. Es ist weitläufig, in der Mitte befindet sich ein Fluss und eine Pferdeherde grast inmitten des Tals. Wir gehen auf Erkundungstour und schließlich spottet Konsti unseren perfekten Platz für die Nacht. Etwas geschützt von Sträuchern und direkt am Wasser bauen wir nun unser Zelt auf.


Kaum haben wir es uns kurz gemütlich gemacht, fallen uns auch schon die Äuglein zu und wir machen eine kleine Siesta. Wie es sich für echte Camper gehört, erkunden wir im Anschluss die Umgebung, sammeln (nasses) Holz und bauen eine kleine Feuerstelle auf. Wenn wir schon schwere Rucksäcke tragen, dann aber bitte mit ein bisschen Luxus in Form einer Weinflasche. Diese wird direkt vor dem Zelt im Wasser versenkt, um die optimale Trinktemperatur zu gewährleisten.

Die Sache mit dem Feuer
Kurzer Rückblick. Während wir heute wandern, fragt Caro kurz erschrocken: Hast du das Feuerzeug eingepackt??? Jaaa, das ist dabei. Kurz spaßen wir darüber, wie blöd es wäre, wenn wir kein Feuer machen könnten. Kein warmes Essen, keine Möglichkeit Wasser zum Trinken abzukochen, kein Lagerfeuer, kein Porridge und Kaffee am Morgen..
Jetzt kramt Konsti das frisch gekaufte und zuvor getestete Feuerzeug aus der Tasche. Es ist zwar dabei, allerdings funktioniert es nicht. Trotz mehrfachen Versuchen ist da nichts zu machen. Klassiker. Aber wir haben Glück im Unglück. Wir sind glücklicherweise nicht ganz so abgeschieden und mitten im Nirgendwo. Knapp 15 Minuten zu Fuß entfernt, sind wir an einer Jurte vorbei gelaufen. Wir begeben uns auf den Weg dorthin und schon von weitem sehen wir Menschen bei einer kleinen Pferdekoppel. Die Familie ist gerade dabei, die Pferde zu melken (hört sich sehr ungewohnt an, oder?). Wir verständigen uns mit Hand, Fuß und kaputtem Feuerzeug, der Mann versteht sofort, lächelt und nickt. Dann setzen sie das Melken fort. Wir stehen ein bisschen wie Falschgeld in der Gegend rum und beobachten die Szenerie. Die Fohlen sind separat eingezäunt, während die Stuten gemolken werden. Nicht alle Stuten sind begeistert, werden daher eingefercht und in Schach gehalten. Das hindert die schwarze Stute nicht daran, sich mit Hufe und Bissen zu wehren, viel Chancen hat sie leider nicht. 10 Meter entfernt kümmert sich ein Hengst um den Zuwachs von Fohlen in der Herde. Dann werden die Fohlen zu ihren Mamas gelassen und gemeinsam traben sie ins Tal davon. Wir folgen der Familie mit zwei Kindern zur Jurte, wo uns der Mann zwei Packungen Streichhölzer schenkt. Eine monetäre Gegenleistung wird vehement abgelehnt. Mega, das Abendessen ist gerettet!
Guten!
Zurück in unseren Camp machen wir uns direkt ans Essen. Wir haben mal wieder Pasta mit Pilz-Sahne-Soße vorgekocht und passend zum Glamping gibt’s heute sogar Parmesan. Wir genießen das Abendessen direkt am Fluss und öffnen die mittlerweile gut gekühlte Flasche Wein. Uns geht’s wirklich gut. Jetzt fehlt nur noch das romantische Lagerfeuer. Mit nassem Holz keine einfache Angelegenheit. Wir müssen viel Geduld aufbringen, opfern viele Streichhölzer, nehmen den Gaskocher zu Hilfe und irgendwann klappt es dann doch.







Wir genießen den Moment und während es um uns rum immer kälter wird, können wir uns am Feuer wärmen.
Moin!
Wir schlafen länger als gedacht und werden von der wärmenden Sonne auf dem Zelt geweckt. Zumindest Caro. Konsti schlummert noch tief und fest und merkt nicht mal, dass Caro aufsteht und sich an den Fluss setzt. Als Konsti irgendwann aufwacht, ist er noch leicht orientierungslos und gefühlt in einem anderen Jahr.



Hier wird dringend ein Kaffee benötigt. Dazu gibt’s Porridge mit frischem Obst, Rosinen und Nüssen. Legt hier etwas jemand die Prioritäten aufs Essen? 😅


Beim Spülen im Fluss passiert Konsti dann noch ein kleines Missgeschick, war wohl ein Kaffee zu wenig heute. Der Fluss trägt zwar viel weniger Wasser als gestern noch, auf einem nassen Stein rutscht Konsti allerdings aus und steht mit einem Fuß im Fluss.

Tag 2 – von Anstiegen, nassen Füßen und keinem Wasserfall
Nach unserem Slow Morning packen wir alles in Ruhe zusammen und starten entspannt in den Tag. Wir wollen wieder den Rückweg ansteuern und vielleicht einen kleinen Abstecher zum Wasserfall machen. Zu den Zeitpunkt konnten wir noch nicht ahnen, dass dieser Wasserfall für uns in unerreichbarer Höhe liegt und dass die aktuell noch strahlende Sonne uns nicht den Rest des Tages begleiten wird. Nachdem wir ein Stück durchs Tal laufen, kommen wir an die Kreuzung zum Wasserfall. Von nun an geht es richtig steil bergauf. Keine halbe Stunde später verdichten sich die Wolken und es bricht erneut ein starker Schauer und Gewitter über uns rein. Na gut, dann machen wir erstmal wieder eine Käsebrot-Pause unter den Bäumen. Dann geht es weiter bergauf.



Leider ist der kleine Trampelpfad durch den Regen super matschig und damit auch sehr rutschig. Schnell haben wir nasse Füße, weil wir aufs Gras ausweichen. Trotzdem setzen wir den Weg weiter fort, uns kommen zwar erste Zweifel, dass wir es vielleicht nicht bis zum Wasserfall schaffen, aber vielleicht finden wir ja zumindest einen netten Spot für die zweite Nacht. Durch den Regen sind nicht nur die Wege matschig, sondern auch die Bäche geflutet. Eigentlich könnte man wahrscheinlich über Steine hüpfen, um das Wasser zu queren, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Unsere Füße und Schuhe werden erneut mit Wasser getränkt. Das wird bei dem Wetter wohl nicht mehr trocknen. Und weil nasse Füße noch nicht nass genug sind, folgt auf der nächsten Anhöhe der nächste Schauer. Was als Schauer beginnt, wird dann von Gewitter begleitet und endet schließlich im Hagel.


Puh, so langsam verlässt uns die Motivation. Es sieht nicht danach aus, als wenn es in 15 Minuten vorbei ist und ohne Handyempfang haben wir auch keine Ahnung, wie lange es noch bis zum Wasserfall ist. Ein Stück zurück hatten wir bereits einen potentiellen Campingspot gesichtet, das wird wohl unser heutiges Ziel werden. Wir gehen ein Stück zurück und bauen unser Camp für die Nacht auf.
Zeltromantik
Heute wird es wohl nichts mit einem wärmenden Feuer. Wir sind schon froh, dass wir das Zelt im Regen schnell aufgebaut bekommen und uns dann ins Trockene begeben können. Schnell in die trockenen Socken und in den Schlafsack kuscheln. Wir wärmen uns auf, hören Podcast und bereiten schonmal das Abendessen vor. Passend zur Abendessenszeit hört es auf, zu regnen und die Abendsonne lässt sich kurz blicken. Heute gibt es gebratenes Gemüse mit roten Linsen. Als Premium Topping kommt noch der restliche Parmesan oben drauf.



Wir essen im Zelt und lassen den Abend mit Kniffel und etwas Musik ausklingen.
Start your day right!
Wenn ihr euch noch fragt, wie die Nächte im Zelt waren, hier eine kurze Zusammenfassung: Kalt, unbequem und eng. Die versprochene Komforttemperatur der Schlafsäcke für bis zu -10 Grad möchten wir hiermit in Frage stellen. Und ja, wir sind keine 18 mehr, das hat uns unser Rücken auch nochmal zu verstehen gegeben. Dafür kommt uns jedes Hostelbett umso bequemer vor und natürlich hat uns das Campen wahnsinnig viel Spaß gemacht. Wir starten heute etwas früher in den Tag und genießen unser Porridge und Kaffee im warmen Zelt, bevor wir danach gut gestärkt aufbrechen.



Auf Wiedersehen
Bergab sind wir heute wesentlich schneller und der Matsch ist glücklicherweise nicht mehr so rutschig wie gestern.


Wir kommen gut voran und langsam steigt die Aufregung – sehen wir heute unseren Kuschelesel wieder? Bei den Wiesen angekommen, sehen wir zwar Kühe, Pferde und Schafe, aber erstmal keinen Esel weit und breit. Wir gehen weiter und hinter dem letzten kleinen Hügel tauchen sie dann doch auf. Caro nähert sich langsam an und nimmt wieder Kontakt auf. Es dauert einen kleinen Moment, aber dann ist die Verbindung wieder hergestellt. Der kleine Esel genießt die Kuscheleinheit und schnaubt zufrieden.


Caro ist wieder auf Wolke 7 und nach einer Viertelstunde fällt der Abschied sichtbar schwer. Auf dem letzten Stück des Weges ziehen die Wolken wieder zu. Schaffen wir es heute mal dem Regen zu entkommen? Natürlich nicht. Nur ca. 500 Meter vor dem Dorf fängt es wieder an, zu schütten und auf dem kurzen Stück, das wir schnellen Schrittes zurücklegen, werden wir ordentlich nass. Dafür finden wir im Dorf schnell einen Fahrer, der uns zurück nach Karakol fährt. Wir bringen schnell das Campingmaterial zurück und freuen uns dann auf die Dusche und einen entspannten Tag in unserem Hostel.
Wohlfühlblase
Die nächsten Tage entspannen wir nochmal im Duet Hostel, schreiben an den Berichten weiter, waschen unsere Klamotten (mehr oder weniger erfolgreich), quatschen mit unseren netten Bekanntschaften und planen unsere Weiterreise. Am letzten Abend steht nochmal Livemusik und Tanz in Hostel an, der perfekte Abschluss für unseren Aufenthalt hier in Karakol.



Dazu gibt es ein paar Bierchen. Ab morgen geht es für uns zu dritt weiter. Jonas aus Frankfurt hat das gleiche Ziel. Reisegruppe Germaniya ist bereit für den Songköl See.